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What’s My Age Again?

Mit elf Jah­ren stand ich auf dem Neu­tor­platz in Dins­la­ken und hielt einem älte­ren Her­ren einen Kugel­schrei­ber unter die Nase. Der Mann hieß Hei­ner Geiß­ler und ich wuss­te, dass er Poli­ti­ker und irgend­wie berühmt war, also woll­te ich sei­ne Unter­schrift haben. Mei­ne Auto­gramm­samm­lung umfass­te anschlie­ßend vier Expo­na­te: Geiß­ler, Wil­ly Brandt (damals schon tot, von einem Kol­le­gen mei­nes Vaters geschenkt bekom­men), Franz Becken­bau­er (den mein Groß­va­ter gegen Unter­schrift auf dem Golf­platz hat­te vor­bei­zie­hen las­sen) und Klaus Staeck. Ich war in mei­nem Leben öfter auf Autoren­le­sun­gen und Aus­stel­lungs­er­öff­nun­gen gewe­sen als im Sta­di­on – und das nie­mals gegen mei­nen Wil­len. Man muss viel Lie­be auf­wen­den, um das irgend­wie als „nied­lich“ betrach­ten zu kön­nen. „Cool“ war es im Leben nicht.

Als ich 16 Jah­re alt war, lief in den Kinos „Ame­ri­can Pie“ an. Ich ging allei­ne ins Kino (mei­ne Freun­de hat­ten den Film schon alle gese­hen) und fand den Film maxi­mal halblus­tig. Am lau­tes­ten (und ein­sams­ten) gelacht habe ich, als in der Sze­ne, in der Stifler’s Mom Finch ver­führ­te, „Mrs. Robin­son“ erklang – dabei hat­te ich die „Rei­fe­prü­fung“ damals noch nie gese­hen, son­dern nur dar­über gele­sen. Der Sound­track zu „Ame­ri­can Pie“ wur­de trotz­dem zum Sound­track mei­ner Jugend: Ich glau­be, fast jeder die­ser 13 Songs der ers­ten elf Songs ist auf min­des­tens einem Mix­tape gelan­det. Es han­del­te sich dabei, so erfuhr ich, über­wie­gend um soge­nann­ten Fun-Punk, der nach Som­mer, Son­ne, Skate­boards und Schwach­sinn­trei­ben klang. Eine der dort ver­tre­te­nen Bands hieß Blink-182.

Ich hat­te „Ene­ma Of The Sta­te“, das Durch­bruch­s­al­bum von Blink-182 in Deutsch­land, nie selbst auf CD, aber die Hits kann­te ich, sogar mit den dazu­ge­hö­ri­gen Vide­os. Zum Bei­spiel das, in dem die Band­mit­glie­der nackt durch die Stra­ßen einer ame­ri­ka­ni­schen Stadt lie­fen. Mit 16 fand ich das pein­lich und puber­tär. „All The Small Things“ hin­ge­gen, wovon auch immer es han­deln soll­te, fand ich toll. Wir haben es sogar mal mit unse­rer „Punk­band“ „geco­vert“. ((Man kann dem Herr­gott gar nicht oft genug dan­ken, dass wir in einer Zeit auf­wach­sen dur­fen, als noch nicht jeder eine Video­ka­me­ra in sei­nem Mobil­te­le­fon hat­te. Die Video-8-Auf­nah­men, die von dem „Auf­tritt“ exis­tier­ten, sind hof­fent­lich schon lan­ge zer­fal­len.))

Am Nach­fol­ge­al­bum „Take Off Your Pants And Jacket“ stör­te mich schon der Titel (puber­tär!), wäh­rend mein damals 12jähriger Bru­der das Album rauf und run­ter lau­fen ließ. Span­nend fand ich die Band erst wie­der, als sie für ihr selbst­be­ti­tel­tes Album mit Robert Smith (kre­di­bel!) zusam­men­ar­bei­te­te. ((Als ich Thees Uhl­mann in Düs­sel­dorf zu jenem Inter­view traf, in des­sen Ver­lauf auch eine Kili­ans-Demo-CD den Besit­zer wech­seln soll­te, trug er einen Blink-182-Kapu­zen­pull­over, für den er sich zu Beginn des Gesprächs ent­schul­dig­te.))

Nach „Blink-182“, das ich über die Jah­re rich­tig lieb gewon­nen hat­te, war lan­ge erst mal Schluss mit der Band: Tom DeLon­ge mach­te mit Angels & Air­wa­ves wei­ter, Mark Hop­pus und Tra­vis Bar­ker mit +44 – bei­des gute Bands, aber trotz mei­ner eigent­lich gar nicht so engen Bezie­hung zu Blink nicht das sel­be.

