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Schwarz-grün ist die Haselnuss

Ja, es war die Halb­zeit­pau­se des Fuß­ball­län­der­spiels Schwe­den – Deutsch­land, in die das „Heu­te Jour­nal“ ges­tern Abend hin­ein­sen­den muss­te. 9,3 Mil­lio­nen saßen vor dem Fern­se­her (oder, rea­lis­ti­scher: lie­ßen den Fern­se­her an, als sie gera­de erst zum Klo und dann zum Kühl­schrank gin­gen) und soll­ten sich jetzt, nach einer aus deut­scher Sicht eher ent­täu­schen­den ers­ten Halb­zeit, auf so kna­cki­ge The­men und Fremd­wör­ter wie „Son­die­rungs­ge­sprä­che“ ein­las­sen.

Mari­et­ta Slom­ka tat also lie­ber mal so, als wür­de sie mit einem Erst­kläss­ler spre­chen, des­sen Ent­wick­lung noch etwas hin­ter der sei­ner Alters­ge­nos­se hin­ter­her­hinkt. Bei den Gesprä­chen zwi­schen Uni­on und SPD am Mon­tag wur­de, so Frau Slom­ka, „nicht mehr mit Wat­te­bäusch­chen gewor­fen – es soll sogar rich­tig laut gewor­den sein“. Das mache die heu­ti­gen Son­die­rungs­ge­sprä­che mit den Grü­nen „natür­lich noch inter­es­san­ter“.

Es sei auf jeden Fall „eine span­nen­de Par­tie“, augen­zwin­ker­te Mari­et­ta Slom­ka noch. Dann ging’s los:

Hin­ter den zuge­zo­ge­nen Vor­hän­gen sit­zen sie noch immer: Schwar­ze und Grü­ne. Ein Spiel dau­ert 90 Minu­ten, heißt es, Koali­ti­ons­son­die­run­gen aber viel, viel län­ger.

Es sah ein biss­chen so aus, als wür­den zwei Mann­schaf­ten den Platz betre­ten. Vor über vier Stun­den, vor dem, ja: Ent­schei­dungs­spiel über eine mög­li­che schwarz-grü­ne Koali­ti­on.

Als würden zwei Mannschaften den Platz betreten (Screenshots: ZDF).

Wahr­schein­lich muss man froh sein, dass das „Heu­te Jour­nal“ ges­tern nicht in der Ring­pau­se eines Box­kampfs oder zwi­schen zwei Fol­gen irgend­ei­ner skan­di­na­vi­schen Kri­mi­se­rie lief. Aber das macht es ja nicht bes­ser.

Ob Absicht oder nicht: Das Fuß­ball-Fee­ling wur­de noch ver­stärkt durch einen lei­der nicht unter­ti­tel­ten O‑Ton des baye­ri­schen Grü­nen-Poli­ti­kers Anton Hof­rei­ter, von dem man als Nicht-Bay­er ent­spre­chend wenig ver­stand.

Also wei­ter im Off-Text:

Die Chan­cen, dass die Grü­nen­spit­ze sich für eine schwarz-grü­ne Koali­ti­on aus­spricht, sind indes gering. Zu groß die Unter­schie­de zur Uni­on, etwa bei der Kli­ma­po­li­tik, beim Umgang mit Flücht­lin­gen. Auf bei­den Sei­ten aber will sich nie­mand dem Vor­wurf aus­set­zen, die neue Macht­paa­rung nicht wirk­lich geprüft zu haben.

Klingt soweit meta­phern-unver­däch­tig, wenn ZDF-Repor­ter Tho­mas Reich­art beim Wort „Macht­paa­rung“ nicht die Anfüh­rungs­zei­chen, die Kur­siv­set­zung und Fet­tung aus dem Skript mit­ge­spro­chen hät­te.

Dann schwang er sich wie­der auf sein von vor­ne her­ein ziem­lich ange­schla­ge­nes Meta­phern-Pferd:

Bei den Grü­nen gehen sie trotz­dem davon aus, dass es am Ende wohl zur Gro­ßen Koali­ti­on kommt, auch wenn Scharz und Rot ges­tern mit­ein­an­der ein eher rup­pi­ges Spiel hat­ten.

Das Werk schließt mit den Wor­ten:

Solan­ge die Vor­hän­ge zuge­zo­gen sind, ist schwarz-grün noch im Spiel. Es hat aber: nur noch Außen­sei­ter­chan­cen.

