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I woke up to the Sound of German hip hop in my head

Es nützt ja nichts mehr, das zu leugnen: Ich glaube, ich mag jetzt deutschsprachigen Hip-Hop. Zumindest teilweise.

Alles begann mit der “Echo”-Verleihung im März, als Casper mit seinem Album “XOXO” in der Kategorie “Hip-Hop / Urban” obsiegte. “Toll: Wenigstens dieser sympathische Schluffi und nicht so homophobe Honks wie Bushido oder Sido”, dachte ich, klickte bei Caspers Facebook-Profil auf “Gefällt mir” und kaufte “XOXO” sofort bei iTunes.

Dann dauerte es ein bisschen, bis ich mich in das Album reingefunden hatte, aber inzwischen haben drei Songs in meinem iTunes die Höchstwertung von fünf Sternen. Hier ist einer davon:

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Als Casper beim Geburtstagsfestival vom Grand Hotel van Cleef vorletzten Sonntag in Hamburg als Überraschungsgast auf die Bühne kam, um erst bei Thees Uhlmanns “Und Jay-Z singt uns ein Lied” mitzurappen und dann mit der Band sein eigenes Uhlmann-Duett “XOXO” performte, war das einer der großartigsten Momente, den ich dieses Jahr auf einem Konzert erlebt habe.

Über Cro hatte ich ja neulich schon geschrieben, hier aber auch noch mal ein Fünf-Sterne-Song:

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Seit ein paar Wochen läuft jetzt die gemeinsame Single von Marteria, Yasha & Miss Platnum im Radio. Und nach ein paar Durchgängen war ich mir sicher, dass mir auch “Lila Wolken” gefällt:

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Und irgendwann werden die Plattenfirmen sicher auch verstanden haben, dass Hörer, denen ein Song gefällt, diesen am Liebsten sofort kaufen würden — und nicht erst ein paar verdammte Wochen später.

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Musik

Es ist nicht immer Delmenhorst

Und Sie hatten schon gedacht, ich hätte es vergessen:

Heute ist die neue Single der Kilians erschienen. Es handelt sich dabei um den Song “Hometown”, den ich hier schon einmal gepriesen hatte, und der laut Simon den Hartog trotz allem nicht von Dinslaken handelt.

Trotzdem hätte ich es natürlich irgendwie funky gefunden, das Video in Dinslaken zu drehen, aber es ist auch so ganz hübsch geworden:

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[Direktlink]

Vielleicht erklärt Chris Martin dem Simon ja bei den Coldplay-Konzerten ja noch, wie man das mit dem Rückwärtssingen noch besser hinkriegt …

Eine B-Seite gibt’s übrigens auch bei der Single: Einen “Hometown”-Remix der Salazar Brothers (die wo die neue Mando Diao gemacht haben), den man sich auch ohne Kaufen bei last.fm anhören kann.

Die Single gibt’s in allen bekannten Downloadstores. Die Kilians, viele andere Bands und die Überschrift-inspirierenden Element Of Crime gibt es noch morgen und übermorgen beim Fest van Cleef.

Zirkelschluss-Episode zum Abschluss: Vorgestern saß ich mit Simon den Hartog in einem Kölner Bus, als eine Frau im Michael-Wendler-T-Shirt einstieg. Ich bin ja immer noch der Meinung, man müsste Michael Wendler feat. Kilians zum Grand Prix nach Tromsø schicken.

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Musik

(Fast) geschenkt!

Ein Dollar

Heutzutage muss man sich ja immer wieder was neues einfallen lassen, um mit seiner Musik wahrgenommen zu werden. “Zahlt was ihr wollt” ist seit Radiohead durch, aber “Ein Album für einen Dollar” hatten wir soweit ich weiß noch nicht.

Fanfarlo sind eine schwedisch-englische Band, deren Debütalbum “Reservoir” im Februar erschienen ist — und das man jetzt und bis zum 4. Juli für nur einen Dollar (umgerechnet 71 Eurocent, zahlbar per Paypal oder Kreditkarte) auf fanfarlo.com herunterladen kann.

Die Musik erinnert ein bisschen an Arcade Fire, Beirut, Sigur Rós und Stars und vier Bonustracks gibt’s noch dazu, so dass der einzelne Song noch 14,2 4,7 Eurocent kostet. Den Opener “I’m A Pilot” kriegt man bei last.fm direkt geschenkt.

Ob sich das Ganze für die Band rechnet? Zumindest eine gewisse Aufmerksamkeit ist ihnen sicher. Und die nächste Tour ist bestimmt ausverkauft.

