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Musik

Podcasthead

Vor ziem­lich genau einem Jahr hat­te ich schon mal auf die „Live In Concert“-Podcast von „All Songs Con­side­red“, der Musik­sen­dung im Natio­nal Public Radio hin­ge­wie­sen.

Ich tue es ger­ne wie­der, denn im Moment (und ver­mut­lich bis in alle Ewig­keit) kann man sich dort das Kon­zert anhö­ren (und als Pod­cast-Abon­nent: her­un­ter­la­den), das Radio­head zum Abschluss ihrer US-Tour am 28. August in San­ta Bar­ba­ra, CA gege­ben haben.

Bob Boi­len, der sich an dem Tag für Radio­head und gegen Barack Oba­ma ent­schie­den hat, schreibt:

When I think of the best con­certs I’ve seen, I always flash back to Pink Floyd in ear­ly 1972. […]

Radiohead’s show at the San­ta Bar­ba­ra Bowl came as clo­se for musi­ci­an­ship and crea­ti­vi­ty as any show I’ve seen in 37 years. I’ve seen a lot of shows.

Und auch wenn ich das letz­te Radio­head-Album „In Rain­bows“ jetzt nicht sooooo doll fand, macht allein eine Set­list, in der „The­re The­re“, „Talk Show Host“, „Mor­ning Bell“, „No Sur­pri­ses“, „The Bends“, „Kar­ma Poli­ce“, „Para­no­id Android“, „Ever­y­thing in Its Right Place“, „Lucky“ und – nach mehr als zwei Stun­den als gro­ßes Fina­le – „Idio­te­que“ auf­tau­chen, ganz schön was her.

Aber genug geschrie­ben: Kli­cken Sie hier und hören Sie!

[via twit­ter]

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Musik

Best Imitation Of Himself

Ben Folds und Band live

Ben Folds hat­te immer schon einen beson­de­ren Humor: die ers­te EP sei­ner Band Majo­sha hieß „Par­ty Night: Five Songs About Jesus“ und beinhal­te­te vier Songs, von denen natür­lich kei­ner von Jesus han­del­te. Eigent­lich logisch, dass das Trio, mit dem er schließ­lich inter­na­tio­nal bekannt wur­de, Ben Folds Five hieß.

Sein neu­es Album, das Ende Sep­tem­ber erschei­nen soll, wird „Way To Nor­mal“ hei­ßen, was für Folds-Ver­hält­nis­se fast schon ein lang­wei­li­ges Wort­spiel ist. Wer das Album bereits jetzt ille­gal aus Tausch­bör­sen her­un­ter­la­den will, wird mit hoher Wahr­schein­lich­keit auf neun Songs sto­ßen, die nicht wirk­lich das neue Album sind – aber irgend­wie doch.

In einer Mischung aus Dieb­stahl­si­che­rung und Wahn­sinn hat­ten sich Folds, sein Bas­sist Jared Rey­nolds und sein Schlag­zeu­ger Sam Smith im Juli für acht Stun­den in einem iri­schen Stu­dio ein­ge­schlos­sen und sechs Fake-Songs auf­ge­nom­men. Sie haben (fast) die glei­chen Titel wie die Songs von „Way To Nor­mal“, sind aber kom­plett ande­re Lie­der. Ange­rei­chert wer­den sie mit den Sin­gles „Hiro­shi­ma“ und „You Don’t Know Me“ (gemein­sam mit Regi­na Spec­tor), sowie einer Alter­na­tiv-Ver­si­on von „Colo­gne“, einem Song, des­sen Ent­ste­hung ich und alle ande­ren Besu­cher von Folds‘ letzt­jäh­ri­gem Köl­ner Kon­zert bei­woh­nen durf­ten.

Die Tex­te sind mit­un­ter extrem albern, ent­stan­den sie doch bin­nen kür­zes­ter Zeit und ent­stam­men zum Teil der Feder des Schlag­zeu­gers (ein Vor­ge­hen, das bei Ben Folds Five damals immer­hin zum groß­ar­ti­gen „Song For The Dum­ped“ geführt hat­te), aber musi­ka­lisch ist Folds fast bes­ser als auf sei­nem letz­ten rich­ti­gen Album „Songs For Sil­ver­man“. Wenn die ech­ten Songs so gut wer­den wie die fal­schen, wird „Way To Nor­mal“ ein Fest.

Folds ist natür­lich nicht der Ers­te, der auf die Idee kam, ein gefälsch­tes Album über Tausch­bör­sen zu ver­tei­len: Olli Schulz, eben­falls für sei­nen Humor bekannt (gefürch­tet), hat­te etwas sehr ähn­li­ches bereits vor gut zwei Jah­ren gemacht.

Mehr zu den Hin­ter­grün­den des fal­schen „Way To Nor­mal“ und einen Track-by-Track-Ver­gleich gibt’s beim ame­ri­ka­ni­schen „Rol­ling Stone“.

Wer das geschenk­te, fal­sche Album her­un­ter­la­den will, ohne ver­se­hent­lich das rich­ti­ge zu klau­en, ist bei der Fan­site wokeupwaytoolate.com an der rich­ti­gen Adres­se.

