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„New York Times“ richtet „Wetten dass ..?“ hin

Es reicht den deut­schen Medi­en nicht, über „Wet­ten dass ..?“ zu schrei­ben, wenn eine neue Aus­ga­be der Sams­tag­abend­show ansteht, live gesen­det wird oder gera­de aus­ge­strahlt wur­de. Die Zeit zwi­schen den Sen­dun­gen wird mit der Wie­der­auf­be­rei­tung weit­ge­hend bekann­ter Fak­ten gefüllt oder – ganz aktu­ell – mit der Sen­sa­ti­ons­mel­dung, dass nun sogar die „New York Times“ über die Sen­dung geschrie­ben habe.

Das „Han­dels­blatt“ erklärt in sei­ner Online-Aus­ga­be, die „Times“ „ver­rei­ße“ die Sen­dung, laut Bild.de („Mögen die Amis unse­re Shows nicht?“) und „Spie­gel Online“ „läs­tert“ die „Times“ und stern.de nennt den Arti­kel „wenig schmei­chel­haft“.

Nun kann es natür­lich an mir lie­gen, aber ich fin­de in dem Arti­kel „Stu­pid Ger­man Tricks, Wea­ring Thin on TV“ vom Ber­lin-Kor­re­spon­den­ten Nicho­las Kulish wenig, mit dem sich die­se fröh­li­chen Eska­la­tio­nen („Nanu, was haben die Amis bloß gegen ‚Wet­ten, dass..?‘ “, Bild.de) begrün­den las­sen. Aber ich hat­te ja schon nicht ganz ver­stan­den, wo genau Tom Hanks und Den­zel Washing­ton nach ihren Auf­trit­ten über die Sen­dung „geläs­tert“ haben sol­len: Hanks hat­te gesagt, er ver­ste­he die Sen­dung nicht, und Washing­ton hat­te erklärt, die Sen­dung sei ein „Show­for­mat aus einer ande­ren Zeit“. Wer das ernst­haft bestrei­tet, hat die Sen­dung noch nie gese­hen – was ihn natür­lich ander­seits dafür qua­li­fi­zie­ren wür­de, im Inter­net sei­ne Mei­nung dar­über kund zu tun.

Nun zieht also Kulish angeb­lich über die Sen­dung her, auch wenn sich sein Arti­kel für mich wie eine leicht fas­sungs­lo­se Sze­ne­rie­be­schrei­bung liest, die mit ein paar Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen und Zita­ten ver­se­hen wur­de. „Repor­ta­ge“ hät­ten wir das frü­her in der Schu­le genannt.

„Spie­gel Online“ schreibt:

In dem Arti­kel bekom­men alle – Mar­kus Lanz, die Wet­ten und auch die Live-Dol­met­scher – ihr Fett weg. Vor allem über das Herz­stück der Show, die Wet­ten, mokiert sich Kulish: „Schrul­lig“ nennt er sie und ver­gleicht sie mit „Stu­pid Human Tricks“, einem bekann­ten Ele­ment aus David Let­ter­mans „Late Night Show“, das aller­dings dort eine weni­ger gro­ße Bedeu­tung hat – und iro­nisch gemeint ist.

Noch mal: Es kann alles an mir lie­gen. Mir fehlt offen­bar das für Jour­na­lis­ten not­wen­di­ge Gen, in jedem Ereig­nis einen Eklat, in jedem Adjek­tiv eine Wer­tung und in allem, was ich nicht ver­ste­he, den Unter­gang des Abend­lan­des zu wit­tern. Aber ist „schrul­lig“ („wacky“) wirk­lich so ein wirk­mäch­ti­ges Qua­li­täts­ur­teil oder ist es nicht ein­fach eine Beschrei­bung des­sen, was da vor sich geht? Ich mei­ne: In der betref­fen­den Sen­dung ver­such­te offen­bar ein Mann mit einem Gabel­stap­ler, Mün­zen in eine Milch­fla­sche zu bewe­gen!

