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Die Normalität des Bösen

Udo Vetter hat im Lawblog eine sehr interessante MP3 verlinkt. Zu hören ist Angela Merkel bei ihrem gestrigen Auftritt in der Stadthalle Osnabrück, wo sie den niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff im Wahlkampf unterstützte.

Dieser gut einminütige Ausschnitt ist bemerkenswert – sprachlich wie inhaltlich. Und deshalb gehen wir die wesentlichen Stellen mal gemeinsam durch.

Sie werden sich erinnern, die Älteren unter Ihnen, wie viele Schlachten wir schon geschlagen haben.

Warum ausgerechnet Frauen immer so eine martialische Sprache an den Tag legen müssen, habe ich mich schon bei Eva Herman gefragt. Aber das ist hier nur ein unwichtiges Detail …

Heute hätten wir weder die libanesischen Kofferbomber gefunden, noch hätten wir die Schlägereien des alten Mannes in der U-Bahn in München so schnell aufklären können, und heute findet jeder Videoüberwachung auf großen Plätzen, öffentlichen Plätzen ganz normal.

Mit den “Kofferbombern”, die auch von seriösen Medien nur unter Aufbietung von Anführungszeichen so genannt werden, war es so: Der erste Verdächtige wurde nach Hinweisen des libanesischen Geheimdienstes festgenommen, der zweite stellte sich im Libanon selbst. Und die beiden jungen Männer, die in München einen Rentner zusammengeschlagen haben (Ist die Formulierung “die Schlägereien des alten Mannes” nicht irgendwie drollig?) wurden mithilfe eines kurz zuvor gestohlenen Mobiltelefons überführt.

Auch die Behauptung, “jeder” fände die Videoüberwachung “normal”, halte ich für sehr gewagt – Frau Merkel aber bekanntlich nicht.

Wenn es die Union nicht gewesen wäre, die dafür gekämpft hätte, dass das notwendig ist, hätten wir heute noch keine Videoüberwachung.

Es mag eine leichte Unsicherheit in der freien Rede sein, aber finden Sie es nicht auch irgendwie merkwürdig, dass die Union dafür “kämpft”, dass etwas “notwendig” ist? Entweder etwas ist notwendig, oder es ist es nicht.

Wir werden nicht zulassen, dass technisch manches möglich ist, aber der Staat es nicht nutzt, dafür aber die Verbrecher und Täter und Terroristen es nutzen, das ist nicht unser Staat, der Staat muss hier hart sein.

“Technisch möglich” sind auch die Folter mit Elektroschocks, die gezielte Tötung von Verdächtigen oder andere, gegen die UN-Antifolterkonvention verstoßende Maßnahmen. Will der Staat die zukünftig auch nutzen?

Wie weit will “der Staat” (Wer soll das überhaupt sein? Sie? Ich? Merkelschäublezypries?) beim Wettrüsten mit den bösen Jungs gehen? “Die machen das, also machen wir das auch”, halte ich für eine sehr gefährliche Argumentation, mit der man den Boden des Rechtsstaats schon nach kurzer Zeit verlässt.

Und: Wer sind “die Verbrecher und Täter und Terroristen”? Ab dem Verdacht zu welcher Straftat will Frau Merkel da welche technischen Möglichkeiten ausreizen? Wirklich erst ab Terrorismus, oder vielleicht doch schon bei Ladendiebstahl? Sicher doch auch gegen Kinderpornographie, nicht? Da war die Staatsanwaltschaft doch erst kürzlich so mega-erfolgreich.

Frau Merkels Ansichten sind beunruhigend, ihre Sprache verräterisch.

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Gesellschaft

Habemus Großeinsatz

Was bin ich froh, dass ich so selten in Arztwartezimmern sitzen und Smalltalk führen muss. Sonst könnte es vielleicht passieren, dass ich meinen Missfallen zu diesem oder jenem Thema äußere und mir kurz darauf ein SEK die Bude einrennt.

Was? Nein, ich albere nicht schon wieder rum. Ich beziehe mich auf den Fall von Siegfried Lindner aus Oberbayern. Der hatte vor dem Papstbesuch im vergangenen Jahr im Wartezimmer einer Arztpraxis zu einem anderen Patienten gesagt, dass die 40 Millionen Euro für den Besuch besser hätten verwendet werden können. Und als dann ein paar Tage später Farbbeutel auf das Geburtshaus des katholischen Oberhirten geworfen wurden, dachte sich die Staatsanwaltschaft offenbar “Das ist unser Mann”, und schickte Familie Lindner ein Großaufgebot vorbei.

Die ganze ebenso absurde wie beunruhigende Geschichte lief offenbar am Montag bei “Fakt” in der ARD und man kann sie hier nachlesen.

[via Der Morgen]

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Digital

The Lonesome Crowded West

Ich hatte ja noch gar nicht über “DerWesten” geschrieben, das wahnsinnige neue Onlineportal der WAZ-Gruppe. Etwas völlig neues sollte es werden, Lokaljournalismus 2.0 oder sowas in der Art. Deshalb hat die Entwicklung auch so lange gedauert, dass für einen Beta-Test keine Zeit mehr war. Und nach positiven Ersteindrücken kristallisiert sich langsam heraus: das Ding droht ein Desaster zu werden.

Ich nutze “DerWesten” nicht sonderlich intensiv, möchte aber gerne per RSS-Feed über die Geschehnisse in Bochum und Dinslaken auf dem Laufenden bleiben. Nach dem Wechsel vom alten Online-Auftritt der WAZ bzw. NRZ zu “DerWesten” funktionierten die alten Feeds nicht mehr und ich musste mir mühsam die neuen raussuchen. Das kann bei einem kompletten Plattformwechsel natürlich schon mal passieren, ist aber trotzdem unglücklich.

Seit ungefähr drei Wochen wird im Bochumer Feed ein Beitrag spazieren geführt, der immer da ist, auch wenn alle anderen Meldungen wechseln. Die Überschrift lautet:

Demenz: Noch vergesslich oder schon dement?

Das ist übrigens die Original-Überschrift von derwesten.de in der Original-Farbe.
Bitte nicht mit unserer Original-Farbe verwechseln!

Was man aber wirklich von “DerWesten” halten kann, möchte ich Ihnen anhand eines willkürlichen Beispiels vorführen – wobei die Willkür weniger bei mir als viel mehr auf Seiten der Portalbetreiber zuhause zu sein scheint.

Beginnen wir mit der gefetteten Einleitung, die neben der Überschrift übrigens auch der einzige Teil des Artikels ist, der im Feedreader angezeigt wird – man muss also immer auf die Seite. ((“Spiegel Online” und n-tv.de schicken nicht mal Kurzfassungen oder Einleitung per RSS)) Besonders gut gefällt mir dabei der Cliffhanger zwischen Einleitung

Dort wo bald schon die Bagger für das Bochumer Konzerthaus anrücken sollen, gibt es seit dem 16. …

und Artikel

… November einen ganz besonderen Parkplatz.

Da hat “DerWesten” von den Profis gelernt, die bei sueddeutsche.de die Bildergalerien betexten. Müssen.

