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Zwei Jahre Verspätung

Ab kommendem Montag wird der Essener Hauptbahnhof komplett umgebaut, um rechtzeitig zum Jahr 2010 (wenn das Ruhrgebiet Kulturhauptstadt Europas ist) fertig zu sein.

In einer Broschüre zeigt die Bahn den Ist- und den Sollzustand.

So sieht es im Moment am Essener Hauptbahnhof aus:

2008: Bahnsteig in Richtung Dortmund.

Sehen Sie die Reisegruppe? Um diese sechs Menschen herum wird in den nächsten anderthalb Jahren der gesamte Bahnhof saniert:

2010: Bahnsteig in Richtung Dortmund mit barrierefreiem Zugang und modernisiertem Bahnsteig

Hoffentlich kriegen die Leute wenigstens ab und zu eine warme Mahlzeit.

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Digital

Programmhinweis: Jugendmedienevent 2008

Wenn Sie zwischen zwölf und 25 Jahre alt sind (ich Sie also nicht unbedingt siezen müsste) und sich für Medien und Journalismus interessieren, hätte ich da was für Sie:

Die Junge Presse veranstaltet vom 14. bis zum 17. August 2008 in Mainz und Essen (erst zwei Tage Mainz, dann zwei Tage Essen) das Jugendmedienevent 2008.

Für wenig Geld gibt es dort einen Ausflug zum ZDF und zahlreiche Vorträge und Workshops mit erfahrenen und namhaften Journalisten – sowie einen mit mir, denn ich werde dort etwas über das Web 2.0 im Allgemeinen und Blogs im Speziellen erzählen.

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Digital

Barcamp Ruhr – Der Film

Die Maßeinheit für verspätet vorgetragene Zeitgeistthemen heißt – ich wiederhole mich da gerne – “Polylux”. Allerdings möchte ich zu Gunsten des RBB mal davon ausgehen, dass deren Zeitplan nicht von Hardware-Problemen diktiert wird.

Wie dem auch sei: Das Barcamp Ruhr ist fast schon wieder eine Woche her, es wurde viel darüber geschrieben und das ein oder andere Video ist auch schon länger online. Ich hatte die Wartezeit ja bereits für einen abgeschlossenen Roman über das vergangene Wochenende genutzt, deshalb ist das, was jetzt noch kommt, gewissermaßen meine erste Romanverfilmung – und das bei einem als unverfilmbar geltenden Stoff.

In Wirklichkeit sind es nur ein paar subjektive Impressionen, aber das können Sie ja selbst sehen:


Link: sevenload.com

Nächste Woche dann: Das Hörbuch, das Kochbuch, der Soundtrack und der Fettfrei-Grill zum Event.

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Teil einer Jugendbewegung

Am Wochenende fand – wie bereits erwähnt – das erste Barcamp Ruhr statt. Da das angekündigte Video noch ein wenig auf sich warten lassen wird ((Ich muss erst noch neuen Arbeitsspeicher kaufen.)), wollte ich das Erlebte vorab schon mal in relativ ungefilterte Worte fassen:

Was genau ein Barcamp ist, wusste ich vor dem Wochenende selbst nicht so genau. Man sagte mir stets, es handele sich um eine “Unkonferenz”, was in etwa so hilfreich ist, wie der Versuch, Quantenphysik mit Hilfe japanischer Vokabeln erklären zu wollen. In Wahrheit ist es ein betont lockeres Zusammentreffen von Menschen, die irgendwas mit Internet zu tun haben. Zu Beginn des jeweiligen Veranstaltungstages stellen die Teilnehmer ((Externe Referenten sind nicht vorgesehen.)) Themen vor, über die sie gerne sprechen würden. Per Handzeichen wird abgestimmt, wie viele Leute sich für das Thema interessieren – daraus ergibt sich dann, in welchem Raum und zu welcher Uhrzeit der Vortrag stattfindet.

