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Alltägliche, aber allerliebste Alliterationen

Vielleicht muss ich demnächst noch ein Tochterblog aufmachen: das für schöne Überschriften.

Nachdem die Lokalredakteure aus Dinslaken letzte Woche gut vorgelegt hatten, wollten die Zeitungsmacher einer anderen Stadt nicht hintanstehen:

Bald blühen bunte Blumen

Wo man derart liebliche Stabreime mit “B” aus dem Ärmel schüttelt?

Na, in Bochum natürlich!

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Leben Gesellschaft

“Die glauben, sie wären sonstwer”

Das Zweite, was wir nach unserer Rückkehr aus Oslo erlebten, war ein Zusammenstoß mit einer Zugbegleiterin der Deutschen Bahn, die uns auf sehr unfreundliche Weise mitteilte, dass es eine schlechte Idee gewesen sein, unser Gepäck auf der einzigen horizontalen Fläche im Zug abzustellen, die nicht von Alkohol oder Erbrochenem kontaminiert war. (Das erste waren betrunkene Menschen unter 18 und weit über 50.) “Willkommen zuhause”, dachten (und sagten) wir.

Andererseits habe ich heute in der U35 in Bochum ein Gespräch mitanhören müssen, das mir nur allzu tiefes Verständnis für Gereiztheit und Entnervtheit von Zugbegleitern eingeprügelt hat. Eine durch Tabakkonsum und Solariumsbesuche entstellte Frau hat es mit dem Kontrolleur im Zug und einer mir unbekannten Person am Mobiltelefon geführt und es folgt ein Gedächtnisprotokoll:

Frau: (ins Telefon) Ach, da ist wieder der Kontrolleur, weißte? Der will bestimmt gleich wieder das Ticket so genau begucken, macht der doch jedes Mal. Je, der, weißte?
Kontrolleur: Guten Tag, die Fahrausweise bitte!
F: Sie nehmen das ja schon wieder auseinander! Langsam müssten Sie das doch mal wissen oder sind Sie so schwer von Begriff?
K: Wissen Sie, wie viele Leute ich jeden Tag kontrolliere?
F: Ja, aber Sie haben mich schon tausendmal kontrolliert. In der 306!
K: Ich kenne Sie doch gar nicht!
F: In der 306!
K: Das ist meine Aufgabe …
F: Ja, aber das ist auch mein Ticket! Ich kann bestimmen, was mit meinem Ticket passiert!
K: Ich muss kontrollieren, ob …
F: Ja, aber das sieht man doch!
K: Das Ticket ist total verwaschen, ich kann da nicht sehen, ob …
F: Also ich kann das sehen!
K: Ja, aber ich nicht.
F: Dann, dann, dann sollten Sie vielleicht mal zum Optiker gehen! (ins Telefon) Ja, wieder der. Weißte, der hat mich schon tausendmal kontrolliert. Warste ja dabei. Ja. Schlimm. Die glauben immer, sie wären sonstwer. Ja. Bilden sich ein, sie könnten sich alles erlauben. Schlimm, ganz schlimm. Der muss doch inzwischen wissen … Ja, in der 306. Ja, schlimm. Weißte, die nehmen den Deutschen die ganzen Arbeitsplätze weg und dann glaubense. Ja. Du, ich muss Schluss machen, ich muss jetzt erst mal aussteigen. Ich ruf später … (steigt aus) Ja, aber ich muss jetzt erst mal aussteigen, ich ruf dann später wieder an …

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Ja, Ihr könnt mich mal (26 & 27)

Die Wahl zum neuen Bochumer Studierendenparlament setzt ungeahnte Energien frei und lässt einen bereits mit Sorge auf den Bundestagswahlkampf im Herbst blicken.

Letzte Woche hatten wir den RCDS, diese Woche das hier:

Der schwarze Ritter ist unbesiegbar. Der erste Schwarze im AStA. Yes, we can

(Wobei die Liste “Der schwarze Ritter ist unbesiegbar” sowieso gewisse Probleme hat, ernst genommen zu werden. Aber das ist wohl gewünscht.)

