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Politik Sport

Heucheln wird olympisch

Ich liebe es, Sport im Fernsehen zu gucken. Ich selber betreibe außer Treppensteigen gar keinen Sport, aber anderen dabei zuzusehen, macht mir Spaß. Gerade die Olympischen Spiele, bei denen man so außergewöhnliche Disziplinen wie Tontaubenschießen, Dreisprung oder (im Winter natürlich) Curling zu sehen bekommt, begeistern mich immer wieder. Außerdem werden sie meistens von Sportreportern kommentiert und nicht von Steffen Simon, Bela Réthy oder Reinhold Beckmann.

In diesem Jahr weiß ich echt nicht, ob ich mir die Olympischen Spiele im Fernsehen ansehen soll. Nicht nur, weil sie wegen der Zeitverschiebung zu etwas anstrengenden Zeiten übertragen werden, die ganze Aktion kommt mir von vorne bis hinten missglückt vor.

Da ist zunächst einmal China, von dem ich gerne glaube, dass es ein tolles, spannendes Land ist, das aber auch von einem völlig indiskutablen Regime geführt wird. Hinzu kommt das Internationale Olympische Komitee, bei dem ich mich mittlerweile frage, ob man dort eigentlich nur Mitglied werden kann, wenn man seinen letzten Rest Selbstachtung vorher an der Garderobe abgegeben hat. Allerspätestens, als die internationalen Journalisten (entgegen vorheriger Zusagen) keinen freien Zugang zum Internet erhielten, hätte es ein Donnerwetter geben müssen – doch das IOC zuckte nur mit den Schultern und die Journalisten arbeiteten unter Protest weiter.

Den Athleten sind während der Spiele nicht nur politische Äußerungen, sondern auch jegliche kommerzielle und journalistische Tätigkeit verboten – ein im Prinzip ehrenwerter Gedanke, sozusagen der letzte Rest der olympischen Idee von Pierre de Coubertin. Leider wirkt das einigermaßen verlogen vor dem Hintergrund, dass die olympischen Spiele in Peking eine einzige politische Demonstration des Gastgeberlandes waren, sind und sein werden, und die Spiele selbst ein Milliardenschweres Marketingprodukt sind.

Ja, sagt dann das IOC, aber ohne die Sponsoren wären doch die schönen Olympischen Spiele gar nicht möglich. Das stimmt natürlich auch. Es geht ja auch gar nicht um die Sponsoren, es geht darum, dass das IOC mit erschütternder Vehemenz die Sonderrolle seiner Spiele verteidigt und so tut, als handele es sich dabei um ein Event mit einem höheren ethischen Wert als jedes andere kommerzielle Großereignis.

Zugegeben: “Wir treffen uns hier alle vier Jahre, nicht immer in Ländern, in denen wir gerne selbst leben würden, wir machen Werbung für ungesundes Fast Food und totalitäre Regimes, ein paar von uns werden wieder versuchen zu bescheißen (und womöglich damit durchkommen), aber wir wollen mal sehen, das wir das Beste draus machen und ein bisschen Spaß haben” ist ein etwas mittelprächtiger Wahlspruch, aber bei “Rock am Ring” faselt doch auch niemand vom “musikalischen Geist”.

Von den Sportjournalisten ist leider nichts zu erwarten, wie Christian Zaschke (selbst Sportjournalist) in seinem sehr empfehlenswerten Artikel für die “Süddeutsche Zeitung” feststellt. Wer bei den letzten beiden Fußballgroßereignissen gleichermaßen mantrahaft und orgiastisch immerzu vom “Sommermärchen” faselte, wird jetzt wohl kaum plötzlich kritische Fragen stellen.