Aber wei­ter im Text:

Lanz selbst muss in dem Arti­kel mit eher wenig Platz aus­kom­men – und ohne ein Zitat. […]

Neben meh­re­ren deut­schen Medi­en – auch DER SPIEGEL wird aus­gie­big zitiert – kommt in dem „NYT“-Artikel auch Film- und TV-Regis­seur Domi­nik Graf zu Wort, als ein­zi­ger Bran­chen­ma­cher.

Hier die Nicht-Zita­te von Mar­kus Lanz:

„Some peo­p­le say that if any­thing could sur­vi­ve a nuclear strike, it would be cock­roa­ches and ‚Wet­ten, Dass …?,‘ “ said its host, Mar­kus Lanz, in an inter­view after the show wrap­ped. […]

„If only the Greeks were so careful with their money,“ Mr. Lanz said.

Und hier die aus­führ­li­chen „Spiegel“-Zitate:

Com­pli­ca­ting mat­ters fur­ther, the lea­ding Ger­man news­ma­ga­zi­ne, Der Spie­gel, repor­ted last month that Mr. Gottschalk’s brot­her may have had ques­tionable busi­ness dealings with seve­ral com­pa­nies who­se pro­ducts appeared on the show. […]

Der Spie­gel asked in its latest issue, „Why are Ger­mans the only ones slee­ping through the future of TV?“ The maga­zi­ne cal­led Ger­man pro­grams „fain­the­ar­ted, harm­less, pla­ce­bo tele­vi­si­on.“

Der, wie ich fin­de, schöns­te Satz aus Kulishs durch­aus lesens­wer­tem Arti­kel wird lei­der nir­gends zitiert. Dabei fasst er den Gegen­stand viel­leicht am Bes­ten zusam­men:

On a giant screen over­head a mon­ta­ge of movie clips show­ed the young film star Mat­thi­as Schweighöfer’s bare backside.

Mit Dank auch an Ulli.

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Gesellschaft Digital

Kürzen und Würgen

Zuge­ge­ben: Ich hal­te Wirt­schafts­wis­sen­schaft­ler und Art­ver­wand­te sowie­so für moder­ne Scha­ma­nen. Ich wäre nicht im Min­des­ten über­rascht, wenn man im Kel­ler des ifo-Insti­tuts (bekannt durch sei­nen monat­lich ermit­tel­ten „Geschäfts­kli­ma­in­dex“, einer Art Gefühls­ba­ro­me­ter der Wirt­schaft) groß­flä­chi­ge Krei­de­krei­se und Hüh­ner­kno­chen fän­de oder bei den soge­nann­ten Rating­agen­tu­ren Glas­kol­ben mit ver­schie­den­far­bi­gen Flüs­sig­kei­ten. Ich habe also auch nicht näher ver­folgt, was es mit dem aktu­ell statt­fin­den­den Öko­no­men­streit auf sich hat – mut­maß­lich eine Art His­to­ri­ker­streit ohne Nazis, also für Außen­ste­hen­de sehr, sehr lang­wei­lig.

Ges­tern berich­te­te „Han­dels­blatt Online“ unter der ange­mes­sen unauf­ge­regt Über­schrift „Der Krieg der Öko­no­men eska­liert“ über den Dort­mun­der Sta­tis­tik­pro­fes­sor Wal­ter Krä­mer:

Nichts zeigt die Zer­strit­ten­heit deut­scher Öko­no­men so dra­ma­tisch, wie ein Inter­view mit dem Öko­no­mie­pro­fes­sor Wal­ter Krä­mer in der Dort­mun­der Stu­den­ten­zei­tung „Pflicht­lek­tü­re“. „Was von unse­ren Geg­nern an Gehäs­sig­keit in die Tin­te geflos­sen ist, das ist ja kaum zu glau­ben, Leu­te wie Herr Bofin­ger der übri­gens eine aka­de­mi­sche Null­num­mer ist.“ Kei­ner neh­me Herrn Bofin­ger ernst, wet­tert Krä­mer. Die­ser sei nur in den Rat der Wirt­schafts­wei­sen gekom­men, weil die Gewerk­schaf­ten ihn dort rein koop­tiert hät­ten. Han­dels­blatt Online kon­fron­tier­te Bofin­ger mit der har­ten Kri­tik, eine Reak­ti­on gab es auf die Email-Anfra­ge aber bis­her nicht.

