Was ist diesmal merkwürdig?
Ein Blick in den Thread zeigt allerdings, dass die Beiträge von gestern stammen und das Problem wohl eher im Script liegen dürfte als im Raum-Zeit-Kontinuum.
Für einen Moment war ich schon verwirrt, als ich meinen aktuellen Google-Alert auf Pete Doherty bekam:
Beim Klick auf den Link stellte ich dann aber fest: Alles ganz langweilig, zwei ganz verschiedene Geschichten. Na ja, vielleicht nicht ganz …
Im letzten Jahrtausend, als ich noch die “Computer Bild” gelesen habe (die mir erklärte, wie man unter “Word 97” einen Flipper starten kann, und dass man das Wort “Browser” als “Brauser” ausspricht), zeichneten sich deren Artikel durch teils erschütternde “Wortspiele” in der Überschrift aus. Ich erinnere mich an “Brennpunkt CD”, “Eulen nach Daten” und “Handy hoch” oder sowas in der Art.
Heute brauche ich keine “Computer Bild” mehr. Heute habe ich “Spiegel Online”:
Ich hoffe doch, ich trete niemandem zu nahe, wenn ich schreibe, dass die Lektüre von Pressemitteilungen der Polizei Bremen bisher nicht zu meinen Hobbies gehörte, weil ich mir einfach nicht vorstellen konnte, dass die Ereignisse in der Hansestadt für mich als Bochumer (und wir haben immerhin Toto & Harry) unterhaltsam sein könnten.
Ich habe mich geirrt:
POL-HB: Nr: 0447 – Polizei sprengte alle Ketten
Bremen (ots) – –
Ort: Bremen, Fliederstraße
Zeit: 26. Juli 2007, 10.50 UhrDie ” fesselnden Momente des Lebens” erlebte gestern Morgen eine 23-jährige Bremerin, und das gleich über mehrere Stunden. Die junge Frau bat die Polizei über Notruf um Hilfe, da sie derzeit ans Bett gefesselt sei. Als die Beamten bei der vermeintlich hilflosen Frau eintrafen, war die Erleichterung bei der 23-Jährigen groß. Nach einer Party am Vorabend, die sich durch den großzügigen Ausschank alkoholischer Getränke offenbar recht kurzweilig gestaltete, übermannte die letzten Gäste dann auch noch der Übermut. Bevor sie die Örtlichkeit verließen, ketteten sie die Gastgeberin einvernehmlich mit einem Paar Handschellen an den Bettpfosten und verschwanden feixend in den grauen Morgen. Nach ein paar Stunden Schlaf wollte sich die junge Frau befreien, stellte dann aber konsterniert fest, dass nicht das mit rotem Plüsch versehene Paar Handfesseln benutzt wurde, welches sich per Hand öffnen lässt. Vielmehr kam eine Neuerwerbung des dort offensichtlich zu den Haushaltswaren zählenden Armschmucks zum Einsatz. Für dieses Paar fehlte jedoch der Schlüssel, so dass die handwerklichen Fähigkeiten der Polizeibeamten gefordert waren. Mit einem Bolzenschneider wurde die Kette durchtrennt, und mit einem Draht konnten die Fesseln aufgeschlossen werden. Ohne den weiteren Verlauf der recht unterhaltsamen Party genauer zu hinterfragen, verließen die Beamten diskret den Ort des Geschehens.
[via “Spiegel Online”]
Am Flughafen von San Francisco ist ein toter Chinese im Bauch eines Flugzeugs entdeckt worden – offenbar ein blinder Passagier aus Shanghai.
Für die Art, wie der “San Francisco Chronicle” diesen und vergleichbare Fälle beschreibt, müsste man eigentlich eine Steigerungsform von “lakonisch” erfinden:
Bodies are periodically found in the wheel wells of airplanes, usually after people seek covert entry into the United States or Europe. Such stowaways usually die during the flight.
