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Musik

Podcasthead

Vor ziemlich genau einem Jahr hatte ich schon mal auf die “Live In Concert”-Podcast von “All Songs Considered”, der Musiksendung im National Public Radio hingewiesen.

Ich tue es gerne wieder, denn im Moment (und vermutlich bis in alle Ewigkeit) kann man sich dort das Konzert anhören (und als Podcast-Abonnent: herunterladen), das Radiohead zum Abschluss ihrer US-Tour am 28. August in Santa Barbara, CA gegeben haben.

Bob Boilen, der sich an dem Tag für Radiohead und gegen Barack Obama entschieden hat, schreibt:

When I think of the best concerts I’ve seen, I always flash back to Pink Floyd in early 1972. […]

Radiohead’s show at the Santa Barbara Bowl came as close for musicianship and creativity as any show I’ve seen in 37 years. I’ve seen a lot of shows.

Und auch wenn ich das letzte Radiohead-Album “In Rainbows” jetzt nicht sooooo doll fand, macht allein eine Setlist, in der “There There”, “Talk Show Host”, “Morning Bell”, “No Surprises”, “The Bends”, “Karma Police”, “Paranoid Android”, “Everything in Its Right Place”, “Lucky” und – nach mehr als zwei Stunden als großes Finale – “Idioteque” auftauchen, ganz schön was her.

Aber genug geschrieben: Klicken Sie hier und hören Sie!

[via twitter]

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Musik

Best Imitation Of Himself

Ben Folds und Band live

Ben Folds hatte immer schon einen besonderen Humor: die erste EP seiner Band Majosha hieß “Party Night: Five Songs About Jesus” und beinhaltete vier Songs, von denen natürlich keiner von Jesus handelte. Eigentlich logisch, dass das Trio, mit dem er schließlich international bekannt wurde, Ben Folds Five hieß.

Sein neues Album, das Ende September erscheinen soll, wird “Way To Normal” heißen, was für Folds-Verhältnisse fast schon ein langweiliges Wortspiel ist. Wer das Album bereits jetzt illegal aus Tauschbörsen herunterladen will, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auf neun Songs stoßen, die nicht wirklich das neue Album sind – aber irgendwie doch.

In einer Mischung aus Diebstahlsicherung und Wahnsinn hatten sich Folds, sein Bassist Jared Reynolds und sein Schlagzeuger Sam Smith im Juli für acht Stunden in einem irischen Studio eingeschlossen und sechs Fake-Songs aufgenommen. Sie haben (fast) die gleichen Titel wie die Songs von “Way To Normal”, sind aber komplett andere Lieder. Angereichert werden sie mit den Singles “Hiroshima” und “You Don’t Know Me” (gemeinsam mit Regina Spector), sowie einer Alternativ-Version von “Cologne”, einem Song, dessen Entstehung ich und alle anderen Besucher von Folds’ letztjährigem Kölner Konzert beiwohnen durften.

Die Texte sind mitunter extrem albern, entstanden sie doch binnen kürzester Zeit und entstammen zum Teil der Feder des Schlagzeugers (ein Vorgehen, das bei Ben Folds Five damals immerhin zum großartigen “Song For The Dumped” geführt hatte), aber musikalisch ist Folds fast besser als auf seinem letzten richtigen Album “Songs For Silverman”. Wenn die echten Songs so gut werden wie die falschen, wird “Way To Normal” ein Fest.

Folds ist natürlich nicht der Erste, der auf die Idee kam, ein gefälschtes Album über Tauschbörsen zu verteilen: Olli Schulz, ebenfalls für seinen Humor bekannt (gefürchtet), hatte etwas sehr ähnliches bereits vor gut zwei Jahren gemacht.

Mehr zu den Hintergründen des falschen “Way To Normal” und einen Track-by-Track-Vergleich gibt’s beim amerikanischen “Rolling Stone”.

Wer das geschenkte, falsche Album herunterladen will, ohne versehentlich das richtige zu klauen, ist bei der Fansite wokeupwaytoolate.com an der richtigen Adresse.

