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Digital

Die mittischen Krassen

Es ist immer ein schö­nes Gefühl, wenn man von einer Rei­se wie­der­kommt und dann „Mein Gott, ist das schön hier“ denkt. So ging es mir, als ich ges­tern unweit unse­res Wohn­heims aus dem Bus stieg und von der Bochu­mer Stil­le fast erschla­gen wur­de. Die re:publica und Ber­lin waren schön und gut, aber dort leben: Nein, Dan­ke!

Zwi­schen den Pro­gramm­punk­ten „End­lich mal wie­der Aus­schla­fen“ und „Wäsche waschen“ will ich aber nun doch noch ein paar Wor­te über die re:publica ver­lie­ren. Und weil schon alle (inter­es­san­ter­wei­se auch Leu­te, die nicht vor Ort waren oder sein woll­ten) dar­über geschrie­ben haben, will ich nur ein paar unge­fil­ter­te Gedan­ken­gän­ge nie­der­pin­nen:

  • Ich habe bei der gan­zen re:publica genau fünf Minu­ten gefilmt, danach dach­te ich mir, dass da schon genug Leu­te fil­men, wie genug Leu­te ande­re fil­men­de Leu­te beim Fil­men fil­men. Die­se fünf Minu­ten hat der „Tages­spie­gel“ genutzt, um mich zu foto­gra­fie­ren.
  • Die Dis­kus­si­on „Blog­ger vs. Jour­na­lis­ten“ ist laut John­ny Haeus­ler jetzt end­gül­tig abge­schlos­sen. Lei­der habe ich ver­ges­sen, mit wel­chem Ergeb­nis. (Wahr­schein­lich mit kei­nem.)
  • Die mit­un­ter gehör­te Bezeich­nung „Blog­ger-Kon­fe­renz“ ist eini­ger­ma­ßen absurd, weil es um eine gan­ze Men­ge The­men ging und längst nicht jeder Teil­neh­mer auch ein Blog betrieb.
  • Die Dis­kus­si­ons­run­de „Musik im Netz“ war in etwa so uner­gie­big, wie man es erwar­ten durf­te. Zumin­dest war sie zu kurz, denn sie muss­te in dem Moment been­det wer­den, als Tim Ren­ner mit Aus­füh­run­gen anfing, nach denen ich ihm die Ret­tung der Musik­in­dus­trie im Allein­gang zutrau­en wür­de.
  • Lei­der habe ich zu wenig von der Dis­kus­si­ons­run­de über „Citi­zen Jour­na­lism“ im Aus­land mit­be­kom­men (was ich und jeder ande­re aber online nach­ho­len kann), aber was ich über „Ali­ve In Bagh­dad“ gehört habe, hat mich tief beein­druckt. Ver­gli­chen mit dem (Über-)Leben in Bag­dad und dem Dar­über-Berich­ten ist wohl alles, was wir in Deutsch­land so ins Inter­net stel­len, pil­le­pal­le.
  • Wenn ich mich ein biss­chen kon­zen­trie­re, kann ich mir auch Vor­trä­ge anhö­ren, mit denen ich inhalt­lich null über­ein­stim­me. So weiß ich wenigs­tens, was am ande­ren Ende des Spek­trums vor sich geht.
  • Schö­ner als die vie­len Vor­trä­ge und Dis­kus­si­ons­run­den ist es eigent­lich, am Ran­de Leu­te ken­nen zu ler­nen, deren Tex­te man teil­wei­se schon seit lan­gem liest und schätzt. Bei ande­ren wuss­te ich anschlie­ßend wenigs­tens, war­um ich ihre Tex­te nicht lese.
  • Den bes­ten Namen von allen Refe­ren­ten hat­te sicher Bert­ram Gugel, des­sen Nach­na­men man wirk­lich wie „Goog­le“ aus­spricht.
  • Der Kaf­fee (ein in die­sem Blog viel zu sel­ten gewür­dig­tes The­ma) in der Kalk­scheu­ne war beein­dru­ckend schlecht. Das war Kon­sens, aber auch der ein­zi­ge ech­te Nach­teil der Ört­lich­kei­ten.
  • Weit­aus schlech­ter als der Kaf­fee aber war das, was die „Süd­deut­sche Zei­tung“ über die re:publica geschrie­ben hat – gar­niert mit einem ca. 10 Jah­re alten Sym­bol­bild.
  • Trotz des Mot­tos „Die kri­ti­sche Mas­se“ fra­ge ich mich, wie viel von dem, was auf der re:publica bespro­chen wur­de, für Leu­te außer­halb des Fach­pu­bli­kums, das wir nun mal irgend­wie alle waren, rele­vant ist. Mit­un­ter hat­te ich schon das Gefühl, dass die Gegen­stän­de von Vor­trä­gen und Dis­kus­sio­nen mit dem Leben von wei­ten Tei­len der Bevöl­ke­rung gar nichts zu tun haben.
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Unterwegs Gesellschaft