Gestern fand ich dann in meinem Briefkasten eine Postkarte, die mir ein anonymer Leser freundlicherweise weitergeleitet hatte:

Yes ... we can! Ja, das schaffen wir. Obama hat es vorgemacht und sein Ziel konsequent verfolgt! Geradlinig, klug und ausdauernd. Sie können das auch! PaX eröffnet Ihnen Zugang zu umsatzstarken Kundensegmenten. Mit einem überzeugenden Kraft-Paket, das Ihnen Impulse bietet, die Krise besser zu meistern. PaX macht stark. Umdenken - handeln - gewinnen.

Der Preis in der Kategorie “Abwegigster Obama-Verweis unter Einbeziehung von sowohl Uncle Sam als auch der Weltwirtschaftskrise” geht damit an PaX, eine Firma, die – obwohl man bei dem Werbetext anderes vermuten könnte – Fenster und Türen herstellt.

Andererseits: Der wahre Erfinder des Slogans “Yes we can!” stammt ja bekanntlich auch aus dem Baugewerbe

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Kultur

Zelt am See

Mit dem Ruhrgebiet und der Kultur ist das so eine Sache: natürlich gibt es hier welche, aber jeder versteht etwas anderes darunter. Man wäre gerne mehr als man ist (oder zumindest anders), weswegen es zwischen Duisburg und Dortmund einige hundert mittelgute, aber satte (weil totsubventionierte) Theater, Orchester und Kulturzentren gibt. Dafür keine Loveparade, denn wenn man eines im Ruhrgebiet noch mehr liebt als Subventionen und Kompetenzgerangel, dann die Möglichkeit, sich auf einer möglichst großen Bühne völlig zu blamieren. ((Bochums Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz ließ sich kürzlich zitieren: “Wir in Bochum sind nicht provinziell!” Sondern nur doof und unfähig, oder was?))

Das kommende Jahr, in dem das Ruhrgebiet “Kulturhaupstadt Europas” genannt werden darf, wird sicher ein völliges Desaster, und eine Gegend, in der man Donnerstagabends um Viertel nach Zehn eine halbe Stunde auf einen Zug warten muss, ((Been there, done that.)) der einen in die Nachbarstadt bringt, ist vieles, aber sicher keine international konkurrenzfähige “Metropolregion”.

Bei diesen Voraussetzungen freue ich mich immer, wenn jemand ankommt und ohne Subventionen sein eigenes Ding durchzieht — es muss ja nicht immer Hochkultur sein. So gesehen ist das “Zeltfestival Ruhr”, das im vergangenen Jahr erstmalig stattfand, eine Bereicherung für die unübersichtliche und oftmals verfeindete Kulturlandschaft im Ruhrgebiet.

Ich war in der Premierensaison leider nie vor Ort am Kemnader See, ((Der Nahverkehr, s.o.)) aber es heißt, die Mischung aus Veranstaltungen, Gastronomie und Kunsthandwerkmarkt sei recht schön gewesen. In diesem Jahr soll natürlich alles noch schöner und größer werden, wie die Veranstalter auf der heutigen Pressekonferenz ankündigten.

Veranstalter, Sponsoren und ein Kulturdezernent

Bei belegten Brötchen und Kaffee erfuhr die versammelte Lokalpresse, ((Da merkt man den Unterschied zwischen Bochum und Dinslaken dann doch: in Dinslaken waren wir immer zu zweit bei solchen Pressekonferenzen, heute waren es mindestens zwanzig Journalisten.)) was man sich für dieses Jahr so alles ausgedacht hat: Das Programm soll deutlich ausgeweitet werden, es gibt ein drittes Veranstaltungszelt und Kooperationen mit lokalen Veranstaltern.

Auf der Liste der bereits bekanntgegebenen Künstler finden sich neben Götz Alsmann, Silbermond, Max Raabe und Dieter Thomas Kuhn mit Hagen Rether, Heather Nova, Polarkreis 18, Jochen Malmsheimer und den frisch wiedervereinten Selig auch einige Programmpunkte, die auch mich interessieren würden.

