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Coffee And TV empfiehlt: Jacqui Naylor live

Über Jacqui Naylor (bzw. ihr Album “The Color Five”) hatte ich im vergangenen Juli bereits reichlich Lob ausgeschüttet. Jacqui NaylorIm Dezember unterlegte ich mein stinklangweiliges Weihnachtsmarkt-Video mit ihrer außergewöhnlichen Interpretation von “Santa Claus Is Coming To Town”.

Deshalb freue ich mich besonders, dass die sympathische Jazzsängerin aus San Francisco, CA zum ersten Mal für eine kleine Tour nach Deutschland kommt:

27. Februar: Hamburg, Markthalle
28. Februar: Berlin, Quasimodo
29. Februar: Minden, Jazz Club Minden
1. März: München, Unterfahrt
2. März: Frankfurt, Jazzkeller

Jazz-Fans, die man merkwürdigerweise ja immer “Jazz-Liebhaber” nennt, werden angetan sein, besonders empfehlen möchte ich die Konzerte aber Jazz-Skeptikern und -Einsteigern. Miss Naylor und ihre Band bewegen sich nämlich im Dreiländereck von Jazz, Folk und Pop und ihre “acoustic smashes” (Texte von Popsongs über der Musik eines Jazzstandards und vice versa) sind etwas ganz besonderes.

Offizielle Website
Jacqui Naylor bei MySpace
Künstlerseite beim deutschen Label

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Musik

Kein Wellenreiten in der Gruft

Es gibt Tage, an denen fühle ich mich sehr alt. Zum Beispiel, wenn es bei “Yesterday” auf WDR 2 um die 90er Jahre geht oder wenn ich auf die Frage nach der Uhrzeit mit “Viertel vor Nesquik” antworte und mich die jungen, schönen Menschen um mich herum fassungslos anstarren. Oder wenn ich denke, dass ich eigentlich nicht mehr auf Rockkonzerte gehen sollte.

Gestern veranstaltete das Musikmagazin “Visions” eine seiner “Visions Partys” (nur echt ohne Bindestrich und mit falschem Plural), die früher einmal im Monat im Dortmunder “Sabotage” stattfanden, inzwischen aber an jedem Wochenende in jeder deutschen Stadt, die nicht Gräfentonna oder Dinslaken ist. Im “Sabotage” indes finden sie nicht mehr statt, der Laden wurde (mutmaßlich wegen feuerpolizeilicher Mängel) geschlossen.

Da ich Nada Surf sehr mag und spannende Konzerte in Bochum auch nicht gerade an der Tagesordnung sind, schleppte ich mich zur gestrigen Party mit eben jenen Nada Surf, Minus The Bear und Escapado – auch wenn sie in der “Matrix” in Langendreer stattfand. Die Matrix ist eine völlig unübersichtliche Gothic-Großraumdisco ((Nur alternative Reggae-Kulturzentren laufen noch weniger Gefahr, von mir besucht zu werden.)) unter der Erde und der mit Abstand schlechteste Ort für Konzertveranstaltungen, den ich kenne. Die eigentliche Konzerthalle liegt am Ende eines langen Labyrinthartigen Raumverbundes, ist schlauchförmig und zeichnet sich vor allem durch große Hitze und Luftarmut aus. Schon bevor Escapado anfingen, hatte ich eigentlich keinen Bock mehr.

Escapado machen Hardcore mit deutschen Texten, von denen man live leider nicht allzu viel mitbekommt, weil sich die Konzepte “Hardcore” und “Texte verstehen” irgendwie ausschließen. Da fiel mir auch wieder ein, dass ich deren aktuelles Album “Initiale” noch irgendwo ungehört rumfliegen habe, was ich dringend ändern sollte, denn schlecht fand ich die Band nicht, obwohl Hardcore (oder “Lärm”, wie mein Vater sagen würde) nicht unbedingt meine Musik ist. Wer wie ich gedacht hatte, Hardcore-Konzerte müsse man sich aus sicherer Entfernung vom Hallenende aus ansehen, wurde gestern allerdings enttäuscht: die Masse ließ sich nicht bewegen. Wenigstens war der Sound in der Halle nicht so schlecht wie bei meinem letzten Besuch dort.

Minus The Bear machten netten Indierock, aber die Bedingungen in der Halle und mein Rücken (Alter, s.o.) sorgten dafür, dass ich mich lieber mit ein paar Freunden an eine der Bars zurückzog, wo man sich allerdings auch nicht unterhalten konnte, weil dort die vorhersehbarsten Indiehits der letzten 25 Jahre sehr laut liefen.

Nada Surf wollte ich mir eigentlich aus der Nähe ansehen, aber meine Klaustrophobie und Abneigung gegenüber großen Menschenmassen verstärkt sich noch, wenn diese Menschenmasse an der linken und der rechten Seite von massiven Backsteinwänden eingeschlossen ist. Ich sollte mehr in Jazzclubs gehen. Mein ganzer Hass auf den Laden, den ich schließlich auf die Liste “Orte, an denen Ben Folds spielen könnte, und wo ich trotzdem nie mehr hingehen würde” setzte ((Falls es Sie interessiert: Auf der Liste stand bisher nur das Immergut-Festival in Neustrelitz.)), verflog aber mit den ersten Takten von “Happy Kid”.

