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Die Models und die Schnüffler

Heute wäre ich wirklich gerne mal Mäuschen in den Räumen von ProSieben. Denn egal, wie gut die Quoten des großen Finales der dritten Staffel “Germany’s Next Topmodel” ausfallen werden: es wird diskutiert werden.

Seit Mitte April kursierte eine Liste, welche Kandidatin wann ausscheiden wird, im Internet zirkulierte. ((Zwar sind Wanda und Carolin nicht in einer Folge gemeinsam rausgeflogen, wie es die Liste prophezeit hatte, aber ich würde nicht ausschließen, dass der Sender die Zeit genutzt hat, um die letzten Episoden noch ein bisschen so umzuschneiden, dass die Liste wenigstens in diesem einen Punkt nicht ganz stimmte.)) Die Folgen, die in aller Welt und zuletzt in Los Angeles spielten, waren da wohl längst im Kasten.

Am 22. Mai schrieb die Berliner “B.Z.” dann (online nicht auffindbar):

Jetzt erfuhr B.Z.: Jennifer soll bereits für eine große TV-Zeitschrift fotografiert worden sein – als Siegerin!

Gegen diese Theorie spricht freilich, dass die drei verbliebenen Kandidatinnen meiner Meinung nach allesamt nicht über genug Schauspieltalent verfügen, um in der gestrigen Aufzeichnung so überrascht tun zu können.

Gestern um 18:17 Uhr stand dann aber bei dernewsticker.de, dass Jennifer das soeben aufgezeichnete Finale gewonnen hatte – dabei hatte man sich bei ProSieben offenbar noch die Mühe gemacht, eine automatisierte Verbreitung der Gewinnerin wie im letzten Jahr zu vermeiden.

Aber dann war da noch die offizielle ProSieben-Website zur Sendung, die nach dem gestrigen Finale für mindestens eine Stunde so aussah:

Lena Gercke ist Germany’s Next Topmodel

(Lena Gercke ist die Gewinnerin der ersten “Topmodel”-Staffel.)

Ansonsten bot der Abend mittelgute Unterhaltung in schwacher Qualität. Während die einzelnen Episoden von “GNTM” sonst nicht ganz lieblos produziert waren und mit dem einen oder anderen Augenzwinkern aufwarteten, wirkte das aufwändige Finale wie die dritte Stellprobe einer durchschnittlichen Samstagabendshow: die Bildregie war anscheinend nicht besetzt (Heidi Klum: “Jennifer, Du bist weiter!”, Schnitt auf – Janina), manche Schnitte waren so hart und offensichtlich, dass sie jedem Laien auffallen mussten. Dafür hatte man die schlimmsten Verhedderungen in Heidi Klums “Moderation” drin gelassen – nachdrehen wäre wohl auch schwierig geworden, denn so wie die Sendung klang und aussah, gab es kein Skript.

Kurzum: Das Finale, bei den meisten Castingshows ja eh das egalste, wirkte wie irgendein beliebiger offener Kanal, kostete aber vermutlich dessen Jahresetat. Dafür gab es ständig Werbung und – wenn gerade keine Werbung lief oder eingeblendet war – Hinweise auf die Volkswagen, die alle drei Finalistinnen mit nach hause nehmen durften.

Gerade im Bezug auf die ominöse Liste sollte sich ProSieben eine Lösung einfallen lassen, wie man ähnliches in der kommenden Staffel umgehen kann. Andererseits: Auch wenn ein Großteil der Zuschauer bereits vorher wusste, wer rausfliegen und wer gewinnen würde – es war trotzdem die erfolgreichste “Topmodel”-Staffel bisher.

[teilweise via Thomas Knüwer und jovelstefan]