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Wochenendspaß mit der WAZ (1)

Am Mor­gen (oder, genau­er: Vor­mit­tag) nach der „1Live Kro­ne“ durch­weht den Bochu­mer Haupt­bahn­hof immer ein ent­fern­ter Hauch von Jet­set und Gla­mour: Musik­in­dus­trie­mit­ar­bei­ter, leicht zu erken­nen an der Kom­bi­na­ti­on „Jog­ging­an­zu­g/­Lou­is-Vuit­ton-Weeken­der“ und der Base­ball­kap­pe auf dem Kopf, war­ten auf ihre Züge, die sie zurück nach Ham­burg, Ber­lin oder … äh, ja: nach Ham­burg oder Ber­lin brin­gen.

Ich habe ges­tern kurz den Schluss der Ver­an­stal­tung im WDR Fern­se­hen gese­hen und bekam das woh­li­ge Gefühl, es mir gera­de exakt in dem Lebens­ab­schnitt bequem machen zu kön­nen, wo ich 90% der dort ver­tre­te­nen Leu­te nicht mehr bzw. noch nicht ken­nen muss.

Das bringt aber auch gewis­se Schwie­rig­kei­ten mit sich, wenn man sich über Ver­lauf und Aus­gang der Ver­an­stal­tung bei WAZ.de (ehe­mals Der Wes­ten) infor­mie­ren will.

Oder kön­nen Sie mir sagen, wie vie­le Per­so­nen die fol­gen­de Auf­zäh­lung umfasst?

Mark Fos­ter, Sil­ber­mond, die Kat­ze, Danie­la Kat­zen­ber­ger mit ihrem Mann, Felix Jaehn, die Rap­per von Bonez MC & Raf Camo­ra.

Mei­ne Lieb­lings­stel­le in dem Arti­kel, die bei mir wil­des­tes Kopf­ki­no aus­ge­löst hat, ist aber die­se hier:

Nach dem Ende der Ver­an­stal­tung aber hat [Ober­bür­ger­meis­ter Tho­mas Eis­kirch (SPD)] dann ein ande­res Pro­blem. Er müss­te drin­gend auf die Toi­let­te, die Hal­le füllt sich nur lang­sam.

Und wo wir ein­mal auf der „Bochum“-Seite von WAZ.de sind, möch­te ich Ihnen noch zwei wei­te­re aktu­el­le High­lights mit an die Hand geben: Die­se Bil­der­ga­le­rie, die beweist, dass man im Ruhr­ge­biet wirk­lich zu fei­ern weiß (und zwar alles), und die­sen Blau­licht­mel­dung über einen Mann, der mit 2,8 Pro­mil­le im Blut einen Not­arzt­wa­gen in Wat­ten­scheid mit But­ter bewor­fen hat­te, weil ihn des­sen Mar­tins­horn stör­te.

So weit, so nor­mal. Spek­ta­ku­lär wird die Mel­dung durch die­sen Satz:

Spon­tan ent­riss der 46-Jäh­ri­ge sei­ner eben­falls betrun­ke­nen Beglei­te­rin zwei Päck­chen But­ter, wie die Poli­zei berich­te­te.

Laut Pres­se­mit­tei­lung der Poli­zei Bochum waren es übri­gens sogar „zwei zuvor gekauf­te Pake­te But­ter und ein Kunst­stoff­teil, das aus einer Bau­stel­len­ab­sper­rung stamm­te“.

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Tränen lügen nicht

In Bochum begin­nen sie nun nach lan­gem Hin und Her end­lich mit dem Bau des Musik­zen­trums. Nach­dem ein (wie üblich viel zu spä­tes) Bür­ger­be­geh­ren dage­gen ver­gan­ge­ne Woche spek­ta­ku­lär geschei­tert war, wur­den am Mon­tag die ers­ten Bäu­me am Bau­platz in der Innen­stadt gefällt.

Wenn man dem „Wes­ten“ glau­ben darf, war es eine extrem feucht-trau­ri­ge Ver­an­stal­tung:

Bochum. Tränen flossen, als zu Wochenbeginn die Platanen an der Marienkirche fielen. Für die Urbanatix-Familie markiert die umstrittene Fällung den Abschied von ihrer Trainingsstätte. Und neue Probenräume sind derzeit nicht in Sicht. Tränen flossen, als zu Wochenbeginn die Platanen an der Marienkirche fielen. Tränen flossen, als zu Wochenbeginn die Platanen an der Marienkirche fielen. Für die Urbanatix-Familie markiert die umstrittene Fällung den Abschied von ihrer Trainingsstätte. Und neue Probenräume sind derzeit nicht in Sicht.

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Siehste!

Hin­ter­her hat man es ja sowie­so immer gewusst. Im Nach­hin­ein ist jedem klar, dass es die rich­ti­ge Ent­schei­dung gewe­sen war, die Love­pa­ra­de 2009 in Bochum abzu­sa­gen. Aber was haben wir damals auf den Stadt­obe­ren rum­ge­hackt …

Gut, die Art und Wei­se der Absa­ge war pein­lich gewe­sen: Nach Mona­ten plötz­lich fest­zu­stel­len, dass die Stadt dann doch irgend­wie zu klein ist, deu­te­te ent­we­der auf erstaun­lich schwa­che Orts­kennt­nis­se hin – oder auf einen besorg­nis­er­re­gen­den „Das muss doch irgend­wie zu schaf­fen sein“-Aktionismus, der die Augen vor der Rea­li­tät ver­schließt. Letzt­lich haben sie es in Bochum noch gemerkt, die Schuld an der Absa­ge der Deut­schen Bahn in die Schu­he gescho­ben und Häme und Spott ein­fach aus­ge­ses­sen. Dass der dama­li­ge Poli­zei­prä­si­dent, der sich laut­stark gegen die Durch­füh­rung der Love­pa­ra­de aus­ge­spro­chen hat­te, neun Mona­te spä­ter in den vor­zei­ti­gen Ruhe­stand ver­setzt wur­de, hat­te ja ganz ande­re Grün­de.