Mit man­geln­dem Exper­ten­tum muss sich Krä­mer aus­ken­nen wie kaum ein Zwei­ter, ist der Öko­no­mie­pro­fes­sor doch Vor­sit­zen­der des „Ver­eins Deut­sche Spra­che“, der mit ernst­zu­neh­men­der Ger­ma­nis­tik unge­fähr so viel gemein hat wie Krea­tio­nis­ten mit der Evo­lu­ti­on.

Vor ein paar Wochen hat Krä­mer einen Appell ver­öf­fent­licht. Bei der Bericht­erstat­tung dar­über fühl­te er sich miss­ver­stan­den, wie „Han­dels­blatt Online“ wei­ter schreibt:

Im Inter­view mit der Dort­mun­der Stu­den­ten­zei­tung ver­sucht Krä­mer nun, auf­zu­klä­ren. [Hans-Wer­ner] Sinn sei an dem Auf­ruf nicht betei­ligt gewe­sen, sagt er. Der „Spie­gel“ stel­le ihn aber als medi­en­gei­len Dumm­schwät­zer da. „Die­sen Redak­teur könn­te ich erwür­gen und an die Wand klat­schen“, so Krä­mer.

Der Wirt­schafts­wis­sen­schaft­ler Gus­tav Horn ver­link­te den „Handelsblatt“-Text bei Face­book und kom­men­tier­te, Krä­mer habe sich „für wei­te­re wirt­schafts­po­li­ti­sche Debat­ten als unge­eig­net erwie­sen“. Dann bekam Horn offen­bar Post von Krä­mer, die er „der Korekt­heit wegen“ eben­falls auf Face­book ver­öf­fent­lich­te:

Sehr geehr­te Damen und Her­ren,
ich fal­le gera­de aus allen Wol­ken, im Han­dels­blatt einen nicht auto­ri­sier­ten Mit­schnitt einer flap­si­gen Neben­be­mer­kung wäh­rend eines Inter­views zu fin­den.
Den von Ihnen zitier­ten Text hat­te ich bis heu­te Mit­tag nicht gese­hen.
Sie dür­fen ger­ne in der Redak­ti­on der Pflicht­lek­tü­re nach­fra­gen.
Die auto­ri­sier­te Fas­sung des Inter­views fin­den Sie hier:

http://www.pflichtlektuere.com/

Wie Sie dar­in sehen, bemü­he ich mich nach Kräf­ten um das Gegen­teil des­sen, was Sie mir vor­wer­fen.
Näm­lich die Gemein­sam­kei­ten der ver­schie­de­nen Ansät­ze her­aus­zu­stel­len.
Und bei dem Kol­le­gen Bofin­ger wer­de ich mich für die­sen faux pas ent­schul­di­gen.
Was treibt eigent­lich das Han­dels­blatt, mit aller Gewalt eine allen­falls auf per­sön­li­cher, aber kaum auf wis­sen­schaft­li­cher Ebe­ne exis­tie­ren­de Fron­ten­bil­dung zwi­schen deut­schen Öko­no­men zu erfin­den?

Mit irri­tier­ten Grü­ßen Wal­ter Krä­mer

PS: Bit­te lei­ten Sie die­se Nach­richt auch an den zustän­di­gen Redak­teur wei­ter, ich habe die elek­tro­ni­sche Anschrift lei­der nicht

(„Faux pas“ ist offen­bar okay für den „Ver­ein Deut­sche Spra­che“.)

Wenn man nun das Inter­view auf pflichtlektuere.com liest, fin­det man dort tat­säch­lich kei­ne Erwäh­nung Bofin­gers und kei­ne Gewalt­phan­ta­sien gegen­über „Spiegel“-Redakteuren.

Man fin­det sie nicht mehr.

Rund eine Woche stand das Inter­view offen­bar in sei­ner ursprüng­li­chen Form online, ges­tern wur­de es über­ar­bei­tet und die ent­spre­chen­den Pas­sa­gen wur­den ohne einen Hin­weis ent­fernt.