Geo-Tagging-Funktion bei “DerWesten”Die eigentlich sehr sinnvolle Geo-Tagging-Funktion, mit der bei jedem Artikel der “Ort des Geschehens” angezeigt werden soll, wird leider kaum genutzt – dafür sind nämlich die User zuständig und deren Zahl liegt nach vier Wochen bei der einigermaßen deprimierenden Zahl von 5655.

In diesem speziellen Fall hätte es aber natürlich sehr geholfen zu erfahren, wo denn wohl der Parkplatz, um den es die ganze Zeit geht, eigentlich liegt – das wird ja wohl kaum jeder Bochumer auf Anhieb wissen. Ich will zu Gunsten aller Beteiligten mal davon ausgehen, dass die Information beim Umkopieren des Textes verloren ging und nicht auch schon in der gedruckten WAZ ausführlich über einen anonymen Parkplatz berichtet wurde. Sie ahnen, in welchen Bahnen wir uns bewegen, wenn wir zu Gunsten der Beteiligten von technischer Unfähigkeit ausgehen.

Abschließen möchte ich aber mit einem Bild, das ja bekanntlich mehr als tausend Worte sagt. Oder in diesem Fall auch mehr als zwei:

Unendlich viele Kommentare bei “DerWesten”

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It’s Raining Stupid Men

I’ll tell you one thing: Men are bastards.
After about ten minutes I wanted to cut off my own penis with a kitchen knife.

(Nick Hornby – About A Boy)

Okay, mal ehrlich, Mädels: Wie viele von Euch haben damals geheult, als rauskam, dass Stephen Gately von Boyzone schwul ist? Und Eloy de Jong von Caught In The Act auch? Und die beiden zusammen waren?

Man muss schon etwas abseitige Vergleiche bemühen, um sich zu vergegenwärtigen, was da gerade mit den deutschen Medien los ist: Anne Will hat sich geoutet hatte ihr Coming-Out, sie hat eine Lebensgefährtin, sie ist – huhuhu – lesbisch.

Nun sollte man meinen, dass das Thema Homosexualität im Jahr 2007 eigentlich so alltäglich ist, dass nicht gleich sämtliche Journalisten des Landes hyperventilierend auf ihre Tastaturen springen. Dem ist offenbar nicht so. Wenn Anne Will als erklärte Sympathieträgerin dazu beitragen kann, dass das Thema alltäglicher wird, ist das natürlich zu begrüßen, so wie überhaupt grundsätzlich zu begrüßen ist, wenn Menschen glücklich sind.

Ich weiß nicht, was Anne Will und Miriam Meckel dazu brachte, ausgerechnet jetzt der “Bild am Sonntag” zu bestätigen, was eh jeder, der es wissen wollte, schon länger wusste. Ich möchte es eigentlich auch gar nicht wissen, denn ich könnte mir vorstellen, dass die “mutige Liebes-Beichte” nicht so hundertprozentig eine freie Entscheidung der beiden war.

Die “Bild am Sonntag” jedenfalls schrieb noch:

Anne Will und Miriam Meckel – ein Power-Paar. Zwei erfolgreiche, kluge und schöne Frauen, die viel Wert darauf legen, ihr Privatleben zu schützen, auch wenn sie beide in der Öffentlichkeit bekannt sind. Sie wollen kein Getuschel und keine Aufregung um ihre lesbische Liebe.

Dabei waren die “Los Lesbos Wochos” längst eröffnet. Wie genau es “Bild” mit dem schützenswerten Privatleben nimmt, haben wir im BILDblog gestern schon nachgezeichnet, und auch heute verbreitet die Zeitung jede Menge Getuschel und Aufregung. Was aber brachte auch die vermeintlich seriösen Medien dazu, in einem Ausmaß über die “Liebessensation” zu berichten, das – zumindest gefühlt – alles in den Schatten stellt, was man dort normalerweise so an Klatsch findet?

Nun, ich glaube, die Erklärung ist ebenso naheliegend wie beunruhigend: In den meisten Redaktionen sitzen Männer und die fühlen sich in ihrer Männlichkeit gekränkt, wenn eine gut aussehende Frau keinerlei sexuelles Interesse an ihnen hat. Niemand könnte das besser in Worte fassen als Franz Josef Wagner:

Liebe Anne Will,

als Mann kommentiere ich Ihr Outing nicht spontan mit … „Das ist gut so!“

Als Ihr treuer Bildschirm-Flirter bin ich natürlich nicht begeistert, dass Sie bezaubernde Frau eine Fata Morgana sind, eine Sinnestäuschung.

Hunderte, Tausende Male stelle ich mir ein Rendezvous mit Ihnen vor. Und plötzlich – bums bzw. BamS, Sie sind lesbisch.

Und dann ist da noch diese Straßenumfrage, die bild.de gemacht hat. Da gibt es dann wirklich Männer, die entweder keine Ahnung haben, dass sie sich gerade gehörig zum Affen machen, oder es auch noch ernst meinen, wenn sie Sätze sagen wie:

„Schade eigentlich, ich hätte sie gerne auch genommen.“

Ich kann und will mir nicht vorstellen, dass Männer sich tatsächlich die “Tagesthemen” angesehen haben, weil sie darüber nachdachten, wie die Frau, die da gerade irgendwelche Hungersnöte und Terroranschläge anmoderierte, wohl so “im Bett” sei. Andererseits ist das Medieninteresse wohl wirklich kaum noch anders zu erklären als mit gekränkter Eitelkeit.

Das aber wirft noch eine Frage auf: Kann eine Frau, die dummerweise gut aussieht und nicht lesbisch ist, einem offenbar derart schwanzgesteuerten Mob überhaupt entkommen?

Und ich hatte mir schon Sorgen gemacht, dass es irgendwie kindisch wäre, jedes Mal für fünf Minuten enttäuscht zu sein, wenn Natalie Portman mal wieder einen neuen Freund anschleppt …

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Leserbriefschreiber 2.0

Ich habe nie verstanden, was für Leute das sind, die sich hinsetzen und einer Zeitung oder einem Magazin einen Brief schreiben, in dem sie den Redakteuren mitteilen, dass diese alle “auf Linie gebracht” seien, Deutschland von unfähigen Irren regiert werde und die dann kurz ausführen, wie das in der Welt so wirklich laufe. Aber immerhin: Diese Menschen haben sich die Zeit genommen, sich hinzusetzen, einen Brief zu formulieren, ihn zum Briefkasten zu bringen und sie würden ihre Abonnements nie kündigen, weil sie ja immer nachsehen müssen, ob ihr Brief auch bis aufs letzte Komma abgedruckt wird.

Im Internet ist das anders: Man liest auf der Webseite einer Zeitung oder eines Magazins einen Artikel, klickt auf “Artikel kommentieren” und noch ehe sich im Hirn Sätze bilden konnten, hat man schon irgendwas in die Tasten gehämmert und auf “Abschicken” geklickt.

