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Songs des Jahres 2024

Wenn Sil­ves­ter vor­bei ist, beginnt für mich eine Zeit der inne­ren Anspan­nung: Ich will unbe­dingt mei­ne musi­ka­li­sche Rück­schau auf das ver­gan­ge­ne Jahr abschlie­ßen, muss aber auch erst­mal den All­tag wie­der reboo­ten. Ich weiß, dass Ihr nicht alle mit den Hufen scharrt und wütend wer­det, wenn ich mei­ne Lis­te spä­ter ver­öf­fent­li­che (oder gar nicht, wie in den Jah­ren, als das Kind ganz klein war und ich mit ande­rem beschäf­tigt war), aber irgend­wie gehört es für mich eben­so zum Jah­res­ab­schluss wie das Abta­keln des Tan­nen­baums (der auch noch steht).

Beim Durch­hö­ren mei­ner Vor­auswahl (ein aus­ge­spro­chen kom­pli­zier­ter Pro­zess, gegen den jede Papst­wahl wie ein Kin­der­gar­ten­aus­flug aus­sieht) dach­te ich immer wie­der: „Das war musi­ka­lisch ein sehr guter Jahr­gang!“ Gleich­zei­tig habe ich fest­ge­stellt, dass ich wirk­lich weni­ge Songs in ihrem Kon­text gehört habe — also als Teil eines Albums. Ich bin mir nicht mal sicher, ob ich auf zehn Alben kom­me, die ich öfter als drei Mal gehört habe.

Ein paar Trends waren zu erken­nen: Im Ver­ei­nig­ten König­reich kam Drum ’n‘ Bass sowas von zurück (und es inter­es­sier­te, wie schon in den 1990er Jah­ren, hier­zu­lan­de kaum jeman­den im Main­stream); es gab über­ra­schend vie­le jun­ge Bands, die wie The Strokes klan­gen, eine Band, die für Men­schen unter 30 eigent­lich eine Oldie-Band sein muss, und ich habe – beson­ders im Ver­gleich zu vor 15, 20 Jah­ren – ziem­lich vie­le Songs dabei, die von Frau­en gesun­gen wer­den.

Bei vie­len Songs habe ich zwar kei­ne Ahnung, wie ich über­haupt auf sie auf­merk­sam gewor­den bin, aber sie haben mich dann eben doch über Mona­te beglei­tet, bei allem, was man so tut und erlebt. Es wur­de aber auch irgend­wann belie­big: Bei vie­len Songs dach­te ich, wenn ich sie im Lau­fe des Jah­res ein paar Mal öfter gehört hät­te, hät­ten sie am Ende auch auf einem ein­stel­li­gen Rang lan­den kön­nen. Über 100 Songs in der Vor­auswahl und fast alle sind gleich gut?

Es gibt also jetzt eine Lis­te mit 100 Songs (Sor­ry!). Man kann sie auf Shuff­le hören, dann ist sicher­lich viel Schö­nes dabei, aber vor allem die ers­ten zehn, zwan­zig Songs fol­gen auch einer gewis­sen Hier­ar­chie:

10. Crow­ded House – Oh Hi
Ich ver­ra­te Euch jetzt ein Geheim­nis: An mehr als 182 Tagen im Jahr hal­te ich Neil Finn für einen bedeu­ten­de­ren Song­wri­ter als John Len­non und Paul McCart­ney. Etli­che der Songs, die er für die gera­de mal vier Alben von Crow­ded House in den 1980er und 90er Jah­ren geschrie­ben hat, sind längst Klas­si­ker; „Don’t Dream It’s Over“ ist für mich einer der schöns­ten Songs aller Zei­ten (und wenn man ein Orgels­o­lo hei­ra­ten könn­te: Hier würd ich’s tun!) und „Ever­yo­ne Is Here“, das Album, das er 2004 mit sei­nem Bru­der Tim auf­ge­nom­men hat, wäre bei mei­nen Top 10 für die ein­sa­me Insel mit dabei. Seit ein paar Jah­ren sind sei­ne Söh­ne Liam und Elroy Teil von Crow­ded House und zusam­men haben sie letz­tes Jahr das Album „Gra­vi­ty Stairs“ ver­öf­fent­licht. Nicht der ganz gro­ße Wurf, aber die Vor­ab-Sin­gle „Oh Hi“ ver­eint wie­der ein­gän­gi­ge Melo­dien mit einem schwe­re­lo­sen Pop-Arran­ge­ment, wie man es von der Band seit knapp 40 Jah­ren kennt. Ein Klang, so ver­traut wie das Wohn­zim­mer mei­ner Eltern.

9. Lam­b­ri­ni Girls – Com­pa­ny Cul­tu­re
Eine eng­li­sche all girl Punk­band, die einen wüten­den, kom­pro­miss­lo­sen und trotz­dem lus­ti­gen Song über Sexis­mus am Arbeits­platz spielt? Count me in! 

8. Bon Iver – Spey­si­de
Ich möch­te ehr­lich sein: So ganz hab ich nicht alles ver­stan­den, was Jus­tin Ver­non nach dem zwei­ten Bon-Iver-Album „Bon Iver“ gemacht hat. Die­ses Gezir­pe, die komi­schen Song­ti­tel, die 42 Gastsänger*innen — aber Ver­non war von Anfang an über so vie­le Zwei­fel erha­ben, dass ich den Feh­ler natür­lich bei mir gesucht habe. Jetzt hat er die Akus­tik­gi­tar­re wie­der­ge­fun­den und die Drei-Song-EP „SABLE,“ (nur echt in Groß­buch­sta­ben, mit Kom­ma und vier Tracks, weil der ers­te nur Geräusch ist) klingt, als sei sie der noch klei­ne­re Anbau zu der Wald­hüt­te, in der im Win­ter 2006/​07 das Debüt­al­bum „For Emma, Fore­ver Ago“ ent­stan­den ist. „Spey­si­de“ klingt ent­spre­chend, wie nach einer lan­gen Rei­se wie­der zuhau­se anzu­kom­men.

7. Manic Street Pre­a­chers – Decli­ne & Fall
Ich bin jetzt seit fast 25 Jah­ren Fan der Manic Street Pre­a­chers; sie haben mich durch die Ober­stu­fen­zeit beglei­tet und poli­ti­siert. Ihr letz­tes rich­tig gutes Album ist jetzt auch schon vier­zehn Jah­re alt — und dann bal­lern sie plötz­lich so eine Sin­gle raus: eine Pia­no-Hook wie bei ABBA, Gitar­ren wie bei Guns ‘n’ Roses und eine Gesangs­me­lo­die, die unge­fähr so ein­gän­gig ist wie ein gelun­ge­ne­rer Schla­ger. Der Text han­delt davon, im Ange­sicht einer ver­fal­len­den Welt die klei­nen Wun­der zu fei­ern — viel­leicht ein biss­chen fata­lis­tisch für eine Band, die die meis­te Zeit ihrer Kar­rie­re die kom­mu­nis­ti­sche Welt­re­vo­lu­ti­on anzet­teln woll­te, aber in Zei­ten, in denen sich so vie­le immer radi­ka­ler äußern, ist es auch auf eine Art radi­kal, das Gegen­teil zu tun. Am 31. Janu­ar erscheint dann auch end­lich das neue Manics-Album, des­sen Titel eben­falls per­fekt in unse­re Zeit passt: „Cri­ti­cal Thin­king“.

6. Ider – You Don’t Know How To Dri­ve
Wir waren bei Cof­fee And TV schon gro­ße Fans von Ider, bevor das bri­ti­sche Elek­tro­pop-Duo über­haupt 2019 sein Debüt­al­bum „Emo­tio­nal Edu­ca­ti­on“ ver­öf­fent­licht hat­te. Der Bild­spen­der für den Titel die­ser Sin­gle ist die männ­li­che Unfä­hig­keit, sich im Stra­ßen­ver­kehr zu ori­en­tie­ren, aber immer gute Rat­schlä­ge zu geben — und das ist nur die ers­te Stro­phe, denn die burns wer­den danach noch viel, viel gemei­ner: „I wan­na throw your shit in the midd­le of the street /​ Real­ly make a big sce­ne and burn your red SG /​ Dele­te the files of your solo EP, yeah no one’s gon­na hear it now“, sin­gen Megan Mark­wick und Lily Somer­ville im Refrain und viel­leicht muss man ein paar Musi­ker im Bekann­ten­kreis haben, um die Tie­fe und Schär­fe die­ser Zei­len voll wür­di­gen zu kön­nen, aber lasst es mich so sagen: Das hier ist die nuklea­re Opti­on — aber sehr, sehr lus­tig! Das drit­te Ider-Album „Late To The World“ erscheint am 21. Febru­ar; Ende März spie­len sie in Ham­burg, Ber­lin und Köln.