Inzwi­schen habe ich mei­ne Puber­tät nach­ge­holt, habe bedeu­tend mehr Rock­mu­si­ker- als Poli­ti­ker­au­to­gram­me und bin mir für kaum einen Pim­mel­witz zu scha­de. Und weil die Pop­kul­tur beru­hi­gen­der­wei­se in Zyklen ver­läuft, kom­men alle die, die es damals nicht wirk­lich zu den Hel­den mei­ner Jugend geschafft haben, jetzt noch ein­mal vor­bei, damit wir uns gemein­sam (noch mal) jung füh­len kön­nen: Im April war ich auf einem Kon­zert, auf dem Andrew W.K. (den ich mit 18 total doof fand) sein gran­dio­ses Par­ty­epos „I Get Wet“ zur Auf­füh­rung brach­te, eine Woche spä­ter lief „Ame­ri­can Pie – Das Klas­sen­tref­fen“ in den deut­schen Kinos an, auf den ich mich tat­säch­lich mehr gefreut hat­te als auf mein eige­nes zehn­jäh­ri­ges Abitur­tref­fen. ((Das offen­sicht­lich auch nicht statt­fin­den wird.))

Und am Mon­tag dann end­lich Blink-182. Deren Come­back­al­bum „Neigh­bor­hoods“ hat­te ich zwar maxi­mal drei Mal gehört, aber dar­um ging es ja gar nicht, son­dern um die Songs von frü­her. Die Esse­ner Gru­ga­hal­le, berüch­tigt für ihre spe­zi­el­le Atmo­sphä­re, war gut gefüllt mit Men­schen Mit­te, Ende Zwan­zig, nur weni­ge waren jün­ger – das dann aber gleich gründ­lich. So vie­le T‑Shirts der auf­tre­ten­den Band sieht man ver­mut­lich sonst nur bei den Toten Hosen. Die bei­den Vor­grup­pen (Roy­al Repu­blic und The All Ame­ri­can Rejects) wur­den freund­lich emp­fan­gen, aber es war klar, wes­we­gen alle hier waren: Blink-182.

Als die dann mit „Fee­ling This“ los­leg­ten, war die Stim­mung sofort auf dem Sie­de­punkt, wie man als Lokal­jour­na­list schrei­ben wür­de. Es war wie damals in den Jugend­zen­tren und Par­ty­kel­lern – oder, in mei­nem Fall: so, wie ich anneh­me, dass es damals in den Jugend­zen­tren und Par­ty­kel­lern war. Die an ein öffent­li­ches Schwimm­bad gemah­nen­de Archi­tek­tur der Gru­ga­hal­le ver­schwand hin­ter den glück­li­chen, ver­schwitz­ten Gesich­tern wild durch die Gegend hüp­fen­der jun­ger (ja: jun­ger!) Men­schen.

Und dann: „All The Small Things“. Mit den Freun­den einen Kreis bil­den und hüp­fen. Hüp­fen, bis man das Gefühl hat, in der Luft ste­hen zu blei­ben. Die Welt und mit ihr die Hal­le mit den Tau­sen­den Men­schen dar­in, der Büh­ne und der Band, dre­hen sich wei­ter, doch die­ser Moment hier ist jetzt und für immer. Nana nana na nana­na nana, nana nana na nana­na nana. Wäre es über­trie­ben, zu behaup­ten, dass ich zwölf Jah­re dar­auf gewar­tet habe? Nein. Ich wuss­te es nur damals noch nicht.

Dann wei­ter: Minu­ten­lan­ge, atem­be­rau­ben­de Schlag­zeug­so­li von Tra­vis Bar­ker, Zuga­ben und am Ende ein Papier­schnip­sel­re­gen. Ein Fest.

Blink-182 in der Essener Grugahalle

Auf den Boden der Tat­sa­chen zurück­ge­holt wer­den wir von der EVAG, dem ver­mut­lich schlech­tes­ten Nah­ver­kehrs­an­bie­ter in einer euro­päi­schen Groß­stadt: Um Zwan­zig nach Elf fährt die letz­te U‑Bahn Rich­tung Innen­stadt und die vie­len, vie­len Kon­zert­be­su­cher ohne Auto pas­sen dort nicht hin­ein. Das heißt: Zunächst pas­sen die Aller­meis­ten doch hin­ein, aber die Bahn kann über zehn Minu­ten nicht los­fah­ren. Wir stei­gen wie­der aus, über­ir­disch fährt ein Kran­ken­wa­gen vor.

Und so gehen wir die drei Kilo­me­ter bis zum Haupt­bahn­hof zu Fuß, durch das um Vier­tel vor Zwölf schon völ­lig ver­wais­te „Sze­ne­vier­tel“ Rüt­ten­scheid. Immer­hin der Super­markt hat noch auf, wir kau­fen Bier für den wei­te­ren Weg. So wie die ande­ren Kin­der das mit 16 ver­mut­lich schon gemacht haben.

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Literatur Gesellschaft

Woanders is‘ auch scheiße

Wenn ich Men­schen aus dem Aus­land erklä­ren soll, wo ich her­kom­me, höre ich mich immer noch viel zu oft mit „near Colo­gne“ ant­wor­ten. Bei den meis­ten Ame­ri­ka­nern kann man ja froh sein, wenn sie davon mal gehört haben. Bri­ten hin­ge­gen ken­nen, so sie denn mini­mal fuß­ball­in­ter­es­siert sind, natür­lich Dort­mund und Schal­ke, manch­mal sogar Bochum. Die „Ruhr Area“ aller­dings ist eher was für Leu­te, die im Erd­kun­de­un­ter­richt gut auf­ge­passt haben, aber so wür­den eh nur die Wenigs­ten über ihre Hei­mat spre­chen.