Die drei New Yorker zeigten sichtliche Spielfreude Man merkte, dass die Band Spaß hatte, mal wieder in Deutschland zu spielen. Die meisten Stücke waren einen Tacken schneller und rockiger als sonst, Matthew Caws und Ira Elliot quakten zwischen den Songs munter durcheinander und es gab mit “I Like What You Say” (eigentlich vom “John Tucker Must Die”-Soundtrack) und “Whose Authority” auch noch zwei Songs aus ihrem neuen Album “Lucky”, das im Februar 2008 erscheinen soll. Schließlich spielten sie auf besonderen Wunsch eines Label-Mitarbeiters (und sicher nicht zum Missfallen des Publikums) ihren versehentlichen Hit “Popular” und an dieser Stelle hätte die Menge auch gekocht, wenn das Konzert irgendwo im Packeis und nicht in diesem Steinofen stattgefunden hätte. Wie Matthew Caws den Text in den Strophen so schnell sprechen kann, werde ich allerdings nie verstehen.

Heute spielen Nada Surf übrigens in Bielefeld. Sie ahnen nie, welche Band noch dabei ist …

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Musik

All They Want To Do Is Rock

Entgegen meiner gestrigen Behauptung wird das Wetter offenbar doch nicht vom Spielplan der Fußballbundesliga bestimmt, sondern vom Tourkalender britischer Rockbands. Denn kaum hatte ich gestern Mittag zur Einstimmung auf das abendliche Travis-Konzert Musik meiner schottischen Lieblinge aufgelegt, öffnete Petrus auch schon alle Schleusen und zwang mich, zur U-Bahn zu waten.

In Köln-Mülheim angekommen, hatte sich das Wetter wieder beruhigt, aber im E-Werk erwarteten mich die nächsten Schocks – oder Schöcke? Jedenfalls war der Laden um zwanzig vor Acht gerade mal mit geschätzten zweihundert Leuten gefüllt und überall hingen riesige Werbebanner von WDR 2. “Neeeeeeiiiin!”, schrie ich, “ich bin doch noch viel zu jung! Ich will nicht auf Konzerte, die von diesem Eltern-Sender präsentiert werden, gehen!” Später sah ich, dass die Soundmischer das Konzert mitschnitten – und sollte WDR 2 es schaffen, das komplette Konzert auszustrahlen, wäre ich sogar mit den Bannern und dem Gefühl des Altseins versöhnt.1

Vorband waren The Taste aus München, eine Art White Stripes mit umgekehrter Geschlechterverteilung. Das war ganz nett und kurzweilig und weil die Dame und der Herr jedes Lied namentlich ankündigten weiß ich jetzt, dass nahezu alle The-Taste-Songs ein “you” im Titel haben. Öhm, das klingt jetzt nicht sonderlich positiv, aber stellen Sie sich mal vor, wie sie auf noch so gute Bands reagieren würden, die Ihre Lieblingsband supporten müssten. Da guckt man halt immer auf die Uhr.

Auf die Uhr geguckt wurde auch von offizieller Seite sehr exakt (WDR-2-Konzert halt): 19:59 Uhr Vorband, 21:00 Uhr Licht aus für Travis. Wie man es schon aus diesem Mitschnitt kennt, erklang zunächst die Hymne von 20th Century Fox, ehe die Band in Bademäntel gehüllt zum “Rocky Theme” in die Halle einzog. Durchs Publikum, das inzwischen glücklicherweise doch noch ein bisschen angewachsen war. Fran Healy sieht von nahem sehr viel kleiner, bärtiger und grauer aus als auf der Bühne, aber er hat sehr wache Augen und einen festen Händedruck.

Als die vier Schotten und ihr schwedischer Tour-Keyboarder die Bühne erklommen hatten, schmissen sie sich mit Schmackes in “Selfish Jean”, wobei Fran Healy während des ganzen Konzertes eines der T-Shirts trug, die sich Demetri Martin im Video zum Song vom Körper schält. Ohne ausufernde Ansagen, die Fran noch auf vergangenen Touren gemacht hatte, sprang die Band von Song zu Song und damit kreuz und quer durch die eigene Geschichte. Noch auf keiner Tour nach 2000 haben Travis so viele Songs von ihrem Debütalbum gespielt (“Good Day To Die”, “The Line Is Fine”, “Good Feeling” und “All I Want To Do Is Rock”), noch nie standen alte und neue Songs derart Schulter an Schulter. Was beim Hören der verschiedenen Alben mitunter nur schwer vorstellbar ist, wurde live völlig klar: Diese Songs stammen alle von der selben Band und sie sind auch alle Kinder gleichen Geistes.