5. MJ Len­der­man – She’s Lea­ving You
Ich hät­te ehr­lich gesagt nicht damit gerech­net, dass es noch mal einen Act wie MJ Len­der­man geben wür­de: klas­si­scher Indie­rock, den Men­schen zwi­schen 16 und 61 gut fin­den und über den eine Zeit­lang wirk­lich alle in mei­nem Umfeld reden. „You can put your clo­thes back on /​ She’s lea­ving you“ ist kein ganz schlech­ter Anfang, es wird danach aber noch bes­ser: Es fällt schwer, den Refrain „It falls apart, we all got work to do /​ It gets dark, we all got work to do“ nicht auf das all­ge­mei­ne Welt­ge­sche­hen zu bezie­hen — aber was bezieht man die­ser Tage nicht dar­auf? Dabei ist der Song doch eigent­lich das „Sie ist weg“ der Gene­ra­ti­on Z (hof­fe ich).

4. kett­car – Auch für mich 6. Stun­de
Ja, ja, natür­lich: „Mün­chen“ hat­te mehr Wucht, war poli­ti­scher und wich­ti­ger — so wie damals „Som­mer ’89“. Aber kett­car benen­nen ja nicht nur Pro­ble­me, sie haben immer auch Trost dabei: „Ein Ben­ga­lo in der Nacht“. So ist „Auch für mich 6. Stun­de“, der Ope­ner ihres sehr, sehr guten 2024er Albums „Gute Lau­ne unge­recht ver­teilt“ viel­leicht eher der Zwil­ling von „Ankunfts­hal­le“ vom Vor­gän­ger „Ich vs. Wir“: Ja, da ist ganz schön viel Schei­ße in der Welt, aber wir müs­sen da nicht allei­ne durch. Und das ist für mich dann die noch schö­ne­re Bot­schaft, getra­gen von die­sem wun­der­ba­ren Snow-Pat­rol-Arran­ge­ment.

3. Phi­li­ne Son­ny – In Deni­al
Dafür, dass sie erst seit weni­gen Jah­ren Musik ver­öf­fent­licht, gehört Phi­li­ne Son­ny schon sehr deut­lich zu unse­ren Lieb­lings-Acts. Okay: Sie wohnt ja auch in Bochum, aber das hier ist mehr als Lokal­pa­trio­tis­mus, das ist „Ich fänd’s auch geil, wenn es aus den USA käme und bei All Songs Con­side­red und Pitch­fork vor­ge­stellt wür­de“. Im März erschien ihre EP „Inva­der“, dar­auf auch „In Deni­al“, ein lang­jäh­ri­ger fan favo­ri­te bei den Kon­zer­ten. Die­ses „Some­bo­dy out the­re“ muss man mal live erlebt haben, wie das Publi­kum es mit­singt.

2. Japan­dro­ids – Posi­tively 34th Street
Kann man mit über 25 noch glaub­haf­te Lie­bes­lie­der schrei­ben? Ben Folds war 34, als er „The Luckiest“ auf­nahm; Mar­cus Wie­busch 43 bei „Ret­tung“. Also: Ja. Bri­an King ist 41, als das fina­le Album sei­ner Band Japan­dro­ids erscheint. „Posi­tively 34th Street“ ist nicht nur ein Ver­weis auf Bob Dylan, es ist auch eines der erwach­sens­ten Lie­bes­lie­der, das ich je gehört habe. Und eines der schöns­ten. Wie man auch nach Jah­ren, nach all dem Cha­os, das wir „Leben“ nen­nen, noch an eine Per­son von frü­her den­ken kann; wie man es noch mal ver­sucht, immer wie­der hadert und zwei­felt und die Geschich­te viel­leicht doch noch gut aus­geht, zumin­dest aber erst­mal über­haupt noch anfängt, das ist schon gran­dio­ses, lebens­na­hes Song­wri­ting. Und das alles in die­sem klas­si­schen Hüs­ker-Dü-tref­fen-Bruce-Springsteen-Sound, den Japan­dro­ids über ihre vier Stu­dio­al­ben gepflegt haben: Die­ser Song ist das Gegen­teil von mid­life cri­sis, von Por­sche, Gold­kett­chen und die Demo­kra­tie zer­stö­ren. So klin­gen Män­ner, die es irgend­wie doch noch geschafft haben; geschun­den zwar, aber im Ein­klang mit sich und ihren Gefüh­len.

1. Chris­ti­an Lee Hut­son – After Hours
Seit dem Release Anfang Juli lag ich mei­ner gesam­ten peer group in den Ohren, dass sie sich bit­te, unbe­dingt, kei­ne Zeit zu War­ten, die­sen Song anhö­ren sol­len. Nein: müs­sen! „After Hours“ klingt, als wür­de ich es seit 25 Jah­ren ken­nen, aber ich kann nicht genau sagen, an was mich Stim­me und Musik erin­nern: Nick Dra­ke? Nein. The Wea­k­erthans? Auch nicht. Vor allem war Chris­ti­an Lee Hut­son vor 25 Jah­ren gera­de acht und hat (hof­fent­lich, denn das Wort „fuck“ kommt auch drin vor) noch nicht sol­che Songs geschrie­ben. Refrains gibt’s kei­ne, dafür Stro­phen, die sich frei asso­zia­tiv von Spät­is im Him­mel über die Schau­spie­le­rin Cathe­ri­ne O’Hara bis zur Fest­stel­lung „The good stuff is behind a pay­wall“ erstre­cken. Es war ein wil­des Jahr für mich, vor allem in der zwei­ten Hälf­te, aber dann war die­ser Song immer für mich da, der sich anfühlt wie in der war­men Bade­wan­ne ein­zu­schla­fen (Vor­sicht bit­te!). Ein­at­men, aus­at­men. „It’s cra­zy I know, I’ve got nowhe­re to go /​ But up here, I wear my seat­belt“.

100 Songs, über 6 Stun­den:

Kei­nen neu­en Blog-Ein­trag mehr ver­pas­sen? Wir haben jetzt einen Whats­App-Kanal und einen Blues­ky-Account, wo Ihr auf dem Lau­fen­den blei­ben könnt!

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Musik Digital

Neue Musik von Pet Shop Boys, Crowded House, Maggie Rogers, Kacey Musgraves

Spo­ti­fy setzt uns im Juni vor die Tür. Das ist doof, aber nicht über­ra­schend.

Lukas for­dert erst zum Sturz der Tech-Kon­zer­ne auf und macht dann trotz­dem das Bes­te draus, indem er neue Songs von sei­nen Lieb­lings­bands Pet Shop Boys und Crow­ded House spielt, von Mag­gie Rogers und Kacey Mus­gra­ves und vie­len ande­ren Acts.

Alle Songs:

  • Pet Shop Boys – Loneli­ne­ss
  • Mor­gan Har­per-Jones – Boom­box
  • Vil­la­gers – That Gol­den Time
  • Mag­gie Rogers – Don’t For­get Me
  • Le Shiv – Reg­rets And Hap­pi­ness
  • Kacey Mus­gra­ves – Deeper Well
  • Litt­le Simz – Mood Swings
  • Crow­ded House – Oh Hi
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Musik

Da prallen Welten aufeinander

Nata­lie Imbru­glia war vor vie­len Jah­ren mal berühmt. Sie hat­te einen Hit namens „Torn“ und war eine der ers­ten Frau­en, bei denen ich als Teen­ager dach­te „Schau mal an, die sieht aber ganz gut aus …“ (die Zwei­te war Nata­lie Port­man, womit die Nata­lie-Serie aber auch schon ende­te).

Ich habe kei­ne Ahnung, was die Aus­tra­lie­rin in den letz­ten Jah­ren gemacht hat (mut­maß­lich Alben ver­öf­fent­licht, von denen kaum jemand etwas mit­be­kom­men hat), aber heu­te ver­mel­det NME.com, sie habe ein neu­es Album auf­ge­nom­men.

Die eigent­li­che Nach­richt ist aber:

Nata­lie Imbru­glia has announ­ced details of her forth­co­ming new stu­dio album, which fea­tures three co-wri­tes with Cold­play.