Erstaun­lich aber: Von der Sicher­heit war in all den Arti­keln, Kom­men­ta­ren und Pres­se­mit­tei­lun­gen kaum die Rede. Das kam nur am Ran­de zur Spra­che:

Ganz ande­re Risi­ken bewe­gen Mar­tin Jan­sen. Dem Lei­ten­den Poli­zei­di­rek­tor wäre die Rol­le zuge­fal­len, den wohl größ­ten Poli­zei­ein­satz aller Zei­ten in Bochum zu koor­di­nie­ren. „Wir hät­ten die Love­pa­ra­de nur unter Zurück­stel­lung erheb­li­cher Sicher­heits­be­den­ken ver­tre­ten.“ Knack­punkt ist nach sei­ner Ein­schät­zung der Bochu­mer Haupt­bahn­hof.

Aber um die Sicher­heit der zu erwar­ten­den Men­schen­mas­sen ging es auch im Vor­feld der Duis­bur­ger Love­pa­ra­de öffent­lich nie, immer nur um die Kos­ten:

Fritz Pleit­gen, Vor­sit­zen­der und Geschäfts­füh­rer der Ruhr.2010, beob­ach­tet mit gro­ßer Sor­ge, wie sehr die Aus­wir­kun­gen der Finanz­kri­se den Städ­ten der Metro­po­le Ruhr zu schaf­fen machen. Beson­ders prä­gnant sei das aktu­el­le Bei­spiel Love­pa­ra­de in Duis­burg. „Hier müs­sen alle Anstren­gun­gen unter­nom­men wer­den, um die­ses Fest der Sze­ne­kul­tur mit sei­ner inter­na­tio­na­len Strahl­kraft auf die Bei­ne zu stel­len.“

Dabei hät­te das Argu­ment „Men­schen­le­ben“ bestimmt auch Dampf­plau­de­rer wie Prof. Die­ter Gor­ny beein­dru­cken kön­nen, der im Janu­ar mal wie­der das tat, was er am Bes­ten kann, und groß tön­te:

„Man muss sich an einen Tisch setz­ten und den Wil­len bekun­den, die Love­pa­ra­de durch­zu­füh­ren, statt klein bei­zu­ge­ben.“ Die Poli­tik müs­se sich dahin­ge­hend erklä­ren, dass sie sagt: „Wir wol­len die Ver­an­stal­tung und alle Kraft ein­set­zen, sie zu ret­ten!“

Gor­ny, der sonst kei­nen öffent­li­chen Auf­tritt aus­lässt, hat sich seit Sams­tag­nach­mit­tag zurück­ge­zo­gen. Er sei „schwer erschüt­tert“, erklär­te die Ruhr.2010 auf Anfra­ge, und füg­te hin­zu:

Wir haben beschlos­sen, dass für die Kul­tur­haupt­stadt aus­schließ­lich Fritz Pleit­gen als Vor­sit­zen­der der Geschäfts­füh­rung spricht und bit­ten, dies zu respek­tie­ren.

Aber es gibt ja immer noch die Jour­na­lis­ten, die sich spä­tes­tens seit der denk­wür­di­gen Pres­se­kon­fe­renz am Sonn­tag­mit­tag als Ermitt­ler, Anklä­ger und Rich­ter sehen. Und als Sach­ver­stän­di­ge:

„We were the only news­pa­per that said: ‚No. Stop it. The city is not pre­pared. We will not be able to cope with all the­se peo­p­le,“

lässt sich Götz Mid­del­dorf von der „Neu­en Ruhr Zei­tung“ in der „New York Times“ zitie­ren.

Bei „Der Wes­ten“ for­der­te Mid­del­dorf bereits am Sonn­tag laut­stark den Rück­tritt von Ober­bür­ger­meis­ter Sau­er­land und kom­men­tier­te:

Auf die Fra­ge der NRZ, ob man nicht gese­hen habe, dass Duis­burg nicht geig­net ist für die Love­pa­ra­de ging der OB nicht ein, sprach von „Unter­stel­lung“ und wies mög­li­ches Mit­ver­schul­den der Stadt zurück.

Ich habe mich lan­ge durch alte Arti­kel gewühlt, aber nichts der­glei­chen gefun­den. Da das auch an der unfass­bar unüber­sicht­li­chen Archiv­su­che bei „Der Wes­ten“ lie­gen kann, habe ich Herrn Mid­del­dorf gefragt, nach wel­chen Arti­keln ich Aus­schau hal­ten soll­te. Eine Ant­wort habe ich bis­her nicht erhal­ten.