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Musik Digital

Über das Saugen (Over The Rainbow)

Die MCPS-PRS Alliance, das britische Äquivalent zur GEMA, hat gemeinsam mit dem amerikanischen Marktforschugnsunternehmen BigChampagne eine Studie über das Downloadverhalten der User beim letzten Radiohead-Album “In Rainbows” herausgegeben. Und die kommt zu interessanten Ergebnissen.

Wir erinnern uns: Radiohead hatten im vergangenen Oktober ihr Album “In Rainbows” für zwei Monate zum Download angeboten und die Hörer konnten dafür so viel Geld bezahlen, wie sie wollten – auch nichts. Weil Radiohead sich immer noch ausschweigen, wie viele Leute das Album auf der offiziellen Seite heruntergeladen haben, kann BigChampagne nur Zahlen zu den Torrent-Downloads präsentieren: 2,3 Millionen Mal wurde das Album zwischen dem 10. Oktober und dem 3. November 2007 dort (illegal) heruntergeladen, 400.000 Mal allein am ersten Tag. Andere Alben namhafter Künstler kommen auf Werte von bis zu 150.000 pro Woche.

Bei der “taz” hat man die Studie entweder nicht ganz gelesen oder falsch verstanden, denn der Artikel zur Studie ist mit “Experiment gescheitert” überschrieben. Klar: Wenn die Leute das Album lieber Klauen, als es geschenkt zu nehmen, könnte man das so sehen.

Die Macher der Studie Studie allerdings wollen das längst nicht so verstanden wissen:

[A]nyone who has made it to the end of this paper and assumes that the project was a failure has missed two critical points: firstly, lots of people bought the album in any one of its three formats and lots of people went to see the show – and the word ‘lots’ is robust no matter which comparative measure you use. Secondly, the wider purpose of this paper is in many ways echoing the tone of the recent article in The Economist: ‘Piracy is a bad thing. But sometimes companies can use it to their advantage’.

[Der “Vorteil” war unter anderem, dass die Band ein zusätzliches Konzert im Londoner Victoria Park ansetzen musste, weil der Andrang der Fans so groß war.]

Als Grund, warum die Leute das Album lieber per Torrent gezogen haben als von der offiziellen Seite, gibt die Studie neben den technischen Problemen am ersten Tag (Serverausfall, etwas umständlicher Bestellvorgang) vor allem einen weiteren an: die Leute kennen ihre Torrenttracker, weil sie sie täglich nutzen, und kamen gar nicht auf die Idee, es woanders zu versuchen (auch wenn bzw. gerade weil es das Album auch auf offiziellem Weg für umsonst gab).

It is even less popular to use phrases like ‘brand reputation’ when talking about the same sites the music industry characterises as shady, fly-by-night, and outright criminal. Make no mistake: The Pirate Bay is a powerful brand with a sterling reputation in the minds of millions of young music fans.

Die Autoren ziehen dann die Nine Inch Nails hinzu, die ihr letztes Album “The Slip” ebenfalls zum kostenlosen Download angeboten hatten – allerdings in besserer Qualität und mit einem viel einfacheren Prozedere als Radiohead. Und siehe da: die Mehrheit der Leute lud das Album von der offiziellen Seite herunter, nicht als Torrent. Das heißt also: Wenn man mit den bekannten Systemen konkurrieren will, muss man vor allem leicht zu bedienen sein – was im Übrigen für das Prinzip iTunes spräche.

Der spannendste Absatz der Studie indes sagt noch etwas ganz anderes aus:

Frequently, music industry professionals suggest that an increase in legitimate sales must necessarily coincide with a commensurate reduction in piracy, as if this were a fact. Yet, the company BigChampagne has made no such consistent observation in nearly a decade of analysing these data. Rather, it finds that piracy rates follow awareness and interest. In other words, if you do a good job cultivating a legitimate sales story, you must also expect a similar up-tick in grey market activity. The biggest selling albums and songs are nearly always the most widely-pirated, regardless of all the ‘anti-piracy’ tactics employed by music companies.

Gut, dafür hätte es jetzt nicht unbedingt eine Studie gebraucht, aber dass diese Fakten mal in einer Veröffentlichung stehen, die die MCPS-PRS Alliance unter “Independent Studies” veröffentlicht (und an der ihr Chef-Ökonom Will Page mitgeschrieben hat), das ist doch mal zumindest ein bisschen interessant.