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Musik Digital

Über das Saugen (Over The Rainbow)

Die MCPS-PRS Alli­ance, das bri­ti­sche Äqui­va­lent zur GEMA, hat gemein­sam mit dem ame­ri­ka­ni­schen Markt­for­schug­nsun­ter­neh­men Big­Cham­pa­gne eine Stu­die über das Down­load­ver­hal­ten der User beim letz­ten Radio­head-Album „In Rain­bows“ her­aus­ge­ge­ben. Und die kommt zu inter­es­san­ten Ergeb­nis­sen.

Wir erin­nern uns: Radio­head hat­ten im ver­gan­ge­nen Okto­ber ihr Album „In Rain­bows“ für zwei Mona­te zum Down­load ange­bo­ten und die Hörer konn­ten dafür so viel Geld bezah­len, wie sie woll­ten – auch nichts. Weil Radio­head sich immer noch aus­schwei­gen, wie vie­le Leu­te das Album auf der offi­zi­el­len Sei­te her­un­ter­ge­la­den haben, kann Big­Cham­pa­gne nur Zah­len zu den Tor­rent-Down­loads prä­sen­tie­ren: 2,3 Mil­lio­nen Mal wur­de das Album zwi­schen dem 10. Okto­ber und dem 3. Novem­ber 2007 dort (ille­gal) her­un­ter­ge­la­den, 400.000 Mal allein am ers­ten Tag. Ande­re Alben nam­haf­ter Künst­ler kom­men auf Wer­te von bis zu 150.000 pro Woche.

Bei der „taz“ hat man die Stu­die ent­we­der nicht ganz gele­sen oder falsch ver­stan­den, denn der Arti­kel zur Stu­die ist mit „Expe­ri­ment geschei­tert“ über­schrie­ben. Klar: Wenn die Leu­te das Album lie­ber Klau­en, als es geschenkt zu neh­men, könn­te man das so sehen.

Die Macher der Stu­die Stu­die aller­dings wol­len das längst nicht so ver­stan­den wis­sen:

[A]nyone who has made it to the end of this paper and assu­mes that the pro­ject was a fail­ure has missed two cri­ti­cal points: first­ly, lots of peo­p­le bought the album in any one of its three for­mats and lots of peo­p­le went to see the show – and the word ‚lots‘ is robust no mat­ter which com­pa­ra­ti­ve mea­su­re you use. Second­ly, the wider pur­po­se of this paper is in many ways echo­ing the tone of the recent artic­le in The Eco­no­mist: ‚Pira­cy is a bad thing. But some­ti­mes com­pa­nies can use it to their advan­ta­ge‘.

[Der „Vor­teil“ war unter ande­rem, dass die Band ein zusätz­li­ches Kon­zert im Lon­do­ner Vic­to­ria Park anset­zen muss­te, weil der Andrang der Fans so groß war.]

Als Grund, war­um die Leu­te das Album lie­ber per Tor­rent gezo­gen haben als von der offi­zi­el­len Sei­te, gibt die Stu­die neben den tech­ni­schen Pro­ble­men am ers­ten Tag (Ser­ver­aus­fall, etwas umständ­li­cher Bestell­vor­gang) vor allem einen wei­te­ren an: die Leu­te ken­nen ihre Tor­rent­tra­cker, weil sie sie täg­lich nut­zen, und kamen gar nicht auf die Idee, es woan­ders zu ver­su­chen (auch wenn bzw. gera­de weil es das Album auch auf offi­zi­el­lem Weg für umsonst gab).

It is even less popu­lar to use phra­ses like ‚brand repu­ta­ti­on‘ when tal­king about the same sites the music indus­try cha­rac­te­ri­ses as shady, fly-by-night, and out­right cri­mi­nal. Make no mista­ke: The Pira­te Bay is a powerful brand with a ster­ling repu­ta­ti­on in the minds of mil­li­ons of young music fans.

Die Autoren zie­hen dann die Nine Inch Nails hin­zu, die ihr letz­tes Album „The Slip“ eben­falls zum kos­ten­lo­sen Down­load ange­bo­ten hat­ten – aller­dings in bes­se­rer Qua­li­tät und mit einem viel ein­fa­che­ren Pro­ze­de­re als Radio­head. Und sie­he da: die Mehr­heit der Leu­te lud das Album von der offi­zi­el­len Sei­te her­un­ter, nicht als Tor­rent. Das heißt also: Wenn man mit den bekann­ten Sys­te­men kon­kur­rie­ren will, muss man vor allem leicht zu bedie­nen sein – was im Übri­gen für das Prin­zip iTu­nes sprä­che.

Der span­nends­te Absatz der Stu­die indes sagt noch etwas ganz ande­res aus:

Fre­quent­ly, music indus­try pro­fes­sio­nals sug­gest that an increase in legi­ti­ma­te sales must neces­s­a­ri­ly coin­ci­de with a com­men­su­ra­te reduc­tion in pira­cy, as if this were a fact. Yet, the com­pa­ny Big­Cham­pa­gne has made no such con­sis­tent obser­va­ti­on in near­ly a deca­de of ana­ly­sing the­se data. Rather, it finds that pira­cy rates fol­low awa­re­ness and inte­rest. In other words, if you do a good job cul­ti­vat­ing a legi­ti­ma­te sales sto­ry, you must also expect a simi­lar up-tick in grey mar­ket acti­vi­ty. The big­gest sel­ling albums and songs are near­ly always the most wide­ly-pira­ted, regard­less of all the ‚anti-pira­cy‘ tac­tics employ­ed by music com­pa­nies.

