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Barack Obamas schlimme Folgen für die Weltpolitik

„Was kön­nen wir vom Wahl­kampf von Barack Oba­ma ler­nen?“ hat­te ein Dele­gier­ter auf dem Grü­nen­par­tei­tag den zu die­sem Zeit­punkt noch desi­gnier­ten Par­tei­vor­sit­zen­den Cem Özd­emir gefragt. Özd­emir ant­wor­te­te irgend­was Klu­ges, Abwar­ten­des, von wegen das sol­le man jetzt nicht alles nach­ma­chen und man müs­se auch mal sehen und so …

„Ist eine Inter­net-Kam­pa­gne wie die von Barack Oba­ma auch in Deutsch­land mög­lich?“ hat­te Mar­kus Becke­dahl schon kurz nach Oba­mas Wahl­sieg gefragt und sowohl eine kur­ze („Ja und Nein“), als auch eine lan­ge Ant­wort dar­auf gege­ben.

Aber wie das immer so ist: auf beson­ne­ne Poli­ti­ker hören genau­so vie­le Per­so­nen, wie läng­li­che Blog-Ein­trä­ge lesen – also kaum einer. Und so kommt es, dass die zwei­te bis drei­ßigs­te Rei­he (so vie­le Sitz­rei­hen hat das Bochu­mer Ruhr­sta­di­on, viel­leicht bie­tet jemand mehr) der Poli­ti­ker jetzt vor den Fett­näp­fen Schlan­ge steht, um auf eine neue Lis­te zu kom­men.

Sie heißt:
„Yes, may­be we could try to, but come to think of it: we defi­ni­te­ly can’t“

Los ging es mit die­sem Meis­ter­werk:

Yes we can -  Klausurtagug der SPD Havixbeck

[via Jens]

Eine wei­te­re gewag­te Kom­bi­na­ti­on aus Slo­gan und miss­glück­ter deut­scher Spra­che fand ich dann bei Face­book:

Wir machen's: Mit Heiko Maas, muss einer neuer Mann an die Spitze der saarländischen Landesregierung. Unterstützt Heiko Maas für Gute Arbeit, Faire Chancen und Neue Energie im Saarland.

Und den fina­len Aus­lö­ser, die Num­mer von einer Twit­ter-Serie zu einer Blog-Serie zu machen (hof­fent­lich nicht), fand ich dann im Dins­la­ke­ner Lokal­teil der „Rhei­ni­schen Post“:

Dinslaken: 
Köse dreht Wansing-Wahlspot. Dinslaken (RP) Reportage am Montag "Wansing on Ice" hieß es am Sonntagmittag in der Dinslakener Eishalle. Dort drehte CDU-Bürgermeisterkandidat Heinz Wansing gemeinsam mit Regisseur Adnan Köse seinen Wahlwerbespot.

Der auf­stre­ben­de Lokal­po­li­ti­ker Heinz Wan­sing hat sich vom Dins­la­ke­ner Regis­seur Adnan Köse („Lauf um Dein Leben – Vom Jun­kie zum Iron­man“) über­re­den las­sen, einen Wahl­wer­be­spot zu dre­hen, der ab Janu­ar als zehn­mi­nü­ti­ge Ver­si­on auf sei­ner Home­page und spä­ter als Zwei­mi­nü­ter in der Dins­la­ke­ner Licht­burg lau­fen soll.

Die „RP“ zitiert den Regis­seur wie folgt:

Man muss die neu­en Medi­en nut­zen. Mir gefällt sei­ne Hal­tung und ich will mit dem Film errei­chen, dass neben dem Poli­ti­ker und Ver­wal­tungs­fach­mann auch der pri­va­te, der Mensch Heinz Wan­sing fokus­siert wird.

Und wenn Sie jetzt fra­gen: „Ja, was sol­len die armen deut­schen Poli­ti­ker denn jetzt machen, ohne dass Ihr Inter­net-Jung­spun­de Euch immer über deren Unbe­hol­fen­heit lus­tig macht?“, dann ant­wor­te ich mit mei­ner glo­cken­klars­ten Engels­stim­me, die sonst für Fami­li­en­be­su­che und mei­nen Bank­be­ra­ter reser­viert ist: „Poli­tik!“

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Grüne in schwarz-weiß

Ich ver­spre­che: das wird der letz­te Bei­trag zum Grü­nen­par­tei­tag.

Aber wie Sie schon ver­mu­tet haben wer­den, fehlt neben Text und Video natür­lich noch mei­ne liebs­te Prä­sen­ta­ti­ons­form: die Bil­der­ga­le­rie.

