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Gesellschaft Digital

I love you, you pay my rant

Lie­be PR-Futzis,

wir müs­sen reden. Habt Ihr eigent­lich ’nen Knall? Seit eini­gen Mona­ten errei­chen mich Pake­te, auf denen kein Absen­der steht ((Der Satz „Hof­fent­lich ist kei­ne Bom­be drin“ von mei­nem Paket­bo­ten ist nur mit­tel­wit­zig.)) und in denen sich irgend­wel­cher Prött befin­det. Eure Erwar­tung ist offen­bar, dass ich dar­über schrei­be, was für einen cra­zy-ver­rück­ten Kram ich da ins Haus bekom­men habe, und dass ich dann irgend­wann nach Eurer Auf­lö­sung auch noch nach­tra­ge, von wel­cher Fir­ma der Mist kam. Sowas nennt man dann wohl „vira­les Mar­ke­ting“, obwohl ich eigent­lich immer dach­te, Virals sei­en nicht plan­bar.

Es ist ja jedem Blog­ger ((Ich neh­me an, Ihr schreibt ein­fach immer die ers­ten hun­dert Blog­ger an, die Ihr fin­den könnt.)) selbst über­las­sen, ob er über sowas schrei­ben will. Eine kur­ze Beschäf­ti­gung mit die­sem Blog dürf­te aber zei­gen, dass wir hier eher nicht so auf PR ste­hen. Ein­zi­ge Aus­nah­me: Ihr seid die Kili­ans – aber das wüss­te ich.

Natür­lich muss man als Blog-Betrei­ber damit rech­nen, unver­langt E‑Mails zu bekom­men und in News­let­ter ein­ge­tra­gen zu wer­den. Das ist auch nicht rich­tig höf­lich, aber okay, wenn es the­ma­tisch passt. ((Die Typen, die neu­lich einen Linktausch zum The­ma „Kaf­fee“ anlei­ern woll­ten, haben sich die­ses Blog sicher­lich die vol­len andert­halb Sekun­den ange­se­hen, die man braucht, um das Impres­sum zu fin­den.)) In jedem Fall sind Spam-Mails bedeu­tend leich­ter zu ent­sor­gen als Pake­te, die wie ein „So tren­ne ich mei­nen Müll richtig“-Lernspiel für Grund­schü­ler anmu­ten.

Im Moment kann ich mich übri­gens nicht mal rich­tig über ech­te Geschen­ke von lie­ben Men­schen freu­en, da mein 20‑m2-Zim­mer schon bis zum Rand mit Kram gefüllt ist und mir beim Gedan­ken an den irgend­wann dann doch mal anste­hen­den Umzug schon regel­mä­ßig der Schweiß aus­bricht. „Ver­brauchs­wa­ren“ braucht Ihr mir aber auch nicht zu schi­cken, denn wer will schon anonym ver­sand­te Lebens­mit­tel?

Noch ein biss­chen blö­der wird so eine Akti­on, wenn das Paket aus­ge­rech­net am Sams­tag­mor­gen um Zehn nach Neun (lies: Mit­ten in der Nacht) zuge­stellt wird. Aber das wäre natür­lich noch stei­ger­bar: Wenn ich mit dem Bus nach Alten­bo­chum fah­ren müss­te, um in der Post­agen­tur fest­zu­stel­len, dass mir jemand ein Päck­chen Son­der­müll zuge­schickt hat, wür­de ich ver­mut­lich schlicht­weg grün anlau­fen und erst mal ein paar Autos durch die Gegend wer­fen.

Nehmt Euch ein Bei­spiel an den Musik-Pro­mo­tern, Plat­ten­fir­men und Nach­wuchs­bands die­ses Lan­des, die in der Regel immer nett nach­fra­gen, bevor sie einem was ins Haus schi­cken. Das ist schon aus öko­no­mi­schem Selbst­schutz die tau­send­mal bril­lan­te­re Idee und häu­fig erge­ben sich dar­aus auch net­te Kon­tak­te. Als ich vor ein paar Mona­ten unauf­ge­for­dert ein Paket von einem nam­haf­ten deut­schen Ver­lag bekam, mit des­sen Pres­se­ab­tei­lung ich zuvor schon mal zu tun gehabt hat­te, war ich erst ver­wirrt. Aber die Aus­wahl der Bücher leg­te nahe, dass sich da jemand sehr genau mit die­sem Blog beschäf­tigt haben muss, und ich war nicht mehr ver­wirrt, son­dern gerührt. Ent­spre­chend schlecht ist mein Gewis­sen, dass die Bücher noch immer unge­le­sen sind.

Jede Web­site bemüht sich heut­zu­ta­ge um per­so­na­li­sier­te Wer­bung, die mög­lichst prä­zi­se auf die Inter­es­sen des ein­zel­nen Besu­chers zuge­schnit­ten ist, aber Ihr bal­lert mit Schrot­flin­ten auf Pfen­nig­stü­cke. Genau­so gut könn­ten Eure Kun­den Geld­schei­ne in die Luft wer­fen und was oben bleibt, ist gut inves­tiert.

Über­haupt, lie­be Fir­men: Fin­det Ihr das eigent­lich gut, die­se Beläs­ti­gung im Namen des Mar­ke­tings? Ein­fach Leu­te anzu­ru­fen ist ver­bo­ten, aber ihnen Krem­pel ins Haus zu schi­cken ist okay? Wisst Ihr, was Eure ver­mut­lich über­be­zahl­ten PR-Stra­te­gen da machen? Habt Ihr das so in Auf­trag gege­ben? Und wenn Ihr die­sen Text hier in Eurer Pres­se­map­pe fin­det (weil any PR ja bekannt­lich good PR ist), habt Ihr dann nicht das Gefühl, dass da irgend­was irgend­wo gewal­tig schief gelau­fen sein könn­te?

