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Unterwegs

I Cross The Line

Wie Sie diesem Blog regelmäßig entnehmen können, sind es gerade die kleinen Dinge, über die ich mich stundenlang freuen könnte.

Seit zwei Tagen erfreue ich mich an einer vermutlich eher nebensächlichen Entdeckung, die ich machte, als ich in einer Gegend unterwegs war, deren Einwohner sich aus mir unerfindlichen Gründen dem Münsterland zugehörig fühlen — obwohl sie genauso gut am schönen Niederrhein wohnen könnten.

Aber sehen Sie selbst:

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Musik Unterwegs

Oslog (6)

Gut, dass ich meinen Nachbericht zum by:Larm noch nicht angefangen hatte, denn Seth Werkheiser, mit dem ich während der Konferenz ein paar mal getwittert habe und an dem ich dann doch immer vorbeigelaufen bin, hat für Buzzgrinder sehr schön zusammengefasst, was dort alles passiert ist.

Besucher des by:Larm in Oslo

Na gut, ein paar Sachen will ich dann doch noch etwas ausführen: Der dort bereits erwähnte Vortrag “Things I Have Learned In My Life So Far” des Grafikdesigners Stefan Sagmeister war wirklich großartig und … ja, doch: inspirierend. Das dazugehörige Buch sei hier unbesehen empfohlen.

Ebenfalls sehr erhellend (und gleichzeitig unendlich deprimierend) war das Panel, auf dem Festival-Organisatoren aus Schottland erklärten, wie sie ihre Städte (teilweise gemeinsam) über die dortige Kultur vermarkten. Das Deprimierende daran war jeder einzelne Gedanke, der mich von Schottland weg und in meine Heimatregion Ruhrgebiet führte, wo jede Stadt mit viel Lust versucht, sich von ihren Nachbarstädten abzugrenzen — anstatt endlich zu erkennen, dass wir hier in einer der größten Metropolen Europas leben. Leben könnten, wenn wir nur alle wollten.

Konzertbesucher beim by:Larm

Überhaupt lautete eine der zentralen Erkenntnisse: Deutschland ist ein durch seine Durchbürokratisierung weitgehend entkulturalisiertes Land. Wenn man hört, wie gut die Kulturförderung (die explizit Rockmusik mit einbezieht) in Skandinavien organisiert ist, können einem nur die Tränen kommen. Ein Festival wie das by:Larm wäre hierzulande vermutlich undenkbar, auch wenn ich mir fast sicher bin, dass man in Deutschland (oder auch gerne im deutschsprachigen Raum) genug gute Künstler zusammentrommeln könnte. Und selbst, wenn es ein Jahr funktionierte und Musikindustrie, Regierung, Künstler und Sponsoren gemeinsam etwas auf die Beine stellten: Danach würden sich wieder alle hoffnungslos zerstreiten und dann käme Dieter Gorny vorbei, um nach dem Musikfernsehen, der Popkomm und dem Ruhrgebiet das nächste große Ding zu ruinieren.

Was es mit dem Oslo-Trip auf sich hatte, steht hier.

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Film Literatur

Der Buddenbrook-Komplex

Familiensagen haben in Deutschland eine lange Tradition: von den Nibelungen bis zu den Beimers führt ein direkter Weg (wenn auch ein verschlungener) von Geschichten, die den Menschen das Gefühl geben sollen, ihre eigene Familie sei dann vielleicht doch gar nicht so kaputt. Den unbestrittenen Höhepunkt bilden wohl die “Buddenbrooks”, jener “Jahrhundertroman”, den Thomas Mann mit 25 Jahren veröffentlichte und der ihm Weltruhm und Literaturnobelpreis sicherte.

Heinrich Breloer, der 2001 mit “Die Manns – Ein Jahrhundertroman” die nicht minder spannende Familiengeschichte der Manns selbst dokumentiert hatte, hat sich in seinem Spielfilmdebüt nun den 750-Seiten-Klassiker vorgenommen und auf kurzweilige zweieinhalb Stunden heruntergebrochen. Der Einfachheit halber lässt Breloer mindestens eine Generation (die von Johann Buddenbrook dem Älteren) und zwei Kinder (Clara Buddenbrook und Erika Grünlich) außen vor und konzentriert sich direkt auf Jean und Bethsy Buddenbrook und ihre (jetzt nur noch drei) Kinder. Das reduziert das unübersichtliche Charakterensemble auf eine beinahe nachvollziehbare Größe, führt aber auch dazu, dass Familientradition und -ehre nicht mehr direkt erzählt, sondern maximal berichtet werden.

