Kategorien
Musik

Listenpanik: Reste 2009

Das Jahr ist bald zu Ende, Mar­kus hat sei­ne Bes­ten­lis­te schon raus­ge­hau­en, aber ich muss ja für nächs­te Woche erst mal das Jahr 2008 abfrüh­stü­cken, ehe ich mich dop­pelt und drei­fach dem Rück­blick auf das aktu­el­le Jahr wid­men kann.

Vor­her sol­len aber schon die Alben und Songs genannt wer­den, die die­ses Jahr für mich mit­be­stimmt haben, aber bis­her auf kei­ner Lis­ten­pa­nik-Lis­te genannt sind. Dass ich immer noch jede Men­ge über­se­hen habe, dürf­te klar sein. Aber wenigs­tens das hier ist schon mal nicht ver­ges­sen:

Alben
Kid Cudi – Man On The Moon – The End Of Day
Wie gesagt: Ich höre mich gera­de erst ein in die­ses Gen­re, das sie Hip-Hop oder Rap nen­nen. Ich bin also noch nicht sehr gut im Zuord­nen (wor­auf die Zei­le „I got nine­ty-nine pro­blems and they all bit­ches“ anspielt, ist mir trotz­dem auf­ge­fal­len), aber wer die­ses Album hört, muss sofort erken­nen, dass da jemand klu­ges Musik macht. Beats, Samples und Instru­men­te wer­den da zu anspruchs­vol­len Play­backs auf­ge­türmt, über die der 25-jäh­ri­ge Scott Ramon Segu­ro Mes­cu­di dann rappt wie ein Mann, der schon alles gese­hen hat. Die meis­ten Songs sind eher laid back und düs­ter und ins­ge­samt ist das Album, an dem auch Bands wie MGMT und Rata­tat mit­ge­wirkt haben, weit ent­fernt vom Arsch-und-Tit­ten-Hip-Hop, den man sonst im Musik­fern­se­hen sieht, falls gera­de mal Vide­os lau­fen. Ach ja: Lady Gaga wird auch noch gesam­pelt.

Jay‑Z – The Blue­print 3
Noch mal Hip-Hop, noch mal klug und anspruchs­voll. Genau­er kann ich das gar nicht beschrei­ben, aber es fühlt sich gut an, die­ses Album zu hören. Und wer sich „Fore­ver Young“ von Alpha­ville vor­nimmt, hat bei mir qua­si immer gewon­nen (vgl. Die Gol­de­nen Zitro­nen, Youth Group, Bushi­do feat. Karel Gott).

White Lies – To Lose My Life
Irgend­wann bin ich nicht mehr mit­ge­kom­men mit die­sen Joy-Divi­si­on-Bands. Sind White Lies über­haupt eine? Jeden­falls kom­bi­nie­ren sie trei­ben­de Rhyth­men, Gitar­ren­ge­schram­mel, Key­board­flä­chen und lei­den­schaft­li­chen Gesang. Und obwohl mir das in vier von fünf Fäl­len unglaub­lich auf die Ket­ten geht, gefällt es mir hier.

Tom Liwa – Eine Lie­be aus­schließ­lich
Nach Eso­te­rik-Pro­jek­ten und einer Flower­porn­oes-Reuni­on hat Tom Liwa mal wie­der ein rich­ti­ges Solo­al­bum auf­ge­nom­men: nur er und eine Gitar­re. Eröff­net wird „Eine Lie­be aus­schließ­lich“ von einer Gän­se­haut-Ver­si­on von „Cha­sing Cars“ (ja, das von Snow Pat­rol), hin­ter­her gibt’s auch noch mal Dylan („Idi­ot Wind“), dazwi­schen ganz viel Liwa. Man kann nur ahnen, was für Dra­men sich abge­spielt haben müs­sen, soll­ten die Tex­te alle­samt auto­bio­gra­phisch sein. Es ist Liwas bes­te Plat­te seit „St. Amour“ vor neun Jah­ren und erin­nert in ihrer Reduk­ti­on und Direkt­heit mit­un­ter sogar an die „Ame­ri­can Recor­dings“ von John­ny Cash – die mit­un­ter gewag­ten Über­steue­run­gen inklu­si­ve.

Songs
Kid Cudi – Up Up & Away
Da lobe ich ein Hip-Hop-Album und hebe dann den einen Song her­vor, in dem vor allem Gitar­ren zu hören sind. Aber, Ent­schul­di­gung, „Up Up & Away“ ist ein­fach ein Ham­mer von einem Song. Text­lich eine wun­der­ba­re Unab­hän­gig­keits­er­klä­rung, musi­ka­lisch eine der eupho­riestei­gernds­ten Num­mern des Jah­res. Und dann die­ser Slo­gan für T‑Shirts und Unter­arm-Täto­wie­run­gen: „They go judge me any­way, so: wha­te­ver?“

Glas­ve­gas – Geral­di­ne
Glas­ve­gas live zu sehen war eine schlech­te Idee für den ers­ten Ein­druck, denn ihr Auf­tritt hat mir die Band schon arg ver­lei­det. So bedurf­te es aus­ge­rech­net einer Lager­feu­er­ver­si­on von Thees Uhl­mann und Simon den Har­tog, damit ich erkann­te, was für ein tol­ler Song „Geral­di­ne“ ist. So unge­fähr der ein­zi­ge rich­tig tol­le auf dem selbst­be­ti­tel­ten Debüt-Album der Schot­ten, aber dafür eben ein wirk­lich rich­tig tol­ler. Als Lin­gu­ist ist man erstaunt, wie vie­le Voka­le in Zei­len wie „My name is Geral­di­ne, I’m your social worker“ offen­sicht­lich über­flüs­sig sind und ganz ein­fach weg­ge­las­sen wer­den kön­nen.

Jay‑Z – Empire Sta­te Of Mind
Er sei der neue Sina­tra, rappt Jay‑Z in sei­nem „New York“-Pendant. Und wahr­schein­lich hat er damit nicht mal unrecht. Dazu Strei­cher, Kla­vier, Chö­re und Ali­cia Keys. Einen Song die­ser Grö­ße hat die Stadt ver­dient („und umge­kehrt“, falls das Sinn ergibt), so wie Ber­lin „Schwarz zu Blau“ von Peter Fox.

Tom­my Fin­ke – Halt‘ alle Uhren an
Tom­my Fin­ke hat mir jetzt schon mehr­fach zu erklä­ren ver­sucht, was das für ein Sound ist, der da das Riff spielt. Inzwi­schen habe ich die Hoff­nung auf­ge­ge­ben, es zu ver­ste­hen, aber es ist auch egal. Ein schö­ner Sound, ein ein­gän­gi­ges Riff und ein wun­der­ba­rer Song. Das Album kommt im Janu­ar 2010, die Sin­gle ist jetzt schon drau­ßen und weil ich gemein­sam mit den Jungs von Get Addic­ted mit dem Künst­ler eine Wet­te über Chart­plat­zie­run­gen lau­fen habe, täten Sie uns allen einen Gefal­len (sich selbst natür­lich sowie­so), wenn Sie das Lied käuf­lich erwür­ben.

Vir­gi­nia Jetzt! – Die­ses Ende wird ein Anfang sein
Vir­gi­nia Jetzt! hat­te ich irgend­wann nach dem zwei­ten Album aus den Augen ver­lo­ren. Kürz­lich war ich bei einem ihrer Kon­zer­te (eigent­lich nur, um mir Oh, Napo­le­on im Vor­pro­gramm anzu­se­hen) und ich war wirk­lich schwer begeis­tert. So sehr, dass ich mir ihr aktu­el­les Album gekauft habe. Was live super funk­tio­nier­te, ist auf Plat­te mit­un­ter arg hart an der Gren­ze (wobei die Idee, Ste­fan Zau­ner von der Mün­che­ner Frei­heit Back­ground-Chö­re sin­gen zu las­sen, natür­lich schon gigan­tisch ist), aber „Die­ses Ende wird ein Anfang sein“, die­se char­man­te Up-Tem­po-Num­mer mit Blä­sern, die ist schon sehr gut gewor­den.

White Lies – To Lose My Life
„Let’s grow old tog­e­ther and die at the same time“ ist eigent­lich auch nichts groß ande­res als das, was John Len­non 1980 in „Grow Old With Me“ aus­drü­cken woll­te – und trotz­dem natür­lich irre roman­tisch. Dazu ein trei­ben­der Refrain mit einem Key­board, das so sen­sa­tio­nell ner­vig rein dröhnt, dass man sich die Ohren zuhal­ten müss­te – wenn das beim Tan­zen nicht total beknackt aus­sä­he. Ein schö­ner Song.

Lady Gaga – Papa­raz­zi
„Ernst­haft?“ Ernst­haft! Was für coo­le Sounds, was für ein gelun­ge­ner Refrain! Außer­dem dach­te ich am Anfang, als ich nur die Stro­phe gehört habe, das sei eine neu­er Song von The Kni­fe.

[Lis­ten­pa­nik, die Serie]

Kategorien
Musik

Listenpanik 11/​09

Nor­ma­ler­wei­se kom­men im Novem­ber nur noch Live- und Best-Of-Alben. Nor­ma­ler­wei­se, denn die­ses Jahr scheint alles anders zu sein und es gab noch mal rich­tig was zu schlep­pen.

Hier die High­lights, wie immer total sub­jek­tiv aus­ge­wählt und unge­lenk beschrie­ben:

Alben
Jay Farr­ar & Ben­ja­min Gib­bard – One Fast Move Or I’m Gone
Der Idee, einen auto­bio­gra­phi­schen Roman zu ver­to­nen, stand ich erst ein­mal skep­tisch gegen­über – auch wenn der Roman von Jack Kerouac ist und die Ver­to­nung unter ande­rem durch Ben Gib­bard erfolgt, der ja sowie­so immer alles rich­tig macht. Aber das, was der Death-Cab-For-Cutie-Front­mann und Jay Farr­ar (Ex-Uncle Tupe­lo) hier aus Kerou­acs „Big Sur“ her­aus­ge­holt haben, kann sich wirk­lich sehen las­sen. Zwar wür­de man bei Kerouac musi­ka­lisch ja eher Jazz und Bop erwar­ten, aber auch die redu­zier­ten Folk­klän­ge ste­hen den Tex­ten – von denen man wirk­lich nicht anneh­men wür­de, dass sie aus einem Roman zusam­men­ge­stellt wur­den – nicht im Weg. Dass das Album der Sound­track zu einem Doku­men­tar­film über Kerouac und sein Buch ist (der Film liegt der Spe­cial Edi­ti­on des Albums bei), macht das gan­ze Pro­jekt medi­al noch etwas kom­ple­xer, aber wenn man sich von den gan­zen Hin­ter­grün­den erst mal frei macht, ist „One Fast Move Or I’m Gone“ auch ein­fach ein wun­der­schö­nes Album.

k‑os – Yes!
Ich bin ja wahr­lich kein Exper­te für Hip-Hop (ich habe erst in die­sem Herbst ange­fan­gen, mich inten­si­ver mit dem Gen­re zu beschäf­ti­gen), aber mich inter­es­sie­ren eh kei­ne Gen­re­bezeich­nun­gen und kei­ne Namen, ich will nur hören, was mir gefällt. Und „Yes!“ gefällt mir sehr gut. Der Klang ist viel­schich­tig, die Beats sind tight (das sagt man doch so, oder?) und die Rei­me sind sehr läs­sig. Außer­dem sam­plet k‑os Phan­tom Pla­net und Fri­da (ja, die von ABBA!). Das ist genau die Musik, die man hören soll­te, wäh­rend drau­ßen ein Zustand tobt, für den das Adjek­tiv „usse­lig“ erfun­den wur­de!

Annie – Don’t Stop
„Wer soll das sein?“, wur­de ich im Plat­ten­la­den mei­nes Ver­trau­ens gefragt. „Die nor­we­gi­sche Kylie Mino­gue“, ant­wor­te­te ich, was ja irgend­wie die nahe­lie­gends­te Beschrei­bung war. Ich fand „Annie­mal“, Annies Debüt­al­bum von vor vier, fünf Jah­ren, ja schon sehr gut, aber im Febru­ar in Oslo habe ich mich dann – gemein­sam mit den fünf­zig ande­ren Män­nern in den ers­ten Rei­hen – ein biss­chen in Anne Lilia Ber­ge Strand ver­liebt. Nach dop­pel­tem Label­wech­sel, Aus­tausch diver­ser Songs und mehr­fa­cher Ver­schie­bung ist „Don’t Stop“ jetzt end­lich erschie­nen und es ist ein sehr, sehr gutes Album. Oft hart an der Gren­ze zur völ­li­gen Über­zu­cke­rung jagt ein Tanz­bo­den­fül­ler den nächs­ten, Ent­span­nung gibt’s nur sel­ten, wie bei der sen­sa­tio­nel­len Acht­zi­ger-Bal­la­de „When The Night“. Mit­wir­ken­de sind unter ande­rem Xeno­ma­nia, die schon am letz­ten Pet-Shop-Boys-Album mit­ge­schraubt hat­ten, und die Gitar­ris­ten von Franz Fer­di­nand. „I Don’t Like Your Band“ ist der wahr­schein­li­che bes­te Slo­gan-Song des Jah­res und der Titel­track wäre in einer gerech­ten Welt ein Rie­sen­hit. Dass im über­dreh­ten (leicht ner­vi­gen) „Break­fast Song“ der Name die­ses Blogs fällt, ist natür­lich kein Grund, war­um ich das Album so gut fin­de.

