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Eurovision-Vorschau 2024

It’s the most won­derful time of the year: In Mal­mö fin­det der 68. Euro­vi­si­on Song Con­test statt und unser Team wagt eine klei­ne Vor­schau. Sel­ma Zoron­jić und Lukas Hein­ser spre­chen über ihre per­sön­li­chen Favo­ri­ten, die unter­schied­lichs­ten Arten von Folk­lo­re und die bes­ten Songs für Ü50-Par­ties.

Dann begrü­ßen sie spe­cial guest Thors­ten Schorn, der die­ses Jahr erst­ma­lig den ESC kom­men­tie­ren wird, und spre­chen mit ihm über Kind­heits­träu­me, lang­wie­ri­ge Ver­let­zun­gen und sein Selbst­ver­ständ­nis als deut­scher Kom­men­ta­tor.

Einen beson­de­ren Blick in die Kom­men­ta­to­ren­ka­bi­ne beim ESC gibt es auch die­ses Jahr wie­der auf Lukas‘ Insta­gram-Account.

Alle Songs:

  • Alyo­na Alyo­na and Jer­ry Heil – Tere­sa & Maria (Ukrai­ne)
  • Aiko – Pedes­tal (Tsche­chi­en)
  • Joost Klein – Euro­pa­pa (Nie­der­lan­de)
  • Lada­ni­va – Jako (Arme­ni­en)
  • Saba – Sand (Däne­mark)
  • Bam­bie Thug – Doomsday Blue (Irland)
  • Olly Alex­an­der – Diz­zy (Ver­ei­nig­tes König­reich)
  • Nebulos­sa – Zor­ra (Spa­ni­en)
  • Isaak – Always On The Run (Deutsch­land)

Der ESC im deut­schen TV:

Diens­tag, 7. Mai, 21 Uhr: 1. Halb­fi­na­le auf One und in der ARD-Media­thek

Don­ners­tag, 9. Mai, 21 Uhr: 2. Halb­fi­na­le auf One und in der ARD-Media­thek

Sams­tag 11. Mai, 20.15 Uhr: Warm-Up, Grand Final und After­show-Show im Ers­ten, bei One und in der ARD-Media­thek

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Musik

Acts des Jahres 2021

Hey, wie war denn Euer Jahr 2021 so? Genau. Mit Kon­zer­ten und Fes­ti­vals war das ja alles noch so eine Sache, aber Musik war natür­lich trotz­dem da – und gera­de zu Beginn des Jah­res, als alles noch so rich­tig schei­ße war (könnt Ihr Euch noch erin­nern, dass wir im April eine Aus­gangs­sper­re hat­ten?!), hat sie getrös­tet und ver­bun­den.

Nach­dem ich zu Beginn des letz­ten Jah­res groß­spu­rig ver­kün­det hat­te, nie wie­der eine „Alben des Jahres“-Liste zu ver­öf­fent­li­chen, weil man­che Acts gar kei­ne Alben mehr ver­öf­fent­li­chen und ande­re gleich zwei, brauch­te ich irgend­ei­ne ande­re Kate­go­rie, in der ich zu Beginn des nächs­ten Jah­res (ach, komm: is noch Anfang 2022!) Namen sor­tie­ren und mir erläu­tern­de Tex­te aus den Fin­gern sau­gen kön­nen wür­de.

Herz­lich Will­kom­men also bei mei­ner ers­ten „Acts des Jahres“-Liste, die es mir ermög­licht, ein biss­chen über den Tel­ler­rand hin­aus­zu­schau­en:

10. Månes­kin
Dass Ita­li­en irgend­wann noch mal den ESC gewin­nen wür­de, hat­te in den letz­ten zehn Jah­ren deut­lich in der Luft gele­gen. Dass sie es mit einer Rock­band tun wür­den, die klingt und aus­sieht, als wären ihre Mit­glie­der die letz­ten 45 Jah­ren ein­ge­fro­ren gewe­sen, nicht unbe­dingt – aber es hat dann auch nicht wei­ter über­rascht. Womit nun wirk­lich nicht zu rech­nen gewe­sen war: Dass die­se ESC-Sieger*innen zwei Wochen nach dem Song Con­test noch nicht ver­ges­sen waren; dass „I Wan­na Be Your Slave“, die zwei­te Sin­gle aus ihrer EP „Tat­ro d’i­ra – Vol. 1“ (RCA/​Sony; Apple Music, Spo­ti­fy), in der sie rela­tiv offen unge­fähr alle sexu­el­len Spiel­ar­ten durch­de­kli­nie­ren, ein noch grö­ße­rer Hit wer­den wür­de, der im Radio läuft und von deut­schen Grund­schul­kin­dern begeis­tert mit­ge­sun­gen wird; dass die­se Band mit einer vier Jah­re alten Cover­ver­si­on die welt­wei­ten Spo­ti­fy-Charts anfüh­ren wür­de; dass sie bei Jim­my Fallon und „Satur­day Night Live“ auf­tre­ten und für die rele­van­tes­ten Musik­fes­ti­vals bei­der­seits des Atlan­tiks gebucht wer­den wür­den.
Kurz­um: So etwas hat­te es in der 65-jäh­ri­gen Geschich­te des ESC (über die Ende Febru­ar ein sehr lesens­wer­tes Buch erscheint) noch nicht gege­ben. Die Band hat den ESC ins 21. Jahr­hun­dert kata­pul­tiert (wor­auf wir bei der neu­en Bun­des­re­gie­rung noch war­ten) und ist neben­bei die ers­te mir bekann­te Rock­band seit vie­len, vie­len Jah­ren, die der­art durch­star­tet.
So. Und jetzt stel­len Sie sich bit­te vor, Sie hät­ten zwei Wochen lang jeden Mor­gen zehn Meter von die­sen soon to be-Mega­stars ent­fernt gefrüh­stückt und wären nicht ein­mal auf die Idee gekom­men, nach einem gemein­sa­men Sel­fie zu fra­gen!