Aber würde sich irgendwas ändern, wenn ich, wenn Millionen nicht einschalten würden? Ich würde den Olympiasieger im Bogenschießen nicht kennenlernen, obwohl er und seine Kollegen die Aufmerksamkeit sicher wenigstens einmal in vier Jahren verdient hätten. ARD und ZDF würden wohl nicht einmal darüber nachdenken, ob man wirklich Unsummen von Gebührengeldern in eine solche Riesenveranstaltung investieren muss, oder ob das komplett Werbefinanzierte Privatfernsehen nicht eher der natürliche Lebensraum für derartiges Event-TV wäre. Olympische Spiele gehören für sie zur Grundversorgung – auch so ein hehres Wort.

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Leben Unterwegs

Der Weg ist das Ziel

Arnhem Central

Ich war ja in Amsterdam. Das Hinkommen war allerdings ein bisschen knifflig, das Wegkommen noch mehr.

Und das kam so:

Am Mittwoch, 23. Juli Uhr bestieg ich um 09:35 Uhr in Oberhausen den ICE International 226 nach Amsterdam – dort sollte er allerdings nie ankommen, da kurz vor Utrecht allen Fahrgästen per Durchsage mitgeteilt wurde, der Zug werde heute nur bis Utrecht fahren. Etliche Leute mussten mit ihrer Arbeit aufhören, die sie sich für die 110-minütige Fahrt vorgenommen hatten (ich nur mit dem Gucken von DVDs), die Familie am Nebentisch, die sich auf einem Tagesausflug nach Amsterdam befand, begann ihr Besuchsprogramm im Geiste zusammenzustreichen. In Utrecht wurde unser Zug sofort nach Einfahrt zu einem ICE nach Frankfurt (Main) umdeklariert, der allerdings auch schon einiges an Verspätung hatte. Außerdem hätte er eigentlich aus Amsterdam abfahren sollen und eben nicht aus Utrecht. Wir aber stiegen in einen niederländischen Intercity (was ungefähr unseren Regionalexpressen entspricht) und kamen mit etwa 25 Minuten Verspätung in Amsterdam an.

Am Freitag, 25. Juli sollte der ICE International Richtung Frankfurt um 18:34 Uhr in Amsterdam Centraal losfahren. Eine dreisprachige Durchsage informierte mich und die anderen Fahrgäste darüber, dass der Zug heute erst ab Arnhem fahren werde – wir mögen bitte mit dem Intercity um 18:22 Uhr bis dort fahren. Man machte sich Sorgen, ob wir den ICE denn in Arnhem überhaupt erreichen würden – erst spät kamen Durchsagen, dass der ICE dort auf uns warten würde.

Er hätte nicht warten brauchen, denn wir erreichten Arnhem so, dass ein Wechsel in den dort für 19:37 Uhr eingeplanten ICE problemlos möglich gewesen wären – allein der ICE war nicht da. Er wende gerade, erklärte das ebenfalls wartende DB-Bordpersonal. Schließlich konnten wir ihn alle sehen, aber er kam nicht, weil vorher noch mehrere Regional- und Güterzüge den Bahnsteig passieren mussten. Mütter brachen vor ihren Familien in Tränen aus, Studenten mit Interrailtickets (für die es sich offenbar auszahlt, mit den Lehren des Zen-Buddhismus vertraut zu sein) überschlugen grob, ob sie Salzburg noch vor der Wiederkehr Christi erreichen würden.

Als der Zug schließlich einfuhr gab es tumultartige Szenen, wie man sie sonst nur aus Zombiefilmen der 1970er Jahre kennt. Mit vierzig Minuten Verspätung fuhr der ICE schließlich aus Arnheim los – und kam nach wenigen Minuten wieder zum Stehen. Von den ersten vierzig Minuten nach der Abfahrt verbrachten wir insgesamt 24 Minuten auf offener Strecke stehend, weil die langsamen Güterzüge, die wir im Bahnhof Arnhem noch hatten an uns vorbeifahren sehen, nun direkt vor unserem ICE waren. Ich begann zu ahnen, dass die wirklich anspruchsvollen Aufgaben der Diplomatie eher mit grenzübergreifendem Schienenverkehr zu tun hatten und weniger mit Atombomben und Gefangenenaustauschen.