“Vortrag” ist im Übrigen falsch. Es handelt sich um sogenannte “Sessions” und deren sprachliche nähe zur jam session in der Musik kommt nicht von ungefähr: “Einer redet, die anderen hören zu” gibt’s nicht und ist angeblich auch nicht erwünscht.

Exkurs: Ich habe in der Schule immer Frontalunterricht gemocht, weil ich nie verstehen werde, warum ein Lehrer, der die Fakten kennt und aufsagen könnte, erst mal eine Dreiviertelstunde lang aufschreibt, was die Schüler, denen er etwas beibringen soll, denn bisher zum Thema wissen. “Hitler war böse” ist zwar eine richtige Feststellung, als Einstieg ins Thema “Zweiter Weltkrieg” aber irgendwie dürftig. Der Geschichtsunterricht der Oberstufe ist deshalb auch heute noch dafür verantwortlich, dass ich beim Wort “Mindmap” kaltschweißig werde und unkontrollierte Laute ausstoße. Auch in der Uni sind mir Vorlesungen hundert Mal lieber als Diskussionen. Andererseits sind mir Diskussionen immer noch hundert Mal lieber als schlechte Referate. Exkurs Ende.

Die Qualität der Sessions bei einem Barcamp hängt deshalb nicht nur von den Kompetenzen des Vortragenden ((Keine Ahnung, wie der richtige Begriff lautet, vermutlich “Session Leader” oder so.)) ab, sondern auch von der Gruppe der Zuhörer. Da kann es schon mal vorkommen, dass spannende Ausführungen abgewürgt werden und ein Zuhörer ohne vorherige Meldung einfach vor sich hin doziert. Auch wenn ich mich an solche Umgangsformen im Laufe des Wochenendes gewöhnen konnte, wird dieses Verfahren nie zu meiner favorisierten Art der Wissensvermittlung zählen. Um verschiedene Ansichten zu einem Thema kennen zu lernen, ist es aber ganz hilfreich.

Thematisch sind den Sessions keine Grenzen gesetzt, alles, was auch nur im Entferntesten mit Internet zu tun haben könnte, kommt darin vor. Damit stand ich persönlich vor einem weiteren Problem: Wirtschaft ist zum Beispiel ein Thema, dass mich noch nie interessiert hat – null. Ich könnte auch unter Androhung von körperlicher Gewalt keine zehn DAX-Unternehmen auflisten – geschweige denn fünf Startups. ((Ein Startup ist eine Existenzneugründung im Internet. Da gibt es alles von social networks (MySpace oder Facebook waren mal Startups) bis hin zu Internetseiten, auf denen man sein Müsli oder seinen Kaffee individuell zusammenstellen kann.))

Ich finde es faszinierend, auf welche Ideen Leute kommen, deren kreative Hirnhälfte auch Synapsen zu dem Teil, der ans Geldverdienen denkt, aufgebaut hat, aber ich will kein Unternehmen gründen. Die Worte “business plan”, “crowd sourcing” oder “break even” erscheinen mir immer wie Parodien auf die Wirtschaft und laden mich allenfalls zum Bullshit-Bingo ein. Da fällt es schwer, ernst zu bleiben, und die Leute, die sicherlich alle total nett sind und tolle Ideen haben, nicht für den gleichen schrecklichen Menschenschlag zu halten, wie die Investoren, denen sie Geld für ihre Projekte abringen wollen.

Ein Schwerpunkt des Barcamps Ruhr lag auf Musik im Internet, was mich als Musikfan und Gelegenheitsmusiker schon interessierte. Entsprechend irritiert war ich aber, als in diesbezüglichen Sessions plötzlich von “content”, statt von “Musik” die Rede war. Das ist für mich dann auch kein großer Unterschied mehr zu dem bösen, bösen Majorlabel, wo alle ständig von “Produkten” faseln.