Und dann ist da noch ein Termin, den man bei einem regionalen Kulturfestival eigentlich nicht erwartet hätte: eine spoken word performance von Henry Rollins.

Alle Termine und weiter Infos gibt es demnächst unter zeltfestivalruhr.de

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Print Politik

Ich bin nur zugezogen, holt mich hier raus!

Die peinliche Absage der Loveparade, die dieses Jahr eigentlich in Bochum stattfinden sollte, bestimmt in den letzten Tagen die Lokalpresse:

Nein, von einem Imageschaden könne keine Rede sein, gab Stadtrat Paul Aschenbrenner (SPD) zu Protokoll. „Weil wir eine verantwortungsbewusste Entscheidung getroffen haben.“

(“Ruhrnachrichten”)

Gut, dass Bochum kein Image hat, was zu Schaden kommen könnte. Und wen interessieren schon junge Menschen, die Krach hören und Rauschgift konsumieren?

Die SPD jedenfalls nicht:

So hatte etwa der SPD-Ortsverein Bochum-Hamme, der schon Wolfgang Clement politisch weitgehend über die Klinge springen ließ, einen Antrag für den Rat vorbereitet, wegen drohender Vermüllung der Anliegerstraßen vom Raver-Tanzvergnügen ganz abzulassen.

In dem Antrag vom 31. Juli 2008 heißt es wörtlich: „Der SPD-Ortsverein Bochum-Hamme sieht in der Ausrichtung der Loveparade 2009 in Bochum keinen kulturellen bzw. nachhaltigen Beitrag zur Verbesserung des Images des Ruhrgebietes bzw. für das Kulturhauptstadtjahr 2010. Die im Rahmen der Organisation entstehenden Kosten und Nachfolgeschäden stehen in keinem Verhältnis zum Nutzen dieser Veranstaltung und sind öffentlich nicht vertretbar.” Bochum solle deshalb die Veranstaltung zurückgeben.

(“WAZ”)

Aber die sehr endliche Kompetenz der SPD manifestiert sich bis ins kleinste Detail:

Im Sommer 2008 verabschiedete der Ortsverein den Antrag an den Rat, die Loveparade in Bochum abzublasen, wegen Gefahr der Vermüllung und anderer Schäden. Zwar wurde der Antrag nie abgeschickt, doch in den SPD-Gremien wie Ratsfraktion und Unterbezirksparteitag sickerte die Ablehnung gleichwohl durch.

(Noch mal die “WAZ”)

Entsprechend gut lässt sich dieser Eiertanz kommentieren:

Wie eine Nachgeburt kommen nun Einschätzungen zu Tage, die darauf hinweisen, dass die Macher der Bochumer Politik mit der Loveparade wenig am Hut hatten. Stattdessen ging die Sorge um, das Thema spalte und könne im Superwahljahr 2009 Wählerstimmen kosten.

Das allerdings ist nicht von der Hand zu weisen. Zu auffällig, wie eindrucksvoll und wortmächtig sich Bochumer Politiker über Konzerthausbau, Cross-Border-Deal und Gott und die Welt verbreitet haben, das Thema Loveparade aber fast gänzlich mieden. […]

Und dann die Kosten: 130 000 Euro allein durch den Einsatz der Feuerwehr und Rettungsdienste. Ganz zu schweigen von hunder-ten Extrabussen. Und der befürchteten Vermüllung. Das wirkt doch sehr wie ein rundes bestelltes Gutachten. Von Leuten, die nicht wirklich wollen.

(Kommentar in der “WAZ”)

Insgeheim dürften spätestens seit dem Erfolg der Loveparade in Essen klar gewesen sein: Bochum ist dem nicht gewachsen. Da das niemand sagen will, fehlte nur ein Grund für die Absage.

Zum Glück gibt es die Gleisbauarbeiten der Bahn.

(Kommentar in den “Ruhr Nachrichten”)

Der publizistische Todesstoß kam allerdings aus der alten Heimat der Loveparade. Ein Provinzporträt in zweieinhalb Sätzen:

Herbert Grönemeyer hat Bochum groß gemacht, aber nicht groß genug. Die Loveparade – Ältere werden sich erinnern – kann dort in diesem Jahr mangels Kapazität nicht stattfinden: Bahnhof zu klein, Miettoiletten ausgebucht, zu wenig Papierkörbe, so etwa.