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Unterwegs Politik

Nach Erfurt

Bundesdelegiertenversammlung der Grünen 2008

Das war er also: mein ers­ter Par­tei­tag. Oder zumin­dest der ers­te, an den ich mich erin­nern kann.

War er so, wie ich mir das vor­her vor­ge­stellt hat­te? Ja und Nein.

Der Frei­tag war schlimm – das fan­den aber auch fast alle Grü­nen, mit denen ich gespro­chen habe. Stun­den­lang wur­de dar­über dis­ku­tiert, wel­chen Stand­punkt die Par­tei ver­tre­ten sol­le, wenn sie mal wie­der was zu sagen hat. Dar­über, ob bis zum Jahr 2020, 2030 oder 2040 80%, 90% oder 100% erneu­er­ba­re Ener­gien ein­ge­setzt wer­den sol­len. Und dar­über, was Al Gore in der „New York Times“ geschrie­ben hat.

Die Dis­kus­sio­nen zum The­ma „60 Jah­re Men­schen­rech­te“ am Sams­tag waren deut­lich span­nen­der, aber in der Men­ge auch ermü­dend. Aller­dings habe ich so wenigs­tens ein­mal gese­hen, wie Par­tei­en zu der Linie kom­men, die sie ver­tre­ten. Eine Par­tei ist wohl nie einer Mei­nung, bei den Grü­nen gehört das aber (wie das Stri­cken auf Par­tei­ta­gen) zum Pro­gramm: Die Flü­gel­kämp­fe sind legen­där, auch wenn in der Par­tei man­che nicht mehr ganz genau durch­bli­cken, wer da wel­che Posi­tio­nen ver­tritt.

In den Reden der gro­ßen Vier (die Par­tei­vor­sit­zen­den Clau­dia Roth und Cem Özd­emir, sowie die Spit­zen­kan­di­da­ten Rena­te Kün­ast und Jür­gen Trit­tin) war viel von den „grü­nen Kern­the­men“ die Rede, die wie­der besetzt und gegen die Ver­ein­nah­mungs­ver­su­che ande­rer Par­tei­en ver­tei­digt wer­den sol­len. Beson­ders Trit­tin keil­te so stark gegen alle ande­ren Par­tei­en, dass man fast befürch­ten muss­te, die momen­tan fünftstärks­te Bun­des­tags­frak­ti­on wol­le in Zukunft allei­ne regie­ren – zumal es auch kei­ner­lei Ansa­gen gab, was für eine Koali­ti­on man denn am liebs­ten hät­te. „Wir sind grün, nicht Bin­de­strich-Grün“, hat­te Rein­hard Büti­ko­fer das zusam­men­ge­fasst.

Wirk­lich schlimm fand Rot-Grün im Nach­hin­ein aber auch kei­ner, auch wenn sowohl die Ver­schlep­pung und ver­säum­te Rück­ho­lung von Murat Kur­naz, als auch die Ernen­nung des viel geschol­te­nen Hart­mut Meh­dorn zum Vor­stands­vor­sit­zen­den der deut­schen Bahn in die­se sie­ben Jah­re fie­len.

Die Insze­nie­rung des Par­tei­tags war wie die Grü­nen selbst: immer ein klei­nes biss­chen neben der Spur und dadurch irgend­wie grund­sym­pa­thisch. Die Ein­spiel­fil­me hat­ten wenig von Barack Oba­mas halb­stün­di­gem Mei­len­stein und mehr von dem, was man auf Sil­ber­hoch­zei­ten und run­den Geburts­ta­gen sehen kann. Oder im Inter­net.

Die Idee, im gro­ßen Block der Per­so­nal­ent­schei­dun­gen erst mal die Rech­nungs­prü­fer zu wäh­len und dann die Par­tei­vor­sit­zen­den, hat­te auch was. Die Bewer­bungs­re­de von Ste­fan Vol­pert für die­ses Amt zähl­te zu den humo­ris­ti­schen Höhe­punk­ten des Wochen­en­des: erst sprach er die gan­ze Zeit von „Chan­ge“ (womit er nicht etwa – was dem Amt ange­mes­sen gewe­sen wäre – Wech­sel­geld mein­te, son­dern sich sehr direkt auf Barack Oba­ma bezog) und als er dann auch noch „Yes, we can!“ aus­rief, ging ein Stöh­nen durch die Rei­hen. Die Kin­der­ge­burts­tags­num­mer, bei der nach der Wahl von Kün­ast und Trit­tin grü­ne Bäl­le ins Publi­kum gewor­fen wur­den, lie­fer­te zwar schö­ne Bil­der, wirkt aber um so gro­tes­ker, wenn man weiß, dass im Ablauf­plan danach eigent­lich noch 50 Minu­ten für das The­ma „Armut im Alter“ vor­ge­se­hen waren.