Überhaupt: Für Mitglieder des unsäglichen “Vereins Deutsche Sprache” wäre ein Barcamp das, was Sodom und Gomorrha für einen guten Katholiken sind. Wer schon technische Begriffe wie “Laptop” oder “Browser” geißelt, der wird inmitten von “Sessions”, “Startups” und “Back Offices” foam vor dem mouth bekommen und im triangle springen. Das Unperfekthaus in Essen ((Eine Art Hippiekommune mit kurzen Haaren, in der man sich ganz rührend um uns kümmerte.)) wurde übrigens stets als “Location” bezeichnet, was dann ungefähr der Punkt war, an dem es selbst mir ein bisschen too much wurde. “Schlimmer als die wahllose Verwendung fremdsprachlicher Begriffe ist aber immer noch die falsche Aussprache derselben”, dachte ich, während ich gedankenverloren in meinem Tschappukino rührte.

Was mich auch einigermaßen verstörte, war die Einstellung mancher Leute. Bisher hatte ich den unendlichen Reiz des Internets unter anderem darin gesehen, dass dort jeder tun und lassen kann, was er ganz alleine will, maximal begrenzt durch Gesetze, die bitte nicht zu streng sind. Plötzlich kamen Leute an, die von einer “Bloggerkultur” sprachen und Sätze sagten wie: “Wer nicht auf Barcamps geht, ist für mich kein Blogger”, “Journalisten sind keine Blogger” oder “Ein Blog ohne Kommentare ist kein Blog”. Da waren sie wieder, die Leute, die man im Bereich der Musik “Indienazis” nennt, und die in Schubladen denken, die ihnen “Spex”, “Intro” und “Visions” aus dem Holz eines abgebrochenen Soziologiestudiums gezimmert haben. Menschen, die im Usenet und in Webforen schreiben, warum diese oder jene Band einfach scheiße sein muss und nicht Indie sein kann, und die sich selbst vor allem über die Abgrenzung zu anderen und die Ausgrenzung derselben definieren. Solche gibt es also auch im Web 2.0. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass ihre Interpretation des Konzepts “Blog” irgendwann einmal tatsächlich zu einer Definition werden sollte, werde ich mir schon mal einen neuen Begriff überlegen, unter dem diese lose Textsammlung im Internet dann firmieren wird.

Jetzt habe ich alles aufgeschrieben, was ich merkwürdig bis abschreckend fand, und es wirkt, als sei das Barcamp Ruhr für mich eine ganz und gar schreckliche Veranstaltung gewesen. Das ist falsch. Zwar war der Samstag wirklich verwirrend und anstrengend, aber der Sonntag hat viel wieder wettgemacht. Es waren sehr viele nette Leute da und bei rund 120 Teilnehmern ist auch bei optimistischster Weltanschauung rein statistisch klar, dass darunter mindestens eine Handvoll sein wird, deren Bekanntschaft man lieber nie gemacht hätte. Die Atmosphäre war die ganze Zeit über sehr angenehm und dass ich vor größeren Gruppen ((“größer” = “mehr als fünf Leute”.)) Angst habe und kein großer Freund von Smalltalk und ziellosen Diskussionen bin, ist ja letztlich mein persönliches Problem.

Ich habe in der Tat noch einige interessante Dinge erfahren ((So habe ich zum Beispiel qik.com kennengelernt, eine Internetseite, die meiner Meinung nach für den endgültigen Untergang des Abendlandes und das Ende der Menschheit verantwortlich sein könnte.)) und einige spannende Gespräche geführt. Die Altersspanne der Teilnehmer reichte von 18 bis 57, wobei ich es vor allem großartig finde, wenn auch Menschen im fortgeschrittenen Alter mit mehr Offenheit auf neue Sachen zugehen als ich selbst mit meinen 24 Jahren.