Es ist das derbs­te PR-Kli­schee, aber sol­che Aktio­nen fal­len einem doch nicht im nüch­ter­nen Zustand ein, oder? Die Kri­se ist erst eine, wenn sie auch bei den Ham­bur­ger und Düs­sel­dor­fer Koks­dea­lern ange­kom­men ist. Und mal ehr­lich: Wer auf die Idee kommt, in einem Wer­be­spot aus­ge­rech­net den Titel­song von „Wir Kin­der vom Bahn­hof Zoo“ zur Ver­mitt­lung eines posi­ti­ven Lebens­ge­fühls ein­zu­set­zen (wie ges­tern gese­hen), der muss sich doch wohl ein eher lege­res Ver­hält­nis zu Betäu­bungs­mit­teln nach­sa­gen las­sen.

Genug der kal­ten Wut. Ich den­ke, es ist deut­lich gewor­den, dass ich von wei­te­ren Care-Pake­ten aus der Wer­be­höl­le ver­schont wer­den möch­te. Ich wäre glück­lich, wenn Ihr Euch dar­an hiel­tet.

Mit freund­li­chen Grü­ßen und Dank im Vor­aus,

Lukas Hein­ser

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Der Preis des Internets

Sie wer­den es ver­mut­lich noch nicht mit­be­kom­men haben, aber ges­tern wur­den in Düs­sel­dorf die Nomi­nie­run­gen für den Grim­me Online Award 2009 bekannt gege­ben.

Unter den 24 Nomi­nier­ten befin­det sich – das wird die Kri­ti­ker ver­wir­ren – kein ein­zi­ger Ver­tre­ter einer wie auch immer gear­te­ten Ber­li­ner Blog­ger-Sze­ne (aller­dings wie­der jemand mit Wur­zeln in Dins­la­ken, wie mir mei­ne Mut­ter sogleich tele­fo­nisch berich­te­te), und ob die vier Nomi­nie­run­gen für öffent­lich-recht­li­che Pro­jek­te wirk­lich noch jeman­den auf­re­gen, wird sich auch zei­gen.

Bekanntgabe der Nominierten für den Grimme Online Award 2009

Beson­ders erfreut bin ich über die Nomi­nie­rung von freitag.de – an dem neu­en Por­tal der Wochen­zei­tung „Der Frei­tag“, das die Gren­zen zwi­schen Jour­na­lis­ten und Blog­gern auf­he­ben soll, war ich ja anfangs auch als „Netz­wer­ker“ betei­ligt. Ich hal­te die Idee nach wie vor für ein­zig­ar­tig in Deutsch­land und hof­fe, dass die Nomi­nie­rung (und die anste­hen­den Wah­len) dem Pro­jekt wei­ter Auf­trieb geben.

Eben­falls spon­tan erfreut (ich kann­te den Groß­teil der Nomi­nier­ten nicht und möch­te mich da erst mal ein­le­sen) war ich über die Nomi­nie­rung des Sport­jour­na­lis­ten Jens Wein­reich und des Ama­teur­fuß­ball-Por­tals Hart­platz­hel­den. Obwohl bei­de Ange­bo­te sicher schon von ganz allei­ne die Nomi­nie­run­gen recht­fer­ti­gen, kann man ihre Aus­wahl auch als Signal in Rich­tung des Deut­schen Fuß­ball­bunds deu­ten, mit des­sen Ver­tre­tern sowohl Wein­reich als auch die Hart­platz­hel­den schon so ihre Pro­ble­me hat­ten bzw. immer noch haben.

Um Macht­fra­gen ging es Uwe Kam­mann, dem Direk­tor des Adolf-Grim­me-Insti­tuts, des­sen kind­li­che Begeis­te­rung für das Inter­net mich immer wie­der rührt, dann auch in sei­nem Schluss­wort: Das Inter­net sei ein Medi­um der Frei­heit und der Auf­klä­rung und die alten Macht­ha­ber, die mein­ten, ihre Fla­schen­häl­se wei­ter bewa­chen zu kön­nen, wür­den ihre Kon­trol­le bald abge­ben müs­sen. Übri­gens war in die­sem Jahr kein Ver­tre­ter der Poli­tik zur Bekannt­ga­be der Nomi­nier­ten erschie­nen.

Die Ver­an­stal­tung erin­ner­te wie­der ein wenig an die Bilanz­pres­se­kon­fe­renz des Spar­kas­sen­ver­bands West­müns­ter­land, aber der anschlie­ßen­de Ver­such des gemüt­li­chen Her­um­ste­hens im etwas ungast­li­chen Flur der Lan­des­an­stalt für Medi­en taugt ver­mut­lich bes­ser als Sinn­bild des Inter­nets, als es tau­send Sze­ne­tref­fen könn­ten: Da stan­den dann die blog­gen­den Jour­na­lis­ten, die Ver­tre­ter von Sei­ten wie dbna, einem Maga­zin für schwu­le Jugend­li­che, dem Brett­spie­le-Report oder dem digi­ta­len His­to­ri­schen Archiv Köln, aßen Sup­pe und tausch­ten sich aus. Sie sie kom­men aus völ­lig unter­schied­li­chen Berei­chen, haben ganz unter­schied­li­che Moti­va­tio­nen, aber sie eint, dass sie alle etwas im Inter­net machen. Manch­mal hat­te man sich auch nichts zu sagen, aber das ist dann eben so – das Inter­net ist ja nur ein Werk­zeug und sagt noch nichts über die sons­ti­ge Gesin­nung aus.

Uwe Kam­mann bezeich­ne­te das Web als Erwei­te­rung der Öffent­lich­keit, von dem ein gro­ße Öffent­lich­keit nur noch nichts wis­se. Das zu ändern ist eine Auf­ga­be des Grim­me Online Awards, der schon des­halb mehr Auf­merk­sam­keit ver­dient hät­ten.