* * *

Ein ganzes Album verschenken Pale, die sich gerade aufgelöst haben. 17 Demos, Outtakes und Remixe haben sie zu ihrem Nachlass “Extras” zusammengestellt, den man direkt auf der Bandhomepage herunterladen kann.

Ich muss gestehen, dass ich von Pale bisher nur ihr letztes Album “Brother. Sister. Bores!” kannte (weil es vor drei Jahren beim Grand Hotel van Cleef erschienen ist), aber das muss ich dringend ändern. Neben jeder Menge feiner eigener Sachen beeindrucken auf “Extras” vor allem zwei Coverversionen: “Gold” (im Original von Spandau Balett, weswegen ich das Lied bei jeder Berlinreise beim Halt im Bahnhof Spandau anstimme) und das atemberaubende “Time Is Now” (Moloko).

Während es Pale nicht mehr gibt, bleiben einem die Bandmitglieder natürlich erhalten: Schlagzeuger Stephan Kochs bloggt bei Randpop und sein Bruder und Sänger Holger Kochs hat unter anderem das sehr gelungene Artwork zum neuen Kilians-Album erstellt.

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Musik

You say party! We say Dinslaken!

Downtown Dinslaken

Während Dinslakens größter Sohn gerade auf Sylt weilt, um sich dort zu vermählen (alles unter Vorbehalt, es stand in “Bild”), wurden die Kilians – wie ich erst jetzt feststellte – schon vor mehr als einem Jahr wieder aus dem Wikipedia-Artikel zur Stadt entfernt.

Es wird ihnen egal sein, denn in zwei Wochen werden die Kilians das (mutmaßlich) größte Konzert spielen, das die Stadt ohne Dinge mit dem Etikett “Das muss man unbedingt gesehen haben” je erlebt hat.

Oder wie es der GHvC-Newsletter noch eine Spur kryptischer ausdrückt:

Am 03.04. spielen die Kilians (das ist klingonisch für: “die coolen Typen, die in der Schule rauchen und sich dabei über Cunt, äh Kant unterhalten!”) umsonst und draußen auf dem Red Bull Bus!

Man kann nur auf Regen hoffen, denn sonst könnte das ein Ereignis von
epochaler Größe werden für eine Kultur und Ästhetik liebende Stadt wie
Dinslaken:

19:30 Uhr Dinslaken, Hans-Böckler-Platz! Und danach gehen wir alle zusammen in die KuKa zur Aftershow, wo uns das Kilians DJ Team zeigt, dass ihm auch die Plattenteller nicht fremd sind.

Am gleichen Tag erscheint die Single “Said & Done”. Zufälle gibts, Wahnsinn…

Wer immer schon mal nach Dinslaken wollte, dazu aber bisher (berechtigterweise) keinen Grund hatte, sollte die Gelegenheit nutzen. Eine Coffee-And-TV-Delegation wird ebenfalls vor Ort sein und Bericht erstatten.

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Musik

Track by track: Tomte – Heureka

Ich habe diesen Text wochenlang vor mir hergeschoben, aus einem einzigen Grund: Ich konnte mich nicht entscheiden, ob ich einen Disclosure setzen soll oder nicht.

Wenn ich schriebe, dass ich schon seit längerem riesiger Tomte-Fan bin, mit Tomte-Sänger Thees Uhlmann schon einige Male verschiedene Alkoholika zu mir genommen habe, und ihm eine Demo der Kilians zugesteckt habe, woraufhin er die Band ganz groß rausgebracht hat, könnte mir das leicht als eitle Protzerei ausgelegt werden.

Wenn ich es nicht schriebe, käme aber garantiert jemand an, der mir noch engere Beziehungen zu Band, Sänger und Label unterstellen und mich als Beispiel für die Verlogenheit und den Inzest im Musikjournalismus hinstellen würde.

Suchen Sie sich also aus, ob Sie die nun folgende Track-by-track-Analyse des neuen Tomte-Albums “Heureka” mit oder ohne Disclosure im Hinterkopf lesen wollen.

Wenn Ihnen die Textzeilen

Und wir heben unser Glas in Demut
Ich erinner’ mich an alles und jeden
Such Dir jemanden, der Dir nicht wehtut
Du nennst das Pathos, und ich nenn’ es Leben

allerdings schon Zuviel des Guten sind, sollten Sie aber sowieso nicht weiterlesen.

