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Teacher leave them kids alone

In Bre­men tagt heu­te der Rechts­aus­schuss der Bür­ger­schaft. Die CDU will Auf­klä­rung dar­über, wie die ehe­ma­li­ge RAF-Ter­ro­ris­tin Susan­ne Albrecht unter neu­em Namen Deutsch­leh­re­rin für Migran­ten­kin­der an einer Bre­mer Grund­schu­le wer­den konn­te.
Die denk­bar ein­fa­che Ant­wort eines Außen­ste­hen­den wür­de ver­mut­lich lau­ten: „Sie hat bereits in der DDR als Leh­re­rin gear­bei­tet, als sie dort unter­ge­taucht war, sie hat­te eine posi­ti­ve Pro­gno­se und irgend­je­mand hat sie wohl ein­ge­stellt.“ Und für die­je­ni­gen, die so klug sind, nicht auf daher­ge­lau­fe­ne Außen­ste­hen­de zu hören, erklärt Bre­mens frü­he­rer Bür­ger­meis­ter Hen­ning Scherf das alles noch mal etwas aus­führ­li­cher.

Nun ist im Zuge der Debat­ten der letz­ten Wochen klar­ge­wor­den (no pun inten­ded), dass man­che Poli­ti­ker, Bür­ger und Jour­na­lis­ten ein wenig Nach­hil­fe in Sachen rechts­staat­li­cher Prin­zi­pi­en benö­ti­gen (Hans Fil­bin­ger kann glück­li­cher­wei­se nicht mehr zum Nach­hil­fe­leh­rer umge­schult wer­den). Wer aber hät­te gedacht, dass sich die zöger­li­che Auf­ar­bei­tung bun­des­re­pu­bli­ka­ni­scher Ver­gan­gen­heit dazu eig­net, ein gan­zes Berufs­bild neu zu defi­nie­ren?

CDU-Vor­zei­ge­plap­per­maul Wolf­gang Bos­bach empör­te sich in „Bild“:

Bei Leh­rern darf an der cha­rak­ter­li­chen Eig­nung kei­ner­lei Zwei­fel bestehen. Es kann nicht sein, dass eine Ex-RAF-Ter­ro­ris­tin aus­ge­rech­net durch die Arbeit mit Kin­dern reso­zia­li­siert wer­den soll.

Und Hart­mut Per­schau, CDU-Frak­ti­ons­chef in der Bre­mer Bür­ger­schaft (die zufäl­li­ger­wei­se in neun Tagen neu gewählt wird), sekun­diert:

Wer unse­re Kin­der unter­rich­tet, hat eine Vor­bild­funk­ti­on zu erfül­len – dafür kom­men Ter­ro­ris­ten nicht in Fra­ge!

Dank „Bild“ weiß man ja immer, wie alt jemand (unge­fähr) ist. Im aktu­el­len Arti­kel sind Bos­bach 54 und Per­schau 65 – ihre eige­ne Schul­zeit liegt also noch län­ger zurück als Frau Albrechts RAF-Unter­stüt­zung. Da mei­ne Schul­lauf­bahn deut­lich spä­ter ende­te, sehe ich mich in der Posi­ti­on, die Her­ren Bos­bach und Per­schau über cha­rak­ter­li­che Eig­nung und Vor­bild­funk­ti­on diver­ser Leh­rer auf­zu­klä­ren, die mir wäh­rend­des­sen unter­ge­kom­men sind: da hat­ten wir ein paar Alko­ho­li­ker; cho­le­ri­sche Kunst- und Musik­leh­rer; neo­kon­ser­va­ti­ve Klein­ak­tio­nä­re; Deutsch­leh­rer, die die Spra­che gera­de erst gelernt oder einen Sprach­feh­ler hat­ten; Sport­leh­rer, die die 500 Meter zur Turn­hal­le im Mer­ce­des zurück­leg­ten; Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­ker; Natur­wis­sen­schaft­ler, die kei­ner­lei päd­ago­gi­sche Aus­bil­dung durch­lau­fen hat­ten; Ket­ten­rau­cher, die kaum eine Schul­stun­de ohne Niko­tin­zu­fuhr aus­hiel­ten; Alt­hip­pies, die es den Fünft­kläss­lern über­lie­ßen, ob sie Voka­beln ler­nen wol­len oder nicht, und Deutsch­leh­rer, die Sechst­kläss­ler Klas­sen­ar­bei­ten mit dem The­ma „Mein ers­tes Mal“ schrei­ben lie­ßen – trotz­dem sind mir kei­ne Schä­di­gun­gen bei irgend­wel­chen Schü­lern bekannt, die über das nor­ma­le Maß hin­aus­ge­hen.
Natür­lich hat­ten wir auch jede Men­ge groß­ar­ti­ge Päd­ago­gen, die ihre Begeis­te­rung für Geschich­te, Poli­tik, Lite­ra­tur oder Mathe­ma­tik auf uns über­tra­gen konn­ten – Leh­rer bil­den halt einen über­ra­schend pas­sen­den Gesell­schafts­schnitt ab und sind sowie­so dank­ba­re, wei­che Zie­le.

Was ich aber kei­nem noch so schlech­ten Leh­rer wün­sche, sind die skep­ti­schen Sei­ten­bli­cke und die Hexen­jagd, die im Groß­raum Bre­men ein­ge­setzt haben dürf­te. Ich wür­de da die­ser Tage noch weni­ger Deutsch­leh­re­rin an einer Grund­schu­le sein wol­len als sonst schon …