Rob­bie Wil­liams – Rea­li­ty Kil­led The Video Star
Wenn es kom­mer­zi­ell und/​oder künst­le­risch nicht mehr so läuft, besin­nen sich klu­ge Künst­ler auf ihre Kern­kom­pe­ten­zen und brin­gen ein Album her­aus, das all das kom­bi­niert, was sie bis­her erfolg­reich und/​oder gut gemacht hat. Rob­bie Wil­liams ist klug und so klingt sein neu­es Album wie eine Zusam­men­fas­sung von allem, was er zwi­schen „Sing When You’­re Win­ning“ und „Rude­box“ gemacht hat. So tol­le Brit­pop-Sachen wie auf sei­nen ers­ten bei­den Alben konn­te oder woll­te er offen­bar nicht mehr machen, nur „Won’t Do That“ wagt sich in die Nähe. „Bodies“, das ich als Sin­gle noch mit­tel fand, haut im Album­kon­text ordent­lich rein. Gro­ße Schmu­se­bal­la­den und Tanz­bo­den­stamp­fer wech­seln sich ab. Aber irgend­wie bezeich­nend, dass das bes­te Lied min­des­tens sie­ben Jah­re alt ist und noch aus der Zusam­men­ar­beit mit Guy Cham­bers stammt: „Blas­phe­my“ hat einen wort­spiel­rei­chen Text, der zwi­schen „bril­lant“ und „albern“ schwankt, und gro­ße Melo­dien. Rob­bie Wil­liams klingt nicht mehr so ver­krampft wie auf den letz­ten bei­den Alben, als er unbe­dingt zu neu­en Ufern auf­bre­chen woll­te, son­dern regel­recht ent­spannt und zufrie­den. Das reicht für ein sehr ordent­li­ches Album. Und ein sehr gutes hat er ja schon 1998 her­aus­ge­bracht.

Deven­dra Ban­hart – What Will We Be
Die … äh: „Hip­pie-Musik“ von Deven­dra Ban­hart war bis­her nie so meins. Viel­leicht liegt es am Major-Deal und der damit zuneh­men­den Popig­keit, aber „What Will We Be“ gefällt mir ziem­lich gut. Die Musik ist immer noch ver­schro­ben und außer­ge­wöhn­lich, aber irgend­wie sagt sie mir jetzt stär­ker zu. Die upt­em­po-ige­ren Songs wie „Baby“ und „16th & Valen­cia Roxy Music“ gefal­len mir beson­ders gut, aber auch die ruhi­ge­ren, teils … äh: fremd­spra­chi­gen Folk­bal­la­den haben ihren Reiz. In einem Song wie „Rats“ schafft Ban­hart es, gleich­zei­tig nach­ein­an­der wie The Doors, David Bowie und Beck zu klin­gen. Hof­fen wir also gemein­sam, dass Deven­dra Ban­hart ein­fach hör­ba­rer gewor­den ist – und ich mich nicht lang­sam in einen Hip­pie ver­wand­le.

Shir­ley Bas­sey – The Per­for­mance
Das Kon­zept „Wali­si­sche Legen­de, u.a. berühmt für James-Bond-Titel­songs, plant Come­back mit­hil­fe jun­ger Künst­ler ihr Come­back“ ist nicht ganz neu: Schon vor zehn Jah­ren hat­te sich Tom Jones so völ­lig neue Zuhö­rer­schaf­ten erspielt. Bei Shir­ley Bas­sey (man ver­zei­he mir die „Bild“-Altersangabe, aber: 72, wow) läuft es aber etwas anders ab: Die Mit­mu­si­ker sind nicht zum Covern und Duet­tie­ren da, son­dern haben die Songs nur geschrie­ben. Die Gast­bei­trä­ge stam­men aus den Federn von Leu­ten wie Gary Bar­low, KT Tunstall, Nick Hodgson (Kai­ser Chiefs), Rufus Wain­w­right, den Pet Shop Boys und – da schließt sich wie­der der Kreis zu Tom Jones – den Manic Street Pre­a­chers. In Form gegos­sen hat es dann ein Mann, der neben Dame Shir­ley als der Exper­te für James-Bond-Sound gilt: David Arnold, Sound­track-Kom­po­nist der letz­ten fünf Bond-Strei­fen. Er sorgt dafür, dass das Album trotz der unter­schied­li­chen Song­schrei­ber wie aus einem Guss klingt. Und vor allem: rie­sig. Unter einem Orches­ter läuft da gar nichts, aber trotz­dem ist „The Per­for­mance“ qua­si nie over the top. (Als ob etwas, an dem Rufus Wain­w­right und die Pet Shop Boys betei­ligt sind, jemals over the top sein könn­te.) Das ist genau jene über­le­bens­gro­ße Sor­te von Musik, die man in der Vor­weih­nachts­zeit braucht (aber glück­li­cher­wei­se völ­lig ohne Glöck­chen-Gebim­mel und „San­ta Claus“-Geseufze) und die man unbe­sorgt sei­nen Eltern schen­ken kann, egal, was die sonst so hören. Man kann aber auch ganz ego­is­tisch sein und das Album selbst behal­ten. Es lohnt sich.

Songs
k‑os – I Wish I Knew Nata­lie Port­man
Es gilt, was ich hier bereits schrieb.

Jay Farr­ar & Ben­ja­min Gib­bard – Cali­for­nia Zephyr
Ja, klar: Ich habe einen soft spot für so ziem­lich alles, was mit Cali­for­nia zu tun hat (Aus­nah­me: LA), und Ben Gib­bard könn­te mir auch ein Tele­fon­buch vor­sin­gen (Aus­nah­me: das von LA) – und trotz­dem ist „Cali­for­nia Zephyr“ unbe­streit­bar ein tol­les Lied. Wie die­se Orgel da plötz­lich in den Song drängt, wäh­rend Gib­bard „Now I’m trans­con­ti­nen­tal /​ 3000 Miles from my home /​ I’m on the Cali­for­nia Zephyr /​ Wat­ching Ame­ri­ca roll by“ singt: ganz toll. Ein Lied, das einem die Wei­te Ame­ri­kas nahe bringt, selbst wenn man gera­de mit einem Regio­nal­ex­press durchs Ruhr­ge­biet juckelt.

Enno Bun­ger – Herz­schlag
„Ein neu­er Tag öff­net mir mei­ne Augen /​ Alles erstrahlt in gol­de­nem Licht“ – Songs, die so begin­nen, kom­men ent­we­der aus der Nähe von Flo­ri­an Sil­ber­ei­sen oder aus der von Blum­feld, Kan­te oder Toco­tro­nic. Enno Bun­ger (das ist der Name der Band, benannt nach dem Sän­ger – das Danko-Jones-Phä­no­men) könn­ten es schaf­fen, die Ziel­grup­pen bei­der Pole zu bedie­nen. Natür­lich ste­hen die Jungs aus Leer leicht unter Schla­ger­ver­dacht – dass sie trotz­dem poe­ti­sche und pathe­ti­sche Song­tex­te auf Deutsch anstim­men, spricht für ihren Mut. Musi­ka­lisch lie­gen sie als gitar­ren­lo­ses Trio (die Ben-Folds-Five-Beset­zung mit Schlag­zeug, Bass und Kla­vier) in der Nähe von Kea­ne und Cold­play und hät­ten das gro­ße Publi­kum von Sil­ber­ei­sen- bis Toco­tro­nic-Fans durch­aus ver­dient.

Annie – My Love Is Bet­ter
Erst dach­te ich, das hier sei die bes­te Cat­fight-Andro­hung seit lan­gem, aber irgend­wie scheint der Adres­sat des Tex­tes dann doch kei­ne Neben­buh­le­rin zu sein, son­dern der Macker höchst­selbst. Egal: Pop­mu­sik kann gar nicht genug Kom­pa­ra­ti­ve ver­tra­gen, das weiß man spä­tes­tens seit Daft Punk. Und was Annie da wem auch immer um die Ohren haut, ist dann eben die char­man­tes­te Kampf­an­sa­ge seit lan­gem.

Shir­ley Bas­sey – The Girl From Tiger Bay
Ich hät­te wirk­lich erst ein paar Mal das Album hören sol­len und dann nach­se­hen, wer eigent­lich wel­chen Song geschrie­ben hat. So bleibt das Risi­ko, dass ich die­sen Song nur so toll fin­de, weil er aus der Feder der Manic Street Pre­a­chers stammt. Nee: „The Girl From Tiger Bay“ ist schon ein sehr schö­nes Lied, des­sen über­gro­ßer, pathe­ti­scher Refrain sich durch­aus mit den bes­ten Arbei­ten der drei Wali­ser mes­sen las­sen kann. Wenn mir jetzt nur noch ein­fie­le, aus wel­chem ihrer eige­nen Songs sie den Melo­die­bo­gen ent­lehnt haben könn­ten …

[Lis­ten­pa­nik, die Serie]

Kategorien
Musik

Listenpanik 10/​09

Der Herbst kommt, es wird ein wenig melan­cho­li­scher. Oder doch nicht?

Freu­en Sie sich auf das, wor­über ich mich im ver­gan­ge­nen Monat gefreut habe – wie immer garan­tiert sub­jek­tiv:

Alben
Oh, Napo­le­on – Oh, Napo­le­on EP
Ich kann mich ehr­lich gesagt nicht dar­an erin­nern, jemals der­art von einem New­co­mer geflasht gewe­sen zu sein – selbst die ers­te Kili­ans-EP habe ich soweit ich weiß in den ers­ten zehn Tagen nicht öfter als 40 Mal gehört. Ansons­ten gilt, was ich letz­te Woche geschrie­ben habe.

Reli­ent K – For­get And Not Slow Down
Irgend­was muss im Okto­ber pas­siert sein, was mich wie­der in alte Tee­nie-Hör­ge­wohn­hei­ten hat zurück­fal­len las­sen: Nicht nur Oh, Napo­le­on hat­tee ich dut­zend­fach auf Repeat lau­fen, son­dern auch Reli­ent K, auf die ich durch Zufall auf­merk­sam gewor­den war. Es han­delt sich um eine – hold your breath – christ­li­che Rock­band aus Ohio, aber wenn man die gele­gent­li­chen „lord„s mal außen vor lässt, bleibt da eine CD, die musi­ka­lisch all das kom­bi­niert, was ich an Death Cab For Cutie, den Ata­ris, The Gas­light Anthem, Nada Surf und The Fray (die ja eben­falls als christ­li­che Rock­band gel­ten) mag: Power­pop mit melan­cho­li­schen Anwand­lun­gen, dazu viel Kla­vier.

WHY? – Eski­mo Snow
Ich habe zum ers­ten Mal von WHY? gehört, als sie als inter­na­tio­na­ler Bei­trag fürs dies­jäh­ri­ge Fest van Cleef bestä­tigt wur­den. Dort habe ich sie dann zumin­dest theo­re­tisch live gese­hen – wenn zum Zeit­punkt ihres Auf­tritts nicht gera­de ein unglaub­li­ches Unwet­ter getobt hät­te, das mich dann doch ein wenig vom Kon­zert­spek­ta­kel abge­lenkt hat. Aber allein die Geschich­te einer Band, die sich von einer Hip-Hop-Trup­pe aus Cin­cin­na­ti, OH zu einer Indierock­band aus Ber­ke­ley, CA ent­wi­ckelt hat, lohnt ja die nähe­rer Aus­ein­an­der­set­zung. „Eski­mo Snow“ ist laut Eigen­aus­sa­ge am wei­tes­ten vom Hip Hop ent­fernt und in der Tat gibt es in dem leicht ver­schro­be­nen, ziem­lich fili­gra­nen Sound kaum etwas, was an den Ursprung der Band erin­nert. Dafür hat das Album viel von den psy­che­de­li­schen Aus­flü­gen ame­ri­ka­ni­scher und bri­ti­scher Bands in den 1960er und 70er Jah­ren, gar­niert mit etwas absei­ti­gen Tex­ten.

Hel­gi Hrafn Jóns­son – For The Rest Of My Child­hood
In Island gibt es offen­bar die fes­te Regel, dass jeder Musi­ker min­des­tens ein Mal mit Sigur Rós zusam­men­ge­ar­bei­tet haben muss. Das hat Hel­gi Jóns­son schon hin­ter sich, aber die klang­li­che Nähe zu den Aus­hän­ge­schil­dern des islän­di­schen Indiepop lässt sich nicht leug­nen. Jóns­son singt aller­digns kon­se­quent auf Eng­lisch und sei­ne Songs sind ein wenig zugäng­li­cher als das Meis­te von Sigur Rós, weni­ger opu­lent sind sie nicht. Aus hin­ge­tupf­ten Kla­vier­ak­kor­den schrau­ben sich die Lie­der in höchs­te Höhen und manch­mal klingt Jóns­sons Stim­me ein wenig, als wür­de er von dort in die Tie­fe stür­zen. Kurz­um: Es ist genau die Sor­te Musik, die man hören möch­te, wäh­rend das Wet­ter drau­ßen zwi­schen nebe­lig-trüb und klir­rend-kalt chan­giert.

Air – Love 2
Eine Rund Kli­schees gefäl­lig? Gern: Air haben sich seit ihrem ers­ten Auf­tau­chen vor mehr als einem Jahr­zehnt als fes­te Grö­ße der Schlaf­zim­mer­be­schal­lung eta­bliert (vgl. Pla­ce­bo, Mar­vin Gaye und Mas­si­ve Attack) und brin­gen seit­dem im Abstand von zwei­ein­halb Jah­ren eine neue CD auf den Markt, von der alle sagen, sie klin­ge so wie immer, sei aber natür­lich nicht so gut wie „Moon Safa­ri“, wer­de aber trotz­dem wie­der Hun­der­te von Geschlechts­ak­ten unter­ma­len. „Love 2“ klingt jetzt wirk­lich wie „Moon Safa­ri“, ist natür­lich nicht so gut, aber bringt trotz­dem all das mit, was man von Air erwar­tet. Es ist ganz ähn­lich wie bei Mobys „Wait For Me“ im Som­mer: Jean-Benoit Dun­ckel und Nico­las Godin haben es auf­ge­ge­ben, irgend­wie anders klin­gen zu wol­len, und klin­gen gera­de des­halb so befreit und frisch wie lan­ge nicht mehr. Wer nur eine CD von Air haben will, greift wei­ter­hin zu „Moon Safa­ri“ (in Mobys Fall: „Play“), aber wer sei­ne Samm­lung auf­recht erhal­ten will, hat jetzt immer­hin ein schö­nes neu­es Album im Regal. Allein wegen der Abwechs­lung.

Songs
Oh, Napo­le­on – K
Soll ich, nach­dem ich die vier Songs der EP eh schon über den grü­nen Klee gelobt hab, tat­säch­lich noch einen ein­zel­nen Song her­vor­he­ben? Och joa, war­um denn nicht? Ich mag den schluf­fi­gen Beat, ich mag den repe­ti­ti­ven Refrain und die Stim­me von Kat­rin Bini­asch hat­te ich ja eh schon her­vor­ge­ho­ben. Sehr schön!