Gut, dafür hät­te es jetzt nicht unbe­dingt eine Stu­die gebraucht, aber dass die­se Fak­ten mal in einer Ver­öf­fent­li­chung ste­hen, die die MCPS-PRS Alli­ance unter „Inde­pen­dent Stu­dies“ ver­öf­fent­licht (und an der ihr Chef-Öko­nom Will Page mit­ge­schrie­ben hat), das ist doch mal zumin­dest ein biss­chen inter­es­sant.

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Musik

Some Kind Of Bad Idea

Metallteil mit der Aufschrift \"Heavy Metal\"

In Sachen Pro­mo­ti­on las­sen sich Plat­ten­fir­men ger­ne aus­ge­fal­le­ne Sachen ein­fal­len. Je grö­ßer die Ver­zweif­lung, des­to krea­ti­ver ist meist ihr Vor­ge­hen. Musik­re­dak­teu­re erin­nern sich ger­ne an den Eimer Kunst­blut, der einst bei der Pro­mo-CD irgend­ei­ner Metal­band mit­ge­lie­fert wur­de, und auch die Idee, im Herbst 2001 – auf dem Höhe­punkt der Anthrax-Panik – mit wei­ßem Pul­ver befüll­te Brief­um­schlä­ge zu ver­schi­cken, ist (nicht nur wegen der dar­aus resul­tie­ren­den rie­si­gen Saue­rei in den Redak­tio­nen) unver­ges­sen. Im Gegen­satz übri­gens zu der Band, die damit bewor­ben wer­den soll­te.

Ich bin kein gro­ßer Metal­li­ca-Fan. Irgend­wie fehl­te mir dafür immer der älte­re Bru­der und auch zum Gitar­re­spie­len hat mich nicht Kirk Ham­mett gebracht, son­dern Andy Dun­lop von Tra­vis. Wenn es um ame­ri­ka­ni­sche Rock­mons­ter geht, grei­fe ich lie­ber zu Guns N‘ Roses, und am Bes­ten gefällt mir von Metal­li­ca immer noch das Album „Load“, das von ech­ten Fans soweit ich weiß nicht sehr gemocht wird. Aber im Fern­se­hen sehe ich mir Metal­li­ca ger­ne mal an, sei es bei „Rock am Ring“ oder in der unglaub­lich beein­dru­cken­den Doku­men­ta­ti­on „Some Kind Of Mons­ter“, die einem die Band aller­dings nicht unbe­dingt wei­ter sym­pa­thisch macht.

Zur Vor­ab-Pro­mo­ti­on des neu­en Metal­li­ca-Albums „Death Magne­tic“ (es gibt nicht vie­le Bands, die im Jahr 2008 ihr Album ernst­haft so nen­nen dür­fen) hat sich Ver­ti­go FM, unter des­sen Label nach etli­chen Umstruk­tu­rie­run­gen bei Uni­ver­sal Music „Death Magne­tic“ offen­bar in Deutsch­land erschei­nen wird, dazu ent­schie­den, ein „Ger­man Tri­bu­te To Metal­li­ca“ auf­zu­le­gen, bei der fünf deut­sche Bands aus dem Ver­ti­go-Lager alte Metal­li­ca-Hits covern. Bereits an die­ser Stel­le wäre wohl die Fra­ge berech­tigt, ob James Het­field und vor allem Lars Ulrich eigent­lich wis­sen, auf was für kran­ke Ideen ihr deut­sches Label so kommt, denn Metal­li­ca sind ja nun nicht unbe­dingt die Band, die man dem Publi­kum noch mit cra­zy Aktio­nen vor­stel­len müss­te.

Eröff­net wird der Rei­gen – und jetzt wird’s fatal – aus­ge­rech­net mit mei­nem Metal­li­ca-Lieb­lings­song „Hero Of The Day“, geco­vert aus­ge­rech­net von mei­nen guten Freun­den, den Kili­ans. Und das ist, bei aller Freund­schaft, wirk­lich gewöh­nungs­be­dürf­tig: Die Stro­phen sind so nah am Ori­gi­nal, dass sich der direk­te Ver­gleich mit aller Bru­ta­li­tät auf­drängt – und da hat Simon den Har­togs im Ver­gleich zu James Het­field ein­fach noch zu wenig Jah­re auf dem Buckel und zu wenig Whis­key in der Keh­le. Im Refrain wagt die Band dann mehr, setzt auf ihren eige­nen Sound und schafft es mit etwas gutem Wil­len immer­hin noch bis zum Qua­li­täts­ur­teil „nett“. Trotz­dem bleibt es ein Fall für die Kate­go­rie „Obskur, aber unnö­tig“.

Wenn aller­dings schon die sonst so guten Kili­ans an Metal­li­ca schei­tern, bin ich mal gespant, was bei den ande­ren Bands her­um­kom­men soll. Die wer­den im Moment noch geheim­ge­hal­ten, aber von den anony­mi­sier­ten Fotos auf der Web­site wür­de ich mal davon aus­ge­hen, dass Muff Pot­ter auf alle Fäl­le auch noch mit dabei sind. Viel­leicht klappt’s ja bei denen.

Unter tribute-to-metallica.de muss man sich für ein paar News­let­ter anmel­den, dann kann man „Hero Of The Day“ von den Kili­ans und alle zukünf­ti­gen Songs kos­ten­los her­un­ter­la­den.

