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Listenpanik: Songs 2008

Ich bin einer dieser Menschen, die Silvester hassen wie sonst nur Ebeneezer Scrooge das Weihnachtsfest. Ich kann nichts Festliches oder Tolles daran erkennen, neue Kalender aufhängen und mitnehmen zu müssen und auch das Durchstreichen von falschen Jahreszahlen im Januar (das seit der Einführung des Internetbankings rapide abgenommen hat) ist ein Brauch, auf den ich verzichten könnte. Davon ab muss ich Ihnen leider mitteilen, dass Forscher des Bochumer Lehr-Orts für erwähnenswerte Daten herausgefunden haben, dass “Dinner For One” nicht lustig ist und Bleigießen impotent macht.

Trotzdem ist der Robbie-Bubble-Kindersekt natürlich kaltgestellt und um die Zeit bis zum “Silvesterstadl” rumzukriegen, habe ich meine iTunes-Listen ein paar mal hin- und hersortiert, ein bisschen abgewogen und fühle mich jetzt seelisch in der Lage, die Songs des Jahres 2008 zu verkünden (nur um die Liste vermutlich noch heute Nacht wieder umsortieren zu wollen). Wie üblich ist alles total subjektiv:

25. Danko Jones – Take Me Home
“Never Too Loud” war irgendwie nicht so wirklich das Album, das man nach “Sleep Is The Enemy” erwartet hätte: ein bisschen zu verhalten, ein bisschen zu lang, Tempolimit statt durchgetretenem Gaspedal. “Take Me Home” ist dann auch noch der untypischste Danko-Jones-Song überhaupt mit seinen Akustikgitarren und den John-Denver-Anleihen. Aber weil Danko Jones eben Danko Jones ist (sind) und nicht Kid Rock, funktioniert dieser Irrsinn trotzdem. Und ein Lied, in dem der Refrain auf “Take me home to where my records are” endet, muss man sowieso hervorheben, so lange die Leute noch wissen, was diese physischen Tonträger überhaupt sind.

24. Jakob Dylan – Valley Of The Low Sun
Stellen Sie sich vor, Sie wären der Sohn von Bob Dylan und würden Musik machen! Jakob Dylan gebührt allein deshalb Respekt, dass er sich diesen ganzen Vergleichen und Fragen seit fast 20 Jahren aussetzt — und jetzt kann er sich nicht mal hinter den Wallflowers verstecken, jetzt steht sein Name auch noch auf dem Album. Und er singt einfach völlig reduzierte Folk-Musik, die eher an Warren Zevon, Bruce Springsteen und Johnny Cash erinnert als an Musiker ähnlichen Namens. “Valley Of The Low Sun” ist eine gewaltige, schleppende Ballade, so schön wie ein Sonnenuntergang in der Sierra Nevada.

23. Slut – If I Had A Heart
Ach ja: Slut haben ja dieses Jahr auch ein Album veröffentlicht — und das war noch nicht mal schlecht. “If I had a heart / I would have a heartache” kann als Zeile tierisch in die Hose gehen, aber so wie Chris Neuburger das singt, klingt es einfach aufrichtig und klug.

22. Clueso – Keinen Zentimeter
Dieser Groove, dieser fast (aber nur fast) vernuschelte Gesang, dieser gefühlvolle, aber gänzlich unkitschige Text. Mehr Understatement als “Ich würd’ gern mit Dir viel mehr unternehmen” passt in keine Liebeserklärung!

21. Jason Mraz – I’m Yours
Ich hab lange überlegt, ob es auch hier unbedingt die Single sein musste, aber doch: so klingt der Sommer. Selbst bei Minusgraden meint man sich daran erinnern zu können, wie man zu diesen Klängen mit der Liebsten im Gras gelegen und in den wolkenlosen Himmel gestarrt hat — auch wenn man das nie getan hat. Anders als der vielverglichene Jack Johnson hat Jason Mraz aber noch mehr auf Lager als diesen Strand-Schunkler und wird uns deshalb bei den besten Alben des Jahres wieder begegnen.

20. The Verve – Love Is Noise
Okay, das Comeback-Album von The Verve habe ich drei oder vier Mal gehört, ehe es mir zu langweilig wurde. Aber diese Single! Hypnotisch, euphorisch, in die Beine gehend — manche würden schlichtweg “nervig” dazu sagen. “Love is noise, love is pain” ist auch wieder so ein Satz, der schon von den richtigen Leuten gesungen werden muss, um nicht doof zu klingen. Richard Ashcroft ist ein richtiger Leut.