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Musik

Some Kind Of Bad Idea

Metallteil mit der Aufschrift \"Heavy Metal\"

In Sachen Promotion lassen sich Plattenfirmen gerne ausgefallene Sachen einfallen. Je größer die Verzweiflung, desto kreativer ist meist ihr Vorgehen. Musikredakteure erinnern sich gerne an den Eimer Kunstblut, der einst bei der Promo-CD irgendeiner Metalband mitgeliefert wurde, und auch die Idee, im Herbst 2001 – auf dem Höhepunkt der Anthrax-Panik – mit weißem Pulver befüllte Briefumschläge zu verschicken, ist (nicht nur wegen der daraus resultierenden riesigen Sauerei in den Redaktionen) unvergessen. Im Gegensatz übrigens zu der Band, die damit beworben werden sollte.

Ich bin kein großer Metallica-Fan. Irgendwie fehlte mir dafür immer der ältere Bruder und auch zum Gitarrespielen hat mich nicht Kirk Hammett gebracht, sondern Andy Dunlop von Travis. Wenn es um amerikanische Rockmonster geht, greife ich lieber zu Guns N’ Roses, und am Besten gefällt mir von Metallica immer noch das Album “Load”, das von echten Fans soweit ich weiß nicht sehr gemocht wird. Aber im Fernsehen sehe ich mir Metallica gerne mal an, sei es bei “Rock am Ring” oder in der unglaublich beeindruckenden Dokumentation “Some Kind Of Monster”, die einem die Band allerdings nicht unbedingt weiter sympathisch macht.

Zur Vorab-Promotion des neuen Metallica-Albums “Death Magnetic” (es gibt nicht viele Bands, die im Jahr 2008 ihr Album ernsthaft so nennen dürfen) hat sich Vertigo FM, unter dessen Label nach etlichen Umstrukturierungen bei Universal Music “Death Magnetic” offenbar in Deutschland erscheinen wird, dazu entschieden, ein “German Tribute To Metallica” aufzulegen, bei der fünf deutsche Bands aus dem Vertigo-Lager alte Metallica-Hits covern. Bereits an dieser Stelle wäre wohl die Frage berechtigt, ob James Hetfield und vor allem Lars Ulrich eigentlich wissen, auf was für kranke Ideen ihr deutsches Label so kommt, denn Metallica sind ja nun nicht unbedingt die Band, die man dem Publikum noch mit crazy Aktionen vorstellen müsste.

Eröffnet wird der Reigen – und jetzt wird’s fatal – ausgerechnet mit meinem Metallica-Lieblingssong “Hero Of The Day”, gecovert ausgerechnet von meinen guten Freunden, den Kilians. Und das ist, bei aller Freundschaft, wirklich gewöhnungsbedürftig: Die Strophen sind so nah am Original, dass sich der direkte Vergleich mit aller Brutalität aufdrängt – und da hat Simon den Hartogs im Vergleich zu James Hetfield einfach noch zu wenig Jahre auf dem Buckel und zu wenig Whiskey in der Kehle. Im Refrain wagt die Band dann mehr, setzt auf ihren eigenen Sound und schafft es mit etwas gutem Willen immerhin noch bis zum Qualitätsurteil “nett”. Trotzdem bleibt es ein Fall für die Kategorie “Obskur, aber unnötig”.

Wenn allerdings schon die sonst so guten Kilians an Metallica scheitern, bin ich mal gespant, was bei den anderen Bands herumkommen soll. Die werden im Moment noch geheimgehalten, aber von den anonymisierten Fotos auf der Website würde ich mal davon ausgehen, dass Muff Potter auf alle Fälle auch noch mit dabei sind. Vielleicht klappt’s ja bei denen.

Unter tribute-to-metallica.de muss man sich für ein paar Newsletter anmelden, dann kann man “Hero Of The Day” von den Kilians und alle zukünftigen Songs kostenlos herunterladen.