Und jetzt fange ich endlich an:

Heureka
Einen Titeltrack auf einem Tomte-Album gab es zuletzt auf “Eine sonnige Nacht”, aber diese Information hat allenfalls statistischen Wert, denn “Heureka” beginnt mit einem Klavier. Thees Uhlmann singt Zeilen, die ausschließlich aus Vokalen bestehen, und hört damit in den nächsten 51 Minuten nicht mehr auf. “Du bist nicht gestorben: Heureka!”, jubiliert er im Refrain und schließt mit “Man vermisst, was einen jeden Tag umgibt”. Die küchenpsychologische Deutung: trotz aller Widrigkeiten und Umbesetzungen sind Tomte immer noch da und jetzt wollen sie weitermachen.

Wie ein Planet
Iggy Pops “Passenger” klopft sehr deutlich an, ehe Herr Uhlmann erstmal leiden darf. Im Refrain schwingt es im Vier-Viertel-Takt Sixties-mäßig vor sich hin. “Das ist die Zeit, das Leben sei schön”, heißt es im Refrain und aus dieser Jetzt-erst-Recht- und Das-passt-schon-alles-Umarmung kommt der Hörer auch nicht mehr raus.

Der letzte große Wal
Die Single. Nach einer Eingewöhnungsphase ein unglaublich großer Song. Der letzte Überlebende in einer Welt, in der sich alles geändert hat: Thees Uhlmann? Vielen Musikern würde ich so viel Selbstvertrauen und Ich-Bezogenheit übel nehmen, bei Uhlmann passt das einfach: man weiß, dass er ungeschützt hinter jedem “Ich” steht, dass er meint, was er singt. Andererseits ist spätestens jetzt die Gelegenheit, das erste Mal Dennis Becker zu loben, den vermutlich besten Gitarristen des Landes.

Wie sieht’s aus in Hamburg?
Auf “Buchstaben über der Stadt” ging es noch um “New York”, jetzt ist’s eine Nummer kleiner: Der zurückgelassene Freund in Hamburg bekommt das Denkmal gebaut, das er verdient hat. Der Refrain schrammt mit Akustikgitarre, Klavier und Satzgesang haarscharf an der Cheesyness vorbei, dann kommt ein zweistimmiges Gitarrensolo. Das wird ja über Uhlmann und seine Texte gern vergessen: wie gut die alle als Musiker sind.

Voran voran
Orgel. Bedeutungsschwere. Coldplay-Gefühl. Und dann plötzlich Elektrobeats. Spätestens jetzt wird klar, dass Tobias Kuhn (Ex-Miles, Monta) als neuer Produzent genau den frischen Wind gebracht hat, den eine Band auf dem fünften Album braucht. Der Refrain ist so sehr Stadionhymne, dass man die geschwenkten Feuerzeuge förmlich riechen kann. “Ich ziehe das durch”, singt Uhlmann und wer hätte das Recht, das in Frage zu stellen.

Küss mich wach Gloria
Musikalisch ist es England zwischen den Siebzigern und Achtzigern, trotzdem braucht das Lied gut zweieinhalb Minuten, um aus dem Quark zu kommen. Das oben aufgeführte Pathos-Zitat stammt hierher und ich kann mir gut vorstellen, dass man dieses Lied unglaublich schlimm und prätentiös finden kann. Nur: ich mag es. Uhlmann braucht halt seine persönlichen “Live Forevers”.

Es ist so dass Du fehlst
Akustikgitarren, Dreivierteltakt, Einsamkeit. Irgendwie klingt auch das nach Coldplay, aber nach deren Debüt. Melancholie und Zuflucht, “Du bist das Beil, ich bin der Wald”. Schön, aber ein bisschen was fehlt dann doch.

Und ich wander
“Du schlägst Dich durch Dein Leben wie ein Kolibri fliegt” ist natürlich auch wieder so ein Zitat, bei dem es sehr darauf ankommt, von wem es stammt. Die Musik klingt genauso wie die besungene Wanderung (“durch die warme Nacht”) und wenn man dieses Lied unterwegs auf dem MP3-Player hört, fühlt man sich so verstanden und beschützt.

Du bringst die Stories (Ich bring den Wein)
Schon musikalisch ist es Lied unglaublich _uplifting_. Dass Uhlmann offenbar einmal mehr eine Männerfreundschaft besingt, wirft die Frage auf, ob Frauen Tomte eigentlich genauso schätzen. “Wenn Du nichts mehr hast, hast Du immer noch mich, denn ich plane zu bleiben, mein Freund!” — Was müssen das für glückliche Menschen sein, die solche Lieder geschrieben bekommen?