Being Franz Josef Wagner

Lie­be BVGler,

jetzt habt Ihr Euch also über­ra­schend ent­schie­den, heu­te doch nicht zu strei­ken. Ihr wer­det also Euren Job tun, für den Ihr bezahlt wer­det. Und das sol­len wir jetzt als gro­ße Ges­te Eurer Gut­mü­tig­keit fei­ern.

Einem Kind, das nicht zur Schu­le gehen will, gibt man Einen hin­ter die Löf­fel und bie­tet ihm nicht noch mehr Süßig­kei­ten an. Ihr geht jetzt wei­ter zur Schu­le, wollt aber noch mehr von dem Kuchen, der schon zu vie­len klei­nen Kru­men zer­fal­len ist. Natür­lich habt Ihr einen Teil die­ser Kru­men ver­dient, so wie jeder Mensch, der Teil unse­rer Gesell­schaft ist, und so wie ich.

Von mei­nen Kru­men muss ich zum Bei­spiel den Fahr­schein bezah­len, der heu­te mal wie­der teu­rer wird. In Euren U‑Bahnen muss man Angst haben, selbst zu Kru­men zer­schla­gen zu wer­den. Aber Ihr fahrt mich heu­te in mei­nem gelieb­ten Ber­lin über­all hin: ins Büro, zum Fri­seur und in die Knei­pe. Ihr macht Euren Job, für den Ihr bezahlt wer­det. Ich fin­de, dafür soll­te man Euch auch mal dan­ken.

Herz­lichst …

Mit ande­ren Wor­ten: Ich bin die nächs­ten Tage in Ber­lin.

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Musik Leben

Mein Tag als Paparazzo

Bevor es rich­tig los­geht mit den Echos, möch­te ich Ihnen ger­ne noch mei­ne per­sön­li­che Echo-Geschich­te erzäh­len. Die geht so:

Im Febru­ar 2003 weil­te ich zwecks Ber­li­na­le und Stadt­be­gut­ach­tung eine Woche in Ber­lin. In die­se Zeit fie­len aber nicht nur die Film­fest­spie­le, son­dern (so wie die­ses Jahr auch wie­der) die Echo­ver­lei­hung und eine gro­ße Demons­tra­ti­on gegen den damals unmit­tel­bar bevor­ste­hen­den Irak­krieg.

Aus der für gewöhn­lich gut infor­mier­ten Ber­li­ner Lokal­pres­se erfuhr ich, dass Rob­bie Wil­liams, damals so ziem­lich der größ­te Pop­star im Uni­ver­sum, in town erwar­tet und im „Four Sea­sons“ näch­ti­gen wer­de. Da ich nichts bes­se­res zu tun hat­te, such­te ich das Hotel auf und fand mich zwi­schen etwa einem Dut­zend Fans und genau­so vie­len Medi­en­ver­tre­tern in der Eises­käl­te wie­der. Unschlüs­sig, auf wel­che Sei­te ich mich schla­gen soll­te, pack­te ich erst mal mei­ne sehr neue Nikon F65 aus, denn ich dach­te mir „bes­ser als einen Pro­mi zu sehen ist, ihn zu foto­gra­fie­ren“. Da kam Spike Lee vor­bei und ging unbe­hel­ligt ins Hotel.

