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Politik Gesellschaft

Lucky & Fred: Episode 12

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Bei einer Packung belgischer Zuckerwaffeln besprechen Lucky & Fred die Themen der vergangenen Wochen. Es geht um eingewanderte Extremisten, Live-Journalismus, die Panama Papers und die Frage, warum die Türkei der legitime Nachfolger von Edmund Stoiber ist. Dann gilt es wieder Abschied zu nehmen von Verstorbenen und die beiden verraten vorab ihre letzten Worte.

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Politik Gesellschaft

Lucky & Fred: Episode 4

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Es hat lange gedauert, aber jetzt sind sie endlich wieder da: Lucky und Fred bewegen sich zwischen Europawahl und Weltmeisterschaft, ESC und WTC, zwischen Merkel in Washington und Gartenzäunen im Ruhrgebiet. Außerdem geht es um den biologischen Zustand der FDP und das neue Format “Deutschland sucht den Superschurken”. Fred widmet sich seinem Lieblingsgegner Joachim Gauck und Lucky verpasst Euch einen Ohrwurm für die nächsten vier Wochen.

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Politik Gesellschaft

Liebe ist …

… über die eigene Frau zu sagen, man habe sie “als eine überzeugende Repräsentantin eines menschlichen und eines modernen Deutschlands wahrgenommen”.

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Print Digital

Ups, verworfen!

Hier iirrt “Meedia”:

Groenewold will klagen und Presserat anrufen. Fall Wulff: Recherche-Vorwürfe gegen Bild

Man kann “Bild” ja vieles vorwerfen, aber Recherche ist erfahrungsgemäß selten dabei.

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Digital Politik

Christian Wulff schockt Redakteure

So langsam wird es wirklich eng für Christian Wulff. “Spiegel Online” kann heute mit einer weiteren Enthüllung aufwarten, die den Rückhalt des Bundespräsidenten weiter schmälern dürfte.

Für wie brisant die Redakteure die neueste Geschichte halten, zeigt schon ihre Platzierung: Auf der Startseite, direkt unter dem Aufmacher.

Wulffs Verhältnis zu den Medien: "Manchmal schock ich Redakteure". Der Bundespräsident hat ein schwieriges Verhältnis zu den Medien, nicht erst seit dem Anruf beim "Bild"-Chef. Schon als Ministerpräsident wetterte Christian Wulff gegen kritische Berichterstattung. Selbst bei einem Auftritt mit Kindern gab es Schelte vom damaligen Landesvater.

Meine Güte, der Mann schreckt aber auch vor nichts zurück:

Selbst bei einem Auftritt mit Kindern gab es Schelte vom damaligen Landesvater.

Das klingt, als habe der ehemalige Traum-Schwiegersohn Kinder vor den Augen von Journalisten verdroschen — und ist völliger Unsinn.

Zugetragen hatte sich bei der “Kinder-Pressekonferenz” der “Braunschweiger Zeitung” im Jahr 2008 laut “Spiegel Online” folgendes:

Er sagt zwar, er könne mit Kritik gut umgehen, aber nur, wenn er sie für berechtigt halte. “Wenn Kritik unberechtigt ist, bin ich genauso ärgerlich wie jeder, der sich kritisiert fühlt, das aber nicht einsehen will.” Und dann wendet er sich an sein Publikum, die fragestellenden Kinder, damit die verstehen, dass es beim Berufspolitiker Wulff und der Presse genauso ist wie bei ihnen, wenn sie von ihren Eltern einen Rüffel bekommen. Schließlich würden die Kinder auch schmollen und sich zurückziehen, wenn die Eltern meckern. “Insofern bin ich bei Kritik, wenn sie unberechtigt ist, manchmal sehr grimmig”, so Wulff.

Noch 20 Jahre später könne er sich an unliebsame Berichterstattung erinnern, prahlt Wulff, und erzählt dann, wie er Journalisten direkt angehe: “Manchmal schock’ ich Redakteure, die was geschrieben haben, und sage: Damals, ’81, linke Spalte, dritte Seite – und das nehmen die mir manchmal übel!” Denn Wulff weiß: “Wenn Journalisten mal kritisiert werden, dann kann ich euch sagen, dann ist was los.” Das könnten die Journalisten nämlich überhaupt nicht aushalten.

