Mit dem Ruhrgebiet und der Kultur ist das so eine Sache: natürlich gibt es hier welche, aber jeder versteht etwas anderes darunter. Man wäre gerne mehr als man ist (oder zumindest anders), weswegen es zwischen Duisburg und Dortmund einige hundert mittelgute, aber satte (weil totsubventionierte) Theater, Orchester und Kulturzentren gibt. Dafür keine Loveparade, denn wenn man eines im Ruhrgebiet noch mehr liebt als Subventionen und Kompetenzgerangel, dann die Möglichkeit, sich auf einer möglichst großen Bühne völlig zu blamieren. ((Bochums Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz ließ sich kürzlich zitieren: “Wir in Bochum sind nicht provinziell!” Sondern nur doof und unfähig, oder was?))
Das kommende Jahr, in dem das Ruhrgebiet “Kulturhaupstadt Europas” genannt werden darf, wird sicher ein völliges Desaster, und eine Gegend, in der man Donnerstagabends um Viertel nach Zehn eine halbe Stunde auf einen Zug warten muss, ((Been there, done that.)) der einen in die Nachbarstadt bringt, ist vieles, aber sicher keine international konkurrenzfähige “Metropolregion”.
Bei diesen Voraussetzungen freue ich mich immer, wenn jemand ankommt und ohne Subventionen sein eigenes Ding durchzieht — es muss ja nicht immer Hochkultur sein. So gesehen ist das “Zeltfestival Ruhr”, das im vergangenen Jahr erstmalig stattfand, eine Bereicherung für die unübersichtliche und oftmals verfeindete Kulturlandschaft im Ruhrgebiet.
Ich war in der Premierensaison leider nie vor Ort am Kemnader See, ((Der Nahverkehr, s.o.)) aber es heißt, die Mischung aus Veranstaltungen, Gastronomie und Kunsthandwerkmarkt sei recht schön gewesen. In diesem Jahr soll natürlich alles noch schöner und größer werden, wie die Veranstalter auf der heutigen Pressekonferenz ankündigten.
Bei belegten Brötchen und Kaffee erfuhr die versammelte Lokalpresse, ((Da merkt man den Unterschied zwischen Bochum und Dinslaken dann doch: in Dinslaken waren wir immer zu zweit bei solchen Pressekonferenzen, heute waren es mindestens zwanzig Journalisten.)) was man sich für dieses Jahr so alles ausgedacht hat: Das Programm soll deutlich ausgeweitet werden, es gibt ein drittes Veranstaltungszelt und Kooperationen mit lokalen Veranstaltern.
Auf der Liste der bereits bekanntgegebenen Künstler finden sich neben Götz Alsmann, Silbermond, Max Raabe und Dieter Thomas Kuhn mit Hagen Rether, Heather Nova, Polarkreis 18, Jochen Malmsheimer und den frisch wiedervereinten Selig auch einige Programmpunkte, die auch mich interessieren würden.
Und dann ist da noch ein Termin, den man bei einem regionalen Kulturfestival eigentlich nicht erwartet hätte: eine spoken word performance von Henry Rollins.
Alle Termine und weiter Infos gibt es demnächst unter zeltfestivalruhr.de