Kategorien
Rundfunk Print

Der charmante Froschkoch mit der blonden Laune

Seit heu­te ist offi­zi­ell, dass Mar­kus Lanz die Nach­fol­ger von Tho­mas Gott­schalk als „Wet­ten, dass..?!“-Moderator antre­ten wird. Chris­to­pher Keil, Medi­en­re­dak­teur der „Süd­deut­schen Zei­tung“, hat die Gele­gen­heit genutzt, am Sonn­tag­abend schnell noch einen Text dazu im Inter­net zu depo­nie­ren, der ver­mut­lich mor­gen auch gedruckt im Blatt erschei­nen wird.

Sein Pro­blem: Die Logik war noch im Wochen­end-Kurz­ur­laub – und hat­te die deut­sche Spra­che mit­ge­nom­men.

Er wird nicht mit einem Assis­ten­ten oder einer Assis­ten­tin arbei­ten, so viel steht fest. Gott­schalk, der mitt­ler­wei­le ver­sucht, für die ARD eine halb­stün­di­ge Late Light Show vor der Tages­schau durch­zu­set­zen, stand zuletzt die attrak­ti­ve Schwei­ze­rin Michel­le Hun­zi­ker zur Sei­te.

Gott­schalk ver­sucht, „Gott­schalk live“ „durch­zu­set­zen“? Nicht eher „aus­zu­sit­zen“ oder so?

Keil wei­ter über Gott­schalk:

Er war dar­in ein gro­ßer Enter­tai­ner, ein Vir­tuo­se des Main­stream, der „Wet­ten dass ..?“ als deut­schen Staats­zir­kus mit blon­der Lau­ne und locki­gem Humor führ­te.

Viel­leicht könn­te die Bun­des­wehr, wenn sie alle afgha­ni­schen Mohn­fel­der zer­stört hat, kurz bei einem Ein­satz im eige­nen Land die Stil­blü­ten­wie­sen des Chris­to­pher Keil umpflü­gen? Womög­lich blie­be uns dann auch ein voll­ends rät­sel­haf­ter Absatz wie die­ser hier erspart:

Sehr schnell wur­de die Fra­ge gestellt, was „Wet­ten, dass ..?“ ohne ihn künf­tig wert und wer ihm als Nach­fol­ger eben­bür­tig sei. Vie­le mel­de­ten sich und ver­kün­de­ten, sie stün­den nicht zur Ver­fü­gung – ohne je bedacht wor­den zu sein, und Gün­ther Jauch war der Ein­zi­ge, der es nicht ernst gemeint hat­te. Über ande­re wie Nazan Eckes wur­de spe­ku­liert, dabei, das wird sie selbst am bes­ten wis­sen, reich­te es bei ihr nicht ein­mal zur Spe­ku­la­ti­on.

Es wirkt nicht so, als wüss­te Keil um die Bedeu­tung des Verbs „beden­ken“. Ande­rer­seits ver­blasst die­ser Satz in sei­ner (nicht eben gerin­gen) Merk­wür­dig­keit voll­stän­dig gegen­über dem nach­fol­gen­den: Über Nazan Eckes wur­de spe­ku­liert, aber es reich­te nicht ein­mal zur Spe­ku­la­ti­on? Also qua­si die Spe­ku­la­ti­on inter­rupta, die sich auf dem Weg zu sich selbst ver­lau­fen hat­te?

Über Tho­mas Bel­lut, den desi­gnier­ten ZDF-Inten­dan­ten, an des­sen 57. Geburts­tag „das Tref­fen“ in einem ita­lie­ni­schen Restau­rant in Mainz statt­ge­fun­den hat­te, weiß Keil immer­hin zu berich­ten, dass der gebür­ti­ger Nie­der­sach­se sei. Inwie­fern das in einem Zusam­men­hang damit steht, dass Bel­lut „offen­bar belast­bar und auch durch Schlag­zei­len nicht zu erschüt­tern“ sei, weiß wohl nur Chris­to­pher Keil. Oder – haha – Chris­ti­an Wulff.

Viel­leicht inter­es­siert sich Keil aber pri­vat auch ein­fach nur für Cha­os­theo­rien, wes­we­gen er Schluss­fol­ge­run­gen wie die­se hier für sinn­voll hält:

Weil sich Lanz pri­vat für die Polar­ge­bie­te inter­es­siert, könn­te es aber sein, dass das ZDF ein Winter-„Wetten, dass ..?“ ein­führt und offen­bar spricht das ZDF mit Lanz auch über eine Aus­ga­be Kinder-„Wetten, dass ..?“. Mit Gott­schalk gab es eine Som­mer­show, die bevor­zugt in der Stier­kampf-Are­na von Pal­ma de Mal­lor­ca statt­fand.

Woher Keil das mit der Kin­der-Sen­dung weiß? Nun, er scheint einen char­man­ten, gut aus­se­hen­den Infor­man­ten zu haben:

Dass Lanz als Drit­ter gefragt wur­de, bedeu­tet nicht, dass er drit­te Wahl ist. In sei­nen Talk­shows erfährt man vie­les über Men­schen, viel mehr als gera­de bei den meis­ten, wenn auch viel Belang­lo­ses. Doch Lanz kennt sei­ne Gäs­te, er lässt sich auf sie ein, bie­tet ihnen char­mant die Stirn. Man darf sich von sei­nen guten Manie­ren, sei­nem guten Aus­se­hen und sei­nem guten Ton, den er trifft, nicht täu­schen las­sen.

… denn in Wahr­heit ist Lanz was? Ein gemein­ge­fähr­li­cher Irrer? Ein unge­ho­bel­ter Roh­ling? Ein häss­li­cher Schief­sän­ger?

Stellt sich raus: In Wahr­heit ist Lanz ein phan­tas­ti­scher Inves­ti­ga­ti­v­jour­na­list.

Als neu­lich Vize­kanz­ler Phil­ipp Rös­ler bei ihm war, begrüß­te ihn Lanz mit dem Lob: Er, der FDP-Boss Rös­ler, sei ja in sei­nen poli­ti­schen Reden zuwei­len komi­scher als Harald Schmidt. Rös­ler hat sich dar­auf­hin für eine hal­be Stun­de sehr geliebt, hat bei der Wie­der­ga­be des Streits mit der Bun­des­kanz­le­rin in der Fra­ge Gauck jedes Maß für Ver­nunft und wohl auch Anstand ver­lo­ren. Er erklär­te noch ein­mal, was es mit sei­nem Gleich­nis vom Frosch auf sich hat­te, der nicht merkt, wie er gekocht wird, sofern man das kal­te Was­ser, in dem er sitzt, lang­sam erhitzt. Alle haben sehr über Rös­ler gelacht, auch Rös­ler über sich. Dass er der Frosch im Was­ser war, den Lanz in aller Ruhe zum Kochen brach­te, merk­te er nicht.

Das deckt sich nicht ganz mit dem Ein­druck, den ich oder sonst jemand von der Sen­dung gehabt hät­te, in der Lanz als kom­plett distanz­lo­ser Mär­chen­on­kel voll­ends die Ori­en­tie­rung zwi­schen Unter­wür­fig­keit, Kum­pe­lei und Über­heb­lich­keit ver­lo­ren hat­te. Aber gut: Lanz hat den Frosch Phil­ipp Rös­ler gekocht. Das wird er künf­tig nicht mehr kön­nen, denn Lanz „wird sei­ne nächt­li­chen Gesprächs­run­den im Zwei­ten wei­ter­füh­ren, sei­ne Koch­sen­dung am Frei­tag aller­dings abge­ben“.