(Wenn Wulff “ich bin ärgerlich” sagt, meint er damit, dass er verärgert sei. So viel zum Gerücht, die Niedersachsen hätten keine merkwürdige Sprache.)

Die Behauptung, dass (einige) Journalisten keine Kritik vertrügen, ist – verglichen mit Wulffs strategischem Verhältnis zur Wahrheit und seinen bemerkenswerten Interpretation von Begriffen wie “marktüblich” – ein betoniertes Fakt. Nicht häufig, aber häufiger als nie, bekommen wir beim BILDblog E-Mails von Journalisten, denen wir Fehlern nachgewiesen oder deren Arbeit wir kritisiert haben, und nicht immer sind diese Zuschriften sachlich. In seltenen Fällen beschimpfen uns Chefredakteure in vielfarbigen Tiraden, weswegen ich ganz froh bin, dass ich nicht weiß, wie man die Mailbox an meinem Handy einschalten kann.

Dass Wulff vor Kindern damit kokettiert, wie nachtragend er angeblich sein könne, ist natürlich etwas besorgniserregend, aber es spricht doch für sich. Dass Wulff gegen kritische Berichterstattung “wetterte”, wie “Spiegel Online” im Vorspann vollmundig verspricht, lässt sich aus diesen Zitaten nicht einmal mit viel schlechtem Willen herauslesen.

Im Gegenteil: Wulff hat es sogar menscheln lassen.

“Wir Politiker werden ja ständig kritisiert”, sagt Wulff, “wir haben ein ganz dickes Fell.” Er wolle aber auch, dass Menschen mit dünnem Fell in der Politik sein können. Das jedoch sei schwierig, man lese ja jeden Tag was über sich in der Zeitung. “Das ist nicht alles nur positiv.”

Nun hat sich in den letzten Wochen der Eindruck aufgedrängt, dass Wulffs Fell in etwa so dick ist wie das eines Nacktmulls in der Mauser. Insofern kann der Rückblick auf diese harmlose Veranstaltung – natürlich begleitet von einem 37-sekündigen Video mit Werbung – durchaus lohnenswert sein.

Aber doch bitte nicht derart bemüht:

Doch selbst bei dieser harmlosen Veranstaltung, fast vier Jahre vor seinem umstrittenen Anruf beim “Bild”-Chefredakteur, zeigte Wulff, wie sehr ihm Journalisten auf die Nerven gehen – und wie nachtragend er bei kritischer Berichterstattung ist.

Im Übrigen schafft es der Artikel, Wulffs Image zumindest bei mir wieder ein bisschen aufzupolieren: Ein Mann, der angibt, Tapire und Manatis zu mögen, kann kein ganz schlechter Mensch sein.

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Der größte Fehler des Christian Wulff

Ich habe ein bisschen Angst, einen Blogeintrag über Christian Wulff anzufangen, weil es bei der aktuellen Gemengelage denkbar ist, dass der Mann schon nicht mehr Bundespräsident ist, bevor ich den Text das erste Mal Korrektur lesen kann.

Natürlich kann Wulff seinen Versuch fortsetzen, gegen die gesamte deutsche Presse, aber mit dem deutschen Volk im Amt zu bleiben. Das hat zwar schon bei Karl-Theodor zu Guttenberg nicht funktioniert (und der hatte immerhin bis zum Schluss die “Bild” auf seiner Seite), aber Wunder gibt es immer wieder.

Zwar war Wulffs Rückhalt in der Bevölkerung vor dem gestrigen TV-Interview schon merklich gesunken (am Mittwoch waren nur noch 47 Prozent dafür, dass Wulff im Amt bleiben sollte, am Montag waren es noch 63 Prozent), aber vielleicht hat Wulff das sogenannte einfache Volk mit seinem merkwürdigen Auftritt bei ARD und ZDF besser überzeugen können als die Journalisten. Wahrscheinlich ist dies allerdings auch nicht.

Wie dem auch sei: So lange die Affäre Wulff die Titelseiten füllt und weite Teile der Nachrichtensendungen ausfüllt, so lange geht natürlich unter, dass sich Europa immer noch in einer großen Krise befindet, dass sich die Stimmung zwischen dem Iran und dem Rest der Welt täglich verschlechtert. Und ich meine das nicht in dem Sinn, mit dem Online-Kommentatoren “Habt Ihr denn sonst keine Sorgen?” fragen.

