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Musik

Songs des Jahres 2021

Und ein sozialkritisches Schlagzeugsolo später ist es soweit: Making disco a threat again!

Ich habe wieder ein bisschen länger gebraucht, aber ich möchte auf keinen Fall sein wie Spotify und Musikzeitschriften, die schon zwischen Oktober und Nikolaus auf ein Jahr zurückschauen. Sowas braucht ja auch Zeit und muss sich erst mal setzen — und dann muss man sich selber erst mal setzen, Songs in eine Reihenfolge bringen, die einem in dieser einen Millisekunde die richtige erscheint, obwohl es natürlich völlig absurd ist, Musik in irgendeine Rangliste zu bringen.

Jedenfalls: Hier sind wir! Und hier sind sie: Meine Top-25-Songs eines immer noch etwas mühsamen Jahres!

25. Chicago Sinfonietta – Dances In The Canebrakes (Arr. W.G. Still for Orchestra) : No. 3, Silk Hat And Walking Cane
Ich habe beschlossen, dass ich die Regeln für meine Liste selbst bestimmen kann, also gehen auch Klassik-Songs! „Dances In The Canebrakes“ ist eigentlich ein Klavierwerk der Schwarzen US-Komponistin Florence Price (1887-1953), das hier für Orchester arrangiert wurde und auf dem Album „Project W: Works by Diverse Women Composers“ erschien — und zwar schon 2019. Da mir dieser Umstand aber genau gerade eben erst aufgefallen ist und mich das Stück bis dahin so sehr durch mein Jahr 2021 begleitet hatte, dass ich es zwischenzeitlich als theme in dem Film, der mein Leben ist, wahrgenommen habe, ist mir das alles egal! Es ist ein großartiges Werk mit einem beeindruckenden Hintergrund, also steigen wir einfach hiermit ein!

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24. Aaron Lee Tasjan – Up All Night
Auch wenn ich es nicht für möglich gehalten hätte, gab es 2021 doch wieder ein paar Abende, an denen ich angemessen alkoholisiert den Heimweg aus der Innenstadt angetreten habe. Es war stets der perfekte Umstand, um diesen Queer-Folk-Power-Pop-Song in einer Lautstärke zu hören, die einem Apple Health dann hinterher wieder vorwurfsvoll um die Ohren haut.

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23. Adam Levine – Good Mood
Ich sage ja immer, dass es keine peinlichen Lieblingslieder geben kann, aber der Sänger von Maroon 5, der den Titelsong zum „Paw Patrol“-Kinofilm singt — das ist schon eine schwere Hypothek, die man sich selbst gegenüber erst mal rechtfertigen muss!
Tatsächlich hatte ich zuerst den Refrain als Werbepausen-Einleitungsmusik bei Fußball-Übertragungen gehört und sofort geliebt, weil ich seine maximale New-Radicals-Haftigkeit mochte. In Wahrheit hat der Songs nichts mit den New Radicals zu tun (anders als die Songs, die Adam Levine in dem sehr charmanten Film „Begin Again“ und dem dazugehörigen Soundtrack singt), aber das war dann auch schon egal. Keinen Song habe ich 2021 auf dem Fahrrad im Fitnessstudio öfter gehört als „Good Mood“ und wenn Ihr bei diesem Groove nicht mit hochspezialisierten Hundewelpen durch die Wohnung tanzen wollt, kann ich Euch auch nicht helfen!

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Musik

Wenn es passiert

Ja, das mit den Podcasts hat nicht geklappt. Das Mikrofon lief nur am HTC-Smartphone, aber da funktionierte die zugehörige App plötzlich nicht mehr. Das tat sie zwar auf dem iPod touch, aber der weigerte sich, das Mikro anzuerkennen. Die Zukunft liegt im CB-Funk, sag ich Ihnen. Egal …

Jedenfalls hab ich jetzt von jedem Act, den ich gesehen hab, ein einminütiges Video gedreht, das Sie hier zu sehen bekommen.

Festivals sind wie “Lethal Weapon”-Filme: Das Personal ist weitgehend gleich, die einzelnen Versatzstücke sind bekannt und alle paar Minuten sagt jemand, er sei zu alt für diesen Scheiß. Es fliegen nur weniger Dinge in die Luft und es werden weniger Leute von Surfbrettern enthauptet.

Die wichtigste Nachricht noch zu Beginn: Das Tragen von Jeanshemden ist in Deutschland offenbar wieder straffrei möglich. Vermutlich hat die Bundesregierung verschlafen, das entsprechende Gesetz zu verlängern und jetzt haben wir alle den Salat. Schön ist das nicht!

Und nun: Musik!

Yuck

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In Haldern steht ein Spiegelzelt und ich hasse es — wenn ich nicht reinkomme. Vor dessen Einlass hat sich eine mehrere hundert Meter lange Schlange gebildet, in denen die Menschen friedlich und in Zweierreihen darauf warten, noch hineingelassen zu werden. Einigermaßen vergeblich, wie ihnen selbst klar sein muss. Aber die Konzerte von drinnen werden nach draußen in den Biergarten übertragen und so können wir alle Yuck aus London sehen und hören, die neue Shoegaze-Sensation. Der angenehm schrammelige Sound ihres selbstbetitelten Debütalbums kommt auch live schön rüber und das Jeanshemd darf der Sänger (der in jedem Bob-Dylan-Biopic die Idealbesetzung wäre) ja wieder tragen.

Julia Marcell

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Mit ihrer durchsichtigen Bluse bringt Julia Marcell ein bisschen ESC-Atmosphäre aufs Haldern. Vielleicht ist es aber auch nur ein Regencape, sowas tragen hier draußen grad alle. Musikalisch wäre das stellenweise auch beim Songcontest denkbar, aber mit diesen Björk-Anleihen käme Polen vermutlich nicht ins Finale. Julia Marcells neues Album erscheint auf Haldern Pop Recordings, das Programmheft spricht von “Opulenz”, was es wohl ganz gut trifft.

The Avett Brothers

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Das könnten vom Publikumszuspruch her die nächsten Mumford & Sons werden — nur, dass die Avett Brothers schon viel länger dabei sind und (zumindest zum Teil) wirklich Brüder sind. Bei den diesjährigen Grammys haben sie gemeinsam mit Mumford & Sons und Bob Dylan performt und damit ist ja wohl alles gesagt. Ihr folkiger Rock mit Bluegrass- und Punkeinflüssen kommt super an, die Menschen tanzen auch draußen im Nieselregen, nur der Sound ist leider sehr schlecht.

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Musik Unterwegs

Oslog (4)

Verzeihung, ich habe grad überhaupt keine Zeit.

Ich habe heute Mittag eine Band gesehen, deren Verehrung nun meine ganze Zeit in Anspruch nimmt. Es handelte sich um First Aid Kit, zwei schwedische Schwestern, die 15 und 17 Jahre alt sind und eine Unschuld auf die Bühne brachten, wie man sie im Musikbusiness selten erlebt.

