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Musik

What’s My Age Again?

Mit elf Jahren stand ich auf dem Neutorplatz in Dinslaken und hielt einem älteren Herren einen Kugelschreiber unter die Nase. Der Mann hieß Heiner Geißler und ich wusste, dass er Politiker und irgendwie berühmt war, also wollte ich seine Unterschrift haben. Meine Autogrammsammlung umfasste anschließend vier Exponate: Geißler, Willy Brandt (damals schon tot, von einem Kollegen meines Vaters geschenkt bekommen), Franz Beckenbauer (den mein Großvater gegen Unterschrift auf dem Golfplatz hatte vorbeiziehen lassen) und Klaus Staeck. Ich war in meinem Leben öfter auf Autorenlesungen und Ausstellungseröffnungen gewesen als im Stadion — und das niemals gegen meinen Willen. Man muss viel Liebe aufwenden, um das irgendwie als “niedlich” betrachten zu können. “Cool” war es im Leben nicht.

Als ich 16 Jahre alt war, lief in den Kinos “American Pie” an. Ich ging alleine ins Kino (meine Freunde hatten den Film schon alle gesehen) und fand den Film maximal halblustig. Am lautesten (und einsamsten) gelacht habe ich, als in der Szene, in der Stifler’s Mom Finch verführte, “Mrs. Robinson” erklang — dabei hatte ich die “Reifeprüfung” damals noch nie gesehen, sondern nur darüber gelesen. Der Soundtrack zu “American Pie” wurde trotzdem zum Soundtrack meiner Jugend: Ich glaube, fast jeder dieser 13 Songs der ersten elf Songs ist auf mindestens einem Mixtape gelandet. Es handelte sich dabei, so erfuhr ich, überwiegend um sogenannten Fun-Punk, der nach Sommer, Sonne, Skateboards und Schwachsinntreiben klang. Eine der dort vertretenen Bands hieß Blink-182.

Ich hatte “Enema Of The State”, das Durchbruchsalbum von Blink-182 in Deutschland, nie selbst auf CD, aber die Hits kannte ich, sogar mit den dazugehörigen Videos. Zum Beispiel das, in dem die Bandmitglieder nackt durch die Straßen einer amerikanischen Stadt liefen. Mit 16 fand ich das peinlich und pubertär. “All The Small Things” hingegen, wovon auch immer es handeln sollte, fand ich toll. Wir haben es sogar mal mit unserer “Punkband” “gecovert”. ((Man kann dem Herrgott gar nicht oft genug danken, dass wir in einer Zeit aufwachsen durfen, als noch nicht jeder eine Videokamera in seinem Mobiltelefon hatte. Die Video-8-Aufnahmen, die von dem “Auftritt” existierten, sind hoffentlich schon lange zerfallen.))

Am Nachfolgealbum “Take Off Your Pants And Jacket” störte mich schon der Titel (pubertär!), während mein damals 12jähriger Bruder das Album rauf und runter laufen ließ. Spannend fand ich die Band erst wieder, als sie für ihr selbstbetiteltes Album mit Robert Smith (kredibel!) zusammenarbeitete. ((Als ich Thees Uhlmann in Düsseldorf zu jenem Interview traf, in dessen Verlauf auch eine Kilians-Demo-CD den Besitzer wechseln sollte, trug er einen Blink-182-Kapuzenpullover, für den er sich zu Beginn des Gesprächs entschuldigte.))

Nach “Blink-182”, das ich über die Jahre richtig lieb gewonnen hatte, war lange erst mal Schluss mit der Band: Tom DeLonge machte mit Angels & Airwaves weiter, Mark Hoppus und Travis Barker mit +44 — beides gute Bands, aber trotz meiner eigentlich gar nicht so engen Beziehung zu Blink nicht das selbe.