Zwar spielte die Band jede Menge Singles, aber das Konzert wirkte dennoch nicht wie eine Greatest-Hits-Show. Dafür fehlten die Nicht-Album-Singles “Coming Around” und “Walking In The Sun”, aber auch “Re-Offender” von “12 Memories”. Überhaupt gab’s vom ungeliebten “dunklen” Album gerade mal zwei Songs zu hören: “The Beautiful Occupation” und das luftige “Love Will Come Through”. Was aber noch viel merkwürdiger war: Es gab auch gerade mal vier Songs vom aktuellen Album “The Boy With No Name”. Kein “Colder”, kein “Battleships”, kein “Big Chair”.

Die Sieger im Set hießen also “The Man Who” (5 von 11 Songs, nur “Blue Flashing Light” fehlte zur vollen Glückseligkeit) und “The Invisible Band” (5 von 12 Songs, davon “Flowers In The Window” in einer wunderbaren Akustikversion, bei der die ganze Band sang). Die Reaktionen im Publikum machten deutlich, dass es sich bei den Beiden in der Tat um die Lieblingsalben der meisten Fans handeln muss.

Obwohl das Set also etwas merkwürdig aussah und mindestens zwei Songs (für mich “Blue Flashing Light” und “Colder”) zu wünschen übrig ließ, war es ein tolles Konzert, denn die Band hatte sichtlich Spaß bei dem, was sie da tat, und diese Freude übertrug sich auf das Publikum. Als letzten Song im Zugabenblock gab es dann natürlich “Why Does It Always Rain On Me?”, das Lied, das für Travis das ist, was “Creep” für Radiohead, “Loser” für Beck und “Wonderwall” für Oasis ist: Das Lied, das jeder kennt, auch wenn er sonst nichts von der Band kennt. Aber Travis schaffen es, mit diesem Hit würdevoll umzugehen und wenn das Publikum erst mal hüpft wie eine Kolonie juveniler Frösche, ist die kommerzielle Bedeutung des Lieds eh egal. Und weil Fran den Song beim ersten Mal falsch zu Ende gebracht hatte (“This doesn’t happen that often because usually I’m perfect”), gab’s das Finale dann ein zweites Mal.

Das nächste Mal wollen Travis nicht wieder vier Jahre auf sich warten lassen. Im Dezember geht’s ins Studio, um ein neues Album aufzunehmen.

1 Ja, ich glaube, das war eine Aufforderung.

Und hier noch die Setlist für die Jäger und Sammler:

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Radio Musik Rundfunk

Schatzsuche

KQED ist mein Lieblingsradiosender, da gibt’s kein Vertun. Seit ich in den USA gehört habe, was man mit dem Medium Radio so alles anstellen kann, finde ich die deutsche Radiolandschaft endgültig nur noch zum Heulen.

Das heißt für mich: Radiohören geht nur über Internet und um neun Stunden verschoben. Aber natürlich gibt es bei allen Sendern des National Public Radio alle Sendungen hinterher auch als Podcast, was sowohl vorbildlich, als auch sehr fein ist.

Das aber nur als Vorspann zur eigentlichen Geschichte: Wie ich gerade erst festgestellt habe, gibt es von der sehr empfehlenswerten Musiksendung “All Songs Considered” nicht nur Podcasts und ein umfangreiches Sendungsarchiv, auch viele der Konzerte, die “All Songs Considered” immer wieder überträgt, stehen im Netz.

Einige kann man “nur” anhören (darunter Rufus Wainwright, Ben Gibbard, Björk, Arcade Fire und Lily Allen), andere kann man komplett herunterzuladen, wenn man den Podcast abonniert (z.B. Travis, Femi Kuti und ganz aktuell: Rilo Kiley). Es lohnt sich, sich durchs komplette Archiv zu klicken und zu hören.

Wie das mit den Downloads rechtlich geht, ist mir ein bisschen schleierhaft, aber in den USA gibt’s ja auch keine GEMA.

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Musik

Kilians-Content KW 34

Es hat sich mal wieder viel getan bei der erklärten Coffee-And-TV-Lieblingsband:

  • Die Single “Enforce Yourself” läuft bei einigen Radiostationen rauf und runter. Auf der MySpace-Seite der Band kann man sich den Song anhören, bei YouTube gibt’s das Video dazu und auf der frisch gerelaunchten offiziellen Bandseite auch noch ein Making Of.
  • Das Album “Kill The Kilians” erscheint am 7. September und kann bei Amazon bereits vorbestellt werden.
  • “VISIONS.de” verlost fünf mal zwei Gästelistenplätze für das exklusive Radiokonzert, das die Kilians am 5. September in Bochum für die Campusradios NRW spielen werden. Nähere Infos dazu findet man leider weder bei den Campusradios NRW, noch beim örtlichen Campusradio.
  • Dafür kann man auf campuscharts.de “Enforce Yourself” in die Campuscharts wählen – also dahin, wo die Karriere der Senkrechtstarter vor gut anderthalb Jahren ihren Anfang fand. Bei “MTV TRL” und “MTV TRL Rock” kann man auch für den Song voten.
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Musik Digital