19. Death Cab For Cutie – The Ice Is Getting Thinner
Vielleicht hat nie jemand einen besseren Text darüber geschrieben, wie das ist, wenn die Liebe langsam nachlässt, als Ben Gibbard hier. Dazu eine Instrumentierung, die mit “spärlich” noch euphemistisch umschrieben ist und fertig ist der Gänsehautsong 2008. Wer dieses Lied hört und nichts fühlt, ist vermutlich tot.

18. Nizlopi – Start Beginning
Weil das Album “Make It Happen” in Deutschland nicht regulär erschienen ist, sind Nizlopi durch das Listenpanik-Raster gefallen. Aber Kathrin hat das Konzert, für mich das Beste des Jahres war, ja hier im Blog noch ausreichend gewürdigt. Hier also ein Lied mit Gitarre, Kontrabass, Beatboxing und Gospelchor, für das das Wort “uplifting” erfunden werden müsste, wenn es nicht schon im Wörterbuch stünde.

17. Tomte – Der letzte große Wal
Schon wieder die Single? Ja, tut mir leid, ich kann mir nicht helfen. Bei Tomte setzt bei mir der letzte Rest Objektivität aus, deswegen nehme ich einfach mal das naheliegendste Lied. Aber das ist ja auch gut. Thees Uhlmanns Stimme ist wie eine einzige Umarmung, die auch vor Leuten, die so voller Hass sind wie diese Schreiber, keinen Halt macht. Er ist der letzte große Wal, der die kleinen Fische zum Frühstück verspeist.

16. Travis – Before You Were Young
Noch so eine Band, wo für Objektivität kein Platz ist. “Ode To J. Smith” war aber auch wieder ein gutes Album — dass bei den vielen Rocknummern der beste Song ausgerechnet wieder eine melancholische Ballade ist, liegt an mir, echt! Oder an dem schönen Text, der grandiosen Steigerung und überhaupt allem, was “Before You Were Young” ausmacht.

15. Gregor Meyle – Irgendwann
Stefan Raabs Castingshow war eine feine Sache: für die Charts fiel Stefanie Heinzmann ab (die ihren Job auch wirklich gut macht), für die nachdenklicheren Momente Gregor Meyle. Der ist nicht nur ein sympathischer Gesprächspartner, sondern auch noch ein sehr guter Songwriter: textlich geht er manchmal bis ganz knapp vor die Schlagergrenze (aber was will man machen, wenn man jedes Wort versteht?), musikalisch ist er auf Weltniveau und “Irgendwann” ist ein Lied, das Sehnsucht und Antriebslosigkeit, Optimismus und Resignation bestens ausbalanciert in viereinhalb Minuten packt.

14. Nada Surf – Whose Authority
Ich bezweifle ja, dass Nada Surf irgendwas falsch machen können, und auch “Lucky” ist wieder ein sehr feines Album geworden. “Whose Authority” ist diese ganz spezielle jugendliche Mischung aus Übermut und Melancholie in Musik gegossen und das Video, das im Licht der tiefstehenden Sonne badet, passt wie die Faust aufs Auge.

13. Coldplay – Viva La Vida
Können Sie’s noch hören? Ich habe Glück, da ich mich ja vom Radio fernhalte. Zwar haben alleine diese Woche ungefähr 42 Jahresrückblicke versucht, mir das Lied doch noch zu verleiden, aber irgendwie ist es dann doch resistent gegen solche Verwurstungen. Wann geht schon mal ein Lied mit biblischen Motiven, dessen ganze Rhythmusstruktur auf Streichern, Pauken und Glocken (!) aufbaut, in die Charts? Nach langem Studium kann ich Parallelen zu “Disarm” und “Tonight, Tonight” von den Smashing Pumpkins erahnen, aber Chris Martin hat die schönere Stimme. So klingt es, wenn man die Welt regiert.

12. The Hold Steady – Constructive Summer
Definitiv eine meiner Entdeckungen des Jahres: The Hold Steady. So müssen Alben übrigens losgehen: mit etwas Klavier, vielen Gitarren, etwas (aber nur etwas) Gegröle, Eskapismus und Verweisen auf Joe Strummer (“I think he might have been our only decent teacher”). So klingt es, wenn große Gefühle auf gerade noch gebremste Energien treffen.