9. Weezer
Was Tay­lor Swift kann, kön­nen Weezer schon lan­ge: Zwei Alben in einem Jahr zu ver­öf­fent­li­chen pas­siert der Band jeden­falls nicht zum ers­ten Mal. Im Sep­tem­ber 2019 hat­ten sie ihr 14. Album „Van Weezer“ (Crush Music/​Atlantic; Apple Music, Spo­ti­fy) ange­kün­digt, das im Mai 2020 erschei­nen soll­te. Wie so vie­les ande­re wur­de auch der Release die­ses Albums ver­scho­ben – das Tri­but an die gro­ßen Hair-Metal-Bands (das durch den zwi­schen­zeit­li­chen Tod von Eddie van Halen eine zusätz­li­che Ebe­ne erreicht hat­te) erschien im Mai 2021 und war okay, aber nicht atem­be­rau­bend.
Inter­es­san­ter war „OK Human“ (Crush Music/​WEA; Apple Music, Spo­ti­fy), das zwei­te Album, das Weezer zwi­schen der Fer­tig­stel­lung und dem ver­spä­te­ten Release von „Van Weezer“ auf­ge­nom­men hat­ten (was es so gese­hen zu ihrem 15. Album macht, chro­no­lo­gisch aber natür­lich „Van Weezer“ nach hin­ten drängt und somit offi­zi­ell Nr. 14 ist – aber die Beat­les hat­ten „Abbey Road“ ja auch nach „Let It Be“ auf­ge­nom­men und vor die­sem ver­öf­fent­licht).
Es wur­de ohne elek­tri­sche Gitar­ren, aber mit einem 32-köp­fi­gen Orches­ter ein­ge­spielt, was ihm den Sound eines Unplug­ged-Albums (oder von Ben Folds‘ „So The­re“) ver­leiht, nur dass es zwölf brand­neue Songs sind und kei­ne neu ein­ge­spiel­ten Hits. Es klingt also wär­mer, ent­hält aber ansons­ten klas­si­sche unwi­der­steh­li­che Weezer-Melo­dien und cle­ve­re Tex­te über das Leben in Zei­ten von Gen­tri­fi­zie­rung, Smart­phones und unzäh­li­gen Zoom-Calls. Wenn „New Yorker“-Cartoons Musik wären, wären sie die­ses Album!

8. Dan­ger Dan
Ich hat­te natür­lich noch nie bewusst irgend­was von der Anti­lo­pen Gang gehört, als sich mein hal­ber Freun­des­kreis über­schlug, ich müs­se jetzt unbe­dingt die­se ZDF-Sen­dung schau­en, in der ein Mann namens Dan­ger Dan, der Mit­glied besag­ter Hip-Hop-Band sei, gemein­sam mit Thees Uhl­mann durch die Gegend zie­he und am Kla­vier sei­ne neu­en Solo-Songs spie­le. Ooooo­kay! Nicht alle Songs haben mich abge­holt, aber „Lauf davon“ ist natür­lich ein Meis­ter­werk der Melan­cho­lie; gleich­zei­tig Punk und Roman­tik, als hät­te sich Rio Rei­ser mit Igor Levit zusam­men­ge­tan. „Das ist alles von der Kunst­frei­heit gedeckt“ war mir erst einen Tacken zu Jan-Böh­mer­mann-Twit­ter-iro­nisch, aber die drit­te und vier­te Stro­phe haben mich mit offe­nem Mund vor dem Fern­se­her sit­zen las­sen: Wie er da mit Ken Jeb­sen, Jür­gen Elsäs­ser, Alex­an­der Gau­land, AfD, ras­sis­ti­schen Poli­zis­ten abrech­net, so etwas hat­te ich im Pop sel­ten gehört.
Und dann kam „Eine gute Nach­richt“ raus: Ein unend­lich poe­ti­sches, kom­plett unpein­li­ches Lie­bes­lied; eines der bes­ten, das je geschrie­ben wur­de – und das auf Deutsch!
Zum Album, das auch „Das ist alles von der Kunst­frei­heit gedeckt“ (Anti­lo­pen Geld­wä­sche; Apple Music, Spo­ti­fy) heißt, habe ich ein gespal­te­nes Ver­hält­nis – man­che Lie­der sind mir zu „lus­tig“, auf gan­ze Län­ge ist es mir ein biss­chen zu mono­ton, aber das ist eigent­lich egal: Schreibt mal drei Songs, die so unter­schied­lich rein­hau­en, und dann reden wir wei­ter!

