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Welcome To The Jungle

Zu den Klän­gen von Bloc Par­tys „I Still Remem­ber“ ende­te ges­tern die vier­te Staf­fel von „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“, einer Sen­dung, die ich für gelun­ge­ne Unter­hal­tung hal­te, wie ich im ver­gan­ge­nen Jahr schon ein­mal auf­ge­schrie­ben habe.

Für das FAZ-Fern­seh­blog hat Ste­fan Nig­ge­mei­er ein Inter­view mit dem Men­schen geführt, der beim Dschun­gel­camp für die Musik­aus­wahl zustän­dig ist. Die oft sehr poin­tier­te Zusam­men­stel­lung der Titel ist inso­fern sehr bewun­derns­wert, als für die Ver­to­nung von TV-Sen­dun­gen sonst nur fünf CDs zur Ver­fü­gung ste­hen: „Moon Safa­ri“ von Air, das Best Of von Mas­si­ve Attack, der „Fight Club“-Soundtrack und die jeweils aktu­el­len Alben von Sigur Rós und Cold­play. Am Tag der Ver­öf­fent­li­chung des Inter­views erklang zum Bei­spiel nur Momen­te, nach­dem sich Giu­lia Sie­gel beklagt hat­te, dass die Medi­ka­men­te gegen ihre Rücken­schmer­zen über­haupt nicht anschla­gen wür­den, „The Drugs Don’t Work“ von The Ver­ve, was zwar ziem­lich nahe­lie­gend, aber irgend­wie doch toll war.

Lesen Sie das Inter­view hier und erfah­ren Sie unter ande­rem, wie die Kili­ans in den Dschun­gel kamen.

Und wo wir grad beim Fern­seh­blog und im Dschun­gel sind, soll­ten Sie die­ses Inter­view mit Dirk Bach gleich auch noch lesen.

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Rundfunk Fernsehen

Liveblog: Das perfekte Dschungel-Dinner

20:00 Uhr
Lukas:
Hal­li­hal­lo, lie­be Leser, will­kom­men zum Live­blog. Wir sind – wie üblich – eine Vier­tel­stun­de zu früh drauf, aber das hat auch sei­nen Grund: Wir wer­den nicht nur dar­über blog­gen, wie wir im Fern­se­hen sehen, das ande­re Leu­te kochen – wir wer­den auch neben­her noch sel­ber kochen, essen und dar­über blog­gen. Oder es zumin­dest ver­su­chen.
Und damit begrü­ße ich mei­ne Mit­blog­ge­rin und Köchin (Welt­frau­en­tag war ges­tern), Kath­rin. Hal­lo Kath­rin, was gibt’s denn lecke­res?
Kath­rin: Unser Menü­plan für den Abend besteht aus einem raf­fi­nier­ten Toma­ten­sa­lat, als Haupt­spei­se ser­vie­re ich ein Hähn­chen­brust­fi­let mit Kar­tof­fel­ecken. Als leich­ten Nach­tisch gibt es Apfel­fi­lets natur.
Lukas: Gut, dass ich kein Pro­mi bin, sonst müss­te ich jetzt erst mal rät­seln, was das denn alles sein könn­te. Hät­te ich ja dann sicher noch nie gehört.

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Digital

Programmhinweis

Mei­ner Begeis­te­rung über „Das per­fek­te Pro­mi-Din­ner“ und die letz­te Staf­fel von „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ hat­te ich ja schon mal Aus­druck ver­lie­hen. Mor­gen gibt es qua­si ein Mas­hup aus bei­den Shows: Vox sen­det um 20:15 Uhr „Das per­fek­te Dschun­gel-Din­ner“ mit Eike Immel, Bar­ba­ra Herz­sprung, Michae­la Schaf­frath und Ross Ant­o­ny.

Ob es dort etwas ande­res zu essen geben wird als Kaker­la­ken und Kän­gu­ruh-Hoden, kön­nen wir gemein­sam erfah­ren, denn bei Cof­fee And TV gibt es das gro­ße Dschun­gel-Din­ner-Live­blog.

Am Sonn­tag, 9. März 2008
Ab 20:00 Uhr
Mit Kath­rin & Lukas
Auf coffeeandtv.de

PS: Für den über­aus unwahr­schein­li­chen Fall, dass Sie den Trai­ler zur Sen­dung noch nie gese­hen haben soll­ten: Den gibt’s hier.