Dafür zeig­te sich, dass Grü­nen die wohl web-affins­te Par­tei Deutsch­lands sind. Die Idee, Blog­ger-Sti­pen­di­en zu ver­ge­ben, ist da nur ein Mosa­ik­stein: Neben­her arbei­te­ten ange­hen­de Euro­pa-Abge­ord­ne­te an ihren Face­book­sei­ten, auf twit­ter war die Höl­le los und als Vol­ker Beck sei­ne Bewer­bungs­re­de für den Par­tei­rat mit „Lie­be Freun­din­nen und Freu­de, lie­be Fol­lower“ eröff­ne­te, fand ich das erst ein wenig ran­schmei­ße­risch und dann irgend­wie kon­se­quent. Bei so viel Web 2.0 besteht natür­lich die Gefahr, bald nur noch im Inter­net statt­zu­fin­den, die auch prompt von eini­gen Red­nern ange­spro­chen wur­de.

Letzt­end­lich war es eine inter­es­san­te Erfah­rung. Die vier ande­ren Blog­ger waren sehr nett (wobei ich Jens natür­lich schon kann­te und Tere­sa auch ein biss­chen) und auch unter den Dele­gier­ten (die ja in ers­ter Linie ganz nor­ma­le Men­schen mit rich­ti­gen Beru­fen sind und erst in zwei­ter oder drit­ter Linie Par­tei­mit­glie­der) und Jour­na­lis­ten habe ich ein paar neue Leu­te ken­nen­ge­lernt.

In den Kom­men­ta­ren gab es ein wenig Empö­rung dar­über, dass ein Par­tei­tag über­haupt hier oder in ande­ren Blogs Erwäh­nung fin­de. Ich sehe aber die vie­len Kom­men­ta­re, die es aus ganz unter­schied­li­chen Rich­tun­gen gege­ben hat, ein biss­chen als Bestä­ti­gung an, dass es Inter­es­se an einer sol­chen, etwas ande­ren Bericht­erstat­tung gibt. Ich fin­de es gut, wenn sich in einer Demo­kra­tie nicht nur Par­tei­mit­glie­der für Par­tei­ta­ge inter­es­sie­ren.

Die Ergeb­nis­se und die Bil­der einer win­ken­den Clau­dia Roth kann man in jeder Zei­tung nach­le­sen und in den Nach­rich­ten sehen. Ich woll­te hier ver­su­chen, die Atmo­sphä­re des Par­tei­tags ein­zu­fan­gen. Ich wür­de durch­aus ger­ne mal zu einem Par­tei­tag einer ande­ren Par­tei fah­ren – um die Gemein­sam­kei­ten und Unter­schie­de zu sehen, und um ein biss­chen mehr über Poli­tik zu erfah­ren, im Guten wie im Schlech­ten.

In eine Par­tei wer­de ich trotz­dem nicht ein­tre­ten. Dafür bin ich zu wenig gesel­lig und zu wenig Dis­kus­si­ons­be­reit. Schon die Fra­ge, was wir zum Abend essen sol­len, kann mir den hal­ben Tag ver­sau­en.

Was mir aber auf jeden Fall in Erin­ne­rung blei­ben wird, sind die blin­ken­den Nie­ten an Clau­dia Roths Jeans:

[Direkt­link]

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Unter Grünen: Obama on the rocks

Für jeden Oba­ma-Ver­weis hier auf dem Grü­nen­par­tei­tag sol­len wir einen Kiwi­li­kör trin­ken, hat Kunar in den Kom­men­ta­ren geschrie­ben. Bis­her hält sich das in den Reden in Gren­zen, aber die­se Jour­na­lis­ten for­dern uns eini­ges ab:

Grünen-Parteitag: Ein bisschen Obama

Grünen-Vorsitz - Cem Özdemir: Auf Barack Obamas Spuren

Heute kann er einen Sieg einfahren, der auch kein leichter war. Erstmals in der deutschen Geschichte würde das Kind einer türkischen Zuwandererfamilie eine Bundestagspartei führen. Und ganz ergriffen ziehen einige Grüne ernsthaft Parallelen zur Biografie des kommenden US-Präsidenten Barack Obama, weil der seine Kinderzeit auch außerhalb des Landes verbrachte, das er künftig regiert.

Cem Özdemir: Der Bonsai-Obama

Cem Özdemir soll Parteichef der Grünen werden: Ein Hauch von Obama

Und zum Schluss noch ein rich­tig kna­cki­ger Slo­gan von welt.de:

Parteien: Der Grüne Cem Özdemir ist kein Barack Obama

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