Das „Heu­te Jour­nal“ in der ZDF-Media­thek.

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Mit dem Zweiten zielt man besser

Auch wenn man das sonst nicht so häu­fig macht: Ach­ten Sie im fol­gen­den Aus­schnitt mal genau auf Peter Hah­ne.

[Direkt­link]

Aber kei­ne Angst: So was ver­sen­det sich, wie man beim Rund­funk sagt.

Mit Dank an Sebas­ti­an K. und Ste­fan N.

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Licht und Schatten: Heute-Journal

Am Mon­tag durf­te Stef­fen Sei­bert das „Heu­te-Jour­nal“ im ZDF mode­rie­ren – Claus Kle­ber war ver­mut­lich ent­we­der krank, Fast­nacht fei­ern oder auf dem Weg zum super tues­day. Direkt zu Beginn muss­te er einen Bei­trag über das aktu­el­le Cha­os bei Unicef Deutsch­land ankün­di­gen, aber bevor der schließ­lich lief, brach­te Sei­bert noch das, was man in Blogs immer mal wie­der als „Dis­clai­mer“ bezeich­net fin­det:

Ich soll­te Ihnen ehr­li­cher­wei­se an die­ser Stel­le sagen, dass ich seit län­ge­rem und mit gan­zem Her­zen bei Unicef mit­ar­bei­te – das „Heu­te-Jour­nal“ und unse­ren Autor Peter Böh­mer hin­dert das natür­lich nicht, alle nöti­gen kri­ti­schen Fra­gen zu stel­len.

Erst war ich mir nicht sicher, ob ich das für eine etwas eit­le Serio­si­täts­ges­te oder für auf­rich­ti­ges Wind-aus-den-Segeln-Neh­men hal­ten soll­te, aber ich ent­schied mich schnell für letz­te­res. Es pass­te auch schön in mein Bild, das ich in letz­ter Zeit vom „Heu­te-Jour­nal“ als bes­ter Nach­rich­ten­sen­dung Deutsch­lands habe.

Aber dann …

Dann kam im Bör­sen­teil die seit Frei­tag gras­sie­ren­de Mel­dung, dass Micro­soft Yahoo! über­neh­men wol­le. Eine Geschich­te, die selbst ich als Wirt­schafts-Igno­rant mit­be­kom­men hat­te. Vor allem aber: Eine Geschich­te, die am Mon­tag rich­tig span­nend wur­de, als es hieß, Goog­le-Chef Eric Schmidt wol­le dem Kon­kur­ren­ten Yahoo! unter die Arme grei­fen, um Micro­soft doch noch abzu­wim­meln. Davon erfuhr der ZDF-Zuschau­er im „Heu­te-Jour­nal“ lei­der nichts. Viel­leicht, weil der Bei­trag schon vor­pro­du­ziert und die zustän­di­ge Redak­ti­on im Fasching unter­wegs war.

Über­haupt: Kar­ne­val. Mit einem lus­tisch-gereim­ten Bei­tra­aach über die Fasenacht am Ende der Sen­dung hat die „Heute“-Redaktion dann den gan­zen guten Ein­druck der ers­ten Sen­de­mi­nu­te platt gemacht. Das „Heu­te-Jour­nal“ ist trotz­dem die bes­te Nach­rich­ten­sen­dung im deut­schen Fern­se­hen.

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Zitatenstrauß: Claus Kleber

Claus Kle­ber muss­te ges­tern im „Heu­te Jour­nal“ einen Bei­trag anmo­de­rie­ren, in dem es um den Pro­zess­auf­takt zum Ber­li­ner „Koma-Trin­ken“ ging. Er begann über­ra­schend, aber klug:

Es hat da ja jeder sei­ne eige­nen Erfah­run­gen, aber ich den­ke, dass bei uns über kein ande­res The­ma – nicht mal über Sex – so schein­hei­lig gelo­gen wird wie über Alko­hol. Beson­ders zwi­schen älte­ren und jun­gen Leu­ten: Da wird schwa­dro­niert, wie toll das war, als Onkel Jür­gen kaum noch zum Auto lau­fen konn­te, und dann wer­den – nüch­tern betrach­tet – die übli­chen War­nun­gen mit erns­tem Ton von oben her­ab ver­teilt.

Ich weiß schon, war­um ich Claus Kle­ber für einen der Bes­ten im deut­schen Fern­se­hen hal­te.

[Zita­ten­strauß, die Serie]