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Musik Digital

Einmal mit allem, bitte

Man soll­te sich da nichts vor­ma­chen: In der Pop­mu­sik ist es immer auch dar­um gegan­gen, den Leu­ten etwas vor­zu­ma­chen. Authen­ti­zi­tät ist unwich­tig, gute Absich­ten sind zweit­ran­gig, fake ist real, irgend­wie. Man kann viel Geld mit die­ser Erkennt­nis machen – oder das, was sich der 26-jäh­ri­ge Musi­ker Gregg Gil­lis aus Pitts­burgh, Penn­syl­va­nia aus­ge­dacht hat. Unter sei­nem Künst­ler­na­men Girl Talk hat er vor eini­gen Tagen sein vier­tes Album „Feed The Ani­mals“ ins Inter­net gestellt und damit nicht weni­ger als eines der kon­se­quen­tes­ten und auf­schluss­reichs­ten Pop-Denk­mä­ler aller Zei­ten geschaf­fen.

„Feed The Ani­mals“ ist eine Plat­te, die des­halb funk­tio­niert, weil sie das eigent­lich aus­ge­lutsch­te Prin­zip des Bas­tard-Pops mit der­ar­ti­ger Dreis­tig­keit auf die Spit­ze treibt, dass die Rechts­ab­tei­lun­gen der ver­blie­be­nen Major-Plat­ten­fir­men um Ver­stär­kung durch die ame­ri­ka­ni­sche Natio­nal­gar­de bit­ten muss­ten. ((Das ist – natür­lich – gelo­gen. In einem Inter­view mit Pitch­fork­me­dia hat Gil­lis aber zumin­dest Erstau­nen dar­über aus­ge­drückt, dass die bis­her ein­zi­ge Rück­mel­dung von Busi­ness-Sei­te eine E‑Mail des Mana­gers von Sophie B. Haw­kins war. Sie wür­de ger­ne mit ihm zusam­men­ar­bei­ten.)) Gil­lis sam­pelt alles, was nicht bei drei auf den Bäu­men ist ((Eine Metho­de, nach der auch Gil­lis‘ ers­te drei Alben funk­tio­niert haben. Kei­nes davon hat das Kon­zept aller­dings so ambi­tio­niert und popfo­kus­siert aus­ge­reizt wie „Feed the Ani­mals“.)) – gleich­zei­tig und ohne all­zu wäh­le­risch zu sein. Eine unvoll­stän­di­ge Auf­lis­tung bei Wiki­pe­dia zählt mehr als 200 Pop‑, Rock‑, HipHop‑, R’n’B- und Metal-Songs, die auf „Feed The Ani­mals“ über­ein­an­der gelegt, umein­an­der gewi­ckelt und mit­ein­an­der ver­zahnt wer­den.

Das Ergeb­nis davon ist die Geschich­te der Pop­mu­sik in 54 Minu­ten und 14 Tracks mit flie­ßen­den Über­gän­gen – ein Album, das wegen Gil­lis‘ musi­ka­li­scher Sozia­li­sa­ti­on vor allem mit den letz­ten bei­den Jahr­zehn­ten beschäf­tigt ist, aber auch die Beach Boys, David Bowie, Prin­ce oder Gene­sis noch an irgend­ei­ner Stel­le ver­wurs­tet bekommt. Man kann dann fei­ern mit „Feed The Ani­mals“, sehr gut sogar. Man kann sich fast noch bes­ser davon ent­ner­ven las­sen, mit ihm in Erin­ne­run­gen schwel­gen, an der gran­dio­sen Hohl­heit des Gan­zen ver­zwei­feln und musik­wis­sen­schaft­li­che Ambi­tio­nen als Sam­ple-Jäger mit Lupe und Text­mar­ker aus­le­ben. Am wich­tigs­ten ist aber: „Feed The Ani­mals“ reißt einem die Gen­re-Gren­zen des eige­nen Musik­ver­ständ­nis­ses prak­tisch von selbst ein; man weiß am Ende: Pop ist alles. Und nichts. Immer gleich­zei­tig.

Mit ande­ren Wor­ten: Alles was Pop­mu­sik jemals konn­te und woll­te, steckt in die­ser Plat­te – und Gil­lis ver­schenkt sie der­zeit über die Home­page sei­nes Labels Ille­gal Art. Halb­gu­te Men­schen zah­len trotz­dem fünf Dol­lar und erhal­ten die Plat­te in CD-Qua­li­tät und als prak­ti­schen Ein-Datei-End­losstream. Rich­tig gute Men­schen legen noch mal fünf Dol­lar drauf und bekom­men das Album im Sep­tem­ber zusätz­lich als CD zuge­schickt.

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Digital

We come from Garageland

Wie es so ist, wenn man ein neu­es Spiel­zeug hat, hab ich heu­te erst mal mit mei­nem Mac­Book rum­ge­spielt. Im Über­schwang des Neu­en hab ich dann auch mal mit Gara­ge­band 08 rum­ge­spielt und inner­halb einer Drei­vier­tel­stun­de fol­gen­de Minia­tur auf­ge­nom­men:

[audio:http://www.coffeeandtv.de/wp-content/uploads/2008/06/post_scriptum.mp3]

Auf den ers­ten Blick ist Gara­ge­band recht ordent­lich, man kann damit eine Men­ge, wenn auch natür­lich nicht alles machen. Für Demos ist es ide­al, weil man gera­de nicht vor­han­de­ne Instru­men­te wie Kla­vier, Schlag­zeug oder Strei­cher sogar mit der Lap­top­tas­ta­tur ein­spie­len kann. Und dafür, dass es beim Sys­tem kos­ten­los dabei war (wie auch iMo­vie und diver­ser ande­rer Kram) will ich echt nicht meckern. Mor­gen guck ich mir die Samples an und baue mir dann auch einen welt­wei­ten Hit.