Weil ich mit der Kame­ra in der Hand für einen Fan anschei­nend zu gut aus­ge­stat­tet war, glaub­ten die war­ten­den Papa­raz­zi in mir einen jun­gen Kol­le­gen erkannt zu haben und lie­ßen mich an ihren Gesprä­chen teil­ha­ben: Grö­ne­mey­er sei schon in der Stadt, er wer­de nach der Ver­lei­hung auf der gehei­men Par­ty im leer­ste­hen­den Palast der Repu­blik erwar­tet, Wowe­reit wer­de angeb­lich auch dort sein. Dann klin­gel­ten Mobil­te­le­fo­ne: die Foto­gra­fen erfuh­ren, dass Rob­bie Wil­liams gera­de den Ber­li­ner Flug­ha­fen ver­las­sen habe, bei mir woll­te mei­ne Mut­ter wis­sen, wie es mir gin­ge. Ich erzähl­te ihr, wo ich sei und dass gera­de in die­sem Moment Tho­mas Hein­ze an mir vor­bei­ge­he. „Tho­mas Hein­ze oder Kai Wie­sin­ger?“, frag­te mei­ne Mut­ter über­ra­schen­der­wei­se nicht, obwohl sie das sonst immer tut, wenn das Gespräch auf einen der bei­den Schau­spie­ler kommt. Es war aber Tho­mas Hein­ze, der sich gera­de frag­te, ob er das jetzt gut fin­den sol­le, dass er so unbe­hel­ligt über die Stra­ße gehen konn­te, oder ob er nicht doch lie­ber wenigs­tens um ein Auto­gramm gebe­ten wor­den wäre.

Eine ZDF-Mode­ra­to­rin pos­tier­te sich mit der Hotel­fas­sa­de im Rücken vor einer ZDF-Kame­ra, in die sie etwa fünf­mal den glei­chen Auf­sa­ger sprach, bis sie damit zufrie­den war. Oli­ver Stone kam vor­bei, gab zwei Fans, die extra sei­net­we­gen aus Spa­ni­en ange­reist waren, bereit­wil­lig Auto­gram­me und ver­schwand im Hotel. Das ZDF-Team film­te die Papa­raz­zi, die das ZDF-Team foto­gra­fier­ten. Irgend­wann hieß es, Wil­liams sei durch die Tief­ga­ra­ge ins Hotel gelangt: der Fan-Andrang am Ein­gang sei ein­fach zu klein gewe­sen und wie wür­de das denn aus­se­hen, wenn jetzt Bil­der um die Welt gin­gen, auf denen der größ­te leben­de Pop­star von einem Dut­zend Fans in Ber­lin emp­fan­gen wer­de?

Ich pack­te mei­ne Kame­ra ein und fuhr zum Inter­na­tio­na­len Con­gress­cen­trum, wo die Echo­ver­lei­hung statt­fand. Hier waren schon deut­lich mehr Fans, die Mousse T., Ralph Sie­gel und den Prin­zen zuju­bel­ten. Je frü­her man bei sol­chen Events vor­ge­fah­ren wird, des­to bedeu­tungs­lo­ser ist man. Ich pos­tier­te mich mit mei­ner Kame­ra, für die ich natür­lich kein Tele­ob­jek­tiv hat­te, am Ran­de der Absper­rung und guck­te, wer da wohl noch so kom­men möge. Avril Lavi­gne kam vor­bei und ich dach­te, dass die aber wirk­lich klein sei. Dann bog ein Müll­au­to ums Eck und hielt auf den blau­en Tep­pich zu. Ord­ner war­fen sich schon bei­na­he vor den oran­ge­far­be­nen Brum­mi und zwan­gen ihn zur Umkehr. Der Fah­rer hat­te sich in der Ein­fahrt geirrt.