Das Orchester spielt einen Walzer
Als ich “Heureka” zum ersten Mal hörte, ging ich zu Fuß durch die niederrheinische Landschaft. Bei diesem Lied saß ich unten am Fluss und starrte auf das Wasser. Insofern ist das Lied für mich vielleicht mit etwas zu viel Dramatik und Bedeutung aufgeladen, und ehrlich gesagt ist es das schwächste Lied auf dem Album. Trotzdem kommt hier die zentrale Zeile des Albums vor: “Mein Gott, ist das Leben schön”. Wenigstens für einen Moment sollte die Frage erlaubt sein, ob glückliche Künstler nicht unerträglich sind.

Nichts ist so schön auf der Welt wie betrunken traurige Musik zu hören!
Ja, die Songtitel auf diesem Album sind mitunter etwas überambitioniert. Und mit den Tomte-Liedern über Musik könnte man ein eigenes Album füllen. Und überhaupt: sechs Minuten! Wir befinden uns halt mitten in dem Teil der Platte, den ich objektiv als eher mäßig gelungen bezeichnen würde. Wie das Lied allerdings in der Mitte plötzlich loslegt und sich um sich selbst windet, das ist schon sehr Seattle in den frühen Neunzigern. Man weiß, wie es gemeint ist.

Dein Herz sei wild
Irgendwann zwischendurch hatten Tomte auch mal die Back-to-the-roots-Parole ausgegeben. Sie manifestiert sich in diesem Viereinhalb-Minuten-Stück, das auch auf den ersten beiden Alben hätte sein können. Irgendwie auch mehr ein “Pfffffff!”- als ein “Wow!”-Lied.

Voran voran (Laut)
Nochmal “Voran voran”, diesmal The Clash statt Coldplay. Das macht es natürlich anders, aber auch gut. Als Rausschmeißer ist dieser Bonustrack deutlich besser geeignet als “Dein Herz sei wild”, denn er macht die vorherigen Hänger wieder wett.

Fazit
So großartig das Album zu Beginn ist, so sehr baut es doch nach hinten hinaus ab. Zehn Songs statt 13 hätten es auch getan, denn dann stünde es “Hinter all diesen Fenstern” und “Buchstaben über der Stadt” in nichts nach.

Man muss “Heureka” aber wohl als Selbstfindungsprozess und Standortbestimmung hören. Immerhin hat man es hier mit einer Band zu tun, die im Vergleich zum Vorgängeralbum quasi zur Hälfte umgestellt wurde (Timo Bodenstein und Olli Koch raus; Max Martin Schröder am Schlagzeug, statt an den Keyboards; Simon Frontzek an den Keyboards), und die sich gleichzeitig weiterentwickeln und auf ihre Wurzeln besinnen will. Gemessen daran ist “Heureka” erstaunlich rund und stimmig geworden.

Die Hymnen sind noch ein bisschen größer geworden, die Rocker wieder ein bisschen wütender. Tomte sind immer noch da und sie planen zu bleiben. Und Thees Uhlmann ist der letzte große Wal.

Tomte - Heureka (Albumcover)
Tomte – Heureka

VÖ: 10.10.2008
Label: Grand Hotel van Cleef
Vertrieb: Indigo

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Digital

Klickbefehl (9)

Fraktionsgemeinschaft à la CDU/CSU? Regionalabsprachen? Fusion? Kampf bis aufs Messer? Lafontaine verteufeln oder an der Eitelkeit packen? Gysi ignorieren oder respektieren? Oder einfach immer lecker Mittag? Was will der???

Im “Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?” der taz fragt sich Friedrich Küppersbusch, was Kurt Beck will. Ich frage mich darüber hinaus, wann Küppersbusch endlich mal wieder im Fernsehen zu sehen ist.

[via Chat Atkins]

* * *

Doch letztlich bleibt Burstorff und Wiebusch die Schizophrenie, künstlerisch und ökonomisch verantwortlich zu sein. Im Alltag bedeutet das: Büro statt Bühne, kopieren statt komponieren, telefonieren statt texten. Das Klischee vom guten alten Rock ‘n’ Roll sieht anders aus. Und doch ist diese selbstausbeuterische Variante längst Realität.

Das “Hamburger Abendblatt” berichtet (zum gefühlt zweimillionsten Mal) über die vielen kleinen Indie-Labels in der Hansestadt, darunter Grand Hotel van Cleef und Tapete.

