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Musik Digital

Programmhinweis: Bloggenhagen

Ich bin heute Morgen um 4.50 Uhr aufgestanden und nach Kopenhagen geflogen. Was ich da so erlebt habe und – vor allem – was ich dort in den nächsten Tagen als Mitglied der deutschen Delegation beim Eurovision Song Contest erleben werde, können Sie in meinem kleinen Videotagebuch sehen, das ich täglich für eurovision.de produziere:

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Morgen sind dann – wieder zu einer etwas unchristlichen Zeit – die ersten Proben von Elaiza, am Abend gibt es die traditionelle Welcome Reception, die auch immer ein ganz besonderes Ereignis ist. Nur, dass Stefan diesmal nicht mit dabei sein wird (und Lena Meyer-Landrut und Dirk Elbers auch nicht).

Alle Folgen finden Sie auf YouTube, außerdem poste ich bei Twitter unter @eurovisionde weitere Eindrücke von hinter den Kulissen.

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Politik Gesellschaft

Lucky & Fred: Episode 3

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In der April-Ausgabe von Lucky & Fred vergleichen wir Franz Josef Wagner mit Wolfgang Schäuble und Gerhard Schröder mit den anderen deutschen Kanzlern. Wir spekulieren über eine Welt ohne 11. September, sprechen über unsere akademischen Laufbahnen und Streik-Erinnerungen und liefern Euch die definitive Eselsbrücke zur Zeitumstellung.
Außerdem gibt es eine kleine ESC-Vorschau, eine Art Reiseführer Ruhrgebiet und irgendwas mit Tassen.

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Musik

Opa erzählt vom Rock

Ich hab mir neulich ein Stück meiner Jugend gekauft, für 1,59 Euro im Gebrauchtwarenbereich von Amazon:

Myballoon (Symbolbild).

Myballoon müssen irgendwann im Jahr 2000 oder 2001 meine Aufmerksamkeit erregt haben, als ihr Debütalbum “Perfect View” in der “Neuheiten”-Sektion der Dinslakener Stadtbibliothek stand — damals meine Hauptquelle für neue Musik, die über mein Taschengeldbudget hinausging. Sieben, acht Songs von “Perfect View” fanden ihren Weg in meine MP3-Sammlung (für ganze Alben war der Speicherplatz damals noch zu teuer), wobei ihr “Hit” “On My Way” nicht dabei war, wie ich gerade bei der Wikipedia-Lektüre amüsiert festgestellt habe. Aber dafür Songs wie “Never Let You Go”, “Come Around”, “Great Big Days” und vor allem “Happy”, die auf etlichen Mixtapes (für mich und andere) landeten und mich so durch Oberstufe und Zivildienst begleiteten. Im Sommer 2003, als die Finanznot der Kommunen noch nicht ganz so offensichtlich war, spielten Myballoon gar bei freiem Eintritt vor ca. 50 Besuchern auf dem Dinslakener Stadtfest.

Es war dieser Sound, wie es ihn damals tausendfach gab: Hymnische Popsongs mit ein bisschen Schmiss in der Instrumentierung, aber auch breiten Keyboardflächen und Chören im Hintergrund, mit etwas Melancholie und einem bisschen Pathos und mit eher egalen Texten. Es war die gute alte Zeit von Viva Zwei und “Visions”, von Bands wie Goo Goo Dolls, Third Eye Blind, Feeder, 3 Colours Red oder Vega4. In Deutschland gab es Bands wie Readymade und Miles und – die Wenigsten werden sich erinnern – Uncle Ho, Heyday, Hyperchild (Sänger: Axel Bosse), Re!nvented und – zu einem gewissen Grad – Reamonn.

Solche Musik wird heute nicht mehr gemacht. Das Hymnische ist an vielen Stellen dem Weinerlichen gewichen, die E-Gitarren wurden ausgestöpselt und die Keyboards und Synthesizer werden heute anderswo eingesetzt. Eine Zeitlang klangen alle neuen Bands wie Franz Ferdinand und/oder The Strokes, dann fingen junge deutsche Musiker allesamt an, in ihrer Muttersprache zu singen.

Welche deutschen Bands singen denn heute noch auf Englisch? Wenn wir die Scorpions und The Boss Hoss mal außen vor lassen, sind die Beatsteaks die größte unter ihnen, dann kommen die Donots, dann vielleicht irgendwann Slut — alle sind sie seit über 15 Jahren dabei, der Nachwuchs ist nie nachgewachsen. Die letzte englischsprachige Band aus Deutschland, an die ich mich erinnern kann, waren Oh, Napoleon. Keine Ahnung, was aus denen geworden ist, aber der Schlagzeuger hat gerade sein Solodebüt veröffentlicht — auf Deutsch, natürlich. Da wirkt die Frage, warum Deutschland beim Eurovision Song Contest eigentlich immer nur auf Englisch singe, plötzlich gar nicht mehr so bescheuert.

Aber zurück zu Myballoon: “Perfect View” ist nach heutigen Maßstäben natürlich kein dolles Album — das war es vermutlich nicht mal bei seinem Erscheinen vor 13 Jahren. Aber die Songs, die ich damals gehört habe und deren Klang sich unumkehrbar mit dem Eindruck von Sonnenuntergängen am Rhein und dem Geschmack von OhmeinGottzwingenSiemichnichtmichandenNamendieserGetränkezuerinnern verknüpft hat, die leuchten immer noch vor sich hin. Für 1,59 Euro jetzt auch in meinem Regal (zzgl. drei Euro Versandkosten).

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Film Musik

Die besten James-Bond-Songs aller Zeiten

Am Donnerstag läuft “Skyfall”, der 23. und neueste James-Bond-Film, in den deutschen Kinos an. Da es die Reihe dieses Jahr seit 50 Jahren gibt, ich seit 17 Jahren Fan bin und mich vergangene Woche auf ein Musikquiz zum Thema vorbereitet habe, halte ich es für einen guten Zeitpunkt, Ihnen meine ganz persönliche Rangliste der besten James-Bond-Songs aller Zeiten zu präsentieren.

Das ist nicht ganz einfach: Geschmäcker ändern sich über die Jahre, wir vergleichen hier Songs aus der Zeit, als die Beatles ihre Karriere begannen, mit welchen aus dem Zeitalter von Lady Gaga und Justin Bieber. Aber letztendlich geht es ja darum, was mir im Jahr 2012 gefällt und was nicht.

Bei der Auswahl habe ich mich auf die Songs der 23 offiziellen Filme von Eon Productions der Familie Broccoli konzentriert und die mindestens zwei inoffiziellen Bond-Filme (“Casino Royale” von 1967 und “Sag niemals nie” von 1983) außen vor gelassen. Dass die Liste trotzdem 25 Songs umfasst, liegt daran, dass es einige Filme mit je zwei Songs gab.

Aber das werden Sie ja jetzt sehen und hören:

25. Sheena Easton – For Your Eyes Only (“In geheimer Mission”, 1981)
Los geht’s mit einem Song, der nicht “für einen James-Bond-Song schlecht”, sondern auch allgemeingültig schlecht ist. Ein Schmachtfetzen, der seinen natürlichen Lebensraum erst 1989 erreichte, als er auf “Kuschelrock 3” verewigt wurde (als bisher einziger Bond-Song überhaupt), und der auch dann noch sterbenslangweilig gewesen wäre, wenn die Interpretin eine Stimme gehabt hätte. Schnell weiter!

24. Rita Coolidge – All Time High (“Octopussy”, 1983)
Es war, wie wir noch sehen werden, nicht alles schlecht unter Roger Moore, aber gut waren die Songs in der mittleren Phase jetzt auch nicht. Wobei “All Time High” wenigstens Potential hatte, wie die Version beweist, die David Arnold mit Pulp (die übrigens erfolglos am Ideenwettbewerb für “Tomorrow Never Dies” teilgenommen hatten) aufgenommen hat.

23. Gladys Knight – Licence To Kill (“Lizenz zum Töten”, 1989)
Und noch ein Schmalzschlager vom Fließband, der – gemeinsam mit Patti LaBelles “If You Asked Me To” – den Film zu einem musikalischen Totalausfall werden lässt und fast alles vereint, was in den Achtziger Jahren musikalisch falsch gelaufen ist. Der Song beweist gleichzeitig, dass sich nicht jeder Titel eines James-Bond-Films auch ohne weiteres in den Text eines Popsongs einflechten lässt (“I Got a licence to kill / And you know I’m going straight for your heart / Got a licence to kill / Anyone who tries to tear us apart”?!?). Und dann ist es mit 5:15 Minuten auch noch der längste von allen …

22. Carly Simon – Nobody Does It Better (“Der Spion, der mich liebte”, 1977)
Ach Gott, ja. Nicht wirklich schlimm wie “For Your Eyes Only”, aber doch ein arg belangloser Song einer ansonsten verdienten Sängerin. Man merkt, dass Abba damals die Welt beherrschten. Wenn die Streicher und Bläser nicht so arg cheesy wären, hätte das “Baby, you’re the best”-Finale durchaus ein schöner Moment werden können.

21. Madonna – Die Another Day (“Stirb an einem anderen Tag”, 2002)
Zum 40. Geburtstag der Reihe und zum 20. Film wollten sich die Produzenten mal richtig was gönnen: Oscar-Preisträgerin Halle Berry als Bond-Girl, ganz viele Querverweise auf die Vorgänger und ein Titelsong von Madonna sollten es sein. Das Positivste, was man über den Titelsong sagen kann, ist, dass er “definitiv mal was anderes” war — und auf eine Art “Toxic” von Britney Spears vorwegnahm. Der Film ist eine an seinen eigenen Digitaleffekten erstickende Katastrophe, nach der sich Eon völlig zurecht zu einem kompletten Reboot der Serie entschloss. Die beste Stelle ist, wenn Pierce Brosnan zu den Klängen von “London Calling” von The Clash nach England fliegt.