(“Der Tagesspiegel”)

Der SPD-Fraktionsvorsitzende im Bochumer Stadtrat wird von der “WAZ” übrigens wie folgt zitiert:

Es wurde der Eindruck erweckt, als wären nur Deppen am Werk.

Wie jetzt? “Eindruck”? “als”?

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Politik

Schlechter Wechselkurs

Zugegeben: Ich hätte den RCDS bei den anstehenden Wahlen zum Bochumer Studierendenparlament eh nicht gewählt.

Change. Wechsel wollen. RCDS wählen.

Aber nach dieser Plakatkampagne wäre ich überrascht, wenn der Ring Christlich-Demokratischer Studenten auch nur eine Stimme mehr bekäme als er Mitglieder hat.

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Musik Unterwegs

Bochum überraschend eingelaufen

Hatte ich geglaubt, mit meinem Umzug von Dinslaken nach Bochum ein Provinznest gegen eine Großstadt eingetauscht zu haben, weiß ich es spätestens seit heute besser: Die Loveparade, die in diesem Jahr in Bochum stattfinden sollte, fällt aus.

Der Westen schreibt dazu:

Hintergrund für die Absage ist eine Erklärung der Stadt Bochum, dass die vorhandene Infrastruktur der Stadt nicht dazu ausreiche, die erwarteten Besuchermassen zu bewältigen.

Ich sehe es förmlich vor mir, wie die ganzen Mitglieder der Stadtverwaltung, die seit Jahren behaupten, so eine Loveparade in Bochum sei schon zu stemmen, plötzlich gestern Morgen auf dem Weg zur Arbeit von der Erkenntnis getroffen wurden: “Ach Du Scheiße, dat is ja allet viel zu klein hier!”

Schade vor allem für Dominik Peters, der morgen die erste Jugendherberge Bochums eröffnet:

Spätestens zur Loveparade, da ist sich Peters sicher, wird die Herberge proppenvoll sein.

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Ja, Ihr könnt mich mal (10)

Diesmal müssen wir auch gar nicht über irgendwelche Städte diskutieren, diesmal hab ich’s mitten in Bochum entdeckt:

Yes, you can!

(Man beachte, dass hier gleich noch eine zweite Politik-Ikone mit verbraten wurden!)

Alle bisherigen Obama-Anspielungen gibt’s hier.

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2008: Menschen, Tiere und Frisuren

Wenn sich das Jahr dem Ende neigt (im Fernsehen auch schon einen Monat früher), werden die Menschen sentimental und schauen zurück. Medienschaffende steigen in die Archive und glauben selber nicht mehr, was sie da anschleppen. All das gilt auch für den großen Jahresrückblick von Coffee And TV.

Er ist – so viel kann ich versprechen – eine widerliche Nabelschau, wie man sie nur in Blogs findet, aber es gibt auch ein Wiedersehen mit lieben Interviewpartnern, alten Bekannten, einem Chefredakteur und einem halben Dutzend Frisuren. Am Ende werden Sie möglicherweise das Wort Pathos neu buchstabieren wollen, aber dafür haben Sie ja in den nächsten Tagen hoffentlich auch genug Zeit.

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Leben Rundfunk

Die geheimnisvollen Listen des WDR

Dem Thema Rundfunkgebühren kann man sich kaum nähern, ohne dass nicht innerhalb von zwei Minuten mindestens einem Gesprächspartner die Halsschlagader platzt und Worte wie “Planwirtschaft” und “Musikantenstadl” fallen. Deswegen hätte ich schon vorab die Bitte, dass wir in den Kommentaren die grundsätzliche Debatte über den Sinn und Unsinn von öffentlich-rechtlichem Rundfunk und der GEZ ausklammern.