Bei scribd.com oder im Goog­le-Cache kann man aber noch ein­mal nach­le­sen, wie Krä­mer ande­ren vor­warf, sich im Ton zu ver­grei­fen:

Neben der Kanz­le­rin gab es aber auch noch deut­li­che­re Wor­te, bei­spiels­wei­se von Wolf­gang Schäub­le. Man­che Kri­ti­ker wer­fen Ihnen unter ande­rem Pathos und inhalt­li­che Armut vor…

Krä­mer: Also, wenn sich hier jemand im Ton ver­greift, dann sind das die ande­ren. Was von unse­ren Geg­nern an Gehäs­sig­keit in die Tin­te geflos­sen ist, das ist ja kaum zu glau­ben. Leu­te wie Herr Bofin­ger (Anmerk. Der Red.: Peter Bofin­ger, VWL-Pro­fes­sor an der Uni Würz­burg und einer der fünf Wirt­schafts­wei­sen) der übri­gens eine aka­de­mi­sche Null­num­mer ist. Kei­ner nimmt ihn ernst, er ist nur in den Rat gekom­men, weil von den Gewerk­schaf­ten rein koop­tiert wor­den ist. Wenn hier jemand auf Stamm­tisch­ni­veau argu­men­tiert, dann die Gegen­sei­te.

An fast 20 Stel­len unter­schei­den sich die Ver­sio­nen mal mehr, mal weni­ger stark von­ein­an­der. Die Leser von „Pflicht­lek­tü­re“ erfuh­ren davon bis zum heu­ti­gen Nach­mit­tag nichts, nur der Hin­weis „[Update 24.7.2012]“ im Vor­spann deu­te­te vage eine Über­ar­bei­tung an.

Ich habe mich an die Redak­ti­on gewandt und unter ande­rem gefragt, ob die Über­ar­bei­tung des Inter­views, gera­de wenn es beim „Han­dels­blatt“ zitiert und ver­linkt wird, nicht kennt­lich gemacht wer­den müss­te. Der Redak­ti­ons­lei­ter erklär­te mir dann, dass es meh­re­re Nach­fra­gen gege­ben habe und man dar­auf nun reagie­ren wer­de.

Seit dem spä­ten Nach­mit­tag steht nun unter dem Arti­kel:

Hin­weis der Redak­ti­on:

Das ver­schrift­li­che Inter­view mit Wal­ter Krä­mer vom 17. Juli 2012 lag dem Befrag­ten vor der Ver­öf­fent­li­chung nicht vor. Die aktua­li­sier­te Fas­sung ent­hält die Ände­run­gen, die Herr Wal­ter Krä­mer am 24. Juli 2012 ergänzt hat.

Tobi­as Schweig­mann
Lei­ter der Lehr­re­dak­ti­on Online

„Ergänzt“, soso. Wenn der „Ver­ein Deut­sche Spra­che“ von die­ser Bedeu­tungs­ver­schie­bung erfährt …

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Digital

Wie Barack Obama Twitter am Laufen hielt

Bei den Pro­tes­ten, die der­zeit im Iran statt­fin­den, spielt Twit­ter eine wich­ti­ge Rol­le: Demons­tran­ten kön­nen sich dar­über koor­di­nie­ren und Bot­schaf­ten ins Aus­land abset­zen. Um die­sen Kom­mu­ni­ka­ti­ons­weg auf­recht zu erhal­ten, hat Twit­ter am Mon­tag kurz­fris­tig seit lan­gem für ges­tern geplan­te War­tungs­ar­bei­ten auf einen Zeit­punkt ver­scho­ben, als im Iran eh gera­de Nacht war.

Ges­tern ver­brei­te­te Reu­ters die Nach­richt, das US-Außen­mi­nis­te­ri­um habe Twit­ter gedrängt, die War­tungs­ar­bei­ten zu ver­schie­ben:

The U.S. Sta­te Depart­ment said on Tues­day it had cont­ac­ted the social net­wor­king ser­vice Twit­ter to urge it to delay a plan­ned upgrade that would have cut day­ti­me ser­vice to Ira­ni­ans who are dis­pu­ting their elec­tion.