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Musik Digital

Einmal mit allem, bitte

Man sollte sich da nichts vormachen: In der Popmusik ist es immer auch darum gegangen, den Leuten etwas vorzumachen. Authentizität ist unwichtig, gute Absichten sind zweitrangig, fake ist real, irgendwie. Man kann viel Geld mit dieser Erkenntnis machen – oder das, was sich der 26-jährige Musiker Gregg Gillis aus Pittsburgh, Pennsylvania ausgedacht hat. Unter seinem Künstlernamen Girl Talk hat er vor einigen Tagen sein viertes Album “Feed The Animals” ins Internet gestellt und damit nicht weniger als eines der konsequentesten und aufschlussreichsten Pop-Denkmäler aller Zeiten geschaffen.

“Feed The Animals” ist eine Platte, die deshalb funktioniert, weil sie das eigentlich ausgelutschte Prinzip des Bastard-Pops mit derartiger Dreistigkeit auf die Spitze treibt, dass die Rechtsabteilungen der verbliebenen Major-Plattenfirmen um Verstärkung durch die amerikanische Nationalgarde bitten mussten. ((Das ist – natürlich – gelogen. In einem Interview mit Pitchforkmedia hat Gillis aber zumindest Erstaunen darüber ausgedrückt, dass die bisher einzige Rückmeldung von Business-Seite eine E-Mail des Managers von Sophie B. Hawkins war. Sie würde gerne mit ihm zusammenarbeiten.)) Gillis sampelt alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist ((Eine Methode, nach der auch Gillis’ erste drei Alben funktioniert haben. Keines davon hat das Konzept allerdings so ambitioniert und popfokussiert ausgereizt wie “Feed the Animals”.)) – gleichzeitig und ohne allzu wählerisch zu sein. Eine unvollständige Auflistung bei Wikipedia zählt mehr als 200 Pop-, Rock-, HipHop-, R’n’B- und Metal-Songs, die auf “Feed The Animals” übereinander gelegt, umeinander gewickelt und miteinander verzahnt werden.

Das Ergebnis davon ist die Geschichte der Popmusik in 54 Minuten und 14 Tracks mit fließenden Übergängen – ein Album, das wegen Gillis’ musikalischer Sozialisation vor allem mit den letzten beiden Jahrzehnten beschäftigt ist, aber auch die Beach Boys, David Bowie, Prince oder Genesis noch an irgendeiner Stelle verwurstet bekommt. Man kann dann feiern mit “Feed The Animals”, sehr gut sogar. Man kann sich fast noch besser davon entnerven lassen, mit ihm in Erinnerungen schwelgen, an der grandiosen Hohlheit des Ganzen verzweifeln und musikwissenschaftliche Ambitionen als Sample-Jäger mit Lupe und Textmarker ausleben. Am wichtigsten ist aber: “Feed The Animals” reißt einem die Genre-Grenzen des eigenen Musikverständnisses praktisch von selbst ein; man weiß am Ende: Pop ist alles. Und nichts. Immer gleichzeitig.

Mit anderen Worten: Alles was Popmusik jemals konnte und wollte, steckt in dieser Platte – und Gillis verschenkt sie derzeit über die Homepage seines Labels Illegal Art. Halbgute Menschen zahlen trotzdem fünf Dollar und erhalten die Platte in CD-Qualität und als praktischen Ein-Datei-Endlosstream. Richtig gute Menschen legen noch mal fünf Dollar drauf und bekommen das Album im September zusätzlich als CD zugeschickt.

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Digital

We come from Garageland

Wie es so ist, wenn man ein neues Spielzeug hat, hab ich heute erst mal mit meinem MacBook rumgespielt. Im Überschwang des Neuen hab ich dann auch mal mit Garageband 08 rumgespielt und innerhalb einer Dreiviertelstunde folgende Miniatur aufgenommen:

[audio:http://www.coffeeandtv.de/wp-content/uploads/2008/06/post_scriptum.mp3]

Auf den ersten Blick ist Garageband recht ordentlich, man kann damit eine Menge, wenn auch natürlich nicht alles machen. Für Demos ist es ideal, weil man gerade nicht vorhandene Instrumente wie Klavier, Schlagzeug oder Streicher sogar mit der Laptoptastatur einspielen kann. Und dafür, dass es beim System kostenlos dabei war (wie auch iMovie und diverser anderer Kram) will ich echt nicht meckern. Morgen guck ich mir die Samples an und baue mir dann auch einen weltweiten Hit.