Die acht Prei­se plus Publi­kums­preis wer­den am 24. Juni in den Köl­ner Vul­kan­hal­len ver­lie­hen – die Preis­trä­ger ent­neh­men Sie bit­te wie immer kurz vor­her dem Inter­net.

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Digital

Auswärtsspiel: Sprechen in Münster

Hörsaal 6

Ver­gan­ge­ne Woche war ich in Müns­ter, um auf dem Sym­po­si­um Oeco­no­mic­um jun­gen Wirt­schafts­wis­sen­schaft­lern etwas zum The­ma Blogs zu erzäh­len.

Wie es mir dort gefal­len hat und was ich von die­ser Ver­an­stal­tung mit­ge­nom­men habe, steht in mei­nem Gast­bei­trag, den ich fürs SOM Blog ver­fasst habe.

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Digital Politik Gesellschaft

Wir sind noch nicht so weit

Es gibt wohl mal wie­der Grund für Kri­tik an der Bun­des­re­gie­rung und jede Men­ge Auf­schreie aus der Blogo­sphä­re. Eini­ge Stim­men mei­nen gar, die Bun­des­re­gie­rung wol­le den Faschis­mus ein­füh­ren.

Ich hal­te das für Unsinn. Die­se Bun­des­re­gie­rung könn­te den Faschis­mus nicht ein­füh­ren, wenn sie es woll­te. Sie kann nur ver­se­hent­lich den Boden dafür berei­ten.

Denn wenn man sich die Pres­se­kon­fe­renz ange­se­hen hat, auf der Nicht-Wil­helm von Gut­ten­berg, Ursu­la von der Ley­en und Bri­git­te Zypries heu­te über die Inter­net­sper­ren gegen Kin­der­por­no­gra­phie gespro­chen haben, kann man nur zu einem Schluss kom­men: Die­se Men­schen wis­sen wirk­lich nicht, wovon sie reden. Es gilt das glei­che wie in den Debat­ten über Bun­destro­ja­ner und „Kil­ler­spie­le“: Ja, die Betei­lig­ten sind ahnungs­los – aber bös­wil­lig? Wohl kaum.

Don Dah­l­mann und Tho­mas Knü­wer haben schö­ne Tex­te geschrie­ben über die „Sys­tem­kämp­fe“ bzw. die „digi­ta­le Spal­tung“, die der Gesell­schaft dro­hen. Ich habe das vor einem Jahr auch schon mal an ganz pri­va­ten Bei­spie­len durch­ex­er­ziert.

Und bei aller ver­mut­lich sehr berech­tig­ten Kri­tik an den gan­zen Vor­ha­ben die­ser Ber­li­ner Dilet­tan­ten fra­ge ich mich immer wie­der, ob wir „Inter­net­ak­ti­vis­ten“, deren Zahl ich mal sehr groß­zü­gig auf 500.000 Men­schen schät­zen möch­te, nicht so eine Art digi­ta­le Auto­schrau­ber sind: Nerds mit einem schö­nen Hob­by, das aber gesell­schaft­lich nur bedingt rele­vant ist.

Die Mil­lio­nen­gro­ßen Nut­zer­zah­len von You­Tube, MySpace, Face­book und Stu­diVZ soll­ten nicht dar­über hin­weg­täu­schen, dass das Inter­net für die aller­meis­ten Nut­zer in Deutsch­land so etwas ähn­li­ches ist wie ein Auto (isch abe gar keins) für mich: Es ist prak­tisch, aber wie es funk­tio­niert und was damit noch mög­lich wäre, ist irgend­wie egal. Für die­se Men­schen ist Goog­le „das Inter­net“, und sie nut­zen es, um mit Freun­den zu kom­mu­ni­zie­ren, für die Uni zu recher­chie­ren und bil­li­ge Flug­rei­sen zu buchen. Eine Zen­sur von regie­rungs­kri­ti­schen Inter­net­sei­ten, wie sie immer wie­der an die Wand gemalt wird, hät­te für die­se Gele­gen­heits-User ver­mut­lich die glei­che Bedeu­tung wie ein Tem­po­li­mit für mich: Es wäre ihnen egal.

Selbst wenn wir eine Mil­li­on wären: Wir stün­den immer noch mehr als 80 Mil­lio­nen Men­schen gegen­über. Zwar ist Mas­se in den sel­tens­ten Fäl­len ein Beleg für die Rich­tig­keit von Ideen, aber über deren wah­re Bedeu­tung ent­schei­det immer noch der Ver­lauf der Geschich­te. Und so wird die Zukunft zei­gen, ob das Inter­net mit all sei­nen Chan­cen und Gefah­ren, mit all dem Tol­len und Abscheu­li­chen (das ich ja immer schon nur für eine digi­ta­le Abbil­dung der Lebens­wirk­lich­keit gehal­ten habe), wirk­lich in eine Rei­he mit den gro­ßen Errun­gen­schaf­ten der Mensch­heit (Feu­er, Rad, geschnit­ten Brot) gehört, oder ob es „nur“ ein sehr, sehr gutes Werk- und Spiel­zeug war.

Mich beschlei­chen immer wie­der Zwei­fel, ob das World Wide Web wirk­lich das gro­ße Demo­kra­tie-Instru­ment ist, als das es gefei­ert wird. Ich glau­be schon, dass da ein enor­mes Poten­ti­al vor­han­den ist, aber noch weiß kaum jemand davon. Die Deut­schen schimp­fen einer­seits seit Erfin­dung ihres Lan­des auf „die da oben“, sind aber ande­rer­seits in besorg­nis­er­re­gend hoher Zahl mit der „Arbeit“ von Ange­la Mer­kel zufrie­den. Die­sen Men­schen die Chan­ce auf Mit­be­stim­mung zu geben käme ver­mut­lich ähn­lich gut an, wie wenn man ihren Flie­sen­tisch zer­schlü­ge und ihnen „Du bist frei von den Fes­seln des Klein­bür­ger­tums!“ ent­ge­gen rie­fe.