Die eigent­li­che Nach­richt ist aber:

The album, entit­led ‚Come To Life‘, will be released on Octo­ber 5. It will be pre­ce­ded by a sin­gle, ‚Want‘, on Sep­tem­ber 28. The sin­gle is a Cold­play co-wri­te, as are album tracks ‚Lukas‘ and ‚Fun‘.
(Her­vor­he­bung von mir)

Nach all den Jah­ren, in denen ich mit „Luka“ von Suzan­ne Vega Vor­lieb neh­men muss­te (was ja immer­hin ein schö­ner, wenn auch etwas depri­mie­ren­der Song war), gibt’s jetzt end­lich „Lukas“ – und das gleich von Nata­lie Imbru­glia und Cold­play. ((Ich wer­de dem­nächst noch ein­mal aus­führ­li­cher über Song­na­men, die auf Namen basie­ren, schrei­ben. Ich fin­de es ver­dammt unge­recht, dass eine Geral­di­ne so einen groß­ar­ti­gen Song wie den von Glas­ve­gas ver­ehrt bekommt, eine Lena aber mit BAP und Pur leben muss.))

Damit sind wir aber noch nicht bei der span­nends­ten Kol­la­bo­ra­ti­on des Musik­herbs­tes, denn die kommt wohl aus einem ande­ren land down under, aus Neu­see­land. Neil Finn (Ex-Split Enz, Ex- und Wie­der-Crow­ded House, Finn Brot­hers) hat letz­tes Jahr Weih­nach­ten einen gan­zen Hau­fen Musi­ker um sich geschart, um unter dem Pro­jekt­na­men 7 Worlds Col­l­i­de ein paar Songs ((Also ein Dop­pel­al­bum.)) für einen guten Zweck auf­zu­neh­men.

Die Lis­te der Mit­wir­ken­den beinhal­tet unter ande­rem John­ny Marr (Mode­st Mou­se, Ex-The Smit­hs), Phil Sel­way und Ed O’Brien (bei­de Radio­head), Jeff Tweedy, John Stir­ratt, Glenn Kot­che und Pat San­so­ne (alle Wil­co), KT Tunstall, Bic Runga, Tim Finn, Liam Finn, Lisa Ger­ma­no und Sebas­ti­an Stein­berg (Soul Coug­hing). Die Songs wur­den in den wüs­tes­ten Kom­bi­na­tio­nen geschrie­ben und ein­ge­spielt und wie man den Vide­os auf der MySpace-Sei­te des Pro­jekts ent­neh­men kann, hat das alles wohl rich­tig viel Spaß gemacht. Ers­te Hör­ein­drü­cke gibt es dort auch schon.

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Musik

Listenpanik: Alben 2007

So ein Jahr geht ja dann doch schnel­ler zu Ende als man denkt: Zwar ist es irgend­wie absurd, noch vor Sil­ves­ter zurück­zu­bli­cken, aber unse­re hek­ti­sche, durch­or­ga­ni­sier­te Welt lässt sich von Logik nicht auf­hal­ten. Des­halb habe ich nach den Songs (bei denen ich am liebs­ten schon wie­der mit­tel­gro­ße Kor­rek­tu­ren vor­neh­men wür­de) jetzt mei­ne Alben des Jah­res 2007 sor­tiert, abge­packt und nie­der­ge­schrie­ben.

Zwar hat­te ich nach der Lek­tü­re der Jah­res­rück­schau im „Musik­ex­press“, des­sen Posi­ti­on als letz­tes von mir gele­se­nes Papier­ma­ga­zin damit auch stark ins Wan­ken gera­ten ist, kei­ne gro­ße Lust mehr, über die­ses mir plötz­lich belie­big und unspan­nend erschei­nen­de Musik­jahr zu schrei­ben, aber dann beguck­te ich mein CD-Regal und dach­te: „Jetzt erst recht!“

Und weil so vie­le Künst­ler auch in der Song-Lis­te ver­tre­ten waren, hab ich mir als Anspiel­tipps für die Alben mal ande­re Stü­cke aus­ge­sucht.

1. Bloc Par­ty – A Weekend In The City
Wo anfan­gen? Viel­leicht mit dem Erstau­nen dar­über, dass Bloc Par­ty ihr Erst­werk top­pen konn­ten. Oder doch damit, dass kein Pop-Album der letz­ten fünf Jah­re einen bes­se­ren Span­nungs­bo­gen hat­te? Mit der groß­ar­ti­gen Mischung aus Hoff­nung und Resi­gna­ti­on, Poli­tik und Lie­be, Tanz­bo­den und Kuschel­ecke? Die tol­len Rhyth­men loben, die wun­der­ba­ren Gitar­ren, die ast­rei­ne Pro­duk­ti­on von Jack­kni­fe Lee oder die über allem thro­nen­de Stim­me von Kele Oke­re­ke?
Bull­shit: Wenn einen ein Album am 30. Dezem­ber noch so begeis­tert wie am 2. Febru­ar, dann ist es wohl das Album des Jah­res.
Anspiel­tipp: „Sun­day“

2. Get Cape. Wear Cape. Fly – The Chro­nic­les Of A Bohe­mi­an Teen­ager
Ken­nen Sie Sam Duck­worth? Ich muss­te den Namen auch gera­de erst mal wie­der nach­schla­gen. Aber sei­ne Band Get Cape. Wear Cape. Fly soll­ten Sie ken­nen. So außer­ge­wöhn­lich, dass mir dazu nur so sinn­lo­se Beschrei­bun­gen wie „Akus­ti­ke­molek­tro“ ein­fal­len. Klingt tau­send­mal tol­ler als es sich anhört. Ein biss­chen froh bin ich aber schon, dass das Album erst nach den gro­ßen Sinn­kri­sen mei­ner Teen­ager-Jah­re erschie­nen ist.
Anspiel­tipp: „War Of The Worlds“

3. Kili­ans – Kill The Kili­ans
Es wäre eine schö­ne Gele­gen­heit, mit die­ser 35. Erwäh­nung der Band in die­sem Blog eine klei­ne dies­be­züg­li­che Pau­se ein­zu­le­gen. Ich glau­be, es ist schon alles gesagt, gesun­gen und gefilmt wor­den. Aber toll ist die Plat­te immer noch
Anspiel­tipp: „Some­thing To Arri­ve“

4. Stars – In Our Bed­room After The War
Die­se Kana­di­er: 33 Mil­lio­nen Ein­woh­ner, von denen etwa die Hälf­te in jeweils min­des­tens zwei Bands musi­ziert. Nicht alle sind so erfolg­reich wie Bryan Adams und Avril Lavi­gne, aber auch nicht alle machen so schlech­te Musik. Stars machen zum Bei­spiel ganz wun­der­ba­ren Indiepop, der zwi­schen Kon­zert­saal und Dis­co schwankt und sich mit gro­ßer Freu­de gleich­zei­tig bei The Smit­hs, Bee Gees und Phil Spec­tor bedient. Toll!
Anspiel­tipp: „Take Me To The Riot“

5. Shout Out Louds – Our Ill Wills
Das sel­be in grün schwe­disch. The Cure statt The Smit­hs und Abba statt Bee Gees, sonst aber genau­so gelun­ge­ner Indiepop wie bei Stars. Die Shout Out Louds lie­fer­ten mit „Tonight I Have To Lea­ve It“ mei­nen Song des Jah­res und sind auch bei den Alben wie­der ganz vor­ne mit dabei.
Anspiel­tipp: „Par­ents Livin­g­room“

6. The Wea­k­erthans – Reuni­on Tour
Schon wie­der Kana­di­er. Na ja, das Land habe ich ja oben schon aus­führ­lichst *hüs­tel* vor­ge­stellt, da freu­en wir uns lie­ber noch ein paar Zei­len über die­ses tol­le Album und wun­dern uns, dass kein Song in mei­ner Jah­res­bes­ten­lis­te gelan­det ist. Pein­lich, pein­lich. Wie’s klingt? Na ja, wenn ich jetzt wie­der „Indiepop“ schrei­be, glaub ich es mir ja lang­sam sel­ber nicht mehr. „Toll“ war auch schon zu oft, dann klingt es halt ein­fach so, wie ein Wea­k­erthans-Album im Jahr 2007 klin­gen soll­te. Logik­schlei­fe geschlos­sen, Zei­len gefüllt!
Anspiel­tipp: „Civil Twi­light“