Der “Verfall einer Familie”, so der Untertitel des Romans, wird in dieser vierten Verfilmung teils pointiert, teils hektisch abgehandelt. So ziemlich alles, was in Manns Roman über die Lübecker Kaufmannsfamilie Buddenbrook spannend und außergewöhnlich ist, ist bei Breloer banal geraten. Das liegt möglicherweise daran, dass der Regisseur ein erklärter Fan des Romans und seines Autors ist — sowas geht selten gut und es funktioniert auch hier nur bedingt. Wenn man die inneren Kämpfe, die der Drehbuchautor und Regisseur zwischen Werktreue und behutsamer Neuinterpretation ausgestanden hat, hinterher auf der Leinwand sehen kann, ist etwas gewaltig schief gelaufen.

Den Schauspielern kann man das nicht wirklich anlasten: Armin Mueller-Stahl könnte man als Konsul Jean Buddenbrook leicht mit seinem Thomas Mann in “Die Manns” verwechseln, aber Iris Berben überrascht als seine Gattin Bethsy dadurch, dass sie auch mal mehr sein kann als immer nur Iris Berben. Mark Waschke hat etwas damit zu kämpfen, dass seine Rolle des Firmenerben Thomas Buddenbrook nur in wenigen Momenten zum Sympathieträger taugt, aber die Bürde der familiären Pflicht und die zunehmenden Anstrengungen, die Fassade aufrecht zu erhalten, sind bei ihm stets glaubwürdig. Auch Jessica Schwarz, deren Tony Buddenbrook als einzige Person im Film überhaupt nicht zu altern scheint, steht die Zerrissenheit ins Gesicht geschrieben — zumindest solange, bis sich die Todesfälle in einem derart albernen Rhythmus häufen, dass man dieses Gesicht hinter dem schwarzen Schleier sowieso kaum noch zu sehen bekommt. Und August Diehl spielt den zunehmend wahnsinnigeren Christian Buddenbrook mit so viel Verve, dass man am Ende leider von Beiden genervt ist.

Die Ausstattung ist durchaus gelungen, mit großem Aufwand wurden Lübeck und Amsterdam des 19. Jahrhundert auf die Leinwand gezaubert. Dafür ist die Kameraarbeit von Gernot Roll, der bereits die TV-Version von 1979 fotografiert hatte, bis auf wenige Ausnahmen langweilig oder gar schlecht. Für die Weichzeichner beim großen Ball zu Beginn des Films gehören Kameramann und Regisseur gleichermaßen gescholten und mitunter wird allzu deutlich, dass ein bestimmter Blickwinkel nur gewählt wurde, weil sonst irgendetwas anachronistisches zu sehen gewesen wäre. Über die Musik wollen wir an dieser Stelle den Mantel des Schweigens breiten, der auch dem Komponisten Hans Peter Ströer gut zu Gesicht gestanden hätte.

Im Großen und Ganzen haben Breloers “Buddenbrooks” viel mit Uli Edels “Baader Meinhof Komplex” gemein, dem anderen großen deutschen Film von 2008: mit beachtlichem Aufwand, aber ohne eigene Haltung, werden die wichtigsten Stationen einer altbekannten Vorlage abgehechelt. Beide Male ist dabei solides Popcornkino entstanden, das sich als Einstieg in die jeweilige Materie eignet.

Dass ein Film dem Roman gerecht werden könnte, hat hoffentlich sowieso nie jemand geglaubt.

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Politik Gesellschaft

Eine Sprache vor die Deutschen

T-Shirt-Aufdruck in fremder Sprache (vielleicht bald verboten).