First Aid Kit

Die Beiden stimmten allerliebste Folkmusik amerikanischer Prägung an und sangen über Dinge, von denen man annehmen sollte, dass sie keine Ahnung davon hätten. Aber es war toll und erinnerte ein unter anderem an Fleet Foxes, She & Him und Bon Iver — und damit an gleich drei meiner letztjährigen Lieblingsalben. Von den Fleet Foxes stimmten sie dann sogar noch den “Tiger Mountain Peasant Song” an, was ganz schlimm hätte danebengehen können, aber ganz wunderbar klang. (Wie ich später erfuhr, hatte das Video dieses Covers das Duo bei YouTube unter anderem so berühmt gemacht.) Dass sie mit “I Walk The Line” zuvor auch noch einen weiteren Song aus der Kiste mit der Aufschrift “Besser nicht covern!” sehr unpeinlich zum Besten gegeben hatten, spricht ebenfalls für die Band.

Aber jetzt müssen sie mich wirklich entschuldigen: Ich habe im Plattenladen die vorletzte Ausgabe ihrer EP “Drunken Trees” erstanden und muss die jetzt erst mal hören. (Vorher setze ich aber 50 Euro darauf, dass die Band dieses Jahr beim Haldern Pop spielt.)

Versuchen Sie’s solange hiermit:

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[“Our Own Pretty Ways”]

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[“Tiger Mountain Peasant Song”]

First Aid Kit bei MySpace

Was es mit dem Oslo-Trip auf sich hat, steht hier.

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Musik

Listenpanik: Alben 2008

Die Albenlisten sind immer die schlimmsten. Während einem iTunes und last.fm bei der Frage nach den Songs des Jahres schon einen großen Teil der Arbeit abnehmen, muss man bei den Alben abwägen: Wie oft habe ich das Album gehört? Wie lange habe ich das Album gehört und wann zuletzt? Müsste ich dieses Album vielleicht höher ansetzen als jenes, weil es bei einer gewissen Objektivität einfach besser oder anspruchsvoller ist (ich es aber gar nicht so gerne höre)?

Wenn man dann noch den Fehler macht, mal in die alten Jahresbestenlisten reinzuschauen und feststellt, dass man das Album des Jahres 2007 (Bloc Party) im Jahr 2008 gar nicht mehr gehört hat und auch sonst alles an diesen Listen falsch wirkt, dann will man es eigentlich gleich ganz bleiben lassen.

Oder man zwingt sich und fängt an:

25. Ben Folds – Way To Normal
Es hätte schlimmer kommen können: Bloc Party (Album des Jahres 2005 und 2007) haben es gar nicht in die Bestenliste geschafft. Ben Folds hat also irgendwie noch Glück gehabt — und wirklich schlecht ist “Way To Normal” ja auch nicht geraten, nur irgendwie erschütternd … egal. Während die Ben-Folds-Five-Alben bei mir immer noch rauf und runter laufen, wird die Halbwertzeit von Folds’ Soloalben immer geringer. Dass andere Künstler mit der Bürde “Lieblingsband” sehr viel besser klar kommen, werden wir noch sehr viel weiter vorne sehen. Für Folds springt immerhin noch ein Platz auf der Liste raus.
Anspieltipp: Effington

24. Ingrid Michaelson – Girls And Boys
Ein einziger Song bei “Grey’s Anatomy” hat schon Snow Patrol den Weg zur Weltkarriere geebnet, warum soll es Ingrid Michaelson da anders gehen? (Warum geht es Hotel Lights da eigentlich anders?) Diese entspannte Indiepop-Platte ist zwar eigentlich schon von 2007, kam aber in Deutschland genau zum richtigen Zeitpunkt (grau, kalt, ungemütlich) raus und bekam mit der Single “The Way I Am” auch noch ordentlich Airplay. Keine große Kunst, aber für mittelgroße erstaunlich gut. Und natürlich sowieso tausend Mal besser als Amy MacDonald.
Anspieltipp: Masochist

23. kettcar – Sylt
Das gleiche Dilemma wie bei Ben Folds: das Album war nicht schlecht, aber frühere Alben waren besser, ich habe es zu selten gehört und es kam irgendwie nicht im passenden Moment raus. Davon ab trauen sich kettcar musikalisch plötzlich mehr, werden textlich einerseits unkonkreter, haben aber andererseits wieder eine klare Haltung.
Anspieltipp: Kein Aussen Mehr

22. R.E.M. – Accelerate
Ich wiederhole mich da gerne, aber irgendwie werden R.E.M. halt nie irgendwas falsch machen (außer vielleicht, sie spielen noch einmal “Shiny Happy People”). Ihr Back-to-the-roots-Album rumpelte dann auch schön durch den Frühling, ehe es erste Abnutzungserscheinungen zeigte. Jetzt, mit etwas Abstand, ist es aber immer noch gut genug für diese Liste.
Anspieltipp: Living Well Is The Best Revenge

21. Oasis – Dig Out Your Soul
Wirklich schlecht war außer “Standing On The Shoulder Of Giants” noch kein Oasis-Album — dass sie allerdings mal wieder ein wirklich gutes Album machen würden, hätte ich auch nicht gedacht. Dann war “Dig Out Your Soul” da, tatsächlich gut, und mir war es irgendwie egal. Die Band und ich, wir sind beide älter geworden, und mit ihrem neuen Album verhält es sich wie mit dem zufälligen Treffen mit einem alten Schulfreund: das Wiedersehen ist herzlich, man denkt an alte Zeiten, trinkt zwei Bier und geht wieder getrennter Wege. Ein bisschen “Sgt. Pepper”, ein bisschen “Revolver”, ein bisschen weißes Album — und letztlich doch total Oasis.
Anspieltipp: Falling Down

20. Fettes Brot – Strom Und Drang
Mein erstes deutschsprachiges Hip-Hop-Album, ich sag’s gern immer wieder. Und es ist laut, heiß, witzig, euphorisch, traurig, klug, kurzum: gut. In den Neunzigern hätte man mit der Hälfte der Songs eine Riesenkarriere begründen können, heutzutage wird sowas von Sido, Bushido und Schlimmerem in den Schatten gestellt. Aber das kann mir ja egal sein. Und den Broten hoffentlich auch.
Anspieltipp: Das Traurigste Mädchen Der Stadt

19. She & Him – Volume One
In dem Moment, wo Zooey Deschanel zu singen beginnt, sind alle Vorurteile über singende Schauspielerinnen vergessen — und in dem Moment, wo man ihr in die Augen blickt, auch alles andere. Gemeinsam mit M. Ward hat sie ein sommerlich-leichtes Album mit Folk- und Sixties-Anleihen aufgenommen, dessen Beschwingtheit manchmal haarscharf an dem Punkt vorbeischrammt, wo es nervig werden könnte. Aber dann kommt ein so todtrauriges Lied wie “Change Is Hard” und man möchte Zooey Deschanel unbedingt trösten.
Anspieltipp: Change Is Hard

18. Gregor Meyle – So Soll Es Sein
Irgendwo zwischen Herbert Grönemeyer und Tomte, Tom Liwa und Clueso war noch Platz und genau dort passte Gregor Meyle wunderbar rein mit seinen klugen und pathetischen Texten und seiner entspannten Musik. Damit bewegt man vielleicht keine Massen, aber diejenigen, die zuhören.
Anspieltipp: Niemand