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Rundfunk Fernsehen

Bata Man

Ges­tern hab ich mal wie­der „Das per­fek­te Pro­mi-Din­ner“ geguckt. Ich tue das sehr ger­ne, beson­ders, wenn ich wäh­rend­des­sen essen kann. Plötz­lich kam ein älte­rer Herr ins Bild und ich dach­te „Ach, guck mal da!“ Dann erst stell­te ich fest, dass ich Bata Illic streng genom­men gar nicht ken­ne, also jeden­falls nicht in einem Maße, das eine sol­che Freu­de und Über­ra­schung gerecht­fer­tigt hät­te.

Bis vor einem Monat wuss­te ich von Bata Illic gera­de mal, dass er vor vie­len Jah­ren einen Hit namens „Michae­la“ gehabt hat­te, dass er aus­sah wie Franz Josef Wag­ner, und dass er nicht an der Schuh­fir­ma Bata betei­ligt war. ((Danach hat­te ihn Roger Wil­lem­sen vor fast eben­so vie­len Jah­ren bei „Wil­lem­sens Woche“ mal gefragt.)) In der Zwi­schen­zeit aber war Bata Illic ins RTL-Dschun­gel­camp ein­ge­zo­gen und war dort bis zum letz­ten Tag ver­blie­ben. War er dort anfangs kaum auf­ge­fal­len, hat­te er mit sei­ner ers­ten Dschun­gel­prü­fung, bei der er mit Rat­ten sprach und die­se von sei­nen fried­vol­len Absich­ten zu über­zeu­gen ver­such­te, die Her­zen der Zuschau­er erobert. Ich habe von jun­gen Damen gehört, die ihn am liebs­ten als Opi mit­ge­nom­men hät­ten.

Über­haupt: „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“ dürf­te sich für die RTL-Redak­teu­re zum Super-GAU ent­wi­ckelt haben. Statt sich anzu­kei­fen und in Gra­ben­kämp­fe zu ver­fal­len, konn­te man den Pro­mi­nen­ten ((Ich fin­de es so unfair, die Dschun­gel-Cam­per als „Pro­mi­nen­te“ mit Anfüh­rungs­zei­chen zu bezeich­nen. Zumin­dest einem Teil der Bevöl­ke­rung dürf­te jeder Ein­zel­ne bekannt gewe­sen sein und wenn man „Pro­mi­nen­ter“ mal mit „jemand, von dem sich Men­schen gemein­sa­me Han­dy­fo­tos wün­schen“ über­setzt, soll­ten alle zehn als Pro­mi­nen­te durch­ge­hen. Außer­dem bin ich neu­lich ver­se­hent­lich in eine Auto­gramm­stun­de von Mar­tin Stosch hin­ein­ge­ra­ten, bei der es für die zahl­rei­chen Besu­che­rin­nen zwei „Abend­essen“ (mit Anfüh­rungs­zei­chen) mit dem Star zu gewin­nen gab.)) bei Selbst­fin­dung und Grup­pen­ku­scheln zuse­hen. Ross Ant­o­ny und Michae­la Schaf­frath waren mir vor­her unbe­kannt bis egal gewe­sen, aber es war schon ein Erleb­nis, dem anfangs völ­lig hys­te­ri­schen Ross bei der Über­win­dung sei­ner Ängs­te zuzu­se­hen oder eine Frau zu erle­ben, die mit ihrer inne­ren Ruhe und Güte die gan­ze Trup­pe zusam­men­hielt und so gar nicht dem Kli­schee des über­all apo­stro­phier­ten Ex-Por­no­stars ent­sprach. Die­se Staf­fel ent­wi­ckel­te sich dann auch ver­se­hent­lich zum Gegen­ent­wurf aller Cas­ting­shows, wo inner­halb weni­ger Wochen aus Nobo­dies Stars gemacht wer­den: Plötz­lich saßen da Stars, die vie­le nicht kann­ten, im Dschun­gel, rede­ten auf eine ganz eigen­ar­tig poe­ti­sche Art belang­lo­ses Zeug und mach­ten sich bei über­trie­be­nen Kin­der­ge­burts­tags­spie­len zum Affen. Der Unter­schied zu „Zim­mer frei!“ bestand teil­wei­se nur noch in den Mode­ra­to­ren und der Reak­ti­on der Öffent­lich­keit.