Kinder, Garten, Plätze

Wenn sogar die “Visions” darüber berichtet, sollte ich vielleicht auch mal darauf hinweisen …

Meine lieben Freunde von den Kilians haben sich etwas einigermaßen obskures einfallen lassen, aber das können sie selbst am Besten erklären (in ihrem MySpace-Bulletin):

Uns ist langweilig. Wir wollen mehr. Wir wollen Action! Und wir wollen, dass ihr uns wollt. WOLLT UNS! Ist das schon Freudianertum im Anfangsstadium? Kryptisch?

Es geht noch weiter! Wir wollen euren Vorgarten/Garage/Hinterhof/Hood irgendwas, denn wir wollen für euch spielen. Wer Konzert + Party mit den Kilians gewinnen will, muss mit folgendem um die Ecke kommen: LADE UNS EIN. Und zwar nicht so: “Ja kommt doch mal vorbei. Oma und Opa sitzen eh auf dem Sofa.” Sondern bastelt eine Einladung. Ob groß oder schön, vulgär oder kreativ – ganz egal. Nur so dass wir denken…: “Da MÜSSEN wir vorbei kommen! Sonst macht das Leben keinen Sinn mehr!” Macht davon ein Foto und schickt uns das als Kommentar.

Suche eine Stelle an/vor/hinter deinem Haus, an der wir mit dem Kilians-Bus vorfahren können. Dort werden wir unser Dach aufklappen und schon habt ihr die Bühne. Da Red Bull in Spendierlaune ist bekommen nicht nur wir von ihnen den Bus, sondern auch ihr na, was wohl? Genau, Red Bull +X von ihnen.

Und: Macht eure Garagen hübsch. Verziert eure Locations. Rüscht sie auf und zeigt uns, was ihr habt. Stellt ein selbstgebautes Kilians Poster her, auf dem ihr zeigt, wie ihr unser Konzert ankündigt. Drauf muss: Der Vorgarten-Tour-Zeitraum, nämlich *1. – 9. August 2007* und unser Name.

Also: Schicke Location, davor das Poster (mit *1. – 9. August 2007* und * Kilians* drauf) -> davon ein Foto -> ab als Profilbild auf eurer MySpace-Seite und spätestens jetzt unser Freund werden. -> einen Kommentar auf unserer MySpace Site hinterlassen, in dem ihr erklärt, warum ihr UNS ausgerechnet bei euch spielen lassen wollt (und wenn ihr habt, eure gebastelte Einladung hinterlasst). Ob wir bei euch spielen, erfahrt ihr spätestens am 26. Juli. Nicht vergessen: Die ersten Tage im August für uns frei halten!

Also wer einen Vorgarten, eine Garage oder auch ein Fußballstadion sein eigen nennt, sollte diesen klar formulierten Anweisungen Folge leisten und wird mit etwas Glück noch seinen Enkeln davon berichten können, dass “diese weltberühmte Band, die da gerade im Fernsehen zu Ehren des hundertsten Geburtstags von Weltpräsident Al Gore spielt”, damals bei ihm auf dem Grundstück gerockt hat. Den Zusatz “Und so hab ich Eure Omma rumgekriegt”, kann man sich ja sparen …

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Musik

Heimspiel

Manchmal ist es erstaunlich, Freunde nach einiger Zeit wiederzusehen: Man fühlt sich dann wie die eigenen Großtanten, die einem als Kind immer in die Backe kniffen und “Du bist aber groß geworden!” riefen. Denn gestern habe ich meine Freunde von den Kilians nach fast einem Jahr zum ersten Mal wieder live auf der Bühne gesehen. Und wäre ich nicht ein Fan der allerersten Stunde, ich wäre gestern einer geworden.

Doch der Reihe nach: Im Rahmen der sympathischen Veranstaltungsreihe Fantastival, die sich seit vielen Jahren erfolgreich bemüht, einmal im Jahr Kultur in meine Heimatstadt zu holen, fand in diesem Jahr ein “School’s Out”-Festival statt, für das die Veranstalter neben den Lokalmatadoren Kilians auch Rearview und Massendefekt gebucht hatten – zwei Bands, von denen ich offen gestanden vorher noch nie etwas gehört hatte. Nachdem der Kartenpreis von 16 auf taschengeldfreundlichere fünf Euro gesenkt worden war, lief auch der Vorverkauf ganz ordentlich und da Jugendliche in ihrer eigenen Stadt lieber an die Abendkasse gehen, war das historische Burgtheater dann auch ganz gut gefüllt.

Eröffnet wurde der Reigen von Without Wax aus Wesel, die diesen Auftritt bei einer Art Talentwettbewerb im Vorfeld gewonnen hatte. Deren Gig habe ich leider prompt verpasst, weil ich grundsätzlich immer zu spät loskomme, aber Erzählungen glaubhafter Quellen zufolge war die Band “jünger als Tokio Hotel” und musikalisch sehr gut.