Schließ­lich kamen noch Klaus Wowe­reit, Her­bert Grö­ne­mey­er und Rob­bie Wil­liams – alle mit gebüh­ren­dem Abstand zuein­an­der und emp­fan­gen von einem immer fre­ne­ti­scher wer­den­den Publi­kum. „Rob­bie ist auch nicht sehr groß“, dach­te ich und mach­te Fotos, auf denen hin­ter­her ein sehr klei­ner, aber auch sehr ver­wa­ckel­ter Rob­bie Wil­liams zu erah­nen war. Wäh­rend im ICC die Preis­ver­lei­hung begann, fuhr ich zurück zum Ber­li­na­le-Palast, wo gera­de die Pre­mie­re von „Gangs Of New York“ als Abschluss­ver­an­stal­tung lief. Ein­zel­ne Leu­te ver­lie­ßen das Kino bereits und wur­den ohne Anse­hen der Per­son von den war­ten­den Pas­san­ten mit fre­ne­ti­schem Jubel bedacht. Neben zahl­rei­chen Unbe­kann­ten kamen auch Mar­ti­na Gedeck und Jana Pal­las­ke vor­bei, Die­ter Koss­lick lüpf­te im Vor­bei­ge­hen sei­nen Hut. Dann pack­te ich mei­ne Kame­ra ein und rann­te in den Schau­spie­ler und Regis­seur Sebas­ti­an Schip­per, wor­auf­hin ich ihm ein Bier aus­ge­ben woll­te. Aber das ist eine ande­re Geschich­te.

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Musik

Coffee And TV empfiehlt: Jacqui Naylor live

Über Jac­qui Nay­lor (bzw. ihr Album „The Color Five“) hat­te ich im ver­gan­ge­nen Juli bereits reich­lich Lob aus­ge­schüt­tet. Jacqui NaylorIm Dezem­ber unter­leg­te ich mein stink­lang­wei­li­ges Weih­nachts­markt-Video mit ihrer außer­ge­wöhn­li­chen Inter­pre­ta­ti­on von „San­ta Claus Is Coming To Town“.

Des­halb freue ich mich beson­ders, dass die sym­pa­thi­sche Jazz­sän­ge­rin aus San Fran­cis­co, CA zum ers­ten Mal für eine klei­ne Tour nach Deutsch­land kommt:

27. Febru­ar: Ham­burg, Markt­hal­le
28. Febru­ar: Ber­lin, Qua­si­mo­do
29. Febru­ar: Min­den, Jazz Club Min­den
1. März: Mün­chen, Unter­fahrt
2. März: Frank­furt, Jazz­kel­ler

Jazz-Fans, die man merk­wür­di­ger­wei­se ja immer „Jazz-Lieb­ha­ber“ nennt, wer­den ange­tan sein, beson­ders emp­feh­len möch­te ich die Kon­zer­te aber Jazz-Skep­ti­kern und ‑Ein­stei­gern. Miss Nay­lor und ihre Band bewe­gen sich näm­lich im Drei­län­der­eck von Jazz, Folk und Pop und ihre „acou­stic smas­hes“ (Tex­te von Pop­songs über der Musik eines Jazz­stan­dards und vice ver­sa) sind etwas ganz beson­de­res.

Offi­zi­el­le Web­site
Jac­qui Nay­lor bei MySpace
Künst­ler­sei­te beim deut­schen Label

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Musik

Coffee And TV empfiehlt: Layabout auf Tour

Manch­mal wird man über merk­wür­di­ge Umwe­ge auf Nach­wuchs­bands auf­merk­sam. Zum Bei­spiel, weil man mal Musik­re­dak­teur bei einem Cam­pus­ra­dio war und einen die Musi­ker per E‑Mail fra­gen, ob man nicht ihre Musik spie­len wol­le. Edward „Tex“ Mil­ler aus Los Ange­les schrieb mich an (inter­es­san­ter­wei­se auf deutsch) und stell­te mir sei­ne Band Laya­bout vor.

Die aktu­el­le Musik­re­dak­ti­on nahm einen Song auf Rota­ti­on und die CD fand ihren Weg in mein CD-Regal. Laya­bout machen Pop mit deut­li­chen Jazz-Ein­flüs­sen, der an Stee­ly Dan, Lamb­chop und Jamie Cul­lum erin­nert. Man könn­te auch sagen: Musik, die sich spit­zen­mä­ßig ver­kau­fen wür­de, wenn nur mal jemand einen „Von ‚Bri­git­te‘ empfohlen“-Aufkleber auf die Hül­le pap­pen wür­de. Bis­her macht sich vor allem Arnd Zeig­ler in sei­ner Bre­men-Vier-Sen­dung „Zeig­lers wun­der­ba­re Welt des Pop“ um die Band ver­dient.