Wie kri­tisch die Duis­bur­ger Pres­se war, kann man zum Bei­spiel an Pas­sa­gen wie die­ser able­sen:

Die Orga­ni­sa­to­ren gaben sich am Diens­tag aller­dings sehr opti­mis­tisch, dass es kein Cha­os geben wer­de. „Die eine Mil­li­on Besu­cher wird ja nicht auf ein­mal, son­dern über den Tag ver­teilt kom­men“, so Rabe. Es sei zwar nicht aus­zu­schlie­ßen, dass der Zugang wäh­rend der zehn­stün­di­gen Ver­an­stal­tung kurz­zei­tig gesperrt wer­den müs­se, aber der­zeit gehe man nicht davon aus. Und wenn der Fall doch ein­tre­te, „dann haben wir ganz unter­schied­li­che Maß­nah­men, mit denen wir das pro­blem­los steu­ern kön­nen“, ver­spricht der Sicher­heits­de­zer­nent – bei den Details woll­te er sich nicht in die Kar­ten schau­en las­sen.

(Kri­tisch ist da der letz­te Halb­satz, neh­me ich an.)

Arti­kel wie der Kom­men­tar „Die Love­pa­ra­de als Glücks­fall“ vom 23. Juli oder die groß­spu­ri­gen Über­trei­bun­gen von Ord­nungs­de­zer­nent Rabe und Ver­an­stal­ter Lopa­vent die Kapa­zi­tät des Fes­ti­val­ge­län­des betref­fend sind plötz­lich off­line – „Tech­nik­pro­ble­me“, wie mir der Pres­se­spre­cher der WAZ-Grup­pe bereits am Diens­tag erklär­te.

Den (vor­läu­fi­gen) Gip­fel des Irr­sinns erklomm aber Rolf Hart­mann, stell­ver­tre­ten­der Redak­ti­ons­lei­ter der „WAZ“ Bochum. Anders als sei­ne Kol­le­gen, die sich hin­ter­her als akti­ve Mah­ner und War­ner sahen, schaff­te es Hart­mann in sei­nem Kom­men­tar am Diens­tag, völ­lig hin­ter dem The­ma zu ver­schwin­den:

Mei­ne Güte, war man Anfang 2009 über OB & Co her­ge­fal­len, als die Stadt Bochum die Love­pa­ra­de 2009 in Bochum absag­te.

„Man.“

Nach­trag, 1. August: Ste­fan Nig­ge­mei­er hat in der „Frank­fur­ter All­ge­mei­nen Sonn­tags­zei­tung“ über das glei­che The­ma geschrie­ben.

Ihm hat Götz Mid­del­dorf auch geant­wor­tet:

Auf Nach­fra­ge räumt Mid­del­dorf ein, dass Sicher­heits­be­den­ken nicht das The­ma waren. „Wir waren immer gegen die Love­pa­ra­de, aber aus ande­ren Grün­den.“ Dann muss die „Inter­na­tio­nal Herald Tri­bu­ne“ ihn mit sei­nem Lob für die eige­ne, ein­zig­ar­ti­ge Weit­sich­tig­keit wohl falsch ver­stan­den haben? „Das ver­mu­te ich mal“, ant­wor­tet Mid­del­dorf. „Das ist nicht ganz rich­tig.“ Er klingt nicht zer­knirscht.

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Sport

Eine neue Liga ist wie ein neues Leben

Das war nicht schön, am Sams­tag in der Stamm­knei­pe zu ste­hen und den VfL Bochum mit hän­gen­den Fah­nen unter­ge­hen zu sehen. Als Fan von Borus­sia Mön­chen­glad­bach ist man zwar Kum­mer gewohnt (und nach dem 1:6 in Han­no­ver, das die Bochu­mer in die unglück­li­che Aus­gangs­la­ge vor dem letz­ten Spiel­tag brach­te, auch nicht frei von schlech­tem Gewis­sen), aber die­ses kampf- und lieb­lo­se Geki­cke da tat schon weh.

Noch wäh­rend sich die Stadt von die­sem Tief­schlag zu erho­len ver­such­te (was bei die­sem grau­en Wet­ter noch ein wenig län­ger dau­ert), hat Frank Goo­sen, Kaba­ret­tist, Schrift­stel­ler und treu­er VfL-Fan eine Brand­re­de … äh: geschrie­ben, die „Der Wes­ten“ ges­tern ver­öf­fent­licht hat.

Es ist eine bit­te­re Abrech­nung, die den Tau­sen­den Fans aus der See­le spre­chen dürf­te, die immer zu ihrem Ver­ein gehal­ten haben, nur um irgend­wann fest­zu­stel­len, dass ihr Ver­ein eini­ge struk­tu­rel­le Pro­ble­me hat:

Die­ser Ver­ein ist mitt­ler­wei­le durch­sup­pt von einem Ges­tus der Mit­tel­mä­ßig­keit, einer Hal­tung, die kein Ziel, kei­ne Visi­on kennt, nur Lan­ge­wei­le. Wer ein­mal das Glück hat­te, den Auf­sichts­rats­vor­sit­zen­den auf einer Sai­son­ab­schluss­fei­er spre­chen zu hören, weiß, wo das her­kommt: Nicht der VfL Wolfs­burg sei deut­scher Meis­ter gewor­den, hieß es da, son­dern VW. Auf dem zwei­ten Platz sei­en Alli­anz und Tele­kom gelan­det. Und so wei­ter. So rich­tet man sich in einer Opfer­rol­le ein, die im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes un-sport­lich ist. Kein Rhön­rad­fah­rer kann sei­nen Sport mit die­sem Habi­tus betrei­ben

Trotz all der (sicher­lich berech­tig­ten) Vor­hal­tun­gen ist Goo­sens Text nicht durch­weg nega­tiv. Er zeigt sogar neue Mög­lich­kei­ten auf:

Wie gesagt, der Ver­ein braucht eine Iden­ti­tät und eine Idee von sich selbst. Er braucht auf allen Ebe­nen Per­so­nal, das die­se Idee ver­kör­pert und dafür kämpft. Wir wol­len wie­der Lust auf unse­ren Ver­ein haben. Wenn es dafür nötig ist, ihn umzu­bau­en, soll­ten wir sofort damit anfan­gen

Für mich klingt das, als habe da jemand sei­nen Hut in den Ring gewor­fen.