Heute habe ich, weil Heise darauf verlinkt hatte, bei “Welt Online” den Artikel “SPD plant Grundrecht auf Informationsfreiheit” gelesen. Wir wollen mal nicht darüber sprechen, dass ausgerechnet die Partei, die vergangene Woche noch mit Pauken und Trompeten für eine Ausweitung der Telekommunikationsüberwachung war, plötzlich ein “Grundrecht auf Informationsfreiheit im Internet” im Grundgesetz verankern will. Über diese Sorte Logik-Pirouette, die bei der SPD langsam in Mode zu kommen scheint, sollen sich andere auslassen.

Reden wir lieber über das, was die Kommentatoren bei “Welt Online” so kommentiert haben: Los ging es mit dem, was “Ein Bürger” so zu sagen hatte.1

Ein Bürger meint:
17-11-2007, 13:46 Uhr
Welche Partei hat gerade unter Fraktionszwang für die Vorratsdatenspeicherung gestimmt? Welche Partei hat unter Schröder heimliche Onlinedurchsuchungen rechtswidrig eingeführt?
Ach ja, die SPD!!!

Und jetzt will diese Partei angeblich für bürgerliche Freiheitsrechte und weniger Rechte für die Staatsgewalt kämpfen?

Die machen sich doch lächerlich und vollkommen unglaubwürdig.

In Wahrheit will die SPD eine neue DDR und versucht jetzt die “Mauer” dieses Jahrhunderts (=totale Informations- und Kommunikationskontrolle)als antifaschistischen Schutzwall (= SPD Initiative: Grundrecht auf Informationsfreiheit) zu tarnen.

Widerliche Wortakrobatik!

Sie werden gleich merken, dass diese Aussage in Sachen Paranoia noch zu den vernünftigeren Beiträgen gehört – aber auch in Sachen Rechtschreibung und Grammatik ist das hier erst der Anfang.

Silvercoin meint:
17-11-2007, 14:31 Uhr
Informationen sind sowieso nur für die jeweiligen Schichten der Bevölkerung vorbestimmt…
Wie soll der Staat ein Grundrecht auf Information garantieren, wenn er es nicht einmal schafft die anderen Grundrechte, wie Pressefreiheit und Postmeldegeheimnis einzuhalten.

Je länger ich dieses Treiben in der Politik verfolge, umso mehr wünsche ich mir wieder einen Kaiser oder Ähnliches….
Auf diese Art von Demokratie kann das Volk verzichten…..
Wir haben keine Demokratie in Deutschland, sondern eine Hypokratie….

Und Sie glauben ja gar nicht, wie viele Staatstheoretiker sich so an einem Samstagnachmittag im Kommentarbereich von “Welt Online” tummeln:

ZWEIFLER meint:
17-11-2007, 15:20 Uhr
Das System wird eh bald zusammenbrechen. Dann kommt was Anderes. So kann es nicht funktionieren. In Wirklichkeit regieren die Lobbyisten, nicht das Volk.

Dabei weiß doch jedes Kind, wer Deutschland seit Erfindung der Stammtische regiert: Natürlich “die da oben”.

mavy meint:
17-11-2007, 16:12 Uhr
naja .. der wiefelspütz ist schon etwas glaubwürdiger wie viele der anderen kasper die da oben unsere “elite” bilden sollen

Aber halten wir uns nicht mit den kleinen Kaspereien auf, wenden wir uns den Rundumschlägen zu, der Verquickung sämtlicher denkbarer Themen, der ganz großen Verschwörung:

corvus albus meint:
17-11-2007, 17:56 Uhr
Dann sollte es ‘Kommunikationsfreiheit ‘ lauten, weil Information einseitig abgerufen wird!
Aber zunächst sollte die SPD mal die Bürger selber informieren, wie sie so zu türkischen Nationalisten steht? Während Beck die NPD verbieten lassen will singt Steinmeier mit den türkischen Wölfen? Das Schweigen der SPD zu diesen Vorgang und der Medien ist eindeutiger als laute Schreie liebe Politiker…. und der ganze Bundestag schaut weg, weil es da um die deutsch-türkische Freundschaft geht? Liebe Politiker, unter ‘Freunden’ sollte ein klärendes Gespräch schon möglich sein, oder ist das etwa eine solche Freundschaft, die uns der Ex-Kanzler Gerhard mit China beschert hat?
Je mehr die Medien diesen Fall beschweigen, um so mehr weiss der Büger, dass da etwas nicht stimmt im Hintergrund! Haltet uns doch bitte nicht für so blöd wie ihr uns gerne hättet !
Die Print-Medien sind schon zensiert… soll nun per Gesetz auch noch das Internet zensiert werden? Das scheint mir der wahre Hintergrund zu sein!

Geben Sie mir aber, bevor wir zu den Jesuiten, den Außerirdischen und Hitlers Tunnel nach Tibet kommen, noch kurz Gelegenheit, den populärsten Irrtum der deutschen Literaturgeschichte2 auszuräumen:

outface5 meint:
17-11-2007, 18:19 Uhr
….die Ähnlichkeit mit früheren “Systemen” Deutschlands wird immer deutlicher.

…denk ich an Deutschland in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht. (Heinrich Heine 1797-1856)

In seinem Gedicht “Nachtgedanken” ist Heinrich Heine (1797-1856) nämlich deshalb um den Schlaf gebracht, weil er außerhalb Deutschlands weilt und sich zur Mutter zurücksehnt. Statt “mein Gott, wie geht dieses Deutschland nur den Bach runter” schrieb er sogar:

Deutschland hat ewigen Bestand,
Es ist ein kerngesundes Land,
Mit seinen Eichen, seinen Linden,
Werd’ ich es immer wiederfinden.

Nach Deutschland lechzt ich nicht so sehr,
Wenn nicht die Mutter dorten wär;
Das Vaterland wird nie verderben,
Jedoch die alte Frau kann sterben.

Nun, da Sie mithilfe dieses kleinen literaturwissenschaftlichen Exkurses dem Schwiegervater bei der nächsten Debatte am Esstisch das Maul stopfen können, wollen wir’s aber auch mal richtig irr werden lassen:

Von Berlichingen meint:
17-11-2007, 18:28 Uhr
Der Vorstoß der SEPD kommt leider 60 Jahre zu spät.
1968 hat die SEPD die Kurve nicht gekriegt…..und nun beginnen die Rückführungsaktionen. Mit den Deutschen Heimatvertriebenen hatte auch keiner Mitleid.
Aber wir werden unseren Gastarbeitern kein Haar krümmen. So wahr uns Gott helfe!