* * *

I see Renee Zellweger — or, rather, her back. It’s very muscle-y. The back of her head looks a little unkempt … like she slept on it. She ends up making the best-dressed list. I guess the front tells a different story.

Madeleine Brand, Moderatorin bei NPR, schildert ihre Eindrücke vom roten Teppich bei der Oscarverleihung aus der zweiten Reihe.

* * *

Ich kann mich leider nicht mehr konkret daran erinnern, wie es früher geschmeckt hat. Das Geschmackserlebnis gestern konnte mich allerdings durchaus überzeugen.

Kathrin feiert bei polaroidmemories.de die Rückkehr des Nogger Choc.

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Sport Musik

Hardcore-Hoteliers

Tomte-Sänger, Grand-Hotel-van-Cleef-Labelchef und Kilians-Manager Thees Uhlmann hat eine neue Band entdeckt. Sie heißt Escapado, macht deutschsprachigen Hardcore und eine Hörprobe kann man sich hier herunterladen. Das neue Album erscheint dann wohl Ende September beim Grand Hotel.

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Musik Film Rundfunk Fernsehen

Ein halber TV-Tipp

Heute Abend zeigt das ZDF “Keine Lieder über Liebe”. Wenn ich die Handlung noch richtig erinnere, geht es um einen Dokumentarfilmer (der großartige Florian Lukas), der die Band seines Bruders (Jürgen Vogel) auf Tour begleiten will – und irgendwie entspinnt sich dann eine Dreiecksgeschichte mit Heike Makatsch.

Warum ich mir einen Film, der ausschließlich mit Handkamera gedreht ist, der eine verworrene und pessimistische Handlung hat und in dem nicht viel mehr passiert, als das Menschen miteinander reden (oder besser noch: sich anschweigen), kurz: warum ich mir einen jungen deutschen Film überhaupt angesehen habe, liegt an der Band, der Jürgen Vogel vorsteht: Es handelt sich um die Grand-Hotel-van-Cleef-Allstar-Kapelle Hansen Band mit Marcus Wiebusch (kettcar) und Thees Uhlmann (Tomte) an den Gitarren, Felix Gebhardt (Home Of The Lame) am Bass und Max Martin Schröder (Tomte, Olli Schulz & der Hund Marie, Der Hund Marie) am Schlagzeug. Jürgen Vogel singt (sehr schön, das muss man ihm lassen) die Lieder, die ihm seine Backing Band geschrieben hat, und das Album der Hansen Band ist nach wie vor zu empfehlen.

Leider ist “Keine Lieder über Liebe” weder “This Is Spinal Tap” noch “Almost Famous” und so dienen Musik und Band allenfalls als Hintergrund für eine melodramatische Liebesgeschichte, die von den Beteiligten zwar gut vorgetragen wird (der ganze Film ist improvisiert), aber trotzdem nicht so recht über 101 Minuten tragen will.

Wer also “Keine Lieder über Liebe” noch nie gesehen hat, kann ihn sich heute Abend um 22:45 Uhr im ZDF ansehen. Ich bin ganz froh, dass ich schon was besseres vorhab.

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Musik Leben

Imagine all the people

Yoko Ono hat schon vor einiger Zeit die Rechte sämtlicher John-Lennon-Solosongs zur Verfügung gestellt, auf dass sie von namhaften Künstlern gecovert und zu Gunsten von Amnesty International online verkauft werden können. Die Idee ist natürlich insofern brillant, als durch den Onlineverkauf die ganzen Kostenfaktoren wie Presswerk, Vertrieb und Einzelhandel völlig vernachlässigt werden können. Zuletzt haben z.B. R.E.M. (in Originalbesetzung) “Dream #9” gecovert und Green Day “Working Class Hero”. Ersteres ist (wie zu erwarten war) ziemlich fantastisch geworden, letzteres eher grenzwertig. Da aber auch zuletzt schon die Manic Street Preachers an dem Song scheiterten, könnte man sich vielleicht darauf einigen, dass “Working Class Hero” schon im Original nicht zu den besten Lennon-Songs gehört.

Aus der Sicht deutscher Musikfans besonders interessant sind vielleicht die heimischen Bands, die sich an dem Projekt beteiligen: Tokio Hotel haben es tatsächlich geschafft, eine gar nicht mal so unspannende Version von “Instant Karma” aufzunehmen, und auch MIA. retteten “Mind Games” gekonnt in ihren eigenen Klangkosmos.