20. Lulu – The Man With The Golden Gun (“Der Mann mit dem goldenen Colt”, 1974)
Eine auch 1974 schon rührend altmodische Idee, die Geschichte des Films quasi im Songtext zu erzählen. Aber die Bläser sind durchaus Bond-würdig. Fun fact: Lulu ist die einzige Interpretin, die sowohl einen Bond-Titelsong gesungen als auch den Eurovision Song Contest gewonnen hat.

19. Chris Cornell – You Know My Name (“Casino Royale”, 2006)
Wussten Sie, dass Alice Cooper (“The Man With The Golden Gun”) und Blondie (“For Your Eyes Only”) eigene Bond-Songs geschrieben hatten, die dann nicht verwendet wurden? Ich schreibe das, weil ich gerne was über verdiente Rockmusiker erzählen möchte, ohne mich diesem Lied stellen zu müssen. Chris Cornell, der peinlichste Überlebende des Seattle-Grunge von vor 20 Jahren, mit einem wahnsinnig banalen Song, den einzig das Riff mit einem James-Bond-Song verbindet. Ja, es ist “anders” und “irgendwie modern”, ohne gleich das Madonna-Desaster zu wiederholen, aber der Song (und der irgendwie unrund wirkende Vorspann) ist der Tiefpunkt des ansonsten wahnsinnig guten ersten Daniel-Craig-Films.

18. Sheryl Crow – Tomorrow Never Dies (“Der Morgen stirbt nie”, 1997)
Als David Arnold Hauskomponist der Serie wurde, gab es eine Art Ausschreibung für den Titelsong zu Pierce Brosnans zweitem Bond-Film, an der sich unter anderem Pulp, Saint Etienne, Marc Almond, die Cardigans und Space beteiligten. Dass es ausgerechnet Sheryl Crow wurde, ist vermutlich einzig und allein ihrem Welt-Hit “All I Wanna Do” von 1994 geschuldet. Im Grunde vereint der Song alles, was man für einen ordentlichen Bond-Titelsong braucht, aber er bleibt doch seltsam blutleer, fällt aber immerhin nicht negativ auf.

17. Louis Armstrong – We Have All The Time In The World (“Im Geheimdienst Ihrer Majestät”, 1969)
Ja, Louis Armstrong, der erste fahrradfahrende Trompeter auf dem Mond. Eine Legende. Und ein völlig okayer Song, der streng genommen nur die Nummer 2 im Film ist. Und doch: Was soll denn das?

16. Shirley Bassey – Moonraker (“Moonraker”, 1979)
Da ist sie endlich: Shirley Bassey, die große (inzwischen) alte Dame des Bond-Titelsongs. Auf den Eurovision Song Contest umgerechnet wäre sie so etwas wie Lys Assia, Vicky Leandros, Carola, Frida & Agnetha und Lena zusammen. Wer drei Bond-Songs gesungen hat (und bei mindestens zwei weiteren Filmen zumindest auf dem Zettel stand), muss allerdings auch damit leben können, wenn einer davon auf Platz 16 landet, auch wenn es an ihm eigentlich gar nichts auszusetzen gibt.

15. Adele – Skyfall (“Skyfall”, 2012)
Das ist jetzt ein bisschen unfair: Der Song ist neu, ich habe den Film noch nicht gesehen und weiß nicht, wie das Lied im Vorspann wirkt. Adele macht das durchaus gut, obwohl ich mir ein bisschen mehr von dem knalligen “Rolling In The Deep”-Sound gewünscht hätte, und der Song ist nach den beiden rockigen Vorgängern wieder klassischer Bond. Tatsächlich gibt es vor allem einen Grund dafür, dass er so weit hinten in dieser Liste auftaucht: die anderen Songs sind einfach besser.

14. Matt Monro – From Russia With Love (“Liebesgrüße aus Moskau”, 1963)
Der erste Bond-Song im eigentlichen Sinne, weil “Dr. No” ja keinen gesungenen Titelsong hatte. Mit 49 Jahren Abstand ist es schwer zu sagen, ob der Song damals cool und modern oder doch eher bieder war. Der kalte Krieg war damals auf seinem Höhepunkt und Istanbul, wo Teile des Films spielen, war für die meisten Kinogänger ein völlig exotischer Ort und kein Ziel für einen Wochenendtrip. All das klingt durch bei Matt Monro, der übrigens ein Jahr später beim Eurovision Song Contest teilnahm und Zweiter wurde.

13. Garbage – The World Is Not Enough (“Die Welt ist nicht genug”, 1999)
Nach Sheryl Crow wagten die Produzenten Ende der Neunziger Jahre ein bisschen mehr und verpflichteten Garbage für den Titelsong, der dann letztlich doch erstaunlich wenig Garbage enthielt: Sängerin Shirley Manson beklagte sich Jahre später, die Filmleute hätten ihnen ständig reingequatscht und am Ende sei quasi nichts mehr von der Band im Song übrig geblieben. Das muss für die Musiker frustrierend gewesen sein, tut dem Song aber keinen Abbruch.

12. Shirley Bassey – Diamonds Are Forever (“Diamantenfieber”, 1971)
Shirley Bassey, die zweite. Nachdem schon Sean Connery sein Comeback als James Bond feierte und es abermals um wertvolle Bodenschätze ging, lag es wohl nahe, wie bei “Goldfinger” auf die Waliserin zurückzugreifen. Sie machte das (wie üblich) perfekt und der letzte Refrain, wenn die Rhythmusgruppe richtig losgroovt, ist auch nach über vierzig Jahren noch das, was man damals womöglich als “schmissig” bezeichnet hätte.

11. a-ha – The Living Daylights (“Der Hauch des Todes”, 1987)
Der erste Auftritt von Timothy Dalton als James Bond wird bis heute häufig unterschätzt, dürfte aber der beste Bond-Film der 1980er sein — und der mit dem zweitbesten Titelsong dieser Dekade. Die Norweger von a-ha sind bis heute die einzigen Nicht-Muttersprachler, die einen James-Bond-Titelsong singen durften. Auch wenn sie mit der Zusammenarbeit mit Komponistenlegende John Barry alles andere als zufrieden waren, ist der Song eine wunderbare Kombination aus zeitgenössischer Popmusik und klassischem Bond-Sound.

10. Jack White & Alicia Keys – Another Way To Die (“Ein Quantum Trost”, 2008)
Weil das mit dem Rocksänger ja bei “Casino Royale” so gut funktioniert hatte (*hust*), durfte 2008 Jack White dran, dessen Karriere als Stadion- und Kirmesbeschaller damals noch in den Kinderschuhen steckte. Ihm zur Seite stand im ersten Duett der Bond-Geschichte Alicia Keys, die es zwischen 2006 und 2009 geschafft hat, von Bob Dylan namentlich in einem Lied erwähnt zu werden, einen James-Bond-Song zu singen und mit Jay-Z noch einen internationalen Megahit zu haben. Die Kombination der beiden ist ein bisschen gewollt außergewöhnlich und man kann sich besser zusammenpassende Stimmen vorstellen, aber so eindrucksvoll wurde seit den Sechzigern keine Gitarre mehr bei Bond eingesetzt. Der Vorspann schafft das Kunststück, in einem Retro-Stil gehalten zu sein, der in sich selbst schon veraltet aussieht und mit vier Jahren Abstand wirkt, als käme er nicht aus dem Jahrzehnt, nach dem er aussehen soll (mutmaßlich 1960er), sondern aus einem Achtziger-Jahre-Computerspiel. Egal.

9. John Barry Orchestra – On Her Majesty’s Secret Service (“Im Geheimdienst Ihrer Majestät”, 1969)
Für den ersten (und einzigen) Bond-Film mit George Lazenby verzichteten die Macher mal wieder auf einen gesungenen Titelsong im Vorspann und knallten den Zuschauern stattdessen dieses orchestrale Brett vor den Latz, das auch nach 42 Jahren noch klingt, als sei es soeben von einigen findigen Retro-Produzenten erdacht worden. Tatsächlich hatten sich die Propellerheads das Werk 1997 für David Arnolds Bond-Song-Cover-Projekt “Shaken And Stirred” vorgenommen, wo es zwar mit geilen Big Beats aufwartet, in Sachen Wirkmächtigkeit aber nicht ganz an John Barrys Original herankommt.

8. Nancy Sinatra – You Only Live Twice (“Man lebt nur zweimal”, 1967)
Okay, in Sachen cheesy and contemporary stehen die Streicherarrangements dem Elend aus den Achtzigern vermutlich in nichts nach, aber es gibt ja noch die galoppierenden Western-Elemente und die alles zusammenhaltende Stimme von Nancy Sinatra. Die Streicher feierten 31 Jahre später ihre Wiederauferstehung in Robbie Williams’ “Millennium” und tragen seitdem noch ein bisschen weiter zu John Barrys Einnahmen bei.

7. k.d. lang – Surrender (“Der Morgen stirbt nie”, 1997)
Noch ein Song, der beim Song Contest für “Tomorrow Never Dies” durchgefallen war, es aber immerhin auf den Soundtrack und in den Abspann schaffte. “Surrender” ist ganz klassischer Bond und gegen ihn kann eigentlich nur gesprochen haben, dass k.d. lang eben nicht Sheryl Crow war. Zum Glück. Komponist ist David Arnold, der auch den Score für “Der Morgen stirbt nie” (und vier weitere Bonds) schrieb, weswegen das Motiv aus “Surrender” im Film ständig zu hören ist, das des nominellen Titelsongs hingegen nie.