Inzwischen habe ich meine Pubertät nachgeholt, habe bedeutend mehr Rockmusiker- als Politikerautogramme und bin mir für kaum einen Pimmelwitz zu schade. Und weil die Popkultur beruhigenderweise in Zyklen verläuft, kommen alle die, die es damals nicht wirklich zu den Helden meiner Jugend geschafft haben, jetzt noch einmal vorbei, damit wir uns gemeinsam (noch mal) jung fühlen können: Im April war ich auf einem Konzert, auf dem Andrew W.K. (den ich mit 18 total doof fand) sein grandioses Partyepos “I Get Wet” zur Aufführung brachte, eine Woche später lief “American Pie — Das Klassentreffen” in den deutschen Kinos an, auf den ich mich tatsächlich mehr gefreut hatte als auf mein eigenes zehnjähriges Abiturtreffen. ((Das offensichtlich auch nicht stattfinden wird.))

Und am Montag dann endlich Blink-182. Deren Comebackalbum “Neighborhoods” hatte ich zwar maximal drei Mal gehört, aber darum ging es ja gar nicht, sondern um die Songs von früher. Die Essener Grugahalle, berüchtigt für ihre spezielle Atmosphäre, war gut gefüllt mit Menschen Mitte, Ende Zwanzig, nur wenige waren jünger — das dann aber gleich gründlich. So viele T-Shirts der auftretenden Band sieht man vermutlich sonst nur bei den Toten Hosen. Die beiden Vorgruppen (Royal Republic und The All American Rejects) wurden freundlich empfangen, aber es war klar, weswegen alle hier waren: Blink-182.

Als die dann mit “Feeling This” loslegten, war die Stimmung sofort auf dem Siedepunkt, wie man als Lokaljournalist schreiben würde. Es war wie damals in den Jugendzentren und Partykellern — oder, in meinem Fall: so, wie ich annehme, dass es damals in den Jugendzentren und Partykellern war. Die an ein öffentliches Schwimmbad gemahnende Architektur der Grugahalle verschwand hinter den glücklichen, verschwitzten Gesichtern wild durch die Gegend hüpfender junger (ja: junger!) Menschen.

Und dann: “All The Small Things”. Mit den Freunden einen Kreis bilden und hüpfen. Hüpfen, bis man das Gefühl hat, in der Luft stehen zu bleiben. Die Welt und mit ihr die Halle mit den Tausenden Menschen darin, der Bühne und der Band, drehen sich weiter, doch dieser Moment hier ist jetzt und für immer. Nana nana na nanana nana, nana nana na nanana nana. Wäre es übertrieben, zu behaupten, dass ich zwölf Jahre darauf gewartet habe? Nein. Ich wusste es nur damals noch nicht.

Dann weiter: Minutenlange, atemberaubende Schlagzeugsoli von Travis Barker, Zugaben und am Ende ein Papierschnipselregen. Ein Fest.

Blink-182 in der Essener Grugahalle

Auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt werden wir von der EVAG, dem vermutlich schlechtesten Nahverkehrsanbieter in einer europäischen Großstadt: Um Zwanzig nach Elf fährt die letzte U-Bahn Richtung Innenstadt und die vielen, vielen Konzertbesucher ohne Auto passen dort nicht hinein. Das heißt: Zunächst passen die Allermeisten doch hinein, aber die Bahn kann über zehn Minuten nicht losfahren. Wir steigen wieder aus, überirdisch fährt ein Krankenwagen vor.

Und so gehen wir die drei Kilometer bis zum Hauptbahnhof zu Fuß, durch das um Viertel vor Zwölf schon völlig verwaiste “Szeneviertel” Rüttenscheid. Immerhin der Supermarkt hat noch auf, wir kaufen Bier für den weiteren Weg. So wie die anderen Kinder das mit 16 vermutlich schon gemacht haben.

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Literatur Gesellschaft

Woanders is’ auch scheiße

Wenn ich Menschen aus dem Ausland erklären soll, wo ich herkomme, höre ich mich immer noch viel zu oft mit “near Cologne” antworten. Bei den meisten Amerikanern kann man ja froh sein, wenn sie davon mal gehört haben. Briten hingegen kennen, so sie denn minimal fußballinteressiert sind, natürlich Dortmund und Schalke, manchmal sogar Bochum. Die “Ruhr Area” allerdings ist eher was für Leute, die im Erdkundeunterricht gut aufgepasst haben, aber so würden eh nur die Wenigsten über ihre Heimat sprechen.

