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Digital

In eigener Sache

Liebe Leser,

sollten Sie in den vergangenen Wochen und Monaten hier einen (vermutlich sehr klugen) Kommentar abgegeben haben, der dann nicht angezeigt wurde, so liegt es nicht an Ihnen: Bei einer Begehung meiner Datenbank habe ich soeben festgestellt, dass offenbar Dutzende Kommentare als Spam markiert wurden und ich diese somit nie zu Gesicht bekam.

Davon betroffen waren auch sämtliche Kommentare, bei denen eine E-Mail-Adresse von T-Online angegeben worden war — irgendein vertrottelter Techniker aus der riesigen Coffee-And-TV-Redaktion hatte einen Filter eingesetzt, der alle Kommentare, in denen ein “-online” vorkam, automatisch aussortiert hat. Wenn wir den Deppen erwischen, wird er gefeuert — vorausgesetzt, es handelt sich dabei nicht um mich.

Warum dieser Server hier immer noch so schlecht darin ist, Ping- und Trackbacks zu verschicken, ist mir indes immer noch schleierhaft, aber ich habe mal beim Provider nachgefragt. Falls Sie eine Idee haben: Her damit!

Ich bitte vielmals um Entschuldigung für diese unfassbar doofen Fehler, aber sowas kann halt immer mal passieren, wenn man Geisteswissenschaftler an den Computer lässt. Und wenn Sie mich jetzt entschuldigen: ich muss noch ein wenig in Sack und Asche nach Canossa kriechen und unterwegs meine Tischplatte aufessen. Außerdem versuche ich gerade, alle bisher verschollenen Kommentare freizugeben.

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Leben Unterwegs

Der Weg ist das Ziel (2)

Ich muss an meinem Timing arbeiten. Meistens läuft es so: Ich rege mich über mangelnden Service eines ehemaligen Staatsbetriebs auf, tippe schon mal den Blogeintrag, möchte aber auch noch die Gegenseite hören. Also schreibe ich eine E-Mail an die Pressestelle, denke nach vier antwortlosen Arbeitstagen, dass darauf niemand mehr reagieren wird ((Ich bin ja auch nicht so größenwahnsinnig und erwarte das allen Ernstes – ich halte es nur für ein Gebot der Fairness, ihnen die Möglichkeit einer Stellungnahme einzuräumen.)) und stelle den Beitrag online. Und dann kommt kurze Zeit später die Antwort des Unternehmens.

Das war im Mai bei DHL so (Teil 1, Teil 2) und es ist auch jetzt bei der Deutschen Bahn wieder so.

Lesen Sie also erst, worüber ich mich diesmal aufgeregt habe, und dann die Antwort des “Zentralen Kundendialogs” ((Ist das nicht ein wunderbarer Name? Wolf Schneider echauffiert sich immer über den “Service Point” der Deutschen Bahn. Dass das selbe Unternehmen einen “Zentralen Kundendialog” hat/beschäftigt/führt, verschweigt er jedes Mal.)):

Sehr geehrter Herr Heinser,

vielen Dank für Ihre E-Mail vom 28. Juli dieses Jahres an Herrn […]. Wir wurden gebeten, Ihnen zu antworten.

Es tut uns leid, dass Ihre Reise nach Amsterdam und zurück nicht reibungslos verlief. Die internationale Verbindung Frankfurt – Amsterdam wird von Fahrzeugen bedient, die besondere technische Eigenschaften haben müssen, damit sie auch im Ausland eingesetzt werden können. Diese Fahrzeuge sind auf das für den planmäßigen Betrieb unter Einrechnung von Reserven erforderliche Maß begrenzt. In Ausnahmefällen kann es jedoch vorkommen, dass durch kurzfristige Fahrzeugausfälle nicht mehr alle Zugleistungen gefahren werden können. In solchen Fällen kommen Ersatzmaßnahmen zum Tragen wie z. B. vorzeitiges Wenden von Zügen in Utrecht oder Arnhem inklusive Benennung von alternativen Fahrmöglichkeiten. Hier handelt es sich um Ausnahmen, die nicht jede Woche auftreten und insofern mengenmäßig schlecht quantifizierbar sind.

Die beiden Fälle, die zeitlich dicht beieinander lagen, ereigneten sich in einer Phase mit erhöhtem Fahrzeugschadstand. Am 23. Juli war der vorgesehene Triebzug bei Bereitstellung in Amsterdam nicht einsatzfähig und konnte erst zwei Stunden später eingeschränkt verwendet werden. Die Fahrt am 25. Juli konnte erst in Arnhem beginnen, weil an diesem Tag ein Fahrzeug weniger zur Verfügung stand.