Also, unter uns: Ich weiß auch nicht, was der Mann meint. Aber der Mann hat Zeit. Und irgendein ernsteres Problem:

von Berlichingen meint:
18-11-2007, 05:03 Uhr
Ich brauche weder von der SPD noch von den GRÜNEN ein Grundrecht auf Informationsfreiheit.
Diese Freiheit mich umfassend zu informieren, habe ich mir seit meiner frühesten Jugend immer schon selbst genommen.
Bevor es das Internet gab, habe ich mir Bücher, die in Deutschland nicht verlegt wurden und nur in englischer Sprache publiziert wurden über den American Bookstore in Frankfurt am Main bestellt oder auf Auslandsreisen gekauft.
Ich habe meine Informationen z.B. nie aus dem Spiegel-Magazin oder aus dem “Vorwärts” bezogen.
Von mir aus könnte der Bundestag ein Gesetz erlassen, das diese Unsitte der Lügenpropaganda-Plakatekleberei bei Wahlkämpfen endlich verboten wird. Das ist optische und geistige Umfeldverschmutzung und kostet Millionen an Papier und Druckerfarbe. Für wie blöd halten uns diese Parteien eigentlich?
Hat die ARD und GEZ schon die neuesten Umfragewerte zur heutigen Sonntagsfrage veröffentlicht? Oder kommt das erst wieder wenn der Wahlkampf eröffnet ist?
Wer bezahlt eigentlich für diese Umfragen? Das macht doch ein “Forsa-Institute” nicht umsonst. Wer ist denn der Auftraggeber, der sich da Umfragewerte nach seinem Gutdünken basteln lässt?
Sehen Sie, von der WELT-Redaktion, ich mache von meinem Recht mich informieren zu dürfen Gebrauch und stelle hier einfach mal dumme Fragen.

Und weil in der Redaktion von “Welt Online” offenbar niemand liest, was die Kommentatoren da so von sich geben, und deshalb auch niemand dumme Antworten auf seine dummen Fragen geben konnte, schrieb “von Berlichingen” einfach munter weiter:

von Berlichingen meint:
18-11-2007, 11:50 Uhr
Ist es Informationsfreiheit wenn einer auf die Idee kommen würde zu fragen: Hat jemand die Toten der Vertreibungen gezählt und hat derjenige eine Namensliste aller dieser Toten? Gefallene gab es ja auf beiden Seiten, da sie gezwungen wurden, auf Leben und Tod gegeneinander zu kämpfen. Bis zum letzten Mann. [ Frauen und Kinder und Greise und Amputierte waren für eine der beiden Seiten damals uninterressant. Das wurde unter dem Begriff “Kollateralschäden” abgehakt. Ab-Ge-Hakt. Hakenkreuz ] Da wurde der Tod des eigenen Volkes bewusst in Kauf genommen, damit es nicht soviele Mitesser gab.

Gut, für “Politcally Incorrect” reicht’s noch nicht ganz und die Ausführungen sind vermutlich auch viel zu wirr, um darin etwas justiziables zu finden, aber merkwürdig darf man den Beitrag wohl mindestens finden.

Indes: Nicht so merkwürdig, wie der Kommentar, den “Petra” heute um 12:17 Uhr abgegeben hat. Ihr eigener Beitrag dazu besteht aus zwei Wörtern:

Unsere SPD.

Die restlichen 38 Zeilen ihres Kommentars bestehen aus einem Artikel der nicht unumstrittenen Wochenzeitung “Junge Freiheit”. Darin wird die Behauptung aufgestellt, an einem aktuellen Buch der baden-württembergischen SPD-Politiker Ute Vogt und Stephan Braun über die “Junge Freiheit” hätten “Linksextremisten” mitgearbeitet – das belege “eine jetzt erschienene Studie” aus dem Verlag der “Jungen Freiheit”. (Lesen Sie den Artikel doch selbst und übersehen Sie dabei auch nicht die Nennung der evangelikalen Presseagentur idea als Quelle.)

Dieser kopierte Artikel jedenfalls, der wenig bis gar nichts mit dem Thema zu tun hat, steht seit fünf Stunden im Kommentarbereich von “Welt Online”.

1 Sie finden den Anfang ganz hinten, “Welt Online” zieht es vor, seine Leserkommentare umgekehrt chronologisch anzuzeigen.
2 Der populärste Irrtum der englischen Literaturgeschichte ist die Annahme, “Frankenstein” sei der Name des Monsters in Mary Shelleys Roman.

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Digital

Internetz: Bald auch am Niederrhein

Ich war grad auf der offiziellen Webseite meiner alten Heimatstadt Dinslaken, weil ich etwas nachgucken musste.

Mal davon ab, dass die entsprechenden Informationen gut versteckt und völlig veraltet waren, haben mich vor allem die Links “Feedback” und “Impressum” beeindruckt.

“Feedback”
dinslaken.de: “Feedback”

“Impressum”
dinslaken.de: “Impressum”

Nachtrag 15. November: Jetzt klappt’s wieder. Wenn ich mir nicht absolut sicher wäre, dass das völliger Humbug ist, würde ich ja fast behaupten, die städtischen Informatiker lesen mein Blog …

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Politik

Wähl! Mich! Ab!

Darauf muss man erst mal kommen: 26 Bundestagsabgeordnete der SPD haben dem umstrittenen Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung am vergangenen Freitag im Bundestag zugestimmt und veröffentlichten hinterher eine Rechtfertigung (Anlage 4), in der sie sinngemäß schreiben, sie fänden den Gesetzentwurf schon irgendwie doof, aber nicht so doof wie andere schlimme Dinge, und überhaupt werde das Bundesverfassungsgericht das Gesetz ja schon kassieren, wenn dieses denn verfassungswidrig sei.

Oder anders: Die Leute, die in Ihrem und meinem Namen Gesetze erlassen sollen (Legislative), verlassen sich lieber auf die Urteilsfähigkeit der Leute beim Bundesverfassungsgericht (Judikative), wenn es darum geht, was die Leute bei Polizei und Geheimdienst (Exekutive) so über Sie und mich wissen sollen.

Oder noch anders: 26 SPD-Abgeordnete haben ein sehr merkwürdiges Verständnis unseres Grundgesetzes und der darin verankerten Gewaltenteilung und geben das auch noch öffentlich zu!

Das Verhalten dieser 26 Männer und Frauen1 ist so absurd, dämlich, erschütternd und wirr, dass ich lange grübeln musste, bis mir ein einigermaßen schiefes Bild einfiel, um diesen Irrsinn in den Alltag zu transportieren. Stellen Sie sich also vor, der Handwerker, den Sie mit der Anbringung eines Treppengeländers beauftragt hätten, sagte Ihnen hinterher: “Ja, das kam mir schon ein bisschen wackelig vor, aber ich dachte, die Bauaufsicht guckt sich das eh noch mal an.” Und Sie liegen mit gebrochenem Rückgrat auf dem neuen Kachelfußboden und denken sich Dinge, die ich hier nicht hinschreiben möchte. Nur dass Sie in diesem Bild ohne Rückgrat sind – in der Realität sind es natürlich die Sozi-Psychopathen.

Da ist mir ja Wolfgang Schäuble lieber, dem ich sogar abnehme, dass er aufrichtig davon überzeugt ist, alle Freiheiten abschaffen zu müssen.

Und weil ich gerade merke, dass ich mich in eine unglaubliche Rage schreibe, die noch dazu führen könnte, dass der prunkvolle Zinnhumpen, der auf meiner Fensterbank steht, auf direktem Wege mein Zimmer verlässt, und ich mir sicher bin, dass die SPD auch für diesen Schaden nicht aufkommen würde, verweise ich lieber auf ein paar interessante Blog-Einträge zu dem Thema:

Fraktionszwang hin oder her – jeder Abgeordnete hat in erster Linie die Pflicht, sein Mandat auszuüben, das er durch die Stimmen der Wähler in seinem Wahlkreis erhalten hat. Ganz bestimmt darf er nicht offensichtlich verfassungswidrige Gesetze zum Wohl der eigenen Karriere durchwinken und sich dabei darauf verlassen, dass ein Bundesverfassungsgericht den angerichteten Schaden schon wieder geradebügeln wird.