PS: Per­sön­lich ent­täuscht bin ich von Ursu­la von der Ley­en, die ich bis­her immer für eine kom­pe­ten­te und erfri­schend pro­gres­si­ve Fami­li­en­mi­nis­te­rin gehal­ten habe. Ich weiß nicht, ob sie ein­fach schlech­te Bera­ter hat, oder ob ihr die Ber­li­ner Luft nicht bekommt. Aber letz­te­res wäre durch­aus ver­ständ­lich.

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Musik Digital

Hörst Du, sie spielen unser Lied

Zum sieb­ten Geburts­tag sei­nes eige­nen Blogs uiuiuiuiuiuiui.de hat Manu­el ein Lied über füh­ren­de deutsch­spra­chi­ge Blogs impro­vi­siert. Trotz­dem fin­det auch die­ses hier Erwäh­nung:


Ein Blog ist ein Blog ist ein Blog from Manu­el Wolff on Vimeo.

[Lied­text und mehr Hin­ter­grün­de gibt’s hier]

Für einen Moment hat­te ich übri­gens gedacht, es han­de­le sich um das ers­te Lied, in dem der Orts­na­me Dins­la­ken fällt – aber das stimmt natür­lich nicht.

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Digital Leben

Blog am Bein

Writer's block

Kürz­lich wohn­te ich einer Dis­kus­si­on bei, bei der es um die (zuge­ge­be­ner­ma­ßen sehr neben­säch­li­che) Fra­ge ging, ob es eigent­lich „der Blog“ oder „das Blog“ hei­ße. Mein Stand­punkt war, dass ich zwar „das Blog“ sagen wür­de, aber beim bes­ten Wil­len nicht wüss­te, war­um. Viel­leicht, um Ver­wechs­lun­gen mit „der Block“ (damn you, Aus­laut­ver­här­tung!) zu ver­mei­den. Aber wozu hat man Ger­ma­nis­tik und Anglis­tik stu­diert und sei­ne B.A.-Arbeit über die Ver­än­de­run­gen in der Inter­net­spra­che geschrie­ben?

Bevor wir uns dem kon­kre­ten Fall nähern, müs­sen wir zwei grund­sätz­li­che Pro­ble­me erwäh­nen: Ers­tens gibt es im Deut­schen Unter­schie­de zwi­schen gram­ma­ti­schem (Genus) und bio­lo­gi­schem (Sexus) Geschlecht, die dazu füh­ren, dass sprach­lich alle Hun­de männ­lich, alle Kat­zen weib­lich und alle Mäd­chen säch­lich sind. ((Beson­ders das mit den Mäd­chen ist ein unge­klär­tes Pro­blem, dem des­sen sich Sprach- und Gen­der­wis­sen­schaf­ten drin­gend anneh­men soll­ten.)) Da die Arti­kel (bestimm­te wie unbe­stimm­te) vom gram­ma­ti­schen Geschlecht abhän­gen, muss man zu jedem Wort auch sei­nen Genus dazu­ler­nen. Dar­aus folgt auch, dass man zwei­tens für jedes Fremd- oder Lehn­wort ein gram­ma­ti­sches Geschlecht fest­le­gen muss. So sagt man „das Trot­toir“ (im Fran­zö­si­schen ein Mas­ku­li­num), „die Toi­let­te“ (im Fran­zö­si­schen auch Femi­ni­num) und „der Cap­puc­ci­no“ (im Ita­lie­ni­schen eben­falls Mas­ku­li­num).

Ver­su­chen wir, die Kur­ve Rich­tung „Blog“ zu krat­zen, und nähern uns der Welt von Com­pu­tern (mask.) und Inter­net (neu­tr.): So sagt man in Deutsch­land „die E‑Mail“, was sich damit erklä­ren lie­ße, dass die deut­sche Über­set­zung („E‑Post“) eben­falls femi­nin ist. ((Schlimm wird’s bei einem Wort wie „blog­ger“, das für weib­li­che wie männ­li­che Per­so­nen steht, für Deut­sche aber nach einer männ­li­chen Endung aus­schaut. Spä­tes­tens bei „girl­fri­end“ emp­fiehlt es sich, auf fremd­sprach­li­che Voka­beln zu ver­zich­ten und ein­fach den deut­schen Begriff „Freun­din“ zu ver­wen­den.)) In Öster­reich und der Schweiz heißt es aber „das E‑Mail“, womit wir den Salat end­gül­tig hät­ten.

Neh­men wir der Ein­fach­heit hal­ber trotz­dem mal für einen Moment an, die deut­sche Über­set­zung bestim­me allei­ne den Arti­kel. „Blog“ ist die Kurz­form von „Web­log“, was sich wie­der­um auf „log“ bezieht, wozu das „Oxford Eng­lish Dic­tion­a­ry“ Fol­gen­des zu berich­ten weiß:

log /​lɒg/​ n.¹ ME. [Ori­gin unknown] I 1 A bul­ky mass of wood; esp. an unhewn por­ti­on of a fel­led tree, or a length cut off for use as fire­wood. ME. b Sur­fing. A lar­ge or hea­vy surf­board. M20. 2 a A hea­vy pie­ce of wood, fas­ten­ed to the leg of a per­son or an ani­mal to impe­de move­ment. L16. b Mil. Hist. A form of punish­ment wher­eby a hea­vy weight was chai­ned to an offender‘s leg to be drag­ged or car­ri­ed around as the per­son moved. M19. 3 A pie­ce of quar­ried sla­te befo­re it is split into lay­ers. E18. 4 In pl. A jail, a lock-up. Aus­tral. slang. L19.