17. Jakob Dylan – Seeing Things
Bei den Wallflowers wirkte er mitunter verunsichert durch den Status des One Hit Wonders, das ständige Interesse an seiner Person, die eigenen Ansprüche und die der Plattenfirmen. Und dann setzte sich Jakob Dylan hin und nahm ein Soloalbum auf, bei dem er absolut sicher und fokussiert wirkt, und das trotzdem fein und zerbrechlich klingt (“Produced by Rick Rubin” halt). Dass er einer der besten Texter seiner Generation ist, hat sich leider immer noch nicht rumgesprochen, aber auf diesem Album kann man sich davon überzeugen.
Anspieltipp: Something Good This Way Comes

16. Slut – StillNo1
Manchmal kann man echt Pech haben mit seinem Veröffentlichungsdatum: “StillNo1” kam im Februar raus, lief ein paar Wochen bei mir rauf und runter und verschwand dann im Regal (aus der Reihe: “sprachliche Bilder, die Dank MP3 vom Aussterben bedroht sind”). Für diese Liste habe ich es noch mal hervorgekramt und erneut festgestellt, dass es sich um ein sehr gutes, anspruchsvolles Album handelt. Einiges erinnert an das, was Coldplay Dank ihrer Popularität ein paar Monate später mit “Viva La Vida” einem internationalen Millionenpublikum unterjubeln konnten, aber Slut hatten dieses Glück natürlich nicht.
Anspieltipp: If I Had A Heart

15. Coldplay – Viva La Vida
Gerade noch von ihnen gesprochen, sind Coldplay auch schon da! So klangen seit den Achtzigern keine Nummer-Eins-Alben mehr: Songs, die ineinander übergehen; Motive, die nicht nur auf der CD, sonder auch auf der Nachfolge-EP immer wieder aufgenommen werden; pompöseste Pop-Arien mit viel Rhythmus und noch mehr Melodie, und Single-Hits, auf die kein Schwein tanzen kann. Coldplay verkaufen (relative, wir wollen ja auch nicht übertreiben) Hochkultur als Pop und sind damit das Gegenteil von Paul Potts — aber ähnlich erfolgreich.
Anspieltipp: 42

14. The Killers – Day & Age
Ich würde nie von mir behaupten, Brandon Flowers verstanden zu haben. Aber ich habe dann doch genug Durchblick um zu bemerken, dass er und seine Band zumeist kolossal missverstanden werden. Vielleicht meinen sie das mit den Steeldrums, den Saxofonen und dem Discofox ernst — na und, wenn es hinterher doch so viel Spaß macht, es zu hören? “Day & Age” erschien zeitgleich mit “Chinese Democracy” und alles, was bei Guns N’ Roses knapp jenseits der Grenze des Zumutbaren ausgekommen ist, funktioniert bei den Killers noch. Bei den ersten zwei Durchläufen habe ich dieses Album gehasst, danach geliebt.
Anspieltipp: This Is Your Life

13. Jason Mraz – We Dance. We Sing. We Steal Things.
Wenn Sie mich vor acht Jahren gefragt hätten, wie Popmusik im Jahr 2008 klingt, hätte ich eher auf das getippt, was Robbie Williams vor ein paar Jahren auf “Intensive Care” versucht hat. Ich hätte eher nicht damit gerechnet, dass man mit Akustikgitarren und Tiefenentspannung in die Charts kommt, aber dann kam Jason Mraz und zeigte mir einmal mehr, dass ich von der Zukunft keine Ahnung habe. Man will das ja nicht immer wieder schreiben, aber: so wie dieses Album (von dem es aktuell eine Special Edition mit in Deutschland bisher unveröffentlichten Songs und einer Live-DVD gibt), so klingt der Sommer.
Anspieltipp: Details In The Fabric

12. Travis – Ode To J. Smith
Irgendwie ist das ja gemein: Während ich an Ben Folds immer fast überirdische Ansprüche stelle, dürfen Travis machen, was sie wollen, und ich finde es eigentlich immer gut. Aber “Ode To J. Smith” ist einfach ein gutes Album. Hatten Travis auf “The Boy With No Name” schon alle Phasen ihrer bisherigen Karriere vereint, tun sie es auf “Ode To J. Smith” erneut, aber mit einem Schwerpunkt auf der lauteren Seite. Ja, Travis können rocken (sie tun es außer auf “The Invisible Band” eigentlich auf jedem Album), und das bezweifelt hoffentlich auch niemand mehr. Dass Fran Healy im Aussehen immer mehr an Michael Stipe von R.E.M. erinnert, kann kein Zufall sein, denn die dürfen ja auch machen, was sie wollen.
Anspieltipp: Song To Self

11. Death Cab For Cutie – Narrow Stairs
Bestimmt gibt es Schlimmeres, als “die Band aus ‘O.C., California'” zu sein — und dieser kleine Hype von vor drei, vier Jahren kann auch nicht dafür verantwortlich sein, dass Death Cab (wie wir alle seit Seth Cohen sagen) immer noch so populär sind. Es ist natürlich auch die Musik. Und da zeigt sich einmal mehr der Trend des letzten Jahres: etablierte Bands, deren letzte Alben vielleicht ein bisschen zu gefällig ausgefallen waren, drehen ein bisschen an der Anspruchsschraube und es funktioniert immer noch. Okay, die Achteinhalb-Minuten-Single “I Will Possess Your Heart” wurde fürs Radio gekürzt und beschleunigt, aber in dem Fall zählt schon die Idee. Dass gute Texte viel zu selten gewürdigt werden, ist generell schade, im Falle von Ben Gibbard ist es allerdings fast ein Skandal.
Anspieltipp: Cath…

10. Lightspeed Champion – Falling Off The Lavender Bridge
Nachdem sich die Test Icicles, eine der außergewöhnlicheren Bands unserer Zeit, zerlegt hatten, fuhr Devonte Hynes nach Omaha, NE, um dort mit der Saddle-Creek-Posse eine Art Country-Album aufzunehmen, dessen Songs man sogar im Formatradio spielen könnte. Lässt man diese musikhistorischen Anekdoten außen vor, ist “Falling Off The Lavender Bridge” einfach eine gute, runde Platte.
Anspieltipp: Tell Me What It’s Worth

9. Hotel Lights – Firecracker People
Eines von zwei Alben in dieser Liste (und in den Top 10), das in Deutschland gar nicht “regulär” erschienen ist. Aber wen interessiert sowas? “Firecracker People” ist ein herbstliches Album mit vielen Folk-Anleihen, das eine gewisse schwere Melancholie ausströmt und doch immer wieder federleicht klingt (und auch mal rockt). Darren Jessee und seine Mitmusiker hätten mehr Aufmerksamkeit verdient — hier, in ihrer amerikanischen Heimat und in jedem Land der Erde. Und sagen Sie nicht, die Import-CD sei Ihnen zu teuer: das Album gibt es für 9,99 Euro im iTunes Music Store.
Anspieltipp: Blue Always Finds Me