Überall erwähnt wurde die überaus unschöne Tatsache, dass während des Barcamps zwei iPods ((Mobile Musikabspielgeräte der Firma Apple.)) (ein Nano, ein Touch), eine Kamera, ein Asus Eee ((Eine Art Laptop, aber noch kleiner.)) und ein iBook gestohlen wurden. Das war im Nachhinein leider fast abzusehen bei den unzähligen Leuten, die zusätzlich zu den Teilnehmern noch durchs Haus liefen. Ich bin aber überzeugt davon, dass dem Dieb seine Hände, seine Zunge und sein Glied abfaulen werden. Wenn Sie also demnächst in der Essener Innenstadt einen stummen Mann mit Armstümpfen sehen, sollten Sie ihm noch kurz die Hose runterziehen und ihn dann zur Polizei schleifen.

Vor Monaten hatte ich gemutmaßt, ein Barcamp sei “eine Art Kirchentag”. Jetzt habe ich beides einmal mitgemacht und muss sagen, dass diese Einschätzung geradezu prophetisch war. Beide Male blieb trotz einer Menge Skepsis und Ärger ein ziemlich positiver Eindruck – und die Frage, ob ein Mal nicht ausreicht.

Demnächst dann: Die ganze Grütze noch mal in Ton und Bild.

Nachtrag, 21. März: JETZT! Grütze gibt’s hier.

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Leben

Total unsymptomatisch

Heute morgen stand ich vor dem Unperfekthaus in Essen um einen völlig idiotischen Aufsager für meinen Videobericht zum Barcamp Ruhr zu drehen (stay tuned for more). Aus dem Augenwinkel sah ich einen Mann, der erst rechts an dem Gebäude vorbei schlich, in der Hofeinfahrt nebenan verschwand und wieder hervorkam, dann links vorbei schlich, dort in einem Hauseingang verschwand, um nach mindestens einer Minute des Suchens dann doch durch die Tür ins Gebäude zu gelangen, durch welche die ganze Zeit über Menschen rein und raus gegangen waren.

“Aha”, dachte ich so für mich, “vielleicht ein Entwickler auf der Suche nach neuen Wegen oder gar ein unbeteiligter Passant. Jedenfalls sicher kein Journalist.”

Bei dem Mann handelte es sich, wie sich später herausstellte, um einen der Abgesandten von derwesten.de.

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Rundfunk Fernsehen

Liveblog: Das perfekte Dschungel-Dinner

20:00 Uhr
Lukas:
Hallihallo, liebe Leser, willkommen zum Liveblog. Wir sind – wie üblich – eine Viertelstunde zu früh drauf, aber das hat auch seinen Grund: Wir werden nicht nur darüber bloggen, wie wir im Fernsehen sehen, das andere Leute kochen – wir werden auch nebenher noch selber kochen, essen und darüber bloggen. Oder es zumindest versuchen.
Und damit begrüße ich meine Mitbloggerin und Köchin (Weltfrauentag war gestern), Kathrin. Hallo Kathrin, was gibt’s denn leckeres?
Kathrin: Unser Menüplan für den Abend besteht aus einem raffinierten Tomatensalat, als Hauptspeise serviere ich ein Hähnchenbrustfilet mit Kartoffelecken. Als leichten Nachtisch gibt es Apfelfilets natur.
Lukas: Gut, dass ich kein Promi bin, sonst müsste ich jetzt erst mal rätseln, was das denn alles sein könnte. Hätte ich ja dann sicher noch nie gehört.

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Fernsehen Rundfunk

Bata Man

Gestern hab ich mal wieder “Das perfekte Promi-Dinner” geguckt. Ich tue das sehr gerne, besonders, wenn ich währenddessen essen kann. Plötzlich kam ein älterer Herr ins Bild und ich dachte “Ach, guck mal da!” Dann erst stellte ich fest, dass ich Bata Illic streng genommen gar nicht kenne, also jedenfalls nicht in einem Maße, das eine solche Freude und Überraschung gerechtfertigt hätte.