7. Big Red Machi­ne
Beim ers­ten Album war Big Red Machi­ne noch die Mini-Super­group von Jus­tin Ver­non (Bon Iver) und Aaron Dess­ner (The Natio­nal) gewe­sen, in der Zwi­schen­zeit hat­ten die bei­den mit Tay­lor Swift für deren Meis­ter­wer­ke „Folk­lo­re“ und „Ever­mo­re“ zusam­men­ge­ar­bei­tet und so kam die Prä­si­den­tin des Pop fürs zwei­te Album „How Long Do You Think It’s Gon­na Last?“ (Jagjaguwar/​37d03d; Apple Music, Spo­ti­fy) zum Gegen­be­such vor­bei und traf dort unter ande­rem auf Anaïs Mit­chell, die Fleet Foxes (was ist eigent­lich aus denen gewor­den?!), Sharon van Etten, Ben Howard und ande­re, die gemein­sam mit Ver­non und erstaun­lich viel Dess­ner, der zuvor noch nicht groß als Sän­ger in Erschei­nung getre­ten war, melan­cho­lisch-hym­ni­sche Lie­der anstimm­ten. (Dass es sich die Band erlau­ben kann, den gemein­sa­men Song mit Micha­el Sti­pe gar nicht erst aufs Album zu packen, sagt schon viel aus!)
Nun läuft ein Album bei so vie­len Stim­men schnell Gefahr, eher nach Mix­tape zu klin­gen, aber was heißt hier „Gefahr“?! Wenn es ein so stim­mungs­vol­les, in sich geschlos­se­nes Mix­tape ist, wer wür­de sich da beschwe­ren?!

6. The Wall­flowers
Ich hat­te nicht damit gerech­net, dass die Wall­flowers neun Jah­re nach ihrem letz­ten Album (das neben einer The-Clash-Hul­di­gungs-Sin­gle nicht so rich­tig viel zu bie­ten hat­te) und nach dem Aus­stieg der letz­ten Band­mit­glie­der, die nicht Jakob Dylan hie­ßen, über­haupt noch mal ein Album auf­neh­men wür­den. Doch nach ein paar Vor­ab-Sin­gles war „Exit Wounds“ (New West Records/​LLC; Apple Music, Spo­ti­fy) da und schloss eigent­lich naht­los an ihr 25 Jah­re altes Erfolgs­al­bum „Brin­ging Down The Hor­se“ an: Ame­ri­ca­na-Musik über die ganz gro­ßen The­men, bei vier Songs gran­di­os unter­stützt durch Shel­by Lyn­ne.
Es ist Musik für Män­ner in Chucks und Karo­hem­den, die lang­sam, aber sicher auf die 40 zuge­hen (oder schon lan­ge dar­über hin­aus sind), aber in Zei­ten wie die­sen ist es toll, Musik zu haben, die wie ein gro­ßer Bru­der oder ein jun­ger Onkel zu einem kommt und sagt: „Hier ist ein Bier für Dich, mein Pick-Up-Truck steht vor der Tür – jetzt fah­ren wir in den Son­nen­un­ter­gang, schna­cken ein biss­chen und alles wird gut!“

5. Wild Pink
Es war wenig über­ra­schend „All Songs Con­side­red“, wo ich erst­mals auf die Musik von Wild Pink traf. „A Bil­li­on Litt­le Lights“ (Roy­al Moun­tain Records; Apple Music, Spo­ti­fy), das drit­te Album der New Yor­ker Band, erwies sich als die per­fek­te Früh­lings­mu­sik: ein biss­chen pas­tel­lig-opti­mis­tisch, ein biss­chen schläf­rig-melan­cho­lisch; zwi­schen Joshua Radin, Rogue Wave und Stars; orga­nisch, mit gele­gent­li­chen Coun­try-Gitar­ren und cle­ve­ren Tex­ten.
Vor zwölf, drei­zehn Jah­ren wäre sol­che Musik bei „Scrubs“ oder in iPod-Wer­be­spots gelau­fen, heu­te hört man sie allen­falls noch auf dem Hald­ern-Pop-Fes­ti­val – wenn es denn statt­fin­det.

4. Vanes­sa Peters
Lus­tig, wie man 2021 Musik ent­deckt: Insta­gram hat­te mir im Früh­jahr das Video zu einem Song namens „Cra­zy­ma­ker“ als Wer­bung aus­ge­spielt und ich hab den Song sofort auf mei­ne Play­list gepackt. Im Herbst hab ich dann mal nach­ge­schaut, was die Sän­ge­rin dahin­ter noch so macht.
Hin­ter dem Namen „Vanes­sa Peters“ ver­mu­te­te ich – deutsch aus­ge­spro­chen – erst mal eine Frau, die in irgend­ei­ner frü­hen DSDS-Staf­fel mal den drit­ten Platz belegt hat­te und/​oder mal Vor­letz­te beim ESC wur­de (man kann ihn aber bequem ame­ri­ka­nisch aus­spre­chen, denn sie stammt aus Texas), und das Roy-Lich­ten­stein-für-Arme-Cover ihres Albums „Modern Age“ (Idol Records; Apple Music, Spo­ti­fy) hat mich zunächst auch etwas abge­schreckt.
Ober­fläch­li­cher Scheiß, denn die Musik ist toll: Als hät­ten Aimee Mann, Suzan­ne Vega und Kath­le­en Edwards eine Super­group gegrün­det. Sehr ame­ri­ka­nisch, obwohl die back­ing band kom­plett aus Ita­lie­nern besteht.

3. Emi­ly Scott Robin­son
Ich hat­te noch nie von Emi­ly Scott Robin­son gehört, als ihr drit­tes Album „Ame­ri­can Siren“ (Oh Boy Records; Apple Music, Spo­ti­fy) – natür­lich – bei „All Songs Con­side­red“ vor­ge­stellt wur­de. Das bit­ter­sü­ße Tren­nungs­lied „Let ’Em Burn“, das dort lief, reprä­sen­tiert das Album als Pia­no­bal­la­de musi­ka­lisch einer­seits nicht so rich­tig, ande­rer­seits passt es aber auch per­fekt in die­ses Album mit sei­nen oft redu­zier­ten Coun­try- und Folk­songs mit klu­gen und gesell­schafts­kri­ti­schen Tex­ten.
Es ist das Album, das Kacey Mus­gra­ves 2021 lei­der nicht gemacht hat, es erin­nert an Lori McKen­na und Hem und es ist ein­fach wun­der­schön!