Nachtrag, 28. Juni: Extra für SvenR: Der Remix inkl. Streichern und Drums.

[audio:http://www.coffeeandtv.de/wp-content/uploads/2008/06/ps_remix.mp3]

Und falls jemand die Originalversion herunterladen möchte: einmal hier rechts klicken und “Speichern unter” wählen.

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Musik

Everybody in the house of love

Leider habe ich heute Abend schon eine Verabredung mit der Hochkultur, sonst könnte ich mir in meiner Heimatstadt doch glatt das Comeback des Jahres ansehen. In einem mir unbekannten Bochumer Tanzschuppen wird die Band auf der Bühne stehen, die in meiner Musiksozialisation den Zeitraum zwischen der Münchener Freiheit und den New Radicals bestimmt hat: East 17.

Mitte der Neunziger bestimmte die Frage “Oasis oder Blur?” die britische Musikszene. Die andere zentrale Frage für die etwas jüngeren und/oder ahnungsloseren lautete: “Take That oder East 17?”. Und während es heutzutage völlig okay ist, Take That gut gefunden zu haben (ihr Comeback-Album muss man ja gar lieben), “gehen” East 17 rückblickend “gar nicht” – sagen zumindest alle.

Ich mochte die Band damals und die Erinnerung an diese Zeit lässt es auch heute noch nicht zu, ihre Musik scheiße zu finden. Ich war im Besitz einer dieser aus der “Bravo” zusammengeklaubten und hingeschluderten (heute würde man die Wikipedia nehmen) Bandbiographien und während ich lange Jahre dachte, “Postcards From Heaven” der Lighthouse Family wäre mein erstes selbstgekauftes Album gewesen, muss ich diese Information nach weiterer Inaugenscheinnahme meiner CD-Sammlung korrigieren: es war “Up All Night” von East 17.

Ich habe East 17, die schließlch nur noch E-17 hießen (was sie, wie der Kenner weiß, natürlich schon getan hatten, bevor sie East 17 hießen) und nur noch zu dritt waren, irgendwann aus den Augen verloren. Von 1996 bis 1998 war mein Interesse an Kinofilmen und deren Scores größer als das an Popmusik. Was ich noch mitbekam war, dass das Trio noch ein Album veröffentlichte und sich dann auflöste. Sänger Brian Harvey war vor einigen Jahren Kandidat bei “I’m a Celebrity … Get Me Out of Here!” und schaffte es, von seinem eigenen Mercedes überfahren zu werden, während er am Steuer saß. In einem Plattenladen hatte ich neulich ein Best Of der Band in der Hand, das etliche Jahr jünger war als ihr Best Of bei mir im Regal, aber die gleichen Songs enthielt.

Heute Abend stehen East 17 also als East 17, aber weiterhin ohne Tony Mortimer, den coolen Rapper, auf der Bühne des “Rombach’s” in Bochum. Ich bin ganz froh, dass ich was anderes vorhabe.

PS: East 17s größter Hit war natürlich “Stay Another Day”, den ich auch heute noch komplett mitsingen kann. Ein wenig kredibiler ist das natürlich bei der Coverversion von Maps, die man sich hier herunterladen kann.

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Musik

Listenpanik 11/07: Torschlusspanik

Der Dezember ist erfahrungsgemäß der Monat, in dem die Plattenfirmen mit Best Ofs, Livealben und Raritätensammlungen am Weihnachtsgeschäft partizipieren wollen. Die letzten normalen Alben erscheinen deshalb meist im November. Und selbst in meine wie üblich subjektive und willkürliche Liste haben sich die Geldmacherplatten geschoben, die eben nicht immer Geldmacherplatten sind:

Alben
1. The Wombats – A Guide To Love, Loss & Desperation
Kurz vor Ende des Musik-Jahres und dem damit verbundenen Listenschluss schiebt sich noch eine Band recht weit nach vorne ins Getümmel und brüllt “Hier sind wir!” bzw. “Let’s Dance To Joy Division”. Wer hätte gedacht, dass die elfmillionste Indiepopband mit tanzbaren Rhythmen und lustigen Texten noch einmal eine sein würde, die richtig gut ist? The Wombats klingen wie eine Mischung aus viel Rakes und etwas Weezer und haben mit besagtem “Let’s Dance To Joy Division” und “Backfire At The Disco” zwei brillante Singles auf dem Album. Manchmal lohnt es sich eben zu warten.