Am Freitag stand ein Gebührenbeauftragter des WDR (Name und Dienstnummer liegen mir vor) vor unserer WG-Tür im Studentenwohnheim. Er sagte, der WDR arbeite schon seit langem mit dem Akademischen Förderungswerks (Akafö) zusammen, um zu kontrollieren, ob da auch alles richtig laufe (“Sie könnte ja auch versehentlich etwas angemeldet haben, was Sie gar nicht anmelden müssen!”) und um Stress zu vermeiden. Deswegen habe er auch vom Akafö eine Liste mit allen Bewohnern der Wohnheime erhalten und klappere die seit einigen Jahren (“mein Sohn hat ja auch hier studiert und im Wohnheim gewohnt”) ab.

Da stand natürlich plötzliche eine sehr unschöne Frage unübersehbar im Raum: Das Studentenwerk gibt Daten seiner Bewohner weiter? ((Zunächst einmal erschließt sich mir nicht ganz, warum man in Studentenwohnheimen Listen benötigt, um Studenten ausfindig zu machen. Als Gebührenbeauftragter angelt man da ja quasi im Fass.))

Fakt ist: Der Mann hatte eine Liste, auf der – soweit ich das erkennen konnte – die Namen aller Heimbewohner nach WGs sortiert waren. Und zwar in meinem Fall beide Vornamen. ((Warum das Akafö Briefe an mich seit 2005 mit beiden Vornamen adressiert, obwohl ich mich 2004 nur mit Lukas angemeldet habe, ist eine andere Frage, die sich mir gerade bei der Durchsicht meiner Unterlagen stellte. Vermutlich haben sie den zweiten Vornamen einfach von meiner Studienbescheinigung übernommen, weil sie dachten, ich lege Wert darauf.)) Das Einwohnermeldeamt scheidet als Quelle eigentlich aus, weil vermutlich längst nicht alle Bewohner auch in Bochum gemeldet sind, und man dort auch nicht wüsste, wer in welcher Wohnung wohnt.

In der Pressestelle des Akafö sagte man mir, dass man aus Datenschutzgründen keine Daten weitergeben dürfe — entsprechend tue man das natürlich auch nicht. Das Akafö habe aber, nachdem es früher viele “Reibereien” gegeben habe, vor einigen Jahren eine Übereinkunft mit dem WDR getroffen, nach der dieser etwa einmal im Jahr Gebührenbeauftragte in die Wohnheime schicke. Diese Besuche würden aber in der Regeln vorher angekündigt und mit den Heimräten besprochen. Wenn der WDR das mit irgendwem beim Akafö bespreche, kriege die Pressestelle den Auftrag, Flugblätter zu drucken. Da man aber in diesem Jahr noch keine gedruckt hätte, die auf einen derartigen Besuch hinwiesen, sei der Pressestelle nichts derartiges bekannt.

In der Pressestelle des WDR war man zunächst sehr hilfsbereit und versprach, der Geschichte nachzugehen. Das war allerdings am Montag und seitdem warten meine Fragen auf Antworten:

– Woher stammen die (offenbar nach Wohnungsnummer sortierten) Listen mit den Namen der Heimbewohner, wenn sie nicht vom Akafö stammen?
– Warum wurden die Besuche nicht (wie sonst üblich) mit dem Akafö abgesprochen?
– Handelt es sich bei den Gebührenbeauftragten des WDR um andere Personen als die Rundfunkgebührenbeauftragte der LfM? Falls ja: Worin bestehen die Unterschiede?

Um ehrlich zu sein: Ich weiß nicht, ob es sich dabei um einen “Datenschutzskandal” handelt oder um einen der unzähligen Grenzfälle aus jener Grauzone, die die GEZ ((Mit der übrigens auch Journalisten nicht telefonisch kommunizieren können.)) umgibt. Aber die Frage, wer was mit meinen Daten macht, ((Und bevor Sie fragen: Nein, die stammen ganz sicher weder aus dem Impressum dieses Blogs, noch aus irgendeinem Social Network — und auch nicht von meiner Bank, dem Deutschen Jugendherbergswerk, dem Miles-and-More-Programm der Lufthansa und der Jungen Presse NRW.)) die hätte ich doch ganz gerne noch mal beantwortet.

