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Re: Elbphilharmonie

Ich war Anfang dieser Woche beruflich in Hamburg und habe mir ein paar Stunden Zeit genommen, um ganz doof touristisch an den Landungsbrücken auszusteigen und zu Fuß bis zum Hauptbahnhof zurück zu latschen. Es war trocken (ich habe in Berlin übrigens bedeutend mehr Regen und schlechtes Wetter erlebt als in Hamburg) und schön und ich war schon nach wenigen Metern wieder schwer verliebt in diese Stadt.

Ich mag Wasser ungeheuer gerne (zu meinen Lieblingsorten in Bochum gehört deshalb auch vor allem der Kemnader See, das einzige halbwegs ernstzunehmende Wasser im Stadtgebiet) und man kann die Landungsbrücken ja völlig zurecht als gruseligen Touristennepp mit homöopathischen Anteilen von Seefahrerromantik, also mithin als deutschen Pier 39, abtun und man kann die ganzen Aufhübschungen und Leuchtturmprojekte und die ganze Gentrifizierung kritisieren, aber das hat mich in dem Moment nicht interessiert: Ich konnte die Freiheit der großen, weiten Welt einatmen.

Ich bin dann weitergegangen Richtung Speicherstadt, wo ich feststellte, dass die Elbphilharmonie nicht nur fertig ist (kurz nach dem Bochumer Musikzentrum, aber immerhin), sondern man da bereits zum Gucken reinkann — und zwar sofort und kostenlos.

Elbphilharmonie Hamburg (Foto: Lukas Heinser)

Es folgen meine Gedanken in Echtzeit:

“Urgs, die Elbphilharmonie! Völlig überteuerter Protzbau für die hanseatische Elite. Brauch ich nicht! Das Musikzentrum ist eh viel cooler und überhaupt, blablabla, Hafenstraße, Punk, pubertäres Ichwilldanichtrein!”
“… sagt der Vollidiot, der in New York war und weder aufs Empire State Building, noch aufs Rockefeller Center wollte, weil die Schlangen zu lang waren oder das umgerechnet zwei CDs gekostet hätte und zehn Jahre später kannst Du immer noch allen erzählen, dass Du in New York warst, aber es nur aus Straßenhöhe gesehen hast!”
“Okay, ich geh da jetzt rein! Dann kann ich’s ja auch viel besser begründet doof finden!”

Was soll ich sagen: Ich hab’s versucht, aber das, was ich gesehen habe, ist wirklich, wirklich beeindruckend. Jedes einzelne Detail ist völlig unnötig kompliziert (Eine Rolltreppe, deren Steigungsgrad zwischendurch variiert! Riesige, geschwungene Glasscheiben, die in einem Drehtürmechanismus an einer unebenen Decke verankert sind!), es ist wie Math Rock mit Texten von Adalbert Stifter. Fuck yeah, Herzog & de Meuron!

Elbphilharmonie Hamburg (Foto: Lukas Heinser)

Alles, wirklich alles, ist eine knallige Antwort auf die Fragen der Leserbriefschreiber, der “Mario Barth deckt auf”-Zuschauer und des Bundes der Steuerzahler, ob “wir” “das” “jetzt” “wirklich” “brauchen”: “Nein, brauchen wir nicht. Wir brauchten auch keinen Kölner Dom, keine Alte Oper, kein Brandenburger Tor und kein Neuschwanstein. Und jetzt lasst mich endlich mit Eurem kleingeistigen Vorgartendenken in Frieden! Ich bin ein Baudenkmal für die Ewigkeit!”

Wenn man auf den Kaispeicher A einen riesigen, von Jeff Koons gestalteten Mittelfinger montiert hätte, wäre die Botschaft vergleichbar gewesen, aber die Akustik und der praktische Nutzen deutlich geringer. Die Ästhetik sowieso.

Da stand ich jetzt in 37 Metern Höhe auf der “Plaza” (Gut, an dem Namen hätte man noch arbeiten können, damit er weiniger nach Food Court im Einkaufszentrum klingt!), genoss die phantastische Aussicht und die gute Stimmung unter den Leuten, die, so nahm ich einfach mal an, je zur Hälfte Touristen und Einheimische waren. “Es ist einfach die schönste Stadt der Welt”, sagte ein Mann leicht seufzend zu seiner Begleiterin und für eine Sekunde hatte ich San Francisco, Wien, Amsterdam und Stockholm vergessen und dachte: “Jau!”