11. R.E.M. – Supernatural Superserious
Michael Stipe könnte die Schlagzeilen singen und es wäre ein großer Song. Entschuldigung, ich höre gerade, das ist bereits geschehen und hieß “It’s The End Of The World As We Know It (And I Feel Fine)”. Egal: R.E.M. werden nie ein schlechtes Album machen und “Accelerate” war eine gelungene Rückkehr zu den Wurzeln. “Supernatural Superserious” sollen ihnen diese ganzen 18-Jährigen erstmal nachmachen. (Und er singt wirklich nicht “Gisela, Giselei”? Nein? Okay.)

10. The Gaslight Anthem – Old White Lincoln
Warum man dann manchmal doch noch mal Radio hören sollte: Man könnte dort bisher übersehene Juwelen entdecken. So wie dieses feine Lied (das Album habe ich mir immer noch nicht gekauft, was sich vermutlich bei der Albenliste rächen wird), das nach 30 Mal hören zwar immer noch verblüffende Parallelen zu The Cure und den Killers aufweist, aber eben doch eigenständig genug ist, um es innerhalb von dreieinhalb Wochen noch in die Top 10 geschafft zu haben.

9. Fettes Brot – Lieber Verbrennen als Erfrieren
“Wir sind jung, wir sind frei, das ist unsere Stadt / Wir haben nichts zu verlieren / Es ist soweit, ich bin dabei, denn das ist unsere Nacht / Lieber verbrennen als erfrieren” — Noch Fragen? Na gut: Nein, das ist gar keine Dicke-Hose-Hymne. Party ja, aber keine ohne Morgen. So sollte deutschsprachiger Hip Hop immer sein, es muss ja nicht immer gegen Frauen und Schwule gehen.

8. Black Kids – I’m Not Going To Teach Your Boyfriend How To Dance
Das Debütalbum der Black Kids fand ich bisschen nichtssagend, aber wer darauf so einen überdrehten Tanzbodenfüller unterkriegt, ist natürlich wenigstens bei den Songs des Jahres vorne mit dabei. Die Verteilung der Geschlechterrollen im Text erschließt sich mir kein bisschen, aber wer wird beim wüsten Herumwackeln noch auf sowas achten? “Dance, dance, dance, dance!”

7. The Ting Tings – Great DJ
Sie meinen, “That’s Not My Name” sei der bessere, weil noch ein bisschen irrere Song gewesen? Mag sein, aber “Great DJ” hatte mich beim ersten Hören in “All Songs Considered”. Ein schlichtes Lied, das aber auch gar nicht mehr will als unbedingtes Mitzappeln und -singen. Und das funktioniert hier ja wohl großartig. Die Trommeln, übrigens!

6. Hotel Lights – Amelia Bright
Ganz krasser Richtungswechsel jetzt: Eine Folkballade, die mich seit sieben Jahren begleitet hat und jetzt endlich “fertig” ist. Das ist natürlich viel mehr Zeit, als sonst irgendein Lied hatte, um mir ans Herz zu wachsen, aber die Studioversion ist ja auch wunderschön geworden. Neben Nizlopi sind Hotel Lights der Geheimtipp auch in diesem Jahr und wir werden beide Bands so lange in den Himmel schreiben, bis zumindest ihre Alben hierzulande zu Kaufen sind.

5. Sigur Rós – Inní Mér Syngur Vitleysingur
Lieder, deren Namen man sich beim besten Willen nicht merken kann, haben es mitunter etwas schwer, wenn es um das Erstellen von Bestenlisten geht: “Hier, Dings, dieses Lied mit dem Klavier, den Bläsern und dem entrückten Gesang!” Egal: Dank Copy & Paste wissen wir jetzt alle, dass dieses Lied “Inní Mér Syngur Vitleysingur” heißt (was auch immer das heißen mag), und dass es großartig ist, müssen Sie mir glauben (oder es nachhören). Zu meinem nächsten Geburtstag wünsche ich mir eine Marching Band, die mit diesem Lied durch meine Bochumer Bergarbeitersiedlung marschiert (einen Schokoladenspringbrunnen habe ich ja dieses Jahr schon bekommen).

4. MGMT – Time To Pretend
Nennen Sie mir eine Möglichkeit, diesem Keyboard-Riff zu widerstehen, und ich müsste nicht jedes Mal “Waaah, wie geil!” schreien, wenn ich das Lied irgendwo höre. Wenn Sie bei allem Arschwackeln dann vielleicht noch ein bisschen Wertschätzung für diesen unglaublich klugen Text übrig hätten, könnten wir die Missionsarbeit an dieser Stelle auch beenden und nur noch diesem großartigen Indieknaller lauschen.