6. Monty Norman Orchestra – James Bond Theme (“James Bond jagt Dr. No”, 1962)
Das vermutlich bekannteste Motiv der Filmgeschichte, das langlebigste sowieso. Diese unglaubliche Coolness der Surf-Gitarre, die auch nach 50 Jahren oft kopiert, aber nie erreicht wurde. Worte sind nicht in der Lage, diese 108 Sekunden zu beschreiben. Weltkulturerbe!

5. Tom Jones – Thunderball (“Thunderball”, 1965)
Man könnte es sich nicht ausdenken: Um den Posten als Sänger bei “Thunderball” konkurrierten die beiden coolsten Männer des Universums — Tom Jones und Johnny Cash. Cashs Song hätte zwar einen ordentlichen Western-Soundtrack abgegeben, passte aber überhaupt nicht zu Bond. Aber dafür gab es ja den walisischen Tiger, der – begleitet von den Bläsern, die damals schon die Mauern von Jericho zum Einsturz gebracht hatten – einfach alles richtig machte. Inklusive des (mutmaßlich) längsten jemals gehaltenen Tons der Bond-Geschichte.

4. Shirley Bassey – Goldfinger (“Goldfinger”, 1964)
“Goldfinger” gilt als womöglich bester Bond-Film der Geschichte, sein Titelsong ist definitiv der beste der ersten Dekade. Es ist schwer vorstellbar, dass auch nur irgendein Popsong aus dem Jahr 2012 in 48 Jahren noch so dynamisch, packend und zeitlos wirken wird. Hier passt einfach alles! Fun fact: Jimmy Page, späterer Gitarrist von Led Zeppelin, ist als Session-Musiker zu hören.

3. Duran Duran – A View To A Kill (“Im Angesicht des Todes”, 1985)
Es war, wie gesagt, nicht alles schlecht unter Roger Moore: Zum Ende seiner Bond-Karriere im Alter von gefühlt 182 Jahren bekam er noch einmal einen ordentlichen Titelsong in dem fast alles vereint ist, was in den Achtziger Jahren musikalisch richtig gelaufen ist. Ein echter Stampfer, zu dem man auf den damals so genannten Feten sicher gut schwofen konnte, wie man damals sagte.

2. Paul McCartney & The Wings – Live And Let Die (“Leben und sterben lassen”, 1973)
Was ist noch besser, als einen James-Bond-Song gesungen und den Eurovision Song Contest gewonnen zu haben? Klar: Einen James-Bond-Song gesungen und vorher bei den Beatles gespielt zu haben. Dann kann man in 3:15 Minuten auch problemlos mindestens drei verschiedene Songs anstimmen. “Live And Let Die” ist immer noch fester und sehr beeindruckender Programmpunkt in Paul McCartneys Solokonzerten, bei dem Pyrotechnik im Gegenwert eines Kleinwagens zum Einsatz kommt. (Er ist damit neben “The Living Daylights” und “Thunderball” auch einer von drei Bond-Songs, die ich schon live gehört habe.)

1. Tina Turner – GoldenEye (“GoldenEye”, 1995)
“GoldenEye” war der erste James-Bond-Film, den ich im Kino gesehen habe (dann direkt zweimal) und vielleicht sogar mein erster überhaupt. Insofern bin ich vielleicht ein wenig voreingenommen, aber es ist doch ein verdammt brillanter Song. Geschrieben von Bono und The Edge von U2, die danach auch nicht mehr viel hingekriegt hätten, was besser gewesen wäre, und virtuos vorgetragen von Tina Turner, die damals im dritten oder vierten Frühling ihrer Karriere stand. In Kombination mit dem Vorspann und dem Film insgesamt ist “GoldenEye” eindeutig der beste Bond-Song ever.

Die ganze Liste (oder so was in der Art) können Sie auch bei Spotify hören.

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Print Sport Gesellschaft

Mein Fan-Problem

Es mag so die 82. Minute im WM-Viertelfinalspiel Deutschland gegen Kroatien gewesen sein, als ich den Fernseher im Wohnzimmer meines Elternhauses zurückließ, in den Garten ging und meinen Fußball immer wieder gegen die Wand des Gartenhauses drosch. “So geht das, Ihr Versager”, rief ich an die Adresse der deutschen Mannschaft, die gerade in Lyon 0:2 zurücklag. Meine Mutter trat auf die Terrasse, beobachtete skeptisch mein wütendes Gebolze und verkündete, es stehe jetzt 0:3.

In der deutschen Mannschaft spielten damals so klangvolle Namen wie Christian Wörns, Jörg Heinrich, Dietmar Hamann, Michael Tarnat und Olaf Marschall.

* * *

Ich bin jetzt seit 22 Jahren Fußballfan — und das hat viel mit Missverständnissen zu tun:

Das erste Fußballspiel, an das ich mich erinnern konnte, war das Achtelfinale Deutschland gegen die Niederlande bei der Italia 90. Zuvor waren wir im Sommerurlaub in den Niederlanden gewesen, wo damals alle der Meinung waren, dass ihr Team Weltmeister werden würde. Alles war in Oranje dekoriert und seitdem bin ich Holland-Fan. Holland verlor gegen Deutschland, Deutschland wurde Weltmeister und ich musste – ebenso wie Franz Beckenbauer – annehmen, dass Deutschland auf Jahre unbesiegbar sein werde. Dann verlor Deutschland das EM-Finale 1992 gegen Dänemark ((Das sich nicht mal regulär qualifiziert hatte und in meinem Panini-Sammelalbum nur mit einem zweiteiligen Mannschaftsfoto gewürdigt wurde, nicht mit einer Doppelseite voller Einzelporträts!)) und ich weinte als Achtjähriger heiße Tränen der Enttäuschung.

Da meine Begeisterung für Sport (genauso wie meine Begeisterung für den Eurovision Song Contest) von Anfang an vor allem von meiner Begeisterung für Zahlen und Statistiken geprägt wurde, tippte ich vor der WM 1994 alle Spiele des Turniers, errechnete die Gruppensieger und Achtelfinalpaarungen und kam zu dem Schluss, dass Deutschland seinen Titel verteidigen würde. Daraus wurde nichts, ich war wieder einmal bitter enttäuscht, aber der Gedanke, dass dieser Finalsieg 1990 nicht die Regel, sondern die Ausnahme gewesen sein könnte, kam mir erst viele Jahre später. Ich hatte mich unterdessen in die schwedische Mannschaft verliebt, die mit offenkundigen Weltklassespielern wie Thomas Ravelli, Patrik Andersson, Thomas Brolin, Henrik Larsson, Kennet Andersson und Martin Dahlin WM-Dritter wurde. Als ansonsten ahnungsloser Junge musste ich davon ausgehen, dass Schweden eine internationale Top-Mannschaft sei.

* * *

Endgültig vom Fußball angefixt, brauchte ich natürlich auch eine eigene Bundesligamannschaft. Meine Wahl fiel auf Borussia Mönchengladbach, was nicht so willkürlich wahr, wie es sich im ersten Moment anhören mag: Stefan Effenberg, der wegen seines Mittelfinger-Einsatzes gegen deutsche Fans bei der WM aus dem Kader geflogen war, wollte nach dem Turnier in die Bundesliga wechseln. Aus irgendeinem frühpubertären Grund fand ich die “Stinkefinger”-Aktion als Zehnjähriger cool und dachte mir: “Hey, wo der hingeht, das ist mein Verein: Bremen oder Mönchengladbach!” Für Gladbach sprachen dann aber auch noch die schwedischen Nationalspieler Patrik Andersson und Martin Dahlin und mein Patenonkel, der in Mönchengladbach wohnte.

Vor dem Beginn der Bundesligasaison 1994/95 hatte ich keine Ahnung, wie erfolgreich diese Borussia aus Mönchengladbach sein könnte, ein Jahr später waren “wir” Fünfter in der Bundesliga und DFB-Pokalsieger geworden. ((Das Pokalfinale in Berlin hatte ich als mein zweites Fußballspiel überhaupt sogar live im Berliner Olympiastadion verfolgt.)) Ich musste wieder einmal annehmen, mich für eine Top-Mannschaft entschieden zu haben.

Am letzten Spieltag der Saison 1997/98 rettete sich Gladbach ((Mit Schützenhilfe von Hansa Rostock!)) vor dem Abstieg, ein Jahr später stieg mein Verein dann doch in die zweite Liga ab. Ich beschloss, mich eher auf Musik zu konzentrieren, wo ich auf weniger Enttäuschungen hoffte. Nach einem Jahr lösten sich zwei meiner damaligen Lieblingsbands auf.

Als ich gerade nach Bochum gezogen war, qualifizierte sich der VfL für den UEFA-Cup, ein Jahr später stieg er ab. Gladbach entließ 2006, nach der erfolgreichsten Saison seit zehn Jahren, den Trainer und ging 2007 wieder in die zweite Liga. Letztes Jahr trafen beide Mannschaften in der Relegation aufeinander, ich konnte mich kaum entscheiden — und ein Jahr später beendete Gladbach die Saison in der ersten Liga auf Platz 4, Bochum Elfter in Liga Zwei.

Man lernt als Fußballfan viel fürs Leben, denn es gilt das gleiche, was Jason Lee in “Vanilla Sky” über die Liebe sagt:

You can do whatever you want with your life, but one day you’ll know what love truly is. It’s the sour and the sweet. And I know sour, which allows me to appreciate the sweet.