Ganz neu dabei sind Tomte, denen es – wie zuvor schon die Barenaked Ladies – gelang, aus der eher unspannenden Nabelschau “Oh Yoko” ein wunderbares Kleinod herauszudestillieren. Es wird vielleicht doch mal Zeit, dass Tomte ihr – seit langem immer mal wieder lose angekündigtes – englischsprachiges Album aufnehmen …

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Radio Musik

Von Blumen und Hunden, Euros und Quoten

“Fünf Jahre nach mir und drei Jahre nach Blumfeld / Kaufen sie alles ein, was deutsch singt” sang Tom Liwa, der in dieser Beziehung erschreckend visionäre Sänger der Flowerpornoes, 1993 in “Titelstory gegen ganzseitige Anzeige”. Jetzt, zwei Jahre nach Madsen und im Windschatten von Bands wie Silbermond, Juli und Revolverheld, scheint die Musikindustrie – ihrer seit Jahren anhaltenden schweren Krise zum Trotz – wirklich alles signen zu müssen, was jung ist, eine Gitarre halten kann und deutsch spricht bzw. singt. Was ja für sich betrachtet erst mal weder gut noch schlecht ist – die Nachwuchsförderung ist sogar aufs heftigste zu begrüßen.

Die neueste Sau, die derart durchs Dorf gejagt wird, heißt Karpatenhund. Ihre Single “Gegen den Rest” (die man bei MySpace hören kann), konnte in den Indie-orientierten CampusCharts genauso punkten (Platz 1 am 16. April wie in den deutschen Singlecharts (Neueinstieg auf Platz 43). Der Popkulturjunkie las im aktuellen Spiegel (Artikel online nicht verfügbar) unter anderem:

Für über 30 000 Euro wird Karpatenhund Präsenz auf MTV gesichert, dazu zählt, dass „Gegen den Rest“ im April 16-mal die Woche gespielt wird.

und

Bericht im ‘WOM-Magazin’ und Sonderplazierung bei WOM und Karstadt? Rund 15 000 Euro. Bei der süddeutschen Ladenkette Müller prominent auftauchen? 3000 Euro. Plazierung bei Amazon als Neuheit? 2500 Euro.

Mal davon ab, ob diese Zahlen so stimmen (die uns übrigens wieder zur Liwa’schen Titelstory bringen) und dass diese Praxis so neu und exotisch auch nicht ist, klingt die Musik auch noch. Und zwar so, wie deutschsprachige Indiebands, die auf ein studentisches Publikum zielen, eben so klingen. Die Braut Haut Ins Auge, die Lassie Singers oder die Moulinettes (mit deren Best Of die Karpatenhund-Single übrigens verblüffende Cover-Ähnlichkeiten hat) klangen so schon vor längerem.

“Gegen den Rest” ist ein netter Schubidu-Popsong, zu dem man in der Indiedisco tanzt und ihn auf dem Heimweg schon wieder vergessen hat – Hund Am Strand 2007 halt. Ich finde es nur immer ein bisschen schade, dass die kleineren, eigentlich spannenderen Acts wie Jona, Janka oder Zuhause, die nicht so eine große Promomaschine im Rücken haben wie Karpatenhund, Fotos oder Madsen, mal wieder irgendwie untergehen. Und dann blockiert auch noch die (übrigens fantastische) neue Single von Wir Sind Helden die Radiosender.

Es ist übrigens noch keine drei Jahre her, da forderten ein paar überwiegend ältere, hauptsächlich unspannende und auch sonst eher nervige Musiker (z.B. Heinz Rudolf Kunze) unter Mithilfe der damaligen Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer eine sog. Deutschquote. Die damals vereinzelt angeregten Alternativen würde ich heutzutage nur zu gerne mal dem Petitionsausschuss vorstellen …

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Musik Digital

Mehr Abwechslung wagen

Ich will auf keinen Fall den Eindruck erwecken, ich hätte nichts besseres zu tun, als renommierten Musikmagazinen vergleichsweise nebensächliche Schreibfehler nachzuweisen. Zum einen ist es bei den Kilians, die vorher The Kilians hießen, wirklich nicht ganz einfach mit dem Namen (bis auf die Tatsache, dass da immer nur ein L im Bandnamen war); zum anderen habe ich erst letzte Woche den Namen von Conor Oberst mal wieder falsch geschrieben. Nehmen wir das nun folgende also lieber als Beispiel dafür, wie man durch verschiedenste Schreibweisen lästige Wiederholungen vermeidet und die eigene Arbeit auflockert.