„Gebt uns unse­ren Ver­ein zurück“ bei „Der Wes­ten“

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Verstrahlt

Für den „Wes­ten“, das in Abwick­lung befind­li­che Inter­net­por­tal der WAZ-Grup­pe, scheint der Wahl­kampf­auf­tritt von Ange­la Mer­kel in Unna das Ereig­nis des Tages gewe­sen zu sein. Immer­hin wur­de der Bericht dar­über zwi­schen­zeit­lich an obers­ter Stel­le auf der Start­sei­te ange­teasert:

Angela Merkel in Unna: Bundeskanzlerin sorgt für strahlende Gesichter. Unna. Nur strahlende Gesichter in der Unnaer Stadthalle. Der Auftritt von Bundeskanzlerin und CDU-Parteichefin Angela Merkel Samstagmittag im Rahmen des NRW-Landtagswahlkampfes war für die Unnaer Christdemokraten so etwas wie eine Krönungsmesse   weiterlesen...

Und wie die Gesich­ter gestrahlt haben:

  • Der loka­le Par­tei­vor­sit­zen­de Wer­ner Por­zy­bot strahl­te natür­lich.
  • Hubert Hüp­pe strahl­te.
  • Ganz beson­ders strahl­ten Han­na Kop­pel­mann, Alex­an­dra Gaber und Rabea Leh­mann in der nicht ganz voll besetz­ten Stadt­hal­le (rund 700 Besu­cher).
  • Strah­len­des Gesicht bei Stadt­hal­len-Chef Horst Bres­an: „Das war eine Punkt­lan­dung. Alles ist rei­bungs­los gelau­fen. Es hat über­haupt kei­ne Pro­ble­me gege­ben.“
  • Strah­len­des Ant­litz von Rudi Fröh­lich, Lei­tungs­kraft bei der Unnaer Poli­zei.

Das ist natür­lich ein sprach­li­ches Mit­tel, das die Men­schen da zu Beginn eines jeden Absat­zes strah­len lässt. Und letzt­lich ist so ein Wahl­kampf­auf­tritt ja nichts ande­res als eine Pro­dukt-Prä­sen­ta­ti­on, über die man auch nur schwer einen brauch­ba­ren, objek­ti­ven Text schrei­ben kann – man kann ja schlecht aus Grün­den der Aus­ge­wo­gen­heit bei allen ande­ren Par­tei­en nach­fra­gen, wie die eigent­lich den Besuch der Kanz­le­rin in ihrer Stadt fan­den. Und den­noch wirkt der Text über die „Regie­rungs-Che­fin (schwar­ze Hose, hell­brau­ner Bla­zer)“ gera­de­zu gro­tesk über­zeich­net. Die CDU-Mit­glie­der­zeit­schrift hät­te kaum ver­klä­ren­der über Ange­la Mer­kel schrei­ben kön­nen, als es Jens Schopp für die „West­fä­li­sche Rund­schau“ getan hat.

Da bekam „der Ex-Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te von der Kanz­le­rin von der Red­ner­tri­bü­ne attes­tiert, er sei ‚der bes­te Behin­der­ten­be­auf­trag­ter der Bun­des­re­gie­rung, den man sich nur den­ken kön­ne‘ “, Schü­le­rin­nen haben es „tat­säch­lich geschafft, Ange­la Mer­kel eine klei­ne, töner­ne Frie­dens­tau­be samt Frie­dens­bot­schaft zu über­rei­chen“ und „selbst für Unnas Bür­ger­meis­ter und SPD-Mit­glied Wer­ner Kol­ter war es mehr als nur ein Pflicht­ter­min“. Die Bun­des­kanz­le­rin „gab sie sich staats­män­nisch“ und hol­te „nur gele­gent­lich“ „die Wahl­kampf­keu­le her­aus“. Fehlt eigent­lich nur noch, dass alle auf ihre Kos­ten kamen, immer­hin sag­te Mer­kel ja auch noch was „zur Erhei­te­rung des Audi­to­ri­ums“.

Jens Schopp ist offen­bar nicht, wie ich ursprüng­lich ange­nom­men hat­te, ein Schü­ler, der im Auf­trag der „West­fä­li­schen Rund­schau“ zur mit stau­nen­dem Blick von der ers­ten Poli­tik­ver­an­stal­tung sei­nes Lebens berich­tet: Er ist Redak­teur der Zei­tung.

Dass der­art brat­wurs­ti­ge Tex­te am Mon­tag in Unna in der gedruck­ten Zei­tung erschei­nen, ist das eine – Lokal­jour­na­lis­mus ist die Höl­le, ich wür­de nie im Leben dort­hin zurück­keh­ren und habe neben Mit­leid vor allem Respekt übrig für jene Jour­na­lis­ten, die sich in die Tie­fen von Ver­ei­nen und Klein­kunst und das Span­nungs­feld ver­schie­dens­ter Inter­es­sen­ver­bän­de bege­ben, die sofort mit der Kün­di­gung von Abos dro­hen. War­um man der­ar­ti­ge Arti­kel als Auf­ma­cher auf die Start­sei­te eines ambi­tio­nier­ten Nach­rich­ten­por­tals packt, ist mir aller­dings schlei­er­haft.