Ich bin nicht unbedingt immer sonderlich schnell, was das Aufspüren neuer Trends angeht. Noch ist es nicht so schlimm, dass ich bei “Polylux” anfangen müsste, aber die Nachfolge von Matthias Horx werde ich so bald nicht antreten. Würd’ ich mal so vorhersagen …
Deshalb ist das, worüber ich neulich bei Thomas Knüwer gestolpert bin, vielleicht schon gar nicht mehr wirklich das hippste, neueste Space-Age-Ding im Web 9 3/4. Aber ich finde es ganz und gar großartig und möchte es gerne mit möglichst vielen Menschen teilen:
(Screenshot: youtube.com)
Es geht um “Kloß und Spinne”, eine Animationsserie von Volker Strübing, die man am Besten als eine Mischung aus “Dittsche” und “South Park” beschreiben kann, garniert mit ganz viel von dem, was ich als Ruhrpottler für Berliner Lokalkolorit halten würde. Das sind unglaublich witzige und anrührende Cartoons, die ich am Liebsten in einer Endlosschleife gucken würde.
Bisher gibt es vier Episoden (“Computer kaputt!”, “Klimakatastrophe”, “Gehacktes!” und “Die Hölle war och schonma besser!”), die alle knapp fünf Minuten lang sind und mit so viel Kreativität und Liebe zum Detail gestaltet wurden, dass man sich fragt, wozu man eigentlich noch Fernsehen braucht. Ein Blog hat Volker Strübing übrigens auch.
Eine der wichtigsten Regeln, die man lernt, wenn man für die Lokalredaktion einer Tageszeitung erste Berichte über Kaninchenzüchtervereine und Schultheateraufführungen schreibt, lautet: “Frag lieber noch mal nach, wie man den Namen richtig schreibt!”
Das gilt natürlich hauptsächlich für Kaninchenzüchter wie Manfred Subczierczyk und Nachwuchsschauspielerinnen wie Sabina Schneyda. Bei Rockstars, die man zwecks O-Ton-Absonderung kontaktiert, muss man nicht mehr unbedingt nachfragen. Das würde ja irgendwie peinlich wirken und man kann ja zur Not im Internet nachschauen, wie der Interviewpartner richtig geschrieben wird.
Sollte man vielleicht sogar:
(Screenshot: taz.de, Hervorhebung: Coffee & TV)
Offenbar ist Inkompetenz kein Privileg der deutschen Post, auch die amerikanischen Kollegen wissen zu beeindrucken:
Gut, dass ich weiß, woher die Postkarte kommt. Lesen würde ich es nämlich nicht können.
Zugegeben: Es ist etwas ungewöhnlich, wie in manchen Ländern die Uhrzeiten aufgeschrieben werden. Und das amerikanische “a.m.” (ante meridiem – vor dem Mittag) und “p.m.” (post meridiem – nach dem Mittag) kann man schnell mal durcheinanderbringen, besonders bei Zeiten um zwölf Uhr rum. Aber darum geht es gar nicht.
Zu den vereitelten Bombenanschlägen in London schreibt die BBC:
(Screenshot: bbc.co.uk, Hervorhebung: Coffee & TV)
So ziemlich alle anderen Quellen greifen diese Zahl auf und rechnen sie vielleicht auch noch in die deutsche Ortszeit um.
Nur bei Spiegel Online geht man (mal wieder) eigene Wege:
(Screenshot: spiegel.de, Hervorhebung: Coffee & TV)
Dabei hätte doch irgendwem auffallen können, dass Nachtclubs, die im Text sechs Mal erwähnt werden, Nachmittags eher selten geöffnet sind …
Nachtrag 1. Juli, 18:10 Uhr: In der (kaum reißerisch betitelten) Chronologie “Drei Tage Angst: Alarm in Großbritannien” ist nun korrekt von “01.00 Uhr (Ortszeit)” die Rede – im Ursprungsartikel ist aber immer noch “Nachmittag”.
Wer guckt sich eigentlich diese albernen Bildergalerien auf den Startseiten diverser Webmail-Dienste an? Ich, zum Beispiel, wenn ich mich gerade mal wieder verklickt habe.
Und so stieß ich bei gmx.de auf eine Galerie, die wie folgt vorgestellt wurde:
(Screenshot: gmx.de)
Mal davon ab, dass auch hier mal wieder munter die Begriffe “Outing” und “Coming-Out” durcheinander geworfen werden, ist die Liste der Prominenten (Hape Kerkeling, Elton John, Pink, Peter Plate, Michael Stipe, George Michael, Lilo Wanders, Thomas Hermanns, Klaus Wowereit, Melissa Etheridge, Hella von Sinnen, Jürgen Domian, Dirk Bach, Vera Int-Veen und Ellen de Generes) ungefähr so spannend wie eine Flasche Prosecco, die seit dem letztjährigen Christopher Street Day offen rumsteht – man fragt sich eigentlich nur, wer Georg Uecker und Maren Kroymann vergessen hat.