Twit­ter wider­sprach die­ser Dar­stel­lung schon kurz dar­auf im eige­nen Blog:

Howe­ver, it’s important to note that the Sta­te Depart­ment does not have access to our decis­i­on making pro­cess. Nevert­hel­ess, we can both agree that the open exch­an­ge of infor­ma­ti­on is a posi­ti­ve force in the world.

Das war heu­te Nacht um 00:21 Uhr deut­scher Zeit.

Um 03:15 Uhr ticker­te afp:

Twit­ter: War­tungs­ar­bei­ten nicht wegen US-Regie­rung ver­scho­ben

Der Kurz­nach­rich­ten­dienst Twit­ter pocht auf sei­ne Unab­hän­gig­keit: Die Ver­schie­bung von War­tungs­ar­bei­ten inmit­ten der dra­ma­ti­schen Ereig­nis­se im Iran sei nicht auf Bit­ten der US-Regie­rung erfolgt, teil­te Twit­ter-Mit­be­grün­der Biz Stone am Diens­tag mit.

Nun weiß man natür­lich nicht, ob Twit­ter da die Wahr­heit sagt. Aber die bis­he­ri­gen Fak­ten lau­ten: Das Außen­mi­nis­te­ri­um spricht von Kon­tak­ten, Twit­ter erklärt, die Ent­schei­dung selbst getrof­fen zu haben.

Bei Asso­cia­ted Press hat­te man von all dem offen­bar nichts mit­be­kom­men und so war aus der „Bit­te“ des Außen­mi­nis­te­ri­ums heu­te mor­gen um 08:36 Uhr das hier gewor­den:

Twit­ter-War­tung auf Wunsch des US-Außen­mi­nis­te­ri­ums ver­scho­ben

Um 11:04 ging eine wei­te­re AP-Mel­dung über die Ticker, in der unter ande­rem stand:

Wie in Washing­ton ver­lau­te­te, inter­ve­nier­te des­halb das US-Außen­mi­nis­te­ri­um und bat die Betrei­ber, die War­tung auf eine Zeit zu ver­schie­ben, wenn es im Iran Nacht ist. Twit­ter folg­te die­sem Wunsch.

Wäh­rend vie­le Medi­en immer­hin offen lie­ßen, ob Twit­ter dem Wunsch der US-Regie­rung „gefolgt“ sei, und „Focus Online“ expli­zit auf Twit­ters Gegen­dar­stel­lung ver­wies, waren Medi­en, die sich auf AP ver­lie­ßen, auf­ge­schmis­sen:

Wie in Washing­ton ver­lau­te­te, inter­ve­nier­te des­halb das US-Außen­mi­nis­te­ri­um und bat die Betrei­ber, die War­tung auf eine Zeit zu ver­schie­ben, wenn es im Iran Nacht ist. Twit­ter folg­te die­sem Wunsch.

(Handelsblatt.com)

Ange­sichts der Bedeu­tung der Online­me­di­en für die Infor­ma­ti­on der Welt­öf­fent­lich­keit über die Ereig­nis­se im Iran inter­ve­nier­te das US-Außen­mi­nis­te­ri­ums beim Kurz­nach­rich­ten­dienst Twit­ter. Die­ser ver­schob auf Wunsch des Außen­mi­nis­te­ri­ums geplan­te War­tungs­ar­bei­ten, wie meh­re­re Gewährs­leu­te am Diens­tag in Washing­ton berich­te­ten.

(heute.de)

Eine ganz eige­ne Her­an­ge­hens­wei­se fand Bild.de, wo statt Mit­ar­bei­tern des Außen­mi­nis­te­ri­ums gleich jemand ganz ande­res mit Twit­ter gespro­chen haben soll:

Auch der Ein­satz von US-Prä­si­dent Barack Oba­ma dürf­te bei der ira­ni­schen Regie­rung für Miss­mut gesorgt haben. Oba­ma hat­te Twit­ter gebe­ten, die ange­setz­ten War­tungs­ar­bei­ten aus­zu­set­zen, um die Kom­mu­ni­ka­ti­on im Iran irgend­wie auf­recht zu erhal­ten.