WHY? – Into The Shadows Of My Embrace
Fra­gen Sie mich nicht, wor­um es in die­sem Lied geht. Um Altern und Sex, um Nach­barn, die einem beim Mas­tur­bie­ren zuhö­ren, und um einen toten Fuchs unter einer Hecke. So etwas kann man natür­lich nicht mit Stro­phe – Bridge – Refrain ver­to­nen, da muss auch die Song­struk­tur ein biss­chen außer­ge­wöhn­li­cher sein. Ein biss­chen über­ra­schend, dass der Song trotz­dem sofort ins Ohr geht.

Reli­ent K – The­ra­py
Natür­lich ent­spricht die­ser Song der Blau­pau­se „Songs, die Lukas Hein­ser gut fin­det“: Ein Kla­vier­mo­tiv, ein trei­ben­der Beat, eine Stim­me, die an Ben Gib­bard erin­nert, eine Eröff­nungs­zei­le, die was von Springsteen hat („I never thought I’d be dri­ving through the coun­try just to dri­ve“), und ein Refrain, in dem alles auf Elf hoch­ge­dreht wird. Ja, die­se ein­fa­chen Wirk­me­cha­nis­men funk­tio­nie­ren bei mir. Meis­tens. So auch in die­sem Fall. Tol­ler Song, Punkt.

Death Cab For Cutie – Meet Me On The Equin­ox
Zwar kann ich mei­ne Freun­de immer wie­der damit ver­wir­ren, dass ich weiß, wie die Haupt­dar­stel­ler der „Twighlight“-Filme hei­ßen, aber angu­cken woll­te ich mir die­sen Quatsch eigent­lich nie. Mög­li­cher­wei­se muss ich mei­ne Mei­nung revi­die­ren, denn zumin­dest der Sound­track zum zwei­ten Teil liest sich beein­dru­ckend: Death Cab For Cutie, The Kil­lers, Lykke Li, Bon Iver & St. Vin­cent und Thom Yor­ke sind ja nicht gera­de die Acts, die man mit neu­em Mate­ri­al auf dem Sound­track zu einer Tee­nie-Vam­pir­ro­man­ze erwar­ten wür­de. Die Songs schwan­ken ein wenig zwi­schen okay und sehr gut (die trau­ri­ge Erkennt­nis am Ran­de lau­tet: Muse klau­en inzwi­schen bei den Kai­ser Chiefs), der Death-Cab-Song sticht als Sin­gle ein­deu­tig her­vor. Auf „Nar­row Stairs“ wäre er einem ver­mut­lich nicht beson­ders auf­ge­fal­len, aber schlecht ist er nun wirk­lich nicht.

[Lis­ten­pa­nik, die Serie]

Kategorien
Musik

Listenpanik 09/​09

Irgend­wie habe ich das Gefühl, dass immer mehr Musik ver­öf­fent­licht wird. Kau­fen tut die zwar außer mir nie­mand mehr, aber ich bin doch ger­ne Kon­junk­tur­mo­tor für die Die­ter Gor­nys die­ser Welt. Nur hören muss man den gan­zen Quatsch ja auch noch irgend­wann, auch dann, wenn man eigent­lich voll mit der Wert­schät­zung des Beat­les-Box-Sets beschäf­tigt ist.

Aber irgend­wie habe ich dann doch noch ganz viel neue Musik gehört und für irgend­wie emp­fehl­bar gehal­ten. Wie immer ist alles streng sub­jek­tiv und in Kür­ze wie­der ganz anders, aber begin­nen wol­len wir eh mit einem Kan­di­da­ten fürs Album des Jah­res:

Alben
Ele­ment Of Crime – Immer da wo Du bist bin ich nie
In den ver­gan­ge­nen drei Jah­ren habe ich im Herbst jeweils eines von Sven Rege­ners phä­no­me­na­len Frank-Leh­mann-Büchern (näm­lich, in der Rei­hen­fol­ge: „Neue Vahr Süd“, „Herr Leh­mann“, „Der klei­ne Bru­der“) gele­sen. Die­ses Jahr gibt es kein neu­es Buch, aber glück­li­cher­wei­se ein neu­es Album von Rege­ners Band Ele­ment Of Crime. Dass das famos ist und ganz locker das Bes­te, was in die­sem Jahr bis­her in deut­scher Spra­che erschie­nen ist, muss man ja kaum noch erwäh­nen, das erzählt einem ja eh jeder, ohne danach gefragt wor­den zu sein. Musi­ka­lisch gibt’s ein paar Tex-Mex-Anlei­hen, es rockt ins­ge­samt ein biss­chen mehr (bei man­chen Stü­cken sind gar ech­te Drum­sticks zu hören!), aber die an sich schon gute Musik der Band ver­blasst natür­lich weit­ge­hend gegen die Tex­te, die auch dies­mal wie­der – las­sen Sie mich hier eine For­mu­lie­rung mei­nes liebs­ten Ger­ma­nis­tik-Dozen­ten ver­wen­den – unend­lich gut sind. Zita­te ver­bie­ten sich, alles top!

Vol­ca­no Choir – Unmap
Jus­tin Ver­non ist mit sei­ner Band Bon Iver inner­halb von andert­halb Jah­ren zum Lieb­ling des Indie-Folk gewor­den. Inzwi­schen bin auch ich mir sicher: Es gab 2008 kein Album, das bes­ser war als „For Emma, Fore­ver Ago“. Jetzt hat Ver­non mit Mit­glie­dern der Band Coll­ec­tions Of Colo­nies Of Bees das Pro­hekt Vol­ca­no Choir gegrün­det. Sein Fal­sett-Gesang ist wie­der herz­zer­rei­ßend (und viel­leicht etwas spe­zi­ell), auch wenn es nicht all­zu viel Text gibt. Man­che Stü­cke sind kaum noch Songs, son­dern eher Klang­col­la­gen. Aber die Atmo­sphä­re ist beein­dru­ckend, man­ches, wie „Still“ (das den Auto­tu­ne-Trip „Woods“ von Bon Ivers „Blood Bank“-EP recy­celt) erin­nert gar an Radio­heads „Kid A“.

Mika – The Boy Who Knew Too Much
Das berühm­te schwie­ri­ge zwei­te Album, mit dem man an die Erfol­ge des Ers­ten anschlie­ßen muss/​will/​soll. Mikas Pop­per­len erwe­cken nicht den Ein­druck, als sei­en sie ihrem Schöp­fer schwer gefal­len – also ste­cken ver­mut­lich Ton­nen von Blut, Schweiß und Trä­nen in die­sen schil­lern­den Klein­oden. Unglaub­lich, wie vie­le Anklän­ge und Ver­wei­se der „Para­dies­vo­gel“ Mika (aus dem Voka­bu­lar von Men­schen, für die ein Abend im Chi­na­re­stau­rant „exo­tisch“ ist) in jeden ein­zel­nen sei­ner Songs packen kann: Alles erin­nert an irgend­et­was ande­res und ist doch ein­deu­tig Mika. Die Abgrün­de, die sich unter dem Zucker­guss auf­tun, sind die der Ado­les­zenz. Dar­an will sich nie­mand mehr erin­nern, wes­we­gen man lie­ber stumm der Plat­te lauscht und spä­tes­tens bei „By The Time“, der Kol­la­bo­ra­ti­on mit Imo­gen Heap (s.a. unten), eine amt­li­che Gän­se­haut bekommt.

Imo­gen Heap – Ellip­se
Wenn man ein Album wirk­lich liebt, hat es der Nach­fol­ger oft schwer. „Speak For Yours­elf“ von Imo­gen Heap war so ein Album und „Ellip­se“ hat den Nach­teil, einer­seits sehr ähn­lich zu klin­gen, ande­rer­seits nicht über die ganz gro­ßen Top-Songs zu ver­fü­gen wie der Vor­gän­ger. Das wich­tigs­te Instru­ment ist natür­lich Imo­gen Heaps Stim­me selbst, die wie­der viel­sei­tig ein­ge­setzt über­ein­an­der geschich­tet wird, dazu gibt es mal schnel­le­re, mal lang­sa­me­re Elek­tro­beats. Den­noch ist „Ellip­se“ ein orga­nisch klin­gen­des, atmo­sphä­risch dich­tes Album, das sich jetzt schon für kal­te Win­ter­aben­de emp­fiehlt („The Fire“ kommt sogar gleich mit Kamin­knis­tern).

Zoot Woman – Things Are What They Used To Be
Wenn Stuart Pri­ce nicht gera­de Musi­cal Direc­tor bei Madon­na ist, die alte Tanz­trul­la oder die Kil­lers pro­du­ziert, oder unter einem sei­ner Tau­send Ali­a­se Remi­xe erstellt, hat er ja auch noch eine Band namens Zoot Woman. Deren drit­tes Album erschien nur andert­halb Jah­re nach der Vor­ab­sin­gle „We Won’t Break“ (was aber auch noch zügig ist, ver­gli­chen mit – sagen wir mal – Geor­ge Micha­el). Über­all zirpt und plu­ckert es in bes­ter Acht­zi­ger-Jah­re-Tra­di­ti­on und ein paar sym­pa­thi­sche Tanz­bo­den­fül­ler sind auch dabei.

Kings Of Con­ve­ni­ence – Decla­ra­ti­on Of Depen­dence
Nach­dem Erlend Øye mit The Whitest Boy Ali­ve eines der Alben für den Som­mer gelie­fert hat­te, legt er jetzt mit den Kings Of Con­ve­ni­ence nach und will auch noch den Herbst domi­nie­ren. Das wird ihm sicher gelin­gen, denn die mal schwel­gen­den, mal groo­ven­den Akus­tik­songs, die er mit sei­nem Band­kol­le­gen Eirik Glam­bek Bøe auf­ge­nom­men hat, füh­len sich unge­fähr so woh­lig an wie eine Kan­ne hei­ßen Kakaos. Das kann man ganz und gar unspek­ta­ku­lär fin­den, aber auch ein­fach toll – viel­leicht sogar gleich­zei­tig.

Gods Of Blitz – Under The Radar
Bei einer Bestands­auf­nah­me deut­scher Bands, die eng­lisch sin­gen, ver­gisst man ja ger­ne alles unter­halb von Kili­ans und Slut – die Zei­ten, wo Bands wie Rea­dy­ma­de und Miles von ein­hei­mi­sche Musik­zeit­schrif­ten und sogar ‑sen­dern (die Älte­ren wer­den sich erin­nern) gewür­digt wur­den, sind eben vor­bei, heut­zu­ta­ge singt man deutsch. Bei den Gods Of Blitz aus Ber­lin wird hin­ge­gen auf Eng­lisch gesun­gen (und das auch noch von einem neu­en Sän­ger, denn der alte ist weg). Eine kla­re Linie ist auch beim drit­ten Album noch nicht zu erken­nen, da wird viel belie­hen und zitiert, und doch ist „Under The Radar“ ein sym­pa­thi­sches Indie­rock-Album, das in sei­nen guten Momen­ten schön nach vor­ne prescht. In eini­gen Songs mei­ne ich, Danko-Jones-Refe­ren­zen erkannt zu haben und „New Dimen­si­on“ taugt sogar zum Ohr­wurm.

Songs
Ele­ment Of Crime – Immer da wo Du bist bin ich nie
Jetzt muss ich doch mal was zitie­ren: Ein Lied­text, der mit „Immer wenn ich Pil­len nahm /​ Und hin­ter­her beim Fahr­rad fah­ren /​ Im Stein­tor in die Ril­len kam /​ Gezo­gen für die Stra­ßen­bahn“ beginnt, kann sehr, sehr platt und albern klin­gen. Kann, muss aber nicht, denn bei Sven Rege­ner klingt es immer noch eini­ger­ma­ßen lebens­wei­se. Dazu eine char­mant nach vorn groo­ven­de Band und ein schlich­ter, aber ein­gän­gi­ger Refrain, des­sen kom­plet­ter Text bereits im Titel ver­ra­ten wird.

Mika – We Are Gol­den
„We are not what you think we are /​ We are gol­den /​ We are gol­den“ – Falls Sie sich immer schon gefragt haben, ob man eigent­lich auch von gespro­che­nen Pas­sa­gen einen Ohr­wurm bekom­men kann, beant­wor­tet Mika Ihnen die­se Fra­ge hier völ­lig selbst­los: Aber sicher. Und dann die­ses Intro, das klingt, als hät­ten Queen und Abba gemein­sam mit Phil Spec­tor das Gesamt­werk Richard Strauss‘ in acht Tak­te kon­den­sie­ren wol­len. Der­art ope­ret­ti­ges muss man natür­lich lie­ben (und die Zahn­pas­ta immer griff­be­reit haben), aber ich lie­be es und die von einem Kin­der­chor (Jahaaa! Wenn, dann rich­tig!) gekreisch­te Pas­sa­ge obi­gen Wort­lauts ist mein Man­tra für die­sen Herbst. Was für ein sen­sa­tio­nell über­kan­di­del­ter Song! Fünf vor „beknackt“, aber toll!

Juli­an Casa­blan­cas – 11th Dimen­si­on
Apro­pos „beknackt“: Ich kann ja ver­ste­hen, wenn man den Song aus volls­tem Her­zen ablehnt, aber ich möch­te zu beden­ken geben, dass die Strokes auf ihrem letz­ten Album ja auch „Man­dy“ von Bar­ry Mani­low geco­vert (und es „Razor­b­la­de“ genannt) haben. Ich kann mir mei­nen soft spot für any­thing eight­ies ja auch nicht rich­tig erklä­ren, aber das ist dann doch schon eine wun­der­bar ver­spul­te Num­mer. „For­gi­ve them /​ Even if they’­re not sor­ry“ – Eben!

Vol­ca­no Choir – Island, IS
Wenn es auf „Unmap“ einen Track gibt, von dem man sich vor­stel­len könn­te, dass er in einem Moment beson­de­rer Unacht­sam­keit sei­tens der Musik­re­dak­ti­on auch mal im Radio läuft, dann „Island, IS“, die Sin­gle. Man könn­te den Song bei­na­he als „tanz­bar“ bezeich­nen, weil er sich durch einen trei­ben­den Beat aus­zeich­net. Text gibt’s auch, wenn auch nicht sehr ver­ständ­lich. Ach, ein­fach anhö­ren!