7. Tra­vis – The Boy With No Name
Ja, gut: Ich bin Fan, Tra­vis wer­den wohl nie ein Album machen, das ich wirk­lich doof fin­de. Viel­leicht war es des­halb der doch eher irgend­wie ein biss­chen ent­täu­schen­de Vor­gän­ger „12 Memo­ries“, der mich „The Boy With No Name“ umso mehr mögen ließ. Aber was will man machen? Jede Men­ge schö­ne Melo­dien mit klu­gen Tex­ten, viel mehr braucht’s halt auch nicht für ein gutes Album.
Anspiel­tipp: „Col­der“

8. Toco­tro­nic – Kapi­tu­la­ti­on
Toco­tro­nic sind ein­fach mit jedem Album gut. Viel­leicht nicht so gut, dass man „Kapi­tu­la­ti­on“ gleich kra­kee­lend zum Album des Jah­res ernen­nen und der Band eine Vor­rei­ter­stel­lung in Wasauch­im­mer unter­stel­len muss, aber eben schon bes­ser als jedes ande­re deutsch­spra­chi­ge Album in die­sem Jahr. Freu­en wir uns auch auf das nächs­te Album und hof­fen, dass es nicht aus­ge­rech­net in einem Jahr mit den neu­en Wer­ken von Ele­ment Of Crime und Tom­te erscheint, was zu einem unnö­ti­gen Show­down füh­ren wür­de.
Anspiel­tipp: „Ver­schwör dich gegen dich“

9. The Wom­bats – A Gui­de To Love, Loss & Despe­ra­ti­on
Ja, was machen die denn da? Ich woll­te doch nie mehr „jun­ge fre­che bri­ti­sche Bands“ hören. Sie ste­hen mir sowas von bis hier, dass ich das zwei­te Arc­tic-Mon­keys-Album bis heu­te nicht gehört habe. Ein Feh­ler? Mir egal. Ich hab ja The Wom­bats und die sind bes­ser als alle ande­ren Bands, die ich alle nicht ken­ne.
Anspiel­tipp: „Kill The Direc­tor“

10. Under­world – Obli­vi­on With Bells
Ber­lin, Fried­rich­stra­ße. Okto­ber, Abend, Regen. Under­world machen aus dem Tou­ris­ten­tram­pel­pfad vor­bei an Luxus­kauf­häu­sern für ein, zwei Momen­te New York. Ralph Fien­nes wird in einem Auto an mir vor­bei gezo­gen. Alles fühlt sich so urban an – und das liegt ver­dammt­noch­mal nicht an der „Arm, aber sexy“-Metropole, son­dern an die­sem atem­be­rau­bend guten Elek­tro-Album.
Neu­lich sah ich das Video zu „Beau­tiful Burn­out“ im Fern­se­hen (GoTV, natür­lich): Über acht Minu­ten, über­haupt nicht welt­städ­tisch, son­dern klein, bil­lig, schmud­de­lig. Und trotz­dem hat­te ich wie­der ein Gefühl wie auf dem Gip­fel der Welt.
Anspiel­tipp: „Beau­tiful Burn­out“

11. The Blood Arm – Lie Lover Lie
Wie man sich mei­ne Gunst erspielt: Kla­vier neh­men, drauf­hau­en, semi-alber­ne Tex­te mehr­stim­mig anstim­men. So sind Ben Folds Five damals mei­ne Lieb­lings­band gewor­den, so ähn­lich haben sich The Blood Arm einen Platz in mei­ner Lis­te erkämpft.
Anspiel­tipp: „The Cha­sers“

12. Jus­ti­ce – †
Es ist mir bei­na­he unan­ge­nehm, die­se Plat­te zu nen­nen. Da könn­te man ja gleich Grö­ne­mey­er oder … äh: Bloc Par­ty neh­men, wenn man Kon­sens haben will. Egal, was die Musik­feuil­le­to­nis­ten jetzt schon wie­der für einen Trend her­bei­schrei­ben wol­len: Das Album mit dem Kreuz im Titel ist und bleibt super. Bit­te tan­zen Sie N.O.W.
Anspiel­tipp: „Tth­hee Ppaarrt­tyy“

13. Wir Sind Hel­den – Sound­so
Die ganz gro­ße Auf­merk­sam­keit in den Medi­en hat etwas nach­ge­las­sen, viel­leicht hat „Poly­lux“ nicht mal mehr einen Bei­trag über Judith Holo­fer­nes als „Stim­me ihrer Gene­ra­ti­on“ gebracht. Wir Sind Hel­den haben ihr Leben zurück und sind so gut wie am ers­ten Tag. Bei fast jeder Band hät­te ich Angst, dass sie einen Song wie „The Geek (Shall Inhe­rit)“ nicht mehr top­pen kön­nen wird, aber Wir Sind Hel­den machen seit „Denk­mal“ ja nichts ande­res. Also: Wei­ter­ma­chen!
Anspiel­tipp: „Sound­so“

13. The Kil­lers – Saw­dust
„Ey, Alter, das ist doch nur eine Rari­tä­ten­samm­lung! Was soll die denn bei den Alben des Jah­res? ‚Alben‘, hörst Du?“ Also bit­te, lie­be Stim­men in mei­nem Kopf: Seid still! Natür­lich ist das „nur“ eine Rari­tä­ten­samm­lung. Aber so man­che Band wäre froh, das als Album hin­zu­krie­gen! Man­che Sachen sind natür­lich etwas sehr absei­tig und wür­den auf einem „nor­ma­len“ Album viel­leicht über­for­dern, aber auf die­sem Zwi­schen­ding dür­fen sich The Kil­lers aus­to­ben. Mit Joy-Divi­si­on-Cover, Wes­tern­gi­tar­ren und Lou Reed. Mei­ne Pro­gno­se fürs drit­te Album: Da geht noch eini­ges!
Anspiel­tipp: „Move Away“

14. Jim­my Eat World – Cha­se This Light
Lie­be Kin­der, wenn Ihr nicht wollt, dass Ihr auch mal eher so mit­tel­mä­ßi­ge Alben so lan­ge hört, bis Ihr sie toll fin­det, dann wer­det bes­ser nie Fan!
Ratio­nal betrach­tet ist „Cha­se This Light“ immer noch ein rela­tiv unbe­deu­ten­des Album, das eine gan­ze Spur zu pop­pig pro­du­ziert wur­de. Tat­säch­lich ist es aber genau die Musik, die ich mor­gens auf dem Weg zur Uni hören möch­te. Oder nachts, wenn ich betrun­ken nach hau­se tau­me­le. Oder dazwi­schen. Also muss man ein­fach zu dem ste­hen, was man mag, und sagen: „Cha­se This Light“ ist doch ein ganz schö­nes Album, irgend­wie.
Anspiel­tipp: „Here It Goes“

15. Muff Pot­ter – Ste­ady Fremd­kör­per
Wie­so ist mir „Ste­ady Fremd­kör­per“ eigent­lich nie so ein treu­er Freund und Beglei­ter gewor­den wie die bei­den Vor­gän­ger­al­ben? Ver­mut­lich, weil das Album im Som­mer raus­kam, viel zu früh für kah­le Bäu­me und Blät­ter­matsch. Natür­lich ist es trotz­dem wie­der ein sehr gutes Album gewor­den, was ich mit einem sehr okay­en fünf­zehn­ten Platz in mei­ner Jah­res­hit­pa­ra­de noch ein­mal her­vor­he­ben möch­te.
Anspiel­tipp: „Das seh ich erst wenn ich’s glau­be“

16. Manic Street Pre­a­chers – Send Away The Tigers
Die Manics nach der Frisch­zel­len­kur: Zurück auf Anfang „Ever­y­thing Must Go“, zurück zu Pathos, gro­ßer Ges­te, Melan­cho­lie und Paro­len­dre­sche­rei. Es hielt sich letzt­lich nicht ganz so gut wie das inter­ne Vor­bild, aber „Send Away The Tigers“ ist trotz­dem ein gelun­ge­nes Album und ein guter Aus­gangs­punkt für einen Neu­an­fang.
Anspiel­tipp: „Indi­an Sum­mer“

17. Foo Figh­ters – Echo­es, Silence, Pati­ence And Grace
Und noch eine Band, die schon vor zehn Jah­ren hät­te auf die­ser Lis­te ste­hen kön­nen. Lang­sam wer­den die Hel­den unse­rer Jugend eben auch älter und wir somit offen­bar auch. Auf dem Album mit dem unmerk­bars­ten Titel der Sai­son merkt man davon aber noch nix, die Foo Figh­ters rocken so, als woll­ten sie Fall Out Boy, Good Char­lot­te und Kon­sor­ten zei­gen, wo die Gitar­re hängt. Dabei weiß das doch jedes Kind: tief.
Anspiel­tipp: „Long Road To Ruin“

