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Und sie war 16

Die Sprin­ger-Bou­le­vard­zei­tung „B.Z.“ ver­öf­fent­licht heu­te den ers­ten Teil ihrer Bücher-Edi­ti­on „Klas­si­ker der Welt­li­te­ra­tur, mit Fleisch­wurst nach­emp­fun­den“:

Die Hertha-Lolita

Wenn Sie sich jetzt fra­gen: „Wor­um geht’s?“, hilft Ihnen die „B.Z.“ ger­ne mit einem rhe­to­ri­schen Fra­gen­ka­ta­log wei­ter:

Wor­um geht es? Um Sex? Ja. Sex mit einer 16-Jäh­ri­gen? Ja. Sex, auch mit einem ver­hei­ra­te­ten Mann? Ja. Sex im Kin­der­zim­mer, wäh­rend unten die klei­nen Geschwis­ter spiel­ten? Ja.

Sex im Him­mel­bett und Satz­bau aus der Höl­le? Aber hal­lo!

Nichts davon ist so ver­bo­ten, wie es sich anhört. Deut­sches Recht.

Und nichts davon soll sich so sab­bernd anhö­ren, wie es ist. Deut­scher Jour­na­lis­mus.

Im sieb­ten Absatz sind die „B.Z.“-Autoren immer noch damit beschäf­tigt, ihr The­ma weit­räu­mig zu umfah­ren:

Es geht um eine Cli­que von Fuß­ball­pro­fis, die das Herz und den Kör­per einer 16-Jäh­ri­gen unter­ein­an­der tausch­ten wie Schul­hof-Jun­gen ihre Pani­ni-Bil­der.

Die ers­ten Leser dürf­ten an die­ser Stel­le bereits aus­ge­stie­gen sein, denn die „B.Z.“ hat da bereits erklärt, dass sie kei­ne Namen nen­nen wird:

Wir müs­sen und wol­len das Mäd­chen schüt­zen. Wir dür­fen die Her­tha-Spie­ler nicht nen­nen – aus juris­ti­schen Grün­den.

Die Fuß­bal­ler hei­ßen des­halb „Her­tha-Spie­ler 1“, „Her­tha-Spie­ler 2“ und „Her­tha-Spie­ler 3“. „Einer ist ver­hei­ra­tet, einer hat eine Freun­din.“

Die „B.Z.“ schreibt von einem „bizar­ren Rei­gen“, den sie mit genug schmut­zi­gen Eck­da­ten anrei­chert, um den Leser bei der Stan­ge zu hal­ten, von dem sie sich aber auch immer wie­der mit Wer­tun­gen („Macho-Stolz“) zu distan­zie­ren ver­sucht.

Und auch wenn die „B.Z.“ vie­le ver­meint­li­che Details nennt („über Face­book zum Sex auf­ge­for­dert“, „1000 Euro für Oral­sex“, „Es gibt einen Schreib­tisch, eine Couch, ein Bett, einen gro­ßen Flach­bild­fern­se­her in der Ecke“), bleibt eine Fra­ge übrig: Was ist das eigent­lich für eine jun­ge Frau, die mit drei Fuß­ball­pro­fis in die Kis­te steigt – und dann mit die­ser Geschich­te zur „B.Z.“ rennt und den sym­pa­thi­schen Repor­tern „über 20 Sei­ten Text und neun Fotos“ zusteckt?

Die­se Fra­ge wird auch durch die­se Kurz­cha­rak­te­ri­sie­rung nicht beant­wor­tet, mit der die „B.Z.“ neben den skan­dal­gei­len und den fuß­ball­gei­len Lesern offen­sicht­lich auch noch ganz ande­re anspre­chen will:

Zum Tref­fen mit der B.Z. kommt das Mäd­chen in Hot­pants und Trä­ger­shirt. Es ist sich, kei­ne Fra­ge, sei­ner sexu­el­len Aus­strah­lung voll bewusst – und wirkt den­noch wie ein Kind. Die ver­schie­den­far­big lackier­ten Fin­ger- und Zehen­nä­gel, ihre Mäd­chen­stim­me.

„Mein Gott, ich höre mich an wie eine Schlam­pe“, sagt das Mäd­chen mit­ten im Inter­view und schlägt die Hän­de vor sein Gesicht. „Ich schä­me mich dafür.“

Ich wäre ver­sucht zu behaup­ten, das Ren­nen um den ekligs­ten Text des Jah­res sei damit ent­schie­den, aber:

Lesen Sie im nächs­ten Teil: Die Sache mit dem Mäd­chen spricht sich in Her­tha-Krei­sen her­um. Immer mehr Spie­ler mel­den sich – mit ein­deu­ti­gen Ange­bo­ten.

Nach­trag, 29. August: Die Fort­set­zung der – offen­bar kom­plett erfun­de­nen – Geschich­te gibt’s im BILD­blog.