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Diese Überschrift führt in die Irre

Herr der Quiz-Fragen starb mit 49! Günther Jauch: Sein Tod hat uns alle schockiert
Geben Sie’s zu: Für einen Augenblick dachten Sie auch, Sie hätten die Nachricht des Wochenendes verpasst.

Doch anders als dieser Bild.de-Screenshot vom Freitag suggeriert, ist Günther Jauch nicht tot. Gestorben ist Günter Schröder, Gründer und Geschäftsführer der Firma Mind The Company, die sich die Fragen für “Wer wird Millionär?” und andere Quizshows ausdenkt. Und schockiert ist diesmal nicht die “Bild”-Redaktion oder “ganz Deutschland”, das “uns” ist Teil eines Zitats von Günther Jauch.

Wer den Artikel liest, erfährt das auch alles. Nach dem ersten Schreck.

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Sprachlosigkeit: Die nächsten Tage

Editorische Notiz: Diesen Eintrag habe ich gestern Nacht und heute Morgen konzipiert. Als er fertig war, war er schon lange überholt. Ich veröffentliche ihn trotzdem.

11. November
Die ARD eröffnet ihren Abend mit einem “Brennpunkt” zum Tode Robert Enkes, es moderiert Reinhold Beckmann. Weil die DFB-Pressekonferenz fast schon in ganzer Länge in der “Tagesschau” zu sehen war, unterhält sich Beckmann für den Rest der Sendung mit “Kicker”-Chefredakteur Rainer Holzschuh. Zu Gast bei “Stern TV” sind Ex-Nationaltorhüter Eike Immel, irgendein Psychologe und “Supernanny” Katharina Saalfrank, die erklären soll, welche Perspektiven ein acht Monate altes Mädchen hat, deren Adoptivvater sich gerade umgebracht hat. Günther Jauch verspricht, dass man sich für die nächste Ausgabe um den Zugfahrer bemühen werde, der zur Zeit leider noch unter Schock stehe. Zu Gast bei “Markus Lanz” ist Ex-Nationaltorhüter und ZDF-Experte Oliver Kahn, der zum Thema “Sportler und Emotionen” leider wenig beizutragen hat.

12. November
“Bild” macht mit einem ganzseitigen Foto von der Pressekonferenz von Enkes Witwe auf. Auf Seite 6 ist ein Faksimile des Abschiedsbriefs abgebildet, darüber: “So sieht der BILD-Zeichner die letzten Sekunden im Leben von Robert Enke.” Die “ZDF-Reporter” haben “aus gegebenem Anlass” mal untersucht, wie leicht man eigentlich auf so Bahngleise gelangen kann. Bei “Harald Schmidt” parodiert man die Medienhysterie, indem man im Verlauf der Sendung ganze 19 Mal zu einem Reporter schaltet, der neben dem Eingang zur Studiotoilette steht.

13. November
“Enke tot, Schweinegrippe und heute auch noch Freitag der 13.”, titelt “Bild” etwas ungelenk, aber in Horrorfilm-Optik. Der NDR muss eine andere Folge der “NDR-Quizshow” senden als vorgesehen, weil einem Redakteur gerade noch eingefallen ist, dass es bei einer Frage um den Torwart von Hannover 96 geht. Bei “Aspekte” im ZDF hat man sich entschieden, Peter Handkes “Die Angst des Tormanns beim Elfmeter” mit ein paar Versatzstücken antiker Tragödien zu kombinieren.

14. November
Nachdem “Bild” den vierten Tag in Folge mit Enke aufmacht, macht sich in Fanforen Empörung breit. Einzelne Kommentatoren rufen zum Boykott der Zeitung auf. Statt des abgesagten Länderspiels Deutschland – Chile zeigt das ZDF einen Film mit Veronika Ferres.

15. November
Horst-Eberhard Richter verhandelt in der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung” anhand der Beispiele Robert Enke und Sebastian Deisler die Unmenschlichkeit des Profifußballs. Im “Doppelpass” des DSF stoßen Jörg Wontorra und Udo Lattek auf das Andenken von Robert Enke an.

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14 Millionen Schläfer

Gestern Abend hatten sie mich so weit, da war ich plötzlich einer der vielen Millionen Deutschen, die sich Günther Jauch als Bundeskanzler wünschten.

Zugegeben: Nach dem “TV-Duell”, dessen VHS-Aufzeichnungen seit heute früh in Apotheken als Mittel gegen Schlaflosigkeit zu haben sind (allerdings nur auf Rezept!), hätte ich auch Reinhold Beckmann noch als spritzig und sympathisch empfunden. Aber das hatte schon was, wie Jauch sich da in seiner ehemaligen Beinahe-Sendung – die jetzt “Anne Will” heißt – im Sessel fläzte, gutgelaunt das eben Durchlittene in Worte fasste, die auch an jedem Stammtisch hätten fallen können, und dann als Zugabe noch das aussprach, was ich zuvor auch gedacht hatte: Schwarz-Rot macht jetzt noch zwei, drei Jahre weiter, dann kommt der große Knall und das große Experiment und dann ist Klaus Wowereit mit Hilfe der Linkspartei Kanzler.

