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Politik Gesellschaft

Das ist Bahnsinn

Die Gewerkschaft der Lokführer (GdL) möchte von Mittwoch bis Samstag im Güter-, Nah- und Fernverkehr streiken.

Allerdings drohte GDL-Chef Schell im Gespräch mit der “Passauer Neuen Presse”: “Wir können einen Streik länger durchhalten, als es die Bundesrepublik verkraftet“, sagte er, „und vor allem deutlich länger, als der Bahnvorstand dies glaubt“.

Zitat: Welt.de

Äh, okay. Alles klar.

Leute, wenn Eure Streikkassen so dermaßen gefüllt sind, dass Ihr schon verbal Fuffies im Club schmeißt, wie wäre es dann, wenn Ihr einfach alle Gewerkschaftsfunktionäre würdet, Euch quasi selbst durchfüttert und die Führerstände für Leute räumt, die Spaß am Zugfahren hätten?

Vielleicht könnte man auch einfach in irgendeinem Stadttheater einen schmucken Balkon räumen, Schell und Mehdorn dort in die Sessel tackern und den ganzen Tag im Kinderprogramm grummeln lassen, während Gewerkschaft und Unternehmen von weniger dickköpfigen Menschen geführt werden.

Mit einer Intervention des Bahn-Eigentümers (das sind Sie und ich, vertreten durch die Bundesregierung) ist bis auf weiteres übrigens auch nicht zu rechnen, denn in Berlin hat man gerade andere Sorgen.

(Hölle, Hölle, Hölle!)

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Unterwegs

Lukas und die Lokomotivführer: Liveblog

Extreme Situationen erfordern extreme Mittel: Ich muss heute Abend in Dinslaken auf einer Hochzeit tanzen sein. Im Moment bin ich aber noch in Bochum. Zwischen mir und meinem Ziel steht also der Lokführerstreik der Gewerkschaft von dem Mann mit der Bata-Illic-Maske.

Und weil ich nun mal Bahnfahren muss, dachte ich mir, ich mache mir den Spaß und blogge drüber – live und … äh: live halt. Da ich kein blogfähiges Mobiltelefon habe, wird meine reizende Assistentin Kathrin meine (vermutlich irgendwann verzweifelten) Anrufe, SMSen und Rauchzeichen hier für mich niederschreiben.

Und jetzt geht’s los …

16:29: Bochum Hauptbahnhof: Es ist nicht sonderlich voll und die Anzeigentafel sieht auch normal aus. Die werden doch nicht etwa ohne mich streiken?

16:35: Sitze im fahrenden Regionalexpress nach Düsseldorf. Entweder kam der zu früh oder 59 Minuten zu spät.

16:46: Stehen seit einigen Minuten in Wattenscheid, weil uns “schon wieder” ein ICE überholt. Auf dem Gegengleis: Der Regionalexpress nach Minden. Entweder pünktlich oder eine volle Stunde zu spät.

16:55: Essen Hauptbahnhof: So sieht kein Freitagnachmittag-Feierabendverkehr aus, es sind kaum Leute unterwegs. Und wir fahren weiter.

17:11: Duisburg Hauptbahnhof: Hier fällt mehr aus, die wenigen Reisenden wirken lethargisch. Mein Regionalexpress nach Dinslaken ist mit 5 Minuten Verspätung angeschlagen. Seit wann gibts hier eigentlich Starbucks?

17:25: Mein neuer Freund bei Starbucks meinte eben, heute morgen sei der Laden voll mit Gestrandeten gewesen. Hoffentlich haben die da nicht auch schon ihren neuen Kollegen eingearbeitet… Mein Regionalexpress ist da und und auch nur 5 Minuten zu spät.

17:40: Schon in Oberhausen-Holten. Letzte Chance, mich aufzuhalten, liebe GDL!

17:46: Dinslaken Bahnhof. Da brauch ich ja länger für den Fußweg zu meinen Eltern als von Bochum hierhin. Was für eine Liveblog-Blamage!

18:16: Honey, I’m home! Ich, der ich bei jeder zweiten Bahnfahrt einen cholerischen Anfall kriege, dessen Züge grundsätzlich Verspätung haben, bin selten ruhiger und entspannter Zug gefahren. Wenn ein Streik der Lokführer so aussieht, können die meinetwegen jetzt jeden Tag streiken …

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Fernsehen Rundfunk

“Geh in die rechte Ecke und schäm dich!”

Es gibt Situationen, da stehen sich zwei Menschen gegenüber und man weiß gar nicht, wer von den Beiden jetzt unsympathischer ist und die schlechteren Argumente hat. So geht mir das zum Beispiel beim Kleinkrieg zwischen Hartmut Mehdorn (Deutsche Bahn AG) und Manfred Schell (Gewerkschaft der Lokführer). Man wünscht sich immer einen übergroßen Klassenlehrer, der beide am Arm packt, vor die Tür schleift und sie mit ernster Stimme bittet, das unter sich zu klären. “Wie erwachsene Menschen”, würde er klugerweise nicht sagen.

So ähnlich war das gerade beim großen “TV-Eklat”, dem “Rauswurf” von Eva Herman bei Johannes B. Kerner. Kerner hatte sich die frühere NDR-Moderatorin wohl in seine Sendung eingeladen, um ein Exempel in Sachen Reue zu statuieren: Es wäre doch gelacht gewesen, wenn sie sich nicht unter Tränen beim deutschen Volk Zuschauer für ihre “missverständlichen Äußerungen” entschuldigt hätte. Um es vorweg zu nehmen: Sie tat es natürlich nicht und ich habe wirklich keine Ahnung, wer von beiden unsympathischer war.

Es war ein weitgehend würdeloser Eiertanz, der nur deshalb zu ertragen war, weil die großartige Senta Berger ein paar grandiose Oneliner landen konnte und die erstaunlich sympathisch wirkende Margarethe Schreinemakers mit aller gebotenen Unhöflichkeit auf den dort gesprochenen Irrsinn reagierte.

Kerner, der einem fast schon leid tun konnte in seinem Versuch, der Unbelehrbaren Andeutungen von Selbstzweifeln zu entlocken, wurde irgendwann so etwas ähnliches wie sauer und dann passierte – erstmal wieder nichts. Stattdessen redete Eva Herman nun auch noch von “Bändern”, die “unter Verschluss gehalten” würden, und einer “Herausgabe des Materials” und für einen Moment dachte ich mir “Wennse die ma nich übermorgen inner Badewanne finden!” Prof. Wolfgang Wippermann, mit dem Herman zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr sprechen wollte, sprach von “Verschwörungspathologie” und obwohl der Mann Geschichtsprofessor ist, glaubte ich ihm seine Diagnose sofort.

Nach einer schier endlosen Zeit, in der Herman tatsächlich auch noch auf die Autobahnen zu sprechen kam, drohte Senta Berger schließlich damit, die Runde zu verlassen (erste Anzeichen von Altersmilde: früher wäre sie einfach gegangen) und Kerner schickte stattdessen Eva Herman nach hause. Die bedankte sich auch noch artig und lief nicht einmal in einen Gitarrenverstärker, als sie die Show verließ.1

1 Warum ist der Auftritt von Bettina Böttinger in der “Harald Schmidt Show” nicht bei YouTube zu finden?