8. Bon Iver – For Emma, Forever Ago
Das gab’s auch noch nie: Nachdem Bob Boilen von “All Songs Considered” über Wochen und Monate von Bon Iver (das spricht sich ungefähr “Boney Wer?”) geschwärmt hatte und die Kollegin Annika dann auch noch damit anfing, habe ich mich nach Silvester erstmalig mit dem Mann, der eigentlich Justin Vernon heißt, beschäftigt. Nun ist es natürlich etwas riskant, ein Album, das man erst wenige Tage kennt, direkt so weit vorne in die Liste zu stecken, aber andererseits gab es in ganz 2008 kaum ein Album, das ich so oft hintereinander hätte hören können. Die Songs, die Vernon in einer abgelegenen Holzhütte geschrieben hat, sind mit “entrückt” möglicherweise am Besten zu beschreiben. Man muss sich auf die Stimme und die spärliche, teils sphärische Musik einlassen, und wenn einem Beides nicht gefällt, kann ich das sogar ein wenig verstehen. Aber ich bin sicher: Sie verpassen was, so wie es mir fast passiert wäre.
Anspieltipp: Re: Stacks

7. Nizlopi – Make It Happen
Es kommt ja inzwischen leider eher selten vor, dass mich ein Konzert rundherum flasht, aber im Dezember in Köln war es mal wieder soweit: Wie diese zwei Männer da mit Gitarre, Kontrabass und ihren Stimmen einen Sound auf die Bühne brachten, der satter war als so manche Band und gleichzeitig völlig organisch, das hat mich nachhaltig beeindruckt. Fand ich “Make It Happen” vorher schon ziemlich gut, höre ich es seitdem noch mal mit ganz anderen Ohren. Ein anrührendes, kluges und bewegendes Album, das nur darauf hoffen lässt, dass die Beiden nach ihrer Auszeit weitermachen.
Anspieltipp: Drop Your Guard

6. Goldfrapp – Seventh Tree
Goldfrapp waren eine Band, die ich bisher immer eher so am Rand wahrgenommen hatte. Das hat sich mit “Seventh Tree” (und meinem Song des Jahres “A&E”) deutlich geändert. Ein Frühlingstag, komprimiert auf 41:35 Minuten, ein vorsichtiges Nebeneinander von Akustikgitarren und Elektronik-Spielereien, und über allem schwebt die Stimme von Alison Goldfrapp. Für die Statistikfreunde: dass die beste britische Platte auf Platz 6 landet, hat es bei mir auch noch nie gegeben (2 erste Plätze und ein zweiter seit 2005).
Anspieltipp: Road To Somewhere

5. Tomte – Heureka
“Hinter All Diesen Fenstern” und “Buchstaben Über Der Stadt” waren bei mir jeweils das Album des Jahres (2003 und 2006), dafür hat es diesmal nicht ganz gereicht. Das liegt aber nicht am Album, sondern an mir: es kam einfach irgendwie nicht ganz im richtigen Moment raus. Thees Uhlmann hält es für das beste Tomte-Album überhaupt, und zumindest musikalisch könnte er da durchaus recht haben. Bei einigen Songs brauchte ich ein bisschen Zeit, um mit ihnen warm zu werden, andere habe ich auf Anhieb geliebt. Tomte kann man nur hassen oder lieben, aber wer ihnen aufmerksam zuhört, der wird sich geliebt fühlen.
Anspieltipp: Küss Mich Wach Gloria

4. Sigur Rós – Með Suð Í Eyrum Við Spilum Endalaust
Seit vier Alben verfolge ich jetzt die Karriere von Sigur Rós und jedes Mal habe ich gedacht: “Ja, das ist sehr gut, aber irgendwie ist es mir zu künstlerisch, zu weit weg, zu wenig alltagstauglich.” Die Isländer sind immer noch weit vom Pop entfernt, aber auf ihrem fünften Album machen sie Musik, die man auch ohne Räucherstäbchen und Duftkerzen hören kann. Als hätten die Elfen und Kobolde “Sgt. Pepper” gehört.
Anspieltipp: Við Spilum Endalaust

3. Sir Simon – Battle
Simon Frontzek ist der einzige Mensch, der zwei Mal in dieser Liste auftaucht — und beide Male in den Top 5. Zum einen ist er der neue Keyboarder bei Tomte, zum anderen Sänger, Gitarrist und Songschreiber bei Sir Simon (Battle), deren Debütalbum so großartig ist, dass es einen Treppchenplatz verdient hat. Kleine unaufgeregte Pop-Perlen zwischen Wilco, Maritime und den Weakerthans. Verträumt und einfach schön.
Anspieltipp: The Last Year

2. The Hold Steady – Stay Positive
Auch wenn die ganz große verspätete Band-Neuentdeckung des Jahres für mich Hem waren (die aber 2008 kein Album veröffentlicht haben): The Hold Steady sind sicher im engsten Kreis. Die Kombination von roher Energie und Pop-Appeal, von jugendlichem Überschwung und erwachsener Resignation, von Musik und Text machen “Stay Positive” zu einem wahrhaft außergewöhnlichen Album. Und dazu diese ganzen Popkultur-Verweise!
Anspieltipp: Magazines

1. Fleet Foxes – Fleet Foxes
Carrie Brownstein meinte im Jahresrückblick von “All Songs Considered”, das Jahr 2008 sei ziemlich “emo” (die Amerikaner meinen damit etwas anderes als wir) und “beardy” gewesen. Das trifft natürlich beides auf Fleet Foxes zu, aber die Band macht viel zu gute Musik, um sich länger mit der Gesichtsbehaarung ihrer Mitglieder aufzuhalten. Dass es sich die Männer aus Seattle, WA erlauben konnten, Perlen wie “Sun Giant” oder “Mykonos” gar nicht erst aufs Album zu packen (sondern auf der “Sun Giant”-EP zu veröffentlichen), deutet an, dass ihnen die Songs nur so zufliegen. Und tatsächlich: das zweite Album der Fleet Foxes soll bereits in diesem Jahr erscheinen. Ausnahmsweise habe ich mal gar keine Befürchtungen, dass es schwächer werden könnte als das Debüt.
Anspieltipp: Quiet Houses

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Musik

Listenpanik: Songs 2008

Ich bin einer dieser Menschen, die Silvester hassen wie sonst nur Ebeneezer Scrooge das Weihnachtsfest. Ich kann nichts Festliches oder Tolles daran erkennen, neue Kalender aufhängen und mitnehmen zu müssen und auch das Durchstreichen von falschen Jahreszahlen im Januar (das seit der Einführung des Internetbankings rapide abgenommen hat) ist ein Brauch, auf den ich verzichten könnte. Davon ab muss ich Ihnen leider mitteilen, dass Forscher des Bochumer Lehr-Orts für erwähnenswerte Daten herausgefunden haben, dass “Dinner For One” nicht lustig ist und Bleigießen impotent macht.

Trotzdem ist der Robbie-Bubble-Kindersekt natürlich kaltgestellt und um die Zeit bis zum “Silvesterstadl” rumzukriegen, habe ich meine iTunes-Listen ein paar mal hin- und hersortiert, ein bisschen abgewogen und fühle mich jetzt seelisch in der Lage, die Songs des Jahres 2008 zu verkünden (nur um die Liste vermutlich noch heute Nacht wieder umsortieren zu wollen). Wie üblich ist alles total subjektiv:

25. Danko Jones – Take Me Home
“Never Too Loud” war irgendwie nicht so wirklich das Album, das man nach “Sleep Is The Enemy” erwartet hätte: ein bisschen zu verhalten, ein bisschen zu lang, Tempolimit statt durchgetretenem Gaspedal. “Take Me Home” ist dann auch noch der untypischste Danko-Jones-Song überhaupt mit seinen Akustikgitarren und den John-Denver-Anleihen. Aber weil Danko Jones eben Danko Jones ist (sind) und nicht Kid Rock, funktioniert dieser Irrsinn trotzdem. Und ein Lied, in dem der Refrain auf “Take me home to where my records are” endet, muss man sowieso hervorheben, so lange die Leute noch wissen, was diese physischen Tonträger überhaupt sind.