Bergbaumuseum Bochum

Das Verhältnis der “Ruhris” zum Ruhrgebiet ist ein zutiefst ambivalentes: Eine unheilvolle Mischung aus Lokalpatriotismus und Selbstverachtung, aus Stolz und Skepsis, Traditionsbewusstsein und Wurzellosigkeit führt dazu, dass sich im fünftgrößten Ballungsraum Europas niemand zuhause fühlt. Ein Zusammengehörigkeitsgefühl entsteht erst ganz langsam, Jahrzehnte nach der Blütezeit der Ruhrindustrie und auch recht widerwillig.

Konrad Lischka und Frank Patalong stammen auch aus dem Ruhrgebiet. Lischka ist 32 und in Essen aufgewachsen, Ptalaong 48 und aus Duisburg-Walsum. Heute arbeiten beide bei “Spiegel Online” in Hamburg, aber sie haben ein Buch geschrieben über die “wunderbare Welt des Ruhrpotts”: “Dat Schönste am Wein is dat Pilsken danach”.

Der Altersunterschied der beiden und ihre unterschiedliche Herkunft (Lischka kam mit seinen Eltern aus Polen ins Ruhrgebiet, Patalong ist Kind einer Arbeiterfamilie) machen den besonderen Reiz des Buches aus, denn ihre Hintergründe sind gerade unterschiedlich genug, um fast das ganze Ruhrgebiet an sich zu charakterisieren. Lischka ist (wie ich auch) ohne nennenswerte Schwerindustrie vor Augen aufgewachsen, bei Patalong konnte man die Wäsche traditionell nicht draußen trocknen lassen, weil sie dann schwarz geworden wäre. Sie beschreiben eine Region, die binnen kürzester Zeit von Menschen aus halb Europa besiedelt wurde, die jetzt alle in ihren eilig hochgezogenen Siedlungen hocken und feststellen, dass die Goldgräberzeit lange vorbei ist. Für die meisten endet die Welt immer noch an der Stadtteilgrenze, wofür Lischka das wunderschöne Wort “Lokalstpatriotismus” ersonnen hat. Entschuldigung, ich komm aus Eppinghoven, was soll ich da mit jemandem aus Hiesfeld? ((Beides sind Stadtteile von Dinslaken, was schon in Köln keiner mehr kennt.))

Das Buch ist geprägt von der so typischen Hassliebe der Ruhrgebietseinwohner zu ihrer … nun ja: Heimat, zusammengefasst im Ausspruch “Woanders is’ auch scheiße”. Menschen, die sich gottweißwas darauf einbilden, aus einer bestimmten Stadt zu stammen oder dort wenigstens “angekommen” zu sein, findet man vielleicht in Düsseldorf, München oder Hamburg, aber nicht im Ruhrgebiet. Wir sind nur froh, wenn man uns nicht mit Dingen wie einem “Kulturhauptstadtjahr” behelligt, und packen alle Möchtegern-Hipster mit Röhrenjeans, asymetrischem Haarschnitt und Jutebeutel in den nächsten ICE nach Berlin. Hier bitte keine Szene, hier bitte überhaupt nichts, Danke! ((Verzeihung, ich bin da etwas vom Thema abgekommen. Aber ich wohne in einem sogenannten “Szeneviertel” und werde da schnell emotional.))

Emschermündung bei Dinslaken

Ich fürchte, dass das Buch für Menschen, die keinerlei Verbindung zum Ruhrgebiet haben, deshalb in etwa so interessant ist wie eines über das Paarungsverhalten peruanischer Waldameisen. Es muss von einer völlig fremden Welt erzählen, in der Kinder auf qualmende Abraumhalden klettern, die Leute eine Art Blutpudding essen, der Panhas heißt, und in der eine Sprache gesprochen wird, die im Rest der Republik einfach als “falsches Deutsch” durchgeht.