(Nur meine zwei Cent)

Wollten sich die armen Abgeordneten ersparen, wegen ihrer Bauchschmerzen Stress mit den Fraktions- und Parteichefs zu bekommen? War das Risiko zu hoch, wegen einer Abweichung vom Fraktionszwang den bisherigen Listenplatz zu verlieren?

(Dobschat.de)

Der Gesetzentwurf trägt (…) nach unserer Auffassung nicht den Makel der offensichtlichen Verfassungswidrigkeit auf der Stirn (…)

Entschuldigung, nennen Sie mich Klugscheißer, Wortklauber oder Schlimmeres, aber ich kann nicht ernsthaft mit Menschen diskutieren, die glauben, dass Gesetzentwürfe Stirne haben. Und die, anstatt das eigene Gewissen zu prüfen oder sich schlau zu machen, nur eine oberflächliche Gesichtskontrolle auf offensichtliche Kainsmale durchführen, bevor sie für Gesetze stimmen, die ihrer Meinung nach gut und gerne verfassungswidrig sein könnten.

(Stefan Niggemeier)

Demnach hoffen sie auf das Bundesverfassungsgericht, dass die verfassungswidrigen Punkte hoffentlich wieder aus dem Gesetz rausholt. Same Procedure wie so oft.

(netzpolitik.org)

Ich hätte es für denkbar gehalten, dass der eine oder andere Abgeordnete verfassungswidrige Gesetze abnickt, weil er dämlich ist. Und es nicht rafft, was er beschließt. Ebenso konnte ich mir vorstellen, dass Abgeordnete faul sind und gar nicht lesen, worüber sie abstimmen. […]

Allerdings war es für mich bislang unvorstellbar, dass Abgeordnete ein Gesetz verabschieden, das sie für verfassungswidrig halten. Aber das ist jetzt geschehen.

(Law Blog)

SIE HABEN KEINE EIER, UM DAS DEUTSCHE VOLK ZU REPRÄSENTIEREN!

(Indiskretion Ehrensache)

Apropos Gewaltenteilung: Was sagt die vierte Gewalt denn dazu? Oh.

1 Christoph Strässer, Niels Annen, Axel Berg, Lothar Binding, Marco Bülow, Siegmund Ehrmann, Gabriele Frechen, Martin Gerster, Renate Gradistanac, Angelika Graf, Gabriele Groneberg, Gabriele Hiller-Ohm, Christel Humme, Josip Juratovic, Anette Kramme, Ernst Kranz, Jürgen Kucharczyk, Katja Mast, Matthias Miersch, Rolf Mützenich, Andrea Nahles, Ernst Dieter Rossmann, Bernd Scheelen, Ewald Schurer, Wolfgang Spanier und Ditmar Staffelt.

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Musik

Homegrown Terror

Es gibt ja eigentlich keinen Grund, warum Nena heute noch bekannt sein sollte – also mal davon ab, dass sie mit unrasierten Achseln im Fernsehen auftrat und damit das Deutschlandbild vieler Briten und Amerikaner nachhaltiger prägte als so mancher Bundeskanzler. Seit vielen Jahren veröffentlicht Nena die immergleichen Songs in immer neuen Gewändern und schafft damit vermutlich auch noch das, was sie damit erreichen will: Ganze Generationen neuer Nena-Fans zu erschließen.

Letzte Woche erschien das neue Album von Nena. Es heißt “Cover Me” und hätte mich vermutlich mein Lebtag nicht interessiert, wenn, ja wenn ich nicht gerade bei iTunes darüber gestolpert wäre. Dank moderner Technik kann man ja heutzutage in jedes Album zumindest reinhören und das habe ich dann auch getan.

Nachdem ich den Teppich so gut es ging wieder gereinigt und mir eine Winterjacke angezogen hatte (ich werde noch ein paar Tage lüften müssen, bis der Gestank rausgeht), dachte ich mir: Nein, damit möchte ich nicht allein bleiben. Und deshalb jetzt hier für Sie: Die “Highlights” aus “Cover Me”, das – Sie hatten es bereits dem großartigen Wortspiel im Albumtitel entnommen – ein Coveralbum ist.

Auf der ersten Seite vergreift sich Nena “nur” an deutschsprachigen Songs: So erwischt es neben den ungleich kredibileren Mit-Achtziger-Acts Ulla Meinecke (“Für dich tu ich fast alles”) und Ideal (“Eiszeit” )auch David Bowie (“Helden” aus dem “Christiane F.”-Soundtrack) und – bitte festhalten und sehr, sehr tapfer sein! – Deichkind (“Remmidemmi”).

Wer bereits jetzt glaubt, alles Elend dieser Welt gehört zu haben, hat gerade mal den Fuß in der Höllenpforte, aus der auf der B-Seite des Albums diverse englische Coverversionen strömen werden. Mark Bolan von T. Rex ist immerhin schon tot, so dass ihn die Version von “Children Of The Revolution” allenfalls noch zum leisen Rotieren bringen sollte – andere Musiker haben das Glück nicht: Bowie (“Starman”) sowie Bob Dylan und die Rolling Stones erwischt es gleich zwei Mal (“It’s All Over Now Baby Blue” und “Blowin’ In The Wind” bzw. “The Last Time” und “She’s Like A Rainbow”), The Cure bekommen die zweitausendste Interpretation von “Friday I’m In Love” angehängt und bei Pink Floyd dürfte man sich nach dem Konsum von “Us And Them” wünschen, es wären gleich alle Bandmitglieder dem Wahnsinn anheim gefallen.

Auch “jüngere” Acts wie Air (“Sexy Boy”) und Moby (“Slipping Away”) sind nicht sicher vor Nena und ihrem Haus-und-Hof-Produzenten und Ex-“Popstars”-Jurymitglied Uwe Fahrenkrog-Petersen. Doch ihnen allen geht es noch gut, denn am schlimmsten erwischt es mal wieder die arme Joni Mitchell. Wer geglaubt hatte, wüster als die Counting Crows könne niemand mehr die große alte Dame der Folkmusik beleidigen, wird bei Nena eines besseren belehrt: Ihre Version von “Big Yellow Taxi” ist seit vielen Jahren, ja: Jahrzehnten der erste Song, der William Shatners “Lucy In The Sky With Diamonds” den Ruhm als schlechteste Coverversion aller Zeiten streitig machen könnte. Aber das ist ja auch schon mal eine erstaunliche Leistung.

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Musik Print

Über den Wolken

Willkommen zurück an der Coffee-And-TV-Journalistenschule!