Bergbaumuseum Bochum

Das Ver­hält­nis der „Ruhr­is“ zum Ruhr­ge­biet ist ein zutiefst ambi­va­len­tes: Eine unheil­vol­le Mischung aus Lokal­pa­trio­tis­mus und Selbst­ver­ach­tung, aus Stolz und Skep­sis, Tra­di­ti­ons­be­wusst­sein und Wur­zel­lo­sig­keit führt dazu, dass sich im fünft­größ­ten Bal­lungs­raum Euro­pas nie­mand zuhau­se fühlt. Ein Zusam­men­ge­hö­rig­keits­ge­fühl ent­steht erst ganz lang­sam, Jahr­zehn­te nach der Blü­te­zeit der Ruhr­in­dus­trie und auch recht wider­wil­lig.

Kon­rad Lisch­ka und Frank Pata­long stam­men auch aus dem Ruhr­ge­biet. Lisch­ka ist 32 und in Essen auf­ge­wach­sen, Ptalaong 48 und aus Duis­burg-Wal­sum. Heu­te arbei­ten bei­de bei „Spie­gel Online“ in Ham­burg, aber sie haben ein Buch geschrie­ben über die „wun­der­ba­re Welt des Ruhr­potts“: „Dat Schöns­te am Wein is dat Pils­ken danach“.

Der Alters­un­ter­schied der bei­den und ihre unter­schied­li­che Her­kunft (Lisch­ka kam mit sei­nen Eltern aus Polen ins Ruhr­ge­biet, Pata­long ist Kind einer Arbei­ter­fa­mi­lie) machen den beson­de­ren Reiz des Buches aus, denn ihre Hin­ter­grün­de sind gera­de unter­schied­lich genug, um fast das gan­ze Ruhr­ge­biet an sich zu cha­rak­te­ri­sie­ren. Lisch­ka ist (wie ich auch) ohne nen­nens­wer­te Schwer­indus­trie vor Augen auf­ge­wach­sen, bei Pata­long konn­te man die Wäsche tra­di­tio­nell nicht drau­ßen trock­nen las­sen, weil sie dann schwarz gewor­den wäre. Sie beschrei­ben eine Regi­on, die bin­nen kür­zes­ter Zeit von Men­schen aus halb Euro­pa besie­delt wur­de, die jetzt alle in ihren eilig hoch­ge­zo­ge­nen Sied­lun­gen hocken und fest­stel­len, dass die Gold­grä­ber­zeit lan­ge vor­bei ist. Für die meis­ten endet die Welt immer noch an der Stadt­teil­gren­ze, wofür Lisch­ka das wun­der­schö­ne Wort „Lokalst­pa­trio­tis­mus“ erson­nen hat. Ent­schul­di­gung, ich komm aus Epping­ho­ven, was soll ich da mit jeman­dem aus Hies­feld? ((Bei­des sind Stadt­tei­le von Dins­la­ken, was schon in Köln kei­ner mehr kennt.))

Das Buch ist geprägt von der so typi­schen Hass­lie­be der Ruhr­ge­biets­ein­woh­ner zu ihrer … nun ja: Hei­mat, zusam­men­ge­fasst im Aus­spruch „Woan­ders is‘ auch schei­ße“. Men­schen, die sich gott­weiß­was dar­auf ein­bil­den, aus einer bestimm­ten Stadt zu stam­men oder dort wenigs­tens „ange­kom­men“ zu sein, fin­det man viel­leicht in Düs­sel­dorf, Mün­chen oder Ham­burg, aber nicht im Ruhr­ge­biet. Wir sind nur froh, wenn man uns nicht mit Din­gen wie einem „Kul­tur­haupt­stadt­jahr“ behel­ligt, und packen alle Möch­te­gern-Hips­ter mit Röh­ren­jeans, asy­m­e­tri­schem Haar­schnitt und Jute­beu­tel in den nächs­ten ICE nach Ber­lin. Hier bit­te kei­ne Sze­ne, hier bit­te über­haupt nichts, Dan­ke! ((Ver­zei­hung, ich bin da etwas vom The­ma abge­kom­men. Aber ich woh­ne in einem soge­nann­ten „Sze­ne­vier­tel“ und wer­de da schnell emo­tio­nal.))

Emschermündung bei Dinslaken

Ich fürch­te, dass das Buch für Men­schen, die kei­ner­lei Ver­bin­dung zum Ruhr­ge­biet haben, des­halb in etwa so inter­es­sant ist wie eines über das Paa­rungs­ver­hal­ten perua­ni­scher Wald­amei­sen. Es muss von einer völ­lig frem­den Welt erzäh­len, in der Kin­der auf qual­men­de Abraum­hal­den klet­tern, die Leu­te eine Art Blut­pud­ding essen, der Pan­has heißt, und in der eine Spra­che gespro­chen wird, die im Rest der Repu­blik ein­fach als „fal­sches Deutsch“ durch­geht.