Kings Of Con­ve­ni­ence – Me In You
„I see you buil­ding that cast­le with one hand while you’­re tearing down ano­ther with the other“ ist so ein Bild, für das man kei­nen Kon­text mehr braucht. Ein­fach eine star­ke Zei­le und ein wun­der­schö­ner Song.

[Lis­ten­pa­nik, die Serie]

Kategorien
Musik

Listenpanik 08/​09

Bevor mor­gen (hof­fent­lich) der Paket­bo­te klin­gelt und ich die nächs­ten zwei Mona­te mit mei­nem Beat­les-Box-Set ver­brin­ge, schrei­be ich mal lie­ber noch schnell auf, was ich in den letz­ten Wochen so gehört habe. Die­ses Mal wird es noch etwas kon­fu­ser als sonst, weil z.B. das Imo­gen-Heap-Album in den USA zwar schon erschie­nen, aber noch nicht bei mir ange­kom­men ist. Dafür gibt es mal wie­der Nach­trä­ge, bei denen Sie sich sicher­lich fra­gen wer­den, auf wel­chem Pla­ne­ten ich eigent­lich die letz­ten Mona­te ver­bracht haben. Aber sowas wird es bestimmt bei der nächs­ten Lis­ten­pa­nik auch wie­der geben.

Doch genug der Theo­rie! Das blieb hän­gen vom Monat August:

Alben
La Roux – La Roux (Nach­trag)
Das hei­ßes­te neue Frau-singt-über-Elek­tro­beats-Din­gen seit „Annie­mal“ von Annie vor vier Jah­ren. Dar­an erin­nern La Roux auch ein biss­chen, sind aber ein gan­zes Stück düs­te­rer. Name­drop­ping-Spe­zia­lis­ten set­zen eh lie­ber auf Yazoo, Human League, Visa­ge und ähn­lich gela­ger­te Künst­ler der 1980er Jah­re. Wenn das von Musik- und Mode­pos­til­len seit Jah­ren pos­tu­lier­te Acht­zi­ger-Revi­val jetzt also nicht lang­sam mal ein­kickt (s.a. Empire Of The Sun, Lady Gaga, sowie die Tode von Micha­el Jack­son und John Hug­hes), dann soll­ten wir uns lang­sam damit abfin­den, dass es in die­sem Jahr­zehnt nicht mehr kom­men wird. Unab­hän­gig davon ist es natür­lich eines der über-cools­ten Alben für Din­ner­par­ty und Club seit lan­gem. Und in dem Moment, wo ich es mir auch gekauft habe, wahr­schein­lich schon wie­der so durch wie die „DJ Kicks!“ von Kru­der & Dorf­meis­ter. (Next stop: Neun­zi­ger-Revi­val.)

The Low Anthem – Oh My God, Char­lie Dar­win
Hier hät­ten wir dann das Folk-Hype­the­ma der lau­fen­den Sai­son, min­des­tens Fleet Foxes und Bon Iver in einem. (Und Gre­at Lake Swim­mers, Neu­tral Milk Hotel, Neil Young und Tom Waits.) Zwi­schen schwel­gen­den Bal­la­den („Char­lie Dar­win“, „To Ohio“) und schep­pern­den Schun­kel-Num­mern („The Hori­zon Is A Belt­way“, „Home I’ll Never Be“ von Jack Kerouac und Tom Waits) ist so ziem­lich alles dabei, was man mit dem Über­be­griff „Folk“ ver­bin­den wür­de. Der Herbst kann kom­men, denn mit die­ser Musik im Ohr kann man den Blät­tern sicher­lich ent­spannt beim Ver­fär­ben zuse­hen.

Jay Rea­tard – Watch Me Fall
„Kin­der“, frag­te der Opa, „wann genau ist Punk­rock so pop­pig gewor­den?“
„Ach“, ant­wor­te­ten die Kin­der, „das war doch eigent­lich immer schon so. Hör Dir mal die Ramo­nes an oder die Under­to­nes!“
„Stimmt auch wie­der“, sag­te der Opa und gab sich den sym­pa­thisch-schlich­ten Songs von Jay Rea­tard hin, die auch in irgend­ei­nem ande­ren der ver­gan­ge­nen 34 Jah­re hät­ten erschei­nen kön­nen.

Franz Nico­lay – Major Gene­ral
Wenn die Posi­ti­on „Lieb­lings­band“ im Leben eines Man­nes nicht ähn­lich früh fest­be­to­niert wür­de wie „bes­ter Freund“ und „Fuß­ball­ver­ein“ (sowie – aus chro­no­lo­gi­schen Grün­den – „ers­te Lie­be“), wären The Hold Ste­ady inzwi­schen mei­ne Lieb­lings­band. Klar, dass man da auch Neben­pro­jek­ten wie dem Solo­de­büt des Key­boar­ders sei­ne Auf­merk­sam­keit schen­ken muss. „Major Gene­ral“ schwankt musi­ka­lisch zwi­schen Extre­men wie Punk­rock und Folk, Chan­son und Power­pop, was nicht nur die Bewer­tung, son­dern auch das Durch­hö­ren des Albums etwas schwie­rig gestal­tet. Tech­nisch ist Nico­lay sicher­lich der bes­se­re Sän­ger als sein Chef Craig Finn, aber dem fal­len die bes­se­ren Tex­te ein. Wenn man die 15 Songs auf zehn zusam­men­ge­stri­chen hät­te, wäre „Major Gene­ral“ viel­leicht nicht nur ein Fall für Kom­plet­tis­ten, so ist es doch ein biss­chen spe­zi­ell. Scha­de, denn Songs wie „Jeff Penal­ty“ oder „I’m Done Sin­ging“ hät­ten ein grö­ße­res Publi­kum ver­dient – oder, so unter­schied­lich wie sie sind: gleich zwei Publi­ka.

Mew – No More Sto­ries
Wenn ich ein Album anstren­gend fin­de, gibt es gene­rell zwei Mög­lich­kei­ten: Ent­we­der es liegt an mir (fal­sche Stim­mung, gene­rel­le Vor­be­hal­te, schlich­te Igno­ranz) oder an den Künst­lern. Schwer zu sagen, wer dies­mal Schuld ist, denn „No More Sto­ries /​ Are Told Today /​ I’m Sor­ry /​ They Washed Away /​ No More Sto­ries /​ The World Is Grey /​ I’m Tired /​ Let’s Wash Away“ (so der voll­stän­di­ge Name des Albums) ist eigent­lich schon ein schmu­ckes Album, mit dem man auch Pink-Floyd-Fans noch aus dem Schau­kel­stuhl schüt­teln könn­te. Ich mach’s jetzt wie so oft und den­ke mir: „Das muss ich noch mal in Ruhe hören, wenn ich die Muße dazu habe“, und wer­de es dann ver­mut­lich wie­der ver­ges­sen. Und das wird mut­maß­lich gro­ßer Fre­vel sein, weil ich im rich­ti­gen Moment wahr­schein­lich erken­nen wür­de, dass die Dänen von Mew damit ganz gro­ße Kunst geschaf­fen haben. Im Moment kann ich das lei­der nur anneh­men.

Songs
La Roux – Bul­let­pro­of (Nach­trag)
Wenn ich behaup­te­te, ich wür­de mei­ne Eltern nur noch besu­chen, um GoTV gucken zu kön­nen, wäre das sehr unfreund­lich. Aber die­ser klei­ne, fei­ne, öster­rei­chi­sche Musik­vi­deo­sen­der macht ein­fach alles rich­tig. Aus­beu­te des letz­ten Besuchs: eine Hand­voll Tracks, die noch vor dem Fern­se­her sit­zend direkt bei iTu­nes gekauft wur­den. Allen vor­an die­se hier jugend­sprach­li­ches Adjek­tiv ein­set­zen Club-Hym­ne: Genau in dem Moment, wo der schlich­te und ergrei­fen­de Refrain fast ein biss­chen lang­wei­lig wer­den könn­te, kommt der Break­down mit Hil­fe eines Voco­ders („It’s 2009, mother­fu­cker!“, sagt der Break­down, auch wenn es wei­ter­hin wie „This time I’ll be bul­let­pro­of“ klingt) und jeder Mensch mit ein biss­chen Rest­hirn im Tanz­bein merkt: „Argh, geil, Track des Jah­res!“ Nur ich hab natür­lich wie­der vier Mona­te und öster­rei­chi­sches Fern­se­hen gebraucht, um davon was mit­zu­krie­gen.

Gos­sip – Hea­vy Cross (Nach­trag)
Tal­kin‘ bout Track des Jah­res: Da hät­ten wir natür­lich gleich die schärfs­te Kon­kur­renz. Dass der Song auch auf WDR2 läuft, zeigt nur, in was für einer Post-alles-Ära wir hier über­haupt leben. Jeden­falls: Auch eine Mör­der-Num­mer, die man auch als „fett“ bezeich­nen könn­te, wenn das nicht irgend­wie sehr unwit­zig wäre.

Jay Rea­tard – It Ain’t Gon­na Save Me
Ich habe ver­ges­sen, wer der­zeit den Rekord für die häu­figs­te Wie­der­ho­lung des Song­ti­tels hält (mut­maß­lich irgend­was mit „Yeah“ aus den 1960er Jah­ren), aber der Ope­ner von Jay Rea­tards zwei­tem regu­lä­rem Solo­al­bum (und dem mut­maß­lich 42., auf dem er irgend­wie zu hören ist) hät­te gute Chan­cen, die­sen Rekord zu bre­chen. Und dann die­ses Kin­der­ge­burts­tags-Video!

The Low Anthem – Char­lie Dar­win
Nach dem gan­zen Gezap­pel und Gepo­ge möch­ten Sie viel­leicht kurz etwas run­ter­kom­men. Schlie­ßen Sie die Augen, lau­schen Sie den Klän­gen und wenn Sie vor Ihrem geis­ti­gen Auge nicht den Rauch aus dem Schorn­stein eines ver­schnei­ten Häus­chens in den unend­li­chen nord­ame­ri­ka­ni­schen Wei­ten auf­stei­gen sehen, dann … äh: dann haben Sie offen­sicht­lich eine ande­re Phan­ta­sie als ich. Aber trotz­dem schön, nech?

[Lis­ten­pa­nik, die Serie]

Kategorien
Musik

Listenpanik 07/​09

Der Som­mer ist tra­di­tio­nell nicht die ver­öf­fent­li­chungs­stärks­te Jah­res­zeit, aber ent­we­der habe ich die meis­ten High­lights im Juli über­se­hen oder es war tat­säch­lich ein beson­ders dür­rer Monat. Wenn Saturn nicht gera­de wie­der MP3-Alben ver­ramscht hät­te, hät­te ich mir ver­mut­lich nicht mal das eher mit­tel­präch­tig bespro­che­ne Album von The Air­bor­ne Toxic Event ange­hört – und durch­aus ein paar gute Songs ver­passt.

Aber kom­men wir nun zu den wie immer streng sub­jek­ti­ven Höhe­punk­ten des zurück­lie­gen­den Musik­mo­nats:

Alben
Por­tu­gal. The Man – The Sata­nic Sata­nist
Die Lis­te der Künst­ler, von denen ich immer schon mal gehört hat­te, die mir aber so direkt nichts sag­ten, wird nahe­lie­gen­der­wei­se nie kür­zer, auch wenn ich jetzt mein ers­tes Album von Por­tu­gal. The Man besit­ze. Ein Album, das mir durch­aus sehr zusagt und das mit gro­ßer Ges­te das erzeugt, was Wer­be­tex­ter ein „posi­ti­ves Lebens­ge­fühl“ nen­nen. Ange­sichts der vie­len Ein­flüs­se aus Soul, Rock, Pop und was­wei­ßich­noch­was möch­te ich zur nähe­ren Ver­or­tung gern zur uni­ver­sel­len Nicht-Schub­la­de „Hald­ern-Musik“ grei­fen, auch wenn die Band beim Tra­di­ti­ons­fes­ti­val am Nie­der­rhein ((Don­ners­tag geht’s wie­der los!)) über­ra­schen­der­wei­se noch ohne Auf­tritt ist, wie ich gera­de fest­ge­stellt habe. ((Dafür aber beim La-Pam­pa-Fes­ti­val.)) Als wei­te­ren hoff­nungs­lo­sen Erklä­rungs­ver­such könn­te ich noch „wie Kings Of Leon mit weni­ger Tes­to­ste­ron“ anbie­ten, aber viel­leicht hören Sie ein­fach lie­ber selbst rein.

Jack’s Man­ne­quin – The Glass Pas­sen­ger
Andrew McMa­hons Haupt­band Some­thing Cor­po­ra­te (3 Alben) liegt seit meh­re­ren Jah­ren auf Eis – darf man da bei Jack’s Man­ne­quin und ihrem zwei­ten Album über­haupt noch von einem „Neben­pro­jekt“ spre­chen? Eigent­lich auch egal, denn wem der Col­lege­rock von Some­thing Cor­po­ra­te noch eine Spur zu … äh: „hart“ war, der könn­te am Radio­pop von Jack’s Man­ne­quin sei­ne Freu­de haben. ((Es kann kein Zufall sein, dass ich aus­ge­rech­net über WDR 2 von der Ver­öf­fent­li­chung des Albums in Deutsch­land erfuhr.)) Auch in den Tex­ten ist etwas mehr Pathos, aber wer mit Anfang Zwan­zig eine Leuk­ämie-Erkran­kung über­steht, hat alles Recht, ein biss­chen öfter „sur­vi­ve“ oder „make it“ zu sin­gen. Hät­te man die 14 Songs auf zehn bis zwölf ein­ge­dampft, wäre „The Glass Pas­sen­ger“ rund­her­um gelun­gen, aber auch so ist es ein sou­ve­rä­nes Indiepop-Album gewor­den.