Aber wer von hier “wech kommt”, der wird an vielen Stellen “ja, genau!” rufen — oder sich wundern, dass er die Gegend, in der er aufgewachsen ist, so ganz anders wahrgenommen hat, denn auch das ist typisch Ruhrgebiet. Frank Patalong erklärt an einer Stelle, welcher Ort im Ruhrgebiet bei ihm immer ein Gefühl von Nachhausekommen auslöst, und obwohl ich da noch nie drüber nachgedacht habe, bin ich in diesem Moment voll bei ihm: Auf der Berliner Brücke, der “Nord-Süd-Achse”, auf der die A 59 die Ruhr, den Rhein-Herne-Kanal und den Duisburger Hafen überspannt. Wenn wir früher aus dem Holland-Urlaub kamen, war dies der Ort, an dem wir wussten, dass wir bald wieder zuhause sind, und auch heute ist das auf dem Weg von Bochum nach Dinslaken der Punkt, wo ich meine Erwachsenenwelt des Ruhrgebiets verlasse und in die Kindheitswelt des Niederrheins zurückkehre.

Lischka und Patalong verklären nichts, sie sind mitunter für meinen Geschmack ein bisschen zu kritisch mit ihrer alten Heimat, aber dabei sprechen sie Punkte an, die mir als immer noch hier Lebendem in der Form wohl nie aufgefallen wären. Zum Beispiel das ständige Schimpfen auf “die da oben”, das bei den hiesigen Lokalpolitikern leider zu mindestens 80% berechtigt ist, das aber auch zu einer gewissen Kultur- und Intellektuellenfeindlichkeit geführt hat. Die Zeiten, in denen man sich als Arbeiterkind in seiner alten Umgebung rechtfertigen musste, weil man zur Uni ging, dürften vorbei sein, aber ein Blick in die Kommentare unter einem beliebigen Artikel beim Lokalrumpelportal “Der Westen” zeigt, dass Museen, Bibliotheken oder Theater zumindest für einige Einwohner des Ruhrgebiets immer noch “überflüssiger Schnickschnack” sind.

Graffito an der S-Bahn-Station Bochum-Ehrenfeld

Und während ich darüber nachdenke, dass die Arbeiter in Liverpool, Detroit oder New Jersey irgendwie sehr viel mehr für ihren Stolz berühmt sind und dann teilweise auch noch Bruce Springsteen haben, fällt mir auf, dass ich zumindest selbst natürlich wahnsinnig stolz bin auf diese Gegend. Ja, das, was an unseren Städten mal schön war, ist seit Weltkrieg und Wiederaufbau überwiegend weg, aber wir haben wahnsinnig viel Grün in den Städten ((Im Buch verweist Lischka auf das sogenannte “Pantoffelgrün”, ein Wort, das außer ihm und dem Pressesprecher der Stadt Dinslaken glaube ich nie jemand verwendet hat.)), ein schönes Umland und das beste Bier. Genau genommen isses hier gar nicht scheiße, sondern eigentlich nur woanders.

Und selbst wenn wir Ruhris innerlich ziemlich zerrissene Charaktere sind, die in ihren hässlichen Kleinstädten unterschiedlicher Größe stehen und gucken, wie aus den Ruinen unserer goldenen Vergangenheit irgendetwas neues entsteht: Es tut gut zu sehen, dass wir dabei nicht alleine sind. Willkommen im Pott!

Konrad Lischka & Frank Patalong – Dat Schönste am Wein is dat Pilsken danach
Bastei Lübbe, 271 Seiten
16,99 Euro.

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Musik Unterwegs

Tag 3: Wiesbaden

Dieser Eintrag ist Teil 4 von bisher 9 in der Serie Das Simon den Hartblog

Montag, 5. April 2010

Täglich grüßt das Murmeltier

Routine, Routine, die böse Tourroutine klopft kräftig an unsere übermüdeten Köpfe. Die kann sich aber nur einstellen, wenn alles wirklich gut läuft, und das tut es. Deshalb möchte ich hier auch gar nicht meckern, aber auf Tour gleichen sich die Abläufe der Tage wie ein Ei dem anderen.
Leider bekommen wir von den Städten selbst nicht viel mit, sehen meist nur die Clubs und deren Nachbarschaft.
Die Australier von An Horse scheinen überrascht zu sein, wie sehr wir Deutschen uns um Essen bemühen. Bei ihrem Konzert erwähnt Sängerin Kate, sie habe das Gefühl, noch nie so viel gegessen zu haben wie in den letzten drei Tagen. Vielleicht liegt das an den für australische Mägen eher ungewohnten Käsespätzle, die uns in Erlangen bereitet wurden.
Aber recht hat sie, gegessen wird viel und gut, da werden wir gegen Ende der Tour die Gürtel wohl ein bisschen weiter machen müssen.