24. Jakob Dylan – Valley Of The Low Sun
Stellen Sie sich vor, Sie wären der Sohn von Bob Dylan und würden Musik machen! Jakob Dylan gebührt allein deshalb Respekt, dass er sich diesen ganzen Vergleichen und Fragen seit fast 20 Jahren aussetzt — und jetzt kann er sich nicht mal hinter den Wallflowers verstecken, jetzt steht sein Name auch noch auf dem Album. Und er singt einfach völlig reduzierte Folk-Musik, die eher an Warren Zevon, Bruce Springsteen und Johnny Cash erinnert als an Musiker ähnlichen Namens. “Valley Of The Low Sun” ist eine gewaltige, schleppende Ballade, so schön wie ein Sonnenuntergang in der Sierra Nevada.

23. Slut – If I Had A Heart
Ach ja: Slut haben ja dieses Jahr auch ein Album veröffentlicht — und das war noch nicht mal schlecht. “If I had a heart / I would have a heartache” kann als Zeile tierisch in die Hose gehen, aber so wie Chris Neuburger das singt, klingt es einfach aufrichtig und klug.

22. Clueso – Keinen Zentimeter
Dieser Groove, dieser fast (aber nur fast) vernuschelte Gesang, dieser gefühlvolle, aber gänzlich unkitschige Text. Mehr Understatement als “Ich würd’ gern mit Dir viel mehr unternehmen” passt in keine Liebeserklärung!

21. Jason Mraz – I’m Yours
Ich hab lange überlegt, ob es auch hier unbedingt die Single sein musste, aber doch: so klingt der Sommer. Selbst bei Minusgraden meint man sich daran erinnern zu können, wie man zu diesen Klängen mit der Liebsten im Gras gelegen und in den wolkenlosen Himmel gestarrt hat — auch wenn man das nie getan hat. Anders als der vielverglichene Jack Johnson hat Jason Mraz aber noch mehr auf Lager als diesen Strand-Schunkler und wird uns deshalb bei den besten Alben des Jahres wieder begegnen.

20. The Verve – Love Is Noise
Okay, das Comeback-Album von The Verve habe ich drei oder vier Mal gehört, ehe es mir zu langweilig wurde. Aber diese Single! Hypnotisch, euphorisch, in die Beine gehend — manche würden schlichtweg “nervig” dazu sagen. “Love is noise, love is pain” ist auch wieder so ein Satz, der schon von den richtigen Leuten gesungen werden muss, um nicht doof zu klingen. Richard Ashcroft ist ein richtiger Leut.

19. Death Cab For Cutie – The Ice Is Getting Thinner
Vielleicht hat nie jemand einen besseren Text darüber geschrieben, wie das ist, wenn die Liebe langsam nachlässt, als Ben Gibbard hier. Dazu eine Instrumentierung, die mit “spärlich” noch euphemistisch umschrieben ist und fertig ist der Gänsehautsong 2008. Wer dieses Lied hört und nichts fühlt, ist vermutlich tot.

18. Nizlopi – Start Beginning
Weil das Album “Make It Happen” in Deutschland nicht regulär erschienen ist, sind Nizlopi durch das Listenpanik-Raster gefallen. Aber Kathrin hat das Konzert, für mich das Beste des Jahres war, ja hier im Blog noch ausreichend gewürdigt. Hier also ein Lied mit Gitarre, Kontrabass, Beatboxing und Gospelchor, für das das Wort “uplifting” erfunden werden müsste, wenn es nicht schon im Wörterbuch stünde.

17. Tomte – Der letzte große Wal
Schon wieder die Single? Ja, tut mir leid, ich kann mir nicht helfen. Bei Tomte setzt bei mir der letzte Rest Objektivität aus, deswegen nehme ich einfach mal das naheliegendste Lied. Aber das ist ja auch gut. Thees Uhlmanns Stimme ist wie eine einzige Umarmung, die auch vor Leuten, die so voller Hass sind wie diese Schreiber, keinen Halt macht. Er ist der letzte große Wal, der die kleinen Fische zum Frühstück verspeist.

16. Travis – Before You Were Young
Noch so eine Band, wo für Objektivität kein Platz ist. “Ode To J. Smith” war aber auch wieder ein gutes Album — dass bei den vielen Rocknummern der beste Song ausgerechnet wieder eine melancholische Ballade ist, liegt an mir, echt! Oder an dem schönen Text, der grandiosen Steigerung und überhaupt allem, was “Before You Were Young” ausmacht.

15. Gregor Meyle – Irgendwann
Stefan Raabs Castingshow war eine feine Sache: für die Charts fiel Stefanie Heinzmann ab (die ihren Job auch wirklich gut macht), für die nachdenklicheren Momente Gregor Meyle. Der ist nicht nur ein sympathischer Gesprächspartner, sondern auch noch ein sehr guter Songwriter: textlich geht er manchmal bis ganz knapp vor die Schlagergrenze (aber was will man machen, wenn man jedes Wort versteht?), musikalisch ist er auf Weltniveau und “Irgendwann” ist ein Lied, das Sehnsucht und Antriebslosigkeit, Optimismus und Resignation bestens ausbalanciert in viereinhalb Minuten packt.

14. Nada Surf – Whose Authority
Ich bezweifle ja, dass Nada Surf irgendwas falsch machen können, und auch “Lucky” ist wieder ein sehr feines Album geworden. “Whose Authority” ist diese ganz spezielle jugendliche Mischung aus Übermut und Melancholie in Musik gegossen und das Video, das im Licht der tiefstehenden Sonne badet, passt wie die Faust aufs Auge.

13. Coldplay – Viva La Vida
Können Sie’s noch hören? Ich habe Glück, da ich mich ja vom Radio fernhalte. Zwar haben alleine diese Woche ungefähr 42 Jahresrückblicke versucht, mir das Lied doch noch zu verleiden, aber irgendwie ist es dann doch resistent gegen solche Verwurstungen. Wann geht schon mal ein Lied mit biblischen Motiven, dessen ganze Rhythmusstruktur auf Streichern, Pauken und Glocken (!) aufbaut, in die Charts? Nach langem Studium kann ich Parallelen zu “Disarm” und “Tonight, Tonight” von den Smashing Pumpkins erahnen, aber Chris Martin hat die schönere Stimme. So klingt es, wenn man die Welt regiert.

12. The Hold Steady – Constructive Summer
Definitiv eine meiner Entdeckungen des Jahres: The Hold Steady. So müssen Alben übrigens losgehen: mit etwas Klavier, vielen Gitarren, etwas (aber nur etwas) Gegröle, Eskapismus und Verweisen auf Joe Strummer (“I think he might have been our only decent teacher”). So klingt es, wenn große Gefühle auf gerade noch gebremste Energien treffen.

