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Neu-Trends – jetzt auch in München und im Internet

Wenn Kim­ber­ly Hop­pe nicht gera­de von Beer­di­gun­gen twit­tert, schreibt sie in der „Münch­ner Abend­zei­tung“ über Leu­te und in ihrem Blog über ihr Leben als „LEU­TE-Kolum­nis­tin“.

Das ist alles nicht schön, aber man muss schon dank­bar sein, dass Frau Hop­pe nur über Leu­te schreibt und nicht etwa über Zeit­geist-The­men. Nach­dem sie im ver­gan­ge­nen Sep­tem­ber das Wort „Vor­glü­hen“ für sich ent­deckt (und zum „Wort des Jah­res“ ernannt) hat­te, ist sie nun auf etwas völ­lig neu­es, außer­ge­wöhn­li­ches gesto­ßen:

“Was kann ich tun, um Idio­ten-Män­ner mit dep­per­ten Gefühls­schwan­kun­gen zu ver­ges­sen?”, fra­ge ich sie.

Ihre Ant­wort folgt zackig: “Komm mit in den E‑Garten und lass uns Flun­ky­ball spie­len!”

Watt???

Muss in der Mini-Mar­tin-Pha­se schreck­lichst geal­tert sein und jeg­li­che Neu-Trends ver­passt haben. Hil­fe!!

Was, bit­te, ist Flun­ky­ball!?

Da es schon wie­der um Alko­hol geht, drängt sich natür­lich die Fra­ge auf, ob das dies­be­züg­li­che Gefäl­le zwi­schen mei­ner nie­der­rhei­ni­schen Hei­mat und Mün­chen tat­säch­lich so groß ist. Viel­leicht bekommt, wer Weiß­bier trinkt, auch sonst nur wenig von der Welt mit.

Flunkyball (Symbolfoto)

Mei­ne ers­te Begeg­nung mit die­sem cra­zy … äh: „Neu-Trend“ liegt jeden­falls schon geschmei­di­ge vier Jah­re zurück und fand – wie es sich gehört – auf einem Dins­la­ke­ner Kirch­hof statt.

Freu­en Sie sich also schon jetzt dar­auf, wenn Kim­ber­ly Hop­pe, die Frau, die „Poly­lux“ jung aus­se­hen lässt, nächs­tes Jahr das „Kon­ter­bier“ ent­deckt.

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Glühwürmchen

Ich muss Sie gera­de noch mal in mei­ner Eigen­schaft als gelern­ter Varie­tä­ten­lin­gu­ist behel­li­gen. Kim­ber­ly Hop­pe, „LEU­TE-Kolum­nis­tin“ der Mün­che­ner Abend­zei­tung und berühmt für ihre ein­fühl­sa­men Twit­ter-Repor­ta­gen, ist da bei ihren inves­ti­ga­ti­ven Recher­chen im Prä-Okto­ber­fest­li­chen Mün­chen auf ein ganz ein neu­es Wort gesto­ßen:

Es ist das Wort des Jah­res: VORGLÜHEN.

Frü­her gab’s das Phä­no­men auch schon, aller­dings kein so lus­ti­ges Wort dazu. Ja, ich als Nicht-Katho­li­kin geste­he und tue Buße: Ich habe frü­her Augus­ti­ner-Fla­schen im Ruck­sack (’tür­lich East­pack) auf die Wiesn ins Schot­ten­ha­mel-Zelt geschmug­gelt und nach der ers­ten Maß heim­lich in den Krug nach­ge­schenkt. Schließ­lich war das Bier zu DM-Prei­sen schon viel zu teu­er und ich war jung und brauch­te das Geld für was ande­res. Gut. Nein: schlecht. Auf jeden Fall lan­ge her.

Nun ist Frau Hop­pe knapp drei Jah­re älter als ich, was mir ers­tens die Mög­lich­keit ein­räumt, doch noch was aus mei­nem Leben zu machen, ihre „lan­ge her“-Prosa zwei­tens ein biss­chen bemüht erschei­nen lässt, und drit­tens die Fra­ge auf­wirft, war­um sie erst jetzt, im Jahr 2009, auf die­ses beknack­te, mir nie son­der­lich krea­tiv erschei­nen­de, Wort gesto­ßen ist. Mir ist defi­ni­tiv eine Situa­ti­on von vor sie­ben Jah­ren erin­ner­lich, in der das Wort „Vor­glü­hen“ fiel, aber es kann sich auch schon bedeu­tend län­ger in mei­nem pas­si­ven Wort­schatz befin­den.

Man muss ja nicht gleich einen Kübel Bier Hohn über einer „LEU­TE-Kolum­nis­tin“ aus­lee­ren, die offen­bar die letz­ten Jah­re hin­ter dem Mond gelebt hat, aber rein inter­es­se­hal­ber (und weil mei­ne Eltern sich immer freu­en, wenn ich irgend­wo andeu­ten kann, dass sich ihre Inves­ti­ti­on in mein Stu­di­um gelohnt hat) wüss­te ich jetzt ger­ne von Ihnen:

War Ihnen die Voka­bel „Vor­glü­hen“ als vor-par­ty­li­che Druck­be­tan­kung mit alko­ho­li­schen Geträn­ken schon vor der Lek­tü­re von Frau Hop­pes Lebens­beich­te bekannt? Wenn ja: Wie lan­ge?

(Klar, dass das eige­ne Alter und die Regi­on, in der man auf­ge­wach­sen ist, auch hier wie­der erheb­lich zu einem stim­mi­gen Gesamt­bild bei­tra­gen wür­den.)

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Mittendrin statt tot dabei

Ich fin­de twit­ter im Gro­ßen und Gan­zen ja ganz okay und den­ke, es kommt wie bei jedem Werk­zeug dar­auf an, wie man es ein­setzt. Eine gro­ße Gefahr besteht natür­lich dar­in, dass die­ses Werk­zeug so leicht zu bedie­nen ist und man des­halb oft schnel­ler tweetet als denkt.

Eine ande­re Gefahr kann natür­lich dar­in bestehen, dass man ein­fach nur tweetet und gar nicht mehr denkt: Kim­ber­ly Hop­pe, Klatsch­ko­lum­nis­tin der Münch­ner „Abend­zei­tung“, sitzt in der Aller­hei­li­gen-Hof­kir­che und tickert live von der Trau­er­fei­er für Mon­ti Lüft­ner.

Beerdigung Monti Lüftner. Alle Promis schauen sehr, sehr traurig - auch die Fotografen tragen Schwarz. Wolfgang Seybold schluckt.

Jetzt läuft Bruce Springsteen. Marcel Avram schnaeutzt sich - Gaensehautstimmung. Nur die Kerzen sind leider nicht echt

Montis Tochter Tracy (16) spricht wundervoll, singt Amazing Grace, bricht das Lied unter Tränen ab. Ich weine. Die ganze Kirche weint.

Es ist die­se Mischung aus Bana­li­tä­ten und Inti­mi­tä­ten, die das fröh­li­che Daher­plap­pern von Frau Hop­pe so uner­träg­lich macht. Die Tat­sa­che, dass sie über die Trä­nen von Freun­den und Ange­hö­ri­gen (und ihre eige­nen) schreibt, noch ehe die­se getrock­net sind. Der Umstand, dass sie von einer ver­damm­ten Trau­er­fei­er aus einer Kir­che twit­tert.

Aber bevor Sie die Schuld jetzt bei twit­ter suchen: Dass es auch ohne geht, hat letz­tes Jahr schon „RP Online“ vor­ge­macht.