War­um man sol­che Kom­men­ta­re ste­hen lässt, aller­dings auch:

Sone Ostarschschlampe kann selbst die blöden paderborner Landbrotärsche begeistern ist ja sonst nix los bei den Flachmännern. Die würden sogar bei einem Wildschweinauftritt Hurra rufen! #1 von P:M:, vor 2 Stunden

Nach­trag, 28. März: Der „Wes­ten“ hat – mal mit, mal ohne Hin­weis – wüst in den Kom­men­ta­ren her­um­mo­de­riert und dabei auch den hier zitier­ten Kom­men­tar ent­fernt.

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Digital

Ein Loch ist im Dach

Bei der Schal­ker Veltins-Are­na ist – mög­li­cher­wei­se in Fol­ge der hohen Schnee­last, 80 Mil­lio­nen Exper­ten spe­ku­lie­ren schon wie­der – ein Teil des Glas­fa­ser­dachs ein­ge­ris­sen.

Damit man sich selbst ein Bild der Lage machen kann, hat „Der Wes­ten“, das Online-Por­tal der WAZ-Medi­en­grup­pe, eine klei­ne Bil­der­ga­le­rie zusam­men­ge­stellt, die das Aus­maß des Scha­dens zeigt:

Das Dach der Veltins-Arena in Gelsenkirchen, Spielstätte des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04, ist in einem Teilbereich über der Haupttribühne eingebrochen. Foto: Martin Möller / WAZ FotoPool

Das Dach der Veltins-Arena in Gelsenkirchen, Spielstätte des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04, ist in einem Teilbereich über der Haupttribühne eingebrochen. Foto: Martin Möller / WAZ FotoPool

Das Dach der Veltins-Arena in Gelsenkirchen, Spielstätte des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04, ist in einem Teilbereich über der Haupttribühne eingebrochen. Foto: Martin Möller / WAZ FotoPool

Das Dach der Veltins-Arena in Gelsenkirchen, Spielstätte des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04, ist in einem Teilbereich über der Haupttribühne eingebrochen. Foto: Martin Möller / WAZ FotoPool

Das Dach der Veltins-Arena in Gelsenkirchen, Spielstätte des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04, ist in einem Teilbereich über der Haupttribühne eingebrochen. Foto: Martin Möller / WAZ FotoPool

Das Dach der Veltins-Arena in Gelsenkirchen, Spielstätte des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04, ist in einem Teilbereich über der Haupttribühne eingebrochen. Foto: Martin Möller / WAZ FotoPool

Ent­we­der der Foto­graf hat sich (bei Tem­pe­ra­tu­ren um den Gefrier­punkt) kei­nen Mil­li­me­ter bewegt, wäh­rend er die Bil­der gemacht hat – oder „Der Wes­ten“ zeigt ein­fach sechs Mal das glei­che Bild in einem ande­ren Aus­schnitt.

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Nächste Woche: Koli-Quiz

Ich bin ja auch der Mei­nung, dass man mit der intel­lek­tu­el­len För­de­rung von Kin­dern gar nicht früh genug anfan­gen kann. Aber muss man die­se ver­ant­wor­tungs­vol­le Auf­ga­be denn aus­ge­rech­net Bak­te­ri­en über­las­sen?

Salmonellen in Dinslakener Kitas geben Rätsel auf

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Digital Gesellschaft

Wohlfaile Empörung

Ich hab mir heu­te nach fast sechs Jah­ren in Bochum zum ers­ten Mal eine „WAZ“ gekauft – für einen Arti­kel im BILD­blog über das Koma-Sau­fen, zu dem die Jun­ge Uni­on hier in der Stadt angeb­lich ein­lädt.

Ich weiß nicht, was ich von einer Par­ty hal­ten soll, bei der man für 10 Euro Ein­tritt 25 Euro ver­trin­ken kann, so dass die rot-grü­nen Shots, die „weg müs­sen“, im End­ef­fekt weni­ger als einen Euro kos­ten. Aber ich wür­de auch noch viel weni­ger ins Playa gehen, als ich CDU wäh­len wür­de.

Was ich weiß, ist, dass die gan­ze Auf­re­gung um die­se Par­ty irgend­wie typisch war: Beim „Wes­ten“ steht, die Gut­schei­ne müss­ten in andert­halb Stun­den ver­trun­ken wer­den, und kurz dar­auf steht es so in vie­len Blogs und mehr als 300 Leu­te twit­ter­ten, dass die Jun­ge Uni­on …

Auch ich hat­te den Link zum „Wes­ten“ für eine Minu­te in mei­nen deli­cious-Links, ehe mir bei den dor­ti­gen Track­backs der Link zu Way­nes Blog auf­fiel, in dem die­ser der „WAZ“ schlech­ten Jour­na­lis­mus vor­warf.

Ob die Jun­ge Uni­on mög­li­cher­wei­se erst nach Erschei­nen des Arti­kels beim „Wes­ten“ auf ihrer Web­site klar­ge­stellt hat, „dass der Gut­schein zwar bis 23:30 an der Kas­se erwor­ben wer­den muss aber die gan­ze Nacht genutzt wer­den darf“, ist eigent­lich uner­heb­lich – die Blog­ger, die sich auf die Sto­ry stürz­ten, hät­ten wenigs­tens den Ver­such unter­neh­men müs­sen, bei der Jun­gen Uni­on nach Infor­ma­tio­nen zu suchen. (Ich natür­lich auch, bevor ich den Link gespei­chert habe. Ganz beson­ders, wenn die Quel­le „WAZ Bochum“ heißt.)