Aber wer von hier „wech kommt“, der wird an vie­len Stel­len „ja, genau!“ rufen – oder sich wun­dern, dass er die Gegend, in der er auf­ge­wach­sen ist, so ganz anders wahr­ge­nom­men hat, denn auch das ist typisch Ruhr­ge­biet. Frank Pata­long erklärt an einer Stel­le, wel­cher Ort im Ruhr­ge­biet bei ihm immer ein Gefühl von Nach­hau­se­kom­men aus­löst, und obwohl ich da noch nie drü­ber nach­ge­dacht habe, bin ich in die­sem Moment voll bei ihm: Auf der Ber­li­ner Brü­cke, der „Nord-Süd-Ach­se“, auf der die A 59 die Ruhr, den Rhein-Her­ne-Kanal und den Duis­bur­ger Hafen über­spannt. Wenn wir frü­her aus dem Hol­land-Urlaub kamen, war dies der Ort, an dem wir wuss­ten, dass wir bald wie­der zuhau­se sind, und auch heu­te ist das auf dem Weg von Bochum nach Dins­la­ken der Punkt, wo ich mei­ne Erwach­se­nen­welt des Ruhr­ge­biets ver­las­se und in die Kind­heits­welt des Nie­der­rheins zurück­keh­re.

Lisch­ka und Pata­long ver­klä­ren nichts, sie sind mit­un­ter für mei­nen Geschmack ein biss­chen zu kri­tisch mit ihrer alten Hei­mat, aber dabei spre­chen sie Punk­te an, die mir als immer noch hier Leben­dem in der Form wohl nie auf­ge­fal­len wären. Zum Bei­spiel das stän­di­ge Schimp­fen auf „die da oben“, das bei den hie­si­gen Lokal­po­li­ti­kern lei­der zu min­des­tens 80% berech­tigt ist, das aber auch zu einer gewis­sen Kul­tur- und Intel­lek­tu­el­len­feind­lich­keit geführt hat. Die Zei­ten, in denen man sich als Arbei­ter­kind in sei­ner alten Umge­bung recht­fer­ti­gen muss­te, weil man zur Uni ging, dürf­ten vor­bei sein, aber ein Blick in die Kom­men­ta­re unter einem belie­bi­gen Arti­kel beim Lokal­rum­pel­por­tal „Der Wes­ten“ zeigt, dass Muse­en, Biblio­the­ken oder Thea­ter zumin­dest für eini­ge Ein­woh­ner des Ruhr­ge­biets immer noch „über­flüs­si­ger Schnick­schnack“ sind.

Graffito an der S-Bahn-Station Bochum-Ehrenfeld

Und wäh­rend ich dar­über nach­den­ke, dass die Arbei­ter in Liver­pool, Detroit oder New Jer­sey irgend­wie sehr viel mehr für ihren Stolz berühmt sind und dann teil­wei­se auch noch Bruce Springsteen haben, fällt mir auf, dass ich zumin­dest selbst natür­lich wahn­sin­nig stolz bin auf die­se Gegend. Ja, das, was an unse­ren Städ­ten mal schön war, ist seit Welt­krieg und Wie­der­auf­bau über­wie­gend weg, aber wir haben wahn­sin­nig viel Grün in den Städ­ten ((Im Buch ver­weist Lisch­ka auf das soge­nann­te „Pan­tof­fel­grün“, ein Wort, das außer ihm und dem Pres­se­spre­cher der Stadt Dins­la­ken glau­be ich nie jemand ver­wen­det hat.)), ein schö­nes Umland und das bes­te Bier. Genau genom­men isses hier gar nicht schei­ße, son­dern eigent­lich nur woan­ders.

Und selbst wenn wir Ruhr­is inner­lich ziem­lich zer­ris­se­ne Cha­rak­te­re sind, die in ihren häss­li­chen Klein­städ­ten unter­schied­li­cher Grö­ße ste­hen und gucken, wie aus den Rui­nen unse­rer gol­de­nen Ver­gan­gen­heit irgend­et­was neu­es ent­steht: Es tut gut zu sehen, dass wir dabei nicht allei­ne sind. Will­kom­men im Pott!

Kon­rad Lisch­ka & Frank Pata­long – Dat Schöns­te am Wein is dat Pils­ken danach
Bas­tei Lüb­be, 271 Sei­ten
16,99 Euro.

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Musik Unterwegs

Tag 3: Wiesbaden

Die­ser Ein­trag ist Teil 4 von bis­her 9 in der Serie Das Simon den Hart­blog

Mon­tag, 5. April 2010

Täg­lich grüßt das Mur­mel­tier

Rou­ti­ne, Rou­ti­ne, die böse Tour­rou­ti­ne klopft kräf­tig an unse­re über­mü­de­ten Köp­fe. Die kann sich aber nur ein­stel­len, wenn alles wirk­lich gut läuft, und das tut es. Des­halb möch­te ich hier auch gar nicht meckern, aber auf Tour glei­chen sich die Abläu­fe der Tage wie ein Ei dem ande­ren.
Lei­der bekom­men wir von den Städ­ten selbst nicht viel mit, sehen meist nur die Clubs und deren Nach­bar­schaft.
Die Aus­tra­li­er von An Hor­se schei­nen über­rascht zu sein, wie sehr wir Deut­schen uns um Essen bemü­hen. Bei ihrem Kon­zert erwähnt Sän­ge­rin Kate, sie habe das Gefühl, noch nie so viel geges­sen zu haben wie in den letz­ten drei Tagen. Viel­leicht liegt das an den für aus­tra­li­sche Mägen eher unge­wohn­ten Käse­spätz­le, die uns in Erlan­gen berei­tet wur­den.
Aber recht hat sie, geges­sen wird viel und gut, da wer­den wir gegen Ende der Tour die Gür­tel wohl ein biss­chen wei­ter machen müs­sen.

