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Musik

Interview mit James Walsh (Starsailor)

Star­sail­or kön­nen sich noch so Mühe geben: Wirk­lich cool wer­den die vier Bri­ten in die­sem Leben nicht mehr.

Als James Walsh am Mon­tag­nach­mit­tag in der CD-Abtei­lung des Ham­bur­ger Saturn-Mark­tes ein kur­zes Akus­tik­set spielt, ste­hen die Fans (von denen nicht mords­mä­ßig vie­le gekom­men sind) zwi­schen Rega­len, die mit „Schla­ger“ beschrif­tet sind, um Auto­gram­me an. Da kann man dann auch noch Abbas „Dancing Queen“ covern, ohne dass es Ein­fluss auf die cre­di­bi­li­ty hät­te. Schön ist es trotz­dem.

Zwei­ein­halb Stun­den spä­ter sitzt James Walsh im Back­stage­raum der Fabrik und lang­weilt sich. Ich wer­de das Gefühl nicht los, dass er das auch wäh­rend unse­res Inter­views (sie­he unten) tut, aber da müs­sen wir gemein­sam durch. Die The­men: Rock’n’Roll-Kli­schees, Poli­tik und Jere­mi­ah Dug­gan, über des­sen mys­te­riö­sen Tod die Band vor vier Jah­ren einen Song geschrie­ben hat. Walsh ant­wor­tet höf­lich bis nett und dass er eine Stun­de vor dem Auf­tritt kei­nen Bock hat, end­los zu reden, kann man ja auch ver­ste­hen.

James Walsh im Interview.

Nach zwölf Minu­ten sind Mar­ti­na und ich fer­tig mit Fotos und Inter­views und es kommt noch zu einer Nor­bert-Körz­dör­fer-esken Sze­ne, als Walsh uns mit gro­ßer Ges­te auf­for­dert, uns doch noch aus dem Kühl­schrank zu bedie­nen. „It’s Guin­ness, that’s the real thing“, sagt er und ich den­ke, ich hät­te mal bes­ser gucken sol­len, von wel­cher Mar­ke sei­ne Arm­band­uhr war.

Nach der Vor­band (Oh, Napo­le­on aus Kre­feld, hören Sie da ruhig mal rein) steht ein ande­rer James Walsh auf der Büh­ne: Er ist hell­wach, scherzt mit sei­ner Band und erin­nert kein biss­chen mehr an den scheu­en Anfang-Zwan­zi­ger, der sich vor acht, neun Jah­ren am liebs­ten hin­ter dem Mikro­fon­stän­der ver­steckt hät­te. Anders als bei den letz­ten Tou­ren gibt es kei­nen zusätz­li­chen Gitar­ris­ten mehr, Walsh spielt alles selbst und das kann er durch­aus gut. Fünf Songs spie­len Star­sail­or vom aktu­el­len Album „All The Plans“ – einen weni­ger als vom Debüt „Love Is Here“.

Starsailor live.

Was einem ver­mut­lich wie­der kei­ner glau­ben wird: Die Band hat live in den letz­ten Jah­ren schon immer ordent­lich gerockt, heu­te Abend tut sie es beson­ders. Walsh freut sich über das bes­te Publi­kum, das sie in Deutsch­land je gehabt hät­ten, und man ist geneigt, das nicht als Spruch abzu­tun: Die Fabrik kocht und wenn ich im Schät­zen von Men­schen­mas­sen nicht so unfass­bar schlecht wäre, könn­te ich mei­ne Behaup­tung, es han­de­le sich auch um das größ­te Publi­kum, das die Band in Deutsch­land je hat­te, auch ein wenig unter­mau­ern. Wirk­lich vie­le waren es lei­der trotz­dem nicht.

Der Stim­mung tut das kei­nen Abbruch, neue Songs wer­den warm auf­ge­nom­men, alte beju­belt. Ein Fan sagt, er sei aus Japan gekom­men, will aber sei­nen Namen nicht nen­nen: „Liking Star­sail­or can get you into real trou­ble“, lacht James Walsh und man ist sich gar nicht sicher, ob das jetzt Koket­te­rie oder eine rea­lis­ti­sche Ein­schät­zung des Ban­di­mages ist. Aber Image ist nichts, ent­schei­dend ist auf der Büh­ne: „Four To The Flo­or“ wird fast von sei­nen kom­plet­ten Dis­co-Strei­chern befreit und kommt als kra­chi­ger Brit­pop-Stamp­fer daher und wird direkt anschlie­ßend noch mal in der Remix-Ver­si­on ange­stimmt. Letz­te­res ist zwar nicht neu, macht aber immer wie­der Spaß.

Nach dem regu­lä­ren Schluss­song „Good Souls“ gibt es noch eine wei­te­re Zuga­be: „Tomor­row Never Knows“ von den Beat­les. An denen kommt man im Moment wirk­lich nicht vor­bei – auf dem Sofa im Back­stage­raum lag auch eine der frisch remas­ter­ten CDs her­um.