3. Fleet Foxes – White Winter Hymnal
Ich wiederhole mich gerne, aber die ersten 30 Sekunden dieses Liedes zählen mit zum Besten, was es dieses Jahr überhaupt zu Hören gab. Der Rest des Liedes (und des ganzen Albums) glücklicherweise auch und deshalb ist “White Winter Hymnal” natürlich völlig zu Recht auf dem Treppchen vertreten.

2. The Killers – Human
Auch nach über 50 Durchgängen bin ich mir sicher: dieser Song ist arschgeil! Meckern Sie ruhig alle rum von wegen Michael Wendler. Selbst wenn Thees Uhlmann und ich neben Brandon Flowers die einzigen Menschen auf der Welt wären, die dessen Texte zu schätzen wüssten: es bliebe immer noch ein absoluter Oberhammer von Popsong! Allein diese unfassbar brillante Frage “Are we human or are we dancer?”, da braucht man doch weder Hegel, noch Kant noch Douglas Adams, das ist der absolute Kern von Philosophie! Und jetzt Ruhe!

1. Goldfrapp – A&E
Ganz, ganz knapp sind die Killers nur Zweite geworden, weil dieses Lied dann am Ende doch noch ein kleines bisschen besser war. So hypnotisch, so klug aufgebaut und so wunder-wunderschön. Ich musste das Lied ungefähr 40 Mal hören, bis ich begriffen habe, worum es in dem Text eigentlich gehen könnte (gescheiterter Selbstmordversuch wegen Liebeskummers), aber selbst wenn es um die Abgeltungssteuer ginge: kein Lied war 2008 in der Summe besser als “A&E”. Und wenn ich das nach mehr als acht Monaten der Dauerrotation sage, wird es schon stimmen, oder?

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Listenpanik 07/08

Die Ankündigungen, was für Alben in diesem Jahr noch so alles erscheinen sollen, machen mir ein bisschen Angst. Im August geht’s los und es wird erst zur großen Best-Of-Live-und-Raritäten-Welle im Dezember nachlassen. Davor lag aber noch der Juli, der jetzt nicht soooo viel Alben und Songs angespült hat, dafür aber einige richtig gute. Und für zwei gewohnt subjektive und unvollständige Top-Five-Listen reicht das allemal:

Alben
1. She & Him – Volume One
Die üblichen Klischeesätze über singende Schauspielerinnen (inkl. Verweis auf “Bandits”) können Sie sich ja selbst ausdenken: “She” ist Zooey Deschanel, die Sie aus “Almost Famous”, “Per Anhalter durch die Galaxis” oder der dritten Staffel von “Weeds” kennen, “Him” ist M. Ward, einer der ganz Großen im US-Indie-Folk. Fräulein Deschanel singt aber nicht nur gut, sie spielt auch einige Instrumente und hat fast alle Songs selbst geschrieben. Herausgekommen ist ein charmantes Album zwischen Folk und Sixties Pop, für dessen perfekte Rezeption sich irgendwie Cabriofahrten durch weite Landschaften anbieten.

2. The Hold Steady – Stay Positive
Ich muss ja zugeben, dass ich bis zu diesem Jahr noch nie von The Hold Steady gehört hatte. Aber irgendwie tauchten sie dann in allen von mir konsumierten Musikmedien auf und die CD stand an prominenten Stellen im Laden. Die Band kommt aus Brooklyn, NY und sieht sich mit ihrer Rockmusik in der Tradition von Hüsker Dü und Bruce Springsteen. Außerdem klingt’s für meine Ohren noch nach The Clash, R.E.M. und Ben Folds Five und da sehen Sie sehr schnell, warum mir das Album gefällt. Eigentlich handelt es sich um 14 Popsongs, die aber unter einer leichten Schmutzschicht aus überdrehten Gitarren versteckt sind – bis auf die Stellen, wo sich die Schmutzschicht löst und darunter zum Beispiel ein Harpsichord (oder ein ähnlich barockes Instrument) zum Vorschein kommt. Stellen Sie sich die Counting Crows zu “August And Everything After”-Zeiten und Weezer zu “Pinkerton”-Zeiten gemeinsam auf einem Album vor und Sie sind nah dran. Ach, hören Sie es sich einfach an!