Die CDU-Basis hat ihre Parteispitze überstimmt. Leider nicht bei irgendeiner relevanten Entscheidung über Personal- oder Politikfragen, sondern bei einem Thema, das nicht viel kostet, aber intensive Diskussionen verspricht: die Partei will jetzt die deutsche Sprache ins Grundgesetz aufnehmen.

dpa tickert dazu:

Saarlands Ministerpräsident Peter Müller meinte hingegen, die Partei müsse sich klar dazu bekennen, «was den Staat ausmacht». Neben der Flagge gehöre dazu auch die deutsche Sprache.

Das ist natürlich schon mal ein Super-Anfang, der in die gleiche Kerbe schlägt wie Bundestagspräsident Norbert Lammert im Sommer dieses Jahres:

Es gebe „für die Kultur und das Selbstverständnis dieses Landes keinen wichtigeren Faktor als die Sprache“.Sie sei „noch wichtiger als die Festlegung auf Berlin als Hauptstadt und auf Schwarz-Rot-Gold als Landesfarben“.Beides regle das Grundgesetz, die Sprache „leider nicht“.

Zunächst einmal sollte man den beiden Herren also stecken, dass auch die Nationalhymne nicht im Grundgesetz verankert ist — aber deren Einbindung wollten sie vermutlich erst im nächsten Jahr fordern.

Kommen wir nun zur Forderung an sich: Konkret soll Artikel 22 des Grundgesetzes um ein “Die Sprache in der Bundesrepublik ist Deutsch” ergänzt werden. Das ist natürlich schon mal ein gutes Beispiel für die Schönheit der deutschen Sprache: Ein halbfertiger Satz mit Hilfsverb, der noch dazu gar nichts aussagt.

Denn was soll das heißen, “die Sprache” “ist Deutsch”? Würde man die Amtssprache festlegen wollen, wäre das noch verständlich — aber die ist schon im Verwaltungsverfahrensgesetz geregelt. Und was hieße das für den Kreis Nordfriesland und die Insel Helgoland, wo auch Friesisch als Amtssprache zugelassen ist?

Die deutsche Sprache mache also “den Staat aus”, findet Peter Müller, studierter Jurist. Müssen denn Dinge, die den Staat “ausmachen” (was auch immer Müller damit meint) und die uns in jedem Moment überall in diesem Land umgeben, noch gesetzlich geregelt werden?

Es gibt eigentlich nur zwei Lesarten für diese Forderung: Die eine würde es den Bastian Sicks und Wolf Schneiders dieser Republik erlauben, gegen jeden “Service Point” eine Verfassungsklage anzustrengen. Die andere wäre die Ansage, dass jeder, der in diesem Land lebt, gefälligst und jederzeit Deutsch zu sprechen habe. So oder so klingt es wie die staatsrechtliche Umsetzung des unsäglichen Slogans “Der Klügere spricht deutsch” des idiotischen “Vereins Deutscher Sprache”.

Linguisten lernen im ersten Semester: Sprache ist einem ständigen Wandel unterworfen. Sprache ist kein scheues Reh, das unter Artenschutz gestellt und von staatlicher Seite gepflegt werden muss. Sprache wird gesprochen und geschrieben und wenn sie nicht gesprochen wird, stirbt sie aus. Wir dürften uns sicher sein, dass junge Menschen heute in Social Networks und SMS-Nachrichten mehr Text produzieren, als unsere Elterngeneration je handschriftlich geschrieben hat. Auch wenn die Müllers, Schneiders und Sicks es nicht begreifen wollen: Diese jungen Menschen kommunizieren in der Sprache, die in diesem Moment den Stand der deutschen Sprache darstellt. Wenn es überhaupt Sprachen gibt, die in Deutschland eines gesetzlichen Schutzes bedürfen, dann sind es die Regionalsprachen und Dialekte (die streng linguistisch betrachtet keine Sprachen, sondern Varietäten sind).