The Air­bor­ne Toxic Event – The Air­bor­ne Toxic Event
Die ers­te Gene­ra­ti­on der Acht­zi­ger-Düs­ter­pop-Epi­go­nen (Inter­pol, Edi­tors) ging völ­lig an mir vor­bei, bei der zwei­ten Wel­le habe ich ganz schnell den Über­blick ver­lo­ren: Glas­ve­gas haben ewig gebraucht, bis ich sie moch­te, ((Eine die­ser Bands, die man auf kei­nen Fall als ers­tes live sehen soll­te.)), bei White Lies war­te ich immer noch auf die­sen Moment und jetzt eben die Band mit dem unmerk­ba­ren Namen: The Air­bor­ne Toxic Event. „Gaso­li­ne“ geht Liber­ti­nes-mäßig nach vor­ne, „Hap­pi­ness Is Over­ra­ted“ erin­nert an Ele­fant und „Mis­sy“ wirkt, als sei bei einem Bel­le-And-Sebas­ti­an-Song irgend­was schief gelau­fen. Es klingt also mal wie­der alles, wie schon mehr­fach da gewe­sen, aber der Trick ist ja, genau dar­aus ein abwechs­lungs­rei­ches Album zu machen. Und das ist The Air­bor­ne Toxic Event gelun­gen.

Songs
Jack’s Man­ne­quin – Annie Use Your Telescope
Kla­vier, Akus­tik­gi­tar­re, schlep­pen­de Beats, künst­li­che Strei­cher ((Davon bekom­men sie jetzt in der You­Tube-Live­ver­si­on wenig mit.)) und Stim­men, die sich inein­an­der ver­zah­nen und vom Unter­wegs­sein und Nach­hau­se­kom­men sin­gen – sowas kann ganz schlimm sein oder ganz groß­ar­tig. Ich fin­de es groß­ar­tig und die­ses „Annie I will make it“ lässt auch kei­ne Zwei­fel und kei­nen Wider­spruch zu. Mal wie­der einer die­ser Songs die­ses Jahr, den ich auf Dau­er­ro­ta­ti­on hören könn­te.

Por­tu­gal. The Man – Peo­p­le Say
Ein Pop­song der Geschmacks­rich­tung „eupho­rie­trun­ke­ner Mit­schun­k­ler“, wie sie etwa die Brit­pop-Band Embrace vor gut einem Jahr­zehnt regel­mä­ßig aus dem Ärmel geschüt­telt hat. Wenn man aller­dings auf den Text ach­tet, wird die gan­ze strah­len­de gute Lau­ne plötz­lich zum eis­kal­ten Zynis­mus: „All the peo­p­le, they say: /​ ‚What a love­ly day, yeah, we won the war /​ May have lost a mil­li­on men, but we’­ve got a mil­li­on more.‘ “

The Air­bor­ne Toxic Event – Some­time Around Mid­night
Die Ex-Freun­din mit dem neu­en Typen in einer Bar? Das soll noch ein Song­the­ma sein? Ernst­haft?! Ja, ernst­haft. War­um denn nicht? Wie sich der Song musi­ka­lisch stei­gert und damit den Text unter­malt, das ist schon gro­ße Song­wri­ter-Schu­le. Sicher: Man muss mögen, wie Mik­el Jol­lett da mit jeder neu­en Zei­le noch eine Schüp­pe mehr Dra­ma­tik in sei­ne Stim­me legt. Aber er kann’s und es funk­tio­niert. Und mal ehr­lich: Ist nicht jedes The­ma eigent­lich schon tau­send­mal besun­gen wor­den?

Col­bie Cail­lat – Fal­lin‘ For You
Es macht nichts, wenn Ihnen der Name Rick Nowels nichts sagt, aber Songs aus sei­ner Feder ken­nen Sie bestimmt aus dem Radio. Jetzt hat der Ex-New-Radi­cal also einen Song mit Col­bie Cail­lat geschrie­ben ((Was die Plat­ten­fir­ma nicht davon abhält, zu behaup­ten, „die Toch­ter von Fleet­wood Mac-Pro­du­zent Ken Cail­lat“ habe „für das neue Album ‚Breakth­rough‘ alle Songs selbst“ geschrie­ben.)) und er klingt wie unge­fähr alles, wo Nowels oder sein Ex-Part­ner Gregg Alex­an­der in den letz­ten zwan­zig Jah­ren ihre Fin­ger dran hat­ten: Gut gelaunt, som­mer­lich, radio­pop­pig. Auch das muss man mögen, aber wer’s nicht mag hat mut­maß­lich eine schwar­ze See­le.

[Lis­ten­pa­nik, die Serie]

Kategorien
Musik

Listenpanik 06/​09

Him­mel hilf: Der Juli ist schon zur Hälf­te um und die Juni-Lis­te war bis eben immer noch unver­öf­fent­licht. Schie­ben wir es auf die schie­re Men­ge an Neu­ver­öf­fent­li­chun­gen und die gan­ze tol­le Musik, die sonst noch so da war:

Alben
The Pains Of Being Pure At Heart – The Pains Of Being Pure At Heart (Nach­trag)
Falls Sie es noch nicht mit­be­kom­men haben (so wie ich bis vor kur­zem): Das ist der Indiepop-Geheim­tipp der Sai­son. Fach­zeit­schrif­ten nen­nen die­ses New Yor­ker Quar­tett „eine ame­ri­ka­ni­sche Ver­si­on der Smit­hs“, was glei­cher­ma­ßen tref­fend wie irre­füh­rend ist. Mein inter­nes Kata­log­sys­tem führt die Band unter „irgend­wie kana­disch“, was an den Gitar­ren­sounds, Glo­cken­spie­len und wech­seln­den Sänger(inne)n lie­gen könn­te.

Fan­far­lo – Reser­voir (Nach­trag)
Noch ein Nach­trag, noch mal „irgend­wie kana­disch“, obwohl es sich doch um eine schwe­disch-eng­li­sche Band han­delt: Zuerst bei „All Songs Con­side­red“ ent­deckt, dann das Album für einen Euro gekauft. Bild­hüb­scher Indiepop mit Hang zum Orches­tra­len. Für einen Som­mer auf der Wie­se.

Regi­na Spek­tor – Far
Kom­men wir nun zur belieb­ten Rei­he „Acts, die jah­re­lang an mir vor­bei­ge­gan­gen sind“. In die­sem Fall so sehr, dass ich dach­te, Regi­na Spek­tor (die wirk­lich so heißt) hät­te irgend­was mit Phil Spec­tor (der auch wirk­lich so heißt) zu tun. Aber dann kam erst das letz­te Ben-Folds-Album, auf dem Regi­na Spek­tor bei „You Don’t Know Me“ mit­träl­ler­te, und dann kam „Laug­hing With“, das mich auf Anhieb begeis­ter­te (s.u.). Der Pia­no­pop auf „Far“ ist schon toll, aber über allem ste­hen die Tex­te – sel­ten habe ich bei einem eng­lisch­spra­chi­gen Album so früh so gründ­lich auf die Tex­te geach­tet und sie für so groß­ar­tig befun­den.

Wil­co – Wil­co (The Album)
Das mit Wil­co und mir war immer ein biss­chen schwie­rig: Ich bin mit „Yan­kee Hotel Fox­trott“ ein­ge­stie­gen, das eini­ge toll Songs hat­te, mich aber nie so ganz über­zeu­gen konn­te, dann habe ich mich vor fünf Jah­ren zufäl­lig in „Sum­mer­tee­th“ ver­liebt, ehe mich „A Ghost Is Born“ und „Sky Blue Sky“ etwas rat­los zurück­lie­ßen. Gut für mich, dass „Wil­co (The Album)“ ziem­lich genau da wei­ter­macht, wo „Sum­mer­tee­th“ auf­ge­hört hat: Leicht ver­spiel­ter Indie­rock, der aber nicht in rie­si­ge Sound­flä­chen aus­ufert, son­dern sich auf drei bis vier Minu­ten kon­zen­triert.

The Sounds – Crossing The Rubicon
Als vor sechs Jah­ren das Sounds-Debüt „Living In Ame­ri­ca“ in Deutsch­land erschien, wur­den die Schwe­den als „die neu­en Blon­die“ ver­mark­tet, was nicht völ­lig abwe­gig, aber eben auch „die neu­en Irgendwasse“-dämlich war. Zum Zweit­werk „Dying To Say This To You“ habe ich nie einen rich­ti­gen Zugang gefun­den, aber „Crossing The Rubicon“ spricht mich wie­der sehr stark an: Leicht über­dreh­te Rock­songs mit schram­meln­den Gitar­ren, tanz­ba­ren Beats und ver­gleichs­wei­se weni­gen Syn­the­si­zern. Und irgend­wie muss Maja Ivars­son Sin­gen gelernt haben – aber das macht ja nichts.

Pla­ce­bo – Batt­le For The Sun
Ich hat­te immer das Gefühl, alle Pla­ce­bo-Alben klän­gen im Wesent­li­chen gleich (und damit gleich gut), aber das stimmt gar nicht. Natür­lich gibt es auch dies­mal wie­der trei­ben­de Beats, wüs­tes Gitar­ren­ge­schram­mel und die alles domi­nie­ren­de Stim­me von Bri­an Mol­ko, aber eini­ges ist anders. Das kann zum Bei­spiel am neu­en Schlag­zeu­ger lie­gen (der, höf­lich gesagt, nicht ganz so fili­gran arbei­tet wie sein Vor­gän­ger) oder dar­an, dass Pla­ce­bo ernst­haft ein Feel­good-Album auf­neh­men woll­ten. Jetzt gibt es Strei­cher und Anklän­ge von Trom­pe­ten und Glo­cken­spie­len und vie­les klingt tat­säch­lich – im Pla­ce­bo-Rah­men – sehr uplif­ting. Das ist total anders als der düs­te­re Vor­gän­ger „Meds“, des­sen Qua­li­tät schwer­lich wie­der zu errei­chen war. Aber „Batt­le For The Sun“ ist ein soli­des Album, das sich von allen ande­ren der Band deut­lich unter­schei­det.

Moby – Wait For Me
Vor zehn Jah­ren war Mobys Kar­rie­re vor­bei. Dann ver­öf­fent­lich­te er „Play“ und wur­de zum Num­mer-Eins-Lie­fe­ran­ten für Wer­be­spots und Films­ound­tracks. Danach hat er ver­schie­de­nes aus­pro­biert, jetzt kehrt er fast kom­plett zum Sound von „Play“ zurück. Erstaun­li­cher­wei­se gelingt ihm damit sein bes­tes Album seit eben jenem „Play“. Gesun­gen wird wenig, getanzt kaum, und manch­mal nimmt man die Musik beim Neben­bei­hö­ren gar nicht mehr wahr, aber es ist ein atmo­sphä­risch dich­tes Album, des­sen Songs sicher bald wie­der Wer­be­spots und Films­ound­tracks zie­ren wer­den.

Eels – Hombre Lobo
Mein ers­tes kom­plet­tes Eels-Album. Was soll ich sagen? Ja, kann man sich auch über vier­zig Minu­ten anhö­ren. Eine schö­ne Mischung aus fili­gra­nen, fast Kin­der­lied-haf­ten Pop­songs und char­mant-knar­zi­gen Rock­num­mern.

Songs
Eels – That Look You Give That Guy
Ich hat­te das Lied ja hier schon aus­führ­lich gelobt. Seit­dem habe ich es mehr als zwan­zig Mal gehört und fin­de es immer noch ganz wun­der­bar. Nur eine Fra­ge beschäf­tigt mich die letz­ten Tage: Was ist eigent­lich das Gegen­teil von Eifer­sucht?

Regi­na Spek­tor – Laug­hing With
Eigent­lich kann man sich alle Aus­füh­run­gen zu die­sem Lied spa­ren: die Lyrics spre­chen für sich. Ich hör­te den Song erst­mals bei „All Songs Con­side­red“, am S‑Bahn-Gleis des Bochu­mer Haupt­bahn­hofs ste­hend. Alle Stör­ge­räu­sche ver­schwan­den, ich hör­te nur noch das Kla­vier und die­se leicht eigen­tüm­li­che Stim­me, die die­sen wun­der-wun­der­schö­nen Text sang. Es wäre unan­ge­mes­sen gewe­sen, an die­sem Ort los­zu­heu­len, aber es gibt weni­ge Songs, bei denen ich so kurz davor stand.

Wil­co – You And I
In einem nor­ma­len Monat wäre sowas ganz klar der Song des Monats gewor­den: Ein char­man­ter Pop­song mit anrüh­ren­dem Text und den Stim­men von Jeff Tweedy und Gast­sän­ge­rin Les­lie Feist. Nun: Es war kein nor­ma­ler Monat, wie Sie oben sehen, son­dern der Monat der über­le­bens­gro­ßen Songs mit phan­tas­ti­schen Lyrics. Aber es gibt hier ja sowie­so kei­ne Rang­lis­te mehr. (Das Lied habe ich übri­gens zum ers­ten Mal auf WDR 2 gehört und danach beschlos­sen, mir das Album zu kau­fen. So viel zum The­ma „das Radio hat als Mul­ti­pli­ka­tor aus­ge­dient“ …)

The Pains Of Being Pure At Heart – This Love Is Fuck­ing Right!
Die Län­ge von Band­na­men und Song­ti­tel machen es unmög­lich, die­sen Song auf ein Mix­tape zu packen – der Platz auf so einem Bei­pack­zet­tel ist ja lei­der nur begrenzt. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich den Lied­text rich­tig ver­stan­den habe (mei­ne Inter­pre­ta­ti­on wäre in zahl­rei­chen Län­dern der Welt ille­gal), aber: Hey, es ist ein wun­der­schö­ner klei­ner Song und der Titel ein wun­der­ba­rer Slo­gan. (Über­haupt bräuch­te es mehr Song­ti­tel mit Aus­ru­fe­zei­chen am Ende.)

[Lis­ten­pa­nik, die Serie]

Kategorien
Musik

Listenpanik 05/​09

Wie­der ein­mal ist ein Monat schon län­ger vor­bei, wie­der ein­mal habe ich längst nicht alles hören kön­nen und wie­der ein­mal wer­de ich in einer Minu­te mit der Revi­si­on die­ser Lis­te begin­nen, aber was soll’s?