Simons Blick ins Wiesbadener Publikum.
Simons Blick ins Wiesbadener Publikum.

Ich habe heute zum Abendessen einen Sommersalat mit Feigen bestellt.
Ich finde: Feigen klingt irgendwie gut, ein bisschen exotisch. Unter den neidischen Blicken der anderen bekomme ich dann aber statt Feigen Erdbeeren. Zum Glück die Krone jeglichen mir bekannten Obstes, im
Salat allerdings völlig fehl am Platz und nicht mal halb so exotisch wie Feigen. Um den exotischen Touch des Salates zu erhalten, hat man mir netterweise noch zwei Hände voll Rosinen in den Salat gehauen…

Es gibt einen Song von Simon den Hartog und Band, über den wir in den letzten Tagen viel gewundert haben. Den “Cowboy-Song”.
Erstaunlicherweise hat er nämlich keinen guten Stand bei den Eltern der Musiker. Christians Eltern hörten ihn in Stuttgart und fanden ihn grässlich, Dominics Eltern in Erlangen waren auch nicht gerade
begeistert. Dabei gefällt er uns und dem restlichen Publikum sehr gut und er sticht gar nicht so sehr aus dem restlichen Set heraus. Dass gerade dieser Song ja geradezu elternverhasst ist, leuchtet uns in
keiner Weise ein.

Findet es selbst heraus und kommt bei Simon den Hartog und Band vorbei, zum Beispiel heute im KFZ in Marburg.

Alles, was das Fan-Herz begehrt...
Alles, was das Fan-Herz begehrt...
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Hasende Begeisterung

In Zeitungen ist ja öfter Quark zu finden. Aber selten ist er dabei so gut in Form wie heute auf der “FAZ”:

Teilchen erfolgreich beschleunigt

[via Mutti]

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Leben

Hinter all diesen Türen

Bei Recherchen stößt man manchmal auf Dinge, die nichts mit dem aktuellen Thema zu tun haben, aber so außergewöhnlich, kurios oder toll sind, dass man sie trotzdem gern mit der Welt teilen möchte.

So wie diese Pressemitteilung der Bremer Polizei:

Unglaublich aber wahr

(9. März 2010) Die Geschichte fing damit an, dass gestern Mittag eine ältere Dame im Buntentorsteinweg ihren Abfall aus dem Haus bringen wollte. Nach Erledigung musste sie aber feststellen, dass ihre Haustür zugefallen und sie keinen Haustürschlüssel mitgenommen hatte. Die Frau wandte sich daraufhin hilfesuchend an ihren Nachbarn, der seine Schutzmannskollegen informierte. Die sehr aufgeregte 88 Jahre alte Frau konnte den uniformierten Helfern lediglich mitteilen, dass ihre Tochter im Besitz eines Ersatzschlüssels sei. Deren Adresse und Telefonnummer fielen ihr in der Aufregung nicht mehr ein. Nachdem diese Lücke schnell durch die Polizeibeamten geschlossen werden konnte, wurde ein Einsatzfahrzeug zur Adresse der Tochter entsandt. Die 55-Jährige wurde auch angetroffen und um Hilfe gebeten. Nach einigen Minuten mussten die Beamten allerdings über Funk ihren Kollegen bei der Mutter mitteilen, dass es mit der Hilfe noch dauern wird, weil der Tochter bei dem Gespräch mit ihnen die Haustür zugefallen sei. Einen Ersatzschlüssel hätte nur die Mutter! Daraufhin orderten die Beamten einen Schlüsseldienst zum Buntentorsteinweg. Als die Tochter sich jetzt auf den Weg machen wollte, um ihren Ersatzschlüssel bei der Mutter abzuholen, fiel ihr siedendheiß ein, dass sie das Mittagessen auf dem Herd hatte. Logische Konsequenz – ihre Haustür wurde jetzt von der eilig informierten Feuerwehr geöffnet. Außer einem leichten Brandgeruch wurden keine weiteren Schäden festgestellt. Nachdem der Schlüsseldienst die Haustür der Mutter geöffnet hatte, wurde auch hier leichter Brandgeruch wahrgenommen. Auch die Mutter hatte ihr Essen auf dem Herd gehabt. Die Mittagessen bei Mutter und Tochter waren nach Angaben der Einsatzkräfte gut durchgekocht.