Elbphilharmonie Hamburg (Foto: Lukas Heinser)

Im Oktober war ich bei der Eröffnung des Anneliese Brost Musikforum Ruhr in Bochum (das übrigens auch ganz toll geworden ist, aber auf einem völlig anderen Level) und es war eine sehr ähnliche Atmosphäre: Wenn so ein Bauwerk erstmal fertig ist, interessieren die Kosten (egal, ob jetzt 15 oder … äh: 866?!?! Okay: 866 Millionen Euro. Hui!) nur noch die Untersuchungsausschüsse, die Haushaltsprüfer und die Journalisten. Die Menschen freuen sich über das neue Wahrzeichen, über die Kultur und – im Fall von Bochum sicherlich stärker als im Fall von Hamburg – über die überregionale Aufmerksamkeit und selbst die meisten Oppositionspolitiker und Kritiker sind, wenn’s erst mal toll geworden ist, immer schon dafür gewesen.

Dieser Text erschien ursprünglich in meinem Newsletter “Post vom Einheinser”, für den man sich hier anmelden kann.

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Politik Gesellschaft

Die Bonner Republik

Das Land meiner Kindheit existiert nicht mehr. Es ist nicht einfach untergegangen wie die DDR, in der ein paar meiner Freunde ihre ersten Lebensjahre verbracht haben, aber es ist auch nicht mehr da.

Früher, als in den Radionachrichten noch die Ortsmarken vorgelesen wurden, gab es dieses Wort, das mehr als ein Wort oder ein Städtename war: “Bonn.” Damals braucht man in den Nachrichten noch keine Soundtrenner zwischen den einzelnen Meldungen, denn es gab dieses Wort, das wie ein Trenner klang, wie der Schlag mit einem Richterhammer. Bonn.

Bonn war die Hauptstadt des Landes, in dem ich lebte, und die Stadt, in der meine Oma damals lebte. Ich glaube nicht, dass ich das eine mit dem anderen jemals in einen Zusammenhang gebracht habe, aber das Land, in dem ich lebte, wurde von alten, grauen Männern in karierten Sakkos regiert und ihre Entscheidungen wurden von gleichermaßen alten, gleichermaßen grauen Männern in gleichermaßen karierten Sakkos verlesen.

Wahrscheinlich wusste ich damals noch nicht, was “regieren” bedeutet und welche Funktion die letztgenannten Männer hatten (außer, dass man als Kind still sein musste, wenn sie zur Abendbrotzeit über den Fernseher meiner Großeltern flimmerten), aber es gab einen dicken Mann mit lustigem Sprachfehler, der immer da war und das war – neben Thomas Gottschalk – der König von Deutschland.

Die Auswirkungen, die die Existenz Helmut Kohls auf ganze Geburtenjahrgänge hatte, sind meines Wissens bis heute nicht untersucht worden. Aber auch Leute, die in den ersten acht bis sechzehn Jahren ihres Lebens keinen anderen Bundeskanzler kennengelernt haben, sind heute erfolgreiche Musiker, Fußballer, Schauspieler oder Autoren, insofern kann es nicht gar so verheerend gewesen sein.

Es passte fast drehbuchmäßig gut zusammen, dass Kohls Regentschaft endete, kurz bevor das endete, was er geprägt hatte wie nur wenige andere alte Männer: die Bonner Republik. Gerhard Schröder wurde Kanzler und plötzlich wirkte die ganze gemütliche Bonner Bungalow-Atmosphäre angestaubt. Schröder zog nach einem halben Jahr in einen grotesken Protzbau, den Helmut Kohl sich noch ausgesucht hatte, der aber magischerweise von der Architektur viel besser zu Schröder passte. Bei Angela Merkel hat man häufig das Gefühl, sie säße lieber wieder in einem holzvertäfelten Bonner Büro.