In den Durchsagen wurde den Reisenden vage in Aussicht gestellt, dass ihre Anschlusszüge auf sie warten könnten – was eine völlige Sprengung des Fahrplans in halb Mitteleuropa zur Folge gehabt hätte. Auf Deutsch und Holländisch (schade für die vielen Amerikaner) wurde schließlich angekündigt, dass es für jeden Fahrgast ein kostenloses alkoholfreies Getränk gebe. Bis Oberhausen schaffte es unser Zug noch auf beeindruckende 73 Minuten Verspätung – bei 110 Minuten geplanter Reisezeit, wohlgemerkt.

Man muss sich folgendes noch mal vor Augen halten:

  • Der ICE nach Amsterdam fuhr am Mittwoch Mittag nur bis Utrecht.
  • Der ICE aus Amsterdam fuhr am Mittwoch Mittag erst ab Utrecht.
  • Der ICE aus Amsterdam fuhr am Freitag Abend erst ab Arnhem.
  • Der ICE nach Amsterdam fuhr am Freitag Abend offenbar nur bis Arnhem.

Bei dieser Summe von Einzelfällen innerhalb eines sehr überschaubaren Zeitrahmens klopft natürlich schon die Frage an, ob es eigentlich eher die Ausnahme oder die Regel ist, dass die ICEs auf dieser Strecke bis zu ihrem geplanten Ziel bzw. von ihrem geplanten Start fahren.

Bei der Deutschen Bahn AG war man bisher nicht Willens und/oder in der Lage, mir diese Frage zu beantworten hat man ausführlich auf meine Frage geantwortet. Nachzulesen hier.

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Digital Politik

Tooooot! Tot in Düsseldorf!

Weil ich ein wenig Angst habe, mich in etwas hineinzusteigern, und ich beim Thema “RP Online” eh zu Bluthochdruck neige, dachte ich mir, ich frage einfach mal Sie, die sachkundigen Leser:

Was halten Sie von der Idee, die Trauerfeier für den verstorbenen Düsseldorfer Oberbürgermeister Joachim Erwin mit einem Live-Ticker zu begleiten, vergleichbar dem zum Schlager-Grand-Prix am letzten Samstag?

[via Thomas Knüwer im Twitter]

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Digital Sport

Stürmer haut Briefmarken

Sie wissen, dass Sie besser ins Bett gehen sollten, wenn Sie sich nach der Lektüre der Überschrift “Kuranyi schlägt Porto” beinahe eine Sekunde lang fragen, warum ein Fußballer körperliche Gewalt gegen Postwertzeichen anwenden sollte …

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Sport

Viele Kühe machen Souveränität

Ja, wie hat Bayern München denn jetzt gespielt?

Dortmund wirft Bremen raus, Bayern mit Mühe
[Spiegel Online]

Bayern souverän, Hansa fliegt raus
[Netzeitung]

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Digital

Spasam

Was läuft da eigentlich im Online-Angebot der deutschen “Vanity Fair” schief? Also, von den üblichen Problemen mal ab.

Spaveranstaltung
(Die Startseite von vanityfair.de im Firefox)

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(Die gleiche Seite im Internet Explorer)

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Musik Rundfunk

Demnächst bei “Exclusiv – Das Starmagazin”

Manchmal frage ich mich schon, ab wann eine Meldung für dieses oder jenes Medium relevant ist:

RTL-Text: Kilians supporten Doherty & Co.

Nachtrag 19:40 Uhr: Was für eine doofe Überschrift! Mit ein bisschen Nachdenken wäre mir bestimmt “Fernglas” von Schrottgrenze (MP3) eingefallen:

Und einer ruft von hinten rein:
Kinder, lasst die Drogen sein!