Simons Blick ins Wiesbadener Publikum.
Simons Blick ins Wies­ba­de­ner Publi­kum.

Ich habe heu­te zum Abend­essen einen Som­mer­sa­lat mit Fei­gen bestellt.
Ich fin­de: Fei­gen klingt irgend­wie gut, ein biss­chen exo­tisch. Unter den nei­di­schen Bli­cken der ande­ren bekom­me ich dann aber statt Fei­gen Erd­bee­ren. Zum Glück die Kro­ne jeg­li­chen mir bekann­ten Obs­tes, im
Salat aller­dings völ­lig fehl am Platz und nicht mal halb so exo­tisch wie Fei­gen. Um den exo­ti­schen Touch des Sala­tes zu erhal­ten, hat man mir net­ter­wei­se noch zwei Hän­de voll Rosi­nen in den Salat gehau­en…

Es gibt einen Song von Simon den Har­tog und Band, über den wir in den letz­ten Tagen viel gewun­dert haben. Den „Cow­boy-Song“.
Erstaun­li­cher­wei­se hat er näm­lich kei­nen guten Stand bei den Eltern der Musi­ker. Chris­ti­ans Eltern hör­ten ihn in Stutt­gart und fan­den ihn gräss­lich, Domi­nics Eltern in Erlan­gen waren auch nicht gera­de
begeis­tert. Dabei gefällt er uns und dem rest­li­chen Publi­kum sehr gut und er sticht gar nicht so sehr aus dem rest­li­chen Set her­aus. Dass gera­de die­ser Song ja gera­de­zu eltern­ver­hasst ist, leuch­tet uns in
kei­ner Wei­se ein.

Fin­det es selbst her­aus und kommt bei Simon den Har­tog und Band vor­bei, zum Bei­spiel heu­te im KFZ in Mar­burg.

Alles, was das Fan-Herz begehrt...
Alles, was das Fan-Herz begehrt…
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Hasende Begeisterung

In Zei­tun­gen ist ja öfter Quark zu fin­den. Aber sel­ten ist er dabei so gut in Form wie heu­te auf der „FAZ“:

Teilchen erfolgreich beschleunigt

[via Mut­ti]

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Leben

Hinter all diesen Türen

Bei Recher­chen stößt man manch­mal auf Din­ge, die nichts mit dem aktu­el­len The­ma zu tun haben, aber so außer­ge­wöhn­lich, kuri­os oder toll sind, dass man sie trotz­dem gern mit der Welt tei­len möch­te.

So wie die­se Pres­se­mit­tei­lung der Bre­mer Poli­zei:

Unglaub­lich aber wahr

(9. März 2010) Die Geschich­te fing damit an, dass ges­tern Mit­tag eine älte­re Dame im Bun­ten­tor­stein­weg ihren Abfall aus dem Haus brin­gen woll­te. Nach Erle­di­gung muss­te sie aber fest­stel­len, dass ihre Haus­tür zuge­fal­len und sie kei­nen Haus­tür­schlüs­sel mit­ge­nom­men hat­te. Die Frau wand­te sich dar­auf­hin hil­fe­su­chend an ihren Nach­barn, der sei­ne Schutz­manns­kol­le­gen infor­mier­te. Die sehr auf­ge­reg­te 88 Jah­re alte Frau konn­te den uni­for­mier­ten Hel­fern ledig­lich mit­tei­len, dass ihre Toch­ter im Besitz eines Ersatz­schlüs­sels sei. Deren Adres­se und Tele­fon­num­mer fie­len ihr in der Auf­re­gung nicht mehr ein. Nach­dem die­se Lücke schnell durch die Poli­zei­be­am­ten geschlos­sen wer­den konn­te, wur­de ein Ein­satz­fahr­zeug zur Adres­se der Toch­ter ent­sandt. Die 55-Jäh­ri­ge wur­de auch ange­trof­fen und um Hil­fe gebe­ten. Nach eini­gen Minu­ten muss­ten die Beam­ten aller­dings über Funk ihren Kol­le­gen bei der Mut­ter mit­tei­len, dass es mit der Hil­fe noch dau­ern wird, weil der Toch­ter bei dem Gespräch mit ihnen die Haus­tür zuge­fal­len sei. Einen Ersatz­schlüs­sel hät­te nur die Mut­ter! Dar­auf­hin order­ten die Beam­ten einen Schlüs­sel­dienst zum Bun­ten­tor­stein­weg. Als die Toch­ter sich jetzt auf den Weg machen woll­te, um ihren Ersatz­schlüs­sel bei der Mut­ter abzu­ho­len, fiel ihr sied­end­heiß ein, dass sie das Mit­tag­essen auf dem Herd hat­te. Logi­sche Kon­se­quenz – ihre Haus­tür wur­de jetzt von der eilig infor­mier­ten Feu­er­wehr geöff­net. Außer einem leich­ten Brand­ge­ruch wur­den kei­ne wei­te­ren Schä­den fest­ge­stellt. Nach­dem der Schlüs­sel­dienst die Haus­tür der Mut­ter geöff­net hat­te, wur­de auch hier leich­ter Brand­ge­ruch wahr­ge­nom­men. Auch die Mut­ter hat­te ihr Essen auf dem Herd gehabt. Die Mit­tag­essen bei Mut­ter und Toch­ter waren nach Anga­ben der Ein­satz­kräf­te gut durch­ge­kocht.