Es kann doch nicht sein, dass wir immer wie­der die Infor­ma­tio­nen loben, die im Inter­net für jeden über­all und frei ver­füg­bar sind, und dann nicht mal drei Minu­ten dar­auf ver­wen­den, bei einer sol­chen Geschich­te auch die Gegen­sei­te abzu­che­cken. Statt­des­sen wird der Link blind­lings bei Twit­ter wei­ter­ver­brei­tet – natür­lich nicht, ohne ihn vor­her nicht noch mit „#fail“, „#cdu-“ und „#pira­ten+“ (aus Prin­zip!) ver­se­hen zu haben.

Natür­lich traue auch ich den Par­tei­en (und zwar allen) im Wahl­kampf so ziem­lich alles zu. Aber es spricht trotz­dem nicht für die Medi­en­kom­pe­tenz von Inter­net-Power­usern, wenn sie blind auf eine Geschich­te ansprin­gen, die ihnen zufäl­li­ger­wei­se ins Welt­bild passt. Im Gegen­teil: In sol­chen Momen­ten sind wir kei­nen Deut auf­ge­klär­ter als der alte Mann, der seit 60 Jah­ren immer die glei­che Par­tei wählt.

Nach­trag, 22:50 Uhr: Wie hat­te ich nur „BO-Alter­na­tiv“, das loka­le „Indymedia“-Pendant ver­ges­sen kön­nen? Dort sorg­te die Jun­ge Uni­on schon ges­tern Nach­mit­tag „mal wie­der für einen Skan­dal“.

Ande­rer­seits hat­te man sich dort die Mühe gemacht, bei der CDU-Jugend­or­ga­ni­sa­ti­on selbst nach­zu­fra­gen:

Der Pres­se­spre­cher der JU Tors­ten Bade hält das alles für ein Miss­ver­ständ­nis: Die Gäs­te könn­ten län­ger trin­ken und für jugend­li­che Dis­ko-Besu­che­rIn­nen sei das ein ganz nor­ma­les Ange­bot. Er räum­te aber auch ein, dass es schon meh­re­re Anru­fe wegen der Geschich­te gege­ben habe und eini­ge Pla­ka­te auch wie­der abge­hängt wor­den sei­en.

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Musik Digital

A Different Point Of View

So schwer ist das bei den Pet Shop Boys ja eigent­lich nicht: Anders als bei Arca­de Fire (ca. 7) oder The Poly­pho­nics Spree (ca. 23) gibt es nur zwei Band­mit­glie­der – und wenn man die nicht aus­ein­an­der­hal­ten kann, nimmt man eben ein Foto, wo bei­de drauf sind, und schreibt bei­de Namen dar­un­ter.

Man kann es natür­lich auch so machen wie „Zeit Online“ und die Namen der bei­den unter ein Foto schrei­ben, das zwei der vier Back­ground­sän­ger/-tän­zer zeigt:

Aufgeräumt: Die Pet Shop Boys Neil Tennant und Chris Lowe halten Hof im Berliner Tempodrom

Beim „Wes­ten“ bleibt immer­hin unklar, ob es sich um eine Bild­un­ter­schrift oder den Vor­spann des Arti­kels han­deln soll:

Köln. Sie haben so ziemlich alle Moden ihrer Pionierzeit überlebt, aber sie selbst haben sich brillant gehalten: Die Pet Shop Boys im Kölner "Palladium".

In Wahr­heit sehen Neil Ten­n­ant und Chris Lowe bei den Kon­zer­ten (bzw. zu Beginn, wenn die Pres­se foto­gra­fie­ren darf) ein biss­chen anders aus. Aber das hät­te ich auch nicht gewusst, wenn ich nicht zufäl­lig dage­we­sen wäre.

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Digital

Understanding In A Car Crash

War­nung!

In die­sem Ein­trag wer­den Sei­ten ver­linkt, auf denen bru­ta­le und ver­stö­ren­de Fotos bzw. Vide­os zu sehen sind. Wenn Sie emp­find­lich auf sol­che Dar­stel­lun­gen reagie­ren oder es Ihnen reicht, sich vor­zu­stel­len, wie die Opfer eines Ver­kehrs­un­falls aus­se­hen, dann kli­cken Sie bit­te auf kei­nen die­ser Links!

Da hat man sich den Mund fus­se­lig dis­ku­tiert nach dem Amok­lauf von Win­nen­den, hat an jour­na­lis­ti­sche Ethik oder ein­fach nur an den gesun­den Men­schen­ver­stand appel­liert, wenn es um Gewalt­dar­stel­lun­gen in den Medi­en ging. Gera­de letz­te Woche hat­te ich mich und mög­li­che mit­le­sen­de Jour­na­lis­ten mal wie­der gefragt (da dürf­ten Sie jetzt drauf kli­cken, das ist nur ein Cof­fee-And-TV-Arti­kel), ob man eigent­lich alle Quel­len nut­zen müss­te, die einem so zur Ver­fü­gung ste­hen, um ein schreck­li­ches Ereig­nis auf­zu­be­rei­ten.

Aber letzt­lich braucht es wohl ein­fach nur genug Blut und in den Gehir­nen der Online-Redak­teu­re rei­ßen die letz­ten Syn­ap­sen ab.

Im nie­der­län­di­schen Apel­doorn ist bei der Para­de zum heu­ti­gen Köni­gin­nen­tag gegen 12 Uhr Mit­tags ein Auto in die Men­schen­men­ge gefah­ren und erst vor einem Denk­mal zum Ste­hen gekom­men. Im Moment geht man von vier Toten und min­des­tens 20 Ver­letz­ten aus.