[…]

II 5 An appa­ra­tus for ascer­tai­ning the speed of a ship, con­sis­ting of a float atta­ched to a line wound on a reel. Also, any other appa­ra­tus for the same pur­po­se. L16. 6 a A book con­tai­ning a detail­ed dai­ly record of a ship‘s voya­ge; a log­book. E19. b A sys­te­ma­tic record of things done, found, expe­ri­en­ced, etc., as (a)a record of dis­co­veries or varia­ti­ons at suc­ces­si­ve depths in dril­ling a well; a graph or chart dis­play­ing this infor­ma­ti­on; (b) a record with details of jour­neys kept by a lor­ry dri­ver; (c) a record of what is broad­cast by a radio or tele­vi­si­on sta­ti­on; (d) Com­pu­ting a sequen­ti­al file of tran­sac­tions on a data­ba­se. E20. c A list or sum­ma­ry of claims for a wage increase etc. Freq. more ful­ly log of claims. Aus­tral. E20.

(The New Shorter Oxford Eng­lish Dic­tion­a­ry on his­to­ri­cal prin­ci­ples; Edi­ted by Les­lie Brown; Oxford, 1993.)

Wäre ich gezwun­gen, die­sem Ein­trag eine ein­zi­ge deut­sche Voka­bel zuzu­ord­nen, wür­de ich mich wohl für „Klotz“ ent­schei­den. ((Der Spie­gel­fech­ter hat­te bei einer ähn­li­chen Dis­kus­si­on auf freitag.de ange­führt, das eng­li­sche Wort „log“ stam­me vom alt­is­län­di­schen und alt­nor­we­gi­schen „lag“ ab, was „umge­fal­le­ner Baum­stamm“ hei­ße – ich will nicht aus­schlie­ßen, dass er da tat­säch­lich mehr wuss­te als das Oxford Dic­tion­a­ry, hal­te die­se Infor­ma­ti­on aber auch eher für Bonus­wis­sen, das uns bei der kon­kre­ten Fra­ge­stel­lung nicht wei­ter­hilft.)) Er deckt den Bereich I kom­plett ab und passt im Bereich II zumin­dest noch zur Num­mer 5. Außer­dem ist er ähn­lich schön laut­ma­le­risch.

Wer­fen wir auch noch einen (wenig auf­schluss­rei­chen) Blick ins mit­tel­eng­li­sche Wör­ter­buch („ME“ = „Midd­le Eng­lish“):

loglog(ge n. (1); lok n. (2); lough.

log(ge n. (1) [Cp. ML log­gum.] (a) An uns­haped pie­ce of wood, sta­ve, stick; (b) as sur­na­me.

(Midd­le Eng­lish Dic­tion­a­ry; Sher­man M. Kuhn, Edi­tor & John Rei­dy, Asso­cia­te Edi­tor; Ann Arbor, 1968.)

Das eng­li­sche Wort „web­log“ könn­te also mit eini­ger Berech­ti­gung als „Netz­klotz“ über­setzt wer­den, womit es ein Mas­ku­li­num wäre. Der Duden, über des­sen Rol­le man auch erst ein­mal strei­ten müss­te, lässt übri­gens „das“ und „der“ zu:

1. Blog, das, auch: der; -s, -s [engl. blog, gek. aus: weblog, →Weblog] (EDV Jargon): Weblog. ...

Ich bevor­zu­ge wie gesagt „das Blog“ ((Weil ich es sinn­voll fin­de, wenn sach­li­che Din­ge auch sach­li­che Arti­kel haben.)) und fin­de „der Blog“ etwas merk­wür­dig, aber merk­wür­dig fin­de ich ja auch regio­nal­sprach­li­che Vari­an­ten wie „ein­ge­schal­ten“ statt „ein­ge­schal­tet“ oder „ich bin gestan­den“ statt „ich habe gestan­den“ und das macht sie ja auch nicht falsch.

Spra­che ist – da wie­der­ho­le ich mich ger­ne – etwas Leben­di­ges und die Mehr­heit hat immer Recht. Soll­te sich also „der Blog“ durch­set­zen, wür­de das zwar ver­mehrt zu Ver­wech­se­lun­gen von „der Blog“ und „der Block“ füh­ren, aber man müss­te es akzep­tie­ren, wenn man nicht gegen Wind­müh­len kämp­fen will.

Zu den Blog-nahen Sprach­ver­än­de­run­gen zäh­len auch „Blog“ als Syn­onym für „Blog­ein­trag“ (Mat­thi­as Matus­sek ver­öf­fent­licht ja regel­mä­ßig „neue Blogs“) und „Blog­ger“ als Bezeich­nung für Blog­le­ser und ‑kom­men­ta­to­ren. Das sind natür­lich schon erheb­li­che Bedeu­tungs­ver­schie­bun­gen bzw. ‑erwei­te­run­gen, aber sowas ist bei jun­gen The­men­ge­bie­ten Blogs völ­lig nor­mal.

Viel ent­schei­den­der als die Fra­ge, ob es „der Blog“ oder „das Blog“ heißt, ist doch die, was drin­steht wer mir die vier Stun­den Lebens­zeit ersetzt, die ich in der Uni-Biblio­thek ver­plem­pert habe.

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Hitler würde „Half-Life“ spielen

Ich habe län­ger über­legt, ob ich das Fol­gen­de auf­schrei­ben soll. Schließ­lich ist „Don Alphon­so“ der „Edel-Troll“ der deutsch­spra­chi­gen Blogo­sphä­re. Ein Mann, des­sen Tex­te ich in der Regel aus Sor­ge um mei­ne Gesund­heit igno­rie­re.

Ande­rer­seits ist dies hier das Fach­blog für Nazi-Ver­glei­che, also muss ich wohl ran:

Die­ser „Don Alphon­so“ hat, nach­dem ihm die vie­len, vie­len, teils (mut­maß­lich) unflä­ti­gen Kom­men­ta­re auf einen sei­ner Tex­te zu bunt wur­den, Fol­gen­des geschrie­ben:

Ich habe das freund­li­cher gesagt, als ich es mei­ne, denn in mei­nen Augen sind die­se expli­zit Sucht­kran­ken argu­men­ta­tiv auf dem glei­chen Niveau wie die Alt­na­zis bei uns in den Käf­fern.