Die Berliner Republik währte nur drei Sommer. Das hatte ausgereicht für ein bisschen Dekadenz und Fin de Siècle, für einen Kanzler mit Zigarren und Maßanzügen, einen schwulen Regierenden Bürgermeister in Berlin und die vollständige Demontage von Helmut Kohl und weiten Teilen der CDU. In ganz Europa herrschte Aufbruchstimmung: Unter dem Eindruck von New Labour war ganz Europa in die Hände der sogenannten Linken und Sozialisten gefallen, die Sonne schien, alles war gut und nichts tat weh.

Dann kamen der 20. Juli und der 11. September 2001.

Bitte? Sie wissen nicht, was am 20. Juli 2001 passierte? An jenem Tag starb Carlo Giuliani auf den Straßen Genuas. Der 20. Juli hätte der 2. Juni unserer Generation werden können, Giuliani war schon wenige Wochen später als Posterboy der aufkommenden Anti-Globalisierungs-Bewegung auf der Titelseite des “jetzt”-Magazins. Doch 53 Tage später flogen entführte Passagierflugzeuge ins World Trade Center und Giuliani geriet derart in Vergessenheit, dass ich zu seinem 10. Todestag keinerlei Berichterstattung beobachten konnte. In Berlin tagte nun das Sicherheitskabinett, das aber auch in Bonn hätte tagen können, irgendwo in der Nähe des atomsicheren Bunkers im Ahrtal.

Das, was die CDU-Parteispendenaffäre von Helmut Kohl übrig gelassen hatte, wird gerade zerlegt — so zumindest die Meinung verschiedener Journalisten. Zwei Biographien, eine über Hannelore Kohl, eine Auto- von Walter Kohl, enthüllen, was niemand für möglich gehalten hätte: Die ganze schöne Fassade der Familie Kohl war nur … äh … Fassade. ((Und wie sehr das Privatleben von Politikern ihr Vermächtnis trüben können, sieht man ja etwa an John F. Kennedy und Willy Brandt.))

Die Familienfotos der Kohls weisen eine erstaunliche, aber kaum überraschende Deckungsgleichheit mit den Kindheitsfotos meiner Eltern (und mutmaßlich Millionen anderer Familienfotos) auf: Jungs in kurzen Hosen, die Familie am Frühstückstisch, auf dem ein rot-weiß kariertes Tischtuch ruht. ((Es gab damals – was nur die Wenigsten wissen – ein Tischdecken-Monopol in Deutschland: Alle wurden in der Fabrik eines geschäftstüchtigen, aber latent wahnsinnigen Fans des 1. FC Köln produziert. Bitte zitieren Sie mich dazu nicht.)) Das alles in einer heute leicht ins Bräunliche changierenden Optik und obwohl die Anzahl von Gartenzwergen objektiv betrachtet auf den meisten Bildern bei Null liegt, hat man doch, sobald man nicht mehr hinschaut, das Gefühl, mindestens einen Gartenzwerg erblickt zu haben. ((Natürlich ganz ordentliche Gartenzwerge und nicht so ein pfiffiges neumodisches Exemplar mit Messer im Rücken oder entblößtem Genital.)) Meine Kindheitsfotos sahen schon ein bisschen anders aus, verfolgten aber noch das gleiche Konzept. Auf heutigen Kinderfotos sieht man Dreijährige im St.-Pauli-Trikot auf Surfbrettern stehen, Gartenzwerge werden allenfalls von ihnen durch die Gegend getreten.

Die Gemütlichkeit der Bonner Republik ist verschwunden, obwohl ihre Bevölkerung immer noch da ist. Regelmäßig entsorgt man die Kataloge von Billigmöbelhäusern, die Schrankwände Versailler Ausmaße und Pathologie-erprobte Fliesentische anbieten, und regelmäßig fragt man sich, wer außer den Ausstattern von Privatfernseh-Nachmittagsreportagen so etwas kauft. Dann klingelt man mal beim Nachbarn, weil die Regenrinne leckt, und schon kennt man wenigstens einen Menschen, der so was kauft. In Deutschland gibt es 40,3 Millionen Haushalte und Ikea kann nicht überall sein. Ein Blick auf die Leserbriefseite der “Bild”-Zeitung oder in die Kommentarspalten von Online-Medien beweist, dass auch die Aufklärung noch nicht überall sein kann.

