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Literatur Digital

Null-Blog-Generation (3)

Maik Söh­ler bespricht in der Net­zei­tung das Buch „Pop seit 1964“ von Kers­tin Gle­ba und Eck­hard Schu­ma­cher und ver­steigt sich dabei in die Behaup­tung, Blogs sei­en doch heut­zu­ta­ge Pop­li­te­ra­tur im eigent­li­chen Sin­ne:

«Lie­ber geil angrei­fen, kühn tota­li­tär roh kämp­fe­risch und lus­tig, so muss geschrie­ben wer­den», meint Rai­nald Goetz in sei­nem Text «Subi­to». Ja! Genau­so schreibt doch Don Alphon­so in sei­nen bes­ten Ein­trä­gen in der Blog­bar. Und noch­mal Goetz: «Gehe weg, du blö­der Saus­inn, ich will von dir Dum­mem Lang­wei­li­gen nie nichts wis­sen.» Das trifft auf vie­le Blogs zu – ob sie wie «Melan­cho­lie Mode­s­te» oder «Vigi­li­en» nun expli­zit lite­ra­risch sind oder wie Bov Bjergs oder Felix Schwen­zels Blog ein­fach nur hübsch ver­strahlt.

Kenn­zeich­net Died­rich Diede­rich­sens aus den acht­zi­ger Jah­ren stam­men­der Satz, Pop sei die «letz­te Instanz der Wahr­heit» nicht exakt das Bild­blog? Trifft Andre­as Neu­meis­ters Bestim­mung der «Gegen­wart als Alles» nicht das Grund­ver­ständ­nis tau­sen­der News­blogs? Spie­gelt Ben­ja­min von Stuck­rad-Bar­res Äuße­rung, «man ist schon woan­ders, wenn die noch die Mes­ser wet­zen», nicht genau das Ver­hält­nis von Blog­gern zu den eta­blier­ten Medi­en, wenn die­se sich mal wie­der ver­ständ­nis­los das Phä­no­men des Blog­gens vor­neh­men?

Super­ge­dan­ke, eigent­lich. Steht nicht auch der Umstand, dass sich die Blogo­sphä­re eher über tech­ni­sche denn über inhalt­li­che Gemein­sam­kei­ten defi­niert, in der Tra­di­ti­on eines Mar­shall McLuhan mit sei­ner The­se „The medi­um is the mes­sa­ge“? Okay, so ganz neu ist der Gedan­ke nicht, aber schon in gewis­ser Wei­se nach­voll­zieh­bar.

Allein: Wenn man im Inter­net (noch dazu in Deutsch­lands ein­zi­ger Inter­net­ta­ges­zei­tung) in einem Arti­kel über Blogs und Blog­ger schreibt, von denen man auch noch sechs nament­lich erwähnt, war­um in Drei­teu­fels­na­men ist dann auch hier KEIN EINZIGES Blog ver­linkt? Und war­um führt der ein­zi­ge Link im Fließ­text aus­ge­rech­net zu den „eta­blier­ten Medi­en“, näm­lich zu die­sem Arti­kel in der FAS?