11. R.E.M. – Supernatural Superserious
Michael Stipe könnte die Schlagzeilen singen und es wäre ein großer Song. Entschuldigung, ich höre gerade, das ist bereits geschehen und hieß “It’s The End Of The World As We Know It (And I Feel Fine)”. Egal: R.E.M. werden nie ein schlechtes Album machen und “Accelerate” war eine gelungene Rückkehr zu den Wurzeln. “Supernatural Superserious” sollen ihnen diese ganzen 18-Jährigen erstmal nachmachen. (Und er singt wirklich nicht “Gisela, Giselei”? Nein? Okay.)

10. The Gaslight Anthem – Old White Lincoln
Warum man dann manchmal doch noch mal Radio hören sollte: Man könnte dort bisher übersehene Juwelen entdecken. So wie dieses feine Lied (das Album habe ich mir immer noch nicht gekauft, was sich vermutlich bei der Albenliste rächen wird), das nach 30 Mal hören zwar immer noch verblüffende Parallelen zu The Cure und den Killers aufweist, aber eben doch eigenständig genug ist, um es innerhalb von dreieinhalb Wochen noch in die Top 10 geschafft zu haben.

9. Fettes Brot – Lieber Verbrennen als Erfrieren
“Wir sind jung, wir sind frei, das ist unsere Stadt / Wir haben nichts zu verlieren / Es ist soweit, ich bin dabei, denn das ist unsere Nacht / Lieber verbrennen als erfrieren” — Noch Fragen? Na gut: Nein, das ist gar keine Dicke-Hose-Hymne. Party ja, aber keine ohne Morgen. So sollte deutschsprachiger Hip Hop immer sein, es muss ja nicht immer gegen Frauen und Schwule gehen.

8. Black Kids – I’m Not Going To Teach Your Boyfriend How To Dance
Das Debütalbum der Black Kids fand ich bisschen nichtssagend, aber wer darauf so einen überdrehten Tanzbodenfüller unterkriegt, ist natürlich wenigstens bei den Songs des Jahres vorne mit dabei. Die Verteilung der Geschlechterrollen im Text erschließt sich mir kein bisschen, aber wer wird beim wüsten Herumwackeln noch auf sowas achten? “Dance, dance, dance, dance!”

7. The Ting Tings – Great DJ
Sie meinen, “That’s Not My Name” sei der bessere, weil noch ein bisschen irrere Song gewesen? Mag sein, aber “Great DJ” hatte mich beim ersten Hören in “All Songs Considered”. Ein schlichtes Lied, das aber auch gar nicht mehr will als unbedingtes Mitzappeln und -singen. Und das funktioniert hier ja wohl großartig. Die Trommeln, übrigens!

6. Hotel Lights – Amelia Bright
Ganz krasser Richtungswechsel jetzt: Eine Folkballade, die mich seit sieben Jahren begleitet hat und jetzt endlich “fertig” ist. Das ist natürlich viel mehr Zeit, als sonst irgendein Lied hatte, um mir ans Herz zu wachsen, aber die Studioversion ist ja auch wunderschön geworden. Neben Nizlopi sind Hotel Lights der Geheimtipp auch in diesem Jahr und wir werden beide Bands so lange in den Himmel schreiben, bis zumindest ihre Alben hierzulande zu Kaufen sind.

5. Sigur Rós – Inní Mér Syngur Vitleysingur
Lieder, deren Namen man sich beim besten Willen nicht merken kann, haben es mitunter etwas schwer, wenn es um das Erstellen von Bestenlisten geht: “Hier, Dings, dieses Lied mit dem Klavier, den Bläsern und dem entrückten Gesang!” Egal: Dank Copy & Paste wissen wir jetzt alle, dass dieses Lied “Inní Mér Syngur Vitleysingur” heißt (was auch immer das heißen mag), und dass es großartig ist, müssen Sie mir glauben (oder es nachhören). Zu meinem nächsten Geburtstag wünsche ich mir eine Marching Band, die mit diesem Lied durch meine Bochumer Bergarbeitersiedlung marschiert (einen Schokoladenspringbrunnen habe ich ja dieses Jahr schon bekommen).

4. MGMT – Time To Pretend
Nennen Sie mir eine Möglichkeit, diesem Keyboard-Riff zu widerstehen, und ich müsste nicht jedes Mal “Waaah, wie geil!” schreien, wenn ich das Lied irgendwo höre. Wenn Sie bei allem Arschwackeln dann vielleicht noch ein bisschen Wertschätzung für diesen unglaublich klugen Text übrig hätten, könnten wir die Missionsarbeit an dieser Stelle auch beenden und nur noch diesem großartigen Indieknaller lauschen.

3. Fleet Foxes – White Winter Hymnal
Ich wiederhole mich gerne, aber die ersten 30 Sekunden dieses Liedes zählen mit zum Besten, was es dieses Jahr überhaupt zu Hören gab. Der Rest des Liedes (und des ganzen Albums) glücklicherweise auch und deshalb ist “White Winter Hymnal” natürlich völlig zu Recht auf dem Treppchen vertreten.

2. The Killers – Human
Auch nach über 50 Durchgängen bin ich mir sicher: dieser Song ist arschgeil! Meckern Sie ruhig alle rum von wegen Michael Wendler. Selbst wenn Thees Uhlmann und ich neben Brandon Flowers die einzigen Menschen auf der Welt wären, die dessen Texte zu schätzen wüssten: es bliebe immer noch ein absoluter Oberhammer von Popsong! Allein diese unfassbar brillante Frage “Are we human or are we dancer?”, da braucht man doch weder Hegel, noch Kant noch Douglas Adams, das ist der absolute Kern von Philosophie! Und jetzt Ruhe!

1. Goldfrapp – A&E
Ganz, ganz knapp sind die Killers nur Zweite geworden, weil dieses Lied dann am Ende doch noch ein kleines bisschen besser war. So hypnotisch, so klug aufgebaut und so wunder-wunderschön. Ich musste das Lied ungefähr 40 Mal hören, bis ich begriffen habe, worum es in dem Text eigentlich gehen könnte (gescheiterter Selbstmordversuch wegen Liebeskummers), aber selbst wenn es um die Abgeltungssteuer ginge: kein Lied war 2008 in der Summe besser als “A&E”. Und wenn ich das nach mehr als acht Monaten der Dauerrotation sage, wird es schon stimmen, oder?

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Frittierte Rock-Nostalgie

Mit Nostalgie ist das ja immer so eine Sache: viele Dinge sonnen sich nur noch in ihrem einstigen Ruhm und sind bei genauer Betrachtung heute ganz schlimm. Led Zeppelin ohne Robert Plant, zum Beispiel, viele Fußballvereine oder auch Weihnachten mit der Familie.

Die Essener Grugahalle feiert in diesem Jahr ihren fünfzigsten Geburtstag. Sie ist Betongewordene Bonner Republik (Willy Brandt und Konrad Adenauer haben dort Reden gehalten), deren Architektur den Optimismus der 1950er Jahre perfekt wiedergibt und die deshalb ohne Mädchen in Petticoats und Männer mit Anzügen und Hüten antiker wirkt als so manch mittelalterlicher Sakralbau. Eine Cousine meines Vaters hat dort 1966 die Beatles live gesehen, was sie in der Verwandtschaft zu einer kleinen Berühmtheit macht.