Als Richard Nixon im Zuge der Watergate-Affäre seinen Rücktritt als US-Präsident erklärte, tat er dies mit den unsterblichen Worten:

I have never been a quitter.

To leave office before my term is completed is abhorrent to every instinct in my body. But as President, I must put the interests of America first.

America needs a full-time President and a full-time Congress, particularly at this time with problems we face at home and abroad.

Nun unterscheiden sich die Befugnisse von US- und Bundespräsident fundamental: Vermutlich würde es niemandem auffallen, wenn Christian Wulff die letzten dreieinhalb Jahre seiner Amtszeit tatsächlich ausschließlich mit der Beantwortung der vielen, vielen Journalistenanfragen verbrächte. Einen Vollzeitpräsidenten hatte und brauchte Deutschland nie — weswegen ich übrigens den Vorschlag von Friedrich Küppersbusch aufs Heftigste begrüße, das Amt des hauptberuflichen Grüßaugusts abzuschaffen und den Bundestagspräsidenten zum Staatsoberhaupt zu machen.

Wulff lähmt vielleicht noch nicht einmal die Politik — Politiker von Koalition und Opposition, die sich wortgewaltig vor TV-Kameras um das Ansehen des höchsten Amts im Staate sorgen, können in dieser Zeit keinen anderen Schaden anrichten. Aber Wulff lähmt das öffentliche Leben in Deutschland: Die Medien beschäftigen sich seit Tagen mit kaum etwas anderem und wissen vermutlich längst, was sie als nächstes noch alles aufdecken werden — als Fortsetzungsroman verkauft sich jeder Skandal besser denn als abgeschlossene Erzählung und wer hat denn gesagt, dass Salamitaktiken nur etwas für Politiker sind? Der volkswirtschaftliche Schaden, der seit Tagen durch die vielen Wulff-Witze (seit gestern auch noch: Schausten-Witze) auf Facebook und Twitter entsteht, die alle während der Arbeitszeit gelesen und geteilt werden müssen, ist sicher auch nicht zu verachten.

Christian Wulff hat in dem gestrigen Interview viel davon gesprochen, dass er Freunde und Familie habe schützen wollen und sich deshalb mit Informationen zurückgehalten habe. Es steht außer Frage, dass die Redaktionen noch genug Munition haben, um den waidwunden Präsidenten abzuschießen (um mal eine martialische Phrase zu vermeiden). Die Chancen stehen gut, dass es dabei um weitere Details aus seinem Freundes- und Bekanntenkreis geht. Auch wenn ich nicht glaube, dass die in den vergangenen Tagen mehr oder weniger offen kolportierten Gerüchte zutreffen, so wäre Christian Wulff doch gut beraten, sein Umfeld aus der Schusslinie zu bringen.

Andererseits könnte es sein, dass das nun auch nichts mehr bringt: Wulff hat gestern im Fernsehen erzählt, er habe “Bild”-Chefredakteur Kai Diekmann auf dessen Mailbox gebeten, “um einen Tag die Veröffentlichung zu verschieben, damit man darüber reden kann, damit sie sachgemäß ausfallen kann”. Diekmann hielt heute dagegen und bat Wulff öffentlich um die Genehmigung, den Wortlaut des Anrufs veröffentlichen zu dürfen. Allein für diese Gelegenheit, dass sich Kai Diekmann als moralische Instanz und flauschiges Unschuldslamm präsentieren kann, muss man Wulff verachten. Jetzt hat Wulff abgelehnt und damit mutmaßlich die Pforten zur Hölle aufgestoßen.

Der präsidiale Ausraster auf seiner Mailbox dürfte kaum Diekmanns letzter Trumpf gewesen sein. Wahrscheinlich ging er fest davon aus, dass Wulff seine Bitte zur Veröffentlichung negativ bescheiden würde, und hat die Anfrage deshalb gleich öffentlich gemacht. Diekmann konnte zwei Mal “im Sinne der von Ihnen angesprochenen Transparenz” argumentieren und hat den Präsidenten damit faktisch schachmatt gesetzt: Setzt man voraus, dass Diekmanns Version der Geschichte stimmt, wäre Wulff der Lüge überführt gewesen und damit endgültig untragbar. Setzt man voraus, dass Wulffs Version stimmt, hat er jetzt immer noch das Problem, nicht “im Sinne der Transparenz” gehandelt zu haben. Er konnte nur noch verlieren.