Ganz schnell ist man bei dem Thema ja dann immer bei Goethe, Schiller und Adalbert Stifter und der Behauptung, dass man so “schönes” Deutsch heutzutage gar nicht mehr höre. Dieser Aussage liegen gleich mehrere Denkfehler zugrunde: Erstens ist Schönheit subjektiv, zweitens haben auch zur Zeit der Weimarer Klassik die wenigsten Bauern schöne, druckreife Sätze gesprochen (geschweige denn geschrieben), und drittens empfiehlt einem jede treusorgende Buchhändlerin bei Interesse sicher gerne ein paar Dutzend zeitgenössischer Autoren, die mit der deutschen Sprache formvollendet umzugehen verstehen.

Das Perfide an der Nummer mit dem Grundgesetz ist natürlich auch: Wer im Bundestag gegen diesen albernen Vorschlag stimmen würde, dürfte sein Gesicht mit ziemlicher Sicherheit am nächsten Tag auf der Titelseite der “Bild”-Zeitung (kreativster Umgang mit deutscher Sprache: “Wir sind Papst”) wiederfinden, versehen mit der Frage “Was haben Sie gegen unsere schöne deutsche Sprache?”

Für den Beginn würde es also vielleicht reichen, wenn unsere Politiker ein wenig nachdächten, bevor sie ihre Münder öffneten, und wenn unsere Zeitungen uns auch mal ab und an mit ein paar ausgewählten Formulierungen erfreuten. Ich bin sicher: zwei Drittel der Bevölkerung hätten damit Probleme, aber das war in der Goethezeit ja nicht anders.

Einen wie üblich sehr fundierten Artikel zum Thema “Amtssprache Deutsch” hat Anatol Stefanowitsch bereits vor anderthalb Jahren im Bremer Sprachblog veröffentlicht.

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Politik Gesellschaft

“Mit größter Präzision”

Mahnmal in Dinslaken, geschaffen von Alfred Grimm

Zu den ganz großen Rätseln der Menschheitsgeschichte, die einem den Glauben an Zufälle einigermaßen madig machen, zählt der 9. November. Zu dem Umstand, dass so viele wichtige Ereignisse an jenem 9.11., dem “Schicksalstag der Deutschen”, stattfanden (wobei die Ereignisse von 1923 und 1938 natürlich auf die von 1918 aufbauten), kommt auch noch hinzu, dass die amerikanische Schreibweise des 11. Septembers “9/11” lautet. Darüber haben sich überhaupt noch nicht genug Verschwörungstheoretiker Gedanken gemacht.

Anlässlich des siebzigsten Jahrestags der Novemberpogrome von 1938 möchte ich Sie heute auf einen Text aufmerksam machen, den ich vor einiger Zeit im Internet gefunden habe. Yitzhak Sophoni Herz, der zu dieser Zeit Direktor des jüdischen Waisenhauses in Dinslaken war, hat ihn geschrieben.

At 9:30 A.M. the bell at the main gate rang persistently. I opened the door: about 50 men stormed into the house, many of them with their coat- or jacket-collars turned up. At first they rushed into the dining room, which fortunately was empty, and there they began their work of destruction, which was carried out with the utmost precision.

Hier errichteten 1885 die Juden unserer Stadt ein Waisenhaus. Bis zur Zerstörung durch die Naziverbrecher wurden hier jüdische Vollwaisen betreut.

Herz beschreibt darin mit erstaunlicher Sachlichkeit die Zerstörung des jüdischen Waisenhauses und der Synagoge, also von zwei Gebäuden, von denen ich nicht viel mehr weiß als dass sie dort standen, “wo jetzt die Bohlen-Passage ist” und “da, wo jetzt die Spielhalle ist”. Und er schreibt über Leute, mit denen ich noch im gleichen Supermarkt eingekauft oder in der gleichen Kirche gesessen haben kann, ohne von ihrer Geschichte zu wissen:

[T]he senior police officer, Freihahn, shouted at us: “Jews do not get protection from us! Vacate the area together with your children as quickly as possible!” Freihahn then chased us back to a side street in the direction of the backyard of the orphanage. As I was unable to hand over the key of the back gate, the policeman drew his bayonet and forced open the door. I then said to Freihahn: “The best thing is to kill me and the children, then our ordeal will be over quickly!” The officer responded to my “suggestion” merely with cynical laughter.

