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Ja, Ihr könnt mich mal (26 & 27)

Die Wahl zum neu­en Bochu­mer Stu­die­ren­den­par­la­ment setzt unge­ahn­te Ener­gien frei und lässt einen bereits mit Sor­ge auf den Bun­des­tags­wahl­kampf im Herbst bli­cken.

Letz­te Woche hat­ten wir den RCDS, die­se Woche das hier:

Der schwarze Ritter ist unbesiegbar. Der erste Schwarze im AStA. Yes, we can

(Wobei die Lis­te „Der schwar­ze Rit­ter ist unbe­sieg­bar“ sowie­so gewis­se Pro­ble­me hat, ernst genom­men zu wer­den. Aber das ist wohl gewünscht.)

Ges­tern fand ich dann in mei­nem Brief­kas­ten eine Post­kar­te, die mir ein anony­mer Leser freund­li­cher­wei­se wei­ter­ge­lei­tet hat­te:

Yes ... we can! Ja, das schaffen wir. Obama hat es vorgemacht und sein Ziel konsequent verfolgt! Geradlinig, klug und ausdauernd. Sie können das auch! PaX eröffnet Ihnen Zugang zu umsatzstarken Kundensegmenten. Mit einem überzeugenden Kraft-Paket, das Ihnen Impulse bietet, die Krise besser zu meistern. PaX macht stark. Umdenken - handeln - gewinnen.

Der Preis in der Kate­go­rie „Abwe­gigs­ter Oba­ma-Ver­weis unter Ein­be­zie­hung von sowohl Uncle Sam als auch der Welt­wirt­schafts­kri­se“ geht damit an PaX, eine Fir­ma, die – obwohl man bei dem Wer­be­text ande­res ver­mu­ten könn­te – Fens­ter und Türen her­stellt.

Ande­rer­seits: Der wah­re Erfin­der des Slo­gans „Yes we can!“ stammt ja bekannt­lich auch aus dem Bau­ge­wer­be

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Geld verbrennen leicht gemacht

Ich hat­te es letz­te Woche schon mal erwähnt: Der All­ge­mei­ne Stu­die­ren­den-Aus­schuss (kurz: AStA) ((Hat eigent­lich schon mal jemand dar­über phi­lo­so­phiert, dass beson­ders lin­ke Stu­den­ten­grup­pen, die sich ger­ne Stu­die­ren­den­grup­pen nen­nen, einen ähn­lich gro­tes­ken Hang zu Abkür­zun­gen haben wie die Nazis mit ihren Stu­Kas und GröFa­zen?)) der Ruhr-Uni Bochum hat eine gro­ße Par­ty ver­an­stal­tet, um mal rich­tig Geld zu ver­bren­nen. Jetzt hat Niels dar­über geschrie­ben und da dach­te ich mir: „Wenn man sich schon in Kiel über ‚unse­ren‘ AStA aus­lässt, muss ich da auch noch mal nach­tre­ten …“

Vor lan­ger, lan­ger Zeit, als ich noch nicht Stu­dent der Ruhr-Uni­ver­si­tät war, fan­den angeb­lich „legen­dä­re“ Par­ties in der damals noch unre­no­vier­ten Men­sa statt, die einen enor­men Ruf hat­ten und wohl – ähn­lich wie die Fach­schafts­par­ties heu­te noch – haupt­säch­lich als Geld­quel­le für die Arbeit des AStA dien­ten. Inso­fern hät­te man schon mehr als gewarnt sein müs­sen, als der aktu­el­le AStA-Vor­sit­zen­de Fabi­an Fer­ber noch vor der dies­jäh­ri­gen Neu­auf­la­ge in den „Ruhr Nach­rich­ten“ sag­te:

„Wir haben von Anfang an nicht damit gerech­net, Gewinn ein­zu­fah­ren.“ Jahr für Jahr hät­ten die Vor­gän­ger-ASten Über­schüs­se erwirt­schaf­tet, „wir haben Rück­la­gen von 170.000 Euro.“ Da hält Fer­ber es für legi­tim, den Stu­die­ren­den eine gro­ße Show zum klei­nen Preis zu bie­ten – selbst wenn sie am Ende Ver­lus­te bringt. 35 Euro (ermä­ßigt 28 Euro) kos­tet der Ein­tritt zur Par­ty.