* * *

Was meine Liebe zum Fußball, aber auch die zur Musik, immer etwas schwierig gestaltet hat, waren die anderen Fans. Ich hatte immer Schwierigkeiten damit, Teil einer Gruppe zu sein. Ich denke dann immer: “Wir mögen ja gemeinsame Interessen haben, aber ich bin doch ganz anders als Ihr!”

Wenn ich während der zwei Wochen Eurovision denke, so langsam sei es aber auch mal gut, mit den Klischeeschwulen, die da blondiert und nasal flötend um mich rumtucken, muss ich mich nur dran erinnern, wie es im Fußballstadion aussieht: Homophobie statt Homosexualität, plumpes Gebrüll statt entzücktem Gekreische und generell null Taktgefühl. Natürlich: Nicht alle Fußballfans sind so, aber in der Summe ist es für mich dann doch schwer erträglich. Schon in der Kneipe sind mir diese Typen ein Graus, die immer hinter einem stehen und in jeder verdammten Szene die Spieler lautstark anbrüllen — dabei können Menschen im Fernsehen einen nun wirklich nicht hören.

* * *

Schlimmer als diese Fans, die es mit ihrer Begeisterung für den Sport dann vielleicht doch ein bisschen übertreiben, sind aber jene Leute, die sich zu internationalen Turnieren in schwarz-rot-goldene Schale werfen und gemeinsam mit der Boulevardpresse darauf hoffen, dass “wir” den Titel holen.

Natürlich kann man internationale Fußballturniere verfolgen, ohne die Abseitsregel oder die FIFA-Weltrangliste zu kennen. Auch habe ich in den letzten sechs Jahren verstanden, dass die Menschen, die ihre Häuser und Autos mit Deutschlandflaggen schmücken, in den allerwenigsten Fällen Neonazis sind. Aber diese Schönwetterfans sind schon schwer erträglich.

Wenn man von den unglücklichen Vogts-Weltmeisterschaften 1994 und ’98 und den EM-Totalausfällen 2000 und 2004 absieht, zählt Deutschland seit 26 Jahren kontinuierlich zu den vier besten Mannschaften Europas bzw. der Welt. Wer Fußball nur guckt, weil er auf einen Titelgewinn der eigenen Mannschaft ((Oder schlimmer noch: der eigenen Nation.)) hofft, ist kein Fan der Sportart, sondern einfach nur jemand, der sein Verhältnis zu dieser Sportart von einem einzigen Faktor abhängig macht: dem Titel. Mit dieser Einstellung kann man dieser Tage nicht mal mehr Fan des FC Bayern München werden — und selber Sport treiben sowieso nicht.

* * *

Das EM-Viertelfinale gegen Griechenland war sicher kein brillantes Spiel. Die deutsche Mannschaft hat sich gegen eine eher drittklassige Mannschaft zwei Gegentore eingefangen, das Spiel letztlich innerhalb einer sehr guten Viertelstunde gewonnen.

“Bild” titelte am nächsten Morgen:

Uns stoppt keiner mehr!

Die “Bild”-Schlagzeilen vor und nach dem Halbfinal-Aus, die mein Kollege Mats Schönauer im BILDblog gesammelt hat, stammen allerdings noch aus einer ganz anderen Welt: Ich finde es eh schwierig, wenn Journalisten (oder in diesem Fall: “Bild”-Mitarbeiter) “wir” sagen und damit die deutsche Mannschaft meinen. Wenn ein kleiner Junge und vielleicht auch älterer Fußballfan enttäuscht und wütend sind, ist das menschlich — aber Medien sollten nicht menschlich, sondern sachlich berichten. Was “Bild” da macht, geht über den normalen Wahnsinn eines enttäuschten Fans hinaus. Da arbeitet eine ganze Redaktion an Schlagzeilen, die all dem entgegenstehen, was sie selbst wenige Tage zuvor erarbeitet hat. Ein menschliches Gehirn müsste eigentlich implodieren, wenn sich sein Besitzer derart selbst widerspricht.

“Bild” reagiert wie ein trotziger Dreijähriger, der seiner Mutter “Ich hasse Dich!” entgegen schleudert, wenn sie ihm kein zweites Eis mehr kaufen mag, oder wie ein Stalker — in jedem Fall wie niemand, dem man rationales Denken unterstellen könnte.

Die Mannschaft sei “zu soft” für den Titel, so urteilt “Bild”. Die neoliberale Moral der Casting-Shows der “Bild”-Freund Dieter Bohlen und Heidi Klum wird so weiter im Bewusstsein junger Menschen verankert: “Du musst es nur hart genug wollen! Wenn Du es nicht schaffst, hast Du nicht hart genug gewollt!”

Hier werden Menschen so behandelt, als seien sie Maschinen, die man nur richtig optimieren muss, damit sie Erfolg haben. Und Erfolg heißt immer nur, Erster zu sein. Es geht nie darum, für sich selbst das Beste herauszuholen, sondern ausschließlich darum, “Bester” zu sein. Alles andere ist immer eine Enttäuschung. Wer so denkt, wird fast immer ein Leben voller Enttäuschungen führen.

* * *

Es spricht eh wenig dafür, dass im Sportjournalismus irgendjemand arbeitet, der Fußball liebt: Spiele werden in so viele statistische Werte (gelaufene Meter, gespielte Pässe, gewonnene Zweikämpfe, etc.) zerlegt, dass nicht mal ich als Statistik-Freund irgendeinen Sinn darin sehe — und ich weiß, dass Heiko Herrlich und Mario Basler in der Bundesligasaison 1994/95 mit jeweils 20 Treffern Torschützenkönige der Bundesliga wurden.

Der Statistikwahn der aktuellen Sportberichterstattung ist so, als ob man eine CD nach ihrer Spielzeit, der Beatzahlen der einzelnen Tracks und der Anzahl der Harmoniewechsel bewerten würde. Man möchte sich nicht vorstellen, wie solche Menschen ihre Ehepartner aussuchen. Wer die ganze Welt in angeblich objektive Zahlen zerlegt, wird irgendwann überrascht feststellen, dass er sie trotzdem nicht versteht.

Und dann immer diese Benotungen nach Fußballspielen! Natürlich hat Lukas Podolski am Donnerstag schlecht gespielt, aber was hat man davon, wenn man ihm dafür eine “6” geben kann?

Wirtschaftsverbände und Lehrer kritisieren die Notenvergabe an Schulen in ihrer aktuellen Form als wenig aussagekräftig. Ich habe es immer schon für Unfug gehalten, dass jemand, der Medizin studieren möchte, dafür gute Schulnoten in Geschichte, Englisch, Sport und Religion braucht. Und wenn Sie jetzt sagen: “Ja, aber irgendwie muss man so eine Studienplatzzulassung ja regeln”, dann entgegne ich Ihnen: “Wenn unser Bildungssystem es nicht einmal auf die Kette bekommt, gerechte und logische Zulassungsverfahren zu entwickeln, dann brauchen wir mit dem Versuch, künftige Eliten auszubilden, ja gar nicht erst anzufangen!”

* * *

Im November 2009 war aus einem Volk von 82 Millionen potentiellen Bundestrainern kurzzeitig eine Nation von 82 Millionen Psychologen geworden: Nach dem Suizid des depressiven Nationaltorhüters Robert Enke erklärten Funktionäre, Fans und Medien, es müsse ein sogenanntes Umdenken einsetzen.

Walter M. Straten, damals stellvertretender Sportchef bei “Bild”, hatte sich damals von der “Süddeutschen Zeitung” so zitieren lassen:

“Wir werden wohl mit extremen Noten etwas vorsichtiger sein”, sagt der stellvertretende Bild-Sportchef. Man werde sich einmal mehr überlegen, “ob der Spieler, der eine klare Torchance vergeben hat, oder der Torwart, der den Ball hat durchflutschen lassen, eine Sechs bekommt oder eine Fünf reicht”.

Schnell zeigte sich, dass Stratens Aussage exakt so ernst zu nehmen war, wie andere Aussagen der “Bild”-Chefredaktion.

In der Zwischenzeit ist ein Bundesligatrainer wegen Burnouts zurückgetreten, hat ein Schiedsrichter einen Suizidversuch unternommen, wird einem Bundesligaprofi vorgeworfen, sein Haus in Brand gesetzt zu haben.

Jedes Mal zeigen sich alle entsetzt und jedes Mal geht es danach weiter: Fußballer sind entweder Helden oder Luschen, es gibt nur hop oder top.

Als Fan fand ich den Satz “Es ist doch nur ein Spiel”, immer schlimm. Er kann nur von Menschen kommen, die selbst nie mitgefiebert und mitgelitten haben. Aber an etwas anderes sollte man immer mal wieder erinnern: Diese Götter oder Versager, die da Tore schießen oder Chancen vergeben, die brillant aufspielen oder grandios vergeben, das sind letztendlich auch nur Menschen. Also: “nur”.

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Musik Digital

Covering the Eurovision Song Contest since 2010

Ich bin gestern nach Aserbaidschan gereist, um mit Herrn Niggemeier mal wieder ein Videoblog vom Eurovision Song Contest zu machen.

Bevor es morgen richtig losgeht, halten wir noch einmal Rückschau und erinnern an das, was bisher geschah:

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Alle weiteren Folgen finden Sie dann auf bakublog.tv und bei “Spiegel Online”.