2. Meet Me @ The Altar
Hat jemand „que­er POC all-girl pop-punk band“ gesagt? Count me in!
Natür­lich war es auch wie­der „All Songs Con­side­red“, wo ich zum ers­ten Mal von Meet Me @ The Altar gehört habe. Musi­ka­lisch kann man sie als Teil des 2000er-Revi­vals, irgend­wo zwi­schen blink-182 und Para­mo­re, Taking Back Sun­day und Avril Lavi­gne, anse­hen (und sie sind eine der weni­gen jun­gen Bands, die beim gro­ßen Zu-schön-um-wahr-zu-sein-Emo/­Pop-Punk-Fes­ti­val „When We Were Young“ in Las Vegas spie­len wer­den), aber die Tex­te sind irgend­wie reflek­tier­ter als die unse­rer dama­li­gen Mit­gr­öl-Hym­nen.
Das ist die Ener­gie, die ich im ver­gan­ge­nen Jahr gebraucht habe! Nach ihrer EP „Model Citi­zen“ (Fue­led By Ramen; Apple Music, Spo­ti­fy) hat die Band für 2022 ein Album ange­kün­digt, was bei so jun­gen Leu­ten dann doch über­ra­schend ist. Und schön.

1. Sir Simon & Bur­kini Beach
„Hä? Hast Du jetzt zwei Acts auf Platz 1 gepackt, Lukas?!“
Jau. We make up the rules as we go along.
Aber der Rei­he nach: Sir Simon ist natür­lich Simon Front­zek, der unter die­sem Namen schon 2008 und 2011 zwei ganz tol­le Indiepop-Alben ver­öf­fent­licht hat­te, seit­dem aber nichts eige­nes mehr. Er spielt seit 2019 in der Band von Thees Uhl­mann – und zwar zusam­men mit Rudi Mai­er ali­as Bur­kini Beach. Als sie 2020 über­ra­schend viel Zeit hat­ten, haben die bei­den ein­fach zusam­men zwei Alben geschrie­ben und auf­ge­nom­men: eben eins für Simon („Repeat Until Fun­ny“, Com­fort Noi­se; Apple Music, Spo­ti­fy) und eins für Rudi („Best Wes­tern“, Com­fort Noi­se; Apple Music, Spo­ti­fy). Die sind im August am glei­chen Tag erschie­nen und der letz­te Song auf bei­den Alben ist jeweils – und ich bin mir sehr sicher, dass es die­se genia­le, eigent­lich total nahe­lie­gen­de Idee in der Musik­ge­schich­te bis­her noch nie gege­ben hat – „Not Coming Home“, ein Duett zwi­schen den bei­den.
Man kann die­se Alben also kaum getrennt von­ein­an­der beur­tei­len – und das muss man auch gar nicht, denn sie sind bei­de wun­der­schön gewor­den und haben mich ab August durchs Jahr getra­gen. „Repeat Until Fun­ny“ klingt, um mal mei­nen bes­ten Freund zu zitie­ren, ein biss­chen wie ein bis­her unver­öf­fent­lich­tes Wea­k­erthans-Album, „Best Wes­tern“ wie eins von Death Cab For Cutie (und wir mei­nen nicht, dass es wie ein Abklatsch klingt, son­dern dass da zwei Men­schen, die Musik wirk­lich lie­ben und ver­in­ner­licht haben, im Äther der Musik ihre eige­nen Spra­chen und Stimm­la­gen gefun­den haben und die­se jetzt mit uns tei­len). Auch die Tex­te sind wirk­lich sehr klug und lus­tig, was ja bei deut­schen Acts, die auf Eng­lisch sin­gen, jetzt auch nicht unbe­dingt immer der Fall ist. Also: Ja, es sind wirk­lich zwei gute Alben und weil man sie nicht tren­nen kann, ste­hen sie bei­de hier vor­ne! („Vor­ne“ im sonst eher unge­bräuch­li­chen Sin­ne von „ganz am Ende des Tex­tes“, aber eben auf Platz 1. Hier muss die­ser Blog-Ein­trag enden.)

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Musik Fernsehen

Peter Urban FAQ 2021

Heu­te Abend ist es wie­der soweit: Mit der Aus­strah­lung des 1. Halb­fi­nals (21 Uhr, One) beginnt auch im Fern­se­hen der Euro­vi­si­on Song Con­test 2021.

Der Blick aus der deutschen Sprecherkabine beim ESC 2021.

Ich sit­ze seit 2013 neben Peter Urban in der deut­schen Spre­cher­ka­bi­ne und assis­tie­re ihm bei den Vor­be­rei­tun­gen und wäh­rend der Sen­dung. Und weil in den letz­ten Jah­ren auf den diver­sen Social-Media-Platt­for­men ver­schie­de­ne Fra­gen immer wie­der gestellt wur­den, habe ich die­se ein­fach mal gesam­melt und beant­wor­tet.

Good evening, Euro­pe! Here are the results for the Peter Urban FAQ:

Was macht Peter Urban den Rest des Jah­res?
Er mode­riert die Musik­sen­dung „NDR 2 Sound­check — Die Peter-Urban Show“ und seit Anfang des Jah­res den Musik-Pod­cast „Urban Pop“.

Wann geht Peter Urban in Ren­te?
Am 26. Juni 2013 wur­de Peter beim NDR offi­zi­ell in den Ruhe­stand ver­ab­schie­det. Seit­dem ist er als frei­er Mit­ar­bei­ter wei­ter für den Sen­der tätig, mode­riert sei­ne Radio­sen­dun­gen, den Pod­cast und kom­men­tiert den ESC.

