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Wer die Oscars eigentlich hätte bekommen müssen…

Vor­bei ist sie wie­der, die mit­un­ter längs­te Nacht des Jah­res, aber bestimmt die längs­te Sonn­tag­nacht des Jah­res: Bis 6.15 Uhr MEZ wur­den 2007 wie­der ein­mal 24 klei­ne gol­de­ne Sta­tu­et­ten ver­lie­hen. Doch nicht alle erreich­ten den kor­rek­ten Adres­sa­ten. Auch Tau­sen­de Aca­de­my-Mit­glie­der (dar­un­ter, wie ich mit Schre­cken fest­stel­len muß­te, auch Fran­ka Poten­te) kön­nen durch­aus mal irren. Und das pran­ge­re ich an. In all mei­ner Weis­heit weiß näm­lich nur ich per­sön­lich, wer von den Nomi­nier­ten tat­säch­lich hät­te gewin­nen müs­sen.

Fan­gen wir doch mal mit dem heu­ti­gen BILD-Titel an: Der Kate­go­rie „bes­ter nicht-eng­lisch­spra­chi­ger Film“. Natür­lich ist „Das Leben der ande­ren“ kein schlech­ter Film, und selbst­ver­ständ­lich war die Ent­schei­dung nicht so schlimm für mich per­sön­lich, da ja immer­hin der Patri­ot in mir Grund zum Jubeln hat­te. Aber ich den­ke, jeder, der den Film „Nach der Hoch­zeit“ von Susan­ne Bier aus Däne­mark gese­hen hat, kann die Ent­schei­dung nicht nach­voll­zie­hen. Klar, hät­te der deut­sche Bei­trag nicht gewon­nen, wären es die Mexi­ka­ner gewe­sen. Aber die bes­ten Fil­me machen let­zend­lich ja doch die Dänen, auch wenn das kei­ner so recht wahr­ha­ben will.

Alle Oscars, die das abso­lut unau­then­ti­sche, lächer­lich schlecht insze­nier­te und gespiel­te Musi­cal „Dream­girls“ bekom­men hat, gehö­ren sofort wie­der ein­ge­zo­gen. Abi­ga­il Bres­lin hät­te gewin­nen müs­sen, oder eine der Dar­stel­le­rin­nen aus „Babel“, oder von mir aus Cate Blan­chett – ganz egal! Die waren alle gut, aber Jen­ni­fer Hud­son? Und der Sound von „Flags of our fathers“ war auch bes­ser. Genug­tu­ung brach­te da nur, daß kei­ner der drei nomi­nier­ten Songs aus „Dream­girls“ eine Chan­ce gegen Melis­sa Ether­idge hat­te und die Aus­zeich­nun­gen für Aus­stat­tung und Kos­tü­me an Außen­sei­ter gin­gen („Pans Laby­rinth“ bzw. „Marie Antoi­net­te“).

Mar­tin Scor­se­se hat sei­nen über­fäl­li­gen Oscar bekom­men, nach­dem er nach unzäh­li­gen Halb- bis Total­aus­fäl­len wenigs­tens mal wie­der einen eini­ger­ma­ßen span­nen­den Film hin­be­kom­men hat, auch wenn es nur ein Remake eines genia­len Thril­lers aus Hong­kong namens „Infer­nal Affairs“ ist. Eigent­lich hät­te Scor­se­se auch wei­ter­hin mit dem Hitch­cock/­Ku­brick-Sta­tus leben kön­nen und man hät­te mal wie­der Clint East­wood aus­zeich­nen kön­nen oder noch bes­ser Ale­jan­dro Gon­zá­lez Iñár­ri­tu.

Das bes­te adap­tier­te Dreh­buch hat übri­gens „Child­ren of Men“. Wil­liam Mona­han hat­te ja schon eine qua­si fix und fer­ti­ge Vor­la­ge aus Hong­kong. Was ist dar­an oscar­wür­dig, noch eine net­te Rol­le für Jack Nichol­son mit rein­zu­schrei­ben? Und hat die­ser nicht ohne­hin am Set noch­mal alle sei­ne Zei­len kom­plett umge­schmis­sen? Dann gebt wenigs­tens ihm den Oscar!

So, aller Oscar­frust weicht so lang­sam von mir. Es war mal wie­der eine schö­ne Show. Ellen DeGe­ne­res war deut­lich wit­zi­ger als ich erwar­tet hät­te, die Rück­bli­cke waren nett und Mag­gie Gyl­len­haal sah unglaub­lich süß aus (wie immer eigent­lich, woll­te es trotz­dem noch­mal erwäh­nen).

Also dann, bis nächs­ten Febru­ar. Die Espres­so-Maschi­ne steht bereit.