Mitten in dieser Therapiesitzung der Selbsthilfegruppe “Große Koalition” hatte sich eine Erinnerung in mein Bewusstsein geschlichen, die da zum wirklich falschen Zeitpunkt kam: Ich musste ein Jahr zurückdenken, an den Wahlkampf in den USA, an die Fernsehdebatten, die charismatischen Kandidaten auf beiden Seiten, an die “Schicksalswahl” und den zum Heilsbringer deklarierten Barack Obama. Nach dem Beamtenmikado zur Primetime hätte auch Rudolf Scharping noch einen glaubwürdigen Heilsbringer abgegeben.

Anders als bei der Bundestagswahl vor sieben Jahren, wo “Stoiber verhindern” noch eine Art von Systemkampf ausgestrahlt hatte, geht es dieses Jahr um nichts. Die Regierungskoalition ist unerheblich, das Volk wird aus unerfindlichen Gründen sowieso der Meinung sein, dass Angela Merkel eine gute “Arbeit” mache. Das Signal des gestrigen “Duells” (wer eine Aussage trifft, hat verloren) war ganz klar: Deutschland ist ein Land, das jeder führen kann, der sich irgendwann mal für die gehobene Beamtenlaufbahn qualifiziert hat. Man muss keine Ideen haben, für Deutsche ist es völlig ausreichend, wenn sie verwaltet werden.

Zu schade, dass Günther Jauch nicht antritt.

Alles Wichtige zum TV-Duell hat Peer im FAZ.net-Fernsehblog noch mal zusammengefasst.

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Musik Rundfunk

Liveblog: Echo 2008

20:00 Uhr
Lukas:
Hallihallo und herzlich Willkommen im schönsten Betonbunker östlich des Berliner ICCs. Weil mir mein Arzt davon abgeraten hat, deutsche Preisverleihungen ohne seelischen Beistand anzusehen, habe ich mir ein bisschen Verstärkung geholt und werde während des Abends auch noch die ein oder andere Liveschalte versuchen. Zunächst aber begrüße ich meine charmante Co-Bloggerin Kathrin. Hallo Kathrin!
Kathrin: Hallo Lukas!

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Rundfunk Fernsehen

Here we are now, entertain us!

“TV Total” ist nicht mehr so gut, wie es früher einmal war. Das wissen wir spätestens seit Peer Schaders Artikel für die FAS (und, äh: die WAZ). In der Tat taucht fast nichts mehr von dem, was die Sendung früher ausmachte (und ihr ihren Namen gab) in den heutigen Shows auf.

Auf der anderen Seite gilt: Stefan Raab ist besser denn je. Beinahe unbemerkt hat er bei Pro 7 all die Posten besetzt, für die andere Sender eine halbe Fußballmannschaft, wenigstens aber Thomas Gottschalk, Harald Schmidt, Dieter Bohlen, Günther Jauch, Ralph Siegel und, äh: Axel Schulz brauchen. Er hatte als Musiker bisher acht Top-Ten-Hits, schickte drei Acts (darunter sich selbst) zum Schlager-Grand-Prix, erfand hernach aus Trotz über die erfolglosen Teilnahmen den Bundesvision Song Contest, ist Wok-Weltmeister und Grimme-Preis-Träger, sowie mehrfach wegen Verletzung der Persönlichkeitsrechte verurteilt worden. Zuletzt sorgte er für eine Renaissance der Samstagabendshow und wenn er demnächst seine Casting-Show “SSDSDSSWEMUGABRTLAD” startet, kann man sicher sein, dass auch dies ein Erfolg und eine wichtige Unterstützung des Musiknachwuchs sein wird.

In der letzten Zeit legt Raab bei “TV Total” das Verhalten an den Tag, das bei Harald Schmidt zu beobachten war, als der noch von allen (und vor allem: zu Recht) gut gefunden wurde: Er wirkt immer mehr, als interessiere ihn die Sendung gar nicht mehr, und setzt dadurch neue Akzente. So verbrachte er vor einigen Monaten die Hälfte der Sendung auf einem Segway stehend und wie wild durchs Studio rollend – eine Aktion, für die Schmidt gleich drei Grimmepreise bekommen hätte.