Starsailor live.

Und hier das Inter­view im Cof­fee-And-TV-Pod­cast:

Inter­view mit James Walsh (Zum Her­un­ter­la­den rechts kli­cken und „Ziel spei­chern unter …“ wäh­len.)

Sie kön­nen die Pod­casts übri­gens auch als eige­nen Feed oder direkt in iTu­nes abon­nie­ren.

Star­sail­or spie­len das letz­te Kon­zert ihrer Deutsch­land­tour am Sonn­tag, 27. Sep­tem­ber im Glo­ria in Köln.

Fotos: © Mar­ti­na Dri­gnat.

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Meine Ruhr-Uni (Teil 1)

Schau­en Sie mal in Ihren Kalen­der. Was sehen Sie da (von dem roten Krin­gel mal ab)?

Rich­tig: Heu­te vor fünf Jah­ren begann mein Stu­di­um an der Ruhr-Uni Bochum mit einer Infor­ma­ti­ons­ver­an­stal­tung der Ger­ma­nis­ten für Erst­se­mes­ter bei Dr. Ralph Köh­nen und Dr. Bene­dikt Jeß­ing.

Inzwi­schen habe ich längst mei­nen Bache­lor-Abschluss, aber die Ruhr-Uni ist natür­lich immer noch etwas beson­de­res für mich. So beson­ders, dass ich sie Ihnen vor­stel­len will – mit sub­jek­ti­ven Ein­drü­cken, aber auch mit eini­gen Fak­ten.

Im ers­ten Teil der neu­en Serie „Mei­ne Ruhr-Uni“, die sich an Erst­se­mes­ter, Eltern und sonst­wie inter­es­sier­te Leser die­ses Blogs rich­tet, räu­men wir heu­te mit eini­gen Kli­schees auf und ver­lau­fen uns in einem obsku­ren Gebäu­de namens „HZO“:

[Direkt­link]

Mit beson­de­rem Dank an Kame­ra­kind Fabi­an!

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Film Leben

Meine erste Pressevorführung

Ich ver­öf­fent­li­che jetzt seit fast acht Jah­ren Film­kri­ti­ken im Inter­net. Ich habe bis­her hun­der­te von Fil­men in Dut­zen­den von Kino­sä­len auf zwei Kon­ti­nen­ten gese­hen, war bei Pre­views dabei, bei Vor­pre­mie­ren in Anwe­sen­heit von Mit­wir­ken­den und bei Film­fes­ti­vals. Aber heu­te war ich zum aller­ers­ten Mal bei einer Pres­se­vor­füh­rung.

Das ist in etwa so spek­ta­ku­lär, wie es sich anhört: Man muss zu einer weit­ge­hend abnor­men Kino­zeit (11 Uhr sei noch spät, hieß es) in einem gro­ßen, schmu­cken Kino antan­zen, trägt sich in eine Lis­te ein, schüt­telt Hän­de mit den loka­len Beauf­trag­ten und den Kol­le­gen der ande­ren „Pres­se­or­ga­ne“, kann sich was zu Trin­ken aus­su­chen und setzt sich dann mit einem Halb­dut­zend Cine­as­ten­säue in einen rie­si­gen Kino­saal.

Kei­ner raschelt mit dem Pop­corn, kein Han­dy klin­gelt und nie­mand quas­selt. Lei­der hat­te auch kei­ner der Kol­le­gen so einen cra­zy Leucht­ku­gel­schrei­ber dabei, die ich bis­her für ein unab­ding­ba­res Arbeits­in­stru­ment des gemei­nen Film­kri­ti­kers hielt.

Übri­gens tau­ge ich offen­bar noch nicht zum Film­kri­ti­ker: Mei­ne Mat­te mag von der Berufs­ver­ei­ni­gung der Musik­jour­na­lis­ten abge­seg­net sein, als pro­fes­sio­nel­ler Kino­gän­ger müss­te ich mein Haar aber grau und 5 Mil­li­me­ter lang tra­gen. Und mei­ne Bril­le hät­te ich auch von Anfang an auf­ha­ben müs­sen, um echt aus­zu­se­hen. Die habe ich natür­lich wie­der erst im Saal auf­ge­setzt, als ich fest­stell­te, dass ich die Lein­wand sonst nicht sehen kann.

Einen Film habe ich natür­lich auch gese­hen, aber die Bespre­chung dazu gibt’s erst mor­gen. Ein biss­chen Span­nung muss hier ja auch mal sein.

Was?

Nein, es war nicht „Kili­ans – Der Film“. Scherz­keks!

Nach­trag 20. Sep­tem­ber: Die Film­kri­tik gibt’s jetzt hier.