Mit den „expli­zit Sucht­kran­ken“ meint er übri­gens Men­schen, die Com­pu­ter spie­len. Ob Alt­na­zis jetzt auch sucht­krank sei­en müs­sen oder nur Com­pu­ter­spie­ler gleich­zei­tig krank und wie Nazis sind, lässt sich sei­nem Text nicht ent­neh­men. Wohl aber, dass der Ver­gleich kein ein­ma­li­ger Aus­rut­scher war, denn ein paar Zei­len spä­ter wütet er:

Nun sind die­se Art Gamer eine ganz beson­de­re Grup­pe Mensch, die, ähn­lich wie die Gefolg­schaft von Neo­co­na­zi­sei­ten und extre­mis­ti­sche Isla­mis­ten, kei­ne Haf­tung in der Rea­li­tät mehr haben.

Fas­zi­nie­rend, wie man eine ohne­hin schon emo­tio­na­le Debat­te (in der ich Com­pu­ter­spie­le weder für „schul­dig“ noch für kom­plett „unschul­dig“ hal­te) mit ein biss­chen Arro­ganz, Dumm­heit und Schaum vor dem Mund noch ein wenig unsach­li­cher gestal­ten kann.

Dabei ist die ursprüng­li­che Kern­fra­ge, war­um Men­schen, die anspruchs­vol­le Lite­ra­tur lesen, so sel­ten Amok lau­fen, gar nicht mal unspan­nend. Ich hät­te sogar einen Erklä­rungs­ver­such: Aus den sel­ben Grün­den, war­um so weni­ge Klas­sik- und Schla­ger-Hörer Amok lau­fen – sie sind schlicht­weg älter.

Die wenigs­ten Jugend­li­chen haben ein Inter­es­se dar­an, sich mit jahr­hun­der­te­al­ter Lite­ra­tur, Kunst und Musik zu beschäf­ti­gen. Zum einen, weil ihnen das alles in der Schu­le madig gemacht wur­de, zum ande­ren, weil die­se Din­ge wenig mit ihrer Lebens­si­tua­ti­on zu tun haben. Wenn man älter und ruhi­ger wird, beschäf­tigt man sich viel­leicht irgend­wann auch mit der soge­nann­ten Hoch­kul­tur. Aber dann ist man (in der Regel) über die gefähr­li­che Pha­se im Leben hin­aus. Der Zusam­men­hang besteht also weni­ger zwi­schen Medi­en­kon­sum und Ver­hal­ten, son­dern zwi­schen Alter (wel­ches den Medi­en­kon­sum bedingt) und Ver­hal­ten. Über­spitzt gesagt: Wenn wir etwas ver­bie­ten müss­ten, dann die Puber­tät.

Davon ab könn­te man auch noch das Fass mit den „Lei­den des jun­gen Wert­hers“ und den angeb­li­chen Nach­ah­mungs­tä­tern auf­ma­chen, aber ein Goe­the-Spe­zia­list hat mir glaub­haft ver­si­chert, dass es kei­nen ein­zi­gen beleg­ten Fall eines Wert­her-Selbst­mords gibt.

[via Nerd­core]

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Der „Spiegel“ muss in Zweifelhaft

Natür­lich sieht das immer ein biss­chen komisch aus, wenn man den eige­nen Arbeit­ge­ber lobt, aber die­ses Titel­bild hät­te ich auch dann gut gefun­den, wenn ich nicht stu­den­ti­sche Hilfs­kraft beim „Frei­tag“ wäre:

Merkels neues Gesicht

Frü­her hät­te man sol­che Titel­gra­fi­ken auf dem „Spie­gel“ gefun­den – und da wäre die Umset­zung zuge­ge­be­ner­ma­ßen auch noch ein biss­chen bes­ser gewe­sen.

Aber der „Spie­gel“ ist schon lan­ge das, was offen­bar jede Medi­en­le­gen­de hier­zu­lan­de („Tages­schau“, das „Mit­tags­ma­ga­zin“ auf WDR 2, Tho­mas Gott­schalk, Harald Schmidt) wer­den muss: ein Schat­ten sei­ner selbst. Und des­halb sieht sein Cover heu­te so aus:

Fremde Freunde - Vom zweifelhaften Wert digitaler Beziehungen

Ob und inwie­fern social net­works unser Leben und unse­ren Umgang mit­ein­an­der beein­flus­sen, ist ja ein The­ma, an dem ich mich das ein oder ande­re Mal abzu­ar­bei­ten ver­sucht habe.

Mein grund­sätz­li­ches Inter­es­se war aber bei der Über­schrift (ein Wun­der, dass sie nicht „Fal­sche Freun­de“ lau­te­te) recht schnell ver­raucht. Ich muss­te den Arti­kel aber gar nicht erst lesen und mich dar­über auf­re­gen, denn bei­des hat Tho­mas Knü­wer dan­kens­wer­ter­wei­se schon über­nom­men.

PS: Mar­kus Becke­dahl von netzpolitik.org hat­te schon ges­tern auf den Arti­kel ver­wie­sen und ihn für nicht ganz so schei­ße befun­den. Er ver­weist zusätz­lich auf ein Inter­view mit dem Lei­ter des „Spiegel“-Hauptstadtbüros, in dem die­ser sich mit der Aus­sa­ge zitie­ren lässt, er sei „so gut wie gar nicht im Netz unter­wegs“ und kön­ne des­halb kei­ne gute Web­site emp­feh­len.

PPS: Ich habe ges­tern mit einer Über-Sieb­zig­jäh­ri­gen Ver­wand­ten tele­fo­niert, die mei­nes Wis­sens noch nie vor einem Com­pu­ter geses­sen hat, und die trotz­dem eine sehr viel dif­fe­ren­zier­te­re und posi­ti­ve­re Mei­nung zu Blogs (sie benutz­te wirk­lich das Wort „Blog“) und Inter­net hat­te, als ich sie beim „Spie­gel“ je erlebt habe.