3. Black Kids – Partie Traumatic
Und schon wieder so eine Indieband. Was die Black Kids von den meisten anderen Bands, die in dieser Serie schon zu Gast waren und längst wieder vergessen sind, unterscheidet ist die Tatsache, dass sie aus Florida kommen. Ihr Debütalbum haben sie aber unter der Regie von Bernard Butler in Großbritannien aufgenommen, weswegen sie auch eher britisch klingen (vermutlich taten sie das auch vorher schon, aber so kommt eins zum anderen). “Partie Traumatic” hat einen Überhit (“I’m Not Going To Teach Your Boyfriend How To Dance”, s.u.) auf der Habenseite und verfügt über neun weitere charmante Indiepopschlager. In einem halben Jahr vergessen, aber heute genau das richtige.

4. Dirty Pretty Things – Romance At Short Notice
Carl Barât ist der Paul McCartney der Libertines: der nette, weniger verrückte, der ohne die komische Frau. Eben nicht Pete Doherty. Und so, wie ich vieles von McCartney besser fand als die Lennon-Sachen, mag ich auch die Dirty Pretty Things mehr als die Babyshambles. Auf ihrem zweiten Album klingen sie nach Madness, The Clash und dann mal wie The Kooks in spannend. Oder: etwas spannender.

5. Beck – Modern Guilt
Seien wir ähnlich: Beck lebt (ein bisschen wie Oasis) von dem Ruf, einige der besten Alben der Neunziger aufgenommen zu haben. Nach dem phantastischen “Sea Change” vor sechs Jahren kamen zwar zwei Studioalben und ein Remixalbum, aber die klangen irgendwie so, wie Beck halt klingt. Was bei Oasis nicht weiter ins Gewicht fällt, ist bei einem wie Beck schon fataler – immerhin war sein Sound mal innovativ und neu. Vor diesem Hintergrund sind dann auch die Songs, die man vor zehn Jahren vermutlich urst cool gefunden hätte, heute eher noch okay. Aber weil ich im Juli nicht so viele neue Alben gehört habe, soll’s mal gerade noch für die Liste reichen.

Songs
1. Black Kids – I’m Not Going To Teach Your Boyfriend How To Dance
Offenbar soll es jetzt jedes Jahr den großen The-Cure-Gedächtnishit geben. Was letztes Jahr den Shout Out Louds gelang, ist dieses Jahr den Black Kids vorbehalten. Was für eine riesige Indie-Hymne, die jede Tanzfläche zum Bersten bringen dürfte!

2. She & Him – This Is Not A Test
Wären die Beach Boys die Beach Girls gewesen, hätten sie so geklungen: “Baaaaaaaa”, gepflegtes Geschunkel und ein Hauch von Melancholie hinter dem sommerlichen Frohmut. Der vermutlich beste Song auf einem tollen Album (s.o.)

3. Get Cape. Wear Cape. Fly – Waiting For The Monster To Drown
Bei Get Cape. Wear Cape. Fly steht für mich das Album irgendwie immer über den Songs. Vom Debüt könnte ich kaum ein einzelnes Lied benennen, das Gesamtkunstwerk Album überstrahlt alles. Aber beim Wiederhören des zweiten Albums (s. Listenpanik 03/08) musste ich feststellen, dass “Waiting For The Monster To Drown” ein Hammersong ist. Bigbeat, Streicher und “Baba”-Chöre, so schreibt man Hits. Also einfach: noch mal reinhören, Wahnsinnssong!

4. Weezer – Heart Songs
Angeregt durch diesen Kommentar habe ich mich dann doch noch mal näher mit der roten Weezer-Platte beschäftigt und siehe da: “Heart Songs”. Nicht unbedingt ein eingängiger Rocksong, aber ein unglaublich anrührender. Rivers Cuomo arbeitet sämtliche Einflüsse von Cat Stevens über Bruce Springsteen bis zur Erweckung durch Nirvana und den Start der eigenen Karriere ab und jeder Mensch, dessen Adoleszenz durch Rockmusik geprägt war (also ungefähr jeder Mensch), weiß, wovon der Mann singt.

5. Fotos – Explodieren
Von Fotos kriege ich irgendwie immer nur die Singles mit. Vor zwei Jahren zum Beispiel das gigantische “Giganten”, dieses Jahr eben “Explodieren”. Ein bisschen PeterLicht, ein bisschen Sterne, ein bisschen Superpunk. Ein sympathischer kleiner Rocksong, in jedem Fall besser als Madsen (was allerdings auch ein ziemlicher Gemeinplatz ist).

[Listenpanik – Die Serie]