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Rundfunk Print Gesellschaft

Auf der Straße zur Ironie-Hölle

“Irony is over. Bye bye.”
(Pulp – The Day After The Revolution)

In der “Zeit” von letzter Woche beschreibt Nina Pauer zwei postmoderne Phänomene: das der Fremdscham und der Ironie. Anhand von Casting- und Kuppelshows, von “Bad Taste”-Partys und “Bravo Hits” verhandelt sie das Zelebrieren von Dingen, die man eigentlich verabscheut. Die Überschrift “Wenn Ironie zum Zwang wird” verknappt den sehr lesenswerten Artikel leider etwas, denn tatsächlich geht es hier um zwei Phänomene mit ähnlichen Symptomen und einer gewissen Schnittmenge.

Da sind zum einen die Fernsehshows, die ähnlich funktionieren wie der sprichwörtliche Autounfall: Sie ziehen ihre Faszination aus dem “Grauen”, dessen sich der Zuschauer nicht erwehren kann. Castingshows möchte ich mal ausklammern, die sehe ich nicht (mehr). Viele werden offenbar von zutiefst verbitterten Zynikern verantwortet, die im Leben nicht die Eier hätten, sich vor drei Leute (geschweige denn eine Fernsehkamera) zu stellen, um ein Lied zu singen. Ihnen sollen die Fußnägel einwachsen und die Haare ausfallen. ((Außer in den Ohren und den Nasenlöchern, da soll es wuchern wie im Amazonasgebiet.)) Die Partnersuchen bei “Bauer sucht Frau” oder “Schwiegertochter gesucht” mögen ähnlich zynisch produziert sein, lassen meines Erachtens aber auch Raum für mehr.

Wenn sich heute Menschen auf der Couch oder im Internet versammeln, um gemeinsam “Bauer sucht Frau” zu schauen (und vor allem zu besprechen), dann machen sie dabei Dinge, die Menschen seit Jahrtausenden tun: So hoffen sie auf den kathartischen Effekt von “Jammer und Schauder”, den schon Aristoteles in seiner “Poetik” beschrieben hat — nur, dass sich Aristoteles unter “Jammer und Schauder” etwas anderes vorgestellt hat als gelbe Pullover und Zungenwurstbrote. Auch war es in früheren Jahrhunderten ein beliebter Zeitvertreib der Oberschicht, sich die Leute, die in einem damals so genannten “Irrenhaus” einsaßen, anzusehen wie Tiere im Zoo.

Heute sind die Opfer dieser Besichtigungen nicht mehr “irre”, sondern “peinlich”, was ein noch subjektiveres Urteil ist. Niemand, der noch alle Tassen im Schrank hat, würde auf die Idee kommen, aufs Land zu fahren um Bauern beim Brautwerben zuzusehen, aber wenn RTL das schon mal gemacht hat, kann man sich das ja mal ansehen. Das Prinzip gleicht dem des “delightful horror”, der sich einstellt, wenn man aus dem Lehnstuhl heraus die Schilderungen von unerklärlichen Phänomenen oder brutalen Verbrechen in den Büchern der Schauerromantik liest — nur, dass wir heute selbst festlegen, wovor es uns schaudert.

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Nina Pauer schreibt:

Pünktlich um 20.15 Uhr formieren sich die Abiturienten, Studenten, Doktoranden oder vielversprechenden Berufseinsteiger zu einem vergnügten Publikum, das bei Chips und Süßigkeiten nichts anderes tut, als sich der lustvollen Konträrfaszination des Schlimmen hinzugeben. “Wie peinlich ist das denn?!”, kreischt der Chor, den Zeigefinger kollektiv auf den Fernseher gerichtet.

Ich bin auch öfters Teil solcher Runden, wenn RTL (wie aktuell) wieder einmal Schwiegertöchter und Bauernfrauen sucht. Alle Teilnehmer würde ich als durchaus aufgeklärte Menschen mit einem reinen Herzen bezeichnen, Zyniker sind keine dabei. Gerade deshalb habe ich mich schon öfter gefragt, ob es moralisch eigentlich verantwortbar ist, diese Sendungen zu gucken und zu kommentieren.

Grundsätzlich könnte man erst einmal sagen, dass es kein Opfer im klassischen Sinne gibt — die Kandidaten kriegen mögliche böse Kommentare ja gar nicht mit. ((Ich glaube auch, dass das, was man zu meiner Schulzeit “Lästern” nannte, nicht grundsätzlich verwerflich ist, solange etwa die Person, über die gelästert wird, davon nichts mitbekommt, und solange man nicht vornerum nett zu jemandem ist, über den man dann hintenrum lästert. Außerdem können andere ja auch über mich lästern, wenn sie wollen. Diese Position hat schon zu langen, unergiebigen Diskussionen geführt.)) Auch das Begucken dieser Menschen erfolgt ja nur aus zweiter Hand — das Kind ist schon in den Brunnen gefallen, also kann man es sich auch ansehen. Letzteres ist natürlich Quatsch: Wenn niemand mehr hinsehen würde, wie RTL Kinder in den Brunnen schmeißt, würde der Sender sicher damit aufhören. Und man muss sich ja auch keine tödlichen Unfälle im Rennsport ansehen, nur weil sie auf Video gebannt sind.

Ich glaube nicht, dass die Geringschätzung anderer die Hauptmotivation ist, solche Sendungen zu sehen — der Reiz entsteht aus dem Gemeinschaftsgefühl heraus, was man als billiges Mittel zur Fraternisierung abtun, aber auch neutral oder positiv werten kann. Kaum jemand möchte oder kann so eine Sendung alleine sehen. Darüber hinaus ist es ja auch so, dass das Stirnrunzeln über Fliesentische, Tiefkühlpizzen und Kosenamen nicht allzu lang eine befriedigende Freizeitbeschäftigung abgibt. Wenn ich eine Sendung nur schlimm fände, würde ich sie nicht gucken. ((Tatsächlich bin ich bei der aktuellen Staffel “Schwiegertochter gesucht” sehr schnell wieder ausgestiegen, weil es außer ausgewalzten Merkwürdigkeiten nicht viel zu sehen gab.)) Bei “Bauer sucht Frau” gibt es aber immer wieder rührende Elemente, in denen das besserwisserische Lachen echtem Mitgefühl weicht. ((Ob die porträtierten Bauern darauf gewartet haben, ist natürlich wieder fraglich.))

Als Vera Int-Veen im Februar den “Regalauffüller” Stefan an die Frau zu bringen versuchte, war das nicht mehr im Mindesten witzig: Der Mann hatte so offensichtliche Probleme, sich zu artikulieren und mit den Situationen zurecht zu kommen, in denen ihn das Produktionsteam platziert hatte, dass die Arschlochhaftigkeit der Macher alles andere überstrahlte. In der aktuellen Staffel von “Bauer sucht Frau” geht der bisher größte Fremdschammoment auf das Konto von Moderatorin Inka Bause: Zum ersten Mal sucht ein homosexueller Bauer einen, ja: Mann und Bause war von der Situation so offensichtlich überfordert, dass sie ihn mit den Worten ansprach: “Du bist ja hier der erste Bauer Deiner Art.” Als der “pfleißige Pferdewirt” ganz locker “Der erste schwule Bauer, ja”, antwortete, fragte Bause noch einmal nach, ob sie “das so sagen” dürfe. So schlimm können zehntausend Zungenküsse bei offenem Mund nicht sein.

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Ich glaube übrigens, dass diese Kuppelshows auch mit Kandidaten funktionieren würden, die den Zuschauern deutlich ähnlicher sind: ((Wobei das eigentlich jetzt schon gelten muss: Es kann ja hierzulande keine acht Millionen Elitisten geben, die es sich auf ihrem hohen Ross bequem gemacht haben, also müssen auch zahlreiche Zuschauer mit Fliesentischen, Tiefkühlpizzen und Kosenamen darunter sein.)) Liebe und vor allem ihre Anbahnung ist nie clever. ((So wie Sex nie ästhetisch ist.)) Im Leben geht es fast nie zu wie bei “Ally McBeal” oder bei “Bridget Jones”, wo sich gutaussehende Menschen im leichten Schneefall auf offener Straße küssen, nachdem sie eine geistreiche Bemerkung gemacht haben.

Vor vielen Jahren, in der Daily Soap “Unter uns”, schrieb die Person der Ute, die damals frisch in die Schillerallee zurückgekehrt war, einen Brief an ihren späteren Ehemann Till, in dem sie erklärte, sie sei derart verliebt, dass sie bei jedem Liebeslied im Radio mitsingen müsse, auch bei den Schlagern, die sie früher immer peinlich und doof gefunden habe. ((Der Brief geriet übrigens in die Hände der Sandra, dargestellt von Dorkas Kiefer, die ihn laut vorlas und sich über Ute lustig machte. Welche Aktion ist peinlicher? Discuss!)) Das, meine Damen und Herren, ist Liebe! Sie ist peinlich, aber ohne wären wir nicht hier.

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Doch zurück zur “Fremdscham” und zum “Peinlichen”, das Nina Pauer beschreibt: Andere Leute peinlich finden ist eine Emotion, die meist in der Pubertät erstmalig auftaucht und dann vor allem gegen die eigenen Eltern gerichtet ist. Das ist von der Natur so gewollt: Das Leben beschert einem so ein paar Jahre unbeschwerter Freiheit und sinnloser Freiheitskämpfe, ehe die Erkenntnis einkehrt, dass biologische Veranlagung und Erziehung mächtiger sind als jedes Schamgefühl und man natürlich wie die eigenen Eltern geworden ist. Als ausgleichende Gerechtigkeit finden einen dann zwanzig Jahre später die eigenen Kinder peinlich.