18. Rihan­na – Good Girl Gone Bad
Tja, da müs­sen wir jetzt gemein­sam durch. Oder ich muss das erklä­ren, irgend­wie. „Umbrel­la“ ist halt ein Über­song, der über­wie­gen­de Rest ist auch recht gelun­gen und wenn schon irgend­was Mas­sen­taug­li­ches im Radio lau­fen muss, dann doch bit­te cle­ver pro­du­zier­te Songs mit einer char­man­ten Sän­ge­rin.
Anspiel­tipp: „Shut Up And Dri­ve“

19. Mari­ti­me – Here­sy And The Hotel Choir
Mari­ti­me gin­gen hier im Blog auch irgend­wie völ­lig unter, was sehr scha­de ist, weil sie mit ihrem drit­ten Album wie­der an die Qua­li­tät ihres Debüts anknüp­fen konn­ten. Viel­leicht wür­den die Beach Boys so klin­gen, wenn sie heu­te jung wären. (In Wahr­heit wäre Bri­an Wil­son wohl schon lan­ge völ­lig wahn­sin­nig oder tot, wenn er heu­te jung wäre.)
Anspiel­tipp: „Guns Of Nava­ro­ne“

20. Maxï­mo Park – Our Earth­ly Plea­su­res
Mit dem ers­ten Maxï­mo-Park-Album bin ich ja irgend­wie nie so ganz warm gewor­den: Natür­lich waren die Sin­gles super, aber so wirk­lich vom Hocker hau­en konn­te mich „A Cer­tain Trig­ger“ nie. Da ist „Our Earth­ly Plea­su­res“ eher ein Album zum Durch­hö­ren und Mögen. Dass Franz Fer­di­nand auch 2007 kaum ver­misst wur­den könn­te an Maxï­mo Park lie­gen.
Anspiel­tipp: „Pari­si­an Ski­es“

21. Crow­ded House – Time On Earth
Stel­len Sie sich vor, Ihr Kind wür­de sich in zwan­zig Jah­ren über eine Come­back von … sagen wir mal: Star­sail­or freu­en. Wür­den Sie da sagen „Aber Kind­chen, dafür bist Du doch trotz eige­ner Woh­nung, Rücken­lei­den und Uni-Abschluss viel zu jung“, oder wür­den Sie sich freu­en, dass er/​sie/​es gute Musik zu schät­zen weiß?
War­um habe ich eigent­lich immer das Gefühl, mich für mei­nen Musik­ge­schmack recht­fer­ti­gen zu müs­sen? „Time On Earth“ wäre doch auch toll, wenn die Musi­ker in mei­nem Alter wären.
Anspiel­tipp: „Eng­lish Trees“

22. Die Ärz­te – Jazz ist anders
Das soll­te man viel­leicht auch mal erwäh­nen, dass „Jazz ist anders“ das ers­te Album von Die Ärz­te ist, das ich wirk­lich gehört habe. Es ist aber auch ein sehr gelun­ge­nes Album, denn Bel­a­Fa­rin­Rod agie­ren sehr klug und fügen die ver­schie­dens­ten Musik­sti­le kunst­voll zu einem wirk­lich fei­nen Gesamt­bild, das mit „Spaß­punk“ oder ähn­li­chem wenig am Hut hat. Nur: „Jun­ge“ nervt inzwi­schen dann doch. Gewal­tig.
Anspiel­tipp: „Him­mel­blau“

23. Smas­hing Pump­kins – Zeit­geist
Sagt mal, wo kommt Ihr denn her? „Aus Dei­ner tris­ten, teil­zeit-depres­si­ven Teen­ager­zeit, bit­te sehr!“
Von mir aus hät­te es das Come­back der Smas­hing Pump­kins nicht gebraucht, zu pass­ge­nau war ihr Auf­tau­chen in und Ver­schwin­den aus mei­nem Leben damals gewe­sen. Jetzt sind sie (zur Hälf­te) aber doch wie­der da und wo sie sich schon mal die Mühe gemacht haben, kann man natür­lich das eigent­lich gar nicht mal schlech­te Album „Zeit­geist“ erwäh­nen, das irgend­wie aber auch sagen­haft unter­ging. Offen­bar war mein Leben nicht das ein­zi­ge, aus dem die Pump­kins zur rech­ten Zeit ver­schwun­den waren.
Anspiel­tipp: „Doomsday Clock“

24. Mika – Life In Car­toon Moti­on
Als Mika in Deutsch­land sei­nen ver­dien­ten Durch­bruch fei­er­te und kei­ne Stun­de mehr ver­ging, in der er nicht im Radio, Fern­se­hen oder in der Wer­bung zu hören war, war ziem­lich genau der Punkt erreicht, an dem ich sei­ne zucker­sü­ßen Pop­songs nicht mehr hören konn­te. Dabei war „My Inter­pre­ta­ti­on“, der bes­te von ihnen, doch gar nicht aus­ge­kop­pelt wor­den.
Anspiel­tipp: „My Inter­pre­ta­ti­on“

25. Bei­rut – The Fly­ing Club Cup
Auch Bei­rut sol­len in die­ser Lis­te nicht uner­wähnt blei­ben. Zwar fin­de ich das Debüt „Gulag Orke­star“, das ich auch erst in die­sem Jahr ent­deckt habe, ein biss­chen bes­ser, aber „The Fly­ing Club Cup“ ist mit sei­nem folk­lo­ris­ti­schen … äh: Indiepop auch ein sehr schö­nes Album. Der Tag, an dem ich die­ses Album hörend durch eine in mil­chig-röt­li­ches Licht getauch­te Nach­bar­schaft zur Uni stapf­te, wäre mit „sur­re­al“ recht pas­send umschrie­ben.
Anspiel­tipp: „The Penal­ty“

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Listenpanik: Songs 2007

Nie­mand weiß so recht, war­um man sich aus­ge­rech­net immer den doch recht belie­bi­gen Zeit­raum eines Kalen­der­jah­res aus­sucht, um Lis­ten zu erstel­len von den Din­gen, die da waren und über die High­lights abstim­men zu las­sen. Aber es ist nun mal seit län­ge­rem so, dass im Dezem­ber zurück­ge­blickt, unver­gleich­li­ches ver­gli­chen und unbe­schreib­li­ches beschrie­ben wird. Und die­sem heid­ni­schen Brauch schlie­ße ich mich ger­ne an und eröff­ne mit der Lis­te mei­ner Songs Hym­nen des Jah­res:

1. Shout Out Louds – Tonight I Have To Lea­ve It
Der „Ach, das sind gar nicht The Cure?“-Song des Jah­res. Die Hym­ne des Hald­ern Pop Fes­ti­vals. Das Lied des Jah­res.

2. Kai­ser Chiefs – Ruby
Wie lang ist die Min­dest­halt­bar­keit für Mit­gröl­hym­nen? Erstaun­li­cher­wei­se doch schon fast ein gan­zes Jahr. Wenn man das Lied auch nach hun­dert Mal hören und im nüch­ter­nen Zustand noch gut fin­det, ist das schon die Sil­ber­me­dail­le wert.

3. Kili­ans – When Will I Ever Get Home
Let me intro­du­ce you to some fri­ends of mine. Gute Freun­de zu haben, die tol­le Musik machen, und sich mit ihnen über ihren Erfolg zu freu­en, ist das eine. Das ande­re ist, immer noch auf­rich­tig begeis­tert zu sein von einer mör­der­gu­ten Sta­di­on­rock-Hym­ne wie die Kili­ans die­se hier aus dem Ärmel geschüt­telt haben.

4. Wir Sind Hel­den – The Geek (Shall Inhe­rit)
Nicht, dass ich Wir Sind Hel­den nicht gene­rell für eine tol­le Band hal­ten wür­de, deren Auf­stieg ich seit bei­na­he dem ers­ten Tag mit Freu­den ver­fol­ge. Aber dass sie auf jedem ihrer guten bis sehr guten Alben immer noch einen Song drauf haben, der alle ande­ren um Mei­len über­ragt, macht sie noch ein biss­chen tol­ler. Nach „Denk­mal“ und „Wenn es pas­siert“ jetzt also „The Geek (Shall Inhe­rit)“, die Außen­sei­ter-Hym­ne des Jahr­zehnts.