Der frühere Standort der Synagoge in DinslakenIch halte solche Schilderungen aus der eigenen Heimatstadt für aussagekräftiger als jede Tabelle mit abstrakten Zahlen. Man beginnt zu begreifen, was da in der Stadt los war, in der man selber 45 Jahre später lebte.

Aber auch wenn Sie noch nie in Dinslaken waren, sei Ihnen “Description of the Riot at Dinslaken” von Yitzhak Sophoni Herz dringend zur Lektüre empfohlen.

Eine gekürzte deutsche Übersetzung des Textes und weitere Augenzeugenberichte aus jener Nacht in Dinslaken finden Sie auf der Website der Städtepartnerschaft von Dinslaken mit dem israelischen Arad.

Weitere Fakten zur jüdischen Gemeinde in Dinslaken gibt es hier, einen Auszug aus einem Buch des Dinslakener Holocaust-Überlebenden Fred Spiegel können Sie hier lesen.

Das Foto ganz oben zeigt das Mahnmal für die Opfer der Pogromnacht in Dinslaken, geschaffen von Alfred Grimm.

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Politik

Du bist New York City und ich bin Wanne-Eickel

Man sollte diese ganzen Vergleiche nicht ziehen. Man sollte sich nicht ansehen, wie Barack Obama diese Präsidentschaftswahl gewonnen hat, und dann an Angela Merkel, Frank-Walter Steinmeier und Oskar Lafontaine denken. Wir könnten depressiv werden und das wäre ein schlechter Zeitpunkt, jetzt da die ganzen New Yorker Psychiater, die vor Bush geflohen waren, bald in ihre Heimat zurückkehren.

Markus hat sich bei Netzpolitik trotzdem Gedanken darüber gemacht, was die deutsche Politik aus dem Wahlkampf lernen könnte, den Obama geführt hat. Man kann es glaube ich so zusammenfassen: die verkrusteten, jahrzehntealten Parteistrukturen dürften eine Graswurzelbewegung nahezu unmöglich machen.

Aber vielleicht könnte die deutsche Politik ja mit was Einfacherem anfangen und von John McCain lernen. Hier seine concession speech:

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A little while ago, I had the honor of calling Senator Barack Obama to congratulate him on being elected the next president of the country that we both love.

[…]

I urge all Americans who supported me to join me in not just congratulating him, but offering our next president our good will and earnest effort to find ways to come together to find the necessary compromises to bridge our differences and help restore our prosperity, defend our security in a dangerous world, and leave our children and grandchildren a stronger, better country than we inherited.

[zitiert nach dem International Herald Tribune]

McCains Rede war klar und aufrichtig. Sie war von der Annahme geprägt, dass die amerikanischen Wähler klug entschieden haben, wem sie in der Krise am meisten vertrauen, und von dem Wunsch, dass es Amerika gut geht. McCain bremste den Zorn und die Enttäuschung seiner Anhänger und schwor sie auf ein gemeinsames Amerika ein. Und als er auf Obamas am Tag zuvor verstorbene Großmutter zu sprechen kam (“Though our faith assures us she is at rest in the presence of her Creator and so very proud of the good man she helped raise.”), kamen mir wirklich fast die Tränen.

Zum direkten Vergleich hier noch mal kurz der Verlierer der letzten Bundestagswahl:

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Verglichen mit dem, was wir erleben mußten in den letzten Wochen und Monaten, bin ich wirklich stolz auf meine Partei, auf die Menschen, die mich unterstützt haben, die uns gewählt haben und die uns ein Ergebnis beschert haben, das eindeutig ist. Jedenfalls so eindeutig, daß niemand außer mir in der Lage ist, eine stabile Regierung zu stellen. Niemand, außer mir!

[zitiert nach jurabilis]

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Print Politik

War was?

Wie es der Zufall so will, hat sich die große Koalition in Deutschlandübrigens gestern darauf verständigt, wie das BKA-Gesetz aussehen soll. Der Weg zu heimlichen Online-Durchsuchungen ist damit frei.

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Digital Politik

Coffee And TV goes green

Nachdem ich mich in der vergangenen Nacht an der Schönheit der Demokratie berauscht habe, werde ich nächste Woche Gelegenheit haben, mich mit dem harten politischen Alltagsgeschäft in Deutschland zu befassen.