Bis vor einem Monat wusste ich von Bata Illic gerade mal, dass er vor vielen Jahren einen Hit namens “Michaela” gehabt hatte, dass er aussah wie Franz Josef Wagner, und dass er nicht an der Schuhfirma Bata beteiligt war. ((Danach hatte ihn Roger Willemsen vor fast ebenso vielen Jahren bei “Willemsens Woche” mal gefragt.)) In der Zwischenzeit aber war Bata Illic ins RTL-Dschungelcamp eingezogen und war dort bis zum letzten Tag verblieben. War er dort anfangs kaum aufgefallen, hatte er mit seiner ersten Dschungelprüfung, bei der er mit Ratten sprach und diese von seinen friedvollen Absichten zu überzeugen versuchte, die Herzen der Zuschauer erobert. Ich habe von jungen Damen gehört, die ihn am liebsten als Opi mitgenommen hätten.

Überhaupt: “Ich bin ein Star, holt mich hier raus” dürfte sich für die RTL-Redakteure zum Super-GAU entwickelt haben. Statt sich anzukeifen und in Grabenkämpfe zu verfallen, konnte man den Prominenten ((Ich finde es so unfair, die Dschungel-Camper als “Prominente” mit Anführungszeichen zu bezeichnen. Zumindest einem Teil der Bevölkerung dürfte jeder Einzelne bekannt gewesen sein und wenn man “Prominenter” mal mit “jemand, von dem sich Menschen gemeinsame Handyfotos wünschen” übersetzt, sollten alle zehn als Prominente durchgehen. Außerdem bin ich neulich versehentlich in eine Autogrammstunde von Martin Stosch hineingeraten, bei der es für die zahlreichen Besucherinnen zwei “Abendessen” (mit Anführungszeichen) mit dem Star zu gewinnen gab.)) bei Selbstfindung und Gruppenkuscheln zusehen. Ross Antony und Michaela Schaffrath waren mir vorher unbekannt bis egal gewesen, aber es war schon ein Erlebnis, dem anfangs völlig hysterischen Ross bei der Überwindung seiner Ängste zuzusehen oder eine Frau zu erleben, die mit ihrer inneren Ruhe und Güte die ganze Truppe zusammenhielt und so gar nicht dem Klischee des überall apostrophierten Ex-Pornostars entsprach. Diese Staffel entwickelte sich dann auch versehentlich zum Gegenentwurf aller Castingshows, wo innerhalb weniger Wochen aus Nobodies Stars gemacht werden: Plötzlich saßen da Stars, die viele nicht kannten, im Dschungel, redeten auf eine ganz eigenartig poetische Art belangloses Zeug und machten sich bei übertriebenen Kindergeburtstagsspielen zum Affen. Der Unterschied zu “Zimmer frei!” bestand teilweise nur noch in den Moderatoren und der Reaktion der Öffentlichkeit.

Und während mich das Format “Reality TV” normalerweise überhaupt nicht interessiert, weil ich schon nicht wissen will, wie falsch sich meine Nachbarn ernähren oder wie grauenhaft sie ihre Wohnung eingerichtet haben, finde ich die Prominenten-Ableger davon meistens ganz großartig. Es gibt kaum einen besseren Weg, Leute etwas über Leute zu erfahren, als ihnen beim Dschungel-Bewohnen oder Essen zuzusehen. Danach braucht man keine Paparazzi mehr.

Die “Promidinner”-Redakteure hatten dann auch eine an “Lost” erinnernde Akribie bei der Zusammensetzung der gestrigen Köche an den Tag gelegt: Neben Bata Illic waren John Jürgens, Sohn der Schlagerlegende Udo Jürgens; Kriemhild Jahn, Sopranistin und Ehefrau von Schlagerproduzentenlegende Ralph Siegel, sowie Heydi Núñez Gómez vertreten, die auch schon mal im RTL-Dschungel war und mit Ralph Siegel eine Platte aufgenommen hatte. Und während sich die anderen Kandidaten mit exquisiten und exotischen Gerichten zu übertrumpfen versuchten, servierte Bata Illic eine Rohkostplatte mit literweise Mayonnaise, frittierte Schnitzel nach einem Rezept seiner “Schwiegermama” und eine Rumtorte, deren Zuckerguss noch vor dem Fernseher Zahnschmerzen verursachte. Las er auf den Menü-Karten der anderen Karten etwas, was seiner Frau Olga gefallen könnte, wollte er gleich eine doggy bag für sie ordern, und immer, wenn er für die Kochkünste der Anderen Punkte verteilen sollte, tat er das mit den Worten “Ich freue mich, ihm/ihr zehn Punkte geben zu dürfen”, und man glaubte ihm diese Freude genauso wie jedes einzelne “wunderschön”. ((Dass er sich strikt weigerte, mit dem Essen zu beginnen, bevor die Gastgeberin Platz genommen hatte, und er den Damen jedesmal, wenn sie sich hinsetzen wollten, umständlich den Stuhl ranschieben wollte, zeigt, dass sein Kommentar im Dschungel zu (ich glaube) DJ Tomekk “Wir zwei sind Gentlemen” zumindest zur Hälfte vollkommen richtig war.))