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Klickbefehl (15)

Es gibt Tage, da hal­te ich das Inter­net für einen gro­ßen Irr­tum. Die Idee, dass jeder sei­ne noch so ent­rück­te Mei­nung in die Welt schrei­en darf, erscheint mir unend­lich dumm, und ich wür­de am Liebs­ten mei­nen Com­pu­ter im nächst­ge­le­ge­nen Fluss ver­sen­ken. Aber durch Bochum fließt kein Fluss.

Und dann gibt es Tage, an denen lese ich im Inter­net Tex­te, die so klug, so toll geschrie­ben und so anrüh­rend sind, dass ich mich fra­ge, wie Men­schen ohne die­ses Medi­um leben kön­nen.

Heu­te ist ein Tag der zwei­ten Sor­te, denn Tors­ten Dewi hat einen wun­der­ba­ren Text geschrie­ben über einen frü­he­ren Arbeits­kol­le­gen, der kürz­lich ver­stor­ben ist. Und die­sen Text soll­ten Sie lesen: „Der Max Fried­mann, den ich kann­te…“

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Eine Woche voller Freitage

Wenn Sie sich rudi­men­tär für Medi­en inter­es­sie­ren, wer­den Sie es mög­li­cher­wei­se schon mit­be­kom­men haben: Die Wochen­zei­tung „Frei­tag“ hat sich einen Arti­kel (die Wort­art, nicht die Text­sor­te), ein neu­es Lay­out und einen neu­en Inter­net­auf­tritt gegönnt.

Bei freitag.de sol­len die Leser alles kom­men­tie­ren, aber auch sel­ber blog­gen kön­nen. Beson­ders bemer­kens­wer­te Leser­bei­trä­ge lan­den dann auch in der gedruck­ten Zei­tung und wer­den ent­spre­chend ent­lohnt.

Ich bin beim neu­en freitag.de als „Netz­wer­ker“ dabei, was bedeu­tet, dass ich mich mit eini­gen ande­ren um eine Ver­zah­nung der Sei­te mit der Blogo­sphä­re küm­me­re, ein biss­chen auf die Com­mu­ni­ty schaue und dort ein eige­nes Blog zum The­ma Medi­en füh­re.

Ich fin­de das Kon­zept sehr gut (sonst wür­de ich dort nicht mit­ma­chen) und wür­de mich freu­en, wenn Sie in Zukunft auch regel­mä­ßig beim „Frei­tag“ vor­bei­schau­en wür­den.

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Change

Ach­tung: Noch mal erhöh­te Selbst­re­fe­ren­tia­li­tät!

Vie­len Dank für die vie­len Kom­men­ta­re, E‑Mails und sons­ti­gen Nach­rich­ten, die Sie mir in mei­ner klei­nen Sinn­kri­se haben zukom­men las­sen.

Mir war durch­aus klar, dass das nach extrem ekli­gem fishing for com­pli­ments aus­se­hen könn­te und wür­de, aber eigent­lich ging es mir pri­mär um den Arti­kel von Paul Carr und dar­um, anders wahr­ge­nom­men zu wer­den als man wahr­ge­nom­men wer­den will. (Anders wahr­ge­nom­men als man ist wird man eh.)

Mir ist auch klar, dass man auf schö­ne, klei­ne Video­clips und Link­tipps meis­tens nicht kom­men­tiert, ein­fach, weil es nichts zu sagen gibt. Eini­ge Leu­te haben heu­te zum ers­ten Mal hier kom­men­tiert und das freut mich sehr, denn die­ses klei­ne Blog soll ja auch eine Begeg­nungs­stät­te … Oh, Ver­zei­hung, der Pfle­ger kommt und sagt, ich sol­le mei­ne Tablet­ten neh­men.

Jeden­falls klan­gen im Gro­ßen und Gan­zen zwei Sachen an:

1. Oba­ma nervt lang­sam
Ja, das geht mir ähn­lich. Ich habe lang­sam Angst, dass das hier ein Fach­blog für Oba­ma-Ver­wei­se wird. Um das abzu­wen­den, habe ich ein­fach ein Fach­blog für Oba­ma-Ver­wei­se auf­ge­macht: noyoucant.wordpress.com.

Es beinhal­tet alle bis­he­ri­gen Ein­trä­ge (die hier auch erhal­ten blei­ben) und bereits einen neu­en Bei­trag.

2. War­um „Sie“?
Nun, ich war der Mei­nung, dass es höf­li­cher wäre. Ich bin mitt­ler­wei­le in einem Alter, wo man nicht mehr zusam­men­zuckt, son­dern sich freut, wenn man von Schü­lern gesiezt wird.

Aber hier ist Web 2.0, da gel­ten ande­re Regeln und Berufs­ju­gend­li­che wie Die­ter Gor­ny sind weit weg.

Des­we­gen stel­le ich ger­ne die Fra­ge, die auch „Bild“ (wer sonst?) schon gestellt hat:

Wol­len wir uns alle duzen?

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You don’t know me at all

Ach­tung: Erhöh­te Selbst­re­fe­ren­tia­li­tät!

Ich weiß weder, wer Micha­el Arring­ton, noch, was Tech­crunch ist. ((Und Sie sind bit­te so anstän­dig und schrei­ben jetzt nicht alle „Das ist doch … !“)) Aber dass er bei dem/​der/​dem DLD in Mün­chen ((Da weiß ich auch nicht so ganz, was das ist aber das ist auch uner­heb­lich.)) ange­spuckt wur­de, das habe sogar ich mit­be­kom­men.