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Digital Fernsehen Rundfunk

Schlammperei bei “Spiegel Online”

Man muss “Ich bin ein Star, holt mich hier raus” nicht lustig, unterhaltsam oder gar gut finden, es gibt im deutschen Fernsehen (wenn auch nicht unbedingt auf RTL) sicherlich ein paar bessere Eigenproduktionen.

Man muss nicht mal die großartig-boshaften Dialoge zwischen Dirk Bach und Sonja Zietlow großartig finden, man kann sie auch als “ziemliches Trauerspiel” beschreiben, wie Dennis Kayser bei “Spiegel Online” tut. Das ist ja alles Geschmackssache.

Man fragt sich natürlich schon, warum der Online-Ableger eines Nachrichtenmagazins, das gerne ernst genommen werden möchte, denn überhaupt 3.000 Zeichen und eine siebenteilige Bildergalerie auf die Nacherzählung dieser offenbaren Nichtigkeit verschwendet, aber vielleicht dient die Verwendung von Worten wie “Porno-Plaudereien” und “Bumserfahrungen” ja der qualitätsjournalistischen Abgrenzung Klickgenerierung.

Noch mehr aber frage ich mich, was diese Flash-Animation mitten in dem Text zu suchen hat:

Dirk Bach und Sonja Zietlow versinken bei “Spiegel Online” im Schlamm

Werbung kann es nicht sein, dann müsste ja “Werbung” oder “Anzeige” darüber stehen und die Animation müsste mindestens Titel und Sender nennen oder einen Link zu RTL beinhalten. So aber zeigt nur die Uhr die Sendezeit von “IBESHMHR” (Insider-Abkürzung) und Bach und Zietlow versinken im Schlamm. Und wenn man anschließend auf die Animation klickt, geht das von vorne los.

Irgendwelche Ideen?

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Digital

Restekichern

Das Jahr 2008, in dem ich Sie alle recht herzlich willkommen heißen möchte, begann mit der dichtesten Nebelwand, die ich in meinem Leben je gesehen habe. Am sonst so schönen Niederrhein war es derart diesig (wie man hier sagt), dass man die Nachbarn auf der anderen Straßenseite nicht sehen konnte – von den Raketen, die in zwanzig, dreißig Metern Höhe explodierten, ganz zu schweigen. Allerdings wurde der Nebel durch den vielen Feinstaub im Feuerwerk noch dichter, so dass die Sichtweite um 00:15 Uhr noch ziemlich genau zehn Meter betrug (und das ist weder eine Übertreibung noch dem Alkohol oder meiner Kurzsichtigkeit geschuldet).

But now for something completely different: Die Veröffentlichung der schönsten Suchanfragen, mit denen Menschen auf coffeeandtv.de gestoßen sind, hatte im November zu einigermaßen großer Freude geführt.

Da will ich Ihnen die schönsten Suchanfragen für den Dezember 2007 natürlich nicht vorenthalten:

  • advent ankommen weggehen bahnhof
  • alles über bünde im dezember 2007
  • auf dem weihnachtsmarkt
  • bilder da wo vanessa ganz nackt ist
  • bill kaulitz aus hey
  • bustouren bochum – emden
  • coffee to go zunge verbrennen
  • cordsackos grösse 64
  • dickes mädchen zigarette
  • echte kontakte? fotohandy tv -test -flatrate
  • ehemann sitzt immer am pc
  • einmal in der woche ohne tv *island
  • eltern nacktbilder
  • geschlechtsakt
  • glatze schneiden lassen
  • größte führer aller zeiten
  • holländisch duschen coffie trinken
  • ich bin dr. jekyll und mr. hyde witzig
  • in der halle wellenreiten
  • interview hintergrundgeräusche
  • kein alkohol und zigarettenverkauf am sonntag
  • kinderspielzeug billig für arztpraxis
  • lebenslauf wolfgang schäuble töchter
  • lied danke für diesen guten morgen umtexten
  • lokaljournalismus nervig
  • mann abschleppen
  • margarete schreinemakers nacktfotos
  • meister prufung machen-ich bin automechaniker
  • “mirjam weichselbraun” zugenommen
  • mmmm mmmm
  • nackt vorher und nachher
  • namenswitze jens
  • “narren gefressen” nackt
  • pimp my weihnachtsbaum
  • polin für vollpflege
  • power point präsentation tv und radio deutschland
  • preise prostituierte in bremen
  • pulp fiction küchenquirl
  • raucherkino radevormwald
  • rechtsanwalt kenkel in gelsenkirchen berichte
  • sat1 burger game
  • schleimige frauen
  • sinnestäuschung bahn
  • southpark schlagzeug
  • sozietät frank schwabe
  • stinken geschichte mp3
  • tätowierer im duisburger hauptbahnhof
  • texte gegen alkohol
  • tradition definition berühmter personen
  • vanity fair reisetaschen
  • weihnachtsschmuck rock´n roll
  • wieviel stangen zigaretten seit dezember 2007 deutschland
  • wieviele stände weihnachtsmarkt bochum
  • you tube hitlerreden
  • zeitungen in deutschland wochenzeitung schundblatt
  • zigarettenautomaten knacken
  • zivildienst dinslaken gute stelle ?
  • zusatzzahlen 2007

Und dann sind da noch die Suchanfragen, die wirklich als Fragen an das große Google-Orakel formuliert wurden:

  • interessiert sich heute noch jemand für barockmusik
  • ist vanessa hudgens katholisch?
  • kann ich mir selbst finger brechen?
  • warum läßt man den klodeckel oben?
  • wer hat das advent erfunden
  • wer hat das datum erfunden
  • wer hat das television erfunden
  • wer hat fernsehen erfunden
  • wer hat ostern erfunden?
  • wie lange darf ein elfjähriger täglich vor den computer?
  • wie schreibt man eine gerichtsreportage
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Digital Gesellschaft

Is’ scho Recht!

Ich bin kein Jurist. Meine eigenen Bestrebungen, mich den Rechtswissenschaften zuzuwenden, zerschlugen sich recht schnell, als ich mit 15 ein Praktikum in der Kanzlei eines verwandten Anwalts machte und feststellte, dass der Alltag eines Juristen aus sehr viel Büroarbeit und aus sehr wenig Hollywoodesken “Einspruch, Euer Ehren!”-Sequenzen besteht. Außerdem habe ich ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden und würde vermutlich nach jedem verlorenen Prozess die Inneneinrichtung des Gerichtssaals zerstören.

Das nur als Vorbemerkung und Hinweis darauf, dass ich mich juristischen Sachverhalten immer nur aus einer Richtung nähern kann, die ich selbst als Logik bezeichnen würde, und nicht aus der rechtswissenschaftlichen.

Kommen wir nun aber zum konkreten Fall: Das für originelle Urteile bekannte Landgericht Hamburg hat in der Sache Callactive GmbH ./. Niggemeier II entschieden, dass es für einen Blog-Betreiber nicht ausreiche, anstößige Kommentare unter Blog-Einträgen bei Kenntnisnahme sofort zu entfernen. Bei “brisanten Einträgen”, so die Richter, solle der Blog-Betreiber vorab die Kommentare prüfen. (Bitte lesen Sie auch die Beschreibung des Falls im Augsblog.)

Im Zusammenhang mit dem Internet (und damit im Unterschied zu jeder Stammtischäußerung) wird immer wieder damit argumentiert, dass Äußerungen ja dauerhaft dokumentiert und weltweit lesbar seien. Das stimmt natürlich, insofern ist es durchaus zu verstehen, wenn sich Personen oder Unternehmen, die in Blog-Einträgen oder Kommentaren beschimpft oder verunglimpft werden, um eine Löschung solcher Äußerungen bemühen. Schließlich würde ich auch nicht wollen, dass das oberste Google-Suchergebnis zu meinem Namen “Lukas Heinser ist ein Hühnerdieb” lautet. ((Es werden noch Wetten angenommen, wann dieser Satz das oberste Google-Suchergebnis zu meinem Namen sein wird.)) Indes: Ist der umstrittene Satz gelöscht, wäre ich schon zufrieden, allenfalls würde ich den Autor des Satzes um die Unterzeichnung einer Unterlassungserklärung bitten.