Sich für eine andere Person zu schämen, ist aber auch eine weitgehend irrationale Reaktion, zumal, wenn man in keinerlei persönlicher Verbindung zu dieser Person steht. Die wissenschaftliche Erforschung dieses Phänomens steht allerdings noch ziemlich am Anfang.

Nina Pauer führt aus:

Als gemeinsames Ritual wirkt die Fremdscham wie eine Kompensation der individuellen Angst, die ansonsten überall lauert. Denn wie schwer ist es, diesem allgegenwärtigen Adjektiv “peinlich”, das unsere Zeit bestimmt, zu entrinnen! Nahezu unmöglich und vor allem furchtbar anstrengend ist es geworden, im weit und subtil verästelten analog-virtuellen Netzwerk stets die Balance aus lässigem Understatement, hübscher Ironie und gleichzeitiger Selbstvermarktung zu pflegen. Die Codes sind unendlich: Mit dem neuesten Smartphone prahlen? Peinlich! Immer noch keines haben? Peinlich! Zuckersüße Pärchenfotos auf Facebook veröffentlichen? Peinlich! Das eigene Mittagessen abfotografieren, den Stolz über den neuen Job allzu offensichtlich zeigen? Zu viele Freunde haben? Zu wenige? Peinlich, peinlich! Musik hochladen, die alle schon kennen? Musik hochladen, die nie irgendwer kennt? PEINLICH!

Wenn tatsächlich alles peinlich ist, man also in jeder Situation nur verlieren kann, ist ja alles wieder völlig nivelliert und man kann nur gewinnen.

Frau Pauer nutzt diese Passage aber, um von der Fremdscham zur “inszenierten Fremdscham” und damit zur Ironie zu kommen. Ironie, das lernt man irgendwann als Kind, ist das Gegenteil von dem zu sagen, was man meint — also eigentlich das, was man vorher als “Lügen” kennengelernt hat und was man nicht tun sollte. Das trifft den Sachverhalt zwar nur zum Teil, ist aber das, was sich die allermeisten Menschen unter “Ironie” vorstellen und es entsprechend praktizieren. Das ist natürlich sterbenslangweilig.

Als Travis im Jahr 2000 anfingen, “Baby One More Time” von Britney Spears auf ihren Konzerten zu covern, gingen viele erst einmal von Ironie aus. Aber Fran Healy, der das Lied mit viel Inbrunst vortrug, sagte, sie hätten den Song einfach nachgespielt, weil sie ihn so schön fanden. Und tatsächlich wäre es auch dann noch ein schönes Lied, wenn Komponist und Texter Max Martin sich beim Schreiben über die Naivität und Dummheit seines Lyrischen Ichs kaputt gelacht hätte.

“Irony is certainly not something I want to be accused of”, hat Craig Finn, der Sänger meiner Lieblingsband The Hold Steady, mal gesagt und ich finde auch, dass Liedtexte möglichst aufrichtig sein sollten. ((Ironie sollte höchstens von Briten als Stilmittel in Songs eingesetzt werden. Die verstehen darunter etwas anderes als “das Gegenteil von dem sagen, was man meint.)) Dann besteht zwar schnell wieder die Gefahr der Fremdscham, aber damit muss man klar kommen. Man kann das Werk verurteilen, sollte dem Künstler aber Respekt zollen.

Die Zeit der ironisch gemeinten Beiträge beim Eurovision Song Contest, die notwendig war, um das schnarchige Schlagerevent der 1990er Jahre zu entstauben, ist ja inzwischen zum Glück auch wieder vorbei. Als ich im Mai von jetzt.de zum Duslog interviewt wurde, war der Reporter sehr versessen darauf, uns eine ironische Haltung zum Grand Prix zu unterstellen. Natürlich kann man die musikalischen Beiträge nicht alle ernst nehmen, ((Gerade nicht “I Love Belarus”, den man aus politischen Gründen als einzigen ernst hätte nehmen müssen.)) aber wenn ich die Veranstaltung in Oslo scheiße gefunden hätte, wäre ich sicher kein zweites Mal hingefahren.

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Natürlich sollte man sich selbst und die Welt nicht zu ernst nehmen, aber man sollte auch nicht bis zur Selbstverleugnung mit den Augen zwinkern. Ich könnte schlicht keine Musik hören, die ich nicht mag, keine Klamotten (oder gar Frisuren oder Gesichtsbehaarungen) tragen und auch nichts in meine Wohnung stellen oder hängen, was ich nicht irgendwie gut finde. “We Built This City” von Starship ist einer der kanonisch schrecklichsten Songs der Musikgeschichte, aber irgendetwas spricht das Lied in mir an — und das meine ich nicht auf die “So schlecht, dass es schon wieder gut ist”-Art. Andererseits würde ich nie in Skinny Jeans rumlaufen, weil ich die einfach mordsunbequem finde.

Benjamin von Stuckrad-Barre hat schon 1999 einen Text über Ironie verfasst, ((Nachzulesen in “Remix”.)) in dem er von der “Drüberlustigmachmühle” schreibt und dann eine Frage aufwirft, die er sich sogleich selbst beantwortet:

Tennissocken sind fürchterlich, keine Frage, aber ist nicht das zwangsverordnete Drüberlachen noch schlimmer? Und dann tragen also Leute wieder Tennissocken, aus Protest, und das ist vielleicht zu verstehen, aber ja auch so krank, weil sie damit also, nur der Abgrenzung wegen, schlimme Socken tragen. Und dann nicht einfach still diese Socken dünnlaufen, sondern tatsächlich ERKLÄREN, warum sie die tragen, um sich zumindest, oh ja, INHALTLICH zu unterscheiden von jenen, die diese Socken nicht schon wieder, sondern immer noch tragen. Irgendwie muß man die Neuzeit ja rumkriegen.

Im “Zeit”-Artikel steht dieses aktuelle Beispiel:

In engen braunen Männerslips über rosa Trainingsanzügen aus Ballonseide trifft man sich, am besten mit einem allein zum Zweck der Party gewachsenen fiesen Schnauzer im Gesicht, zum Dosenstechen in der Küche.

Noch bevor die Hipster so genannt wurden, gab es den “Irony-Schnäuz”. Irgendwann gab es dann die ironisch gebrochenen Hipster, die echte Hipster eigentlich scheiße fanden, aber genauso rumliefen. Der Schnauzbart war zu diesem Zeitpunkt schon mindestens zwei Mal umgedeutet worden, aber da geht sicher noch mehr. Nur: Warum?

In einem Text aus dem Juli 1999 ((“Ein Ort der Eitelkeit” in “Der Krapfen auf dem Sims”.)) beklagt sich Max Goldt über Menschen, die eine goldene Schallplatte oder eine Urkunde auf der Gästetoilette platzieren:

So wird die Toilette zum Ort der Inszenierung von Selbstironie, einer Eigenschaft, die in der westlichen Zivilisation hoch im Kurs steht. Deshalb ist es erheblich eitler, seine Zertifikate in Bad oder WC unterzubringen, als sie naiv und arglos im Wohnzimmer zur Schau zu stellen.

Goldt erklärt auch ((“Mein Nachbar und der Zynismus”, ebd.)) den Unterschied zwischen Zynismus und Sarkasmus:

Zynismus ist eine destruktive Lebensauffassung, während Sarkasmus das Resultat von trotziger Formulierungskunst ist, die über einen spontanen Zorn auf ein Meinungseinerlei hinweghilft. Zynismus ist ein Resultat von Enttäuschung und innerer Vereinsamung. Er besteht im Negieren aller Werte und Ideale, im Verhöhnen der Hoffnung, im Haß auf jedes Streben nach Besserung.

Sind dann die beschriebenen “Bad Taste”-Partys nicht eher zynisch als ironisch?

Ich verstehe den Reiz nicht, der darin liegen sollte, sich so zu kleiden, wie man nie aussehen wollte, und Musik zu hören, die man nie hören wollte. Erstens grenzt das doch an Schizophrenie und zweitens finde ich das unfair gegenüber den Leuten, denen diese Musik etwas bedeutet. Denn auch wenn ich Schlager oder Volksmusik kitschig und doof finden sollte, so gibt es doch Leute, denen diese Musik etwas bedeutet. ((Dass die Texte dieser Lieder mitunter von Leuten geschrieben werden, denen die Inhalte und Hörer ziemlich egal sind, ist eine Meta-Ebene, die ich hier nicht auch noch bespielen möchte.)) Ich finde es auch langweilig, ein Album nur des Verrisses wegen zu verreißen.

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Auch Chuck Klosterman hat sich dem Thema Ironie gewidmet. ((Im Essay “T Is For True” in “Eating The Dinosaur”.)) Er schreibt:

An ironist is someone who says something untrue with unclear sincerity; the degree to which that statement is funny is based on how many people realize it’s false. If everybody knows the person is lying, nobody cares. If nobody knows the person is lying, the speaker is a lunatic. The ideal ratio is 65-35: If a slight majority of the audience cannot tell that the intention is comedic, the substantial minority who do understand will feel better about themselves. It’s an exclusionary kind of humor.

Wenn jeder Depp alles nur noch “ironisch” meint, ist es kein Witz mehr, dann ist es nicht mal mehr Komödie, sondern Tragödie.

Nina Pauer schreibt dazu in der “Zeit”:

Wo potenziell alles peinlich ist, bleibt nichts als der ewige ironische Reflex. Die Ironie wird zum Standard und die Distanz zum Zwang. Dann regieren die Zwinkersmileys, die alles Gesagte, Geschriebene, Getane sofort relativieren, um bloß immer “safe” zu sein. Von der Freude an der Peinlichkeit ist dann nicht mehr viel übrig. Die Lust wird zu ihrem Gegenteil, zur Langeweile.