Was weiß Peter Urban über­haupt von Musik?
Nun: Er hat sei­ne Dok­tor­ar­beit über Tex­te in der Rock­mu­sik ver­fasst („Rol­len­de Wor­te – Die Poe­sie des Rock“, Fischer Taschen­buch Ver­lag Frank­furt, 1979), arbei­tet seit mehr als 50 Jah­ren als Musik­jour­na­list und spielt seit über 40 Jah­ren in der Band Bad News Reuni­on.

Liest Peter Urban auf Twit­ter mit?
Nein. Wäh­rend der Show hat er für sowas gar kei­ne Zeit. Aller­dings twit­te­re ich auf mei­nem Account live aus der deut­schen Spre­cher­ka­bi­ne und wer­fe dabei auch ein Auge auf ande­re Tweets.
Wenn Peter Urban etwas Ähn­li­ches sagt, wie gera­de jemand auf Twit­ter geschrie­ben hat, ist das Zufall: man­che Kom­men­ta­re sind eben nahe­lie­gend, die meis­ten von Peters Tex­ten wer­den aber schon nach den Pro­ben und vor der Live­show geschrie­ben und aus­ge­druckt.

Hat Peter Urban einen Twit­ter-Account?
Ja, Peter ist auf Twit­ter. Und auf Insta­gram. (Aller­dings ist er wäh­rend der Shows natür­lich beschäf­tigt.)

War­um ist Peter Urban die­ses Jahr nicht in Rot­ter­dam?
Peter gehört mit Blick auf eine mög­li­che Covid 19-Infek­ti­on zur Hoch­ri­si­ko­grup­pe und ver­fügt noch nicht über einen voll­stän­di­gen Impf­schutz. Um kei­ne unnö­ti­gen Risi­ken ein­zu­ge­hen, wird er die drei Sen­dun­gen des­halb auf eige­nen Wunsch aus­nahms­wei­se von Ham­burg aus kom­men­tie­ren. Wir ste­hen aber auf ver­schie­de­nen Kanä­len in engem Aus­tausch und ich fun­gie­re sozu­sa­gen als sei­ne Augen und Ohren in der Ahoy Are­na.

Kann Peter Urban nicht mal die Klap­pe hal­ten?
Was ist das denn für ’ne Fra­ge? Aber wenn Sie die Sen­dun­gen ohne Kom­men­tar ver­fol­gen wol­len, kön­nen Sie das z.B. auf eurovision.de oder eurovision.tv tun.

Der Euro­vi­si­on Song Con­tests 2021 aus Rot­ter­dam – die Sen­de­ter­mi­ne:

  • Diens­tag, 18. Mai, 21 Uhr: Ers­tes Halb­fi­na­le auf One, in der ARD-Media­thek und auf eurovision.de
  • Don­ners­tag, 20. Mai, 21 Uhr: Zwei­tes Halb­fi­na­le auf One, in der ARD-Media­thek und auf eurovision.de
  • Sams­tag, 22. Mai, 20.15 Uhr: Die gro­ße Pre-Show im Ers­ten, ab 21 Uhr dann das Fina­le, live aus Rot­ter­dam (außer­dem in der ARD-Media­thek, auf eurovision.de, im Aus­lands­pro­gramm der Deut­schen Wel­le und als „Social-TV“ auf One)
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Rundfunk Musik Film

Ein bisschen Schwachsinn

Okay, fan­gen wir mit den wich­ti­gen Fak­ten an: Die Spre­cher­ka­bi­ne, in der Gra­ham Nor­ton sitzt und sei­ne Gra­ham-Nor­ton-Kom­men­ta­re abgibt, ist viel zu groß. Und zu hell. Und er scheint gar nicht zu frie­ren — aber viel­leicht hat er auch ein­fach sei­nen Ruck­sack vor die Lüf­tung gestellt, so wie wir es alle machen, um kei­ne Erkäl­tung zu bekom­men.

Seit 2013 sit­ze ich beim Euro­vi­si­on Song Con­test neben dem deut­schen Kom­men­ta­tor Peter Urban und das bedeu­tet, dass wir sechs Tage in einer klei­nen, kal­ten Kabi­ne ver­brin­gen, die auf einem wack­li­gen Gerüst in einer gro­ßen, dunk­len Hal­le in einer ansons­ten sicher­lich sehr sehens­wer­ten Stadt steht. Peter macht das seit 1997, Gra­ham Nor­ton seit 2009 — und er tut dies auch in „Euro­vi­si­on Song Con­test: The Sto­ry of Fire Saga“, dem aller­ers­ten Spiel­film, der sich mit dem euro­päi­schen Gesangs­wett­be­werb beschäf­tigt — und von Ame­ri­ka­nern für den ame­ri­ka­ni­schen Strea­ming­dienst Net­flix pro­du­ziert wur­de.

Will Fer­rell spielt Lars Ericks­song, einen islän­di­schen Musi­ker, der seit frü­her Kind­heit (genau­er: seit dem Sieg von ABBA 1974 in Brigh­ton) davon träumt, den Euro­vi­si­on Song Con­test zu gewin­nen. Sein Vater Erick (Pier­ce Bros­nan), ein hand­fes­ter islän­di­scher Fischer, hält davon wenig und das hei­mi­sche Publi­kum will von Lars und sei­ner Band Fire Saga, die im wesent­li­chen aus ihm und sei­ner Kind­heits­freun­din Sig­rit (Rachel McA­dams) besteht, immer nur die glei­chen islän­di­schen Trink­lie­der hören. Durch eine Ver­ket­tung eher unglück­li­cher Umstän­de pas­siert es aber, dass Fire Saga für Island am ESC teil­neh­men, und wer im Leben mehr als einen Film gese­hen hat, weiß, dass es exakt zwei Mög­lich­kei­ten geben kann, wie das Gan­ze endet (Spoi­ler Alert: es ist die eine, nicht die ande­re).