Nachdem wir beim letzten Mal gelernt haben, wie man eine Gerichtsreportage verfasst, wollen wir uns heute dem Bereich des Musikjournalismus zuwenden. Besonders beliebt auf diesem Gebiet sind seit längerem Reportagen, die einen Künstler oder eine ganze Band in einem heimatlichen Umfeld zeigen. Dafür brauchen wir zunächst einmal eine Band, was nicht ganz so schwer ist: Wir nehmen einfach unsere Coffee-And-TV-Hauskapelle.

Als erstes brauchen wir jetzt (wie bei jedem Artikel) einen griffigen Einstieg. Oder aber einen, der so wirr ist, dass man schon aus Neugierde, wie sich der Autor wohl daraus befreien will, weiterliest:

Entweder hast du als Teenager die Gelegenheit, vor dem Venue auf deinen Lieblingsact zu warten und dir Autogramme geben zu lassen – oder du hast sie nicht. Entweder du kennst die Bands nur aus TV, Radio und Internet – oder du triffst sie im Plattenladen. Die Kilians kommen aus Dinslaken und trafen bisher niemanden. Sie sind eine aufstrebende Rockband. Die Frage ist: Trotzdem oder gerade deswegen?

Was ist mit denen, die nie vor einem “Venue” standen und auf ihren “Lieblingsact” warteten? Wer hätte in welchem Plattenladen jemanden treffen sollen? Wieso ist man eine aufstrebende Rockband, obwohl oder weil man niemanden in einem Plattenladen getroffen hat? Der Leser ist sofort gefangen von diesen Sätzen und könnte sie immer wieder lesen, ohne dass ihm die Deutungsmöglichkeiten ausgingen.

Im zweiten Absatz sollten wir dem Leser, der die zu porträtierende Band noch nicht kennt, kurz erklären, von wem wir sprechen. Zum Beispiel so:

The Kilians sind fünf Jungs und kommen aus dieser Stadt, und sie sind mittlerweile im Blickfeld vieler, die sich für Rockmusik interessieren. In Dinslaken sind sie allein dadurch schon Stars.

So weiß jeder, dass man in Dinslaken, pardon: Dinslaken alleine dadurch zum Star wird, dass man im Blickfeld vieler, die sich für Rockmusik interessieren, ist. Soziologen sprechen sicher von second hand popularity.

Wenn wir merken, dass wir eigentlich viel lieber über die Stadt schreiben möchten als über die Band, können wir jetzt immer noch die Kurve kratzen und Vergleichsgrößen heranziehen:

Um das zu verstehen, muss man sich klarmachen, wie wenig Orte wie Dinslaken von der Distinktion geprägt sind, die in Hamburg oder Berlin allgegenwärtig ist.

Eine klare Positionsbestimmung: Hamburger und Berliner werden sagen: “Klar, Distinktion, Alter!”, alle Anderen werden erfurchtsvoll nicken und es nicht wagen, nach den in diesen Metropolen vorherrschenden Distinktionen zu fragen.

Jetzt haben wir dem Leser unser Bild von Dins… Dinslaken schon so genau gezeichnet, dass wir uns ein bisschen weiter aus dem Fenster lehnen und Fakten gekonnt ignorieren können:

Hier schielt kaum jemand auf Düsseldorf oder Köln, die nächsten größeren Städte und die Codes der Indie-Schickeria bedeuten hier gar nichts.

Keiner unserer Leser wird auch nur ahnen, dass wir schon bei unserer Ankunft halbe Armeen von röhrenbehosten Ringelpulliträgern mit Emofrisuren gesehen haben, die gerade auf dem Weg zu einem Rockkonzert in Köln waren. Solche Informationen würden ja auch nur das Bild zerstören, das wir mühevoll vor den geistigen Augen unserer Rezipienten aufzubauen versuchen. Die Möglichkeit, dass die derart übergangenen Indie-Kiddies der Stadt per Leserbrief auf ihre Unterschlagung hinweisen könnten, lösen wir mit einem kleinen Logikwölkchen: Es gibt sie ja gar nicht, haben wir gerade noch geschrieben.

Als die Kids die beiden Bandmitglieder, begleitet von der Presse, auf sich zukommen sehen, fahren sie nervös aus ihren lässigen Posen auf.

Geschickt gerettet: Die drei Leser, die sich jetzt wundern könnten, wo denn plötzlich bemüht lässige “Kids” (als Musikjournalist sollte man das Wörterbuch der Jugendsprache stets bei sich führen, und wenn es die Ausgabe von 1991 ist) herkommen, müssen jetzt alle Hirnmasse auf die Vorstellung verwenden, wir selbst liefen wie in einem Hollywoodfilm der dreißiger Jahre mit einem Pappkärtchen mit der Aufschrift “Presse” im Hutband durch die Gegend.

Hatten wir überhaupt schon erwähnt, wo diese langweilige Kleinstadt, die kein Schwein kennen muss, liegt? Nein? Dann ist jetzt die Gelegenheit, auf das Ruhrgebiet hinzuweisen und gleich eine weitere LKW-Ladung Klischees über Text, Lesern und Landschaft auszukippen:

Ganz ruhrgebietstypisch. Natürlich ist die örtliche Zeche mittlerweile nicht mehr in Betrieb. Natürlich sind alle Arbeiter entlassen – bis auf ein paar, die mit dem Abbau der Maschinen beschäftigt sind. Von Momenten an solchen Orten weiß im Ruhrgebiet jeder etwas zu erzählen. Auch die Kilians. Zechengeschichten sind in der Regel Nachtgeschichten, sie handeln von Alkohol und davon, irgendwo draufzuklettern und in den Sternenhimmel zu schauen.

Es ist egal, wenn dem Absatz nichts vorausging, worauf sich das “ruhrgebietstypisch” beziehen könnte, denn wir nähern uns dem Höhepunkt:

Alles, was von solchen erhöhten Standorten zu sehen ist, wenn man etwas tiefer blickt, ist: Kohle, Stahl und graue Wolken. All das impliziert in dieser Gegend zwangsläufig immer auch eines: das Scheitern. Für eine Rockband sind das lehrreiche Erfahrungen. Bewusst oder auch nicht, die Kilians haben ihre Schlüsse daraus gezogen.

Jaaaaa, diese vier Sätze sind von unendlicher Weisheit und Tiefe. Zunächst einmal wissen die Leser anschließend, dass die (natürlich immer “grauen”) Wolken im Ruhrgebiet niedriger hängen als irgendwelche Sachen (Abraumhalden, Fördertürme, Musikjournalistenegos), auf die man “draufklettern” kann, hoch sind. Dann lernen sie, dass Kohle, Stahl und eben jene grauen Wolken nichts anderes sind als Metaphern für “das Scheitern” und nicht etwa industrielle Rohstoffe (die ersten beiden) und Wetterphänomene (letzteres).

Aber weiter im Text: Scheitern, Kohle, Stahl und Wolken – all das sind “lehrreiche Erfahrungen”, aus denen die jetzt doch mal wieder namentlich zu erwähnende Band ihre Schlüsse gezogen hat. Spätestens hier werden sich selbst Distinktionserfahrene Leser aus Hamburg und Berlin, Düsseldorf oder Köln von Minderwertigkeitskomplexen geplagt auf dem Boden wälzen und rufen: “Großer Musikjournalist, ich bin unwürdig, Deinen Ausführungen zu folgen, aber sprich weiter und vergiss auch die Fremdwörter nicht, die Du Dir im ‘Adorno für Anfänger’-Seminar auf der Rückseite Deines Collegeblocks notiert hast!”