Nach­trag, 28. Juni: Extra für SvenR: Der Remix inkl. Strei­chern und Drums.

[audio:http://www.coffeeandtv.de/wp-content/uploads/2008/06/ps_remix.mp3]

Und falls jemand die Ori­gi­nal­ver­si­on her­un­ter­la­den möch­te: ein­mal hier rechts kli­cken und „Spei­chern unter“ wäh­len.

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Musik

Everybody in the house of love

Lei­der habe ich heu­te Abend schon eine Ver­ab­re­dung mit der Hoch­kul­tur, sonst könn­te ich mir in mei­ner Hei­mat­stadt doch glatt das Come­back des Jah­res anse­hen. In einem mir unbe­kann­ten Bochu­mer Tanz­schup­pen wird die Band auf der Büh­ne ste­hen, die in mei­ner Musik­so­zia­li­sa­ti­on den Zeit­raum zwi­schen der Mün­che­ner Frei­heit und den New Radi­cals bestimmt hat: East 17.

Mit­te der Neun­zi­ger bestimm­te die Fra­ge „Oasis oder Blur?“ die bri­ti­sche Musik­sze­ne. Die ande­re zen­tra­le Fra­ge für die etwas jün­ge­ren und/​oder ahnungs­lo­se­ren lau­te­te: „Take That oder East 17?“. Und wäh­rend es heut­zu­ta­ge völ­lig okay ist, Take That gut gefun­den zu haben (ihr Come­back-Album muss man ja gar lie­ben), „gehen“ East 17 rück­bli­ckend „gar nicht“ – sagen zumin­dest alle.

Ich moch­te die Band damals und die Erin­ne­rung an die­se Zeit lässt es auch heu­te noch nicht zu, ihre Musik schei­ße zu fin­den. Ich war im Besitz einer die­ser aus der „Bra­vo“ zusam­men­ge­klaub­ten und hin­ge­schlu­der­ten (heu­te wür­de man die Wiki­pe­dia neh­men) Band­bio­gra­phien und wäh­rend ich lan­ge Jah­re dach­te, „Post­cards From Hea­ven“ der Light­house Fami­ly wäre mein ers­tes selbst­ge­kauf­tes Album gewe­sen, muss ich die­se Infor­ma­ti­on nach wei­te­rer Inau­gen­schein­nah­me mei­ner CD-Samm­lung kor­ri­gie­ren: es war „Up All Night“ von East 17.

Ich habe East 17, die schließlch nur noch E‑17 hie­ßen (was sie, wie der Ken­ner weiß, natür­lich schon getan hat­ten, bevor sie East 17 hie­ßen) und nur noch zu dritt waren, irgend­wann aus den Augen ver­lo­ren. Von 1996 bis 1998 war mein Inter­es­se an Kino­fil­men und deren Scores grö­ßer als das an Pop­mu­sik. Was ich noch mit­be­kam war, dass das Trio noch ein Album ver­öf­fent­lich­te und sich dann auf­lös­te. Sän­ger Bri­an Har­vey war vor eini­gen Jah­ren Kan­di­dat bei „I’m a Cele­bri­ty … Get Me Out of Here!“ und schaff­te es, von sei­nem eige­nen Mer­ce­des über­fah­ren zu wer­den, wäh­rend er am Steu­er saß. In einem Plat­ten­la­den hat­te ich neu­lich ein Best Of der Band in der Hand, das etli­che Jahr jün­ger war als ihr Best Of bei mir im Regal, aber die glei­chen Songs ent­hielt.

Heu­te Abend ste­hen East 17 also als East 17, aber wei­ter­hin ohne Tony Mor­ti­mer, den coo­len Rap­per, auf der Büh­ne des „Rombach’s“ in Bochum. Ich bin ganz froh, dass ich was ande­res vor­ha­be.

PS: East 17s größ­ter Hit war natür­lich „Stay Ano­ther Day“, den ich auch heu­te noch kom­plett mit­sin­gen kann. Ein wenig kre­di­bi­ler ist das natür­lich bei der Cover­ver­si­on von Maps, die man sich hier her­un­ter­la­den kann.