5. Jus­ti­ce – D.A.N.C.E.
Viel­leicht der Kon­sens-Song des Jah­res: Ob Rocker, Hip-Hop­per oder Elek­tri­ker – auf „D.A.N.C.E.“ konn­ten sich (fast) alle eini­gen. Ein Tanz­bo­den­fül­ler son­der­glei­chen und ver­mut­lich eine der Num­mern, die man unse­ren Kin­dern in drei­ßig Jah­ren auf einem Sam­pler der „größ­ten Hym­nen der Nuller Jah­re“ im Tele­shop (bzw. des­sen Nach­nach­fol­ger) ver­kau­fen wird.

6. Just Jack – Starz In Their Eyes
Hip-Hop? Dis­co? Ein unglaub­lich gut gemach­ter Song mit einem sehr klu­gen Text und immensem Mit­wipp­f­ak­tor. Und jetzt las­sen Sie mich end­lich als Wer­be­tex­ter arbei­ten!

7. Mode­st Mou­se – Dash­board
Nach 14 Jah­ren Band­ge­schich­te gelang Mode­st Mou­se mit der ers­ten Sin­gle aus ihrem fünf­ten Album doch noch so etwas wie ein Durch­bruch. Mit die­ser Indiepop-Per­le, einem Ex-Schmitz an der Gitar­re und dem völ­lig über­dreh­ten Pira­ten-Video.

8. Bloc Par­ty – I Still Remem­ber
Bloc Par­ty haben mich mit ihrem Zweit­werk „A Weekend In The City“ so sehr über­zeugt, dass sie – so viel sei schon ver­ra­ten – zum zwei­ten Mal mein per­sön­li­ches Album des Jah­res stel­len. „I Still Remem­ber“ ist unter den alle­samt gro­ßen Songs der Plat­te der größ­te, weil er trotz des eher trau­ri­gen Tex­tes eine Eupho­rie ver­brei­tet, die einen für 3:50 Minu­ten alles ver­ges­sen lässt.

9. Tra­vis- Sel­fi­sh Jean
Wer hät­te gedacht, dass Tra­vis zehn Jah­re nach ihrem Debüt doch noch mal den Rock für sich ent­de­cken wür­den? Mit dem char­man­tes­ten „Lust For Life“-Ripoff seit … äh: „Lust For Life“ tan­zen sich die sym­pa­thischs­ten Schot­ten im Musik­ge­schäft in die Top 10.

10. Litt­le Man Tate – Euro­pean Lover
Wenn es die Kili­ans nicht gäbe, hät­ten Litt­le Man Tate gute Chan­cen auf mei­nen Titel „New­co­mer des Jah­res“. „Euro­pean Lover“ ist dabei der ein­gän­gigs­te, char­man­tes­te Song ihres Debüt­al­bums „About What You Know“.

11. Beat­steaks – Cut Off The Top
Zu den Beat­steaks muss man nicht mehr viel sagen, die haben immer schon fast alles rich­tig gemacht und mit „Lim­bo Mes­siah“ ist ihnen wie­der ein Top-Album gelun­gen. „Cut Off The Top“ besticht durch sei­nen trei­ben­den Beat und den phan­tas­ti­schen Mit­gr­öl-Refrain: „Dama­ge, dama­ge!“

12. Muff Pot­ter – Die Guten
War­um gibt es eigent­lich so vie­le gute deutsch­spra­chi­ge Songs über Bezie­hungs­en­den? Viel­leicht, weil es so vie­le deutsch­spra­chi­ge Songs über Bezie­hungs­en­den gibt und wenn man den gan­zen Müll von Revol­ver­held, Juli oder Sil­ber­mond weg­lässt, blei­ben eben die guten über. Oder, haha: „Die Guten“. Mit gewohnt tol­lem Text und schö­nen Jim­my-Eat-World-Gitar­ren errei­chen Muff Pot­ter ihre inzwi­schen schon tra­di­tio­nel­le Erwäh­nung auf mei­nen Bes­ten­lis­ten.

13. Rihan­na feat. Jay‑Z – Umbrel­la
Wenn ich an Kate­go­rien wie „Pein­lichs­tes Lieb­lings­lied“ glau­ben wür­de, stün­de die­ses Lied die­ses Jahr unan­ge­foch­ten auf Platz 1. Aber war­um soll­ten einem Lie­der, die man toll fin­det, pein­lich sein? Des­halb: „Umbrel­la“ ist ein tol­ler Song, der auch dann noch gut wäre, wenn Rihan­na eine dicke, alte Frau wäre. Punkt.

14. Babysham­bles – Deli­very
Wer Pete Doh­erty nur als Ex-Freund und Dro­gen­op­fer aus der Bou­le­vard­pres­se kennt, ist doof mag erstaunt sein, dass der Mann auch Musik macht – und zwar rich­tig gute. Mit der bes­ten Post-Liber­ti­nes-Sin­gle ever hat der Mann wie­der ein biss­chen an sei­nem Denk­mal gebaut, an des­sen Demon­ta­ge er sonst so eif­rig arbei­tet.

15. The Blood Arm – Sus­pi­cious Cha­rac­ter
Der Refrain des Jah­res: „I like all the girls and all the girls like me“, so lan­ge wie­der­holt, bis es der Dümms­te glaubt. Oder der Sän­ger selbst. Wenn man sol­che Rock­songs dann auch noch mit Kla­vie­ren auf­hübscht, kann man sich mei­ner Begeis­te­rung sicher sein.

16. Kate Nash – Foun­da­ti­ons
Irgend­wie schei­ne ich eine Schwä­che für Frau­en mit außer­ge­wöhn­li­chem bri­ti­schen Akzent zu haben. Was letz­tes Jahr Lily Allen war, ist die­ses Jahr Kate Nash. „Foun­da­ti­ons“ hat dar­über hin­aus einen char­man­ten Text, ein Kla­vier (s.o.) und ist sowie­so ein rund­her­um tol­ler Song.

17. The Wom­bats – Let’s Dance To Joy Divi­si­on
Erstaun­lich, dass es immer noch Bands gibt, die im Prin­zip genau die glei­che Musik wie alle ande­ren machen und trotz­dem viel, viel tol­ler sind. The Wom­bats sind so ein Fall einer mich über­ra­schen­der­wei­se begeis­tern­den Kapel­le, „Let’s Dance To Joy Divi­si­on“ eine äußerst gelun­ge­ne Sin­gle.

18. Lady Sove­reign – Love Me Or Hate Me
Dass die­ser Song in Deutsch­land kein Hit wur­de und Lady Sove­reign kein Star, hat mich dann doch über­rascht. Viel­leicht ist weib­lich, bri­tisch und rap­pen dann doch kei­ne Kom­bi­na­ti­on für „Bravo“-Leser. Scha­de eigent­lich, denn „Love Me Or Hate Me“ ist mein Hip-Hop-Song des Jah­res.

19. Stars – The Night Starts Here
Und hier die bei Cof­fee And TV am sträf­lichs­ten ver­nach­läs­sig­te Band des Jah­res: Stars. „In Our Bed­room After The War“ ist eine wahn­sin­nig gute Plat­te, die uns in der Lis­te der bes­ten Alben noch ein­mal recht weit vor­ne begeg­nen wird; „The Night Stars Here“ ist bes­ter orches­tra­ler Indiepop.

20. Maxï­mo Park – Girls Who Play Gui­tars
Maxï­mo Park waren neben Bloc Par­ty die span­nends­te Band der Class of 2005 und wie Bloc Par­ty haben auch sie die­ses Jahr ein über­zeu­gen­des Zweit­werk her­aus­ge­bracht. „Girls Who Play Gui­tars“ ist dabei noch einen Tacken bes­ser als die ande­ren Songs.

21. Bruce Springsteen – Radio Nowhe­re
Und hier der Alters­prä­si­dent mei­ner dies­jäh­ri­gen Bes­ten­lis­te, der Mann, den sie „Boss“ nen­nen. Wenn ich mit 56 noch Blog­ein­trä­ge schrei­be wie Bruce Springsteen Songs, wer­de ich mich sehr, sehr glück­lich schät­zen.

22. Mika – Grace Kel­ly
Wann fin­gen Mika und die­ser Song eigent­lich an zu ner­ven? Irgend­wann im Som­mer dürf­te es gewe­sen sein, wes­we­gen sich „Grace Kel­ly“ in der kon­ti­nu­ier­lich aktua­li­sier­ten Bes­ten­lis­te bestän­dig nach unten kämpf­te. Mit etwas Abstand betrach­tet ist das Lied dann aber immer noch ganz gut. Das kön­nen wir ja in zehn Jah­ren noch mal über­prü­fen.