Sehr geehrter Herr Heinser, Sie können sicher sein, dass diese beiden Vorfälle Ausnahmen und nicht die Regel darstellen. Gemäß unseren Passagierrechten haben Sie bei Verspätung eines Fernverkehrszuges von über 60 Minuten Anspruch auf einen Gutschein im Wert von 20 Prozent des Fahrkartenwertes. Falls Sie dies noch nicht in Anspruch genommen haben, bitten wir um eine kurze Mitteilung und Übersendung einer Kopie Ihrer Fahrkarte an die unten genannte Adresse (gerne
auch per Fax oder E-Mail), wir werden Ihnen dann einen entsprechenden Gutschein zusenden.

Wir freuen uns, wenn unsere Ausführungen die Hintergründe verdeutlichen konnten und hoffen, dass Ihre zukünftigen Reisen so verlaufen, wie Sie und auch wir uns dies wünschen – angenehm und pünktlich.

Mit freundlichen Grüßen

Das ist ja nett und aufschlussreich. Für mich als Laien faszinierend ist, dass ein Fahrzeug weniger offenbar schon zu so einem riesigen Chaos führen kann. Aber das ist ja irgendwie auch verständlich: diese Züge sind sicher sehr teuer in der Anschaffung, ungenutzte Züge kosten doppelt und falls man doch mal einen Ersatzzug über hat, dann vermutlich am anderen Ende der Republik. Man kennt das ja aus dem eigenen Haushalt.

Sprachlich interessant finde ich übrigens die Binnenanrede im vorletzten Absatz. Ich hab sowas noch nie gelesen – außer im Schreiben von DHL. Vermutlich handelt es sich dabei um einen über Jahrzehnte entwickelten und erprobten Tipp aus dem “Ratgeber für Kundenbeschwichtigungsbriefe”.

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Out of “View”

Für schlecht arbeitende Journalisten müssen Blogs die Hölle sein. Hätte früher niemand die Meldung, dass ein Sex-Video der Popsängerin Shakira aufgetaucht sein soll, in Zweifel gezogen, wenn sie erst mal überall gestanden hat, machen sich Blogger heute einen Spaß daraus, die Meldung als Aprilscherz zu enttarnen und Onlineportale und Agenturen damit heimzusuchen.

Hauptsache Sex-Skandal.

Eigentlich war das Thema für mich dann auch gegessen, aber Nummer 9 wies in den Kommentaren darauf hin, dass es die Meldung auch in die Mai-Ausgabe des Foto-Magazins “View” geschafft hatte:

Bei “View” glaubt man noch immer an das Shakira-Sex-Video.

Da es ja schon lange nicht mehr um das angebliche Homevideo und den zugrundeliegenden Aprilscherz geht, sondern um die generelle Einstellung von Journalisten zum Thema Recherche, schrieb ich eine E-Mail an die Redaktion von “View”, die in einer – wie ich fand – einfachen Frage mündete:

Lag der Redaktionsschluss für das Mai-Heft so früh, dass Sie von der Auflösung des Aprilscherzes (am 2. bzw. 4. April) nichts mitbekommen konnten, oder recherchieren Sie in Fällen, die das Privatleben von Stars betreffen, generell nicht weiter nach?

Offenbar hatte ich mich damit böse im Ton vergriffen, denn in der Antwort-E-Mail, die mir Hans-Peter Junker, stellvertretender Chefredakteur von “View”, eine Stunde später schrieb, fand er zwar lobende Worte für dieses Blog, fuhr aber fort:

Sie werden aber verstehen, dass ich eine Frage, wie “Lag der Redaktionsschluss für das Mai-Heft so früh, dass Sie von der Auflösung des Aprilscherzes (am 2. bzw. 4. April) nichts mitbekommen konnten, oder recherchieren Sie in Fällen, die das Privatleben von Stars betreffen, generell nicht weiter nach?” nicht beantworten kann.

Ich denke, wenn Sie mein Statement im Wortlaut so abdrucken, werden das auch Ihre Leser verstehen.

Nun kann ich über Ihr Verständnis natürlich schwerlich urteilen und bemühte mich deshalb, mit einer Umformulierung meiner Frage in der Geschmacksrichtung “journalistisch” weiter um eine Antwort:

Wie war es, trotz der hohen journalistischen Standards, die im Hause “View”/”Stern” vorherrschen, möglich, dass Ihre Redaktion auf diesen (aufgeklärten) Aprilscherz hereingefallen ist?

Doch der Zug war abgefahren:

Sie kennen sicher den Satz:
“You never have the second chance to make a first impression.”

Sie haben leider die niedrigen Standards, die ich an einen höflichen und kollegialen Umgang stelle, unterlaufen.

Ich sehe daher keinen Sinn, diesen Mailwechsel fortzusetzen.

Jetzt werden Sie wegen meiner unverschämten Formulierung nie erfahren, wie es der Shakira-Falschmeldung gelungen ist, die hohen journalistischen Ansprüche in der Redaktion von “View” auszutricksen. Das tut mir aufrichtig leid.

Mit Dank an Markus fürs Abfotografieren der Zeitschrift.