Der Plot die­ser Komö­die passt auf ein Stück Gold­kon­fet­ti, wie es am Ende jedes Song Con­tests von der Hal­len­de­cke reg­net. Der ESC ist in die­ser Geschich­te aber nicht nur der Hin­ter­grund, vor dem sich die Hand­lung ent­fal­tet, son­dern – der Titel deu­tet es schon an – auch der Mit­tel­punkt. Die ech­te Über­ra­schung, wenn sich Ame­ri­ka­ner eines so euro­päi­schen The­mas anneh­men, dem selbst hier mit einer sehr spe­zi­el­len Mischung aus hei­li­gem Ernst und Iro­nie begeg­net wird: es funk­tio­niert!

Denn streng genom­men soll­te es ja unmög­lich sein, sich über eine Ver­an­stal­tung lus­tig zu machen, bei der nie­mand weiß, wie augen­zwin­kernd Wind­ma­schi­nen, Trick­klei­der und Vier-Qua­drat­me­ter-Eis­lauf­bah­nen, die die gera­de vor­ge­tra­ge­nen Kom­po­si­tio­nen wahl­wei­se unter­stüt­zen oder von ihnen ablen­ken sol­len, eigent­lich genau gemeint sind, ohne sich die gan­ze Zeit über die­sen ver­meint­li­chen Schwach­sinn und jene, die ihn lie­ben, zu erhe­ben. Schwe­den hat es 2016 mit dem Inter­val Act „Love, Love, Peace, Peace“ (übri­gens geschrie­ben von unse­rem Kom­men­ta­to­ren-Kol­le­gen Edward af Sil­lén) in vier­ein­halb Minu­ten vor­ge­macht, „Euro­vi­si­on“ schließt dort in zwei Stun­den an, in denen wenig ande­res pas­siert als dass ESC ist.

Dan Stevens als Alexander Lemtov in "Eurovision Song Contest: The Story of Fire Saga"

Bei einer Par­ty, die der leicht über­kan­di­del­te (im Ver­gleich zu ech­ten ESC-Kan­di­da­ten dann aber doch eher boden­stän­dig wir­ken­de) rus­si­sche Teil­neh­mer schmeißt, hüp­fen gleich zehn ESC-Alum­ni durchs Bild und sin­gen mit dem Film-Cast ein Med­ley, in dem von „Water­loo“ bis zu Chers „Belie­ve“ alles abge­feu­ert wird, was die Camp-Kano­ne her­gibt. Die Cha­rak­te­re, die eigent­lich auch kaum mehr sind als Skiz­zen für Kari­ka­tu­ren, sind alle erstaun­lich lie­bens­wert und man merkt ihren Darsteller*innen an, wie viel Spaß sie bei die­sem quat­schi­gen Pro­jekt hat­ten. (Demi Lova­to muss nicht viel mehr tun als zu sin­gen, aber wer beim Super Bowl mit der Natio­nal­hym­ne von der Halb­zeit­show ablen­ken kann, füllt auch knapp zwei Minu­ten Scre­en­ti­me maxi­mal aus.) Will Fer­rell, der auch die Idee zu dem Film hat­te und gemein­sam mit Andrew Ste­e­le das Dreh­buch geschrie­ben hat, trägt für sei­ne Rol­le eine ange­grau­te blon­de Locken­per­rü­cke, wes­we­gen sich für das deut­sche Publi­kum eine ver­wir­ren­de Meta-Ebe­ne ergibt, auf der Tho­mas Gott­schalk sei­ne Dro­hung von 2001, am ESC teil­neh­men zu wol­len, doch noch wahr gemacht hat.

Die ein­zel­nen Songs und Insze­nie­run­gen, die im Film fast ein biss­chen zu kurz kom­men, sind erschüt­ternd authen­tisch: Von Fire Sagas „Dou­ble Trou­ble“ bis zum über-sexua­li­sier­ten „Lion Of Love“ (Russ­land) ist alles exakt so beim ESC vor­stell­bar. Die Net­flix-Crew hat sogar beim letzt­jäh­ri­gen Grand Prix in Tel Aviv in der ech­ten Hal­le gedreht — nicht gera­de zur Freu­de der tat­säch­li­chen Dele­ga­tio­nen aus den Teil­neh­mer­län­dern, deren Zeit­plan durch Son­der­pro­ben für Madon­nas schließ­lich über­aus unter­wäl­ti­gen­den Gast-Auf­tritt sowie­so schon arg ein­ge­dampft war. Und selbst eini­ge Sät­ze, die bei inter­nen Mee­tings und nach den Pro­ben fal­len, sind schmerz­haft nah dran an dem, was man dort so hört oder selbst sagt. Ech­te ESC-Fans wer­den natür­lich anmer­ken, dass man­che Details wie etwa die Punk­te­ver­ga­be im Halb­fi­na­le (also bit­te!?) falsch wie­der­ge­ge­ben wer­den, aber dann pas­siert schon wie­der etwas, was so lie­be­voll-absurd ist, dass zumin­dest eini­ge Anhän­ger dar­über hin­weg­se­hen dürf­ten.