Let’s give it a try:

Alben
Fink – Sort Of Revo­lu­ti­on
Manch­mal ent­deckt man Bands oder Künst­ler eben erst beim vier­ten Album (s.a. The Hold Ste­ady). Fin Green­all aus Brigh­ton macht Musik, die im Wiki­pe­dia-Arti­kel mit „Jazz, Blues, Dub, Folk, Indie“ bezeich­net wird, was gleich­zei­tig alles und nichts sagt.

Ein biss­chen erin­nert die Musik an Bon Iver (also, his­to­risch betrach­tet: anders­her­um), an Nick Dra­ke und an diver­se Sadd­le-Creek- und Sub-Pop-Bands. Anders aus­ge­drückt: Es wür­de mich nicht wun­dern, wenn eines der Stü­cke auf dem Sound­track des nächs­ten Zach-Braff-Films zu hören wäre.

Bis dahin wird mich die­se wun­der­bar ent­spann­te, leicht melan­cho­li­sche Pop­mu­sik sicher noch den gan­zen Som­mer über beglei­ten.

The Alex­an­dria Quar­tet – The Alex­an­dria Quar­tet
Es pas­siert ja auch nicht so oft, dass man eine Band eher zufäl­lig zwei Mal live gese­hen hat, bevor ihr Album über­haupt in Deutsch­land raus­kommt.

Hat­te ich The Alex­an­dria Quar­tet in Oslo noch als „Indie­rock zwi­schen Man­do Diao, den frü­hen Kil­lers und Tra­vis“ beschrie­ben, muss ich über die Plat­te etwas völ­lig ande­res behaup­ten: Die erin­nert gera­de in den ruhi­ge­ren Momen­ten (in denen die Band am Bes­ten ist) eher an Jeff Buck­ley, Esko­bar und Richard Ash­croft und – wenn sie dann los­ro­cken – an Fee­der und die frü­hen Radio­head. (Die Chan­cen ste­hen aller­dings gut, dass ich auch die­se Ver­glei­che in drei Mona­ten wie­der für völ­lig lächer­lich hal­ten wer­de.)

Jeden­falls: Das selbst­be­ti­tel­te Debüt der Nor­we­ger kommt, wie White Tapes ganz rich­tig bemerkt, „eigent­lich cir­ca 10 Jah­re zu spät“, aber irgend­wo zwi­schen Ath­le­te, Embrace und Thir­teen Sen­ses wird schon noch ein Platz frei sein für die­sen Brit­pop der melan­cho­li­sche­ren Sor­te.

Manic Street Pre­a­chers – Jour­nal For Pla­gue Lovers
Ich bin bekannt­lich ein eher unpo­li­ti­scher Mensch, aber wenn pla­ka­ti­ve Paro­len mit Pop-Appeal daher­kom­men wie bei The Clash, Asi­an Dub Foun­da­ti­on, Rage Against The Machi­ne oder eben den Manics, dann höre ich mir das ger­ne an, sin­ge laut mit und stel­le mir vor, wie sich das anfühlt, da auf den Bar­ri­ka­den. Die Lehn­stuhl-Revo­lu­ti­on auf dem iPod, sozu­sa­gen.

Die Tex­te des neu­en Manics-Albums stam­men aus einer Zeit vor Barack Oba­ma, vor dem 11. Sep­tem­ber und vor New Labour. Sie stam­men aus dem (wohl lei­der tat­säch­lich) Nach­lass des vor 14 Jah­ren ver­schwun­de­nen Band-Gitar­ris­ten Richey Edwards und sind vor allem bild­ge­wal­tig und kryp­tisch.

Die Songs sind nicht unbe­dingt das, was man als „ein­gän­gig“ bezeich­nen wür­de, aber sie haben eine rohe Ener­gie, die zu Zei­ten des lah­men­den Spät­werks „Life­b­lood“ kaum noch jemand für mög­lich gehal­ten hät­te. Und wenn zum Schluss Bas­sist Nicky Wire „William’s Last Words“ anstimmt („singt“ wäre dann viel­leicht doch das fal­sche Wort), dann ist das schon ein ganz gro­ßer Gän­se­haut-Moment, der sich nach dem end­gül­ti­gen Abschied von einem Freund anhört.

Ob das Album auch ohne die­se gan­ze Vor­ge­schich­te so span­nend wäre? Kunst funk­tio­niert eigent­lich nie ohne Kon­text, aber ich glau­be schon.

Phoe­nix – Wolf­gang Ama­de­us Phoe­nix
Eine vor­ab: Die bes­te Phoe­nix-Plat­te des Jah­res kommt dann ver­mut­lich doch von The Whitest Boy Ali­ve. Für die Fran­zo­sen wird es aber aller Vor­aus­sicht nach immer noch für den zwei­ten Platz rei­chen, was unter ande­rem an Songs wie „Lisz­to­ma­nia“ und „Rome“ liegt. Viel­leicht wird das Album noch ein biss­chen über sich hin­aus­wach­sen, wenn ich es end­lich mal in der Son­ne hören kann, aber im Ruhr­ge­biets-Regen ver­brei­tet es auch schon mal eine ordent­li­che Por­ti­on Som­mer.

Jupi­ter Jones – Holi­day In Cata­to­nia
Mit dem zwei­ten Jupi­ter-Jones-Album „Ent­we­der geht die­se scheuß­li­che Tape­te – oder ich“ nie ganz warm gewor­den, aber für „Holi­day In Cata­to­nia“ sieht es bes­ser aus: Nach einem wah­ren Dampf­ham­mer-Auf­takt schal­tet die Band ein bis zwei Gän­ge zurück, schafft es aber, so schö­ne Melo­dien raus­zu­hau­en wie noch nie. Das hat manch­mal ein biss­chen was von Kett­car, aber das ist durch­aus als Kom­pli­ment gemeint. Bei der Wahl zum deutsch­spra­chi­gen Lied­zi­tat des Jah­res emp­fiehlt sich „Mit dem Alter kommt die Weis­heit /​ Nach der Jugend kommt die Eis­zeit“ jeden­falls jetzt schon für die Short­list.

Songs
Manic Street Pre­a­chers – Jackie Coll­ins Exis­ten­ti­al Ques­ti­on Time
Dies­mal gibt’s kei­ne Sin­gles, aber das Lied mit dem ellen­lan­gen Titel ist trotz­dem so etwas wie das Flagg­schiff für „Jour­nal For Pla­gue Lovers“. War­um? Zwei Zita­te: Das unschlag­ba­re „Oh mum­my what’s a Sex Pis­tol?“ im Refrain und die span­nen­de Fra­ge „If a mar­ried man, if a mar­ried man fucks a Catho­lic /​ And his wife dies wit­hout kno­wing /​ Does that make him unfaithful, peo­p­le?“. (Dass das „fuck“ im Video durch ein „beg“ ersetzt wur­de, ist aller­dings schon ein biss­chen lame.)

Und dann natür­lich noch die­ses Riff, das mei­ne Behaup­tung, das Album sei nicht ein­gän­gig, Lügen straft.

a‑ha – Foot Of The Moun­tain
Ich hat­te mein Ver­hält­nis zu a‑ha und mei­ne Begeis­te­rung für die­se Mal-wie­der-Come­back-Sin­gle ja schon aus­führ­lich geschil­dert. Aber die­ser Song ist ja wohl auch ein Mus­ter­bei­spiel der Kate­go­rie „der etwas anspruchs­vol­le­re Pop­song“.

Fink – Sort Of Revo­lu­ti­on
6:32 Minu­ten sind nicht gera­de das, was sich For­mat­ra­dio­ma­cher als Son­glän­ge wün­schen. Aber der Titel­track und Ope­ner des vier­ten Fink-Albums (s.o.) besticht durch sei­ne Instru­men­tie­rung (die­ses Schlag­werk!) und den genu­schel­ten Gesang. „Let me know when we get the­re /​ If we get the­re“, so oft wie­der­holt, bis es einen fast kom­plett ein­ge­lullt hat. Und dann geht das Album erst rich­tig los.

The Alex­an­dria Quar­tet – Montauk
Wenn ich jetzt Say­bia und Lorien als Ori­en­tie­rungs­hil­fe nen­ne, bin ich mir zwar aus­nahms­wei­se mal sicher, habe aber auch treff­si­cher zwei längst ver­ges­se­ne Bands des Gen­res her­vor­ge­holt.

„Montauk“ gehört zu der Sor­te schlep­pen­der Bal­la­den, bei denen sich die Pär­chen auf Kon­zer­ten ganz eng umschlun­gen im Takt der Musik wie­gen, das Büh­nen­licht in ein ver­klä­ren­des Gelb getaucht wird, und die, die allein zum Kon­zert gekom­men sind, mit viel Glück noch ihr Han­dy zücken, um den Moment mit jeman­dem zu tei­len. Wer ganz allein ist, genießt eben für sich.

Jar­vis Cocker – Ange­la
Es ist schwie­rig, bei den Zei­len „Ange­la /​ An unfi­nis­hed sym­pho­ny“ nicht an die Bun­des­kanz­le­rin zu den­ken, aber irgend­wie geht es dann schon. Jar­vis Cocker klingt für 2:58 Minu­ten, als wol­le er an sei­ner Elvis-Cos­tel­lo-Wer­dung arbei­ten und der neue Bart legt die­se Ver­mu­tung nahe. Lei­der ist die­ser tro­cke­ne Stamp­fer dann auch schon der Höhe­punkt von Cockers zwei­tem Solo­al­bum, das ansons­ten eher unspan­nend vor sich hin düm­pelt.

Phantom/​Ghost – Thrown Out Of Dra­ma School
Wenn da nicht die Stim­me (und der Akzent) von Dirk von Lowtzow wäre, gin­ge die­ser Song sicher auch als B‑Seite von The Divi­ne Come­dy durch: Die­ses Rag­time-Pia­no, der melo­dra­ma­ti­sche Text, all das ergibt ein wun­der­bar skur­ri­les Gesamt­bild, des­sen Fas­zi­na­ti­on man sich selbst kaum erklä­ren kann.

[Lis­ten­pa­nik, die Serie]

Kategorien
Musik

Listenpanik 04/​09

Nor­ma­ler­wei­se könn­te ich im Lau­fe des Monats einen Sta­pel mit allen CDs bil­den und ihn am Ende abar­bei­ten. Dage­gen spricht aber zum einen mein Zwang, neue Ton­trä­ger direkt ins Regal ein­sor­tie­ren zu müs­sen, und zum ande­ren die Tat­sa­che, dass ich immer mehr Musik als Down­load kau­fe.

Ich bin aber der Ansicht, dass sie dadurch nicht schlech­ter wird, und ent­spre­chend gut sind dann auch die Sachen, die ich im April gehört und für erwäh­nens­wert befun­den habe:

Alben
Gre­at Lake Swim­mers – Lost Chan­nels
Begin­nen wir mit einem Nach­trag aus dem März, weil mir nie­mand Bescheid gesagt hat­te: Die Gre­at Lake Swim­mers aus Kana­da machen Folk Rock, was sich als Gen­re schlim­mer anhört denn als Musik. Sie spie­len zer­brech­li­che Bal­la­den, die nur aus der Stim­me von Sän­ger Tony Dek­ker und Gitar­ren­klän­gen bestehen, die ver­mut­lich ent­ste­hen, wenn man die Sai­ten anhaucht oder zu streng anguckt, und etwas schwung­vol­le­re Coun­try-Klän­ge, zu denen man gleich sich gleich auf den Appa­la­chi­an Trail bege­ben möch­te. Das alles ist ihnen auf dem Vor­gän­ger­al­bum „Ongi­a­ra“ zwar noch etwas stim­mungs­vol­ler gera­ten, aber das war vor zwei Jah­ren auch ein Über­al­bum.

Death Cab For Cutie – The Open Door EP
Noch­mal März, aber dies­mal nur kurz: Death Cab (wie man als auf­merk­sa­mer „O.C., California“-Zuschauer ja sagt) haben eine EP mit vier neu­en Songs und einer Demo aus den „Nar­row Stairs“-Sessions zusam­men­ge­stellt. Wie immer auf hohem Niveau und auch etwas pop­pi­ger als die Songs, die es aufs Album geschafft hat­ten.

Kili­ans – They Are Cal­ling Your Name
Über­ra­schung! Ich bil­de mir aber auch dies­mal wie­der ein, dass ich das Album auch dann noch sehr gut fän­de, wenn ich nicht mit den Musi­kern befreun­det wäre. Musi­ka­lisch ist das Album anspruchs­vol­ler und noch etwas abwech­lungs­rei­cher als das Debüt (rich­tig abwechs­lungs­reich wird’s, wenn man sich die Spe­cial Edi­ti­on mit Elek­tro- und Cha-Cha-Cha-Ein­la­gen anhört) und man hört auch genau­er auf die Tex­te. Das führt etwa bei „Used To Pre­tend“ dazu, dass man sich hin­ter­her sicher ist, ein unglaub­lich klu­ges, auf­rich­ti­ges und ein­dring­li­ches Tren­nungs­lied gehört zu haben – und den viel­leicht bes­ten Kili­ans-Song bis­her.

Bob Dylan – Tog­e­ther Through Life
Und noch jemand, den man nicht ernst­haft bewer­ten kann. Auch, wenn ich mich nicht als gro­ßen Dylan-Fan (oder gar ‑Ken­ner) bezeich­nen wür­de, schät­ze ich sei­ne Musik und sei­ne Per­son doch sehr und bin gera­de von sei­nen jüngs­ten Alben schwer begeis­tert. „Tog­e­ther Through Life“ steht „Love And Theft“ und „Modern Times“ da in nichts nach: Blues, der mal tro­cken nach vor­ne stapft, mal melan­cho­lisch am Kla­vier gespielt wird. Bemer­kens­wert ist es dann aber schon, dass Dylan mit dem Album die ers­te UK-Num­ber-One seit 39 Jah­ren gelun­gen ist und die Sin­gle „Bey­ond Here Lies Not­hin‘ “, die ein biss­chen an „Black Magic Woman“ von San­ta­na erin­nert und die es einen Tag als kos­ten­lo­sen Down­load auf Dylans Web­site gab, plötz­lich im Radio rauf und run­ter läuft.