Eine Verfilmung mit Inge Meysel in der Hauptrolle ist angeblich bereits in Planung.

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Musik

“Mit Essen spielt man nicht” im Wandel der Zeit

Ja, klar: Auch als Musikvideo-Regisseur kann man nicht täglich das Rad neu erfinden.

Aber …

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[Stefanie Heinzmann – Unbreakable, 2009]

Also bitte:

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[Travis – Sing, 2001]

(Mal davon ab, liegen natürlich auch noch Welten zwischen den Songs.)

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Digital Unterwegs

Die leckersten Momente des Grimme Online Awards 2009

Ab 2010 wird die Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern, kurz IVW, endlich die Relevanz von Page Impressions als Messgröße einschränken. Was heißt das aber genau? Künftig werden PI-steigernde Klickstrecken immer seltener werden. Deshalb wollen wir an dieser Stelle gerne die Gelegenheit nutzen, nochmal eine Bilderstrecke anzubieten.

(Na gut, das war gelogen, eine echte Klickstrecke ist das nicht. Denn hier müssen Sie ja nur ein Mal klicken.)

Auf insgesamt 13 Bilder zeigen wir die schönsten Momentaufnahmen des gestrigen Grimme Online Awards.

Häppchen beim Grimme Online Award 2009
Häppchen beim Grimme Online Award 2009
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Rundfunk

Liveblog: Das perfekte Promi-Dinner

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Bringing Down The House

Als im letzten Jahr mit dem BarCampRuhr in Essen das erste BarCamp für das Ruhrgebiet stattfand, stand das alte Karstadt-Stammhaus noch zum Teil.

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Foto: Freigabe von nerotunes

Einige Zeit später wurde das Gebäude dem Erdboden gleich gemacht. Aufgezeichnet wurde das Ganze von einer auf dem Dach des Unperfekthauses stehenden Kamera, die Bilder wurden jetzt in einen Zeitrafferfilm verwandelt. Bis Minute 1:30 passiert relativ wenig, danach geht’s aber ab.

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In vier Wochen findet das zweite BarCampRuhr wieder im Unperfekthaus statt, in diesem Jahr werden die Teilnehmer nicht mehr auf das alte Karstadt-Haus schauen, sondern auf die Baustelle der zweiten Hälfte des Einkaufszentrum am Limbecker Platz.

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Verunglückte Vergleiche (317)

Nun wucherten Anfeindungen und Intrigen wie Fußpilz auf alten Buletten.

Der Artikel von Lydia Harder auf Seite 4 wirft heute unbeabsichtigt die Frage auf, wie es eigentlich in der Kantine der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung” (online nur kostenpflichtig verfügbar) aussieht.

[Eingesandt von Mutti.]

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Musik Gesellschaft

Frittierte Rock-Nostalgie

Mit Nostalgie ist das ja immer so eine Sache: viele Dinge sonnen sich nur noch in ihrem einstigen Ruhm und sind bei genauer Betrachtung heute ganz schlimm. Led Zeppelin ohne Robert Plant, zum Beispiel, viele Fußballvereine oder auch Weihnachten mit der Familie.