Weil sich zumin­dest Tei­le die­ses Unfalls in der direk­ten Nähe des könig­li­chen Bus­ses abspiel­ten, wur­den die­se Bil­der live im Fern­se­hen über­tra­gen. Dass grau­sa­me Din­ge on air pas­sie­ren, gehört zu den Risi­ken einer Live-Über­tra­gung. Die Fra­ge ist, wie man in den nächs­ten Momen­ten damit umgeht.

Die Sen­der des nie­der­län­di­schen RTL haben Vide­os ins Inter­net gestellt, auf denen Men­schen über die Stra­ße geschleu­dert wer­den. Zuschau­er schrei­en ent­setzt (und gut hör­bar) auf, spä­ter sieht man Poli­zis­ten bei ver­zwei­fel­ten Wie­der­be­le­bungs­ver­su­chen. Ich weiß nicht, was davon live über den Sen­der ging und was „nur“ auf­ge­nom­men wur­de – ich bin mir nur ziem­lich sicher, dass die Betrach­tung die­ser bru­ta­len Bil­der kei­ne zwin­gen­de Vor­aus­set­zung für ein Ver­ständ­nis des Vor­gangs „Auto rast in Men­schen­men­ge“ dar­stellt.

In den nie­der­län­di­schen Fern­seh­sen­dern sind die Bil­der des Vor­falls immer wie­der zu sehen – auf man­chen nur die letz­ten Meter, bevor das Auto in die Umzäu­nung des Denk­mals kracht, auf den Sen­dern der RTL-Grup­pe auch noch mal ein paar Men­schen, die getrof­fen wer­den. Repor­ter der Pri­vat­sen­der ste­hen vor dem Auto-Wrack, wäh­rend im Bild­hin­ter­grund die abge­deck­ten Lei­chen lie­gen, die Öffent­lich-Recht­li­chen haben ihre Repor­ter inzwi­schen vor dem Königs­pa­last abge­stellt.

Aber die nie­der­län­di­schen Medi­en, die eh sehr viel libe­ra­ler sind im Umgang mit expli­zi­ten Dar­stel­lun­gen, sol­len uns hier nur am Ran­de und unter exo­ti­schen Aspek­ten inter­es­sie­ren. Wir haben ja unse­re eige­nen Medi­en, allen vor­an die im Inter­net.

Trash-Por­ta­le wie „Spie­gel Online“, Bild.de, focus.de und stern.de, aber auch FAZ.net zei­gen Bil­der­ga­le­rien, in denen man sich unter ande­rem dar­über infor­mie­ren kann, wie eigent­lich schwe­re Kopf­ver­let­zun­gen oder Mund-zu-Mund-Beatmun­gen aus­se­hen.

tagesschau.de zeigt als Auf­ma­cher­bild eine Tota­le (wie man sie auch in der „Net­zei­tung“ und der Klick­stre­cke von „RP Online“ fin­det) mit meh­re­ren Ver­let­zen, wäh­rend im Fern­seh­bei­trag haupt­säch­lich ent­setz­te Augen­zeu­gen (dar­un­ter ein wei­nen­des Kind) zu sehen sind.

Spe­ku­la­tio­nen schie­ßen (natür­lich) ins Kraut und Bild.de brauch­te nur weni­ge Zen­ti­me­ter, um aus einer Fra­ge …

Schock für Beatrix am Königinnentag in Holland: War es ein Anschlag? Autofahrer raste in Menschenmenge - vier Tote und fünf Schwerverletzte

… eine Tat­sa­che zu machen:

Anschlag auf Königin Beatrix: Der Bus mit der königlichen Familie – nur wenige Meter trennen ihn von der Stelle, an der der Suzuki in das Denkmal gerast ist. In der Mitte zu erkennen...

Beim Wes­ten war ver­mut­lich eher sprach­li­ches Unver­mö­gen als Zynis­mus Schuld an einer Bild­un­ter­schrift wie die­ser:

Begeistert warten die Zuschauer im holländischen Apeldoorn auf den Besuch der Königsfamilie, als ein Auto in die Menschenmenge rast.

(Unnö­tig zu erwäh­nen, dass das Foto natür­lich kei­ne begeis­ter­ten War­ten­den zeigt, son­dern in Bewe­gung befind­li­che Unfall­op­fer. Der Bild­aus­schnitt wur­de übri­gens spä­ter noch ver­än­dert, so dass nun weni­ger von den Kör­pern und mehr vom Auto zu sehen ist.)

Von allen gro­ßen Por­ta­len, die mir spon­tan ein­fie­len, kommt nur sueddeutsche.de ohne all­zu bru­ta­le Fotos und/​oder Bil­der­ga­le­rien aus. Aller­dings erhielt mei­ne zag­haf­te Erleich­te­rung einen Dämp­fer, als ich in den Kom­men­ta­ren zum Arti­kel erst Kri­tik an (offen­bar vor­her dort gezeig­ten) Bil­dern fand und dann das hier las:

 30.04.2009  14:29:35 Moderator (sueddeutsche.de): Liebe user, obwohl das von uns zunächst gezeigte Bild aus dokumentarischen Gründen auch in anderen Publikationen zu sehen war, haben wir uns aus Pietätsgründen dazu entschieden ein anderes Bild zu verwenden. Mit freundlichen Grüßen, Ihr Moderator

Die obli­ga­to­ri­sche Gegen­pro­be beim Online-Auf­tritt des „Guar­di­an“ ergab: Ein zer­trüm­mer­tes Auto sagt auch viel aus.