Damit haben wir sie im Sack und können noch ein paar Zitate der Bandmitglieder einstreuen. Die interessieren zwar weder uns, noch die Leser, aber eine Bandreportage ohne Band wirkt halt immer etwas schwach. Dafür können wir sie mit gehässigen, kleinen Partikeln anmoderieren, die transportieren, dass immer nur der doofe Sänger geredet hat:

Wiederum Simon: “Wir glauben, dass die Leute hier auf so was warten. Sie wollen, dass hier nicht nur lokale Acts spielen, sondern auch welche, die sie aus dem Radio kennen. Die Bühne soll auf der Wiese stehen, und das Feuerwehrhaus dort hinten wird der Backstagebereich.”

Jetzt fehlt nur noch ein Schlusssatz, der das bisher Gelernte zusammenfasst:

So sieht DIY aus, wenn er nicht aus Washington oder Olympia, sondern aus Dinslaken kommt.

Es wird schon niemand fragen, warum wir von einem Bundesstaat oder einer Stadt reden, von der außer uns noch 23 Personen wissen, dass sie als Neben-Hochburg des amerikanischen Indierocks gilt. Wenn sich überhaupt noch jemand etwas fragt, dann, wie wohl DIY aussehen könnte, bei dem man nicht alles selber macht.

Wenn wir diese einfachen Regeln befolgen, werden wir bald schon alle fantastische Bandporträts schreiben können, die das Zentralorgan des deutschen Qualitätsmusikjournalismus, der/die/das Intro sicher gerne abdruckt.

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Gesellschaft

Nächste Woche: Autobahnen

Der Liebe Gott hat in Köln ein sehr schönes Haus, aber der aktuelle Hausmeister ist ein Problem:

Dort, wo die Kultur vom Kultus, von der Gottesverehrung abgekoppelt wird, erstarrt der Kult im Ritualismus und die Kultur entartet.

(Zitiert nach “Spiegel Online”)

Nach dem Rauswurf von Eva Herman fragt man sich jetzt natürlich, ob und wie Katholische Kirche, gleichsam die ARD unter den Glaubensgemeinschaften dieser Welt, auf Kardinal Meisners Entgleisung reagieren wird.

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Hilfe! (Ambulant oder stationär)

Es ist beunruhigend, ja geradezu skandalös, was da seit gestern durch die deutsche Medienlandschaft geistert: Der Medizinische Dienst der Spitzenverbände der Krankenkassen (MDS) veröffentlichte gestern seinen Prüfbericht zur Qualität in der ambulanten und stationären Pflege. Noch bevor das Papier offiziell vorgestellt wurde, hatte die “Bild”-Zeitung eine große Titelgeschichte zu dem Thema gebracht, die jetzt nicht so hunderprozentig exakt war, um es mal vorsichtig auszudrücken.

Was folgte, zeigte mal wieder, dass Journalisten einer dpa-getickerten “Bild”-Schlagzeile mehr vertrauen als ihrer eigenen Lesekompetenz, denn statt auch nur mal nachzugucken, ob die Behauptungen von “Bild” richtig sind, schrieben sie diese munter ab.

Oft kreisen die Berichte um die Behauptung von “Bild”, jeder dritte Patient bekomme nicht genug zu essen oder zu trinken.

“Spiegel Online” schreibt ab:

Der aktuelle Prüfbericht des Medizinischen Dienstes der Spitzenverbände der Krankenkassen (MDS) offenbart einem Bericht der “Bild”-Zeitung zufolge skandalöse Zustände bei ambulanten Pflegediensten und in deutschen Pflegeheimen. Demnach bekommt nach diesem Bericht jeder dritte Pflegefall (Heime: 34,4 Prozent; ambulante Pflege: 29,6 Prozent) nicht genug zu essen und zu trinken.

Auch die “Süddeutsche Zeitung” beruft sich lieber auf “Bild” statt auf den Bericht selbst:

Jeder dritte Pflegefall bekomme nicht genug zu Essen und zu Trinken, schreibt die Bild-Zeitung unter Berufung auf den Bericht. In Heimen seien es 34,4 Prozent der Fälle, bei der ambulanten Pflege 29,6 Prozent.

Dieses Spiel über Bande ist immerhin ein bisschen weniger irreführend als das, was tagesschau.de behauptet:

Demnach bekommt offenbar jede dritte zu pflegende Person nicht genug Essen und Trinken.

Und der Vollständigkeit halber auch noch n-tv.de:

Etwa jeder dritte Pflegebedürftige bekomme nicht genug zu essen und zu trinken.

Nun mag es einigermaßen verständlich erscheinen, dass kein Journalist mal eben 212 Seiten voll Daten und Fakten durcharbeiten will. Muss er aber gar nicht, denn eine schlichte Suche nach dem Wort “Ernährung” im PDF-Dokument hätte zum Beispiel auf Seite 48 verwiesen, wo es heißt:

Die festgestellten Mängeln bei der Ernährung und Flüssigkeitsversorgung sind nicht unbedingt gleichbedeutend mit einer bereits eingetretenen Unterernährung oder einer Dehydratation.

Auf Seite 66 steht:

Bei 65,6 % der im 1. HJ 2006 in die Prüfung eingezogenen Bewohner lagen bei der Ernährung und Flüssigkeitsversorgung keine Qualitätsprobleme vor. Bei 34,4 % der Personen wurden Mängel festgestellt. Auch hier sind diese Mängel nicht unbedingt gleichbedeutend mit einer eingetretenen Unterernährung oder einer Dehydratation.

Immerhin heute.de hat es irgendwie geschafft, die Tatsachen richtig aus dem Bericht abzupinnen:

Der Bericht weist nach wie vor Mängel bei der Ernährung und Flüssigkeitsversorgung der Pflegebedürftigen aus. Bei etwa jedem dritten Fall (Heime: 34,4 Prozent; ambulante Pflege: 29,6 Prozent) stellten die Prüfer Defizite fest. Sie kritisierten etwa unzureichende Gewichtskontrollen oder eine fehlende Ermittlung des Energiebedarfs der Bewohner. Dies bedeute aber nicht unbedingt, dass die Betroffenen jeweils unterversorgt oder mangelhaft ernährt seien, hieß es.

Im Vergleich zum letzten Bericht, der das 2. Halbjahr 2003 erfasste, hat sich die Qualität der Pflege auf beinahe jedem Gebiet verbessert, wenn auch mitunter nur ganz leicht.
“Bild” würdigte diesen Sachverhalt mit vier Worten:

Geändert hat sich wenig.

Das mag bei einer entsprechenden Auslegung des Wortes “wenig” ja sogar noch richtig sein, bei Heribert Prantls Kommentar in der heutigen “Süddeutschen Zeitung” wurde daraus aber schon ein:

Seit Jahren hat sich nichts verbessert – doch niemand reagiert.