Die Grugahalle ist untrennbar mit den legendären “Rockpalast”-Nächten des WDR verbunden, die damals noch live im Fernsehen übertragen wurden. Grateful Dead haben damals dort gespielt, Mitch Ryder und Bap. Und obwohl man meinen sollte, dass man mit Fernsehübertragungen von Konzerten nicht allzu viel falsch machen kann, ist auch der “Rockpalast” heute angestaubter denn je: Manuel Unger, für den man beim Ewige-Jugend-Sender Eins Live keine Verwendung mehr hatte, wird heutzutage mitten in die Livesets geschnitten und stellt dort Fragen, die älter sind als Peter Rüchel und Alan Bangs zusammen.

Aus den eingangs geschilderten gefährlichen Nostalgie-Gründen haben sich Grugahalle und WDR zusammengetan, noch einmal eine “Rockpalast”-Nacht auszurichten, deren Headliner Ben Folds und Travis die Hauptrolle in meiner ganz persönlichen Konzert-Nostalgie-Geschichte spielen. Es war also klar, dass ich gestern dabei sein musste.

Fast wäre daraus nichts geworden, denn die Securities am Eingang, die offenbar erst letzte Woche vom Department of Homeland Security abgeworben worden waren, wollten mich nicht in die Halle lassen, so lange ich ein Taschenmesser in meiner Hosentasche hatte. Sowas könne man nie mit reinnehmen, erklärte mir der überaus unfreundliche Schrank, und riet mir, das Messer wegzuwerfen. Da ich erstens mit meinem Schweizer Messer bisher bei keinem Konzert und Stadionbesuch Probleme gehabt hatte und ich zweitens keine 15 Jahre alten Wertgegenstände in Mülltonnen zu werfen pflege, musste ich mir erst einmal ein gutes Versteck (im Radkasten eines WDR-LKW) suchen. Auch bei meinem zweiten Versuch, die Halle zu betreten, wurde ich gründlicher abgesucht als am New Yorker Flughafen JFK. Aber man kennt ja die Gefahren, die von verliebten Teenagern in Chucks und ergrauten Rockfans ausgehen. (Dass natürlich fast jeder Besucher mit einem Videohandy in die Halle gehen durfte, mit dem er Urheberrechtsverletzungen in Millionenhöhe begehen könnte, steht auf einem anderen Blatt.)

Als ich dann endlich in der Halle war, hatte ich The Rascals schon verpasst, was angeblich nicht weiter schlimm war. Der Hallenboden war notdürftig mit sich wellendem PVC ausgelegt, die Halle selbst in der Mitte mit Vorhängen abgetrennt. Es sah aus, wie es eben in Mehrzweckhallen aussah, bevor sie “Kölnarena” und “O2 World” hießen”, und roch fürchterlich nach Frittierfett, was an der Imbisstheke im Erdgeschoss lag, die (samt Belegschaft und Würstchen) vermutlich auch schon bei den Beatles dort stand. Es fällt schwer, sich ein würdeloseres Ambiente für seine Lieblingskünstler auszudenken, ohne die Begriffe “Möbelhaus” oder “Autohaus” zu verwenden. Und dann spielten Glasvegas irgendwelchen düsteren Joy-Division-Indierock.

Fleet Foxes live on stage

Es konnte also nur noch besser werden, als die Fleet Foxes die Bühne betraten. Ihr Auftritt war noch besser als der in Haldern, was unter anderem daran lag, dass sie nur noch knapp ein Drittel ihrer Brutto-Spielzeit mit Pausen verbrachten und nicht mehr die Hälfte. Sänger Robin Pecknold, der sich vorher via iPhone noch informiert hatte, was für eine Stadt Essen überhaupt ist, nutzte gleich mal die Gelegenheit, sich über den Namen “Rockpalast” lustig zu machen, und die ganze Band versuchte sich in krassen Rockerposen. Dann stimmten sie wieder ihren vierstimmigen Gesang an und zupften ihre großartigen Folksongs. Weder Musik noch Aussehen der Band deuteten auf das Jahr 2008 hin.

Donavon Frankenreiter verfolgte ich aus einiger Entfernung im Sitzen. Es war netter Pop zwischen Jack Johnson und Jason Mraz, aber ich musste ja eh meine Kräfte sparen.

Ben Folds live on stage

Denn dann kam Ben Folds auf die Bühne. Anders als zu Zeiten seines Trios Ben Folds Five war Folds diesmal tatsächlich zu fünft, um den Sound seines neuesten Albums möglichst originalgetreu auf die Bühne zu bringen. Entsprechend opulent klang das Ganze, dafür gab es – bei knapp fünfzig Minuten Spielzeit kein Wunder – keinerlei Improvisationen und auch keinen einzigen Ben-Folds-Five-Song. Dafür gab es von “Dr. Yang” und “Bitch Went Nutz” je gleich zwei Versionen — einmal die vom neuen Album und einmal die vom Fake-Album, das Folds zuvor über Tauschbörsen verteilt hatte. Es war ein (bis auf gelegentliche Textaussetzer) höchst professioneller Auftritt, und trotzdem fehlte etwas.

Travis live on stage

Dieses Etwas, das wir “Seele” nennen wollen, kam dann mit Travis auf die Bühne. Die rocken ja seit Neuestem wieder und klangen entsprechend stürmisch wie lange nicht mehr. Zwischen die neuen Songs und die umjubelten Hits der mittleren Phase hatten sie ein paar Uralt-Songs ins Set gepackt, darunter “U16 Girls”, das ich noch nie live gehört hatte, und “Falling Down”, das Fran Healy gleich mal inmitten des Publikums sang. Als sie dann im Zugabenblock noch “Flowers In The Window” nur mit Akustikgitarre (und ohne irgendeine Form von Verstärkung) spielten, war die Lagerfeueratmosphäre komplett und ich war mir sicher, das beste Travis-Konzert meines Lebens gesehen zu haben (es war mein fünftes insgesamt). Auch die zwischendurch aufkommende Frage, warum man sich überhaupt noch Livekonzerte (und mit ihnen ein oft nervtötendes Publikum) antun muss, wurde in dem Moment beantwortet, als ich einen älteren Herrn, der mich an meinen früheren Mathelehrer erinnerte, bei Travis strahlend im Takt wippen sah. Sowas sieht man im Fernsehen ja nie.

Vor der Halle wurde ich dann aber wieder von der kalten Essener Realität eingeholt, als ich feststellte, dass der Nachtbus mitnichten an der Haltestelle “Messe/Gruga” abfuhr, an der ich stand, sondern offenbar an einer namensgleichen irgendwo anders. (Es sei hier nur noch einmal daran erinnert, dass das Ruhrgebiet und Essen insbesondere in dreizehneinhalb Monaten “Kulturhaupstadt Europas” genannt werden wollen und Gäste aus der ganzen Welt erwartet werden. Da wäre es natürlich hilfreich, wenn sich auch fremdsprachige Besucher in dieser Katastrophe von Städtebau und ÖPNV bewegen könnten — etwas, was heute nicht mal Anwohnern der Nachbarstädte gelingt.)