Offi­ci­als Secrets Act – Under­stan­ding Elec­tri­ci­ty
Es gibt Alben, da weiß ich beim ers­ten Hören, dass ich sie mag, aber nicht son­der­lich oft hören wer­de. „Under­stan­ding Elec­tri­ci­ty“ könn­te die­ses Schick­sal blü­hen, obwohl der Indie­rock zwi­schen Maxï­mo Park, We Are Sci­en­tists und The Wom­bats wirk­lich schön ist. Mit­un­ter ner­ven man­che abge­dreh­ten Sounds ein biss­chen, aber Songs wie „Litt­le Birds“ und „Hold The Line“ (hat nichts mit Toto zu tun) sind dann auf der ande­ren Sei­te ein­fach ganz gro­ßer Pop und haben zumin­dest erhöh­tes Mix­tape-Poten­ti­al.

Songs
Kili­ans – Home­town
Hat­te ich nicht gera­de noch „Used To Pre­tend“ als „den viel­leicht bes­ten Kili­ans-Song bis­her“ bezeich­net? Ja, klar. Aber wenn die Kili­ans einen Song namens „Home­town“ schrei­ben, der auch noch so einen cat­chy Refrain hat, dann muss der natür­lich noch ein­mal beson­ders her­vor­ge­ho­ben wer­den. Auch wenn es angeb­lich gar nicht um Dins­la­ken an sich geht, son­dern um das Gefühl, von einer Stadt und ihren Men­schen geprägt wor­den zu sein, emp­fiehlt sich die­ser Song natür­lich als inof­fi­zi­el­le Stadt­hym­ne. Wenn die Dins­la­ke­ner cool wären, wür­de im Som­mer kein ande­res Lied aus Cabri­os und offe­nen Woh­nungs­fens­tern tönen.

Bob Dylan – Life Is Hard
In die Rei­he von „Moon­light“ und „Workingman’s Blues #2“ gesellt sich „Life Is Hard“: Ein ruhi­ger Blues und die Stim­me eines Man­nes, der alles erlebt hat und den nichts mehr erschüt­tern kann. Schlicht und ergrei­fend.

Muff Pot­ter – Nie­mand will den Hund begra­ben
Ich weiß nicht, wie oft ich die neue Muff-Pot­ter-Plat­te „Gute Aus­sicht“ hören müss­te, bis sie mir gefällt. Bei „Ste­ady Fremd­kör­per“ hat’s ja auch irgend­wann geklappt – nur, dass ich die Plat­te seit Ewig­kei­ten nicht mehr gehört habe und mich nur an einen Song erin­nern kann. „Nie­mand will den Hund begra­ben“ könn­te also das dies­jäh­ri­ge „Die Guten“ sein. Dies­mal geht’s aber nicht um Tren­nun­gen son­dern – Super-Song­the­ma – um Land­flucht. Die Schil­de­rung der Hei­mat­stadt, in der es kaum noch jun­ge Leu­te gibt, und in der alles lang­sam stirbt, hat schon Springsteen’sche Dimen­sio­nen und hät­te auch gut auf die letz­te kett­car-Plat­te gepasst. Das war übri­gens auch so ein Album, das ich mir erst schön­hö­ren muss­te, um es dann ganz schnell wie­der zu ver­ges­sen.

[Lis­ten­pa­nik, die Serie]

Kategorien
Musik

Listenpanik 03/​09

So eine Flut von Ver­öf­fent­li­chun­gen, die mich per­sön­lich inter­es­siert haben, hat­ten wir zuletzt im … Febru­ar.

Nee, im Ernst: Es war schon hef­tig, was da im März alles in die Plat­ten­lä­den und Down­loads­to­res kam – da kam es gera­de recht, dass Saturn die MP3-Alben für 4,99 Euro das Stück gera­de­zu ver­rammsch­te und ich mich ent­spre­chend preis­güns­tig durch den Monat ret­ten konn­te. Es gab etli­che gute Alben und je einen hei­ßen Anwär­ter auf die Num­mer 1 der Jah­res­charts bei Alben und Songs:

Alben
Pet Shop Boys – Yes
Beim ers­ten Hören fand ich die Sin­gle „Love Etc.“ „nicht sehr gut“, dann wur­de sie immer bes­ser. Die Musik­jour­na­lis­ten schrie­ben, es sei das bes­te Pet-Shop-Boys-Album seit „Very“, aber die glei­chen Jour­na­lis­ten hat­ten auch die neue, irgend­wie völ­lig ega­le U2-Plat­te gelobt. Inso­fern war ich nicht dar­auf vor­be­rei­tet, eines der bes­ten Pop-Alben die­ses gera­de zu Ende gehen­den Jahr­zehnts zu hören – aber ich den­ke, genau das ist „Yes“. Das Album hat ein­fach alles: Par­ty-Tracks, Melan­cho­lie, groß­ar­ti­ge Melo­dien und klu­ge Tex­te. Es ist ein gutes Gefühl zu wis­sen, dass einen eine Band, die man zwei Drit­tel sei­nes Lebens schätzt, immer noch umhau­en kann.

Star­sail­or – All The Plans
Star­sail­or-Fan bin ich erst seit dem Som­mer 2001, als ich die Band erst­mals auf dem Hald­ern Pop spie­len sah. Ihre Alben waren viel­leicht nicht so anspruchs­voll wie die von Cold­play, aber in Sachen „melan­cho­li­scher Indiepop von der Insel“ kommt die Band bei mir gleich hin­ter Tra­vis. „All The Plans“ kann ich des­halb nicht wirk­lich ratio­nal bewer­ten, aber es gibt wie­der die ganz gro­ßen Hym­nen, die man von den ers­ten drei Alben auch schon gewohnt ist. Viel­leicht wer­den Star­sail­or nie alles rich­tig machen, aber falsch gemacht haben sie bis heu­te (von den Auf­nah­me­ses­si­ons mit Phil Spec­tor mal ab) auch noch nichts.

Empire Of The Sun – Wal­king On A Dream
Das sind sie also, die „neu­en MGMT“. Musi­ka­li­sche Par­al­le­len gibt es da durch­aus, aber das ist ver­zeih­lich. „Wal­king On A Dream“ ist – trotz des abschre­cken­den Covers – ein klu­ges Pop-Album, das man so ähn­lich schon vor 25 Jah­ren hät­te ver­öf­fent­li­chen kön­nen. Macht aber auch nix.

Röyk­s­opp – Juni­or
Ganz schön elek­tro­las­tig, die­ser März. Auf sei­nem drit­ten Album klingt das nor­we­gi­sche Elek­tro­nik-Duo mit­un­ter ein biss­chen sehr nach dem fran­zö­si­schen Elek­tro­nik-Duo (gemeint ist Air), aber die klan­gen ja in letz­ter Zeit ein biss­chen sehr nach gar nichts. „Juni­or“ ist von vor­ne bis hin­ten aus­ge­wo­gen, ein­gän­gig und – je nach Ein­stel­lung – ent­span­nend oder bele­bend.

The Fray – The Fray
Ja, ich mag so Musik. Und ich freue mich, dass The Fray drei Jah­re nach ihrem Debüt jetzt offen­bar auch in Deutsch­land den Durch­bruch schaf­fen. Zwar passt ihr melan­cho­li­scher (Cof­fee-And-TV-Trink­spiel: ein Schnaps für jedes „melan­cho­lisch“ in einer Lis­ten­pa­nik) Col­lege-Rock bes­ser in den Herbst als in den Hoch­som­mer, aber der März hat­te sich ja noch alle Mühe gege­ben, herbst­lich aus­zu­se­hen.

A Camp – Colo­nia
Spä­tes­tens seit ich Nina Pers­son vor ein paar Jah­ren per­sön­lich getrof­fen habe, hat die klügs­te und schöns­te Schwe­din der Welt bei mir Nar­ren­frei­heit: Sie dürf­te so ziem­lich jeden Schrott machen und ich wür­de es noch gut fin­den. Sie macht aber kei­nen Schrott, son­dern auch ohne die Car­di­gans ganz her­vor­ra­gen­de Musik, der man allen­falls vor­wer­fen könn­te, ein biss­chen zu sehr nach ihrer Haupt­band zu klin­gen.

Olli Schulz – Es brennt so schön
Zwar habe ich alle bis­he­ri­gen Olli-Schulz-Alben hier, aber wirk­lich gehört habe ich ehr­lich gesagt nur sein Debüt „Brichst Du mir das Herz brech ich Dir die Bei­ne“. Als ich „Mach den Bibo“ zum ers­ten Mal beim Bun­des­vi­si­on Song Con­test sah, dach­te ich, jetzt sei es end­gül­tig vor­bei mit dem Mann, aber sogar die­ser Schwach­sinns-Song wächst, wenn man ihn nur oft genug hört (und weiß, dass die Musik von Wal­ter Schrei­fels stammt). Der Rest von „Es brennt so schön“ ist dann auch kom­plett anders: Eine klu­ge, oft nach­denk­li­che, musi­ka­lisch durch­dach­te und hin und wie­der doch sehr wit­zi­ge Plat­te, die mich aus uner­klär­li­chen Grün­den manch­mal ein wenig an Bruce Springsteen erin­nert.

Ben Lee – The Rebirth Of Venus
Für Ben-Lee-Plat­ten gilt die alte Regel „Kenns­te eine, kenns­te alle“. Im Gegen­satz zu Nickel­back, Rea­m­onn und ähn­li­chen Lang­wei­lern macht aber jedes neue Album des gebür­ti­gen Aus­tra­li­ers immer noch Lau­ne – und zwar gute. Selbst wenn man das Gefühl hat, jeden Song so ähn­lich schon mal gehört zu haben, kann man Lee nicht böse sein. Und dann gibt es ja auf jedem sei­ner Alben immer noch einen Song, der grö­ßer ist als alle ande­ren …

Songs
Ben Lee – Wake Up To Ame­ri­ca
Was für ein unwahr­schein­li­cher Song: Eine vier­ein­halb­mi­nü­ti­ge Lobes­hym­ne auf all das Kaput­te und Wun­der­ba­re an Ame­ri­ka, deren Stro­phen nur gespro­chen wer­den, deren Auto­tu­ne-las­ti­ger Refrain auch eher schlicht wirkt, und deren trei­ben­der Beat einen nach weni­gen Tak­ten völ­lig ein­ge­lullt hat. Ich kann kaum auf­hö­ren, die­ses Lied immer und immer wie­der zu hören, denn es geht direkt ins Herz und bringt einen womög­lich dazu, alle fünf­zig Bun­des­staa­ten zu besu­chen und mit einem Ghet­to­blas­ter über dem Kopf die­se Hym­ne abzu­spie­len. Ganz, ganz gro­ße Kunst! (Blö­der­wei­se gibt es den Song weder bei You­Tube noch bei last.fm zu hören – wohl aber bei iTu­nes zu kau­fen.)

Pet Shop Boys – Pan­de­mo­ni­um
Wenn „Yes“ das neue „Very“ ist, ist „Pan­de­mo­ni­um“ die Neu­auf­la­ge von „I Would­n’t Nor­mal­ly Do That Kind Of Thing“: Ein Lie­bes­lied, in dem alles mit­schwingt, was Lie­be manch­mal so schwie­rig macht, und das doch unein­ge­schränk­te Zunei­gung zum Aus­druck bringt. Eine Hym­ne auf alle Cha­os­mäd­chen und ‑jungs die­ser Welt, uplif­ting as hell. Was sagt es über unse­re Gene­ra­ti­on aus, wenn der­art groß­ar­ti­ge Songs von Män­nern um die fünf­zig geschrie­ben wer­den müs­sen? Allein die­se Blä­ser und die Chö­re!

Star­sail­or – You Never Get What You Deser­ve
Bei James Walsh fra­ge ich mich immer ein biss­chen, was er uns eigent­lich mit dem sagen will, was er da singt. Und dann den­ke ich: Ist das nicht egal, wenn es so schön klingt? Beach­ten Sie den Über­gang von den Stro­phen zum Refrain – so geht Pop.

Im nächs­ten Monat dann: Muff Pot­ter, Bob Dylan und natür­lich Kili­ans.

[Lis­ten­pa­nik, die Serie]

Kategorien
Musik

Listenpanik 02/​09

Der Febru­ar ist ein blö­der Monat: Ver­dammt kurz, aber vol­ler span­nen­der Ver­öf­fent­li­chun­gen. Alles habe ich nicht geschafft zu hören, eini­ge waren erschre­ckend öde, aber irgend­wie sind mir dann doch noch genug Alben und Songs ein­ge­fal­len, die man sich für die Jah­res­end­lis­te vor­mer­ken soll­te.

Bevor im März mit Star­sail­or und Ben Lee das ganz gro­ße Fan-Fass auf­ge­macht wird, hier erst­mal der Febru­ar:

Alben
Lily Allen – It’s Not Me, It’s You
Sel­ten habe ich mich im Bekann­ten­kreis für etwas so sehr recht­fer­ti­gen müs­sen wie für mei­ne Lily-Allen-Ver­eh­rung. Aber im Gegen­satz zu die­sen gan­zen Café- und Fami­li­en­kom­bi­beschal­le­rin­nen (Duffy, Amy Wine­house, Amy Mac­Do­nald, Ade­le, Gabrie­la Cil­mi, …) hat Lily Allen Eier (das hört sich im Bezug auf Frau­en immer komisch an, weil Frau­en natür­lich gene­rell Eier haben – ganz anders als Män­ner). Ihre Songs sind klug und wit­zig, gehen ins Ohr und in die Füße und ihr zwei­tes Album setzt das phan­tas­ti­sche Debüt kon­se­quent fort. So und nicht anders soll­ten jun­ge Frau­en mit 23 klin­gen.

Bei­rut – March Of The Zapo­tec /​ Real­peo­p­le: Hol­land
Und damit zum nächs­ten Musi­ker, der jün­ger als ich ist: Zach Con­don hat mit sei­ner Band Bei­rut bereits zwei Alben ver­öf­fent­licht, jetzt kommt eine Dop­pel-EP, bestehend aus sechs Songs, die er mit einer 19-köp­fi­gen Band in Mexi­ko auf­ge­nom­men hat, und fün­fen, die er schon vor län­ge­rer Zeit mit sei­nem Elek­tro­nik-Pro­jekt Real­peo­p­le auf­ge­nom­men hat. Der ers­te Teil ist Welt­mu­sik für Leu­te, die sonst kei­ne Welt­mu­sik mögen, der zwei­te Elek­tro­nik für Leu­te, die sonst kei­ne Elek­tro­nik hören. Trotz die­ser zwei doch recht unter­schied­li­chen Ansät­ze wird das Album (die Dop­pel-EP) von Con­dons Stim­me und sei­nen Ideen wun­der­bar zusam­men­ge­hal­ten.