(Dass Prantl 34,4 bzw. 29,6 % für “Fast die Hälfte der Menschen in den untersuchten Pflegeheimen” hält, die auch noch “Hunger und Durst” “leidet”, schlägt dann dem Fass die Krone ins Gesicht.)

Dabei hätte man nur das Vorwort lesen müssen, um von der Verbesserung der Situation zu erfahren:

Die Pflegeeinrichtungen haben in den zurückliegenden drei Jahren erkennbare Anstrengungen unternommen, um die Pflegequalität in den Pflegeeinrichtungen weiterzuentwickeln. Bei vielen Qualitätskriterien lassen sich Verbesserungen nachweisen. Ein Teil dieser Entwicklungen ist auch auf die Wirkung der Arbeit des MDK zurückzuführen. Der Bericht zeigt aber auch, dass die Pflege nach wie vor ein Qualitätsproblem hat, aus dem sich ein erheblicher Optimierungsbedarf in den ambulanten Pflegediensten und stationären Pflegeeinrichtungen ergibt.

“Spiegel Online” schaffte es immerhin, einen zweiten Artikel hinterherzuschieben, wo man unter der Überschrift “Pflege verbessert – Probleme bleiben” folgendes lesen kann:

“Die Pflege-Schande”, titelt die “Bild”-Zeitung heute und prangert die skandalösen Missstände in deutschen Altenheimen an. Die Prüfer der Krankenkassen sind überrascht: Denn seit ihrem letzten Bericht hat sich die Lage fast überall verbessert – auch wenn die Probleme bleiben.

Leider ist diese partielle Richtigstellung im ersten Artikel, wo “Spiegel Online” noch munter den “Bild”-Blödsinn zitiert, nicht verlinkt.

Regelrecht reflektiert wirkt da schon der Artikel bei “RP Online”:

Der jüngste Prüfbericht des Medizinischen Dienstes zeige, dass es in den vergangenen Jahren bei allen wichtigen Versorgungskriterien Verbesserungen gegeben habe, wenn auch auf niedrigem Niveau. “Die Pflege hat nach wie vor ein Qualitätsproblem”, räumte Gerdelmann ein. […] Dies bedeute aber nicht, dass es einen “Pflegeskandal” gebe.

Und so haben wir seit gestern zwei Skandale in Deutschland: Die von der “Bild”-Zeitung ausgerufene “Pflegeschande”, bei der genau genommen natürlich jeder Fall von unzureichender Behandlung schrecklich und skandalös ist, und die kaum wahrgenommene, leider auch kaum noch überraschende Tatsache, dass die Verfechter des Qualitätsjournalismus lieber schnell irgendwas weiterplappern, als nur mal für zehn Minuten selbst zu recherchieren.

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Rundfunk Fernsehen

Tatort Programmdirektion

Am Samstagabend sollte im WDR Fernsehen “Herr Schmidt wird 50, will aber nicht feiern” wiederholt werden. Die Sendung mit diesem irre witzigen1 Titel, die erst am Vorabend in der ARD ihre Erstausstrahlung erlebt hatte, lief aber nicht. Nicht nur Michael vom Fernsehlexikon fragte sich, wieso.

Heute Morgen dann erfuhr ich bei der Frühstückslektüre der “Süddeutschen Zeitung” den Grund:

“Aufgrund der zu erwartenden schlechten Zuschauerakzeptanz im WDR Fernsehen haben wir uns entschieden, sie kurzfristig aus dem Programm zu nehmen und stattdessen einen ‘Tatort’ zu senden”, teilt Pressesprecherin Kristina Bausch mit.

Da fällt einem zunächst nichts mehr ein und dann eine ganze Menge.

Erstens hatte Michael offenbar (und wie’s aussieht eher unfreiwillig) Recht mit einer seiner drei Vermutungen:

Man hat festgestellt, dass 1,98 Millionen Zuschauer bei der Erstausstrahlung von Herr Schmidt wird 50, will aber nicht feiern gar keiner so guten Einschaltquote entsprechen.
Und will den vielen Blöden, die es nicht gesehen haben, bloß keine Chance geben, das Verpasste nachzuholen? Ja, klingt schlüssig.

Zweitens dürfte zumindest jedem, der nicht Betriebswirt oder Medienökonom ist, einleuchten, dass eine Sendung, die angekündigt ist, in jedem Fall mehr Zuschauer haben dürfte als eine, die nicht angekündigt ist: Wer vor dem Fernseher saß und Schmidt sehen wollte, hat die Glotze vermutlich noch während des “Tatort”-Vorspanns enttäuscht ausgetreten – und wer zu den fünf Leuten gehört, die Samstagsabend gerne noch eine “Tatort”-Wiederholung mitnehmen würden, lag wahrscheinlich schon im Bett, denn selbst auf der Internetseite des WDR stand zu diesem Zeitpunkt noch, dass “Herr Schmidt …” laufe. Die 210.000 Zuschauer (6,4% Marktanteil) waren bestimmt einfach im Fernsehsessel eingepennt.

Drittens ist das ein Satz, den man normalerweise von ProSieben-Verantwortlichen hört. Wenn ein gebührenfinanzierter Sender wie der WDR meint, seine hektische und völlig kopflos wirkende Programmpolitik mit dem Blick auf die Quote erklären zu können, verwirkt er damit in meinen Augen sofort und auf alle Zeit den Anspruch, in der Gebührendebatte ernst genommen zu werden. Programmplaner, die ihre (nicht ganz freiwillig) zahlenden Zuschauer mit dem Hinweis auf Ökonomie und Quotendruck derart vor den Kopf stoßen, wären wohl selbst fürs Privatfernsehen noch zu dreist.

Anders als dieser programmplanerische Offenbarungseid war die abgesetzte Sendung übrigens kaum der Rede wert: Sie wurde gestern Abend bei EinsFestival wiederholt und entpuppte sich als einer dieser (von den zuständigen Redakteuren vermutlich als “wahnsinnig innovativ” empfundenen) wüsten Zusammenschnitte, die weder chronologisch noch semantisch einen Sinn ergeben. Ohne Off-Sprecher oder sonst ein verbindendes Element wurden tausendmal gezeigte Szenen aus Harald Schmidts bisherigem Fernsehschaffen durcheinander gewürfelt und mit (wahrscheinlich “total ironisch” gemeinten) Szenen garniert, in denen u.a. Thomas Gottschalk, Elke Heidenreich, Ingolf Lück und immerhin auch Herbert Feuerstein vor einer gipsernen Harald-Schmidt-Büste Barockmusik vortrugen. Und weil die ARD ja jetzt alles im 16:9-Format senden muss, wurden die Ausschnitte, die noch im richtigen Fernsehformat vorlagen, an den Seiten mit einer idiotischen Blümchentapete aufgefüllt, damit das Bild voll ist. Ach, es war ganz schrecklich – könnte aber im Falle von Schmidts Ableben jederzeit wiederholt werden.

1 Demnächst wirklich an dieser Stelle: Die zehn schönsten Achtziger-Jahre-Adjektive.