Will Ferrell und Rachel McAdams in "Eurovision Song Contest: The Story of Fire Saga"

„Euro­vi­si­on“, ent­stan­den in enger Zusam­men­ar­beit mit der Euro­pean Broad­cas­ting Uni­on, dem Ver­an­stal­ter des ech­ten ESC seit 1956, ist eine Mischung aus „This is Spi­nal Tap“ und „Hil­fe, die Amis kom­men“ mit einem Hauch von „Litt­le Miss Suns­hi­ne“. Beim ame­ri­ka­ni­schen Publi­kum könn­te er dar­an schei­tern, dass die Ver­an­stal­tung, um die er kreist, weit­ge­hend unbe­kannt ist und voll­kom­men unrea­lis­tisch erscheint. Eigent­lich gedacht als Begleit­pro­gramm für den ech­ten Song Con­test, des­sen Rech­te Net­flix für die USA erwor­ben hat, ist der Film nach der Coro­na-beding­ten Absa­ge des ESC 2020 in Rot­ter­dam aber ein char­man­ter Ersatz für jene Mil­lio­nen Men­schen, die sich das Event jedes Jahr anschau­en. Und nächs­tes Jahr gibt es die Wind­ma­schi­nen und Trick­klei­der dann wie­der bei ech­ten Auf­trit­ten!

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Gesellschaft

Was ist Zeit?

Joni Mit­chell hat ja bekannt­lich mal gefragt, ob es nicht so sei, dass man erst wis­se, was man habe, wenn es weg sei. Die Fra­ge war rhe­to­risch gemeint, aber mei­ne Ant­wort lau­tet meis­tens lei­der: Nein. Ich mer­ke es erst, wenn die Din­ge wie­der da sind.

Im Früh­ling bin ich über­rascht, wel­chen posi­ti­ven Ein­fluss Son­ne und Wär­me auf mei­ne Lau­ne haben. Wenn ich ans Meer kom­me, fra­ge ich mich, war­um ich so lan­ge nicht am Meer war. Und wenn ich mit Men­schen unter­wegs bin, die ich sehr mag, wun­der ich mich, dass ich das nicht öfter tue.

Mein Vor­teil, auf den ers­ten Blick: Das Kon­zept „Ver­mis­sen“ ist mir nahe­zu fremd, ich schlur­fe genüg­sam durch mein Leben. Der Nach­teil, natür­lich: Ich mer­ke gar nicht, wie mei­ne Lau­ne lang­sam schlech­ter wird, dass mir etwas fehlt, dass ich mir mal etwas vor­neh­men soll­te, was mir Freu­de macht.

Im Moment fragt nie­mand, ob ich mit auf ein Kon­zert kom­men will (Anzahl pro­ak­tiv selb­stän­dig besuch­ter Kon­zer­te in den letz­ten fünf Jah­ren: drei), ob wir mal was trin­ken gehen sol­len, ob ich mit zu einer obsku­ren Kul­tur­ver­an­stal­tung möch­te, gegen die ich mich erst sträu­be und von der ich hin­ter­her den­ke, dass ich sowas viel öfter machen soll­te. Im Moment gibt es qua­si nichts, was statt­fin­det.

Will­kom­me­ne Ablen­kung lie­fern der ers­te Som­mer­re­gen (Es roch wirk­lich nach Som­mer­re­gen, obwohl nur ein leich­ter Nie­sel­re­gen bei 14°C run­ter ging!), der Flie­der­busch in unse­rem Vor­gar­ten (War der schon immer da?) oder das ers­te „per­fek­te Spiel“ (also: alle 18 Fra­gen rich­tig beant­wor­tet) seit Jah­ren bei „Quiz­du­ell“.

Was es wirk­lich für mich bedeu­tet, dass der ESC in die­sem Jahr nicht statt­fin­det, habe ich erst halb­wegs ver­stan­den, als ich „Der klei­ne Song Con­test“ mit Andi Knoll im ORF gese­hen habe: Da waren neben den Songs, die wir die­ses Jahr in Rot­ter­dam hät­ten hören sol­len (und die lei­der unwie­der­bring­lich aus der ESC-Geschich­te raus­fal­len wer­den, weil sie nicht für 2021 ver­wen­det wer­den dür­fen, auch wenn vie­le Län­der bereits ange­kün­digt haben, im nächs­ten Jahr den glei­chen Act zu schi­cken, der für 2020 geplant war), auch jede Men­ge Aus­schnit­te aus den letz­ten Jah­ren zu sehen und zu hören und das erin­ner­te mich dar­an, wie die­se Wochen immer aus­se­hen: Viel Arbeit, wenig Schlaf, vie­le pap­pi­ge Sand­wi­ches, aber auch wahn­sin­nig viel Spaß mit dem eige­nen Team und den inter­na­tio­na­len Kolleg*innen und eine unver­gleich­li­che Show!

Mir wird also die­ses Jahr der ESC feh­len, vie­len ande­ren das Fes­ti­val, Stadt­fest oder Sport­er­eig­nis, das sie teil­wei­se seit Jahr­zehn­ten besu­chen — und das auch irgend­wie das Jahr struk­tu­riert. Denn neben Weih­nach­ten und Geburts­tag (bei jun­gen Men­schen oder deren Eltern noch: die gro­ßen Feri­en) sind es ja sol­che Ereig­nis­se, auf die man sich sofort wie­der freut, wenn sie gera­de vor­bei sind.

Ein Jahr ohne Events ist wie ein Tag kom­plett ohne Uhr: Natür­lich kann man sich auf­grund natür­li­cher Bege­ben­hei­ten grob ori­en­tie­ren, wel­che Jah­res- oder Tages­zeit gera­de ist, aber es ist doch irgend­wie eine gro­ße Stre­cke Zeit, die da unbe­hau­en vor einem liegt.