Die Essener Grugahalle feiert in diesem Jahr ihren fünfzigsten Geburtstag. Sie ist Betongewordene Bonner Republik (Willy Brandt und Konrad Adenauer haben dort Reden gehalten), deren Architektur den Optimismus der 1950er Jahre perfekt wiedergibt und die deshalb ohne Mädchen in Petticoats und Männer mit Anzügen und Hüten antiker wirkt als so manch mittelalterlicher Sakralbau. Eine Cousine meines Vaters hat dort 1966 die Beatles live gesehen, was sie in der Verwandtschaft zu einer kleinen Berühmtheit macht.

Die Grugahalle ist untrennbar mit den legendären “Rockpalast”-Nächten des WDR verbunden, die damals noch live im Fernsehen übertragen wurden. Grateful Dead haben damals dort gespielt, Mitch Ryder und Bap. Und obwohl man meinen sollte, dass man mit Fernsehübertragungen von Konzerten nicht allzu viel falsch machen kann, ist auch der “Rockpalast” heute angestaubter denn je: Manuel Unger, für den man beim Ewige-Jugend-Sender Eins Live keine Verwendung mehr hatte, wird heutzutage mitten in die Livesets geschnitten und stellt dort Fragen, die älter sind als Peter Rüchel und Alan Bangs zusammen.

Aus den eingangs geschilderten gefährlichen Nostalgie-Gründen haben sich Grugahalle und WDR zusammengetan, noch einmal eine “Rockpalast”-Nacht auszurichten, deren Headliner Ben Folds und Travis die Hauptrolle in meiner ganz persönlichen Konzert-Nostalgie-Geschichte spielen. Es war also klar, dass ich gestern dabei sein musste.

Fast wäre daraus nichts geworden, denn die Securities am Eingang, die offenbar erst letzte Woche vom Department of Homeland Security abgeworben worden waren, wollten mich nicht in die Halle lassen, so lange ich ein Taschenmesser in meiner Hosentasche hatte. Sowas könne man nie mit reinnehmen, erklärte mir der überaus unfreundliche Schrank, und riet mir, das Messer wegzuwerfen. Da ich erstens mit meinem Schweizer Messer bisher bei keinem Konzert und Stadionbesuch Probleme gehabt hatte und ich zweitens keine 15 Jahre alten Wertgegenstände in Mülltonnen zu werfen pflege, musste ich mir erst einmal ein gutes Versteck (im Radkasten eines WDR-LKW) suchen. Auch bei meinem zweiten Versuch, die Halle zu betreten, wurde ich gründlicher abgesucht als am New Yorker Flughafen JFK. Aber man kennt ja die Gefahren, die von verliebten Teenagern in Chucks und ergrauten Rockfans ausgehen. (Dass natürlich fast jeder Besucher mit einem Videohandy in die Halle gehen durfte, mit dem er Urheberrechtsverletzungen in Millionenhöhe begehen könnte, steht auf einem anderen Blatt.)

Als ich dann endlich in der Halle war, hatte ich The Rascals schon verpasst, was angeblich nicht weiter schlimm war. Der Hallenboden war notdürftig mit sich wellendem PVC ausgelegt, die Halle selbst in der Mitte mit Vorhängen abgetrennt. Es sah aus, wie es eben in Mehrzweckhallen aussah, bevor sie “Kölnarena” und “O2 World” hießen”, und roch fürchterlich nach Frittierfett, was an der Imbisstheke im Erdgeschoss lag, die (samt Belegschaft und Würstchen) vermutlich auch schon bei den Beatles dort stand. Es fällt schwer, sich ein würdeloseres Ambiente für seine Lieblingskünstler auszudenken, ohne die Begriffe “Möbelhaus” oder “Autohaus” zu verwenden. Und dann spielten Glasvegas irgendwelchen düsteren Joy-Division-Indierock.