Noch mehr als im Dschungel oder am Esstisch erfährt man über Menschen nur, wenn man sieht, wie sie leben. Bata Illic und seine Olga leben in einem Haus, das mit seinen terracottafarbenen Wänden, runden Türzargen, selbst geschriebenen Ikonen, barocken Kommoden und englischen Clubsesseln wie ein wüst, aber liebevoll zusammengestelltes Museum wirkt. Wer die beiden miteinander reden sieht, wird dem Mann jedes Wort jedes Schlagertextes abnehmen. Bei Kriemhild Jahn und Ralph Siegel zuhause gibt es einen gläsernen Fahrstuhl, die Küche liegt (wenn ich das richtig verstanden habe) im Keller und der Esstisch steht in einem Raum, der aussieht wie die Lobby eines Hotels in Las Vegas.

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Digital

Conquer yourself rather than the world

Um ehrlich zu sein habe ich keine Ahnung, was genau ein BarCamp ist – den Schilderungen nach zu urteilen muss es sich dabei um eine Art Kirchentag für die Jünger des Web 9 3/4 handeln. Trotzdem habe ich irgendwie zugesagt, bei der Organisation eines solchen mitzuhelfen. Die Hauptarbeit bleibt aber – so sind sie, diese modernen Frauen – an Katti hängen.

Alles weitere erfahren Sie (und ich hoffentlich auch) unter barcampruhr.de.

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Anti Pasta

Stellen Sie sich vor, wir würden heute mal komplett auf Eisbein und Sauerkraut verzichten!

Gut, auch wenn das Klischee etwas anderes sagt: Das wäre für die allermeisten Deutschen kein Problem. Aber stellen Sie sich mal vor, wir würden heute mal komplett auf Nudeln verzichten! Kinder, Studenten und Berufstätige müssten sich schon was einfallen lassen (wobei “was” vermutlich “Fischstäbchen”, “Pizza” oder “Butterbrote” hieße). Aber jetzt stellen Sie sich mal vor, die Italiener würden einen Tag auf Nudeln verzichten!!!!1

Lassen wir die Stereotypen beiseite und widmen uns den harten Fakten: Italienische Verbraucherverbände haben für den heutigen Donnerstag zum “Pasta-Streik” aufgerufen. Einen ganzen Tag sollen die Verbraucher auf ihr Nationalgericht verzichten (AP berichtet interessanterweise: “not against eating it, but against buying it”, was auch irgendwie auffälliger wäre), um gegen steigende Preise für Nudeln, Öl und Fahrkarten zu protestieren.

Stellen Sie sich also besser vor, wir würden heute mal komplett auf Autofahrten verzichten!

P.S.: sueddeutsche.de hat das Problem des Alles-bebildern-Müssens übrigens derart gelöst, dass man den Screenshot eines “Telegraph”-Artikels zum Thema, auf dem noch ein halbes Pasta-Symbolfoto zu erahnen ist, in den Artikel eingebaut hat. Als Meta-Symbolbild, sozusagen.

sueddeutsche.de zeigt telegraph.co.uk, die einen Teller mit Nudeln zeigen
Screenshot: sueddeutsche.de