Und wäh­rend mich das For­mat „Rea­li­ty TV“ nor­ma­ler­wei­se über­haupt nicht inter­es­siert, weil ich schon nicht wis­sen will, wie falsch sich mei­ne Nach­barn ernäh­ren oder wie grau­en­haft sie ihre Woh­nung ein­ge­rich­tet haben, fin­de ich die Pro­mi­nen­ten-Able­ger davon meis­tens ganz groß­ar­tig. Es gibt kaum einen bes­se­ren Weg, Leu­te etwas über Leu­te zu erfah­ren, als ihnen beim Dschun­gel-Bewoh­nen oder Essen zuzu­se­hen. Danach braucht man kei­ne Papa­raz­zi mehr.

Die „Promidinner“-Redakteure hat­ten dann auch eine an „Lost“ erin­nern­de Akri­bie bei der Zusam­men­set­zung der gest­ri­gen Köche an den Tag gelegt: Neben Bata Illic waren John Jür­gens, Sohn der Schla­ger­le­gen­de Udo Jür­gens; Kriem­hild Jahn, Sopra­nis­tin und Ehe­frau von Schla­ger­pro­du­zen­ten­le­gen­de Ralph Sie­gel, sowie Heydi Núñez Gómez ver­tre­ten, die auch schon mal im RTL-Dschun­gel war und mit Ralph Sie­gel eine Plat­te auf­ge­nom­men hat­te. Und wäh­rend sich die ande­ren Kan­di­da­ten mit exqui­si­ten und exo­ti­schen Gerich­ten zu über­trump­fen ver­such­ten, ser­vier­te Bata Illic eine Roh­kost­plat­te mit liter­wei­se Mayon­nai­se, frit­tier­te Schnit­zel nach einem Rezept sei­ner „Schwie­ger­ma­ma“ und eine Rum­tor­te, deren Zucker­guss noch vor dem Fern­se­her Zahn­schmer­zen ver­ur­sach­te. Las er auf den Menü-Kar­ten der ande­ren Kar­ten etwas, was sei­ner Frau Olga gefal­len könn­te, woll­te er gleich eine dog­gy bag für sie ordern, und immer, wenn er für die Koch­küns­te der Ande­ren Punk­te ver­tei­len soll­te, tat er das mit den Wor­ten „Ich freue mich, ihm/​ihr zehn Punk­te geben zu dür­fen“, und man glaub­te ihm die­se Freu­de genau­so wie jedes ein­zel­ne „wun­der­schön“. ((Dass er sich strikt wei­ger­te, mit dem Essen zu begin­nen, bevor die Gast­ge­be­rin Platz genom­men hat­te, und er den Damen jedes­mal, wenn sie sich hin­set­zen woll­ten, umständ­lich den Stuhl ran­schie­ben woll­te, zeigt, dass sein Kom­men­tar im Dschun­gel zu (ich glau­be) DJ Tomekk „Wir zwei sind Gen­tle­men“ zumin­dest zur Hälf­te voll­kom­men rich­tig war.))

Noch mehr als im Dschun­gel oder am Ess­tisch erfährt man über Men­schen nur, wenn man sieht, wie sie leben. Bata Illic und sei­ne Olga leben in einem Haus, das mit sei­nen ter­ra­cot­ta­far­be­nen Wän­den, run­den Türz­ar­gen, selbst geschrie­be­nen Iko­nen, baro­cken Kom­mo­den und eng­li­schen Club­ses­seln wie ein wüst, aber lie­be­voll zusam­men­ge­stell­tes Muse­um wirkt. Wer die bei­den mit­ein­an­der reden sieht, wird dem Mann jedes Wort jedes Schla­ger­tex­tes abneh­men. Bei Kriem­hild Jahn und Ralph Sie­gel zuhau­se gibt es einen glä­ser­nen Fahr­stuhl, die Küche liegt (wenn ich das rich­tig ver­stan­den habe) im Kel­ler und der Ess­tisch steht in einem Raum, der aus­sieht wie die Lob­by eines Hotels in Las Vegas.