Am Wochenende 6./7. Dezember wird die “Rockpalast”-Nacht von gestern im WDR Fernsehen ausgestrahlt.

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Alte Helden, neue Alben

Die tragische Geschichte, wie ich vor neun Jahren die “Rolling Stone Roadshow” mit Ben Folds Five, Travis und Gay Dad ignorierte, habe ich ja schon mehrfach erwähnt.

Offenbar hat sich mein Karma-Konto aber in der Zwischenzeit so weit aufgeladen, dass mir das Schicksal zumindest eine grobe Revanche anbietet: am 22. November spielen Ben Folds und Travis (sowie Fleet Foxes, Glasvegas, The Rascals und Donavon Frankenreiter) gemeinsam in der Essener Grugahalle. Also Weihnachten, Geburtstag und Ostern für mich. Ob Folds wie beim Tourfinale vor neun Jahren nur mit einem Cowboyhut bekleidet bei Travis die Bühne stürmen wird, wird sich zeigen.

Vorher haben Ben Folds und Travis aber auch noch am selben Tag ihre neue Alben veröffentlicht.

Und wie die so sind, steht in der bewährten Track-by-track-Analyse:

Ben Folds – Way To Normal

Travis – Ode To J. Smith

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Listenpanik 08/08

Nein, wirklich: Es ist reiner Zufall, dass diese Liste so aussieht, wie sie aussieht. Dass hier ein Folk-Album hinter dem nächsten kommt (bei den Songs kommt dann noch etwas Britpop). Dass ich mich in ziemlicher Hilflosigkeit zu nichtssagenden Fan-Aussagen wie “großartig” und “toll” hinreißen lasse. Aber was soll ich tun? Das sind einfach verdammt tolle Platten gewesen im August!

Alben
1. Fleet Foxes – Fleet Foxes
Akustikgitarren, Orgeln, Satzgesänge. Musik, die auch direkt aus den Siebzigern stammen könnte: Crosby, Stills & Nash klopfen an, Simon & Garfunkel und die Beach Boys. Diese Band aus Seattle, WA macht sakralen “Chamber Pop”, der live noch unglaublicher und Gänsehaut-verursachender ist, als man sich das beim Hören ihres Debütalbums vorstellen kann. Mehr als “großartig” fällt mir nicht ein, lesen Sie lieber, was Robin Hilton dazu schreibt (und hören Sie sich das dort verlinkte Livekonzert an).

2. Hotel Lights – Firecracker People
Folkig und poppig, aber irgendwie doch ziemlich anders geht es weiter. Lesen Sie hier, wie ich zu der Band kam und warum ich sie so toll finde. Den Herbst, der in Bochum schon seit einigen Tagen einen Fuß in der Tür hat, übersteht man am Besten mit dem passenden Soundtrack. Hier ist er.

3. The Dodos – Visiter
Offenbar scheint es irgendein mir nicht bekanntes Gesetz zu geben, das einen bei dieser Band zwingt darauf hinzuweisen, dass Dodos dicke Laufvögel waren, die ausgestorben sind. (Was hiermit erledigt wäre.) Dabei handelt es sich beim Zweitwerk dieses Duos aus San Francisco, CA um weitgehend Vogel-freien (haha), quicklebendigen, sehr rhythmischen … äh: Indie Folk.

4. Kathleen Edwards – Asking For Flowers
Anzeichen, dass man alt wird (Folge 981): In der Bahnhofsbuchhandlung vor “Musikexpress” (“Die 500 besten Gitarrenmomente der Rockgeschichte”) und “Rolling Stone” (Barack Obama) stehen und dann aufgrund der sonst noch erwähnten Künstler (und der beigelegten CD) den “Rolling Stone” kaufen. Kathleen Edwards ist eine 30-jährige Kanadierin, die aber weniger an Joni Mitchell erinnert und mehr an k.d. lang, Aimee Mann und Bruce Springsteen (vorausgesetzt, Bruce Springsteen wäre nicht der Inbegriff von Männlichkeit, natürlich). Einer der besten Songs ihres Debüt-Albums (“Asking For Flowers” ist ihr drittes Album) hieß “One More Song The Radio Won’t Like” – ein Umstand, der bei diesen Liedern eigentlich kaum vorstellbar, aber vermutlich leider trotzdem wahr ist.

5. Conor Oberst – Conor Oberst
Mit dem letzten Bright-Eyes-Album “Cassadaga” bin ich irgendwie nie so richtig warm geworden. Das macht aber nichts, denn Bright-Eyes-Mastermind Conor Oberst (ich muss die Schreibweise des Vornamens immer noch jedes Mal nachgucken) hat schon wieder ein neues Album fertig, das ein bisschen gefälliger klingt (die Stimme muss man freilich immer noch mögen) und auch mehr rockt. Und mit “Souled Out!!!” wird er plötzlich sogar bei WDR 2 gespielt.

Songs
1. Fleet Foxes – White Winter Hymnal
Vergessen Sie kleine Spiegel unter der Nase und Puls am Handgelenk: wenn Sie jemandem die ersten dreißig Sekunden von “White Winter Hymnal” vorspielen und er bekommt keine Gänsehaut, ist er mit hoher Wahrscheinlichkeit tot. Sie sollten trotzdem noch einen Arzt zu Rate ziehen. Und dem können Sie dann das ganze Album (s.o.) vorspielen.

2. Hotel Lights – Amelia Bright
Es ist schon etwas seltsam, wenn man ein Lied schon seit sieben Jahren liebt und es dann zum ersten Mal offiziell hört. “Amelia Bright” hat mich von Anfang an beeindruckt: die erhabene Melodie und der melancholische Text strahlen gemeinsam eine außerordentliche Schönheit aus. Einfach toll.

3. The Verve – Love Is Noise
Ich muss mal grad meinen imaginary friend fragen, ob ich eigentlich je großer The-Verve-Hörer war. “Na ja, ‘Urban Hymns’ halt”, sagt der. Und: “eher so die Solosachen von Richard Ashcroft”. Ach so. Darf ich mich trotzdem freuen, dass die Band zurück ist und mit “Love Is Noise” gleich mal einen absoluten Dampfhammersong rausgehauen hat? Gut. Das Album kickt mich leider (bisher) noch nicht so ganz, weswegen es auch an der obigen Top-5-Liste vorbeigeschrammt ist. Und jetzt verrate mir mal bitte einer, was das da für “Oh oh”-Geräusche im Hintergrund sind!

4. Primal Scream – Can’t Go Back
Primal-Scream-Fan war ich definitiv nie (zu jung), aber dieser Song ist schon ein ziemlicher Tanzboden-Stampfer. Hier wüsste ich gerne, was das für “Whoohohohohoo”-Geräusche sind.

5. Travis – Something Anything
Der Weezer-Song des Jahres kommt von … Travis! Was in die Schotten gefahren ist, die einst als “Schmuserocker” verspottet wurden, weiß ich auch nicht. Rock’n’Roll vermutlich, denn es scheppert ganz ordentlich – und klingt trotzdem toll. Warum die neue deutsche Plattenfirma lieber einen anderen Song als Single veröffentlicht, ist allerdings noch sehr viel merkwürdiger als die neue (alte) musikalische Richtung der Band.

[Listenpanik – Die Serie]