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Musik

Listenpanik 11/​07: Torschlusspanik

Der Dezem­ber ist erfah­rungs­ge­mäß der Monat, in dem die Plat­ten­fir­men mit Best Ofs, Live­al­ben und Rari­tä­ten­samm­lun­gen am Weih­nachts­ge­schäft par­ti­zi­pie­ren wol­len. Die letz­ten nor­ma­len Alben erschei­nen des­halb meist im Novem­ber. Und selbst in mei­ne wie üblich sub­jek­ti­ve und will­kür­li­che Lis­te haben sich die Geld­ma­cher­plat­ten gescho­ben, die eben nicht immer Geld­ma­cher­plat­ten sind:

Alben
1. The Wom­bats – A Gui­de To Love, Loss & Despe­ra­ti­on
Kurz vor Ende des Musik-Jah­res und dem damit ver­bun­de­nen Lis­ten­schluss schiebt sich noch eine Band recht weit nach vor­ne ins Getüm­mel und brüllt „Hier sind wir!“ bzw. „Let’s Dance To Joy Divi­si­on“. Wer hät­te gedacht, dass die elf­mil­li­ons­te Indiepop­band mit tanz­ba­ren Rhyth­men und lus­ti­gen Tex­ten noch ein­mal eine sein wür­de, die rich­tig gut ist? The Wom­bats klin­gen wie eine Mischung aus viel Rakes und etwas Weezer und haben mit besag­tem „Let’s Dance To Joy Divi­si­on“ und „Back­fi­re At The Dis­co“ zwei bril­lan­te Sin­gles auf dem Album. Manch­mal lohnt es sich eben zu war­ten.

2. The Kil­lers – Saw­dust
Die Rari­tä­ten-Samm­lung der größ­ten Enter­tai­ner im heu­ti­gen Pop­busi­ness braucht ein wenig Zeit, ist aber toll. [aus­führ­li­che Bespre­chung folgt]

3. Bei­rut – The Fly­ing Club Cup
Ehr­lich gesagt bedurf­te es erst eines Kom­men­tars von Dani­el und eines Ein­sat­zes bei „Weeds“, ehe ich mich mich Bei­rut beschäf­tigt habe. Inzwi­schen lie­be ich die­se Mischung aus Indiepop und ver­schie­dens­ten Folk­lo­re-Ein­flüs­sen. Des­halb wei­se ich auch ger­ne auf die­ses famo­se zwei­te Album hin, das eigent­lich schon im Okto­ber erschie­nen ist.

4. Sigur Rós – Hvarf-Heim
Die Islän­der beglü­cken uns in die­sem Jahr nicht nur mit der sicher phan­tas­ti­schen, aber lei­der noch nicht gese­he­nen Tour-Doku­men­ta­ti­on „Hei­ma“, sie wer­fen auch noch ein Dop­pel­al­bum mit unver­öf­fent­lich­ten Songs und Akus­tik­ver­sio­nen auf den Markt. Das unter­schei­det sich musi­ka­lisch nicht all­zu sehr von den letz­ten Alben, aber das macht ja nichts, denn es ist natür­lich trotz­dem toll. Genau die rich­ti­ge Musik, um an einem nass­kal­ten Dezem­ber­nach­mit­tag auf dem Bett zu lie­gen, die Decke anzu­star­ren und von bes­se­ren Tagen zu träu­men.

5. New Young Pony Club – Fan­ta­stic Play­ro­om
Die (durch­aus char­man­te) Sin­gle „Ice Cream“ hat­te ich irgend­wie immer für was neu­es von Pea­ches gehal­ten. Das Album vom New Young Pony Club klingt ins­ge­samt nach Tal­king Heads und Blon­die (oder in heu­ti­gen Dimen­sio­nen The Sounds oder eben Pea­ches) und ist eben ziem­lich genau das, was man von New Wave mit Sän­ge­rin erwar­tet. Mein Gott, das klingt wie ein Ver­riss, ist aber durch­aus nett gemeint. Rein­hö­ren lohnt sich!

Songs
1. The Wom­bats – Let’s Dance To Joy Divi­si­on
Hat­te ich nicht oben schon geschrie­ben, wie toll das Album ist und wie posi­tiv es sich auf mei­ne Lau­ne aus­wirkt? „Let’s Dance To Joy Divi­si­on“ ist die Essenz des Gan­zen und passt natür­lich nur rein zufäl­lig zum aktu­el­len Joy-Devi­si­on-Re-Hype.

2. Bloc Par­ty – Flux
Es scheint dann wohl Tra­di­ti­on wer­den zu sol­len, dass Bloc Par­ty ihren Alben immer noch eine Non-Album-Track-Sin­gle hin­ter­her­schmei­ßen. War es vor zwei Jah­ren das gefäl­li­ge „Two More Years“, ist es dies­mal das erheb­lich sper­ri­ge­re „Flux“, das man so irgend­wie nicht erwar­tet hät­te und das einen trotz­dem nicht groß ver­wun­dert. Bei Bloc Par­ty muss man anschei­nend mit allem rech­nen, vor allem aber mit durch­weg guten Songs.

3. Nada Surf – See The­se Bones
Der ers­te Vor­bo­te des neu­en Nada-Surf-Albums, den man sich hier kos­ten­los her­un­ter­la­den kann, blieb letz­te Woche lei­der unge­spielt (in Bie­le­feld war er hin­ge­gen zu hören). Das Lied macht da wei­ter, wo die Band auf „The Weight Is A Gift“ auf­hör­te und über­brückt die War­te­pau­se bis zum neu­en Album „Lucky“ im Febru­ar.

4. Lin­kin Park – Shadow Of The Day
Als ich die Sin­gle zum ers­ten Mal hör­te (pas­sen­der­wei­se auf WDR 2), dach­te ich, Bono von U2 habe sich irgend­wie die Stim­me rui­niert. Es waren aber fas­zi­nie­ren­der­wei­se Lin­kin Park, von denen ich nie so recht weiß, wie ich sie fin­den soll. Das Video sieht auch ver­däch­tig nach U2 aus, aber ich glau­be, das macht den Charme die­ses Songs aus.