Das Dortmunder Musikmagazin VISIONS hat in seinem aktuellen E-Paper u.a. einen Artikel über besagte Dinslakener Nachwuchsband. Dieser wird auf visions.de so angekündigt:

visions.de: “The Killians”

Im Inhaltsverzeichnis des E-Papers erfährt man dann, auf welcher “Seite” man den Artikel findet:

visions-weekly.de: “Kilians”

Und der Artikel selbst wird dann so überschrieben:

visions-weekly.de: The Kilians
(Alle Screenshots: visions.de/visions-weekly.de, Hervorhebungen: Coffee And TV)

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Musik

Hype aus deutschen Landen: die Kilians klopfen an

Wenn man mich in einer fernen oder auch näheren Zukunft einmal bäte, Deutschland am Osterwochenende 2007 zusammenzufassen, so wären meine Worte wohl: “Alte Männer sagten dumme Dinge, mein Lieblingsverein stand mal wieder kurz vor dem Abstieg (ich hoffe aber immer noch, den Halbsatz “der aber mal wieder in letzter Sekunde abgewendet werden konnte” nachschieben zu können) und die wichtigste Person im ganzen Land war ein junger Eisbär. Aber ich war dennoch guter Dinge, denn ich hörte Musik, die mich sehr glücklich machte.”

Die Musik ist die “Fight The Start”-EP der Kilians, die man hier bereits jetzt (und damit zwei Wochen vor ihrer Veröffentlichung) hören kann.

Die Geschichte dazu geht so: Vor ziemlich genau anderthalb Jahren sagte mein kleiner Bruder zu mir: “Hör Dir das mal an, das sind Freunde von mir …” Ich hörte mir ein paar MP3s an und was ich hörte, machte mich schlicht und ergreifend sprachlos. Die sechs Songs klangen, als kämen sie direkt aus einem schimmligen Proberaum in London oder New York, jedenfalls überhaupt gar nicht nach einer Schülerband aus Dinslaken. Aber genau das war es.

Ein paar Wochen später hatte sich die Band endlich auf einen Namen geeinigt: The Kilians. Bei CT das radio bekamen sie mit “Jealous Lover” ihren ersten Airplay und wurden zur Abstimmung für die Campuscharts vorgeschlagen. 2006 begann mit Platz Vier in eben jenen Campuscharts und einem einseitigen Artikel im Dinslakener Lokalteil der “Rheinischen Post”. Eine Woche später ging der Song auf Platz 3 (hinter Franz Ferdinand und Tomte) und drei Wochen später hatte Thees Uhlmann das Demo gehört und für gut befunden. Für so gut, dass er seine Bandkollegen überzeugte, die fünf Jungs (einmal, ein einziges Mal darf man eine Band als “Jungs” bezeichnen – zumindest, wenn der jüngste gerade erst 18 ist), die er noch nie zuvor auf der Bühne gesehen oder auch nur getroffen hatte, für sieben Abende im Vorprogramm mitzunehmen.

Die Tour wurde ein Erfolgszug sondergleichen. Publikum und Hauptband schlossen die Frischlinge, die zuvor gerade eine Handvoll Konzerte im weiteren Bekanntenkreis gespielt hatten, sofort in ihre Herzen. Die am heimischen PC gebrannten EPs gingen noch vor der Hälfte des Wegs aus und mussten im Tourbus und noch in der Konzerthalle auf zusammengeliehenen Laptops nachgebrannt werden. Am Ende einer Woche waren über 700 Stück verkauft, was bei einer Media-Control-Erfassung locker für die deutschen Singlecharts gereicht hätte. Und Thees Uhlmann ließ kaum noch eine Gelegenheit aus, seinen neuen Freunde über den grünen Klee zu loben.

Mitte Juni, noch ehe Simon, Dominic, Arne, Gordian und Micka das einjährige Bandjubiläum feiern konnten, hatten sie Konzerte in den Epizentren Hamburg und Berlin gespielt, eine Erwähnung im Musikexpress erhalten und waren mit ihrer EP “Demo des Monats” in der Visions. Zwei Monate später waren sie in einem von Red Bull umgespritzten alten Schulbus kreuz und quer durch Deutschland unterwegs, stellten ihr Gefährt auf den Zeltplätzen der wichtigsten Musikfestivals ab und spielten auf dem Dach kleine, umfeierte Guerillakonzerte – sofern die Polizei ihnen nicht gerade den Strom abgestellt hatte.

