Man kann nicht immer alles gut finden und abfeiern. Selbst wenn an einem Tag zwei Platten erscheinen, auf die ich mich freue wie als Kind auf Weihnachten, so kommen am gleichen Tag doch mindestens genausoviele Platten, die auf deutlich andere Käufer hoffen müssen. Auch im Radio kommen auf einen guten Song mindestens drei okay und eine richtige Nervensäge (das ist jetzt nur geschätzt, ich bin aber fast bereit, Feldversuche durchzuführen) – und das fernab von Tokio Hotel, Xavier Naidoo und Silbermond.
Deswegen jetzt und hier: Die “Darum tret’ ich Dein Radio ein”-Charts – total subjektiv und krass polemisch.
05. Snow Patrol – Shut Your Eyes
Snow Patrol sind eine recht ordentliche Band. Man kann jedes Mal betonen, dass “Final Straw”, das Album vor dem Durchbruch, deutlich besser war als das Durchbruchsalbum “Eyes Open” selbst. “Chasing Cars” war eine Mörderhymne, aber “Shut Your Eyes” hat zu wenig Melodie, zu wenig Spannung, zu wenig Song. Einfach nur öde.
04. Incubus – Love Hurts
Ich hab Incubus immer schon für eine schwache Red-Hot-Chili-Peppers-Tribute-Band gehalten und diese Single bestätigt mich in meinem Glauben. Green Days “Boulevard Of Broken Dreams” auf Valium.
03. Razorlight – Before I Fall To Pieces
Razorlight sind ein weiches Ziel, noch extremer als Keane: kein Musikjournalist würde je öffentlich zugeben, die Band um den Fünf-Minuten-Libertines-Bassisten Johnny Borrell auch nur ansatzweise gut zu finden – trotzdem war “America” ein netter Popsong. “Before I Fall To Pieces” ist jetzt aber eine sterbenslangweilige Rock’n’Roll-Parodie, die selbst gegen Neunzigjährige nicht ankommt.
02. Dendemann – Endlich Nichtschwimmer
Bis hierher waren die Songs nur öde, jetzt werden sie nervig – und das richtig schnell und ganz doll. Der “Bluessänger auf Abwegen” Dendemann rappt sich durch Uraltbeats und Dicke-Hose-Strophen und krönt den Track mit einem der nervigsten Refrains ever.
01. Boundzound – Louder
Wenn das eigentlich sehr gute Musikerkollektiv Seeed mal gerade Betriebsferien hat, machen die diversen Mitglieder was anderes. Ob es unbedingt Musik sein muss, ist zumindest im Fall von Sänger Demba Nabé eine berechtigte Frage, denn die erste Single seines Projekts Boundzound ist nervtötender als vier Stunden Nachbars Alarmanlage hören – aber ähnlich repetitiv und melodiös. Selten reagiere ich körperlich auf unliebsame Musik, hier stehe ich kurz vor Schüttelkrämpfen. Das Lied ist so doof, dass ich mir sogar den unglaublichen Wortwitz von wegen Leiserdrehen spare.