Dann ging es weiter mit Rearview, einer Band aus VerdammtichfindekeineStadtinderPresseinfo, die anfangs ein bisschen klangen, als sei Diana Ross mit Rage Against The Machine als Backing Band auf Tour (doch, das geht!) und sich danach irgendwo zwischen Krezip und Skunk Anansie einsortierten. Gar nicht mal so schlecht, aber als deutsche Band Ansagen auf Englisch machen und das Publikum beleidigen gibt Abzüge in der B-Note.

Es folgten nicht Massendefekt (wg. Krankheit, wie man hörte), weswegen ich immer noch nicht weiß, wie diese Band klingt. Wobei ich es mir aufgrund des Bandnamens irgendwie vorstellen kann. Ich hatte unterdessen meine Position als Biertrinkender Konzertbesucher gegen die der Biertrinkenden Aushilfe am Kilians-Merch-Stand eingetauscht und verkaufte kleinen Kindern (wirklich kleinen Kindern) Band-T-Shirts in Größe S und ihre vermutlich erste CD ever (welche sich später in Kneipengesprächen und Musikzeitschrift-Fragebögen natürlich ungleich besser macht als, sagen wir mal: die Lighthouse Family). Zu absolut Schulkinderfreundlicher Zeit (und das am letzten Schultag!) enterten die Kilians deshalb schon gegen halb neun die Bühne und das Publikum, das Rearview noch so brutal teilnahmslos gegen eine Wand aus Sitzbänken hatte anrocken lassen, geriet in Wallung.

Nun muss man zwei Dinge wissen: Erstens steht die Bühne im Dinslakener Burgtheater auf einer Empore, zu der einige sehr hohe Stufen hinaufführen, und zweitens ist die örtliche Dorfjugend dafür bekannt, sich auch bei lieblichen Indiekonzerten aufzuführen, als sei man gerade auf einem jener Hardcore-Konzerte, zu denen einen Mami und Papi nie hinfahren lassen. Ich halte Moshen bei Rockkonzerten eh für überaus unhöflich gegenüber den Konzertbesuchern, die sich das Konzert genussvoll und ohne körperliche Beeinträchtigung ansehen wollen, – wildes Herumgeschubse auf den Treppenstufen und eine Wall Of Death (na ja: eher ein Mäuerchen of Unwohlsein) bei einem Kilians-Konzert sind aber auch bei verständnisvollster Auslegung von Spaß fehl am Platze.

Nach nur wenigen Liedern hatten die überraschten Veranstalter auch schon bemerkt, was da vor sich ging (wer sonst Götz Alsmann, die Neue Philharmonie Westfalen und Musicalstars auftreten lässt, mag vom Verhalten der lokalen Jugend in der Tat auf dem falschen Fuß erwischt worden sein) und trieb die kritische Masse mit Flatterband die Treppe hinunter. Ein Jugendlicher wurde, nachdem er trotzdem vor der Bühne weitergetanzt und sich gegen die Ordner zur Wehr gesetzt hatte, von zwei Securitykräften aus dem Burgtheater geschleift und es ist alles in allem beinahe beruhigend, dass nur ein Konzertbesucher mit einer blutigen Nase ins Krankenhaus (wie es hieß) musste. Für Sekundenbruchteile schossen mir nämlich auch – sicher völlig übertrieben – Bilder vom Waldbühnenkonzert der Rolling Stones 1965 durch den Kopf.

Aber reden wir nicht von dummen Kindern und unvorbereiteten Veranstaltern, reden wir von der Band, der ich aus tiefster Überzeugung zutraue, neben den Beatsteaks eine der wichtigsten englischsprachigen Indie-Bands Deutschlands zu werden: den Kilians. (Zwischenruf: “Welche englischsprachigen Indie-Bands gibt es denn in Deutschland überhaupt noch neben den Beatsteaks?” Antwort: “Slut, Pale, The Robocop Kraus und bestimmt noch ein paar weitere, die mir gerade partout nicht einfallen wollen. Danke!”) Die Kilians jedenfalls haben im letzten Jahr derart viel Live-Erfahrung gesammelt, dass sie fast nicht wiederzuerkennen waren: Waren sie Anfangs eine sehr gute, aber mitunter etwas unbeholfen wirkende Liveband, sind sie inzwischen richtige Profis. Auch ohne meine persönliche Beziehung zu der Band würde ich sie für eine der besten des Landes halten.