Vor einigen Wochen hatte die Partei Bündnis 90/Die Grünen (und das war das erste und letzte Mal, dass ich diesen knackigen Namen komplett ausgeschrieben habe) einen Aufruf gestartet, bei dem sich Blogger für eine Art Bloggerstipendium für den Bundesparteitag (der bei den Grünen Bundesdeligiertenkonferenz heißt) bewerben konnten. Weil ich bereits in ganz jungen Jahren verschiedene Grünen-Veranstaltungen besucht hatte, fühlte ich mich hinreichend kompetent für diesen Job und habe mich dort beworben.

Jetzt habe ich erfahren, dass ich vom 14. bis zum 16. November in Erfurt dabei sein darf. Es wird mein erster Parteitag und ich bin sehr gespannt. Ich erwarte nicht allzu viel “Change”-Stimmung, auch wenn mit Cem Özdemir erstmals ein türkischstämmiger Politiker Vorsitzender einer größeren deutschen Partei werden kann.

Nun werden Sie vielleicht denken: “Die Partei zahlt ihm Zugfahrt und Hotel, da wird er die ja sicher in den Himmel loben!” Da kann ich Sie beruhigen: So lange Claudia Roth, die am Montag vor die Presse stürmte und das Verhalten der vier hessischen SPD-Abweichler verurteilte, bevor die sich überhaupt erklärt hatten, bei den Grünen dabei ist, wird es genug geben, über das ich mich ärgern kann.

Erwarten Sie also stimmungsvolle Impressionen aus der mir völlig fremden Welt der Parteipolitik hier bei Coffee And TV — und ebenfalls im Pottblog, denn Jens ist witzigerweise auch dabei.

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Politik Gesellschaft

Miss American Pie

Dieser Tage schaut die Welt noch mehr auf Amerika, als sie es sowieso schon tut. Die “Schicksalswahl unserer Generation” steht an und es wirkt ein bisschen so, als werde am Dienstag zwischen Himmel und Hölle entschieden.

Der Wahlkampf zeigt einmal mehr die eklatanten Unterschiede zwischen den USA und Deutschland auf: Nicht nur, dass wir hier ein anderes Wahlsystem haben, auch kulturell sieht es hier ganz anders aus. Das Pathos, das Obamas halbstündigen Infomercial durchweht, wäre hierzulande undenkbar.

Vielleicht liegt es daran, dass Schwarz, Rot und Gold keine so schöne Farbkombination ist wie Rot, Weiß und Blau. Aber noch nicht mal eine geeignete Musikuntermalung würde man hier für so einen Wahlwerbefilm finden: in Deutschland gibt es keine Folklore, denn was es gab, wurde vom “Musikantenstadl” in Grund und Boden gevolkstümelt.

Ich finde diese Unterschiede nicht schlimm (auch wenn ich mir manchmal wünsche, dass sich jeder einzelne Deutsche ein bisschen mehr mit seiner Rolle in der Gesellschaft um ihn herum – nicht mit dem abstrakten Begriff der Nation – identifizieren würden), aber diese Unterschiede sind eben da. Deswegen sollten sich deutsche Politiker dafür hüten, Obamas vermeintliche Erfolgsrezepte nächstes Jahr 1:1 für den deutschen Markt kopieren zu wollen.

Die armen, armen Hessen, die im Januar die sogenannte Wahl zwischen Roland Koch und Andrea Ypsilanti hatten, bekommen am Dienstag vielleicht eine neue Ministerpräsidentin. Ja, an jenem Schicksalsdienstag, 4. November. Und weil das so schön passt, hat sich Frau Ypsilanti heute Morgen auf einem SPD-Sonderparteitag in Fulda dem wehrlosen Barack Obama ans Bein geschmissen und mit einem einzigen Satz diese tiefen kulturellen Unterschiede, diesen schmalen Grat zwischen ansteckendem Pathos und abstoßender Peinlichkeit zusammengefasst:

Ich hoffe, Genossinnen und Genossen, dass die amerikanischen Wählerinnen und Wähler am 4. November in Amerika sagen: “Yes, we can!”, und dass die hessischen Abgeordneten dann sagen können, mit Euch zusammen in Hessen: “Yes, we do!”