5. The Hoo­siers – Worried About Ray
Zuge­ge­ben: Eigent­lich ist das Video mit sei­ner groß­ar­ti­gen Hom­mage an Ray Har­ry­hau­sen ein Stück bes­ser als der Song selbst. Trotz­dem haben wir es auch hier wie­der mit einem Zwei-Minu­ten-Fünf­zig-Indie­schla­ger zu tun, der nie­man­dem weh tut und die Tanz­flä­chen fül­len dürf­te. Das Lied auf dem Radio­we­cker und der Tag begön­ne gut.

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Musik

Britpop 2.0

The Ver­ve haben sich acht Jah­re nach ihrer Auf­lö­sung wie­der zusam­men­ge­fun­den, um gemein­sam auf Tour zu gehen und ein Album ein­zu­spie­len.

Ges­tern ver­öf­fent­lich­ten sie bei NME.com einen 14minütigen Mit­schnitt der ers­ten gemein­sa­men Jam­ses­si­on. Zwar sind sie damit nicht die ers­te Band, bei der man Mäus­chen im Pro­be­raum spie­len darf, aber eben eine wei­te­re der gol­de­nen Jah­re der bri­ti­schen Rock­mu­sik, die zu unge­wöhn­li­chen Ver­öf­fent­li­chungs­me­tho­den greift.

Radio­heads „In Rain­bows“ ent­wi­ckel­te sich für die Band zu einem schnel­len Erfolg, obwohl oder gera­de weil man es auch kos­ten­los legal her­un­ter­la­den kann. Sofort tauch­ten Gerüch­te auf, auch Oasis und Jami­ro­quai – eben­falls Bands, denen es nicht mehr auf jeden Pen­ny ankom­men dürf­te – wür­den mit ihren neu­en Alben nach­zie­hen. Die neue Char­la­tans-Sin­gle kann man seit ges­tern kos­ten­los beim Radio­sen­der XFM her­un­ter­la­den, das kom­plet­te Album soll im nächs­ten Jahr fol­gen.

So lang­sam stellt sich da natür­lich auch die Fra­ge, wie lan­ge sol­che Aktio­nen eigent­lich noch etwas beson­de­res sein wer­den. Weni­ger in dem Sin­ne, dass der­ar­ti­ge Down­loads bald die CD ersetzt haben wer­den (das kann ich mir bei aller Unfä­hig­keit der Musik­in­dus­trie nur schwer vor­stel­len), als viel­mehr so, dass die Down­loa­d­an­ge­bo­te infla­tio­när wer­den und schon bald kei­nen mehr inter­es­sie­ren.

The Ver­ve in allen Ehren1, aber Pro­be­raum­mit­schnit­te lan­de­ten frü­her auf obsku­ren Boot­legs, B‑Seiten, Antho­lo­gien oder Hid­den Tracks. Fans muss­ten lan­ge nach sol­chen Sachen suchen, heu­te bekommt man sie ein­fach geschenkt. Die Hard­core-Fans wer­den sich auch dar­über freu­en, aber es wird viel­leicht auch Leu­te geben, die den Stand­punkt „Was nix kos­tet ist auch nix!“ ver­tre­ten und die geschenk­ten Tracks dann für irgend­wie weni­ger wer­tig hal­ten.

Es bleibt jeden­falls span­nend.

1 Wenn die nach acht Jah­ren beim ers­ten Rum­dad­deln so klin­gen, bin ich mal wirk­lich auf die ein­ge­spiel­te Band im Stu­dio gespannt.

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Musik Digital

Knives Out

Am Mitt­woch erschien also das neue Radio­head-Album „In Rain­bows“ als Down­load. Angeb­lich hat die Band schon am ers­ten Tag 1,2 Mil­lio­nen Alben zu einem durch­schnitt­li­chen Preis von 4£ ver­kauft – und hät­te damit knapp sie­ben Mil­lio­nen Euro ver­dient.

Da es noch kein offi­zi­el­les Art­work gibt, hat visions.de sei­ne Leser zu einem Mal­wett­be­werb auf­ge­ru­fen – und kam damit zwei Tage zu spät.

Wie auch immer das mit der Musik­in­dus­trie wei­ter­ge­hen mag: „In Rain­bows“ und das Drum­her­um sind schon jetzt etwas ganz beson­de­res.

P.S.: Das Album ist gut. Viel­leicht schreib ich noch mal mehr dazu.

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Film

13 Minuten Paris umsonst

Die Fil­me von Wes Ander­son muss man mögen. Nicht im Sin­ne von „Wer sei­ne Fil­me doof fin­det, ist sel­ber doof“, son­dern im Sin­ne von „Man muss ein beson­de­rer Typ Mensch sein, um sie gut zu fin­den. Wenn man es nicht tut, macht einen das aber auch nicht zu einem schlech­te­ren Men­schen“.

„Rushmo­re“ war eine wun­der­ba­re Coming-Of-Age-Geschich­te, „The Roy­al Tenen­baums“ der nöti­ge Trost für alle die dach­ten, ihre Fami­lie sei selt­sam, und „The Life Aqua­tic with Ste­ve Zis­sou“ … nun ja: der war irgend­wie beson­ders merk­wür­dig.

