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An Tagen wie diesen

Stellen Sie sich bitte für einen Moment vor, sie wären Frank-Walter Steinmeier, der deutsche Außenminister.

Ihre Woche hätte damit begonnen, dass Sie mit Ihrem französischen Amtskollegen ein Tonstudio aufsuchen, um dort einen “Integrationssong” einzusingen. Mit sowas macht man sich zwar mitunter ein bisschen zum Horst, aber es ist immerhin eine schöne Abwechslung zum üblichen Politikeralltag und bei der Bevölkerung kommt sowas auch gut an.

Montag Abend hätten Sie im Kanzleramt gesessen und die Koalitionsrunde wäre für Ihre Partei, die SPD, nicht wirklich erfolgreich verlaufen. Als Sie nach Hause gekommen wären, hätten Sie im “Nachtmagazin” hören müssen, dass eine Filmemacherin schwere Vorwürfe gegen den Musiker erhebt, mit dem Sie am Morgen noch im Tonstudio waren.

Der Dienstag hätte also für Sie im “Morgenmagazin” der ARD begonnen, wo Sie erst mal hätten erklären müssen, dass Sie sich nicht vorstellen könnten, dass die Vorwürfe richtig seien. Als nächstes hätten Sie erfahren, dass Ihr früherer Parteivorsitzender Franz Müntefering aus privaten Gründen vom Amt des Arbeitsministers und Vizekanzlers zurücktritt.

Weil Sie neuer Vizekanzler werden sollten, wäre bei Ihnen natürlich alles drunter und drüber gegangen und Sie hätten erst am Ende des gestrigen Tages mitbekommen, dass 26 Ihrer Fraktionskollegen ziemlichen Mist verzapft hätten.

Es sind Tage wie diese, an denen ich es besonders bedauere, dass es in Deutschland kein Äquivalent zur “Daily Show” gibt …

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Der russische Bärbeiß

Vorgestern erst schaffte unser guter Freund Wladimir Putin seinen ehedem tapsigen Vorgänger unter die Erde, dem dessen Eltern den Namen einer französischen Wodka-Sorte gegeben hatten. Und heute sorgt er wieder für großen Spaß und Erinnerungen an den Kalten Krieg.

Ihr wisst nicht, was das ist? Tun wir also mal für einen Moment so, als gäbe es die Wikipedia nicht: Damals, als die Mauer noch stand und dafür sorgte, dass die einen Deutschen Bananen essen und BILD lesen konnten und die anderen Deutschen nicht, hatten die USA noch einen ebenbürtigen Feind. Die Sowjetunion, hierzulande auch gerne UdSSR abgekürzt und unsterblich im geworden Beatles-Song “Back in the USSR”, hatte die gleiche Unmenge an ABC-Waffen (die Klamotten, die George Dabbeljuh angeblich im Irak finden wollte) wie die USA. Und weil die Amis schon damals nur dann Krieg spielen wollten, wenn sie sicher waren, dass sie gewinnen werden und nicht eventuell doch eine Atomrakete aufs Haupt bekommen, machten sie mit den Sowjets eine Art Rasenschach. Nur ohne Rasen und ohne Schach. Man teilte die Welt in Blöcke auf und versuchte überall dort, wo man sich noch keinem Block zugehörig fühlte, mit Spionage, Sabotage und sonstigen Sauereien Fakten zu schaffen. “Der Feind meines Feindes ist mein Freund”, hieß es damals. Altmodisch, gell?

Nun will Putin also wieder Kalter Krieg spielen. Oder wenigstens die Abrüstung aussetzen. Das sorgt für Sorgenfalten in Brüssel, wo mittlerweile sogar ehemalige Sowjetrepubliken mit uns Westlern spielen, weil Abrüstung doch so wichtig ist. Lustigerweise bekommt aber die NATO ihre eigenen Abrüstungsselbstverpflichtungen selbst nicht so recht auf die Reihe. Und dann wundert man sich, wenn die Russen auch nicht weiter machen? Bitte sehr.

Natürlich gibt’s auch wieder den üblichen Dünnschiss aus Washington, wo man nach neuer Vorgabe “Wer nicht Feind meines Feindes ist, ist auch mein Feind” denkt. Condoleezza Rice lässt irgendwer Sachen sagen wie, dass russische Bedenken gegen ein paar Raketen in ihrem Vorgarten “einfach aberwitzig” seien. Sie hätte wohl auch kein Problem damit, wenn jemand ein paar Minen auf ihrer Veranda installiert. 

Die einzigen vernünftigen Gedanken hatte mal wieder Bundesaußensteinmeier Frank-Walter: “Die Nachrichten des heutiges Tages waren kein Vergnügen.” Aber sowas von.