Mit beson­de­rem Dank an unse­re Nie­der­lan­de-Kor­re­spon­den­tin Leo­nie.

Nach­trag, 23:55 Uhr: Zu früh gelobt: Der „Guar­di­an“ hat mit einer Bil­der­ga­le­rie und einem Video nach­ge­legt, wo Bil­der zu sehen sind, die mei­nes Erach­tens auch nicht nötig wären.

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Musik

Overwhelmed by their hometown

Ges­tern also spiel­ten die Kili­ans anläss­lich der Ver­öf­fent­li­chung ihres zwei­ten Albums „They Are Cal­ling Your Name“ (erscheint Ende nächs­ter Woche, kann man jetzt schon bei last.fm hören) in ihrer Hei­mat­stadt Dins­la­ken.

Wie es wirk­lich war, wer­den wir am Mon­tag (also 60 Stun­den nach dem Kon­zert) in den Lokal­zei­tun­gen lesen kön­nen. Da wird dann ver­mut­lich auch die exak­te Besu­cher­zahl ste­hen (Cof­fee-And-TV-Schät­zun­gen: 1.200 bis 1.500).

Bis dahin ver­wei­se ich auf unge­fil­ter­te Live-Ein­drü­cke in 13 Fotos und sechs Tweets:

Auf in die Stadt, #Kilians gucken. l:Dinslaken
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Leben Gesellschaft

Homegrown Terror

Vor­hin hat­te ich noch zwei Absät­ze über mei­ne Schu­le und die Fol­ge von Amok­läu­fen geschrie­ben.

Was ich nicht ahnen konn­te: Zu die­sem Zeit­punkt war das Theo­dor-Heuss-Gym­na­si­um in Dins­la­ken in hel­ler Auf­re­gung. Im Inter­net (aha!) hat­te jemand mit einem Amok­lauf gedroht – „Wahr­schein­lich ein Nach­ah­mungs­tä­ter“, wie die „Rhei­ni­sche Post“ berich­tet.

Wäh­rend sich bei derwesten.de Kom­men­ta­re besorg­ter Eltern sam­meln, habe ich mei­nen Bru­der Jus­tus, der in die­sem Jahr am THG sein Abitur macht, gebe­ten, mir sei­ne Ein­drü­cke vom Vor­mit­tag zu schil­dern:

Als ich heut mor­gen zur Schu­le lief, war ich spät dran. Von weit weg habe ich zwei Poli­zei­au­tos gese­hen. Erst dach­te ich, die Poli­zei wür­de wie­der armen Schü­lern Geld für das Fah­ren auf der fal­schen Stra­ßen­sei­te abneh­men, aber als ich dann noch 2 Mann­schafts­wa­gen sah dach­te ich mir, es muss was grö­ße­res sein.

Die ers­ten bei­den Stun­den ver­lie­fen nor­mal, nach der 1. gro­ßen Pau­se blie­ben jedoch alle Schü­ler auf dem Schul­hof, da fiel erst auf, dass sich kein Leh­rer auf dem Schul­hof befand. Die­se haben in der Zwi­schen­zeit, im Leh­rer­zim­mer ein­ge­schlos­sen, einen Crash­kurs in Sachen Amok­ver­hal­ten bekom­men. In der Situa­ti­on hat man sich gefragt: „Wenn alle Leh­rer und Poli­zis­ten im Leh­rer­zim­mer sind, wer passt dann hier auf, falls wirk­lich einer Amok lau­fen soll­te?“

Eine hal­be Stun­de spä­ter ging der Unter­richt wei­ter und unser Leh­rer hat uns mit­ge­teilt, dass in einem Chat im Inter­net ein Schü­ler des THGs eine Amok­war­nung geschrie­ben hat. Als Vor­sichts­maß­nah­me sol­len die Türen abge­schlos­sen wer­den und bei einem bestimm­ten Code­wort durch die Laut­spre­cher soll­ten Tische umge­wor­fen wer­den und die Schü­ler sich flach auf den Boden legen.

In der Frei­stun­de danach wur­de bekannt, dass der User­na­me irgend­was mit Mar­cus wäre und jeder Mar­cus der Schu­le ver­hört wur­de. Bei man­chen soll die Poli­zei sogar zuhau­se gewe­sen sein. Als ich mit einem Freund den Schul­hof ver­las­sen woll­te, wur­de uns mit­ge­teilt, dass wir beim Wie­der­be­tre­ten des Schul­hofs unse­ren Aus­weis vor­zei­gen müs­sen. All­ge­mei­ner Unter­richts­schluss war um 13.15 Uhr, damit die Poli­zis­ten Fei­er­abend machen kön­nen. Nächs­ten Mon­tag und Diens­tag soll die Schu­le eben­falls über­wacht wer­den.

Alles in allem waren 2 Motor­rad­po­li­zis­ten im Stadt­park, 2 Mann­schafts­wa­gen, 4 Strei­fen­wa­gen und auch noch ein Zivil­fahr­zeug rund ums Schul­ge­län­de posi­tio­niert.

Wir hat­ten nicht wirk­lich Angst. Eher kamen Scher­ze von allen Sei­ten zu den Mar­kusen unse­rer Schu­le. Kei­ner ist wirk­lich davon aus­ge­gan­gen das was pas­sie­ren wür­de, bis auf ein paar jun­ge Leh­re­rin­nen.