23. Crow­ded House – Don’t Stop Now
Wen inter­es­sie­ren Led Zep­pe­lin, die vor 20 Mil­lio­nen Zuschau­ern hät­ten spie­len kön­nen? Das Come­back des Jah­res gelang Crow­ded House, die genau da wei­ter­ma­chen, wo sie vor elf Jah­ren auf­ge­hört haben: mit zeit­los-tol­len Pop­songs.

24. Toco­tro­nic – Imi­ta­tio­nen
Toco­tro­nic darf man jetzt wohl auch ruhi­gen Gewis­sens auf die Lis­te der Bands set­zen, die wohl nichts mehr falsch machen wer­den in ihrer Kar­rie­re. „Kapi­tu­la­ti­on“ ist wie­der ein her­aus­ra­gen­des, sehr klu­ges Album gewor­den, „Imi­ta­tio­nen“ eines der High­lights. „Dein gut ist mein gut /​ Dein schön ist mein schön.“

25. Ste­reo­pho­nics – Dai­sy Lane
Selbst auf ihren schwä­che­ren Alben hat­ten die Ste­reo­pho­nics immer min­des­tens einen Song, den ich noch gut fand. „Pull The Pin“ ist aber noch nicht mal ein schwa­ches Album. Das hyp­no­ti­sche „Dai­sy Lane“ ist den­noch das High­light der Plat­te und per­fekt geeig­net, die­se Lis­te zu beschlie­ßen.

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Über Listen

Jedes Jahr im Dezem­ber ist es das glei­che Elend: Musik­zeit­schrif­ten und Web­sei­ten-Betrei­ber rufen ihre Leser zum Ein­sen­den derer per­sön­li­chen Jah­res­hit­pa­ra­den auf und ich sit­ze mit zer­wühl­ten Haa­ren und wir­rem Blick vor mei­nem Com­pu­ter und einem Berg von Noti­zen und ver­su­che, Ord­nung in das Musik­jahr zu brin­gen.

Den­ke ich wäh­rend des Jah­res immer, es sei­en ja dies­mal nicht soooo vie­le gute Songs und Alben erschie­nen, zwi­schen denen ich mich ent­schei­den müs­se, wird die­se Ein­schät­zung spä­tes­tens beim Anblick der extra dafür ange­leg­ten iTu­nes-Play­list bzw. der eige­nen Sta­tis­tik bei last.fm zunich­te gemacht. Immer­hin weiß ich jetzt, wel­che Songs ich am häu­figs­ten gehört habe – aber waren das auch die bes­ten? Und wie defi­nie­re ich „die bes­ten“? Nach pseu­do-objek­ti­ven Kri­te­ri­en oder danach, wie viel Spaß ich beim Hören habe? Wür­de ich ein­fach mei­nen häu­figs­ten und pene­tran­tes­ten Ohr­wurm zum „Song des Jah­res“ ernen­nen, wäre das „Umbrel­la“ von Rihan­na – aber auch nur, weil „Durch den Mon­sun“ von Tokio Hotel, der mir nach den EMAs drei Wochen lang im Hirn kleb­te, schon zwei Jah­re alt ist.

Dabei trägt es nicht gera­de zur schnel­len Fin­dung bei, wenn der eige­ne Musik­ge­schmack immer eklek­ti­scher wird und sich auf der Long­list mun­ter Indierock­bands, Girl­groups, Hip-Hop­per, Main­stream-Pop­per, Deutsch­punks und Elek­tro­ni­ker tum­meln. Denn, mal im Ernst: Wie soll ich „Love Me Or Hate Me“ mit „Don’t Stop Now“ ver­glei­chen, wie „D.A.N.C.E.“ mit „Imi­ta­tio­nen“?

Nun wird der Außen­ste­hen­de viel­leicht den­ken: „War­um tut sich die­ser jun­ge Mann das an? War­um ver­schwen­det er sei­ne Zeit mit so unbe­deut­sa­men Über­le­gun­gen? Er soll lie­ber was gegen den Treib­haus­ef­fekt tun oder der CDU die Herd­prä­mie aus­re­den!“ Das Erstel­len per­sön­li­cher Bes­ten­lis­ten nimmt sich gegen das Elend in Dar­fur oder auch nur das vor der eige­nen Haus­tür natür­lich lächer­lich und klein aus, aber in die­sen Dimen­sio­nen den­ken Pop­kul­tur­fans nicht. Und selbst wenn: Es wür­de kaum etwas ändern.

Wer „High Fide­li­ty“ gele­sen und sich dar­in wie­der­ge­fun­den hat, ist von einem inne­ren Zwang getrie­ben, das Unsor­tier­ba­re sor­tie­ren zu wol­len und die gro­ße Unord­nung, die Rock’n’Roll nun mal ist, in geord­ne­te Bah­nen len­ken zu müs­sen. Dabei müs­sen auch so ver­schie­de­ne Dimen­sio­nen wie der Song, bei dem man das ers­te Mal ein Mäd­chen geküsst hat, und das Lied, das man als ers­tes gehört hat, als Elliott Smith sich umge­bracht hat, irgend­wie mit­ein­an­der ver­gli­chen wer­den kön­nen.

Genau die­sem Dilem­ma bin ich jetzt aus­ge­setzt. Aber ich kann Ihnen ver­si­chern: Sie wer­den es auch noch!

PS: Da ich kei­ne pas­sen­de Stel­le in die­sem Ein­trag gefun­den habe, wo ich den wun­der­ba­ren jüngs­ten Bei­trag in Phil­ipp Hol­steins Pop­kul­tur­blog bei „RP Online“ hät­te ver­lin­ken kön­nen, mache ich es ein­fach geson­dert hier.

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Listenpanik (4): Knietief im Pop

Dank der zu Anfang etwas kru­den Abrech­nungs­zeit­räu­me war Teil 3 unse­rer Serie für den Mai gedacht, die­ser (vier­te) befasst sich also mit den Alben und Sin­gles des Monats Juni. Wie immer streng sub­jek­tiv und ohne den Hauch eines Anspruchs auf Voll­stän­dig­keit – und dies­mal beson­ders pop­pig:

Alben (inkl. Amazon.de-Links)
1. Crow­ded House – Time On Earth
Crow­ded House war trotz der gro­ßen Hits („Wea­ther With You“, „Don’t Dream It’s Over“, „Four Sea­sons In One Day“, …) die Band, die kaum jemand kann­te. Das änder­te sich auch nicht groß, als sich die Band 1996 auf­lös­te und ihr Kopf Neil Finn allei­ne und mit sei­nem Bru­der Tim schö­ne bis groß­ar­ti­ge Pop-Alben ver­öf­fent­lich­te. Jetzt hat sich die Band in Bei­na­he-Ori­gi­nal­be­set­zung (Schlag­zeu­ger Paul Hes­ter beging 2005 Selbst­mord) wie­der zusam­men­ge­tan und ihr fünf­tes regu­lä­res Album ver­öf­fent­licht. Und man muss sagen: Wenn es je eine Band ver­dient hat, das musi­ka­li­sche Erbe der Beat­les anzu­tre­ten, dann Crow­ded House. Die wun­der­schö­nen, oft melan­cho­li­schen Melo­dien pur­zeln nur so aus den Boxen und Songs wie die Sin­gle „Don’t Stop Now“ hät­ten es ver­dient, min­des­tens so berühmt zu wer­den wie „Wea­ther With You“.

2. Jupi­ter Jones – Ent­we­der geht die­se scheuß­li­che Tape­te – oder ich
Zwei­ein­halb Jah­re nach ihrem Debüt sind Jupi­ter Jones zurück und machen bei­na­he da wei­ter, wo sie auf­ge­hört haben. Zu den gran­dio­sen Tex­ten über Lie­be und Ein­sam­keit, Auf­bruch und Auf­ge­ben hat sich die Band musi­ka­lisch wei­ter­ent­wi­ckelt und beein­druckt jetzt mit Blä­sern, Strei­chern und natür­lich auch wei­ter­hin mit jede Men­ge Feu­er unterm Arsch. Nenn‘ es Punk­rock, nenn‘ es Deutsch­rock oder Emo – das ist eigent­lich egal, denn es ist und bleibt gut: Musik mit kathar­ti­scher Wir­kung.