Damit das mit der Kar­rie­re in Deutsch­land auch was wird, wird Tex nächs­te Woche drei Solo­kon­zer­te spie­len:

14. Dezem­ber, 22:00 Uhr: Ber­lin (Acud Kan­ti­na)
17. Dezem­ber, 21:00 Uhr: Dort­mund (Q‑Bar)
19. Dezem­ber, 21:00 Uhr: Bre­men (No-OK)

Hof­fent­lich kom­men vie­le Leu­te vor­bei, vor allem die „Brigitte“-Musikredakteure.

Offi­zi­el­le Band­web­site
Band­sei­te bei MySpace

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Literatur Digital

Weder Lennon noch Heino: Interview mit Volker Strübing

Auf mei­ner Dienst­rei­se nach Ber­lin habe ich mich auch zu einem Inter­view mit Vol­ker Strü­bing getrof­fen. Es war ein sehr net­tes Gespräch mit dem Schrift­stel­ler und Schöp­fer von „Kloß & Spin­ne“ und dar­aus wäre sicher auch ein hüb­sches, klei­nes Video gewor­den, wenn …

Volker Strübing und Lukas Heinser sitzen auf einem Sofa (v.r.n.l.)

Ja, wenn die Video­ka­me­ra nicht zu weit von uns und zu nah an der The­ke vom RAW-Tem­pel gestan­den hät­te, an der gera­de das gesam­te Fla­schen­la­ger durch­ge­schüt­telt wur­de. Ohne Vor­kennt­nis­se hät­te man also kein Wort ver­stan­den, wes­we­gen ich gezwun­gen war, das gan­ze Gespräch abzu­tip­pen. Auch wenn jetzt der schö­ne Ber­li­ner Ton­fall in Vol­kers Stim­me fehlt, den­ke ich, dass es sich gelohnt hat:

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Unterwegs

Mein Berlin

Weil ich ja eh schon mal mit der Video­ka­me­ra in Ber­lin war und in den ver­gan­ge­nen Jah­ren tou­ris­tisch schon wirk­lich alles abge­klap­pert hat­te, was da war, habe ich mir dies­mal gedacht: Sei doch ein biss­chen altru­is­tisch und gib dei­nen Lesern, die viel­leicht noch nie in Ber­lin waren, viel­leicht nächs­te Woche hin­wol­len, auch etwas mit.

Her­aus­ge­kom­men ist ein klei­ner Film, der völ­lig unprä­ten­ti­ös „Mein Ber­lin“ heißt und den man sich bei You­Tube anse­hen kann. Oder gleich hier:

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Digital

Charlotte Roche las BILDblog

Die Maß­ein­heit für ver­spä­tet vor­ge­tra­ge­ne Zeit­geist­the­men heißt „Poly­lux“. Ent­spre­chend unan­ge­nehm ist es mir, mei­nen eige­nen klei­nen Film mit ein paar Impres­sio­nen der BILD­blog-Lesung erst jetzt, nach vol­len sie­ben Tagen, prä­sen­tie­ren zu kön­nen. Er hing so lan­ge hin­ter den sie­ben Har­den­ber­gen, bei den sie­ben Har­den­zwer­gen fest. Oder auf deutsch: Es gab erheb­li­che tech­ni­sche Schwie­rig­kei­ten, die zu 85% auf mei­ner gerin­gen Weit­sicht beruh­ten.

Aber jetzt ist er ja end­lich da und Sie sol­len ohne wei­te­re zu Gesicht bekom­men, wie es war, als Char­lot­te Roche, die in Wirk­lich­keit noch char­man­ter, aber auch noch ein biss­chen klei­ner ist als im Fern­se­hen, BILD­blog las:

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Unterwegs Gesellschaft

Niemand ist ein Berliner

Ich bin zurück in Bochum. Fast wäre das schief gegan­gen, da der ICE aus Ber­lin Rich­tung Ruhr­ge­biet aus zwei Zügen besteht, die in Hamm getrennt wer­den, und ich natür­lich zunächst im fal­schen Zug­teil saß. Ich war aber nicht der Ein­zi­ge, den der Gleis­wech­sel und die ver­än­der­te Abfahrt­zeit am Ber­li­ner Haupt­bahn­hof irri­tiert hat­te: In Span­dau rann­ten gleich drei Leu­te aus dem hin­te­ren Teil nach vor­ne und zwei aus dem vor­de­ren nach hin­ten. Obwohl ich Ber­lin als Stadt eigent­lich nicht so mag, war es doch ein sehr schö­ner Auf­ent­halt. Ich habe lau­ter net­te Leu­te getrof­fen und Kreuz­berg ist nach vier dort ver­brach­ten Aben­den tief in mei­nem Her­zen.