Die Haltbarkeit und Verbreitung des Internets wird aber andererseits auch überschätzt. Wie viele Menschen mögen es zur Kenntnis nehmen, wenn (wie im konkreten Fall) eine Schmähung von Sonntagnacht 3:37 Uhr bis Sonntagmittag 11:06 Uhr als x-ter Kommentar unter einem drei Monate alten Blog-Eintrag steht? Da erreiche ich ja mehr Rezipienten, wenn ich mich am Samstag in die Fußgängerzone stelle und “Ihr seid alle doof!” rufe. Allerdings scheint es juristisch völlig unerheblich zu sein, ob und von wie vielen Personen solche Äußerungen aufgenommen werden.

Eine andere Sache ist die mit den “brisanten Einträgen”: Wenn eine Zeitung über ein Thema wie Diätenerhöhung, Ausländerrecht oder … äh … Autobahnen schreibt, ist relativ klar, dass an den folgenden Tagen Waschkörbe voller Leserbriefe eingehen, in denen sich Menschen mit einer soliden Halbbildung und einer großen Menge Vorurteile, an denen sie schwer zu tragen haben, mit Schaum vor dem Mund daran gemacht haben, ihrer Meinung auf sprachlich anspruchloseste Weise Ausdruck zu verleihen. Diese Briefe werden gelesen, es wird viel gelacht und mit dem Kopf geschüttelt und die einigermaßen vorzeigbaren oder besonders entlarvenden werden dann in der Zeitung abgedruckt. Bei den Internetausgaben der Zeitungen kann man Kommentare abgeben, die theoretisch von ganzen Redaktionen überprüft werden (meist aber eben auch erst nach Veröffentlichung), praktisch aber häufig einen Griff ins Stammtischklo darstellen. Nur, dass verunglimpfte Volksgruppen eben keine Praktikanten abstellen, die den ganzen Tag das Internet auf der Suche nach Beleidigungen gegen sie durchsuchen, und auch nur selten über Anwälte verfügen. Blogger haben keine Mitarbeiter, die sich ausschließlich mit der (Vorab-)Kontrolle der Kommentare befassen können. Deshalb gibt es beim BILDblog mit über 40.000 Lesern täglich zum Beispiel keine Kommentarfunktion.

Und was ist überhaupt mit den Glaskästen, in denen die Lokalredaktionen einer Zeitung immer die aktuelle Ausgabe aushängen? Was, wenn irgendjemand des Nachts mit einem Edding “Ausländer raus!” unter einen Artikel zum Ausländerrecht kritzelt? Macht sich die Zeitung den Kommentar dann auch “zu eigen”? Hat sie durch die “Brisanz des Ursprungsartikels” “vorhersehbar rechtswidrige Beiträge Dritter provoziert”? Werden durch die Bereitstellung einer bekritzelbaren Oberfläche bereits “Dritte geradezu dazu aufgerufen, sich zu äußern”? Oder wiegt die Sachbeschädigung durch den Edding die vermeintliche Provokation wieder auf?

Den Gedanken mit der Wand, den Malte in seinem Eintrag zum Thema bei Spreeblick ausführt, hatte ich auch schon, spare ihn mir hier aber.