Eine Ver­fil­mung mit Inge Mey­sel in der Haupt­rol­le ist angeb­lich bereits in Pla­nung.

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Musik

„Mit Essen spielt man nicht“ im Wandel der Zeit

Ja, klar: Auch als Musik­vi­deo-Regis­seur kann man nicht täg­lich das Rad neu erfin­den.

Aber …

[Ste­fa­nie Heinz­mann – Unbre­aka­ble, 2009]

Also bit­te:

[Tra­vis – Sing, 2001]

(Mal davon ab, lie­gen natür­lich auch noch Wel­ten zwi­schen den Songs.)

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Digital Unterwegs

Die leckersten Momente des Grimme Online Awards 2009

Ab 2010 wird die Infor­ma­ti­ons­ge­mein­schaft zur Fest­stel­lung der Ver­brei­tung von Wer­be­trä­gern, kurz IVW, end­lich die Rele­vanz von Page Impres­si­ons als Mess­grö­ße ein­schrän­ken. Was heißt das aber genau? Künf­tig wer­den PI-stei­gern­de Klick­stre­cken immer sel­te­ner wer­den. Des­halb wol­len wir an die­ser Stel­le ger­ne die Gele­gen­heit nut­zen, noch­mal eine Bil­der­stre­cke anzu­bie­ten.

(Na gut, das war gelo­gen, eine ech­te Klick­stre­cke ist das nicht. Denn hier müs­sen Sie ja nur ein Mal kli­cken.)

Auf ins­ge­samt 13 Bil­der zei­gen wir die schöns­ten Moment­auf­nah­men des gest­ri­gen Grim­me Online Awards.

Häppchen beim Grimme Online Award 2009
Häpp­chen beim Grim­me Online Award 2009
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Rundfunk

Liveblog: Das perfekte Promi-Dinner

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Bringing Down The House

Als im letz­ten Jahr mit dem Bar­Cam­pRuhr in Essen das ers­te Bar­Camp für das Ruhr­ge­biet statt­fand, stand das alte Kar­stadt-Stamm­haus noch zum Teil.

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Foto: Frei­ga­be von nero­tu­nes

Eini­ge Zeit spä­ter wur­de das Gebäu­de dem Erd­bo­den gleich gemacht. Auf­ge­zeich­net wur­de das Gan­ze von einer auf dem Dach des Unper­fekt­hau­ses ste­hen­den Kame­ra, die Bil­der wur­den jetzt in einen Zeit­raf­fer­film ver­wan­delt. Bis Minu­te 1:30 pas­siert rela­tiv wenig, danach geht’s aber ab.

In vier Wochen fin­det das zwei­te Bar­Cam­pRuhr wie­der im Unper­fekt­haus statt, in die­sem Jahr wer­den die Teil­neh­mer nicht mehr auf das alte Kar­stadt-Haus schau­en, son­dern auf die Bau­stel­le der zwei­ten Hälf­te des Ein­kaufs­zen­trum am Lim­be­cker Platz.

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Verunglückte Vergleiche (317)

Nun wucher­ten Anfein­dun­gen und Intri­gen wie Fuß­pilz auf alten Bulet­ten.

Der Arti­kel von Lydia Har­der auf Sei­te 4 wirft heu­te unbe­ab­sich­tigt die Fra­ge auf, wie es eigent­lich in der Kan­ti­ne der „Frank­fur­ter All­ge­mei­nen Sonn­tags­zei­tung“ (online nur kos­ten­pflich­tig ver­füg­bar) aus­sieht.

[Ein­ge­sandt von Mut­ti.]

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Musik Gesellschaft

Frittierte Rock-Nostalgie

Mit Nost­al­gie ist das ja immer so eine Sache: vie­le Din­ge son­nen sich nur noch in ihrem eins­ti­gen Ruhm und sind bei genau­er Betrach­tung heu­te ganz schlimm. Led Zep­pe­lin ohne Robert Plant, zum Bei­spiel, vie­le Fuß­ball­ver­ei­ne oder auch Weih­nach­ten mit der Fami­lie.

Die Esse­ner Gru­ga­hal­le fei­ert in die­sem Jahr ihren fünf­zigs­ten Geburts­tag. Sie ist Beton­ge­wor­de­ne Bon­ner Repu­blik (Wil­ly Brandt und Kon­rad Ade­nau­er haben dort Reden gehal­ten), deren Archi­tek­tur den Opti­mis­mus der 1950er Jah­re per­fekt wie­der­gibt und die des­halb ohne Mäd­chen in Pet­ti­coats und Män­ner mit Anzü­gen und Hüten anti­ker wirkt als so manch mit­tel­al­ter­li­cher Sakral­bau. Eine Cou­si­ne mei­nes Vaters hat dort 1966 die Beat­les live gese­hen, was sie in der Ver­wandt­schaft zu einer klei­nen Berühmt­heit macht.