Es ist nicht nur langweilig, es ist auch wahnsinnig anstrengend.

Klosterman stellt in seinem Essay den Weezer-Sänger Rivers Cuomo, den Regisseur Werner Herzog und den amerikanischen Politiker Ralph Nader nebeneinander, denen er allesamt nachweist bzw. unterstellt, völlig ironiefrei zu sein. Herzog etwa sagt, er habe einen “Defekt”, der ihn daran hindere, Ironie zu verstehen, und Klosterman fügt an, die meisten von uns hätten das gegenteilige Problem: Wir würden auch dort Ironie verstehen, wo gar keine vorhanden ist.

Rivers Cuomo trug das, was man heute “Nerdbrille” nennt, immerhin schon in den frühen Neunzigern, als es grad nicht cool oder lustig war. ((Diese Brille ist tatsächlich ein Problem. Als ich letztes Jahr auf der Suche nach einer neuen war, wollte ich – pubertäre Abgrenzung – um jeden Fall zu vermeiden, auch so eine zu kaufen. Das Problem: Mir stand wirklich nichts anderes. Also dachte ich: “Was soll’s? Ray-Ban gibt’s seit mehr als 50 Jahren und ich weiß ja, wie’s gemeint ist.” (Nämlich gar nicht.) So wie man sich Musik nicht von ihren Hörern kaputt machen lassen darf, sollte man sich auch Mode-Utensilien nicht von ihren Trägern zerstören lassen. Ich würde auch gerne Hemden von Fred Perry tragen, wenn die nicht so unfassbar teuer wären.)) Heute schreibt er Lieder darüber, dass er in Beverly Hills wohnen wolle, und Klosterman ist sich sicher, dass Cuomo das genau so meint. Die Fans wären allerdings enttäuscht, weil sie es für Ironie hielten und sich verarscht fühlten — und das ist dann natürlich auch schon wieder Ironie, und zwar die des Schicksals.

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Die Postmoderne hat, neben Fremdscham und Über-Ironisierung, noch ein weiteres Phänomen hervorgebracht: Ständig hinterfragt man jetzt alles, vor allem aber sich selbst. Wer sich fragt, ob er irgendetwas gut finden dürfe, hat noch nichts verstanden. Er hat die Freiheit (fast) alles gut zu finden, was er gut finden mag. Allenfalls die Auswahl potentiell gut findbarer Dinge und Personen kann einen etwas überfordern.

Das bedeutet natürlich letztlich auch: Man kann auch “Bauer sucht Frau” gucken, ohne sich dafür zu schämen.

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Musik

Ihr wollt ein Liebeslied, ihr kriegt ein liebes Lied

Vergangenen Donnerstag stand ich kurz davor, mir mehrere Gliedmaßen abzunagen: Ich saß in einer Kölner Mehrzweckhalle und als wäre das nicht schon schlimm genug, fand in dieser Halle zu diesem Zeitpunkt auch noch der Bundesvision Song Contest statt. Stefan Raabs innerdeutscher Grand Prix, der sich nicht so recht zwischen staatstragendem Gestus und ironischer Distanz entscheiden kann, konnte es in Sachen Show und Unterhaltung nicht mit dem europäischen Vorbild aufnehmen. Das war zu erwarten gewesen. Womit eher nicht zu rechnen war: Dass der ESC dem BuViSoCo auch musikalisch überlegen sein würde.

Seit einiger Zeit fühle ich mich, als stünde ich an irgendeinem Bahnhof am Gleis und der popmusikalische Zug sei einfach ohne mich weitergefahren, immer weiter in die Provinz hinein. BuViSoCo-Sieger Tim Bendzko, Philipp Poisel, der Rapper Casper, der Tomte-lose Thees Uhlmann — ihre Platten werden von vielen Kritikern gelobt und von irrsinnig vielen Menschen gut gefunden, denen ich sonst durchaus Musikgeschmack unterstellen würde. Und ich stehe fassungslos daneben und fühle mich, als wären plötzlich Alle Fans des VfL Wolfsburg.

Deutschsprachige Musik, so scheint es, zerfällt dieser Tage in zwei Extreme: Auf der einen Seite der Diskurspop von Tocotronic, Jochen Distelmeyer oder Ja, Panik, der von Zeitschriften wie “Spex” und “Intro” abgefeiert, aber so richtig dann doch von niemandem verstanden wird, auf der anderen die gefühligen Singer/Songwriter, deren Songs die Musikredaktionen deutscher Radiosender vor zehn Jahren noch den Kollegen von WDR 4 rübergeschoben hätten. Indie ist nicht nur Mainstream geworden, sondern in Teilen auch zum Schlager geronnen.

Als vor sieben, acht Jahren die “neueste deutsche Welle” ausgerufen wurde, weil Bands wie Wir Sind Helden, Juli oder Silbermond plötzlich in Sachen Absatzzahlen und Airplay erfolgreich waren, war schon zu befürchten, als was für eine Farce sich die Geschichte wiederholen würde. So wie Anfang der Achtziger auf Kraftwerk, Ideal und die Fehlfarben irgendwann Markus, Hubert Kah und Fräulein Menke gefolgt waren, würde auch diesmal das ganze System in sich zusammenstürzen, bis nur noch ein paar One Hit Wonder für den Nachfolger der “ZDF-Hitparade” übrig blieben und dann würde über Jahre kein Label mehr deutschsprachige Musiker unter Vertrag nehmen und kein Radiosender sie spielen.

Doch es kam schlimmer als befürchtet: Der Erfolg von Bands wie Silbermond, Revolverheld oder Culcha Candela erwies sich als einigermaßen nachhaltig und die ganzen verzweifelten Nachzügler-Signings, die den Plattenfirmen in den Achtzigern irgendwann um die Ohren geflogen waren, erwiesen sich jetzt, in den Zeiten ihrer schlimmsten Krise, zumeist als güldene Glücksgriffe. Die verdammte Blase wollte einfach nicht mehr platzen!

Als Andrea Berg bei der diesjährigen Echo-Verleihung ein wenig patzig mehr als nur eine Schlager-Kategorie beim deutschen Musikpreis einforderte, brachte das die ohnehin schlechte Stimmung in der Halle nicht gerade nach vorne. Dabei waren unter der Überschrift “Album des Jahres (national oder international)” folgende Werke nominiert gewesen: “Große Freiheit” von Unheilig, “Schwerelos” von Andrea Berg, das “Best Of” von Helene Fischer, “My Cassette Player” von Lena und “A Curious Thing” von Amy Macdonald. Es muss schon ein erstaunlicher gesellschaftlicher Wandel stattgefunden haben, wenn die junge, weibliche Antwort auf Chris de Burgh und das Album der deutschen ESC-Teilnehmerin (“Schlager-Grand-Prix”, wie manche Menschen heute noch sagen) die unschlagerhaftesten Vertreter bei den meistverkauften Alben des Jahres darstellen.

Moderatorin Ina Müller hatte bei der Verleihung des Volksmusik-Echos an die Amigos lautstark dazu aufgerufen, die Wände zwischen den Schubladen einzureißen, dabei wollten die anwesenden coolen und klatschfaulen Rockstars und Plattenfirmenmenschen sich nur nicht eingestehen, dass das längst geschehen war. Quer durch alle Kategorien nominiert waren ein zotteliger Geiger, der sich kommerziell erfolgreich an der Interpretation von Rocksongs versucht hatte; ein alternder Chansonnier; ein jugendlicher Chansonnier; eine Opernsänger-Boygroup, die Popsongs nachschmettert; der Erfinder des Gothic-Schlagers und nicht zuletzt Ina Müller selbst, deren Songs von Frank Ramond geschrieben werden, der seit Jahren mit seinen augenzwinkernden Wortspielereien für Annett Louisan, Barbara Schöneberger und Roger Cicero den Massengeschmack trifft wie kaum ein Zweiter.

Was uns zu Casper bringt, jenem “Konsens-Rapper”, dessen Album “XOXO” überraschend, angesichts des medialen “Geheimtipp”-Overkills im Vorfeld aber durchaus konsequenterweise auf Platz 1 der Charts eingestiegen war. Dies ist die Stelle, an der ich fairerweise erklären sollte, dass ich bis auf wenige Ausnahmen mit deutschsprachigem Hiphop so rein gar nichts anfangen kann. Das war in den 1990ern noch ganz lustig, als alle wie die amerikanischen Vorbilder auf dicke Hose machten, missfällt mir jetzt aber zunehmend. Dabei will ich nicht mal ausschließen, dass man auch auf Deutsch hintergründige, witzige und gute Texte rappen kann — allein mangelt es den meisten Vertretern dieses Genres schon an den dafür notwendigen Fertigkeiten, sprich: Skills. Es reicht mir nicht, wenn sich einer holprig durch die Sätze quält. Womöglich fehlt mir das notwendige Enzym oder Gen, aber in meinen Ohren fällt “Das war’s. Auf das, was war / Zwischen all den Ficks auf dem Tisch aus dem Glas / Und hätt’ ich dich nie gekannt / Wär’ der Ben bloß der Casper der rappt / Aber du wärst nur die Frau von der Bar” (Casper) sprachlich und inhaltlich sogar noch hinter “Verpiss dich / Ich weiß genau, Du vermisst mich” (Tic Tac Toe) zurück. ((“Aus”! “Dem“! “Glas”! Alter, was ist mit Dir nicht in Ordnung?!)) Wenn das “Studentenrap” sein soll (und Sie müssen sich das auch noch in Caspers Schiffschaukelbremserstimme vorstellen), kann ich auf eine Begegnung mit “Sonderschülerrap” bestens verzichten.