Gestern zeigte Stefan Raab mal wieder eine neue Seite: Bei “TV Total” war der Pianist Martin Stadtfeld zu Gast, mit dem sich Raab ein zunächst etwas zickig wirkendes, dann aber höchst unterhaltsames Gespräch lieferte. Je länger sich die Beiden unterhielten, desto offenkundiger wurde Raabs Faszination auch für die klassische Musik. Er warf mit Mozart und Bach um sich, schaffte es aber anfangs noch gekonnt, den Gast als Feingeist und sich selbst als albernen Halb-Intellektuellen zu inszenieren. Als er sein Publikum im Saal und vor den Fernsehgeräten dann vollends verloren hatte, war er aber mit so viel Freude dabei, dass ein weiterer angekündigter Gast schlichtweg auf seinen Auftritt verzichten musste. Stattdessen gab es – wohl erstmalig in der Geschichte von Pro 7 – Bach (Johann Sebastian, nicht Dirk oder Bodo) auf dem Konzertflügel.

Seit diesem Auftritt (der Stadtfelds aktuelle CD in den Amazon-Verkaufsrängen nach oben schießen ließ), frage ich mich, wie Raab wohl ohne sein Publikum wäre. Ohne den ewigen “Showpraktikanten” Elton und ohne die pubertären Scherze, die die Zuschauer erwarten. Was zum Beispiel passierte, wenn man ihm eine Sendung bei 3Sat gäbe (Absurde Idee? Oliver Pocher wechselt zur ARD!).

Man kann von Stefan Raab halten, was man will, aber er ist wahrscheinlich einer der fünf wichtigsten Medienmenschen in Deutschland. Was er macht, zieht er mit einem mitunter beunruhigenden Ehrgeiz und Ernst durch. Und er schafft es heutzutage noch, medienwirksame “Skandale” auszulösen, die nur indirekt etwas mit TalentshowJurys zu tun haben. Eigentlich könnte er “TV Total” doch einfach ganz Elton überlassen …

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Fernsehen Rundfunk

Hofnarr bei den Gremlins

Nach so viel Trash und Diskussionen am Wochenende wollte ich heute eigentlich mal wieder über Hochkultur schreiben.

Dann passierte das hier:

Oliver Pocher wechselt zur ARD und wird ab Oktober mit Harald Schmidt die neue Late-Night-Show “Schmidt & Pocher” präsentieren. Damit wird die bisherige Show von Harald Schmidt ersetzt.

Es war zu befürchten: Kaum war der dauerpubertäre Langweiler am üblichen Ende der medialen Verwertungskette angekommen und wurde in einem entlarvenden Porträt bei Polylux vorgestellt, ist er für die ARD ein kalkulierbares Risiko und wandert ratzfatz in die erste Reihe der Abendunterhaltung. Der Sender, der noch vor kurzem die Verpflichtung des Publikumslieblings Günther Jauch so öffentlichkeitswirksam versemmelt hatte, holt sich jetzt also einen, äh: Publikumsliebling, dessen letzte Arbeiten für das öffentlich-rechtliche Fernsehen in gerichtlichen Auseinandersetzungen endeten.

Pocher hat zwei Möglichkeiten:
a) Er gibt Vollgas, bleibt sich und seinem Humor treu – dann hat er in etwa jeder dritten Sendung einen guten Moment und schafft gleichzeitig in der Beschwerdestelle der ARD zwanzig neue Arbeitsplätze.
b) Er nimmt sich zurück, weil die ARD-Redakteure mit erhobenem Lineal hinter ihm stehen, jederzeit bereit, ihm eine hinter die Löffel zu geben, wenn statt “neuer Impulse” (WDR-Programmdirektorin Verena Kulenkampff) nur Beschwerden von BR-Granden und ARD-Zielgruppe kommen.

Für Schmidt ist das alles eigentlich egal. Wer sich zuletzt (also in den letzten fünf Jahren) von einem selbstverliebten Redaktionsleiter an die Wand quasseln (und leider viel zu oft auch: brüllen) ließ und völlig ironiefrei bei “Unser Charly” und dem “Traumschiff” mitmacht, wird wohl kaum mehr Ehrgeiz entwickeln, wenn neben ihm plötzlich ein lautstarker, aber eben vor allem auch professioneller Comedian sitzt. Schon der Name der neuen Show deutet eine Rückzugsmöglichkeit an: Wenn die Show nicht noch erfolgloser wird als Schmidts aktuelle, heißt sie ab Herbst 2008 eben “Pocher & Schmidt” und ab 2009 “Oliver Pocher”.

Letztendlich müssen wir natürlich erst einmal abwarten, wie die ersten Shows von “Schmidt & Pocher” so werden. Wenn Oliver Pocher bei Harald Schmidt zu Gast war, hatte das mitunter sehr witzige Momente. Heute überwiegt erst einmal die Überraschung, dass die ARD es tatsächlich geschafft hat, eine Überraschung zu landen.