Die Gru­ga­hal­le ist untrenn­bar mit den legen­dä­ren „Rockpalast“-Nächten des WDR ver­bun­den, die damals noch live im Fern­se­hen über­tra­gen wur­den. Gra­teful Dead haben damals dort gespielt, Mitch Ryder und Bap. Und obwohl man mei­nen soll­te, dass man mit Fern­seh­über­tra­gun­gen von Kon­zer­ten nicht all­zu viel falsch machen kann, ist auch der „Rock­pa­last“ heu­te ange­staub­ter denn je: Manu­el Unger, für den man beim Ewi­ge-Jugend-Sen­der Eins Live kei­ne Ver­wen­dung mehr hat­te, wird heut­zu­ta­ge mit­ten in die Live­sets geschnit­ten und stellt dort Fra­gen, die älter sind als Peter Rüchel und Alan Bangs zusam­men.

Aus den ein­gangs geschil­der­ten gefähr­li­chen Nost­al­gie-Grün­den haben sich Gru­ga­hal­le und WDR zusam­men­ge­tan, noch ein­mal eine „Rockpalast“-Nacht aus­zu­rich­ten, deren Head­li­ner Ben Folds und Tra­vis die Haupt­rol­le in mei­ner ganz per­sön­li­chen Kon­zert-Nost­al­gie-Geschich­te spie­len. Es war also klar, dass ich ges­tern dabei sein muss­te.

Fast wäre dar­aus nichts gewor­den, denn die Secu­ri­ties am Ein­gang, die offen­bar erst letz­te Woche vom Depart­ment of Home­land Secu­ri­ty abge­wor­ben wor­den waren, woll­ten mich nicht in die Hal­le las­sen, so lan­ge ich ein Taschen­mes­ser in mei­ner Hosen­ta­sche hat­te. Sowas kön­ne man nie mit rein­neh­men, erklär­te mir der über­aus unfreund­li­che Schrank, und riet mir, das Mes­ser weg­zu­wer­fen. Da ich ers­tens mit mei­nem Schwei­zer Mes­ser bis­her bei kei­nem Kon­zert und Sta­di­on­be­such Pro­ble­me gehabt hat­te und ich zwei­tens kei­ne 15 Jah­re alten Wert­ge­gen­stän­de in Müll­ton­nen zu wer­fen pfle­ge, muss­te ich mir erst ein­mal ein gutes Ver­steck (im Rad­kas­ten eines WDR-LKW) suchen. Auch bei mei­nem zwei­ten Ver­such, die Hal­le zu betre­ten, wur­de ich gründ­li­cher abge­sucht als am New Yor­ker Flug­ha­fen JFK. Aber man kennt ja die Gefah­ren, die von ver­lieb­ten Teen­agern in Chucks und ergrau­ten Rock­fans aus­ge­hen. (Dass natür­lich fast jeder Besu­cher mit einem Video­han­dy in die Hal­le gehen durf­te, mit dem er Urhe­ber­rechts­ver­let­zun­gen in Mil­lio­nen­hö­he bege­hen könn­te, steht auf einem ande­ren Blatt.)

Als ich dann end­lich in der Hal­le war, hat­te ich The Ras­cals schon ver­passt, was angeb­lich nicht wei­ter schlimm war. Der Hal­len­bo­den war not­dürf­tig mit sich wel­len­dem PVC aus­ge­legt, die Hal­le selbst in der Mit­te mit Vor­hän­gen abge­trennt. Es sah aus, wie es eben in Mehr­zweck­hal­len aus­sah, bevor sie „Köln­are­na“ und „O2 World“ hie­ßen“, und roch fürch­ter­lich nach Frit­tier­fett, was an der Imbiss­the­ke im Erd­ge­schoss lag, die (samt Beleg­schaft und Würst­chen) ver­mut­lich auch schon bei den Beat­les dort stand. Es fällt schwer, sich ein wür­de­lo­se­res Ambi­en­te für sei­ne Lieb­lings­künst­ler aus­zu­den­ken, ohne die Begrif­fe „Möbel­haus“ oder „Auto­haus“ zu ver­wen­den. Und dann spiel­ten Glas­ve­gas irgend­wel­chen düs­te­ren Joy-Divi­si­on-Indie­rock.

Fleet Foxes live on stage

Es konn­te also nur noch bes­ser wer­den, als die Fleet Foxes die Büh­ne betra­ten. Ihr Auf­tritt war noch bes­ser als der in Hald­ern, was unter ande­rem dar­an lag, dass sie nur noch knapp ein Drit­tel ihrer Brut­to-Spiel­zeit mit Pau­sen ver­brach­ten und nicht mehr die Hälf­te. Sän­ger Robin Peck­nold, der sich vor­her via iPho­ne noch infor­miert hat­te, was für eine Stadt Essen über­haupt ist, nutz­te gleich mal die Gele­gen­heit, sich über den Namen „Rock­pa­last“ lus­tig zu machen, und die gan­ze Band ver­such­te sich in kras­sen Rocker­po­sen. Dann stimm­ten sie wie­der ihren vier­stim­mi­gen Gesang an und zupf­ten ihre groß­ar­ti­gen Folk­songs. Weder Musik noch Aus­se­hen der Band deu­te­ten auf das Jahr 2008 hin.