[via WDR2-Nachrichten]

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Gesellschaft

Heidenspaß

Kürbis (Foto: Lukas Heinser)

Beim Blick auf den Kalender wird es so manchem siedend heiß eingefallen sein: Heute ist der 31. Oktober, was bedeutet, dass heute wieder ein Feiertag begangen wird, der vor wenigen Jahren hierzulande noch so gut wie unbekannt war. Die Häuser werden geschmückt, die Kinder verkleiden sich und es herrscht ein buntes Treiben auf den Straßen: es ist Reformationstag.

Wie im ganzen Land, so haben auch die Mütter in Bochum ihren Kleinen spätmittelalterliche Kostüme genäht, damit diese heute Abend rülpsend und furzend (in Erinnerung an das berühmte Luther-Zitat) durch die Nachbarschaft ziehen können. Wie auch schon in den vergangenen Jahren werden sie nur bei Katholiken klingeln und diese mit dem Spruch “Tresen oder Thesen” zur Herausgabe harter Alkoholika auffordern. Weigern sich die Papst-Jünger, nageln ihnen die jungen Reformatoren aufwändig gestaltete Zettel an die Haus- oder Wohnungstür — “Bildersturm” nennen sie diese Aktion.

Calvin, acht Jahre alt und ganz stolz auf die Tonsur, die ihm sein Vater extra für den heutigen Abend geschoren hat, berichtet, dass er im vergangenen Jahr ganze 95 Türen beschlagen hat. Viele Katholiken waren auf den noch jungen Brauch schlicht nicht vorbereitet. Calvin hofft, dass sich das in diesem Jahr geändert hat, denn wegen einer Erkältung hat er in diesem Jahr nur 30 Thesen-Papiere vorbereiten können — außerdem ist ein Nachbar immer noch wütend, weil Calvin und seine Freunde ihm im vergangenen Jahr “die Tür kaputt gemacht” hätten.

Justus Jonas, Soziologe am Bochumer Lehr-Ort für erwähnenswerte Daten, erklärt das noch junge Brauchtum mit der Geschichte des Kirchengelehrten Martin Luther, der vor fast fünfhundert Jahren gegen die katholische Kirche rebelliert haben soll. Andere Quellen sprechen allerdings von außerirdischen Messerstechern, die am 31. Oktober 1978 in Haddonfield im US-Bundesstaat Illinois ein brutales Massaker an heimischen Kürbissen verübt haben sollen. Jonas hat davon gehört, hält das Szenario mit dem wütenden ostdeutschen Pfarrer aber für realistischer.

Nicht alle Deutschen sind begeistert vom Trend “Reformationstag”. Viele Katholiken finden es unverantwortlich, jungen Kindern Alkohol auszuhändigen. Der Nürnberger Philosoph Hans Sachs bezeichnete die kostümierten Jugendlichen als “lutherische Narren” und rief die Bevölkerung zum “Narrenschneiden” auf. Josef Kaczmierczik, Lokführer aus Wattenscheid-Höntrop hat bereits angekündigt, sein Reihenendhaus gegen die jugendlichen Angreifer zu schützen: “Dat wird ein’ feste Burg”, sagte er unserem Reporter.

[Nach einer Idee von Sebastian B. & Thomas K.]

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Politik

“I can do anything, I was in a boy band”

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Stellen Sie sich das mal in Deutschland vor.

Oder besser: Nicht. Veronica Ferres, Dieter Bohlen und Bill Kaulitz würden mich so ziemlich überall hinjagen, aber nicht ins Wahllokal.

[via meinen Bruder]

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Rundfunk Fernsehen

“This whole thing is a joke!”

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Mal davon ab, dass wir in Deutschland weder einen Richard Lewis, noch eine “Daily Show” haben: Können Sie sich vorstellen, was in der deutschen Boulevardpresse los wäre, wenn ein Comedian in einer Talkshow dem Gastgeber derart das Wort abschnitte, über seinen Penis spräche und sich so über einige Politiker echauffierte?

Die Zeitungen könnten eine Woche von diesem “Skandal” leben.