Jeder Mensch weiß, dass man sowas nicht macht, und der­je­ni­ge, der es getan hat, wird sich hof­fent­lich eine ordent­li­che Ohr­fei­ge von sei­ner Mama ein­han­deln, wenn sie dahin­ter kommt. Ande­rer­seits hat er ver­mut­lich sowie­so genug Pro­ble­me.

Paul Carr, von dem ich eben­falls nicht weiß, wer er ist und was er sonst so schreibt, hat für den Online-Auf­tritt des „Guar­di­an“ einen sehr lesens­wer­ten Arti­kel geschrie­ben, in dem er sei­ne eige­nen Erfah­run­gen auf dem/​der/​dem DLD und bei ähn­li­chen Ereig­nis­sen beschreibt. Wie die Leu­te auf ihn zukom­men und ihn für irgend­wel­che Gehäs­sig­kei­ten loben, die er mal geschrie­ben oder get­wit­tert hat, und ihn fra­gen, ob er die­se Ver­an­stal­tung und jene Per­son mor­gen auch wie­der öffent­lich schlach­ten wür­de.

Und obwohl mir die­se Welt – wie oben oft genug ange­merkt – fremd ist, kamen mir Carrs Schil­de­run­gen selt­sam ver­traut vor.

Wenn ich hier mal etwas vor­stel­le, was mir wirk­lich gefällt, fal­len die Reak­tio­nen beschei­den aus: ein Kom­men­tar oder gar kei­ner. Wenn ich mich ein biss­chen über Sym­bol­fo­tos von dpa lus­tig mache, gibt’s deut­lich mehr.

Natür­lich habe ich in den letz­ten drei Wochen jede Men­ge schwach­sin­ni­ger Oba­ma-Anbie­de­run­gen auf­ge­schrie­ben. Zum einen, weil ich ein­mal damit ange­fan­gen hat­te und ich alle Bei­spie­le auf die eine oder ande­re Art bemer­kens­wert fand, zum ande­ren, weil unse­re Leser mich mit Ein­sen­dun­gen über­häuft haben. Als ich die Post­kar­te in mei­nem Brief­kas­ten fand, war ich glei­cher­ma­ßen belus­tigt von der idio­ti­schen Kar­te und gerührt von der Ges­te, dass ein mir unbe­kann­ter Mensch mir sowas ein­fach wei­ter­ge­lei­tet hat.

Ich habe schon ernst­haft über­legt, ob ich über Blog-Bei­trä­ge wie die zum dpa-Sym­bol­bild oder den gan­zen Oba­mas viel­leicht „Ach­tung, irrele­vant!“ schrei­ben soll­te, damit ja nie­mand glaubt, dahin­ter ste­cke mehr als mein schlich­ter Wunsch, das kurz auf­zu­schrei­ben.

Wir haben Cof­fee And TV vor fast zwei Jah­ren als Grup­pen­blog gestar­tet, ((Und es ist immer noch eines, auch wenn die Autoren weni­ger gewor­den sind und ich am häu­figs­ten schrei­be.)) in dem es um alles gehen soll­te, was uns inter­es­siert. Ich woll­te Musik, Fil­me und Bücher, die mir gefal­len, mit mög­li­chen Lesern tei­len und vor Sachen war­nen, die mir per­sön­lich nicht so gefal­len. Dass das The­ma Medi­en immer mehr Platz ein­nahm, lag dar­an, dass ich mich immer stär­ker damit beschäf­tigt habe und mir vie­le Din­ge auf­ge­fal­len sind, die mich mit­un­ter empört haben ((Wobei ich von nie­man­dem erwar­te, dass er mei­ne Empö­rung tei­len muss.)) oder die ich erwäh­nens­wert fand, weil sie lus­tig, merk­wür­dig oder auch ein­fach nur gut waren. Dass es mehr Platz braucht, wenn man über bizar­re Stil­le-Post-Spiel­chen und Unge­reimt­hei­ten bei der Recher­che schreibt, als wenn man eben einen guten Text emp­feh­len will, ((Beach­ten Sie dazu die Rubrik „Lese­tipps“ in der rech­ten Spal­te die­ses Blogs.)) liegt wohl in der Natur der Sache.

Natür­lich ist es etwas hin­der­lich, dass hier im Blog kur­ze Quatsch-Bei­trä­ge und län­ge­re Gedan­ken­gän­ge, die mir wich­tig sind, völ­lig gleich­be­rech­tigt über­ein­an­der ste­hen. Hier gibt es kei­ne Auf­ma­cher und kei­ne „Kurz notiert“-Spalte und das mag ich eigent­lich auch. Ich ver­traue dar­auf, dass die Leser mer­ken, was mir wich­tig ist und was nicht, und ich bin mir sicher, dass das bei den meis­ten auch ganz gut gelingt.

Als ich am Mon­tag die Mel­dung der „Ber­li­ner Zei­tung“ zum Atom­müll­la­ger Asse ver­link­te und mit dem spon­ta­nen Gedan­ken, der mir beim Hören der Mel­dung gekom­men war, anrei­cher­te, dach­te ich, dass die dras­ti­schen Wor­te, die ich hier im Blog sonst nie benut­ze, für sich spre­chen und mei­ner Resi­gna­ti­on gegen­über unse­rer Bun­des­re­gie­rung Aus­druck ver­lei­hen wür­den. Statt­des­sen erfuhr ich aus den Kom­men­ta­ren, ((Natür­lich von einem anony­men Kom­men­ta­tor.)) dass die­ses Blog „von sinn­lo­ser Pole­mik, Hoch­nä­sig­keit, pseu­do-poli­ti­schen Anma­ßun­gen und Klug­schei­ße­rei“ lebe.

Da frag­te ich mich schon: Mache ich auf Sie wirk­lich den Ein­druck eines arro­gan­ten, bla­sier­ten Men­schen, der nie weiß, wor­über er schreibt und sowie­so nur aus­tei­len will?

Falls ja, wür­de ich näm­lich sofort auf­hö­ren mit die­sem Blog.