Doch die Vertonung von Tagebucheinträgen wird geschätzt. Es ist eine “neue”, womöglich “schonungslose Offenheit”. Klopstock 2.0. Da ist es auch nicht verwunderlich, dass Tomte-Sänger Thees Uhlmann (der mit Casper bei gleich zwei Tracks kooperiert) auf seiner ersten Solo-Single tote Fische besingt.

Doch, tatsächlich: “Zum Laichen und Sterben ziehen die Lachse den Fluss hinauf” verkündet er und preist auf seinem Album wie in zahlreichen Interviews das Dorfleben. Bei Tomte hatte er noch davon gesungen, “sein Versagen nicht länger Überzeugung zu nennen”, auf seinem selbstbetitelten Solodebüt zelebriert er jetzt genau das. Von Journalisten lässt er sich dabei mit Bruce Springsteen vergleichen — und wenn die es nicht tun, macht er es eben selbst. Zwar konnte nicht einmal der Boss über eine Supermarktkassiererin singen, ohne dass man vor Fremdscham in einen Turm aus Konservendosen springen wollte, aber das hält Uhlmann nicht davon ab, dieses Feld mit “Das Mädchen von Kasse 2” noch einmal zu beackern. Ich erkenne den Versuch an, den gesellschaftlich Übersehenen ein Denkmal bauen zu wollen, aber, Entschuldigung!, das konnten Pur besser — und die mussten dafür zur Strafe im Studionebel der “Hitparade” stehen.

Überhaupt müssen wir Abbitte leisten bei Pur, der Münchener Freiheit, Reinhard Mey, Wolf Maahn, Heinz-Rudolf Kunze, Klaus Lage, Bap, Purple Schulz und vor allem bei Udo Jürgens. ((Nicht jedoch und unter keinen Umständen bei Marius Müller-Westernhagen.)) Von mir aus soll Tim Bendzko nur noch kurz die Welt retten wollen und Andreas Bourani (dessen “Nur in meinem Kopf” ich für ein paar Wochen sogar ziemlich toll fand) wie ein Eisberg glänzen und scheinen wollen, aber dann können wir nicht mehr mit dem Finger auf die Leute zeigen, die ein paar Jahrzehnte zuvor das Gleiche gemacht haben.

Die Uhlmann’schen Heimatmelodien und die ganzen waschlappigen Liebesbeteuerungen der jungen Liedermacher sind die popkulturelle Rückkehr zum Biedermeier. Sie liefern das “kleine bisschen Sicherheit” in “dieser schweren Zeit”, das Silbermond schon vor zweieinhalb Jahren eingefordert hatten. Dieser Eskapismus ins Innerste zeigte sich dann auch am Treffendsten im Namen jener Band, die sich beim Bundesvision Song Contest einen Moment wünschte, der “echt” und “perfekt” ist: Glasperlenspiel. Hermann Hesse ist ja tatsächlich das, was uns am volkswirtschaftlichen Abgrund noch gefehlt hat: Wanderungen durch Indien, ein bisschen Metaphysik und dann hinein in die Selbstauslöschung. Die Bücher von Margot Käßmann verkaufen sich schon verdächtig gut.

Gewiss, das alles sind Geschmacksfragen. Und die kann man sich ja oft genug selbst nicht beantworten. Ich verstehe zum Beispiel nicht, warum ich das Debütalbum von Gregor Meyle (Zweiter bei Stefan Raabs vorletzter Casting-Show) immer noch ganz charmant finde, beim ähnlich romantisch gelagerten Philipp Poisel aber immer kurz vor der Selbstentleibung stehe. ((Poisel hat allerdings auch eine Stimme, auf die ich mir körperlicher Abneigung reagiere — wobei mir der nasale Gesang eines Billy Corgan oder das Röhren eines Kelly Jones immer gut gefallen hat.))

Vielleicht hängt meine Abneigung auch mit der Sprache zusammen, wobei Thees Uhlmann gleich das beste Gegenargument gegen diese These ist, denn bei Tomte waren seine Texte ja über weite Teile noch unpeinlich bis großartig. Andererseits: Eine Aussage wie “Du hast die Art verändert, wie Du mich küsst” würde man ohne zu Zögern dem Werk der Andrea Berg zuordnen. Auf Englisch taugt es beim Rapper Example zu einem der besten Songs des Jahres. Und irgendwie war es gar nicht so schlimm, als Prince oder Chris Martin auf Englisch sangen, der Verflossenen niemals Kummer bereitet haben zu wollen. Wenn jetzt einer singt, “Ich wollte nie, dass Du weinst”, wünscht man sich doch dringend Rammstein herbei, die bitte das genaue Gegenteil deklamieren sollen, nur damit mal ein bisschen Leben in der Bude ist.

“Keiner, wirklich keiner, braucht deutsche Songwriter” singt Friedemann Weise in seinem sehr unterhaltsamen Lied, das nur einen kleinen Haken hat: Das einzige, was noch schlimmer ist als schonungslose Offenheit in Liedtexten, ist ungehemmte Ironie. Deswegen sind die Toten Hosen bei all ihrer Schlimmheit immer noch den Ärzten vorzuziehen, die jedweden Hinweis auf eine Haltung vermissen lassen.

Die zentrale Frage jedoch bleibt: Warum sind heute Musiker mit Texten erfolgreich, die junge Menschen noch vor wenigen Jahren rundheraus als kitschig abgelehnt hätten? Sind die Hörer sensibler geworden oder nur toleranter? Und was hat das alles mit der WM 2006 zu tun?

Offenlegung: Ich habe an der diesjährigen Echo-Verleihung mitgearbeitet und bin mit einigen der hier gedissten Künstler persönlich bekannt.

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Auswärtsspiele: Duslog & Journalist

Seit vergangenem Sonntag halten Stefan Niggemeier und ich in uns einem Luftkurort pensionierter Generäle versteckt — in Düsseldorf. Der Grund dafür ist der Eurovision Song Contest, der dieses Jahr überraschend in der Stadt zwischen Köln und Dinslaken stattfindet. Was wir hier genau machen, kann man in bereits vier Folgen auf duslog.tv verfolgen.

Vorher habe ich noch knapp 10.000 Zeichen darüber geschrieben, was uns hier mutmaßlich erwarten wird. Diesen Text finden Sie in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift “Der Journalist” und auf journalist.de.

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Musik Rundfunk Digital

Wer wohnt schon in Düsseldorf?

Bochum/Berlin, 18. Februar 2011. Lukas Heinser und Stefan Niggemeier haben heute in einer Pressemitteilung bekanntgegeben, dass sie sich auch vom Austragungsort Düsseldorf nicht davon abhalten werden, den Eurovision Song Contest erneut mit einem Videoblog zu begleiten. Im vergangenen Jahr hatten sie sich ohne Stativ und Windschutz nach Norwegen durchgeschlagen und mit ihrem OSLOG nach Meinung vieler Experten einen maßgeblichen Beitrag zum Erfolg von Lena Meyer-Landrut geleistet.

Heinser und Niggemeier selbst errangen in einem etwas weniger beachteten Wettbewerb den dritten Platz: in der Kategorie Unterhaltung bei der Wahl zu den “Journalisten des Jahres 2010”. Die Jury des “Medium Magazins” fand, dass OSLOG “selbstironisch mit dem Medienhype um Lena spielte” und “vorführte, welches Potential in einem solchen Blog stecken kann”. Heinser, dessen Ehrgeiz von Kennern mit dem von Stefan Raab verglichen wird, kommentierte das mit den Worten: “Beim nächsten Mal werden wir dieses verdammte Potential ausschöpfen!'”

Während die Personalfrage nach der Absage von Thomas Gottschalk und Günther Jauch ähnlich schnell entschieden war wie bei der deutschen Interpretin, war der Name der OSLOG-Neuauflage lange offen. Entwürfe wie dueslog.tv, dussellog.tv, und dorflog.tv wurden schließlich verworfen zugunsten von DUSLOG.tv. Das bewährte Konzept aus vergeigten Anmoderationen, exklusiven Interviews und vergessenen Interpretennamen soll beibehalten werden. Geplant ist allerdings eine weitere Qualitätssteigerung. “Wir erwägen die Investition in einen Windschutz für das Mikrofon”, sagt Heinser. Niggemeier ergänzt: “Und ich werde diesmal weniger Namen verwechseln als letztes Jahr in Dänemark.”

Die heiße Phase mit täglichen Videoberichten beginnt Anfang Mai. Bereits heute werden die neuen Seiten eingeweiht, die von Markus “Herm” Hermann frisch tapeziert und mit einem noch moderneren Fernsehgerät ausgestattet wurden: Das Finale des deutschen Vorentscheides wird ab ca. 20 Uhr in einem Liveblog auf duslog.tv begleitet.

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2010 — Der Jahresrückblick (Teil 1)

Das Jahr 2010 ist zwar gerade erst zu elf Zwölfteln vorbei, aber die Jahresrückblicke gehören zur Adventszeit wie Spekulatius und Lebkuchen. Da wollen auch wir nicht länger warten und gehen – als Erste – in die Vollen:

Tommy Finke, Ben Redelings und ich blicken zurück auf die Fußball-WM, den Sieg Lena Meyer-Landruts beim Eurovision Song Contest, das Kulturhauptstadt-Jahr und vieles mehr. Nur hier, im Internet!

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