Natürlich könnte man sich jetzt fragen, bei welcher der genannten Personen sich das Coming-Out/Outing denn als “nicht gut” für die Karriere erwiesen habe. “Na, für Ellen de Generes zum Beispiel”, ruft da gmx.de:
Als sie sich in einer Episode als lebisch outet, wird der Sender von Geldgebern unter Druck gesetzt und setzt die Sendung ab.
Nein, ich weiß auch nicht, was “lebisch” ist und ob sowas die Karriere zerstören kann. Aber wenn wir der Wikipedia trauen können, schob man es bei ABC wohl auch eher auf die schwächelnden Quoten und den Druck religiöser Organisationen nach de Generes’ Coming-Out, als man “Ellen” 1998 auslaufen ließ.
Apropos Wikipedia: die scheint bei der Recherche für den Artikel die Bildbegleittexte eine wichtige Rolle gespielt zu haben. So heißt es bei Ernie Reinhardt (Lilo Wanders):
(Screenshot: gmx.de, Hervorherbung: Coffee & TV)
Viel Arbeit war also offenbar nicht vonnöten, um die Liste zu erstellen und ein paar Fakten zusammenzutragen. Und trotzdem kann man auch an so einer Aufgabe noch scheitern:
Die meisten Menschen verbinden Elton John nur mit jener schwer verdaulichen Ballade “Candle in the wind”, die 1997 zu Ehren der verstorbenen Lady Di in jedem Radio-Sender der Welt runtergeleiert wurde. Trotz des Prädikats “meistverkaufte Single aller Zeiten” muss sich der mittlerweile geadelte Sir Elton John für diesen Schmachtfetzen auch heute noch Kritik gefallen lassen.
wird dem Leben ‘n’ Werk von Elton John jetzt vielleicht nicht so ganz gerecht, ist aber harmlos verglichen mit dem, was bei Hape Kerkeling steht:
Der 1964 geborene Comedy-Star outete sich Anfang der 90er-Jahre als homosexuell
Ist das jetzt nur unglücklich formuliert oder bewusstes Verschleiern der Tatsache, dass Kerkeling (wie auch Alfred Biolek) 1991 von Regisseur Rosa von Praunheim in der RTL-Sendung “Explosiv – Der heiße Stuhl” geoutet wurde? Eine Praxis, die unter anderem der Bund lesbischer und schwuler JournalistInnen verurteilt.
Aber was soll so ein Paradiesvogel-Sammelalbum unter dem Titel “Prominente auf dem CSD? Diese Stars könnten Sie dort treffen” überhaupt? Und wer guckt sich diese albernen Bildergalerien auf den Startseiten diverser Webmail-Dienste eigentlich an?
Gerüchten zufolge “könnte” man auf “dem CSD” (gemeint ist vermutlich der Christopher Street Day in Berlin am vergangenen Wochenende, Köln kommt aber z.B. auch noch) auch heterosexuelle Prominente treffen. Und homo- oder bisexuelle Nicht-Prominente. Und heterosexuelle Nicht-Prominente. Und und und …
Google Alerts sind was tolles: Man gibt einmal einen Suchbegriff ein und bekommt dann jedes Mal, wenn der Begriff im Netz auftaucht, eine E-Mail. So habe ich Dank meines Google Alerts auf Billy Wilder heute das hier erfahren:
Über Billy Wilder spricht Hansjörg Just in der Reihe “Krankheit und Tod berühmter Persönlichkeiten” am Montag, 2. Juli, 17.15 Uhr, im Hörsaal der Inneren Medizin, Bau 205 an der Klinik.
Klingt sogar spannend.
(Screenshot: tagesschau.de am 30. Juni 2006)
Eigentlich wollte ich das Bild ja erst am ersten Jahrestag des “Bitteren Viertelfinal-Aus” posten, aber es scheint mir gerade so passend. Manchmal ist das aber auch wirklich eine Seuche mit den vorbereiteten Online–Inhalten, die sich selber ins Netz stellen und dann auch noch gesehen werden …