Im Herbst ging es dann zu Swen Meyer, der zuvor schon die Grand-Hotel-van-Cleef-Klassiker von kettcar, Tomte und Marr aufgenommen hatte, ins Hamburger Studio. Die ersten Früchte dieser Arbeit sind jetzt auf der EP “Fight The Start” zu hören, die am 20. April über Vertigo Berlin, Grand Hotel van Cleef und Universal in den Handel kommen wird – und vorab auf der (obligatorischen) MySpace-Seite der Band, die sich inzwischen vom Artikel im Bandnamen getrennt hat, durchgehört werden kann.

Die Teenies rasten aus, als hätten die Arctic Monkeys und Tokio Hotel uneheliche Kinder gezeugt, die dann auch noch sofort der Pubertät entsprungen sind, und die Indienazis in den einschlägigen Foren meckern: “unglaublich öde”, “Untalentierte, und vor allem identitätslose, Görenkombo!”, “Für eine deutsche Band, die versucht englisch zu klingen, vielleicht ganz nett. Aber mehr auch nicht.”

Der Vorwurf, dass deutsche Künstler (also solche, die zufälligerweise auf dem Stück Land geboren wurde, auf dem in Erdkundeatlanten immer “Deutschland” steht), gefälligst auch danach zu klingen haben (wie auch immer man sich das vorzustellen hat), schaffte es bis in eine Arctic-Monkeys-Konzertkritik bei intro.de: “Ich hatte schon vorher Stoßgebete in den Himmel geschickt: ‘Bitte nicht schon wieder eine Dinslakener Band, die sich einbildet in Camden zu wohnen!'” Andererseits auch ein ziemlich cooler Satz, der zeigt, dass die Kilians in den Köpfen der Kritiker angekommen sind – und impliziert, dass Dinslaken noch mehr zu bieten hat.

Und in der Tat: für knapp 72.000 Einwohner hat Dinslaken eine geradezu blühende Musikszene. Mit Leo Can Dive (vgl. Miles, Chewy, Jimmy Eat World) und The Rumours (vgl. Arctic Monkeys, The Libertines, Black Rebel Motorcycle Club) stehen gleich die nächsten Indiebands zum großen Sprung bereit. Die Dorfjugend engagiert sich in Vereinen zur Szeneförderung und tut sich gegenüber den Kilians dann doch vor allem mit Neid und fast aggressiver Ablehnung hervor. Es geht ja auch nicht an, dass man Bands, die seit dem letzten Jahrtausend vor sich hinmucken, plötzlich rechts überholt – und das mit einer Professionalität und Coolness, die für die Punk- und Emokiddies in Ermangelung eines größeren Wortschatzes natürlich nur eines sein kann: “Arroganz”.

Genauso verhält es sich mit der Beschreibung der Musik: Wer den Kilians vorwirft, sie machten “Sound, Auftreten und Songwriting” der Strokes nach, der macht sich verdächtig, außer den Strokes nicht allzu viele andere Bands zu kennen. Natürlich klingen die Kilians auch nach The Strokes, aber eben auch nach mindestens zwei Dutzend anderen Bands der letzten vierzig Jahre. Das reggaeinspirierte “Inside Outside” könnte auch von The Libertines (oder wenigstens den Dirty Pretty Things) sein, “Take A Look” ist Blues, mit Mitteln des Ruhrgebiets nachempfunden, und wo “Fool To Fool” eigentlich herkommt, könnten wohl höchstens The Kooks oder – *Tadaa!* – The Beatles erklären. Und dann klingt es noch nach Franz Ferdinand, Oasis, Mando Diao und diversen weiteren Bands, aber eben immer auch eindeutig nach den Kilians, was nicht zuletzt der beeindruckenden Stimme von Simon den Hartog (“singt als hätte er schon alles erlebt”, Thees Uhlmann) liegen dürfte.

Ja, das ist eine Geschichte wie aus einem Märchen oder wenigstens aus dem Mutterland des Pop – und sie hat gerade erst angefangen. Wie die Kilians letztendlich einschlagen werden, wird sich ebenso zeigen wie was die Fachpresse davon hält. Aber schon jetzt steht fest: das ist keine alltägliche Geschichte aus einem Land, in dem sich die sozialdemokratische Partei einen “Popbeauftragten” leistete und in dem die großen Stadien seit mindestens 15 Jahren von den immergleichen Künstlern gefüllt werden.

Was man den sympathischen und kreativen jungen Männern jetzt nur noch wünschen kann ist (neben dem ganz großen Durchbruch, der eigentlich nur eine Frage der Zeit sein sollte), dass die Leute lernen, den Bandnamen richtig zu schreiben: ohne “The” und mit einem L.

Kilians - Fight The Start

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