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Rundfunk Gesellschaft

Hitl, hitler, am hitlsten

So, da hat­te also DJ Tomekk, der zunächst wahn­sin­nig unsym­pa­thi­sche, dann aber immer knuf­fi­ger wer­den­de Dschun­gel­camp-Bewoh­ner, vor zehn Tagen in einer aus­tra­li­schen Hotel­hal­le den rech­ten Arm geho­ben und die ers­te Stro­phe des Deutsch­land­lieds (die übri­gens nicht „ver­bo­ten“ ist, lie­be Viva-Mit­ar­bei­ter) ange­stimmt. Ges­tern tauch­te das Video dann urplötz­lich auf und wur­de von „Bild.de“ ver­öf­fent­licht. Dass man die Erst­ver­öf­fent­li­chung des Vide­os mit dem Off-Kom­men­tar „Die­ses Skan­dal­vi­deo scho­ckiert Deutsch­land!“ ver­se­hen hat­te, spricht ent­we­der für eine Lücke im Raum-Zeit-Kon­ti­nu­um oder für das Selbst­ver­ständ­nis von „Bild“.

Und „Bild“ soll­te recht behal­ten: Schon im eige­nen Arti­kel hat­te man die gut geöl­te Empö­rungs­ma­schi­ne­rie in Gang gebracht. Gut mög­lich, dass Die­ter Grau­mann, stell­ver­tre­ten­der Vor­sit­zen­der des Zen­tral­ra­tes der Juden in Deutsch­land, weder wuss­te, wer DJ Tomekk war, noch das Video gese­hen hat­te, als „Bild“ ihn anrief und um einen Kom­men­tar bat. Aber „Wer Hit­ler fei­ert, muss geäch­tet wer­den“, kann man ja immer sagen.

Nun, es mag sicher eini­ger­ma­ßen geschmack­los sein, als Deut­scher im Aus­land den Hit­ler-Gruß zu zei­gen, aber … Moment, „Deut­scher“? Tomekk wur­de als Tomasz Kuklicz in Kra­kau gebo­ren, sein Mut­ter ist Polin, sein Vater Marok­ka­ner – für Roland Koch und erst recht für Neo­na­zis macht ihn das wohl zu einem „Aus­län­der“. Des­we­gen sind Über­schrif­ten wie „Nazi-Skan­dal im Dschun­gel-Camp“ gleich dop­pel­ter Unfug.

Der „Skan­dal“ fin­det näm­lich außer­halb des Camps statt, in laut­stark empör­ten Medi­en, deren Leser und Zuschau­er bis vor zwei Wochen nicht mal wuss­ten, dass es einen DJ namens Tomekk geben könn­te. Als wären die deut­schen Medi­en­kon­su­men­ten zu doof, Geschmack­lo­sig­kei­ten selbst zu erken­nen, wird ihnen von mög­lichst vie­len Fach­leu­ten für Ent­rüs­tung erklärt, war­um die­ses oder jenes „nicht geht“. Über kurz oder lang kann das aller­dings dazu füh­ren, dass die Leu­te irgend­wann eben nicht mehr selb­stän­dig wis­sen, was „schlimm“ ist.

Jan Fed­der­sen hat bei taz.de einen sehr inter­es­san­ten Arti­kel ver­öf­fent­licht, dem ich nicht in allen Punk­ten zustim­men wür­de, der aber die Lek­tü­re den­noch lohnt:

In Deutsch­land geht Nazi gar nicht. Nie­mals und auf ewig nicht. Ist schlimm. Poli­tisch, ästhe­tisch, kul­tu­rell, unter­schicht­stra­shig. Jeder muss wis­sen, dass jede semio­ti­sche Andeu­tung min­des­tens fünf Tank­las­ter Trä­nen der Empö­rung und der Wut und des Abscheus pro­vo­ziert. Soli­da­ri­täts­er­klä­run­gen von Zen­tral­rä­ten, Gewerk­schafts­krei­sen, Zir­keln der Opfer und Ver­ei­nen der Auch­be­trof­fen­heit in all­ge­mei­ner Hin­sicht.

Klar, dass das den Lesern sau­er auf­stößt:

Gera­de in der Taz ein Plä­doy­er für sol­che völ­lig unan­ge­brach­ten „Scher­ze“ zu fin­den, irri­tiert mich gera­de ziem­lich.

Oder:

Ich wuss­te gar nicht, dass die TAZ das Bil­dungs­fern­se­hen RTL und ihre tra­shi­ge-debi­le Dschun­gel­sen­ung anschaut!