3. Mark Ron­son – Ver­si­on
Mark Ron­son ist DJ und Pro­du­zent (Lily Allen, Rob­bie Wil­liams, …) und das, was er auf sei­nem zwei­ten Solo­al­bum betreibt, ist das, was ein DJ und Pro­du­zent eben so macht: Songs inein­an­der über­ge­hen las­sen und über­ra­schen­de Klän­ge her­vor­zau­bern. Neun Cover­ver­sio­nen gibt es, zwei Remi­xe und drei Instru­men­tal­tracks und die Gast­stars geben sich die Klin­ke in die Hand: Die char­man­te Lily Allen gewinnt „Oh My God“ von den Kai­ser Chiefs ein weib­li­che Lon­do­ner Kom­po­nen­te ab, Dani­el Mer­ri­wea­ther schmach­tet sich durch „Stop Me“ von The Smit­hs, Phan­tom-Pla­net-Sän­ger Alex Green­wald bezwingt (wie schon auf die­sem Tri­bu­te-Sam­pler) Radio­heads „Just“ und Rob­bie Wil­liams darf bei „The Only One I Know“ von den Char­la­tans zei­gen, dass er immer noch sin­gen kann. Dazu gibt’s fet­te Beats und sat­te Blä­ser und schon hat man etwas ganz sel­te­nes: ein Album, dass man auf einer Par­ty durch­lau­fen las­sen kann.

4. Ryan Adams – Easy Tiger
Fast andert­halb Jah­re lagen zwi­schen der Ver­öf­fent­li­chung von „29“ und „Easy Tiger“ – Ryan Adams hat­te doch nicht etwa eine Schreib­blo­cka­de? Iwo: Der leicht ver­peil­te Alt.-Country-Rocker hat nur Anlauf genom­men und will die­ses Jahr noch ein Box­set mit Out­takes und Rari­tä­ten ver­öf­fent­li­chen. Vor­her gibt es aber „Easy Tiger“, das so ziem­lich alle Qua­li­tä­ten des frü­he­ren Whis­key­town-Sän­gers ver­eint: Rock’n’Roll‑, Folk‑, Coun­try- und Pop­songs ste­hen neben­ein­an­der wie Geschwis­ter, die sich nicht so hun­dert­pro­zen­tig ähn­lich sehen, aber doch den glei­chen Papa haben. Es ist Adams‘ abwechs­lungs­reichs­tes Album seit dem phan­tas­ti­schen „Gold“ und viel­leicht auch sein bes­tes seit­dem. Das merkt man u.a. dar­an, dass bei „Two“ noch nicht mal Sheryl Crow stört.

5. Ghosts – The World Is Out­side
Jedes Jahr kom­men jun­ge bri­ti­sche Bands zu uns, die die Nach­fol­ge von a‑ha oder wenigs­tens der New Radi­cals antre­ten wol­len. Bei man­chen (Kea­ne) klappt das, ande­re lau­fen zwar im Radio, schaf­fen den Durch­bruch dann aber doch nicht (Orson, The Fee­ling, Thir­teen Sen­ses. …). Wozu Ghosts gehö­ren wer­den, ist noch nicht abzu­se­hen. Man kann aber schon sagen, dass sie schi­cke Pop­mu­sik machen, die uns durch den Som­mer beglei­ten soll – egal, wie das Wet­ter noch wird. Das klappt viel­leicht nich über die vol­le Album­di­stanz und ist auch alles ande­re als neu, aber eben doch sehr nett gemacht. Wer jetzt sagt: „Na, das ist aber kein beson­ders über­zeu­gen­des Plä­doy­er“, dem sage ich: „Kann schon sein. Aber hören Sie sich das ein­fach mal an, es könn­te Ihnen gefal­len.“

Sin­gles (inkl. iTu­nes-Links)
1. Beat­steaks – Cut Off The Top
Das dazu­ge­hö­ri­ge Album hat­te ich hier schon sträf­lich ver­nach­läs­sigt, die Sin­gle muss aber rein. Die Beat­steaks machen mal wie­der alles rich­tig und hau­en einen schwer zu kate­go­ri­sie­ren­den Song (und ein tol­les Video) raus. „Dama­ge! Dama­ge!“

2. Smas­hing Pump­kins – Taran­tu­la
Dafür bringt man als 16-Jäh­ri­ger all sein Taschen­geld zum Ticket­händ­ler und geht auf ein Kon­zert der „Abschieds­tour­nee“, damit sich die Band sie­ben Jah­re spä­ter refor­miert. Oder: Damit sich Bil­ly Cor­gan ein paar neue Band­dar­stel­ler auf die Büh­ne stellt und Paris Hil­ton aufs Sin­gle-Cover klatscht. Der Song ist aber schon recht beacht­lich, der ein­zi­ge ande­re Ur-Pump­kin Jim­my Cham­ber­lin knüp­pelt sich durch min­des­tens vier ver­schie­de­ne Rhyth­men und ich muss gleich drin­gend los und mir das Album kau­fen. Bleibt nur die Fra­ge: Was ist mit dem „The“ im Band­na­men pas­siert?

3. Mika – Relax (Take It Easy)
Mika habe ich ja schon eini­ge Male gefei­ert (z.B. hier sein Album), „Relax“ kann man ruhig aber noch mal extra erwäh­nen. Für alle, die kei­ne Cut­ting-Crew-Samples und kei­ne Kopf­stim­men mögen, ist der Song natür­lich eine Zumu­tung, für mich eine char­mant durch­ge­knall­te Dis­co-Num­mer, die auch durch die Ver­wen­dung im Wer­be­fern­se­hen kei­nen gro­ßen Scha­den nimmt.

4. Ghosts – Stay The Night
Schon wie­der Ghosts. Ja, das ist halt ein­gän­gi­ger Radio­pop und „Stay The Night“ das, was man wohl als „Gute-Lau­ne-Musik“ bezeich­nen wür­de, wenn das nicht ein abso­lut wider­li­cher, bescheu­er­ter Begriff wäre. Mal dar­über nach­ge­dacht, dass die­se Sin­gles-Lis­te immer so pop­las­tig sein könn­te, weil so wenig Math­co­re- oder Expe­ri­men­tal-Bands Sin­gles ver­öf­fent­li­chen? Ist mir auch gera­de erst auf­ge­fal­len.

5. Take That – Reach Out
Jawoll, ich bin end­gül­tig wahn­sin­nig gewor­den und packe Take That auf mei­ne Lis­te. Aber wie­so eigent­lich wahn­sin­nig? Das ist doch wohl ein­fach ein schö­ner Pop­song, sau­ber geschrie­ben und gut gesun­gen. Und um mich gleich rich­tig lächer­lich zu machen: Bin ich der ein­zi­ge, den die Stro­phen an „Die Tie­re sind unru­hig“ von Kan­te erin­nern?

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Musik

Don’t Dream It’s Over

Am Wochen­en­de fand in Kali­for­ni­en das Coa­chel­la statt, eines der größ­ten Musik­fes­ti­vals Nord­ame­ri­kas. Was die dies­jäh­ri­ge Aus­ga­be – neben dem ohne­hin span­nen­den Line-Up (Arca­de Fire, Tra­vis, Lily Allen, Kai­ser Chiefs, Björk, Red Hot Chi­li Pep­pers, Arc­tic Mon­keys, Hap­py Mon­days, Jack’s Mane­quin, Coco­Ro­sie, Mika, …) – beson­ders span­nend mach­te, waren die Reuni­on-Shows von Rage Against The Machi­ne und Crow­ded House, die für dort ange­kün­digt waren. Ehr­lich gesagt inter­es­sie­ren mich die gro­ßen älte­ren Her­ren des Pop deut­lich mehr als die auch nicht mehr ganz jun­gen Polit­ro­cker aus L.A., aber wenigs­tens bedeu­tet deren Reuni­on ja das Ende der schreck­li­chen Audio­slave.

Die ein­zi­ge Infor­ma­ti­on, die ich bis­her zum Auf­tritt von Crow­ded House fin­den konn­te, war die, dass Neil Finn von war­ten­den RATM-Fans mit einer Was­ser­fla­sche bewor­fen wur­de. Wobei der sicher auch über­rascht war, dass mal etwas ande­res als immer nur Finn-Cra­cker auf die Büh­ne flo­gen.

Und dann gibt es noch die­ses Foto aus einer Bil­der­ga­le­rie bei der net­zei­tung, wo man es geschafft hat, in zwölf Wor­ten Begleit­text gleich drei Feh­ler unter­zu­brin­gen:

Irgendeine Band mit C …
(Screen­shot: netzeitung.de, Her­vor­he­bung: Cof­fee And TV)

Das Come­back-Album nach über zehn Jah­ren soll übri­gens im Juli erschei­nen.