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Musik

Listenpanik 08/​08

Nein, wirk­lich: Es ist rei­ner Zufall, dass die­se Lis­te so aus­sieht, wie sie aus­sieht. Dass hier ein Folk-Album hin­ter dem nächs­ten kommt (bei den Songs kommt dann noch etwas Brit­pop). Dass ich mich in ziem­li­cher Hilf­lo­sig­keit zu nichts­sa­gen­den Fan-Aus­sa­gen wie „groß­ar­tig“ und „toll“ hin­rei­ßen las­se. Aber was soll ich tun? Das sind ein­fach ver­dammt tol­le Plat­ten gewe­sen im August!

Alben
1. Fleet Foxes – Fleet Foxes
Akus­tik­gi­tar­ren, Orgeln, Satz­ge­sän­ge. Musik, die auch direkt aus den Sieb­zi­gern stam­men könn­te: Crosby, Stills & Nash klop­fen an, Simon & Gar­fun­kel und die Beach Boys. Die­se Band aus Seat­tle, WA macht sakra­len „Cham­ber Pop“, der live noch unglaub­li­cher und Gän­se­haut-ver­ur­sa­chen­der ist, als man sich das beim Hören ihres Debüt­al­bums vor­stel­len kann. Mehr als „groß­ar­tig“ fällt mir nicht ein, lesen Sie lie­ber, was Robin Hil­ton dazu schreibt (und hören Sie sich das dort ver­link­te Live­kon­zert an).

2. Hotel Lights – Fire­cra­cker Peo­p­le
Fol­kig und pop­pig, aber irgend­wie doch ziem­lich anders geht es wei­ter. Lesen Sie hier, wie ich zu der Band kam und war­um ich sie so toll fin­de. Den Herbst, der in Bochum schon seit eini­gen Tagen einen Fuß in der Tür hat, über­steht man am Bes­ten mit dem pas­sen­den Sound­track. Hier ist er.

3. The Dodos – Visi­ter
Offen­bar scheint es irgend­ein mir nicht bekann­tes Gesetz zu geben, das einen bei die­ser Band zwingt dar­auf hin­zu­wei­sen, dass Dodos dicke Lauf­vö­gel waren, die aus­ge­stor­ben sind. (Was hier­mit erle­digt wäre.) Dabei han­delt es sich beim Zweit­werk die­ses Duos aus San Fran­cis­co, CA um weit­ge­hend Vogel-frei­en (haha), quick­le­ben­di­gen, sehr rhyth­mi­schen … äh: Indie Folk.

4. Kath­le­en Edwards – Asking For Flowers
Anzei­chen, dass man alt wird (Fol­ge 981): In der Bahn­hofs­buch­hand­lung vor „Musik­ex­press“ („Die 500 bes­ten Gitar­ren­mo­men­te der Rock­ge­schich­te“) und „Rol­ling Stone“ (Barack Oba­ma) ste­hen und dann auf­grund der sonst noch erwähn­ten Künst­ler (und der bei­geleg­ten CD) den „Rol­ling Stone“ kau­fen. Kath­le­en Edwards ist eine 30-jäh­ri­ge Kana­die­rin, die aber weni­ger an Joni Mit­chell erin­nert und mehr an k.d. lang, Aimee Mann und Bruce Springsteen (vor­aus­ge­setzt, Bruce Springsteen wäre nicht der Inbe­griff von Männ­lich­keit, natür­lich). Einer der bes­ten Songs ihres Debüt-Albums („Asking For Flowers“ ist ihr drit­tes Album) hieß „One More Song The Radio Won’t Like“ – ein Umstand, der bei die­sen Lie­dern eigent­lich kaum vor­stell­bar, aber ver­mut­lich lei­der trotz­dem wahr ist.

5. Conor Oberst – Conor Oberst
Mit dem letz­ten Bright-Eyes-Album „Cass­a­da­ga“ bin ich irgend­wie nie so rich­tig warm gewor­den. Das macht aber nichts, denn Bright-Eyes-Mas­ter­mind Conor Oberst (ich muss die Schreib­wei­se des Vor­na­mens immer noch jedes Mal nach­gu­cken) hat schon wie­der ein neu­es Album fer­tig, das ein biss­chen gefäl­li­ger klingt (die Stim­me muss man frei­lich immer noch mögen) und auch mehr rockt. Und mit „Sou­led Out!!!“ wird er plötz­lich sogar bei WDR 2 gespielt.

Songs
1. Fleet Foxes – White Win­ter Hym­nal
Ver­ges­sen Sie klei­ne Spie­gel unter der Nase und Puls am Hand­ge­lenk: wenn Sie jeman­dem die ers­ten drei­ßig Sekun­den von „White Win­ter Hym­nal“ vor­spie­len und er bekommt kei­ne Gän­se­haut, ist er mit hoher Wahr­schein­lich­keit tot. Sie soll­ten trotz­dem noch einen Arzt zu Rate zie­hen. Und dem kön­nen Sie dann das gan­ze Album (s.o.) vor­spie­len.

2. Hotel Lights – Ame­lia Bright
Es ist schon etwas selt­sam, wenn man ein Lied schon seit sie­ben Jah­ren liebt und es dann zum ers­ten Mal offi­zi­ell hört. „Ame­lia Bright“ hat mich von Anfang an beein­druckt: die erha­be­ne Melo­die und der melan­cho­li­sche Text strah­len gemein­sam eine außer­or­dent­li­che Schön­heit aus. Ein­fach toll.

3. The Ver­ve – Love Is Noi­se
Ich muss mal grad mei­nen ima­gi­na­ry fri­end fra­gen, ob ich eigent­lich je gro­ßer The-Ver­ve-Hörer war. „Na ja, ‚Urban Hymns‘ halt“, sagt der. Und: „eher so die Solo­sa­chen von Richard Ash­croft“. Ach so. Darf ich mich trotz­dem freu­en, dass die Band zurück ist und mit „Love Is Noi­se“ gleich mal einen abso­lu­ten Dampf­ham­mer­song raus­ge­hau­en hat? Gut. Das Album kickt mich lei­der (bis­her) noch nicht so ganz, wes­we­gen es auch an der obi­gen Top-5-Lis­te vor­bei­ge­schrammt ist. Und jetzt ver­ra­te mir mal bit­te einer, was das da für „Oh oh“-Geräusche im Hin­ter­grund sind!

4. Pri­mal Scream – Can’t Go Back
Pri­mal-Scream-Fan war ich defi­ni­tiv nie (zu jung), aber die­ser Song ist schon ein ziem­li­cher Tanz­bo­den-Stamp­fer. Hier wüss­te ich ger­ne, was das für „Whoohohohohoo“-Geräusche sind.

5. Tra­vis – Some­thing Any­thing
Der Weezer-Song des Jah­res kommt von … Tra­vis! Was in die Schot­ten gefah­ren ist, die einst als „Schmu­ser­o­cker“ ver­spot­tet wur­den, weiß ich auch nicht. Rock’n’Roll ver­mut­lich, denn es schep­pert ganz ordent­lich – und klingt trotz­dem toll. War­um die neue deut­sche Plat­ten­fir­ma lie­ber einen ande­ren Song als Sin­gle ver­öf­fent­licht, ist aller­dings noch sehr viel merk­wür­di­ger als die neue (alte) musi­ka­li­sche Rich­tung der Band.

[Lis­ten­pa­nik – Die Serie]