Es ist leicht, auf einen Abzockvollprofi wie Kai Diekmann reinzufallen, aber einem Spitzenpolitiker (auch wenn er “ohne Karenzzeit, ohne Vorbereitungszeit” in sein aktuelles Amt gekommen ist) sollte das nicht passieren. Ich fände es deprimierend, sagen zu müssen, dass man sich mit “Bild” nicht anlegen sollte, und glaube das auch nicht. Aber man muss schon wissen, wie man es macht — und dabei in einer etwas glücklicheren Ausgangsposition sein, als Wulff es war.

Kaum jemand stolpert, privat oder beruflich, über einen einzelnen großen Fehler. Meist ist es eine unglückselige Verkettung vieler kleiner und mittlerer Fehler. Egal, was jetzt noch rauskommt: Der größte Fehler, den Christian Wulff in meinen Augen gemacht hat, war der, “Bild” und Kai Diekmann die Gelegenheit zu geben, sich als seriöse, moralische Journalisten inszenieren zu können, was ihnen die Menschen vielleicht mehr abkaufen als Wulff seine Rolle als reuiger Sünder. Wulff hat “Bild” die Macht zurückgegeben, die die Zeitung eigentlich nicht mehr hatte.

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Film Politik

Christian Wulff im Wortlaut

Sie können es heute überall lesen: Bundespräsident Christian Wulff hat “Bild”-Chefredakteur Kai Diekmann mit dem “endgültigen Bruch” gedroht, falls die Zeitung über seinen Privatkredit berichte.

Einige Zitate vom Überschreiten des “Rubikons” und “Krieg führen” sind schon bekannt geworden, aber der genaue Wortlaut ist bisher nicht kolportiert.

Bisher, denn Coffee And TV hat den Mitschnitt von Kai Diekmanns Mailbox exklusiv:

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Rundfunk Politik

Braungebrannt

Was auch immer es braucht, um in den braunen Fettnapf zu treten: es liegt dieser Zeit eine Menge davon in der Luft.

Vor knapp zwei Wochen hatte Hans-Werner Sinn, der Präsident des Münchner Ifo-Instituts, einen äußerst unglücklichen Vergleich zwischen der aktuellen Pauschalkritik an Managern und der Situation der Juden nach der Weltwirtschaftskrise gezogen — und am Tag darauf sofort um Entschuldigung gebeten.

Gestern muss es dann mit dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff durchgegangen sein, der ausgerechnet in der Talkshow von Michel Friedman von einer “Pogromstimmung” gegen Manager gesprochen hat, wie “Spiegel Online” berichtet. Aber vermutlich lag ihm die Vokabel nur gerade so auf der Zunge, weil sich in wenigen Tagen die Reichspogromnacht zum siebzigsten Mal jährt. Auch Wulff hat seinen Vergleich heute bedauert.

Die schwerwiegendere Entgleisung dieser Woche kommt (wie irgendwie fast immer) aus Österreich: Dort hatte sich der pensionierte ORF-Journalist Klaus Emmerich in der Sondersendung zur US-Präsidentschaftswahl wie folgt geäußert:

Ich möchte mich nicht von einem Schwarzen in der westlichen Welt dirigieren lassen. Wenn sie sagen, des ist eine rassistische Bemerkung: richtig, ist gar keine Frage.

Mit diesen unverhohlenen Ansichten schlägt Emmerich sogar Michael Heinrich, der in der anlässlich der Wahl Obamas in der Münchner “Abendzeitung” von “negroiden Lippen” und “Kopfformen” schwafelt.

Und dann war da noch der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi, der in seiner ersten Stellungnahme zur Wahl Obamas sagte, dieser sei “jung, hübsch und gebräunt”.

Sie alle haben sich einen Platz in meinem Buch “Schlimmer als Hitlerkrebs – Missglückte Rhetorik für Profis” verdient, das ich auf Grundlage dieser Liste nächste Woche zu Schreiben beginnen werde.