Über­haupt neh­me ich Zeit gera­de völ­lig neu wahr: Die Wochen­ta­ge ver­lie­ren immer wei­ter an Bedeu­tung (aber das tun sie bei mir schon, seit ich kei­ne Stun­den­plä­ne mehr habe, an denen ich mich ori­en­tie­ren kann), aber auch die Tage an sich. Wenn man nur noch ein­mal pro Woche ein­kau­fen geht, ist Zeit etwas völ­lig ande­res, als wenn man spä­tes­tens jeden zwei­ten Tag im Super­markt steht. Immer­hin habe ich so gelernt, mir zu über­le­gen, was ich in ein paar Tagen essen wol­len könn­te.

Vor ein paar Tagen ist der Lock­down dann auch in mei­nen Träu­men ange­kom­men: Ich war irgend­wo, wo viel zu vie­le Men­schen waren (also: das, was man vor sechs Wochen noch etwas wohl­wol­lend als „beleb­ten Platz“ bezeich­net hät­te), und dann fin­gen die auch noch zu hus­ten und zu nie­sen an. Da wuss­te ich: Mein Unter­be­wusst­sein hat es sich wohl schon mal in der neu­en Welt bequem gemacht.

Die­ser Text erschien ursprüng­lich in mei­nem News­let­ter „Post vom Ein­hein­ser“, für den man sich hier anmel­den kann.

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Rundfunk Musik

Peter Urban FAQ

Heu­te Abend ist es wie­der soweit: Mit der Aus­strah­lung des 1. Halb­fi­nals (21 Uhr, One) beginnt auch im Fern­se­hen der Euro­vi­si­on Song Con­test 2018.

Der Blick aus der deutschen Sprecherkabine beim ESC 2018.

Ich sit­ze jetzt das sechs­te Jahr in Fol­ge neben Peter Urban in der deut­schen Spre­cher­ka­bi­ne und assis­tie­re ihm bei den Vor­be­rei­tun­gen und wäh­rend der Sen­dung. Und weil in den letz­ten Jah­ren auf den diver­sen Social-Media-Platt­for­men ver­schie­de­ne Fra­gen immer wie­der gestellt wur­den, habe ich die­se ein­fach mal gesam­melt und beant­wor­tet.

Good evening, Euro­pe! Here are the results for the Peter Urban FAQ:

Was macht Peter Urban den Rest des Jah­res?
Er mode­riert die Musik­sen­dung „NDR 2 Sound­check — Die Peter-Urban Show“ und hat als pen­sio­nier­ter Redak­teur viel Tages­frei­zeit

Wann geht Peter Urban in Ren­te?
Am 26. Juni 2013 wur­de Peter beim NDR offi­zi­ell in den Ruhe­stand ver­ab­schie­det. Seit­dem ist er als frei­er Mit­ar­bei­ter wei­ter für den Sen­der tätig, mode­riert sei­ne Radio­sen­dun­gen und kom­men­tiert den ESC.

Was weiß Peter Urban über­haupt von Musik?
Nun: Er hat sei­ne Dok­tor­ar­beit über Tex­te in der Rock­mu­sik ver­fasst („Rol­len­de Wor­te – Die Poe­sie des Rock“, Fischer Taschen­buch Ver­lag Frank­furt, 1979), arbei­tet seit mehr als 50 Jah­ren als Musik­jour­na­list und spielt seit 40 Jah­ren in der Band Bad News Reuni­on.

Liest Peter Urban auf Twit­ter mit?
Nein. Wäh­rend der Show hat er für sowas gar kei­ne Zeit. Aller­dings twit­te­re ich auf mei­nem Account live aus der deut­schen Spre­cher­ka­bi­ne und wer­fe dabei auch ein Auge auf ande­re Tweets.
Wenn Peter Urban etwas Ähn­li­ches sagt, wie gera­de jemand auf Twit­ter geschrie­ben hat, ist das Zufall: man­che Kom­men­ta­re sind eben nahe­lie­gend, Peters sind aber schon Stun­den vor der Live­show auf­ge­schrie­ben.

Hat Peter Urban einen Twit­ter-Account?
Jah­re­lang muss­te ich die­se Fra­ge mit „Nein“ beant­wor­ten, aber seit ein paar Wochen ist es end­lich soweit: Peter Urban twit­tert! Und er ist auf Insta­gram! (Aller­dings ist er wäh­rend der Shows natür­lich beschäf­tigt.)

Nach­trag, 10. Mai:

Kann Peter Urban nicht mal die Klap­pe hal­ten?
Was ist das denn für ’ne Fra­ge? Aber wenn Sie die Sen­dun­gen ohne Kom­men­tar ver­fol­gen wol­len, kön­nen Sie das z.B. auf eurovision.de oder eurovision.tv tun. (Ja, das ist schwer zu fin­den, so ver­steckt auf den offi­zi­el­len Web­sei­ten, aber: Ent­schul­di­gung, Sie sind doch hier im Inter­net!)

Was macht Peter Urban an den ande­ren 364 Tagen im Jahr?
s.o.
Aller­dings ist Peter beim ESC auch län­ger als einen Tag im Ein­satz: Es gibt allei­ne drei Live­shows, zu denen es jeweils auch einen Tag vol­ler Pro­ben gibt. Und dann reist Peter schon frü­her mit der deut­schen Dele­ga­ti­on an, um die Pro­ben des deut­schen Acts (wie­der­um an zwei Tagen) zu sehen und Pres­se­ter­mi­ne wahr­zu­neh­men.