Und damit wird viel­leicht auch die Marsch­rich­tung Inten­ti­on der gan­zen Kam­pa­gne ange­spro­chen: „Ich bin ein Star, holt mich hier raus!“ ist ja eh „Unter­schich­ten­fern­se­hen“. Wenn ein dort mit­ma­chen­der Hip­Hop-Proll (Hip­Hop ist ja eh böse, s. Bushi­do) also zum Nazi taugt, kann sich das Bür­ger­tum ent­spannt zurück­leh­nen und gleich drei Sachen auf ein­mal schei­ße fin­den. Das ist ein­fa­cher, als sich mit den ech­ten Neo­na­zis vor der eige­nen Haus­tür zu beschäf­ti­gen.

Die wirk­lich span­nen­de Fra­ge, die Fed­der­sens Arti­kel auf­wirft, ist die, war­um man in Deutsch­land eigent­lich immer noch kei­ne Wit­ze über Nazis machen soll:

DJ Tomekk mag uns der Beweis sein: 75 Jah­re nach der Macht­über­nah­me der Natio­nal­so­zia­lis­ten in Deutsch­land darf über den Füh­rer, darf über Goeb­bels, Hit­ler, über all das Nazig’schwurbel gelacht und geläs­tert wer­den.

Ich bin mir nicht ganz sicher, wel­che „Wit­ze“ man über Nazis machen soll­te und wel­che nicht. Aber wer­den Ver­bre­chen der Natio­nal­so­zia­lis­ten etwa „weni­ger schlimm“, wenn man sich über die Anfüh­rer von damals lus­tig macht? Fast scheint es, als wür­den die­se Arsch­lö­cher heu­te erns­ter genom­men als je im „Drit­ten Reich“.

Wei­ter­füh­ren­de Links
DJ Tomekks Reak­ti­on und Ent­schul­di­gung im Wort­laut
Das Hit­ler-Blog der taz zum The­ma

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Digital

Klickbefehl (7)

In Sachen Nokia läuft gera­de ein Fass über. Und die Ver­ant­wort­li­chen in der Poli­tik – allen vor­an der Minis­ter­prä­si­dent Rütt­gers – täten gut dar­an, jetzt kein Öl mehr ins Feu­er zu gie­ßen.

Nach der Ankün­di­gung von Nokia, das Werk in Bochum dicht zu machen, über­bie­ten sich die Poli­ti­ker in Popu­lis­mus. Dju­re von „blog.50hz.de“ tritt einen Schritt zurück und nennt das Ver­hal­ten von Nokia „kon­se­quent“.

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Wäh­rend hier­zu­lan­de Niko­tin­freun­de unter dem Knei­pen-Rauch­ver­bot äch­zen, grei­fen kali­for­ni­sche Behör­den rich­tig hart durch. Die Klein­stadt Cala­ba­sas sol­len in Zukunft qualm­frei sein – auch in den eige­nen vier Wän­den.

„Spie­gel Online“ berich­tet über das geplan­te Rauch­ver­bot in Miet­woh­nun­gen in Cala­ba­sas, CA („LA Dai­ly News“ zum sel­ben The­ma).

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Heu­te ban­ge ich um das Leben jedes Opas, der in der Tram die Augen rollt, wenn eine Cli­que 15-Jäh­ri­ger die Belast­bar­keit der Schei­ben mit Schlag­rin­gen tes­tet. Das Ent­rüs­tungs­po­ten­ti­al älte­rer Men­schen wird ja immer mehr zum Sicher­heits­ri­si­ko im öffent­li­chen Raum. Ich grei­fe dann sofort ein und ver­wick­le den sich in Rage den­ken­den Mitt­sieb­zi­ger in ein Gespräch über Stauf­fen­berg, die Wehr­macht oder die Seg­nun­gen von Essen auf Rädern.

Dani­el Haas hat bei „Spie­gel Online“ eine wun­der­ba­re … ja, was eigent­lich: Pole­mik, Sati­re? Er hat jeden­falls einen wun­der­ba­ren Text über die aktu­ell her­auf­be­schwo­re­nen Gefah­ren in U‑Bahnen ver­fasst.

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„Rie­chen Sie die U‑Bahn?“, fra­ge ich. Wir stei­gen ein, fah­ren durch die Pro­blem­vier­tel Ber­lins. Drei Betrun­ke­ne stei­gen zu, sie haben Bier­fla­schen in den Hän­den. Ich habe kei­nen Augen­kon­takt mit den Bier­trin­kern. Frau Zypries auch nicht. Wir spre­chen über die Archi­tek­tur der Groß­städ­te, die auch Gewalt aus­löst, über Hoch­häu­ser.