<mode=”lokalzeitung”>Und so folgte ein Hit dem nächsten und wenn die Band gerade nicht rockte, unterhielt Sänger Simon den Hartog, der gerade sein Abitur gemacht hat, das Publikum mit launigen Ansagen.</mode=”lokalzeitung”>

Im Ernst: Das macht er inzwischen ganz toll und das einzige, was man ihm dabei vorwerfen könnte ist, dass er vielleicht einmal zu oft mit dem Band-Ziehpapa Thees Uhlmann von Tomte rumgehangen und sich einen Tacken zu viel von dessen Bühnenpräsenz abgeschaut hat – wobei es da sicher auch bedeutend schlimmere Vorbilder gäbe. Sie haben einige neue Songs gespielt, die ich noch gar nicht kannte, und die (neben den stets zu erwähnenden Strokes) unter anderem nach The Cooper Temple Clause, The Smiths und Radiohead klangen. Und dazu natürlich die ganzen schon bekannten Übersongs wie “Jealous Lover”, “Inside Outside”, “Dizzy”, “Take A Look” und die Single “Fight The Start”. Wenn man ein Kilians-Konzert beschreiben will, will man sich fast an den ekligen Rockjournalistenvokabeln “tight” und “erdig” vergreifen, aber man kann sich ja in die weniger schrecklichen Gefilde der Fansprache flüchten und das ganze einfach “toll” nennen.

Wer die Kilians in diesem Sommer noch live erleben will, hat dazu zahlreiche Gelegenheiten, die man alle auf der Bandseite nachlesen kann. In knapp einer Stunde werde ich sie schon auf dem Bochum Total wiedersehen – im strömenden Regen, wie es im Moment aussieht.

Nachtrag 22. Juni: Jetzt ist das mit der Lokalzeitungs-Vorhersage schon wieder schiefgegangen. Dafür erfahren wir aus der NRZ, dass der Verletzte mehrere Zähne verloren hat, und es gibt ein kleines Logikrätsel um die Konjunktion “denn”:

Die NRZ (Lokalseite Dinslaken) über die Kilians

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Eine Leiche zum Dessert

Vergangener Donnerstag, Gebäude 9. Die erste Deutschland-Tournee führte Murder By Death aus Bloomington, Indiana nach Köln. Und diese Mischung aus düsterem Punk, zickigem Rockabilly und dramatischer Americana begeisterte das Publikum – trotz bisweilen schepperigem Sounds – vom ersten Moment. Die Spielfreude der Band, besonders der grollende Tenor von Sänger Adam Turla und das warme Jaulen von Sarah Balliets Cello, schubste sich von Höhepunkt zu Höhepunkt.

Und es gab akustische Vergleichsversuche im faszinierten Publikum: Die einen wollten die White Stripes oder den Gun Club herausgehört haben, die anderen dachten an 16 Horsepower oder Two Gallants, und noch jemand verglich Turla mit einem Bastard von Johnny Cash und Glenn Danzig. Stimmt alles, und ist doch komplett am Ziel vorbei. Nicht jedoch so weit daneben, wie der immer noch nicht ausgerottete Zusammenhang mit dem Genred called Emo, der damals einzig auf einer Labelzugehörigkeit beruhte. Albumtitel wie “Like the exorcist, but more breakdancing” und “Who will survive, and what will be left of them” sind tolle Vorboten für noch tollere Musik, und das lose an Dante Alighieris Göttlicher Komödie ausgerichtete “In bocca al lupo” setzt dem Ganzen die Krone auf. Das ist das ganz große Rock’n’Roll-Drama, und quält sich doch wie der Kojote aus dem Schwarzweiß-Western Deiner Wahl. Und wer immer noch zweifelt, höre einfach “Brother” auf der Myspace-Seite nach (oder schaue das entsprechende Video) – und verneige sich innerlich.

Gerade einmal 10 Euro Eintritt für eins der fasznierendsten Konzerte der letzten Monate. Da mag das Lineup z.B. der diesjährigen Pearl-Jam-Openairs, die mit eben Pearl Jam, Interpol und den Futureheads wuchern dürfen, “fetter” wirken. Aber das Preisleistungsverhältnis saugt tote Hamster durch Strohhälme. Vor einigen Jahren kam auf der Mailingliste LostHighwayGermany anläßlich einer Neil-Young-Solotour mit Ticketpreisen über 100 Euronen die Theorie auf, bei diesen Preisen wäre eine Idiotensteuer mitinbegriffen, die fällig würde, sobald jemand bereit wäre, diesen Preis zu zahlen. Herr Steinbrück, bitte mitschreiben!

PS: Die Überschrift bezieht sich natürlich auf die großartige Neil-Simon-Verfilmung “Murder by death” u.a. mit Peter Falk, David Niven, Alec Guinness, Peter Sellers, Maggie Smith, James Cromwell und Truman Capote. Gucken. Jetzt.

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Glamorous Indie Rock’n’Roll

Als The Killers, die erste Rockband, die es je aus Las Vegas lebend herausgeschafft hat, vor drei Jahren ihr Debüt “Hot Fuss” veröffentlichten, sagten alle: “Boar geil, dieser Eighties Sound und diese Texte und diese ganze Ironie.” Als The Killers im vergangenen Jahr ihr Zweitwerk “Sam’s Town” veröffentlichten, sagten alle: “Oh weh, das klingt ja, als sei Bruce Springsteen unter dem Joshua Tree geboren worden. Der Sänger trägt einen Schnauzbart und der Gitarrist sieht aus wie jemand von Europe – oder wenigstens wie Brian May. Was machen wir denn, wenn das gar keine Ironie ist?”

