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Verschenkte Früchte

Fools Garden zählen auch nicht unbedingt zu den Bands, die einem als erstes zum Wort “cool” einfielen. Der Erfolg ihrer Single “Lemon Tree” vor dreizehn Jahren war einfach zu groß gewesen und hatte sie dann schnell in die Schublade der one hit wonders katapultiert: bei vier Wochen Nummer Eins wird es halt schwer, das noch zu toppen. (Wenn man den sympathisch Beatle-esken Britpop von Fools Garden mit der Musik heutiger Erfolgsbands wie Revolverheld vergleicht, könnte man schnell auf die Idee kommen, sich die Neunziger zurück zu wünschen.) Fools Garden haben sich von ihrem Image offenbar nicht beirren lassen und mit einer treuen Fanbase einfach immer weiter gemacht — dieser Tage erschien daher ihr Best Of “High Times”, das 15 Songs enthält, von denen 14 nicht “Lemon Tree” heißen.

Zu Promotionszwecken hat sich die Band etwas ganz besonderes einfallen lassen (möglicherweise gab es so etwas auch vorher schon mal, aber ich bin schlicht zu faul, in der Richtung zu recherchieren, weil mir die passenden Google-Begriffe nicht einfallen wollen). Jedenfalls gibt es eine “Webtour”, bei der jeden Tag ein anderer Song auf einer anderen (teils exotisch anmutenden) Website zum kostenlosen Download angeboten wird. Ich halte das für eine sehr schöne Idee und wenn man von vorne bis hinten mitmacht, hat man am Ende das ganze Album für umme.

Zu den Seiten, auf denen der heutige Gutscheincode zu finden ist, gehört taubenstrasse.de, die Website meiner guten Freundin und Hausfotografin Martina, die auch das Artwork für “High Times” entworfen hat.

Der heutige Song heißt übrigens “Lemon Tree”.

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Die Quotenfrau

Mir ist entgegen aller statistischen Wahrscheinlichkeit niemand bekannt, von dem ich weiß, daß er (oder sie) eine Andrea-Berg-CD besitzt. Dabei scheint diese pseudoverruchte Schlagerverbreitungsunwesentlichkeit doch mit elf Mal Gold und fünf Mal Platin in jedem zweiten deutschen CD-Schrank zu stehen – und damit die deutsche Plattenindustrie im Alleingang zu retten. Dann meldet der Musikmarkt auch noch, daß diese Frau einen ganz neuen Chartsrekord aufgestellt hat:

Etwas mehr als sechs Jahre nach der Veröffentlichung bricht Schlagerstar Andrea Berg mit ihrem Album “Best Of” einen historischen Rekord und setzt sich mit 313 Wochen Verweildauer in den deutschen Album-Charts an die Spitze der langlebigsten Alben der Chartgeschichte.

Respekt. Denn damit hat ausgerechnet Frau Berg geschafft, was die Forderungen der unsäglichen Deutschquotenanhänger endgültig fürs Klo qualifiziert: Deutsche Musik findet auch ohne Quoten statt. Dumm nur, daß damit die eigentlich sehr vorzeigbare Langlebigkeitsbilanz der deutschen Chartsgeschichte eher beschmutzt als verschönert wird:

Sie verweist damit den bisherigen Spitzenreiter, Pink Floyds “Wish You Were Here” (312 Wochen), auf Platz zwei. Es folgen die Beatles mit den beiden Alben “1962-1966” (297 Wochen) und “1967-1970” (285 Wochen) sowie das “Greatest Hits”-Album von Simon & Garfunkel (242 Wochen), die allesamt in den Siebziger Jahren in die Charts einstiegen.

Früher war alles besser. Oder so.

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Jenseits von Taliban

Das Fenster ist zu. Jedenfalls brauche ich mich kein Stück weit hinauslehnen, wenn ich behaupte, daß The Afghan Whigs die einzigebeste Soulgrungeband aller Zeiten waren. Und sind. Denn wie vielleicht der eine oder die andere mitbekommen hat, haben sich die Herrschaften um Greg Dulli wieder zusammengerauft.

Nachgeborene werden Dulli zwar eher nur als The Twilight Singers kennen (und sich vielleicht sogar in den Auftritt beim letztjährigen Haldern-Pop verliebt haben). Aber das ist mittlerweile nur eine von Dullis Aktivitäten. Außerdem arbeitet er nämlich mit seinem Kumpel Mark Lanegan an einem Album als The Gutter Twins. Aber das muß weiter warten.

Jedenfalls erscheint am 6.7.2007 mit “Unbreakable – Best of 1990-2006” bei Rhino / Warner eine leckere Zusammenfassung ihrer Sternstunden, bei der zwar der Übersong “Miles iz dead” scheinbar nicht dabei – was eine Sünde wäre! -, aber der versteckte sich ja schon auf “Congregation” als Hidden Track. “Unbreakable – Best of 1990-2006” jedenfalls ist mit den zwei obligatorischen neuen Songs ausgestattet, die schon einmal zeigen sollen, wo es für die Band weitergeht. Und die haben es in sich!

Soviel zur Theorie, hier die Praxis:

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Dieses “Magazine” ist verteufelt noch mal das schlüpfrigste Rockding, was mir dieses Jahr in die Ohren, ins Herz und in die Hose gerutscht ist. Hören und verlieben! Das ist ein Befehl.Weiterführende Links: