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The best of whom?

Ich hat­te ja schon mal von der Idee berich­tet, einen Inter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hof für Cover­ver­sio­nen (Sitz: Töten­sen) ins Leben zu rufen. Die­ser Gedan­ke wur­de gera­de wie­der akut, als ich auf Bild.de über die­se Schlag­zei­le stol­per­te:

Videopremiere von "Best Of You": Anastacia covert "Foo-Fighters"-Hit

Ja, für­wahr: Ana­sta­cia, die Anfang des Jahr­hun­derts eini­ge Hits hat­te, die mir auch nach dem Nach­schla­gen in der Wiki­pe­dia nicht mehr ins Ohr zurück­ge­kom­men sind, hat sich einen der bes­ten Foo-Figh­ters-Songs vor­ge­nom­men.

Bild.de erklärt:

Für „It’s A Man’s World“ hat die US-Sän­ge­rin klas­si­sche Rock­songs von männ­li­chen Mega-Stars neu inter­pre­tiert, dar­un­ter den „Foo-Figh­ters-Hit „Best Of You“.

Ana­sta­cia wird mit den Wor­ten zitiert:

„Ich wür­de ein Cover­al­bum mit klas­si­schen Män­ner-Rock­songs machen. Wie ich selbst!! Das ‚Chick‘, das eini­ge eine B**ch mit Eiern nen­nen!“

Und so klingt es, wenn das Hühn­chen, das auch eine Hün­din mit Eiern ist, los … äh: rockt:


Ana­sta­cia – Best of you – MyVi­deo

Las­sen Sie mich an die­ser Stel­le kurz Sean Con­nery in der Rol­le des John Patrick Mason in „The Rock“ zitie­ren:

Your „best“?! Losers always whine about their best. Win­ners go home and fuck the prom queen.

Ich habe wirk­lich nichts gegen Cover­ver­sio­nen, solan­ge ich das Gefühl habe, dass da irgend­et­was Eige­nes vom Inter­pre­ten in die neue Ver­si­on mit ein­fließt. Das hier ist viel­leicht noch schlim­mer als das „Ring Of Fire“-Massaker von den H‑Blockx, weil dahin­ter kei­ne ein­zi­ge eige­ne Idee zu erken­nen ist, nur ein halb­wegs bekann­tes Ori­gi­nal, das mit zu viel Weich­spü­ler zu heiß gewa­schen wur­de.

Zu den ande­ren Songs auf Ana­sta­ci­as Cover­al­bum zäh­len unter ande­rem „Sweet Child O‘ Mine“ von Guns N‘ Roses, „Back In Black“ von AC/​DC, „Use Some­bo­dy“ von den Kings Of Leon, „You Give Love A Bad Name“ von Bon Jovi, „Won­der­wall“ von Oasis und „Black Hole Sun“ von Sound­gar­den.

Anders gesagt: Ein ganz nor­ma­ler Abend in der Karao­ke­bar.

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Nightmares are made of this

Vor vie­len Jah­ren, als ich noch im Use­net unter­wegs war, kam in einer der Musik-News­grup­pen die Idee auf, einen Inter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hof für Cover­ver­sio­nen (Sitz: Töten­sen) ein­zu­set­zen. Ich habe die­se Idee über die Jah­re etwas aus den Augen ver­lo­ren, aber ich den­ke, jetzt ist die Zeit reif.

Dabei will ich kei­nes­wegs die Auf­fas­sung ver­tre­ten, Cover­ver­sio­nen sei­en per se von nie­de­rem kul­tu­rel­len Rang und ideen­los. Wer das Nach­spie­len ander­erleuts Lied­gut für „Klau­en“ oder „Pro­fi­tie­ren von frem­den Ideen“ hält, hat einen wesent­li­chen Teil der Grund­idee von Pop­kul­tur nicht ver­stan­den. Auch war es ja in den 1950er bis 1970er Jah­ren durch­aus üblich, dass man kaum wuss­te, was eigent­lich ein Ori­gi­nal und was ein Cover war – so vie­le Ver­sio­nen eines Songs waren gleich­zei­tig auf dem Markt.

Und den­noch: Wir müs­sen reden.

Da war zunächst Leo­na Lewis‘ haar­st­rü­ben­de Ver­si­on des eigent­lich sehr schö­nen Songs „Run“ von Snow Pat­rol, über die ich bereits im Dezem­ber gerich­tet hat­te. Kürz­lich stol­per­te ich dann über eine gewag­te Neu­in­ter­pre­ta­ti­on, die das Kurz­zeit-Inter­net-Stern­chen Mina von „Love Hurts“ auf­ge­nom­men hat­te – vom Incu­bus-Song die­ses Namens, wohl­ge­merkt, nicht vom mil­li­ar­den­fach geco­ver­ten Ever­ly-Brot­hers-Klas­si­kers.

In eine völ­lig neue Dimen­si­on vor­ge­sto­ßen ist aller­dings ein … äh: Ton­do­ku­ment, das ich ver­gan­ge­ne Woche ver­se­hent­lich im Radio gehört habe. Ein Werk, das sogar der kano­ni­schen schlech­tes­ten Cover­ver­si­on aller Zei­ten (Wil­liam Shat­ner does „Lucy In The Sky With Dia­monds“) gefähr­lich wer­den könn­te.

Mei­ne Damen und Her­ren: Annie Lenn­ox ver­nich­tet „Shi­ning Light“!

Annie Lennox vernichtet "Shining Light"

(Die Plat­ten­fir­ma hat aus guten Grün­den die Ein­bet­tung des Vide­os unmög­lich gemacht.)

Für alle, die das Ori­gi­nal gar nicht ken­nen: Es stammt von Ash und spiel­te damals (vor – *schluck* – acht Jah­ren) eine wich­ti­ge Rol­le bei mei­nem Erwach­sen­wer­den.

Hof­fen wir, dass Lenn­ox‘ Ver­si­on ein Rie­sen­hit wird, damit das Schmer­zens­geld für Tim Whee­ler wenigs­tens hoch genug aus­fällt.