Irri­tiert hat mich der Umstand, dass es in Ber­lin Schu­len und Spiel­plät­ze gibt, habe ich doch bis heu­te aus­schließ­lich Men­schen ken­nen­ge­lernt, die frü­hes­tens zum Stu­di­um nach Ber­lin gekom­men sind. Die Vor­stel­lung, es könn­te Per­so­nen geben, die in Ber­lin gebo­ren wur­den, erscheint mir des­halb hoch­gra­dig abwe­gig. Ande­rer­seits fie­le mir spon­tan auch nie­mand aus mei­nem Umfeld ein, der gebür­ti­ger Bochu­mer wäre.

Was auch mal wie­der über­deut­lich wur­de: Egal, wohin man kommt, man trifft immer jeman­den, der eine per­sön­li­che Dins­la­ken-Geschich­te hat. Chris­toph Schult­heis war als Kind sogar schon mal da und erin­ner­te mich gleich an ein schon lan­ge ver­dräng­tes Dins­la­ken-Detail: Im zen­tra­len Kreis­ver­kehr zwi­schen Stadt­hal­le und Super­markt stand lan­ge Jah­re ein gro­ßer gel­ber Weg­wei­ser, wie man ihn von Land- und Bun­des­stra­ßen kennt, der die Rich­tung und Ent­fer­nung nach Ber­lin angab. In Dins­la­ken, das damals noch nicht mal einen eige­nen Auto­bahn­an­schluss hat­te. Es soll­te wohl ein Sym­bol sein, auf dass man die sei­ner­zeit noch vor­herr­schen­de deut­sche Tei­lung im All­tag nicht ver­ges­se. Das Schild gewor­de­ne Weih­nachts­pa­ket an die Ver­wand­ten „drü­ben“.

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Kultur

Warnung vor der Kunst!

Ich mag moder­ne Kunst, beson­ders mul­ti­me­dia­le Instal­la­tio­nen und Skulp­tu­ren. Und ich mag es, wenn vor Aus­stel­lungs­räu­men gel­be Schil­der ange­bracht sind, die Trä­ger von Herz­schritt­ma­chern und Epil­lep­sie-Pati­en­ten vor dem Betre­ten war­nen. Des­halb war ich ges­tern recht ange­tan von der frisch eröff­ne­ten Aus­stel­lung „Vom Fun­ken zum Pixel“ im Ber­li­ner Mar­tin-Gro­pi­us-Bau.

Was ich gese­hen habe, lässt sich schwer in Wor­te fas­sen, selbst im Fern­se­hen könn­te man nur sehr unzu­rei­chend ver­mit­teln, was in der Aus­stel­lung gezeigt wird. Es blinkt und rauscht, es fla­ckert und blitzt und hin­ter­her hat man Kopf­schmer­zen. Toll war es aber trotz­dem. Man soll­te es sich viel­leicht selbst anse­hen – bis zum 14. Janu­ar 2008 ist noch Gele­gen­heit.

Deut­lich weni­ger mul­ti­me­di­al, aber eigent­lich noch tol­ler waren die Foto­aus­stel­lun­gen von Dia­ne Arbus und Neil Sel­kirk, die ich in der Gale­rie Came­ra Work besucht habe. Wer sich nur ein biss­chen für Foto­gra­fie inter­es­siert, wird hier mit Freu­de vor allem vor Arbus‘ Wer­ken ste­hen. Und wen die Bil­der aus dem Ame­ri­ka der 1960er Jah­re gar nicht mehr los­las­sen, kann sich auch eines oder meh­re­re kau­fen – das preis­li­che Spek­trum reicht von 12.000 Euro bis zu 450.000 Euro und „Preis auf Anfra­ge“. Auch die­se Aus­stel­lun­gen lau­fen noch bis Janu­ar.