2. The Killers – Sawdust
Die Raritäten-Sammlung der größten Entertainer im heutigen Popbusiness braucht ein wenig Zeit, ist aber toll. [ausführliche Besprechung folgt]

3. Beirut – The Flying Club Cup
Ehrlich gesagt bedurfte es erst eines Kommentars von Daniel und eines Einsatzes bei “Weeds”, ehe ich mich mich Beirut beschäftigt habe. Inzwischen liebe ich diese Mischung aus Indiepop und verschiedensten Folklore-Einflüssen. Deshalb weise ich auch gerne auf dieses famose zweite Album hin, das eigentlich schon im Oktober erschienen ist.

4. Sigur Rós – Hvarf-Heim
Die Isländer beglücken uns in diesem Jahr nicht nur mit der sicher phantastischen, aber leider noch nicht gesehenen Tour-Dokumentation “Heima”, sie werfen auch noch ein Doppelalbum mit unveröffentlichten Songs und Akustikversionen auf den Markt. Das unterscheidet sich musikalisch nicht allzu sehr von den letzten Alben, aber das macht ja nichts, denn es ist natürlich trotzdem toll. Genau die richtige Musik, um an einem nasskalten Dezembernachmittag auf dem Bett zu liegen, die Decke anzustarren und von besseren Tagen zu träumen.

5. New Young Pony Club – Fantastic Playroom
Die (durchaus charmante) Single “Ice Cream” hatte ich irgendwie immer für was neues von Peaches gehalten. Das Album vom New Young Pony Club klingt insgesamt nach Talking Heads und Blondie (oder in heutigen Dimensionen The Sounds oder eben Peaches) und ist eben ziemlich genau das, was man von New Wave mit Sängerin erwartet. Mein Gott, das klingt wie ein Verriss, ist aber durchaus nett gemeint. Reinhören lohnt sich!

Songs
1. The Wombats – Let’s Dance To Joy Division
Hatte ich nicht oben schon geschrieben, wie toll das Album ist und wie positiv es sich auf meine Laune auswirkt? “Let’s Dance To Joy Division” ist die Essenz des Ganzen und passt natürlich nur rein zufällig zum aktuellen Joy-Devision-ReHype.

2. Bloc Party – Flux
Es scheint dann wohl Tradition werden zu sollen, dass Bloc Party ihren Alben immer noch eine Non-Album-Track-Single hinterherschmeißen. War es vor zwei Jahren das gefällige “Two More Years”, ist es diesmal das erheblich sperrigere “Flux”, das man so irgendwie nicht erwartet hätte und das einen trotzdem nicht groß verwundert. Bei Bloc Party muss man anscheinend mit allem rechnen, vor allem aber mit durchweg guten Songs.

3. Nada Surf – See These Bones
Der erste Vorbote des neuen Nada-Surf-Albums, den man sich hier kostenlos herunterladen kann, blieb letzte Woche leider ungespielt (in Bielefeld war er hingegen zu hören). Das Lied macht da weiter, wo die Band auf “The Weight Is A Gift” aufhörte und überbrückt die Wartepause bis zum neuen Album “Lucky” im Februar.

4. Linkin Park – Shadow Of The Day
Als ich die Single zum ersten Mal hörte (passenderweise auf WDR 2), dachte ich, Bono von U2 habe sich irgendwie die Stimme ruiniert. Es waren aber faszinierenderweise Linkin Park, von denen ich nie so recht weiß, wie ich sie finden soll. Das Video sieht auch verdächtig nach U2 aus, aber ich glaube, das macht den Charme dieses Songs aus.