Wer es ernst meint, hat es noch wie vor schwer im Rockbusiness. Schwerer hat es nur derjenige, bei dem man nicht weiß, ob er es ernst meint. Da rüpelt Sänger Brandon Flowers durch die Musikpresse, verpasst The Bravery, Panic! At The Disco und Green Day ein paar verbale Abreibungen und verkündet, das eigene Album sei eines der besten der letzten zwanzig Jahre, nur um dann ein paar Wochen später wie ein beliebiger Bundespolitiker wieder zurückzurudern mit dem Hinweis, das alles nicht so gemeint zu haben. Also wieder nichts geworden mit der Hoffnung, irgendjemand könnte die Gallaghers doch noch als Großkotze des internationalen Rock’n’Roll-Circus beerben. Flowers, so war zuletzt im Musikexpress zu lesen, halte sich selbst für nicht sonderlich eloquent und sage dann manchmal Sachen, die er hinterher bereue. Am liebsten sage er aber nichts.

So ist es nicht weiter verwunderlich, dass sich die Anzahl der Zwischenmoderationen beim gestrigen Killers-Konzert im ausverkauften Kölner Palladium auf ein Minimum beschränkten. Die Band war auch mit wichtigerem beschäftigt: nach der ganz famosen britischen Vorgruppe Mumm-Ra und nach einem Multimedia-Intro, das sich gewaschen hat, standen The Killers plötzlich im Glitterregen (rot-weiß-blau, of course, und silber) auf der Bühne, spielten die ersten drei Stücke von “Sam’s Town” durch und starteten damit eine Party, bei der in knapp 80 Minuten mehr los war als im Borussiapark zu Mönchengladbach in einer ganzen Saison. Ohne Rücksicht auf Verluste und ohne den sonst so verbreiteten Drang, die ganz großen Hits alle erst in der Zugabe zu verbraten, reihten The Killers ihre Singles wie die Perlen einer etwas übertrieben glitzernden Kette aneinander: “Bones”, “Somebody Told Me”, “Jenny Was A Friend Of Mine” und “Smile Like You Mean It” als Nummern Vier bis Sieben im Set, so hintereinander weg.

Das Publikum hatte vom ersten Takt an die Hände in der Luft und machte Party, Party, Party. Ich war nach zwanzig Minuten körperlich am Ende und fragte mich, wie die ganzen Duracell-Häschen um mich herum ihr Pensum aufrechterhalten konnten. Und: Nein, nicht alle waren jünger. Ruhig wurde es eigentlich nie, einzig ein paar Intros und Zwischenspiele waren nicht so beatgetrieben wie der Rest der Show. Aber waberten gerade mal sphärische Keyboard-Teppiche durch das aufgeheizte Palladium, war das Publikum sein eigener Anheizer und klatschte, was die Hände hergaben (und wie es sich gehört, klatschte es natürlich ohne einen Hauch von Rhythmusgefühl, so dass man das Gefühl hatte, Drummer Ronnie Vannucci würde statt seiner Bassdrum lieber einigen Zuschauern den richtigen Beat einprügeln). Es war ein Hüpfen und Springen und Tanzen und man musste sich wieder fragen, warum man eigentlich nie mit den attraktiven Indiemädchen zusammenstößt – “Don’t you wanna feel my skin on your skin?” -, sondern einem immer nur die gesetzteren Damen auf die Zehen hopsen. (Preisfrage am Rande: Warum hab ich mich mit 1,85 m nur so verdammt klein gefühlt und wie viel haben die wirklich kleinen Indiemädchen eigentlich noch von dem auch nicht sonderlich großen Brandon Flowers sehen können?)

Noch vor der Zugabe erklang “Mr. Brightside”, der vielleicht größte Hit der Band bisher, im Zugabenblock verbeugten sich The Killers mit einer Coverversion von “Shadowplay” vor Joy Division (The Killers benannten sich ja nach der Fantasieband gleichen Namens im “Crystal”-Video der Joy-Division-Nachfolgeband New Order) und zum Abschluss gab es dann den “Sam’s Town”-Schlusstrack “Exitlude”. Und hintendran noch mal einen Refraindurchlauf von “When You Were Young”. Mehr Hits, mehr Stimmung ging wirklich kaum, es wäre körperlich kaum zu verkraften gewesen. Das Glaubensbekenntnis der Band und der Fans war sowieso schon mitten im Konzert erklungen: “Glamorous Indie rock’n’roll is what I want / It’s in my soul, it’s what I need”. Nicht mehr, aber nun wirklich auch nicht weniger.