Mit Dank auch an Dani S.

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Unter Grünen: Obama on the rocks

Für jeden Oba­ma-Ver­weis hier auf dem Grü­nen­par­tei­tag sol­len wir einen Kiwi­li­kör trin­ken, hat Kunar in den Kom­men­ta­ren geschrie­ben. Bis­her hält sich das in den Reden in Gren­zen, aber die­se Jour­na­lis­ten for­dern uns eini­ges ab:

Grünen-Parteitag: Ein bisschen Obama

Grünen-Vorsitz - Cem Özdemir: Auf Barack Obamas Spuren

Heute kann er einen Sieg einfahren, der auch kein leichter war. Erstmals in der deutschen Geschichte würde das Kind einer türkischen Zuwandererfamilie eine Bundestagspartei führen. Und ganz ergriffen ziehen einige Grüne ernsthaft Parallelen zur Biografie des kommenden US-Präsidenten Barack Obama, weil der seine Kinderzeit auch außerhalb des Landes verbrachte, das er künftig regiert.

Cem Özdemir: Der Bonsai-Obama

Cem Özdemir soll Parteichef der Grünen werden: Ein Hauch von Obama

Und zum Schluss noch ein rich­tig kna­cki­ger Slo­gan von welt.de:

Parteien: Der Grüne Cem Özdemir ist kein Barack Obama

Beach­ten Sie für alle Par­tei­tags-Bei­trä­ge bit­te die Vor­be­mer­kun­gen.

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Digital

Klickbefehl (6): Gegen den Strich

Doch nach Jah­ren des Nie­der­gangs herrscht Auf­bruch­stim­mung. Ver­la­ge und Kon­zert­ver­an­stal­ter boo­men. Bei den klei­ne­ren Plat­ten­fir­men gab es noch nie so vie­le Neu­grün­dun­gen. Und selbst unter den gro­ßen Musik­kon­zer­nen von Uni­ver­sal bis War­ner Music macht sich neue Hoff­nung breit. „Wir been­den das bes­te Jahr seit bestimmt sie­ben Jah­ren“, sagt Edgar Ber­ger, Deutsch­land-Chef von Sony-BMG.

Von wegen ver­hun­gern­de Mana­ger: Das Han­dels­blatt berich­tet über das „Come­back der Musik­in­dus­trie“.

* * *

Wenigs­tens braucht man sich in Hes­sen vor­erst kei­ne Sor­gen um eine star­ke NPD zu machen. Denn Aus­län­der­het­ze über­nimmt der Minis­ter­prä­si­dent per­sön­lich. Und wenn er dann wie­der­ge­wählt ist, zeigt sich Roland Koch sicher wie­der ger­ne mit dem Dalai Lama oder bei der Ver­lei­hung des hes­si­schen Frie­dens­prei­ses.

Stef­fen Jen­ter kom­men­tiert bei tagesschau.de die jüngs­ten For­de­run­gen des hes­si­schen Minis­ter­prä­si­den­ten Roland Koch, kri­mi­nel­le Aus­län­der schnel­ler abzu­schie­ben. [via Pott­blog]

* * *

Schlim­mer ist aber noch, dass die Poli­zei ein­fach unter­stellt, alle Per­so­nen, die den Link ange­klickt hät­ten, sei­en dar­auf über das angeb­lich kin­der­por­no­gra­fi­sche Por­tal gekom­men. Dass der Link – mit viel­leicht irre­füh­ren­den oder gar kei­nen Inhalts­an­ga­ben, zum Bei­spiel über eine der unzäh­li­gen Link­lis­ten, in ande­ren Boards oder als Spam-Mail – auch ander­wei­tig ver­brei­tet wor­den sein könn­te, liegt außer­halb ihrer Vor­stel­lungs­welt. Oder sie blen­det es aus.

Udo Vet­ter berich­tet im Law­blog, wie schnell man Opfer poli­zei­li­cher Ermitt­lun­gen wer­den kann – alles im Namen einer eigent­lich guten Sache, dem Kampf gegen Kin­der­por­no­gra­phie.