Eigentlich hat sich wenig geändert (oder alles, dann aber mehrfach), aber Deutschland wird heute … Entschuldigung, ich wollte gerade “Deutschland wird heute von Berlin aus regiert” schreiben, was völliger Unfug gewesen wäre, weil Deutschland nachweislich nicht regiert wird. Die deutsche Hauptstadt ist also heute Berlin, eine Stadt, die eigentlich gar nicht zum Rest Deutschlands passt: Eine Metropole, von der vor allem Ausländer schwärmen, sie sei der Ort, an dem man jetzt sein müsse. Ganze Landstriche in Schwaben und Ostwestfalen liegen verlassen da, weil ihre Kinder das Glück in der großen Stadt suchen. Von Bonn wurde solches nie berichtet.

Am Samstag war ich nach rund zwanzig Jahren mal wieder in Bonn. Der erste Taxifahrer, zu dem ich mich in Auto setzte, konnte nicht lesen und schreiben, was die Bedienung seines Navigationsgeräts schwierig machte. Der zweite musste seinen Kollegen fragen, wo die gesuchte Straße liegen könnte. Ich wollte in eine Neubausiedlung, erstaunlich, dass es das in Bonn gibt. Ich saß auf dem Beifahrersitz in der freudigen Erwartung eines Deutschlandbildes voller Bungalows und Gartenzwerge, aber Bonn sah eigentlich aus wie überall. Für einen Moment fühlte ich mich sehr zuhause.

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Unterwegs

New York, New York

Die Freiheitsstatue vor New York

Unsere Autorin Annika fliegt in Kürze nach New York City. Wie schon im Januar mit San Francisco habe ich auch diesmal wieder einen kleinen Reiseführer zusammengestellt — aber weil ich nur vier Tage in New York war, gibt es diesmal nicht drei Teile, sondern nur einen, in dem dafür so ziemlich alles abgeklappert wird, was man in vier Tagen machen kann. Nur der obligatorische Ausflug auf einen der noch stehenden Wolkenkratzer fehlt hier — die waren mir einfach zu teuer.

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Gesellschaft Leben

Die Ursachenvermutung von Köln

Gestern hat ein Haus in Köln das getan, was Häuser nicht tun sollten, wozu sie aber doch immer mal wieder neigen: Es ist eingestürzt. Über den Versuch, das Ganze medial zu featuren, habe ich mich bereits in meinem Blog auf freitag.de ausgelassen.

Statistisch gesehen ist die zweithäufigste Beschäftigung von Häusern nach “Rumstehen” wohl “Einstürzen”. Die Geschichte, ja sogar die Literaturgeschichte ist voll von Mauern, Türmen und Häusern, die eingestürzt sind. Meistens fand sich irgendein Grund, der nicht selten recht banal war.

Gestern hatte sich der Staub noch nicht gelegt, da mutmaßten die ersten Menschen schon, es könne ja eigentlich nur am Bau der neuen Kölner U-Bahn-Linie liegen. Es war von Tagesbrüchen die Rede (die sich bisher nicht bestätigt zu haben scheinen) und von schiefen Kirchtürmen.

Nun ist die Geschichte der Kölner Nord-Süd-Bahn tatsächlich eine Geschichte vieler, vieler Zwischenfälle, die die Frage aufkommen lassen, ob da eigentlich vorher mal jemand nachgeguckt hat, durch was für ein Erdreich man die Tunnel zu schlagen gedenkt und ob das möglicherweise Folgen haben könnte (Grundwasser, Verdrängung, man kennt das ja).

Trotzdem habe ich mit der sofortigen Schuldzuweisung so meine Probleme, was daran liegen könnte, dass ich einer Familie entstamme, die seit Generationen Landschaften unterhöhlt und Häuser baut. Millimeterbreite Risse in den Wänden können die Vorboten einer nahenden Katastrophe sein — oder millimeterbreite Risse, die sich bis zur Wiederkehr Christi kaum verändern. Hinterher weiß man es immer genau.