Als ich zum ersten Mal über die juristischen Schwierigkeiten mit Web-Kommentaren geschrieben habe, schrieb ich auch über Gerhard Schröder, der mit seinem gerichtlichen Vorgehen gegen die Behauptung, er würde sein volles dunkles Haupthaar tönen, den Justiz-Irrsinn in Deutschland Friseursalonfähig gemacht hatte (übrigens ebenfalls vor dem Hamburger Landgericht). Schröder wurde letzte Woche wieder auffällig, als er anwaltlich gegen die Behauptung vorging, er würde das chinesische Außenministerium beraten. Zuvor hatte er es abgelehnt, auf die Frage, ob er das chinesische Außenministerium berate, zu antworten.

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Rundfunk

Lukas fragt, Eins Live antwortet

[Disclaimer: Dieser Beitrag verfügt nur über ein geringes Maß an Relevanz.]

Am Donnerstag verleiht Eins Live, die sogenannte Jugendwelle des WDR, in der Bochumer Jahrhunderthalle die “Eins Live Krone”, den “größten deutschen Radiopreis”. Am Freitag um 20:15 Uhr wird die Verleihung im WDR Fernsehen zu sehen sein.

Vielleicht geht es nur mir so, aber eine Preisverleihung, bei der die Gewinner ausnahmsweise mal nicht im Vorfeld bekannt sind, mit 24 Stunden Verzögerung zu übertragen, erschien mir irgendwie kontraproduktiv. Also fragte ich mal nach, was das soll.

Schon lange habe man sich, so erzählte man mir bei Eins Live, einen Sendetermin um 20:15 Uhr gewünscht. Erstens sei das Renommee dort größer und zweitens müsste die Zielgruppe ja am Freitag Morgen in die Schule, weswegen der bisherige TV-Termin um 22 Uhr am Veranstaltungsabend nie besonders glücklich gewesen sei. Dass es nun ausgerechnet der Freitagabend sein sollte, sei erst bekannt geworden als die Planungen für die Show am Donnerstag schon abgeschlossen waren, deshalb die große zeitliche Verzögerung.

Natürlich seien die Preisträger bei der Ausstrahlung am Freitag nun schon bekannt, deutlich stärker bekannt als bei der bisherigen Zeitverschiebung von zwei oder drei Stunden zur Liveübertragung auf Eins Live. Dafür habe man ja den “Mehrwert der Bilder” (zum Beispiel beim Auftritt von Culcha Candela mit der WDR Big Band), für den die Radioübertragung als “Appetizer” fungieren könne. Außerdem gibt’s im Fernsehen nur die Highlights zu sehen, als knackigen Zusammenschnitt.

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Politik Gesellschaft

Das ist Bahnsinn

Die Gewerkschaft der Lokführer (GdL) möchte von Mittwoch bis Samstag im Güter-, Nah- und Fernverkehr streiken.

Allerdings drohte GDL-Chef Schell im Gespräch mit der “Passauer Neuen Presse”: “Wir können einen Streik länger durchhalten, als es die Bundesrepublik verkraftet“, sagte er, „und vor allem deutlich länger, als der Bahnvorstand dies glaubt“.

Zitat: Welt.de

Äh, okay. Alles klar.

Leute, wenn Eure Streikkassen so dermaßen gefüllt sind, dass Ihr schon verbal Fuffies im Club schmeißt, wie wäre es dann, wenn Ihr einfach alle Gewerkschaftsfunktionäre würdet, Euch quasi selbst durchfüttert und die Führerstände für Leute räumt, die Spaß am Zugfahren hätten?

Vielleicht könnte man auch einfach in irgendeinem Stadttheater einen schmucken Balkon räumen, Schell und Mehdorn dort in die Sessel tackern und den ganzen Tag im Kinderprogramm grummeln lassen, während Gewerkschaft und Unternehmen von weniger dickköpfigen Menschen geführt werden.

Mit einer Intervention des Bahn-Eigentümers (das sind Sie und ich, vertreten durch die Bundesregierung) ist bis auf weiteres übrigens auch nicht zu rechnen, denn in Berlin hat man gerade andere Sorgen.

(Hölle, Hölle, Hölle!)