Fleet Foxes live on stage

Es konnte also nur noch besser werden, als die Fleet Foxes die Bühne betraten. Ihr Auftritt war noch besser als der in Haldern, was unter anderem daran lag, dass sie nur noch knapp ein Drittel ihrer Brutto-Spielzeit mit Pausen verbrachten und nicht mehr die Hälfte. Sänger Robin Pecknold, der sich vorher via iPhone noch informiert hatte, was für eine Stadt Essen überhaupt ist, nutzte gleich mal die Gelegenheit, sich über den Namen “Rockpalast” lustig zu machen, und die ganze Band versuchte sich in krassen Rockerposen. Dann stimmten sie wieder ihren vierstimmigen Gesang an und zupften ihre großartigen Folksongs. Weder Musik noch Aussehen der Band deuteten auf das Jahr 2008 hin.

Donavon Frankenreiter verfolgte ich aus einiger Entfernung im Sitzen. Es war netter Pop zwischen Jack Johnson und Jason Mraz, aber ich musste ja eh meine Kräfte sparen.

Ben Folds live on stage

Denn dann kam Ben Folds auf die Bühne. Anders als zu Zeiten seines Trios Ben Folds Five war Folds diesmal tatsächlich zu fünft, um den Sound seines neuesten Albums möglichst originalgetreu auf die Bühne zu bringen. Entsprechend opulent klang das Ganze, dafür gab es – bei knapp fünfzig Minuten Spielzeit kein Wunder – keinerlei Improvisationen und auch keinen einzigen Ben-Folds-Five-Song. Dafür gab es von “Dr. Yang” und “Bitch Went Nutz” je gleich zwei Versionen — einmal die vom neuen Album und einmal die vom Fake-Album, das Folds zuvor über Tauschbörsen verteilt hatte. Es war ein (bis auf gelegentliche Textaussetzer) höchst professioneller Auftritt, und trotzdem fehlte etwas.

Travis live on stage

Dieses Etwas, das wir “Seele” nennen wollen, kam dann mit Travis auf die Bühne. Die rocken ja seit Neuestem wieder und klangen entsprechend stürmisch wie lange nicht mehr. Zwischen die neuen Songs und die umjubelten Hits der mittleren Phase hatten sie ein paar Uralt-Songs ins Set gepackt, darunter “U16 Girls”, das ich noch nie live gehört hatte, und “Falling Down”, das Fran Healy gleich mal inmitten des Publikums sang. Als sie dann im Zugabenblock noch “Flowers In The Window” nur mit Akustikgitarre (und ohne irgendeine Form von Verstärkung) spielten, war die Lagerfeueratmosphäre komplett und ich war mir sicher, das beste Travis-Konzert meines Lebens gesehen zu haben (es war mein fünftes insgesamt). Auch die zwischendurch aufkommende Frage, warum man sich überhaupt noch Livekonzerte (und mit ihnen ein oft nervtötendes Publikum) antun muss, wurde in dem Moment beantwortet, als ich einen älteren Herrn, der mich an meinen früheren Mathelehrer erinnerte, bei Travis strahlend im Takt wippen sah. Sowas sieht man im Fernsehen ja nie.

Vor der Halle wurde ich dann aber wieder von der kalten Essener Realität eingeholt, als ich feststellte, dass der Nachtbus mitnichten an der Haltestelle “Messe/Gruga” abfuhr, an der ich stand, sondern offenbar an einer namensgleichen irgendwo anders. (Es sei hier nur noch einmal daran erinnert, dass das Ruhrgebiet und Essen insbesondere in dreizehneinhalb Monaten “Kulturhaupstadt Europas” genannt werden wollen und Gäste aus der ganzen Welt erwartet werden. Da wäre es natürlich hilfreich, wenn sich auch fremdsprachige Besucher in dieser Katastrophe von Städtebau und ÖPNV bewegen könnten — etwas, was heute nicht mal Anwohnern der Nachbarstädte gelingt.)

Am Wochenende 6./7. Dezember wird die “Rockpalast”-Nacht von gestern im WDR Fernsehen ausgestrahlt.

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Meine Ruhr-Uni (Teil 2)

Kommen wir nun zum zweiten Teil unserer kleinen Serie über die schönste Universität, an der ich je als Student eingeschrieben war.

Heute gehen wir in der Mensa essen und sehen uns mein Institutsgebäude genauer an:

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[Direktlink, vorher Teil 1 ansehen]

Wieder mal mit vielen Dank an Kamerakind Fabian!