Es verwundert, dass niemand (nicht einmal der aufgekratzte Moderator bei n-tv) die Frage stellte, ob ein Terroranschlag auszuschließen sei. Immerhin gäbe es doch gute Gründe, 2000 Jahre Stadtgeschichte einer erzkatholischen Stadt, in der im letzten Jahr ein Anti-Islam-Kongress stattfinden sollte, einfach mal so eben wegzupusten. Aber Terrorismus, das war die Welt A.O. (Ante Obama), heutzutage hat die Bundesregierung ja ein viel wirkungsvolleres Schreckgespenst gefunden, um Grundrechte einzuschränken: Kinderpornographie. Die hat auch den Vorteil, dass man da nicht mehr mit “Kulturen” und “Unterdrückung” argumentieren muss und es selbst in linken Kreisen unüblich ist, damit auch nur heimlich zu sympathisieren. Jeder, der die Verbreitungswege von Kinderpornographie nicht brutalstmöglich einschränken will, ist selbst ein halber Kinderschänder — sagt zumindest Ilse Falk, die einzige Politikerin der Welt, die sich auch heute noch traut, George W. Bush zu zitieren.

Doch zurück zum Terrorismus, zurück zum U-Bahn-Bau: Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 sei aus einem Volk von 80 Millionen potentiellen Fußballbundestrainern eines von 80 Millionen Islam- und Terrorismusexperten geworden, hat der Kabarettist Volker Pispers mal gesagt. Heute sind es vermutlich 80 Millionen Tunnelbau-Ingenieure, die alle ganz genau wissen, warum das schief gehen musste.

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Bringing Down The House

Als im letzten Jahr mit dem BarCampRuhr in Essen das erste BarCamp für das Ruhrgebiet stattfand, stand das alte Karstadt-Stammhaus noch zum Teil.

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Foto: Freigabe von nerotunes

Einige Zeit später wurde das Gebäude dem Erdboden gleich gemacht. Aufgezeichnet wurde das Ganze von einer auf dem Dach des Unperfekthauses stehenden Kamera, die Bilder wurden jetzt in einen Zeitrafferfilm verwandelt. Bis Minute 1:30 passiert relativ wenig, danach geht’s aber ab.

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In vier Wochen findet das zweite BarCampRuhr wieder im Unperfekthaus statt, in diesem Jahr werden die Teilnehmer nicht mehr auf das alte Karstadt-Haus schauen, sondern auf die Baustelle der zweiten Hälfte des Einkaufszentrum am Limbecker Platz.

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Unterwegs

Oslog (7)

Kommen wir nun zu einem abschließenden Nachklapp zum by:Larm-Festival und dem damit verbundenen Oslo-Trip:

How to look at by:Larm (Montage: Lukas Heinser)

Eigentlich hätte ich so durch die Gegend laufen müssen, denn groteske Napoleon-Dynamite-Brillen und Ironie-Schnauzbärte scheinen im Moment der Renner unter den Musik-nahen Skandinaviern zu sein. Ansonsten machten diese aber einen ganz normalen und höflichen Eindruck.

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Versackzentrum

Beim großen Dinslakener Karnevals-Überschriften-Wettbewerb war die “Rheinische Post” bekanntlich vorgestern in Führung gegangen.

Das konnte die “Neue Rhein Zeitung” natürlich nicht auf sich sitzen lassen und legte heute nach:

Architektur: In der Altstadt versackt. NRZ, Niederrhein, 25.02.2009, Andreas Gebbink

Aber auch hier gilt wieder: Alles ganz anders gemeint.

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Musik Gesellschaft

Frittierte Rock-Nostalgie

Mit Nostalgie ist das ja immer so eine Sache: viele Dinge sonnen sich nur noch in ihrem einstigen Ruhm und sind bei genauer Betrachtung heute ganz schlimm. Led Zeppelin ohne Robert Plant, zum Beispiel, viele Fußballvereine oder auch Weihnachten mit der Familie.

Die Essener Grugahalle feiert in diesem Jahr ihren fünfzigsten Geburtstag. Sie ist Betongewordene Bonner Republik (Willy Brandt und Konrad Adenauer haben dort Reden gehalten), deren Architektur den Optimismus der 1950er Jahre perfekt wiedergibt und die deshalb ohne Mädchen in Petticoats und Männer mit Anzügen und Hüten antiker wirkt als so manch mittelalterlicher Sakralbau. Eine Cousine meines Vaters hat dort 1966 die Beatles live gesehen, was sie in der Verwandtschaft zu einer kleinen Berühmtheit macht.

