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Kein Wellenreiten in der Gruft

Es gibt Tage, an denen füh­le ich mich sehr alt. Zum Bei­spiel, wenn es bei „Yes­ter­day“ auf WDR 2 um die 90er Jah­re geht oder wenn ich auf die Fra­ge nach der Uhr­zeit mit „Vier­tel vor Nes­quik“ ant­wor­te und mich die jun­gen, schö­nen Men­schen um mich her­um fas­sungs­los anstar­ren. Oder wenn ich den­ke, dass ich eigent­lich nicht mehr auf Rock­kon­zer­te gehen soll­te.

Ges­tern ver­an­stal­te­te das Musik­ma­ga­zin „Visi­ons“ eine sei­ner „Visi­ons Par­tys“ (nur echt ohne Bin­de­strich und mit fal­schem Plu­ral), die frü­her ein­mal im Monat im Dort­mun­der „Sabo­ta­ge“ statt­fan­den, inzwi­schen aber an jedem Wochen­en­de in jeder deut­schen Stadt, die nicht Grä­fen­ton­na oder Dins­la­ken ist. Im „Sabo­ta­ge“ indes fin­den sie nicht mehr statt, der Laden wur­de (mut­maß­lich wegen feu­er­po­li­zei­li­cher Män­gel) geschlos­sen.

Da ich Nada Surf sehr mag und span­nen­de Kon­zer­te in Bochum auch nicht gera­de an der Tages­ord­nung sind, schlepp­te ich mich zur gest­ri­gen Par­ty mit eben jenen Nada Surf, Minus The Bear und Esca­pa­do – auch wenn sie in der „Matrix“ in Lan­gen­d­re­er statt­fand. Die Matrix ist eine völ­lig unüber­sicht­li­che Gothic-Groß­raum­dis­co ((Nur alter­na­ti­ve Reg­gae-Kul­tur­zen­tren lau­fen noch weni­ger Gefahr, von mir besucht zu wer­den.)) unter der Erde und der mit Abstand schlech­tes­te Ort für Kon­zert­ver­an­stal­tun­gen, den ich ken­ne. Die eigent­li­che Kon­zert­hal­le liegt am Ende eines lan­gen Laby­rinth­ar­ti­gen Raum­ver­bun­des, ist schlauch­för­mig und zeich­net sich vor allem durch gro­ße Hit­ze und Luft­ar­mut aus. Schon bevor Esca­pa­do anfin­gen, hat­te ich eigent­lich kei­nen Bock mehr.

Esca­pa­do machen Hard­core mit deut­schen Tex­ten, von denen man live lei­der nicht all­zu viel mit­be­kommt, weil sich die Kon­zep­te „Hard­core“ und „Tex­te ver­ste­hen“ irgend­wie aus­schlie­ßen. Da fiel mir auch wie­der ein, dass ich deren aktu­el­les Album „Initia­le“ noch irgend­wo unge­hört rum­flie­gen habe, was ich drin­gend ändern soll­te, denn schlecht fand ich die Band nicht, obwohl Hard­core (oder „Lärm“, wie mein Vater sagen wür­de) nicht unbe­dingt mei­ne Musik ist. Wer wie ich gedacht hat­te, Hard­core-Kon­zer­te müs­se man sich aus siche­rer Ent­fer­nung vom Hal­le­nen­de aus anse­hen, wur­de ges­tern aller­dings ent­täuscht: die Mas­se ließ sich nicht bewe­gen. Wenigs­tens war der Sound in der Hal­le nicht so schlecht wie bei mei­nem letz­ten Besuch dort.

Minus The Bear mach­ten net­ten Indie­rock, aber die Bedin­gun­gen in der Hal­le und mein Rücken (Alter, s.o.) sorg­ten dafür, dass ich mich lie­ber mit ein paar Freun­den an eine der Bars zurück­zog, wo man sich aller­dings auch nicht unter­hal­ten konn­te, weil dort die vor­her­seh­bars­ten Indie­hits der letz­ten 25 Jah­re sehr laut lie­fen.

Nada Surf woll­te ich mir eigent­lich aus der Nähe anse­hen, aber mei­ne Klaus­tro­pho­bie und Abnei­gung gegen­über gro­ßen Men­schen­mas­sen ver­stärkt sich noch, wenn die­se Men­schen­mas­se an der lin­ken und der rech­ten Sei­te von mas­si­ven Back­stein­wän­den ein­ge­schlos­sen ist. Ich soll­te mehr in Jazz­clubs gehen. Mein gan­zer Hass auf den Laden, den ich schließ­lich auf die Lis­te „Orte, an denen Ben Folds spie­len könn­te, und wo ich trotz­dem nie mehr hin­ge­hen wür­de“ setz­te ((Falls es Sie inter­es­siert: Auf der Lis­te stand bis­her nur das Immer­gut-Fes­ti­val in Neu­stre­litz.)), ver­flog aber mit den ers­ten Tak­ten von „Hap­py Kid“.

Die drei New Yor­ker zeig­ten sicht­li­che Spiel­freu­de Man merk­te, dass die Band Spaß hat­te, mal wie­der in Deutsch­land zu spie­len. Die meis­ten Stü­cke waren einen Tacken schnel­ler und rocki­ger als sonst, Matthew Caws und Ira Elli­ot quak­ten zwi­schen den Songs mun­ter durch­ein­an­der und es gab mit „I Like What You Say“ (eigent­lich vom „John Tucker Must Die“-Soundtrack) und „Who­se Aut­ho­ri­ty“ auch noch zwei Songs aus ihrem neu­en Album „Lucky“, das im Febru­ar 2008 erschei­nen soll. Schließ­lich spiel­ten sie auf beson­de­ren Wunsch eines Label-Mit­ar­bei­ters (und sicher nicht zum Miss­fal­len des Publi­kums) ihren ver­se­hent­li­chen Hit „Popu­lar“ und an die­ser Stel­le hät­te die Men­ge auch gekocht, wenn das Kon­zert irgend­wo im Pack­eis und nicht in die­sem Stein­ofen statt­ge­fun­den hät­te. Wie Matthew Caws den Text in den Stro­phen so schnell spre­chen kann, wer­de ich aller­dings nie ver­ste­hen.

Heu­te spie­len Nada Surf übri­gens in Bie­le­feld. Sie ahnen nie, wel­che Band noch dabei ist …

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Hardcore-Hoteliers

Tom­te-Sän­ger, Grand-Hotel-van-Cleef-Label­chef und Kili­ans-Mana­ger Thees Uhl­mann hat eine neue Band ent­deckt. Sie heißt Esca­pa­do, macht deutsch­spra­chi­gen Hard­core und eine Hör­pro­be kann man sich hier her­un­ter­la­den. Das neue Album erscheint dann wohl Ende Sep­tem­ber beim Grand Hotel.