Und, in deed: Das Line-Up konn­te sich sehen las­sen. Auf Schul­hö­fen oder bei der „MTV Cam­pus Inva­si­on“, zu der ja ver­mut­lich auch mehr Schü­ler als Stu­den­ten kom­men, hät­te man mit Juli, 2raumwohnung, Cul­cha Can­de­la oder Joy Den­alane sicher gro­ße Erfol­ge fei­ern kön­nen. Wenn die nicht sowie­so stän­dig an jeder Ecke spie­len wür­den.

200.000 Euro hat die Ver­an­stal­tung unge­fähr gekos­tet, was schon erstaun­lich ist, wenn man bedenkt, dass ein „gro­ßes Open-Air-Rock­fes­ti­val“ mit meh­re­ren Büh­nen, an die hun­dert Bands, Dixie-Klos und Cam­ping­plät­zen angeb­lich “nur” sechs Mil­lio­nen kos­ten soll. Dort kal­ku­liert man frei­lich auch mit mehr als 5.000 Besu­chern, von denen dann noch nicht mal die Hälf­te kommt.

Ich gebe zu, mich immer eben­so wenig für Hoch­schul­po­li­tik inter­es­siert zu haben wie 85% mei­ner Kom­mi­li­to­nen. Die Stu­den­ten­ver­tre­ter, das waren eben immer die­se Freaks, die man in jeder SPD-Orts­grup­pe aus­ge­lacht hät­te. Die ganz lin­ken Grup­pen, die in ihren Flug­blät­tern die Hälf­te des Plat­zes für poli­tisch kor­rek­te Pos­ten­um­schrei­bun­gen („die Ver­tre­te­rIn­nen des Aus­län­de­rIn­nen­re­fe­rats“) und seit vier­zig Jah­ren ver­al­te­te Klas­sen­kampf­pa­ro­len ver­wen­de­ten, konn­te man noch weni­ger ernst neh­men. Aber was soll­ten die auch groß (falsch) machen? Hilf­lo­se Aktio­nen gegen Stu­di­en­ge­büh­ren unter­neh­men und dafür sor­gen, dass die Nazi-Paro­len auf den Klo­wän­den alle paar Mona­te über­pin­selt wer­den, viel­leicht. Es konn­te ja kei­ner ahnen, dass die im Stil­len an der Ver­pul­ver­ung mei­nes Gel­des arbei­ten. ((Inter­es­sant: Um das im Stu­den­ten­aus­weis ent­hal­te­ne Semes­ter­ti­cket kann man sich mit etwas Mühe drü­cken, falls man auf dem Unige­län­de wohnt und nie Zug fah­ren will. Den AStA muss jeder Stu­dent unter­stüt­zen, ob er das will oder nicht.))

Nun ist die Orga­ni­sa­ti­on von Groß­ver­an­stal­tun­gen eine durch­aus kom­ple­xe, ver­ant­wor­tungs­vol­le Auf­ga­be, die man allei­ne schon des­halb Pro­fis über­las­sen soll­te, weil man dabei so viel falsch machen kann. Der AStA der Ruhr-Uni Bochum ((Der RCDS, eigent­lich auch AStA-Mit­glied, nennt das Gan­ze einen „Lis­ten-ego­is­ti­schen Allein­gang der Juso-Rubro­sen“)) ent­schied sich offen­bar dazu, so ziem­lich jeden Feh­ler selbst zu machen. Das reich­te von der Band­aus­wahl, die sicher­lich zu einem gewis­sen Teil auch Geschmacks­sa­che ist, über den Umfang der Ver­an­stal­tung (statt acht Bands und zehn Stun­den Live­mu­sik von mit­tags bis abends hät­te es viel­leicht auch eine Num­mer klei­ner getan), bis hin zu einem umfang­rei­chen PR-Desas­ter: Das Uni-eige­ne Cam­pus­ra­dio, von so ziem­lich jedem bis­he­ri­gen AStA geschnit­ten, wur­de im Vor­feld außen vor gelas­sen und das Ein­ge­ständ­nis des finan­zi­el­len GAUs geriet zu dem, was man in der Poli­tik (oder eben bei Vat­ten­fall) eine „Sala­mi-Tak­tik“ nennt. Der AStA-Vor­sit­zen­de Fabi­an Fer­ber von den „RUB-Rosen“ ((Die ganz lin­ken Grup­pen wür­den jetzt noch schrei­ben, dass es sich dabei um eine „SPD-nahe Stu­den­ten­grup­pe“ han­delt, was einer­seits eine hilf­rei­che Infor­ma­ti­on ist, bei den Ganz­lin­ken aber nur hei­ßen soll: „Iiiih, bah, Poli­tik mit mög­li­chen Fern­zie­len!“)) emp­fahl sich dabei auch gleich für die gro­ße Poli­tik, indem er bei sei­nem Rück­tritt die „vol­le Ver­ant­wor­tung“ über­nahm. „Vol­le Ver­ant­wor­tung“ heißt natür­lich nicht, dass er jetzt den Fehl­be­trag aus­glei­chen wür­de – ja, es soll noch nicht mal hei­ßen, dass er wirk­lich für das Desas­ter ver­ant­wort­lich ist, wie die „RUB-Rosen“ klar­stel­len wol­len:

Wenn man selbst von den eige­nen Fehl­trit­ten ablen­ken will, dann sucht man sich halt einen Sün­den­bock und der heißt in die­sem Monat Fabi­an Fer­ber. Wie ein­fach, wie bil­lig und wie schmut­zig!

Es ist der klas­si­sche Fall, wo ich alle doof fin­de: Beker­ner und Her­man, Schell und Meh­dorn, AStA, RCDS und Ganz­lin­ke.

Nach­trag 19. Dezem­ber: Jetzt erst gese­hen: Sogar die „Süd­deut­sche Zei­tung“ hat schon über den Fall berich­tet.

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Klickbefehl (4)

Eine 17jährige Teil­neh­me­rin an einer Miss-Wahl oder ein Teil­neh­mer an einer Cas­ting­show, der Elvis nach­macht, wür­de also bereits unter den „Kin­der­por­no­gra­phie-Begriff“ fal­len. Nach juris­ti­scher Auf­fas­sung muss der/​die Darsteller/​in eines kin­der­por­no­gra­phi­schen Erzeug­nis­ses noch nicht ein­mal min­der­jäh­rig sein. Unter dem Begriff der „wirk­lich­keits­na­hen“ Dar­stel­lung wür­den auch fik­tio­na­le Dar­stel­lun­gen und den Ein­satz von „Schein­ju­gend­li­chen“, die voll­jäh­rig sind. Die lite­ra­ri­schen Wer­ke „Loli­ta“ von Nabo­kov und „Der Lieb­ha­ber“ von Mar­gue­ri­te Duras wäh­ren dem­nach eben­so kin­der­por­no­gra­phi­sche Schrif­ten, wie deren Ver­fil­mun­gen und unzäh­li­ge ande­re Wer­ke.

Der Spie­gel­fech­ter klärt über die umstrit­te­ne und erst ein­mal ver­scho­be­ne Neu­fas­sung des Sexu­al­straf­rechts auf, bei der die Bun­des­re­gie­rung mal wie­der auf dem bes­ten Weg ins Desas­ter ist.

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Nach dem Flop der Men­sa-Par­ty des All­ge­mei­nen Stu­die­ren­den Aus­schus­ses (AStA) der Ruhr-Uni zeich­net sich eine schwe­re finan­zi­el­le Kri­se des AStA ab. Die Rück­la­gen von 160 000 Euro zum Aus­gleich des Ver­lus­tes, die der zurück­ge­tre­te­ne Vor­sit­zen­de Fabi­an Fer­ber ins Spiel brach­te, sei­en als Fest­geld ange­legt, sagt René Voss, Vor­sit­zen­der des Haus­halts­aus­schus­ses im Stu­die­ren­den­par­la­ment (Stu­pa) – und damit gar nicht ohne wei­te­res zugäng­lich.

„Der­Wes­ten“ berich­tet über den AStA der Ruhr-Uni Bochum, der eine schwei­ne­teu­re Par­ty mit diver­sen Bands ver­an­stal­tet hat, zu der nicht genug Leu­te kamen, und nun ein erheb­li­ches Finanz­pro­blem hat.

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Hen­ri­co Frank hat die Chan­ce genutzt, die sich so gewal­tig vor ihm auf­tat, als wol­le sie ihn ver­schlin­gen. Er trägt jetzt die Haa­re kurz und einen Ring in der Nase; es ist sei­ne Ent­schei­dung – bei­des. Er erzählt, wie die Pres­se ihn und die krebs­kran­ke Mut­ter in Gotha bela­gert habe, und dass die­se sich nun „wie ein Schnee­kö­nig“ freue.

Die „Frank­fur­ter Rund­schau“ hat Hen­ri­co Frank, dem SPD-Chef Kurt Beck heu­te vor einem Jahr einen Fri­seur­be­such emp­fahl, an sei­nem nicht mehr ganz so neu­en Arbeits­platz besucht.

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Außer­dem: Der neue „Kloß & Spinne“-Film beim Schnip­sel­fried­hof.