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Unterwegs

Nächtlicher Verkehr

Das Ruhr­ge­biet hat andert­halb Mal so vie­le Ein­woh­ner wie Ber­lin. Trotz­dem hat die Stadt im Osten das bedeu­tend bes­ser aus­ge­bau­te Nah­ver­kehrs­sys­tem. Man könn­te auch sagen: Ber­lin hat über­haupt ein Nah­ver­kehrs­sys­tem.

Will man im Ruhr­ge­biet wochen­tags von einer Stadt in die nächs­te (was nicht sehr viel anders ist, als von einem Ber­li­ner Stadt­teil in einen ande­ren fah­ren zu wol­len), muss man nach 20 Uhr ein­fach hof­fen, dass der Mor­gen bald anbricht. Auch die Wie­der­kehr Chris­ti erscheint einem in die­sem Moment ein klar defi­nier­ter Zeit­punkt, ver­gli­chen mit der Abfahrt des nächs­ten Ver­kehrs­mit­tels. Natür­lich gibt es im Ruhr­ge­biet Fern­zü­ge, die einen von Haupt­bahn­hof zu Haupt­bahn­hof brin­gen. Es gibt sogar S‑Bahnen, Stra­ßen- und U‑Bahnen und Bus­se. Aber ihre Abfahrts­zei­ten, Rich­tun­gen und Wege erschlie­ßen sich mir nicht. Ich kom­me gera­de von der Bochu­mer Innen­stadt zu mei­nem Wohn­heim – was vor allem dar­an liegt, dass die ent­spre­chen­de U‑Bahn-Linie gut sicht­bar mit­ten durch die Stadt ver­läuft und nicht ver­fehlt wer­den kann.

Als ich letz­te Woche vom Haupt­bahn­hof nach hau­se fah­ren woll­te, erschien es mir für einen kur­zen Moment beque­mer, einen Bus zu nut­zen. Eine hal­be Stun­de spä­ter stand der Bus an der End­hal­te­stel­le im dörf­lichs­ten Stadt­teil Bochums, kurz vor Beginn des Enne­pe-Ruhr-Krei­ses. Es war Sonn­tag Abend und ich woll­te eigent­lich in mein Bett, nächt­li­che Sight­see­ing-Tou­ren waren mir scheiß­egal.

Ges­tern war es noch eini­ge Stun­den spä­ter, als ich von Kreuz­berg nach Ste­glitz woll­te. In Bochum hät­te ich ein Taxi neh­men müs­sen. (Es ist ja wohl der Traum eines jeden Man­nes, ein­mal in sei­nem Leben auf eine Haupt­ver­kehrs­stra­ße zu tre­ten und mit ener­gi­scher Hand­be­we­gung ein gera­de vor­bei­rau­schen­des Taxi anzu­hal­ten. Im Ide­al­fall, um sich hin­ein­zu­schwin­gen und dem Fah­rer den Satz „Fol­gen Sie die­sem Auto!“ zuzu­ru­fen.) In Ber­lin war­te­te ich zehn Minu­ten auf den ers­ten Nacht­bus, der mich zu einer etwas ent­le­ge­nen U‑Bahn-Sta­ti­on fuhr, wo ich wei­te­re vier Minu­ten auf den zwei­ten Nacht­bus war­te­te, der mich nach hau­se brach­te.

Zwar hat­te ich über eine Drei­vier­tel­stun­de vom Aus­gangs- zum Ziel­ort gebraucht, ich hat­te aber auf dem Stadt­plan auch eine beacht­li­che Stre­cke zurück­ge­legt. Das Erstaun­lichs­te aber: Ich war mit dem Schie­nen­er­satz­ver­kehr beque­mer und schnel­ler gereist als mit den U‑Bahnen, die mich an den Aben­den zuvor aus Kreuz­berg abtrans­por­tiert hat­ten.

Was in mir übri­gens noch die fina­le Fra­ge auf­wirft, was stil­vol­ler sei: Betrun­ken von Bier und Kili­ans-hörend durch die Nacht zu juckeln oder nach meh­re­ren Gin Tonic mit Rihan­na im Ohr?