Gon­zo-Jour­na­lis­mus bei „Bild.de“: Franz Josef Wag­ner und Bri­git­te Zypries fah­ren U‑Bahn. Mit Video!

Pas­send dazu: „In zehn ein­fa­chen Schrit­ten: Schrei­ben wie Franz Josef Wag­ner“ bei medienlese.com

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When histo­ry was writ­ten, the final page will say …

Auch deut­sche Poli­ti­ker sagen mit­un­ter merk­wür­di­ge Din­ge. Aber nie­mand ist so merk­wür­dig wie Geor­ge W. Bush – und nie­mand nimmt das bes­ser aus­ein­an­der als die eine „Dai­ly Show“.

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„Ich bin ein Star – holt mich hier raus“ wirkt eigent­lich ver­gleichs­wei­se unge­fähr­lich gegen­über „Big Brot­her“ oder vie­len Talk­shows und Doku-Soaps, weil die Teil­neh­mer kei­ne nai­ven Lai­en sind, son­dern Pro­fis, die wis­sen könn­ten, wor­auf sie sich ein­las­sen, und Bera­ter an ihrer Sei­te haben. Doch mit Blick auf Tei­le des Per­so­nals und ihr Ver­hal­ten im Dschun­gel muss man dar­an zwei­feln, ob die Teil­nah­me für alle rein sub­jek­tiv wirk­lich so frei­wil­lig ist.

Ste­fan Nig­ge­mei­er macht sich in der „FAZ“ Gedan­ken dar­über, was die Kan­di­da­ten zu ihrer Teil­nah­me bei „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“ getrie­ben haben könn­te.

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The epi­so­de is the latest in which blog­gers and others have used the Inter­net to force Chi­ne­se aut­ho­ri­ties to inves­ti­ga­te bea­tings and other abu­ses by govern­ment offi­ci­als.

Die Online-Aus­ga­be der „New York Times“ berich­tet dar­über, wie Blog­ger in Chi­na die genaue­re Unter­su­chung eines mys­te­riö­sen Todes­falls ansto­ßen konn­ten.

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Schlammperei bei „Spiegel Online“

Man muss „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“ nicht lus­tig, unter­halt­sam oder gar gut fin­den, es gibt im deut­schen Fern­se­hen (wenn auch nicht unbe­dingt auf RTL) sicher­lich ein paar bes­se­re Eigen­pro­duk­tio­nen.

Man muss nicht mal die groß­ar­tig-bos­haf­ten Dia­lo­ge zwi­schen Dirk Bach und Son­ja Ziet­low groß­ar­tig fin­den, man kann sie auch als „ziem­li­ches Trau­er­spiel“ beschrei­ben, wie Den­nis Kay­ser bei „Spie­gel Online“ tut. Das ist ja alles Geschmacks­sa­che.

Man fragt sich natür­lich schon, war­um der Online-Able­ger eines Nach­rich­ten­ma­ga­zins, das ger­ne ernst genom­men wer­den möch­te, denn über­haupt 3.000 Zei­chen und eine sie­ben­tei­li­ge Bil­der­ga­le­rie auf die Nach­er­zäh­lung die­ser offen­ba­ren Nich­tig­keit ver­schwen­det, aber viel­leicht dient die Ver­wen­dung von Wor­ten wie „Por­no-Plau­de­rei­en“ und „Bums­er­fah­run­gen“ ja der qua­li­täts­jour­na­lis­ti­schen Abgren­zung Klick­ge­ne­rie­rung.

Noch mehr aber fra­ge ich mich, was die­se Flash-Ani­ma­ti­on mit­ten in dem Text zu suchen hat:

Dirk Bach und Sonja Zietlow versinken bei “Spiegel Online” im Schlamm

Wer­bung kann es nicht sein, dann müss­te ja „Wer­bung“ oder „Anzei­ge“ dar­über ste­hen und die Ani­ma­ti­on müss­te min­des­tens Titel und Sen­der nen­nen oder einen Link zu RTL beinhal­ten. So aber zeigt nur die Uhr die Sen­de­zeit von „IBESHMHR“ (Insi­der-Abkür­zung) und Bach und Ziet­low ver­sin­ken im Schlamm. Und wenn man anschlie­ßend auf die Ani­ma­ti­on klickt, geht das von vor­ne los.

Irgend­wel­che Ideen?