U2 – No Line On The Hori­zon
U2 zäh­len zu jenen Bands, die ich durch­aus schät­ze, die mir aber nie in den Sinn kämen, wenn es um die Nen­nung mei­ner Lieb­lings­bands geht. „No Line On The Hori­zon“ wird jetzt als ihr bes­tes Album seit lan­gem gefei­ert und erst­mals seit lan­ger Zeit höre ich ein Album, von dem bei mir so gar nichts hän­gen blei­ben will. Nach etli­chen Durch­gän­gen könn­te ich gera­de andert­halb Refrains benen­nen, ansons­ten geht das Album ein­fach so durch mei­nen Kopf durch. Selt­sa­mer­wei­se weiß ich trotz­dem, dass ich das Album gut fin­de.

Mor­ris­sey – Years Of Refu­sal
Ja, klar: The Smit­hs waren schon sehr, sehr groß und Mor­ris­sey ist eine coo­le Sau. Trotz­dem haben mich die Alben des Man­nes, den Musik­jour­na­lis­ten stets wis­send mit merk­wür­di­gen Attri­bu­ten beden­ken, nie so wirk­lich inter­es­siert. Die Sin­gles: ja („First Of The Gang To Die“ als abso­lu­ter Über­hit), aber sonst? „Years Of Refu­sal“ ist da anders: Das Album rockt und bockt und zickt und alle schrei­en laut „Ach Gott, ach Gott, das kann er doch nicht machen. Und jetzt hört man auch noch die Ver­zer­rer und das schep­pern­de Schlag­zeug …“. Und ich fin­de es zum ers­ten Mal rich­tig inter­es­sant.

The Whitest Boy Ali­ve – Rules
In einem wachen Moment mei­ner by:Larm-Berichterstattung hat­te ich Erlend Øye als „eine Art Thees Uhl­mann Nor­we­gens“ beschrie­ben, was sich aller­dings pri­mär auf die Mas­kott­chen- und Paten­haf­tig­keit der Bei­den für die jewei­li­gen Musik­sze­nen bezog. (Wit­zi­ger­wei­se ist Øye ja unge­fähr so sel­ten in Nor­we­gen wie Uhl­mann in Ham­burg, weil bei­de in Ber­lin woh­nen, der Stadt, in der man halt wohnt.) Außer­dem sind Bei­de – zumin­dest in der öffent­li­chen Wahr­neh­mung – jeweils ihre Band. Kaum jeman­den inter­es­siert, wer sonst noch bei The Whitest Boy Ali­ve bzw. bei Tom­te spielt – aber damit ist end­lich Schluss mit den Gemein­sam­kei­ten, denn The Whitest Boy Ali­ve sind per­ma­nent so fun­ky wie Tom­te in ihren fun­kigs­ten Momen­ten. „Rules“ ist von vor­ne bis hin­ten eine Auf­for­de­rung zum Tanz, eine Plat­te, die man erst mit den Füßen hört und dann mit den Ohren (eine ana­to­misch etwas abwe­gi­ge Idee), ein­fach schö­ner, klang­vol­ler Pop.

Songs
Lily Allen – Who’d Have Known
Die Idee, ein­fach den Refrain eines Hits vom Take-That-Come­back-Album zu neh­men („Shi­ne“) und dar­aus einen kom­plett neu­en Song zu ent­wi­ckeln, ist so uncool und absurd, dass man sie ein­fach lie­ben muss. Ansons­ten ist „Who’d Have Known“ auch noch ein so rüh­rend unschul­di­ges Lie­bes­lied, in dem sich Roman­tik und all­täg­li­ches Rum­lun­gern auf sehr sym­pa­thi­sche Wei­se tref­fen. Bezie­hung durch Gewohn­heits­recht, qua­si.

Klee – Ich lass ein Licht an für Dich
Und gleich noch so eine rüh­rend unschul­di­ge Num­mer: „Ber­ge ver­set­zen“, das aktu­el­le, mit­un­ter an Goldf­rapp erin­nernd Klee-Album, war ein biss­chen an mir vor­bei­ge­gan­gen, bis mir der Shuff­le Mode die­sen Song in die Ohren und direkt ins Herz jag­te. Die­ses Lied ist der bes­te Beweis, wie man auch in deut­scher Spra­che völ­lig unpein­lich ganz gro­ße Gefüh­le behan­deln kann. (Ich muss da immer an „Halt Dich an Dei­ner Lie­be fest“ den­ken.)

Kili­ans – Said And Done
Lus­tig: Wenn man es direkt nach „Ich lass ein Licht an für Dich“ hört, klingt es fast wie die Fort­set­zung des Songs. Irgend­je­mand muss ja auch mal „Never Thought I’d Say That It’s Alright“ und „When Did Your Heart Go Miss­ing“ beer­ben, was gene­ra­tio­nen­über­grei­fen­den Air­play angeht. War­um also nicht die Kili­ans, die mit ein paar Strei­chern im Rücken das Feld beackern, das seit dem Ende von Rea­dy­ma­de und Miles brach liegt? Und kei­ne Angst vor dem Pop: Das Album rockt dann wie­der mehr.

Man­do Diao – Go Out Tonight
Wirk­lich span­nend ist auch deren neu­es Album nicht gewor­den (wenn auch nicht ganz so öde wie das von Franz Fer­di­nand), aber kurz vor Schluss kommt dann wenigs­tens so eine Man­do-Diao-typi­sche Schun­kel­num­mer mit Motown-Rhyth­mus, Melan­cho­lie und ordent­lich Feu­er in den Stim­men.

[Lis­ten­pa­nik, die Serie]

Kategorien
Musik

Listenpanik 01/​09

Zu Beginn des neu­en Jah­res gibt es mal wie­der ein paar Ver­än­de­run­gen an der Lis­ten­pa­nik: Ich habe mich von die­sem doo­fen Top-Five-Den­ken ver­ab­schie­det.

Es gibt Mona­te, in denen könn­te man acht Alben loben, und es gibt wel­che, da fal­len einem eben nur drei ein. In der Ver­gan­gen­heit stan­den öfter gera­de noch okaye Alben in den Monats­lis­ten, wäh­rend gute Alben fehl­ten – dies wird für­der­hin nicht mehr der Fall sein. Ich schrei­be ein­fach alles auf, was mir gefal­len hat, und ver­su­che auch nicht mehr ganz so krampf­haft, eine Rei­hen­fol­ge fest­zu­le­gen.

Was bleibt: Die Lis­ten sind streng sub­jek­tiv, erhe­ben kei­nen Anspruch auf Voll­stän­dig­keit, und das bes­te Album des Jah­res fin­det man sowie­so immer erst viel spä­ter.

Alben
Bon Iver – Blood Bank
„For Emma, Fore­ver Ago“ habe ich erst spät ent­deckt und nach wochen­lan­gem Hören bin ich mir sicher, dass Platz 8 in den Jah­res­charts viel zu weit hin­ten war. Es ist aber nicht nur Wie­der­gut­ma­chung, die­se EP jetzt an expo­nier­ter Stel­le zu loben, denn die gera­de mal vier Tracks haben es in sich. Der Titel­track ent­stand gemein­sam mit den Album-Songs, aber „Woods“ klingt bei­spiels­wei­se völ­lig anders: Er besteht nur aus Jus­tin Ver­nons Stim­me, bzw. dem, was Auto­tu­ne davon übrig gelas­sen hat. Trotz­dem klingt es nicht grau­en­haft, wie auf dem letz­ten Kanye-West-Album, son­dern unge­fähr so packend wie Imo­gen Heaps „Hide And Seek“. Mann kann’s nicht beschrei­ben, man soll­te es hören!

Ant­o­ny And The John­sons – The Crying Light
„Kun­den, die Bon Iver kauf­ten, kauf­ten auch … Ant­o­ny And The John­sons“. Ich hab lan­ge über­legt, ob ich vor­her eigent­lich schon mal einen Song von Ant­o­ny Hegar­ty und sei­ner Band gehört habe. Ja, sagt Wiki­pe­dia, in „V for Ven­det­ta“. Ich kann mich nicht dar­an erin­nern, ver­spre­che aber, die­se Bil­dungs­lü­cke zu schlie­ßen, denn „The Crying Light“ ist ein groß­ar­ti­ges Album: Kam­mer­kon­zert­ar­ti­ge Instru­men­tie­rung (wes­we­gen die Band auch unter „Cham­ber pop“ ein­sor­tiert ist), über­ra­schen­de Wech­sel in Takt und Har­mo­nie und über allem eine Stim­me, die man nur mit dem Adjek­tiv „ent­rückt“ beschrei­ben kann. Wenn die Engel­chen backen und sich der Him­mel am Hori­zont rosa ver­färbt, hören sie ver­mut­lich sol­che Musik.

Black Rust – Medi­ci­ne & Meta­phors
Ein Album, wie geschaf­fen für den Janu­ar: Es passt zu grau­en Nach­mit­ta­gen eben­so wie zu Schnee­spa­zier­gän­gen im Son­nen­schein. Da ist ein Song­ti­tel wie „New Year’s Day“ nur noch das Tüp­fel­chen (viel­leicht sogar das Herz­chen) auf dem i. Was mir an die­ser Akus­tik­rock-Plat­te so gefällt, steht aus­führ­li­cher hier.

Songs
Lily Allen – The Fear
Spä­tes­tens seit ich sie vor zwei­ein­halb Jah­ren live gese­hen habe, bin ich ein biss­chen in Lily Allen ver­liebt. Ich bin also nicht sehr objek­tiv, was ihre Musik angeht. Aber „The Fear“ ist auch mit etwas ver­such­tem Abstand ein tol­ler Song: aus­ge­wo­gen zwi­schen Melan­cho­lie (Akus­tik­gi­tar­ren, der Text) und Par­ty­stim­mung (die Beats, das Gezir­pe) geht er sofort ins Ohr, ohne dabei zu chee­sy zu sein. Und zu der Idee, nicht wie­der mit Mark Ron­son zusam­men­zu­ar­bei­ten (und damit so zu klin­gen wie all die­se Sän­ge­rin­nen, die nach ihr kamen), kann man ihr sowie­so nur gra­tu­lie­ren.

Man­do Diao – Dance With Some­bo­dy
Es ist natür­lich rei­ner Zufall, dass aus­ge­rech­net in dem Monat, in dem Franz Fer­di­nand am Umgang mit Syn­the­si­zern schei­tern, ihre schwe­di­schen Wie­der­gän­ger einen der­art gelun­ge­nen Tanz­bo­den­stamp­fer aus dem Ärmel schüt­teln. Ein paar Tak­te „Eno­la Gay“; ein Sound der klingt, als habe man die eigent­li­che Band gegen The Ark aus­ge­tauscht, und ein Refrain, der so schlicht ist, dass man ihn nur lie­ben oder has­sen kann.

Bruce Springsteen – The Wrest­ler
Das neue Album „Working On A Dream“ will mich irgend­wie nicht so recht packen, alles klingt so alt­be­kannt. Aber dann kommt „The Wrest­ler“, der Gol­den-Glo­be-prä­mier­te Bonus­track, der an „The River“, „Secret Gar­den“ oder „Dead Man Wal­king“ erin­nert, und ich bin wie­der hin und weg. Die gan­ze Schwe­re der Welt in einem Song und auf den Schul­tern eines Man­nes, der das aus­hält.

Ant­o­ny And The John­sons – Her Eyes Are Under­neath The Ground
„Mut­ti, wovon singt die­ser Mann?“ – „Dass er mit sei­ner Mut­ter in einem Gar­ten eine Blu­me gestoh­len hat.“ – „Aha!“ Fra­gen Sie mich nicht, aber die­ses Lied ist ver­dammt groß.

The Fray – You Found Me
Eigent­lich soll man sich ja nicht für sei­nen Geschmack ent­schul­di­gen, aber bei Col­lege Rock habe ich immer das Gefühl, es trotz­dem tun zu müs­sen. Ich lie­be das Debüt­al­bum von The Fray (die Melan­cho­lie, die Tex­te, das Kla­vier!) und es ist mir egal, dass sie als „christ­li­che Rock­band“ gel­ten. „You Found Me“, die Vor­ab­sin­gle ihres zwei­ten, selbst­be­ti­tel­ten Albums, läuft angeb­lich bei Eins­li­ve rauf und run­ter (Lily Allen läuft sogar auf WDR 2), aber das macht nichts. Die ers­te gro­ße Pathos-Hym­ne des Jah­res 2009 hat Auf­merk­sam­keit ver­dient.

Ani­mal Coll­ec­ti­ve – Brot­her Sport
„Mer­ri­wea­ther Post Pavil­lon“, das neue Album von Ani­mal Coll­ec­ti­ve (von denen ich bis­her nichts kann­te), fällt bei mir in die Kate­go­rie „Sicher nicht schlecht, aber ich wüss­te nicht, wann ich mir sowas noch mal anhö­ren soll­te“ – und befin­det sich dort mit Radio­head und Port­is­head in bes­ter Gesell­schaft. „Brot­her Sport“ unter­schei­det sich in Sachen Unzu­gäng­lich­keit und Melo­die­lo­sig­keit nicht groß vom Rest des Albums, hat aber den­noch irgend­was (sehr prä­zi­se, ich weiß), was mich zum Hin­hö­ren bringt. Das Repe­ti­ti­ve nervt dies­mal nicht, son­dern ent­fal­tet sei­ne ganz eige­ne hyp­no­ti­sche Wir­kung. Aus irgend­wel­chen Grün­den erin­nert mich das an den Tanz der Ewoks am Ende von „Return of the Jedi“, auch wenn ich nicht den Hauch einer Ahnung habe, wie­so.

[Lis­ten­pa­nik, die Serie]