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Unterwegs

Wer den Personenschaden hat …

Ges­tern muss­te ich bekannt­lich nach Ber­lin. Ges­tern war aber bekannt­lich auch Lok­füh­rer­streik. Im Nach­hin­ein muss ich sagen: Glück­li­cher­wei­se.

Mei­ne Rei­se wäre das unter­halt­sa­me­re Live­blog gewor­den, denn kaum erreich­te ich den Bochu­mer Haupt­bahn­hof, hör­te ich die Ansa­ge: „Wegen eines Per­so­nen­scha­dens im Raum Duis­burg fährt der ICE nach Ber­lin heu­te nicht über Bochum!“

Kie­fer run­ter, Puls auf 180, Schrei­krämp­fe.

Dann frag­te ich bei einer leicht über­for­der­ten, trotz­dem um Freund­lich­keit bemüh­ten, Bahn-Mit­ar­bei­te­rin nach, wie ich denn jetzt mit mei­nem Zug­ge­bun­de­nen Spar-Ticket nach Ber­lin kom­men sol­le. Sie krit­zel­te irgend­was auf mein Ticket und riet mir, die gleich ein­fah­ren­de S‑Bahn nach Dort­mund zu neh­men und dort auf den ICE zu hof­fen: „Ent­we­der, Sie erwi­schen den über die Wup­per umge­lei­te­ten, den Sie gebucht hat­ten, noch oder Sie fah­ren mit dem von vor einer Stun­de, der ist näm­lich immer noch irgend­wo unter­wegs.“ Das klang ver­trau­ens­er­we­ckend.

Ich fuhr mit der groß­spu­rig als „viel­leicht letz­ten Rei­se­mög­lich­keit nach Dort­mund für ein paar Stun­den“ ange­kün­dig­ten S‑Bahn nach Dort­mund. Die Minu­ten zwi­schen Bochum-Lan­gen­d­re­er-West, Dort­mund-Oespel und Dort­mund Haupt­bahn­hof zogen sich und ich wur­de ruhi­ger und ruhi­ger. Offen­bar hat­te ich mei­nen per­sön­li­chen Tief­punkt schon über­wun­den und befand mich schon in mei­ner Zen-Pha­se – das ging viel zu schnell.

In Dort­mund war der von mir reser­vier­te Zug natür­lich schon weg, aber der davor war immer noch ange­kün­digt. Es gab kos­ten­los Mine­ral­was­ser und Kaf­fee für die weni­gen gestran­de­ten Fahr­gäs­te – denn Dank des Lok­füh­rer­streiks waren so weni­ge Leu­te mit dem Zug unter­wegs, dass der Per­so­nen­un­fall in Duis­burg gar kei­ne so schlim­men Aus­wir­kun­gen auf den Regio­nal­ver­kehr hat­te. Das Cha­os, das an einem nor­ma­len Tag mit dop­pelt so vie­len Zügen und drei­mal so vie­len Rei­sen­den ent­stan­den wäre, hät­te wohl bibli­sche Aus­ma­ße gehabt.

Der ICE nach Ber­lin fuhr mit stol­zen zwei Stun­den Ver­spä­tung ein (ich hing nur eine Stun­de zurück), ich fand einen Sitz­platz, und als der Zug kurz vor Han­no­ver wegen „spie­len­der Kin­der im Gleis­bett“ aber­mals hal­ten muss­te, gab es bei­na­he Sze­nen­ap­plaus der Rei­sen­den.

Ich kam schließ­lich wohl­be­hal­ten in Ber­lin an und habe ges­tern schon jede Men­ge Mul­ti­me­dia­con­tent vor­be­rei­tet, des­sen Ver­öf­fent­li­chung sich auf­grund tech­ni­scher Schwie­rig­kei­ten jedoch bis zu mei­ner Rück­kehr nach Bochum ver­zö­gern wird. Aber ich kann ver­spre­chen behaup­te ein­fach mal, dass es toll wird.

Toll war übri­gens auch der Grund mei­ner Rei­se, die BILD­blog-Lesung mit Char­lot­te Roche. Dazu spä­ter noch viel mehr, für den Moment ver­wei­se ich auf die­se A(u)ktion.