5. The Hoosiers – Worried About Ray
Zugegeben: Eigentlich ist das Video mit seiner großartigen Hommage an Ray Harryhausen ein Stück besser als der Song selbst. Trotzdem haben wir es auch hier wieder mit einem Zwei-Minuten-Fünfzig-Indieschlager zu tun, der niemandem weh tut und die Tanzflächen füllen dürfte. Das Lied auf dem Radiowecker und der Tag begönne gut.

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Musik

Britpop 2.0

The Verve haben sich acht Jahre nach ihrer Auflösung wieder zusammengefunden, um gemeinsam auf Tour zu gehen und ein Album einzuspielen.

Gestern veröffentlichten sie bei NME.com einen 14minütigen Mitschnitt der ersten gemeinsamen Jamsession. Zwar sind sie damit nicht die erste Band, bei der man Mäuschen im Proberaum spielen darf, aber eben eine weitere der goldenen Jahre der britischen Rockmusik, die zu ungewöhnlichen Veröffentlichungsmethoden greift.

Radioheads “In Rainbows” entwickelte sich für die Band zu einem schnellen Erfolg, obwohl oder gerade weil man es auch kostenlos legal herunterladen kann. Sofort tauchten Gerüchte auf, auch Oasis und Jamiroquai – ebenfalls Bands, denen es nicht mehr auf jeden Penny ankommen dürfte – würden mit ihren neuen Alben nachziehen. Die neue Charlatans-Single kann man seit gestern kostenlos beim Radiosender XFM herunterladen, das komplette Album soll im nächsten Jahr folgen.

So langsam stellt sich da natürlich auch die Frage, wie lange solche Aktionen eigentlich noch etwas besonderes sein werden. Weniger in dem Sinne, dass derartige Downloads bald die CD ersetzt haben werden (das kann ich mir bei aller Unfähigkeit der Musikindustrie nur schwer vorstellen), als vielmehr so, dass die Downloadangebote inflationär werden und schon bald keinen mehr interessieren.

The Verve in allen Ehren1, aber Proberaummitschnitte landeten früher auf obskuren Bootlegs, B-Seiten, Anthologien oder Hidden Tracks. Fans mussten lange nach solchen Sachen suchen, heute bekommt man sie einfach geschenkt. Die Hardcore-Fans werden sich auch darüber freuen, aber es wird vielleicht auch Leute geben, die den Standpunkt “Was nix kostet ist auch nix!” vertreten und die geschenkten Tracks dann für irgendwie weniger wertig halten.

Es bleibt jedenfalls spannend.

1 Wenn die nach acht Jahren beim ersten Rumdaddeln so klingen, bin ich mal wirklich auf die eingespielte Band im Studio gespannt.

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Musik Digital

Knives Out

Am Mittwoch erschien also das neue Radiohead-Album “In Rainbows” als Download. Angeblich hat die Band schon am ersten Tag 1,2 Millionen Alben zu einem durchschnittlichen Preis von 4£ verkauft – und hätte damit knapp sieben Millionen Euro verdient.

Da es noch kein offizielles Artwork gibt, hat visions.de seine Leser zu einem Malwettbewerb aufgerufen – und kam damit zwei Tage zu spät.

Wie auch immer das mit der Musikindustrie weitergehen mag: “In Rainbows” und das Drumherum sind schon jetzt etwas ganz besonderes.

P.S.: Das Album ist gut. Vielleicht schreib ich noch mal mehr dazu.

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Film

13 Minuten Paris umsonst

Die Filme von Wes Anderson muss man mögen. Nicht im Sinne von “Wer seine Filme doof findet, ist selber doof”, sondern im Sinne von “Man muss ein besonderer Typ Mensch sein, um sie gut zu finden. Wenn man es nicht tut, macht einen das aber auch nicht zu einem schlechteren Menschen”.

“Rushmore” war eine wunderbare Coming-Of-Age-Geschichte, “The Royal Tenenbaums” der nötige Trost für alle die dachten, ihre Familie sei seltsam, und “The Life Aquatic with Steve Zissou” … nun ja: der war irgendwie besonders merkwürdig.