Dona­von Fran­ken­rei­ter ver­folg­te ich aus eini­ger Ent­fer­nung im Sit­zen. Es war net­ter Pop zwi­schen Jack John­son und Jason Mraz, aber ich muss­te ja eh mei­ne Kräf­te spa­ren.

Ben Folds live on stage

Denn dann kam Ben Folds auf die Büh­ne. Anders als zu Zei­ten sei­nes Tri­os Ben Folds Five war Folds dies­mal tat­säch­lich zu fünft, um den Sound sei­nes neu­es­ten Albums mög­lichst ori­gi­nal­ge­treu auf die Büh­ne zu brin­gen. Ent­spre­chend opu­lent klang das Gan­ze, dafür gab es – bei knapp fünf­zig Minu­ten Spiel­zeit kein Wun­der – kei­ner­lei Impro­vi­sa­tio­nen und auch kei­nen ein­zi­gen Ben-Folds-Five-Song. Dafür gab es von „Dr. Yang“ und „Bitch Went Nutz“ je gleich zwei Ver­sio­nen – ein­mal die vom neu­en Album und ein­mal die vom Fake-Album, das Folds zuvor über Tausch­bör­sen ver­teilt hat­te. Es war ein (bis auf gele­gent­li­che Text­aus­set­zer) höchst pro­fes­sio­nel­ler Auf­tritt, und trotz­dem fehl­te etwas.

Travis live on stage

Die­ses Etwas, das wir „See­le“ nen­nen wol­len, kam dann mit Tra­vis auf die Büh­ne. Die rocken ja seit Neu­es­tem wie­der und klan­gen ent­spre­chend stür­misch wie lan­ge nicht mehr. Zwi­schen die neu­en Songs und die umju­bel­ten Hits der mitt­le­ren Pha­se hat­ten sie ein paar Uralt-Songs ins Set gepackt, dar­un­ter „U16 Girls“, das ich noch nie live gehört hat­te, und „Fal­ling Down“, das Fran Hea­ly gleich mal inmit­ten des Publi­kums sang. Als sie dann im Zuga­ben­block noch „Flowers In The Win­dow“ nur mit Akus­tik­gi­tar­re (und ohne irgend­ei­ne Form von Ver­stär­kung) spiel­ten, war die Lager­feu­er­at­mo­sphä­re kom­plett und ich war mir sicher, das bes­te Tra­vis-Kon­zert mei­nes Lebens gese­hen zu haben (es war mein fünf­tes ins­ge­samt). Auch die zwi­schen­durch auf­kom­men­de Fra­ge, war­um man sich über­haupt noch Live­kon­zer­te (und mit ihnen ein oft nerv­tö­ten­des Publi­kum) antun muss, wur­de in dem Moment beant­wor­tet, als ich einen älte­ren Herrn, der mich an mei­nen frü­he­ren Mathe­leh­rer erin­ner­te, bei Tra­vis strah­lend im Takt wip­pen sah. Sowas sieht man im Fern­se­hen ja nie.

Vor der Hal­le wur­de ich dann aber wie­der von der kal­ten Esse­ner Rea­li­tät ein­ge­holt, als ich fest­stell­te, dass der Nacht­bus mit­nich­ten an der Hal­te­stel­le „Messe/​Gruga“ abfuhr, an der ich stand, son­dern offen­bar an einer namens­glei­chen irgend­wo anders. (Es sei hier nur noch ein­mal dar­an erin­nert, dass das Ruhr­ge­biet und Essen ins­be­son­de­re in drei­zehn­ein­halb Mona­ten „Kul­tur­haup­stadt Euro­pas“ genannt wer­den wol­len und Gäs­te aus der gan­zen Welt erwar­tet wer­den. Da wäre es natür­lich hilf­reich, wenn sich auch fremd­spra­chi­ge Besu­cher in die­ser Kata­stro­phe von Städ­te­bau und ÖPNV bewe­gen könn­ten – etwas, was heu­te nicht mal Anwoh­nern der Nach­bar­städ­te gelingt.)

Am Wochen­en­de 6./7. Dezem­ber wird die „Rockpalast“-Nacht von ges­tern im WDR Fern­se­hen aus­ge­strahlt.

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Meine Ruhr-Uni (Teil 2)

Kom­men wir nun zum zwei­ten Teil unse­rer klei­nen Serie über die schöns­te Uni­ver­si­tät, an der ich je als Stu­dent ein­ge­schrie­ben war.

Heu­te gehen wir in der Men­sa essen und sehen uns mein Insti­tuts­ge­bäu­de genau­er an:

[Direkt­link, vor­her Teil 1 anse­hen]

Wie­der mal mit vie­len Dank an Kame­ra­kind Fabi­an!