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Politik

Wir sterben lieber eines natürlichen Todes

Vermutlich sind die meisten, die hier mitlesen, zu jung, um damals in den Achtziger dieses Plastikschild mitbekommen zu haben. Man sah darauf einen nordamerikanischen Ureinwohner (vor 20 Jahren noch als “Indianer”, ein paar Jahr zuvor nur als “Winnetou” bekannt), der an einem Lagerfeuer herumwedelte. Damals hielt man das als passendes Motiv für den Spruch “Danke fürs Nichtrauchen. Wir sterben lieber eines natürlichen Todes.” Der eine oder andere Nikotinist dachte sich damals, dass derlei ja geradezu nach einer Verarsche schreie. Denn anstatt wie diese langweiligen Nichtraucher mal eben einen natürlichen Tod hinzulegen, inhaltiert man doch gleich noch mal so genüßlich.

Damals waren die Krankenkassenkassen ja auch noch so etwas ähnliches wie voll. Und das sozialverträgliche Frühableben derer mit den geteerten Lungen nahmen die Rentenkassen noch ohne nennenswertes Husten zur Kenntnis. Diese Zeiten sind vorbei. Und auch die Zeiten, in der sich bundesdeutsche Regierungen nicht entblöden, der Tabaklobby das Wort zu reden und jegliches Tabakwerbe- oder gar Rauchverbot, das man sich in Brüssel ausgedacht hat, geflissentlich zu untergraben. Oder mindestens mit blödsinnigen Klagen auszubremsen.

Längst zeigen die Iren, die Malteser, die Italiener, die Spanier, die Luxemburger, die Belgier und die Franzosen, wie genüßlich man abends wieder in die Kneipe oder den Club gehen kann. Keine Angst mehr vor mutwillig produziertem Feinstaub, keine spontanen Bronchialasthmaattacken mehr beim Betreten einer Tanzlokal-Eckkneipe. Und sogar rosige Aussichten für die Gastwirte wegen steigenden Besucherzahlen. In Deutschland ist das ja immer noch anders. Und wer mit weniger als 1,80m Körpergröße auf eine Stippvisite z.B. ins Kölner Blue Shell geht, sollte die Sauerstoffflasche nicht vergessen, die es zum Überleben brauchen würde.

Doch jetzt zeigt der spontane Aktionismus der Regierung Wirkung. Es ist ja auch erst knapp vier Jahre her, dass die EU wegen jährlich 650.000 Toten und über 100 Milliarden Euro Kosten europaweit eine Richtlinie zum Verbot von Tabakwerbung erlassen hat. Da kam die deutsche Umsetzung im Dezember 2006 wie eine richtig spontane Übersprungshandlung. Und die zeitgleich stattfindende Posse um den nationalen Gesetzentwurf zum Nichtraucherschutz am Arbeitsplatz bekam ja eh kaum jemand mit. Ohne sich über eine Regierung schlapp zu lachen, die es nicht blickt, dass sie für den Geltungsbereich gar nicht mehr zuständig ist.

Jetzt kommt es also: das bundesweite Rauchverbot in öffentlichen Gebäuden, Krankenhäusern, Altenheimen, Gaststätten, Kneipen, Discotheken etc. Zum Glück hat sich das Volk aber immer noch genügend Vollpfosten an die jeweilige Macht gewählt, dass die schon wieder Aufweichungen des unvermutet sinnvollen Rauchverbots verlangen. Was einem dann durchaus den Wunsch nahelegt, die Herren Wulff, Rüttgers und Stoiber in der freiwilligen Raucherkneipe ihrer Wahl endzulagern. Die könnten sich dann bitte rasch an das Plastikschild vom Artikeleinstieg erinnern.

Wobei die Diskussion um Rauchverbote ja derzeit längst von der Klimapanik über den Haufen gerannt wurde. Wenn wir eh nur noch zwölf Jahre haben, um den Klimakollaps abzuwenden, haben die Raucher sogar noch einen Grund mehr, rasch auf Nikotinpflaster umzusteigen. Denn wenn die Küsten demnächst eh überflutet werden, reicht das bis dahin eingesparte Feuerzeugbenzin ja vielleicht noch fürs Signalfeuer im Rettungsboot.