* * *

„Und? Wie fan­dest Du’s?“
„Ich weiß nicht. Ein biß­chen mul­mig wars mir schon. Das ist ne ganz ande­re Welt.“
„Ganz anders. Genau­so anders wie katho­li­sche Kir­chen, CSU-Par­tei­ta­ge oder Tup­per­waren­par­ty-Jah­res­haupt­ver­samm­lun­gen.“

Fré­dé­ric macht im Spree­blick eine klei­ne Moscheen-Besich­ti­gungs­tour.

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Digital

Pferd 2.0

Bei Indis­kre­ti­on Ehren­sa­che und beim Han­dels­blatt selbst kann man seit eini­gen Wochen das schö­ne Essay „Web 0.0“ lesen, in dem Tho­mas Knü­wer anhand eini­ger Bei­spie­le auf­zählt, war­um Wirt­schaft und Poli­tik auf der einen und Inter­net auf der ande­ren Sei­te immer noch nicht unter einen Hut zu krie­gen sind.

Die Kern­aus­sa­ge lau­tet:

Nun ist klar: Die digi­ta­le Spal­tung ist da – doch sie ver­läuft quer durch die Gesell­schaf­ten der indus­tria­li­sier­ten Natio­nen.

Und ob man sich in Sachen Com­pu­ter­durch­su­chung nun kei­ne oder gleich rie­si­ge Sor­gen machen soll­te, kann jeder nach die­sem Zitat für sich selbst ent­schei­den:

Oder Jörg Zier­ke. Dem Chef des Bun­des­kri­mi­nal­am­tes wur­de bei einem Fach­ge­spräch der Grü­nen zum The­ma Bür­ger­rech­te vom Dresd­ner Daten­schutz­pro­fes­sor Andre­as Pfitz­mann vor­ge­wor­fen: „Mit die­ser Unbe­fan­gen­heit über Infor­ma­tik reden kann nur jemand, der nicht mit Infor­ma­tik arbei­tet.“ Zier­kes ent­waff­nend nai­ve Ant­wort: „Ich sage auch nur, was mein Mit­ar­bei­ter auf­schreibt.“

War­um erzäh­le ich das? Zum einen ist der/​die/​das Essay recht lesens­wert, zum ande­ren mel­de­te die Net­zei­tung heu­te:

Deut­sche Medi­en­ma­na­ger zwei­feln an Web 2.0

Das passt schön zu Knü­wers Beob­ach­tun­gen:

Und Grün­der erhal­ten nur Geld, wenn sie ein Geschäfts­mo­dell aus den USA kopie­ren. Ori­gi­nä­re Ideen wer­den von Kapi­tal­ge­bern abge­lehnt mit eben­die­ser Begrün­dung: es gebe kein US-Vor­bild.

Im Net­zei­tungs-Arti­kel steht aber auch der Absatz:

In einem Punkt waren sich indes deut­sche und aus­län­di­sche Mana­ger in der Befra­gung einig: Blogs und nut­zer­ge­ne­rier­te Inhal­te wer­den eta­blier­te und hoch­wer­ti­ge Por­ta­le und Nach­rich­ten im Inter­net nicht ver­drän­gen.

Ich glau­be auch nicht, dass Blogs „Por­ta­le und Nach­rich­ten im Inter­net“ (was immer das genau sein soll) ver­drän­gen wer­den – wenn, dann machen die das schon selbst, z.B. durch fort­schrei­ten­de Bou­le­var­di­sie­rung und nach­las­sen­de Qua­li­tät.

Trotz­dem wür­de ich so einen Satz nie sagen. Mei­ne Angst wäre viel zu groß, eines Tages im „Lexi­kon der größ­ten Fehl­ein­schät­zun­gen“ oder wie sowas hei­ßen mag, abge­druckt zu wer­den. Gleich hin­ter den tot­zi­tier­ten Wor­ten von Wil­helm II.:

Ich glau­be an das Pferd. Das Auto­mo­bil ist eine vor­über­ge­hen­de Erschei­nung.