Jetzt hat Wes Ander­son einen neu­en Film gedreht, das heißt irgend­wie auch zwei. „The Dar­jee­ling Limi­t­ed“ mit Owen Wil­son, Adri­en Bro­dy und Jason Schwartzman, der auch am Dreh­buch mit­schrieb, lief am Frei­tag in den USA an (wir müs­sen uns bis zum 3. Janu­ar 2008 gedul­den). Davor läuft „Hotel Che­va­lier“, ein Kurz­film, eben­falls von Ander­son und eben­falls mit Schwartzman, der einen Teil der Vor­ge­schich­te zu „The Dar­jee­ling Limi­t­ed“ erzäh­len soll – auch wenn ich mir kaum vor­stel­len kann, wie das gehen soll.

Die „Geschich­te“ geht näm­lich so: Ein Mann (Schwartzman) liegt in sei­nem Hotel­zim­mer in Paris und bekommt einen Anruf von einer Frau. Wir ver­ste­hen sehr schnell, dass es sich um sei­ne Ex-Freun­din han­deln muss, und sie ist auf dem Weg zu ihm. Der Mann hört sich auf sei­nem iPod „Whe­re Do You Go To (My Love­ly)“ von Peter Sar­stedt und nimmt ein Bad. Dann steht sei­ne Ex-Freun­din vor der Tür und es han­delt sich um die fan­tas­ti­sche, hin­rei­ßen­de Nata­lie Port­man. Die bei­den plau­dern ein wenig, dann küs­sen sie sich, er zieht sie aus und irgend­wann ste­hen bei­de auf dem Bal­kon des Hotel­zim­mers.

Der Film hät­te auch „Häh?“ hei­ßen kön­nen, denn eine Hand­lung im her­kömm­li­chen Sin­ne kann man „Hotel Che­va­lier“ nur schwer­lich ent­neh­men. Trotz­dem ist es ein bril­lan­ter Kurz­film mit wun­der­ba­rer Optik und begna­de­ten Schau­spie­lern. Denn was man hier in knapp 13 Minu­ten sieht, ist weni­ger eine Geschich­te, die erzählt wer­den will. Viel­mehr erin­nert das Gan­ze an Paa­re, die man stumm in der U‑Bahn oder auf einer Park­bank sit­zen sieht. Man ahnt, dass da irgend­was ganz und gar nicht stimmt, hat aber kei­ne Ahnung, was.

Die Netz­ge­mein­de geriet förm­lich in Ver­zü­ckung bei der Nach­richt, dass Nata­lie Port­man im Film „end­lich“ nackt zu sehen sei. Dazu muss man anmer­ken: Ja, sie war sicher nackt am Set. Aber sehen tut man nix. Durch geschick­te Kame­ra­ein­stel­lun­gen und absur­des­te Ver­ren­kun­gen, die mit­un­ter eher an „Aus­tin Powers“ als an Autoren­film erin­nern, blei­ben die „ent­schei­den­den“ Stel­len stets ver­deckt. Wer also nur auf Brust­war­zen oder ähn­li­ches aus ist, braucht sich „Hotel Che­va­lier“ nicht anzu­gu­cken.

War­um schrei­be ich das alles jetzt schon? Nun, in einer etwas außer­ge­wöhn­li­chen Akti­on hat Wes Ander­son beschlos­sen, „Hotel Che­va­lier“ schon jetzt als kos­ten­lo­sen Down­load bei iTu­nes anzu­bie­ten. Wer kei­nen ame­ri­ka­ni­schen iTu­nes-Account hat, fin­det den Film bei Goog­le Video.

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Musik Digital

Anyone Can Sell Records

Radio­head haben weit­ge­hend über­ra­schend ange­kün­digt, ihr neu­es Album „In Rain­bows“ bereits in zehn Tagen zu ver­öf­fent­li­chen – zumin­dest als Down­load.

Ähn­lich wie die Kana­di­er Stars, die ihr neu­es Album „In Our Bed­room After The War“ auch direkt nach dem Mas­te­ring als kos­ten­pflich­ti­gen Down­load zur Ver­fü­gung stell­ten, wol­len wohl auch die Man­nen um Thom Yor­ke so wenigs­tens ein biss­chen an den sowie­so früh­zei­tig ein­set­zen­den Down­loads mit­ver­die­nen. Der Unter­schied: Bei Radio­head kann jeder Down­loa­der selbst ent­schei­den, wie viel er für das Album bezah­len will.

Moment, das war nicht ganz ange­mes­sen for­ma­tiert. Noch­mal:

Bei Radio­head kann jeder Down­loa­der selbst ent­schei­den, wie viel er für das Album bezah­len will!!!!!!1

Außer­dem kann man eine Disc­box des Albums, die am 3. Dezem­ber erschei­nen wird, für 40 Pfund bestel­len – man erhält das Album dann auf Vinyl und CD und als Down­load, sowie eine zusätz­li­che CD mit acht Bonus­tracks. Eine regu­lä­re Ver­öf­fent­li­chung auf CD (und mög­li­cher­wei­se auch mit einer Plat­ten­fir­ma im Rücken) ist fürs nächs­te Früh­jahr geplant.

Links:
Die Web­site zum Album
Eine aus­führ­li­che Wür­di­gung im taz-Pop­b­log
Die Mel­dung beim NME
Eine Vor­schau auf das Album anhand von Live-Vide­os im NME-Blog