Jetzt hat Wes Anderson einen neuen Film gedreht, das heißt irgendwie auch zwei. “The Darjeeling Limited” mit Owen Wilson, Adrien Brody und Jason Schwartzman, der auch am Drehbuch mitschrieb, lief am Freitag in den USA an (wir müssen uns bis zum 3. Januar 2008 gedulden). Davor läuft “Hotel Chevalier”, ein Kurzfilm, ebenfalls von Anderson und ebenfalls mit Schwartzman, der einen Teil der Vorgeschichte zu “The Darjeeling Limited” erzählen soll – auch wenn ich mir kaum vorstellen kann, wie das gehen soll.

Die “Geschichte” geht nämlich so: Ein Mann (Schwartzman) liegt in seinem Hotelzimmer in Paris und bekommt einen Anruf von einer Frau. Wir verstehen sehr schnell, dass es sich um seine Ex-Freundin handeln muss, und sie ist auf dem Weg zu ihm. Der Mann hört sich auf seinem iPod “Where Do You Go To (My Lovely)” von Peter Sarstedt und nimmt ein Bad. Dann steht seine Ex-Freundin vor der Tür und es handelt sich um die fantastische, hinreißende Natalie Portman. Die beiden plaudern ein wenig, dann küssen sie sich, er zieht sie aus und irgendwann stehen beide auf dem Balkon des Hotelzimmers.

Der Film hätte auch “Häh?” heißen können, denn eine Handlung im herkömmlichen Sinne kann man “Hotel Chevalier” nur schwerlich entnehmen. Trotzdem ist es ein brillanter Kurzfilm mit wunderbarer Optik und begnadeten Schauspielern. Denn was man hier in knapp 13 Minuten sieht, ist weniger eine Geschichte, die erzählt werden will. Vielmehr erinnert das Ganze an Paare, die man stumm in der U-Bahn oder auf einer Parkbank sitzen sieht. Man ahnt, dass da irgendwas ganz und gar nicht stimmt, hat aber keine Ahnung, was.

Die Netzgemeinde geriet förmlich in Verzückung bei der Nachricht, dass Natalie Portman im Film “endlich” nackt zu sehen sei. Dazu muss man anmerken: Ja, sie war sicher nackt am Set. Aber sehen tut man nix. Durch geschickte Kameraeinstellungen und absurdeste Verrenkungen, die mitunter eher an “Austin Powers” als an Autorenfilm erinnern, bleiben die “entscheidenden” Stellen stets verdeckt. Wer also nur auf Brustwarzen oder ähnliches aus ist, braucht sich “Hotel Chevalier” nicht anzugucken.

Warum schreibe ich das alles jetzt schon? Nun, in einer etwas außergewöhnlichen Aktion hat Wes Anderson beschlossen, “Hotel Chevalier” schon jetzt als kostenlosen Download bei iTunes anzubieten. Wer keinen amerikanischen iTunes-Account hat, findet den Film bei Google Video.

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Musik Digital

Anyone Can Sell Records

Radiohead haben weitgehend überraschend angekündigt, ihr neues Album “In Rainbows” bereits in zehn Tagen zu veröffentlichen – zumindest als Download.

Ähnlich wie die Kanadier Stars, die ihr neues Album “In Our Bedroom After The War” auch direkt nach dem Mastering als kostenpflichtigen Download zur Verfügung stellten, wollen wohl auch die Mannen um Thom Yorke so wenigstens ein bisschen an den sowieso frühzeitig einsetzenden Downloads mitverdienen. Der Unterschied: Bei Radiohead kann jeder Downloader selbst entscheiden, wie viel er für das Album bezahlen will.

Moment, das war nicht ganz angemessen formatiert. Nochmal:

Bei Radiohead kann jeder Downloader selbst entscheiden, wie viel er für das Album bezahlen will!!!!!!1

Außerdem kann man eine Discbox des Albums, die am 3. Dezember erscheinen wird, für 40 Pfund bestellen – man erhält das Album dann auf Vinyl und CD und als Download, sowie eine zusätzliche CD mit acht Bonustracks. Eine reguläre Veröffentlichung auf CD (und möglicherweise auch mit einer Plattenfirma im Rücken) ist fürs nächste Frühjahr geplant.

Links:
Die Website zum Album
Eine ausführliche Würdigung im taz-Popblog
Die Meldung beim NME
Eine Vorschau auf das Album anhand von Live-Videos im NME-Blog