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Digital

Super-Selbstreferentialität (2)

Die Netzeitung hat den fünf Bloggern auf dem Grünenparteitag einen eigenen Artikel gewidmet. Dass sie meinen Blog-Eintrag nicht richtig verlinkt haben, ist verzeihlich. Dass sie mich nach Berlin stecken, nicht:

Blogger Heinser schrieb den Berliner Politikstudenten Arvid Bell nach dessen Bewerbungsrede für einen Posten im Parteirat zum künftigen Bundeskanzler hoch. Als sich beide am Blogger-Tisch begegneten, sah dann «Pottblog»-er Jens Matheuszik  schon eine Begegnung von «Kanzler und Chefredakteur». Um die Symbiose von Politik und Hauptstadtpresse muss man sich also auch künftig keine Sorgen machen.

Bochum ist keine Hauptstadt!

[via Ekrem]

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Gesellschaft

Heidenspaß

Kürbis (Foto: Lukas Heinser)

Beim Blick auf den Kalender wird es so manchem siedend heiß eingefallen sein: Heute ist der 31. Oktober, was bedeutet, dass heute wieder ein Feiertag begangen wird, der vor wenigen Jahren hierzulande noch so gut wie unbekannt war. Die Häuser werden geschmückt, die Kinder verkleiden sich und es herrscht ein buntes Treiben auf den Straßen: es ist Reformationstag.

Wie im ganzen Land, so haben auch die Mütter in Bochum ihren Kleinen spätmittelalterliche Kostüme genäht, damit diese heute Abend rülpsend und furzend (in Erinnerung an das berühmte Luther-Zitat) durch die Nachbarschaft ziehen können. Wie auch schon in den vergangenen Jahren werden sie nur bei Katholiken klingeln und diese mit dem Spruch “Tresen oder Thesen” zur Herausgabe harter Alkoholika auffordern. Weigern sich die Papst-Jünger, nageln ihnen die jungen Reformatoren aufwändig gestaltete Zettel an die Haus- oder Wohnungstür — “Bildersturm” nennen sie diese Aktion.

Calvin, acht Jahre alt und ganz stolz auf die Tonsur, die ihm sein Vater extra für den heutigen Abend geschoren hat, berichtet, dass er im vergangenen Jahr ganze 95 Türen beschlagen hat. Viele Katholiken waren auf den noch jungen Brauch schlicht nicht vorbereitet. Calvin hofft, dass sich das in diesem Jahr geändert hat, denn wegen einer Erkältung hat er in diesem Jahr nur 30 Thesen-Papiere vorbereiten können — außerdem ist ein Nachbar immer noch wütend, weil Calvin und seine Freunde ihm im vergangenen Jahr “die Tür kaputt gemacht” hätten.

Justus Jonas, Soziologe am Bochumer Lehr-Ort für erwähnenswerte Daten, erklärt das noch junge Brauchtum mit der Geschichte des Kirchengelehrten Martin Luther, der vor fast fünfhundert Jahren gegen die katholische Kirche rebelliert haben soll. Andere Quellen sprechen allerdings von außerirdischen Messerstechern, die am 31. Oktober 1978 in Haddonfield im US-Bundesstaat Illinois ein brutales Massaker an heimischen Kürbissen verübt haben sollen. Jonas hat davon gehört, hält das Szenario mit dem wütenden ostdeutschen Pfarrer aber für realistischer.

Nicht alle Deutschen sind begeistert vom Trend “Reformationstag”. Viele Katholiken finden es unverantwortlich, jungen Kindern Alkohol auszuhändigen. Der Nürnberger Philosoph Hans Sachs bezeichnete die kostümierten Jugendlichen als “lutherische Narren” und rief die Bevölkerung zum “Narrenschneiden” auf. Josef Kaczmierczik, Lokführer aus Wattenscheid-Höntrop hat bereits angekündigt, sein Reihenendhaus gegen die jugendlichen Angreifer zu schützen: “Dat wird ein’ feste Burg”, sagte er unserem Reporter.

[Nach einer Idee von Sebastian B. & Thomas K.]