Und für die Freunde von Listen, Statistiken und Namedropping gibt es hier noch die komplette Setlist:

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Musik

Live Is Beautiful

Es ist fast fünf Jahre her, da veröffentlichte eine Band, die aus dem halben Commonwealth kam, ihr Debütalbum. Die Musikpresse schrieb mal wieder was vom Next Big Thing und das wären Vega4 sicherlich geworden – wenn ihr Album “Satellites” nur ein paar Jahre später erschienen wäre. Ihre Mischung aus U2, Embrace und sehr frühen Radiohead rauschte damals am Publikum vorbei, das sich kurz darauf lieber auf Coldplay, Snow Patrol und Razorlight stürzte. Lange Zeit hörte man gar nichts mehr von Vega4, dann gab es im letzten Frühjahr mit “You And Me” plötzlich ein Lebenszeichen auf ihrer MySpace-Seite und im Herbst erschien dann “You And Others” – allerdings zunächst nur in Großbritannien, in Deutschland ist es erst im April soweit.

Die Band hat viel Energie in dieses Album gesteckt und ihre neuen, elektronischeren Vorbilder wie The Postal Service mal mehr (“A Billion Tons Of Light”), mal weniger (“Tearing Me Apart”) auffällig zitiert. Mit dem Quasi-Snow-Patrol-Cover “Life Is Beautiful” (Produzent beider Bands ist Jacknife Lee, der auch schon für U2, Kasabian und zuletzt Bloc Party an den Reglern saß) und dessen Einsatz bei “Grey’s Anatomy” kann eigentlich nichts mehr schief gehen, jetzt fehlt nur noch das Publikum.

Ob es eine so brillante Idee war, die Band noch vor der offiziellen Albumveröffentlichung (und damit gänzlich ohne aktuellen Airplay) durch Deutschland touren zu lassen, ist eine Frage, die in den Büros der Sony BMG sicher ausgiebig diskutiert wurde. Auch die Frage, ob es denn ausgerechnet das zwar sehr schmucke, aber auch recht abgelegene Gebäude 9 sein musste, in dem die Band in Köln spielen sollte, kann man durchaus stellen. Im Nachhinein kann man aber beide Fragen mit einer lässigen Handbewegung abtun: es hat sich gelohnt.

86 Karten seien im Vorverkauf weggegangen, erzählte die Band hinterher, da standen etwa 120 Leute vor der Bühne. Von Anfang an war mir das Publikum irgendwie merkwürdig vorgekommen, kurz bevor die Vorband (Frictane aus Köln, sollte man mal im Auge behalten) anfing, dämmerte mir dann auch, was genau da nicht stimmte: ich war einer der jüngsten im ganzen Club (wahrscheinlich sogar der jüngste männliche Konzertbesucher), was einem mit 23 nicht mehr allzu häufig passiert. Was ich als “ältere Konzertbesucher” bezeichnen möchte, waren noch nicht einmal die Ü40-Sekretärinnen, die die Band wohl vor fünf Jahren im Vorprogramm von Bryan Adams für sich entdeckt hatten, sondern wirklich ältere Menschen beiderlei Geschlechts mit grauen Haaren und Windbreakern. Da denkt man bei einem Rockkonzert natürlich erst mal “Uff, was wollen die mir denn hier meine Jugendkultur wegglotzen?” bis einem auffällt, dass “generationsübergreifend” ein Attribut ist, das man außer Udo Jürgens und den Rolling Stones nicht ganz so vielen Musikern nachsagt.

Neun Songs standen auf der Setlist, zehn spielte die Band am Ende (weil sich eine Konzertbesucherin “The Caterpillar Song” vom Debüt gewünscht und sicherheitshalber gleich den ausgedruckten Liedtext mitgebracht hatte), davon sieben vom neuen Album. Für diese zehn Songs brauchte sie fast anderthalb Stunden, so lang gerieten manche Liveversionen und so viel redeten, nein: alberten Sänger John McDaid und der neue Bassist zwischen den Liedern herum. Besagtes “Life Is Beautiful”, die aktuelle Single in UK, ging als nicht enden wollender Stadionrock über die Bühne, inkl. einem Ausflug McDaids ins Publikum und halsbrecherischem Rumturnen auf den Monitorboxen. Sowas darf man aber auch nur machen, wenn man vor dem Lied den eigenen Vater anrufen lässt und sich über die Lautsprecher mit ihm unterhält.

Es macht immer Spaß, einer Band mit großer Spielfreude zuzuschauen, und es war schön anzusehen, wie sehr sich die Vier über den warmen Empfang in Deutschland und besonders in Köln gefreut haben. Als ich John McDaid nach dem Konzert fragte, warum es nur so wenige alte Songs zu hören gab, erklärte er mir, die neue Platte bedeute der Band sehr viel und sie wollten vor allem diese neuen Sachen spielen: “We might play some of the old stuff again when we’re doing two hour shows!” Auf einer Stadionbühne würden Vega4 sicher eine gute Figur machen. Bleibt nur zu hoffen, dass dann ein paar Leute mehr kommen.