Die Grugahalle ist untrennbar mit den legendären “Rockpalast”-Nächten des WDR verbunden, die damals noch live im Fernsehen übertragen wurden. Grateful Dead haben damals dort gespielt, Mitch Ryder und Bap. Und obwohl man meinen sollte, dass man mit Fernsehübertragungen von Konzerten nicht allzu viel falsch machen kann, ist auch der “Rockpalast” heute angestaubter denn je: Manuel Unger, für den man beim Ewige-Jugend-Sender Eins Live keine Verwendung mehr hatte, wird heutzutage mitten in die Livesets geschnitten und stellt dort Fragen, die älter sind als Peter Rüchel und Alan Bangs zusammen.

Aus den eingangs geschilderten gefährlichen Nostalgie-Gründen haben sich Grugahalle und WDR zusammengetan, noch einmal eine “Rockpalast”-Nacht auszurichten, deren Headliner Ben Folds und Travis die Hauptrolle in meiner ganz persönlichen Konzert-Nostalgie-Geschichte spielen. Es war also klar, dass ich gestern dabei sein musste.

Fast wäre daraus nichts geworden, denn die Securities am Eingang, die offenbar erst letzte Woche vom Department of Homeland Security abgeworben worden waren, wollten mich nicht in die Halle lassen, so lange ich ein Taschenmesser in meiner Hosentasche hatte. Sowas könne man nie mit reinnehmen, erklärte mir der überaus unfreundliche Schrank, und riet mir, das Messer wegzuwerfen. Da ich erstens mit meinem Schweizer Messer bisher bei keinem Konzert und Stadionbesuch Probleme gehabt hatte und ich zweitens keine 15 Jahre alten Wertgegenstände in Mülltonnen zu werfen pflege, musste ich mir erst einmal ein gutes Versteck (im Radkasten eines WDR-LKW) suchen. Auch bei meinem zweiten Versuch, die Halle zu betreten, wurde ich gründlicher abgesucht als am New Yorker Flughafen JFK. Aber man kennt ja die Gefahren, die von verliebten Teenagern in Chucks und ergrauten Rockfans ausgehen. (Dass natürlich fast jeder Besucher mit einem Videohandy in die Halle gehen durfte, mit dem er Urheberrechtsverletzungen in Millionenhöhe begehen könnte, steht auf einem anderen Blatt.)

Als ich dann endlich in der Halle war, hatte ich The Rascals schon verpasst, was angeblich nicht weiter schlimm war. Der Hallenboden war notdürftig mit sich wellendem PVC ausgelegt, die Halle selbst in der Mitte mit Vorhängen abgetrennt. Es sah aus, wie es eben in Mehrzweckhallen aussah, bevor sie “Kölnarena” und “O2 World” hießen”, und roch fürchterlich nach Frittierfett, was an der Imbisstheke im Erdgeschoss lag, die (samt Belegschaft und Würstchen) vermutlich auch schon bei den Beatles dort stand. Es fällt schwer, sich ein würdeloseres Ambiente für seine Lieblingskünstler auszudenken, ohne die Begriffe “Möbelhaus” oder “Autohaus” zu verwenden. Und dann spielten Glasvegas irgendwelchen düsteren Joy-Division-Indierock.

Fleet Foxes live on stage

Es konnte also nur noch besser werden, als die Fleet Foxes die Bühne betraten. Ihr Auftritt war noch besser als der in Haldern, was unter anderem daran lag, dass sie nur noch knapp ein Drittel ihrer Brutto-Spielzeit mit Pausen verbrachten und nicht mehr die Hälfte. Sänger Robin Pecknold, der sich vorher via iPhone noch informiert hatte, was für eine Stadt Essen überhaupt ist, nutzte gleich mal die Gelegenheit, sich über den Namen “Rockpalast” lustig zu machen, und die ganze Band versuchte sich in krassen Rockerposen. Dann stimmten sie wieder ihren vierstimmigen Gesang an und zupften ihre großartigen Folksongs. Weder Musik noch Aussehen der Band deuteten auf das Jahr 2008 hin.

Donavon Frankenreiter verfolgte ich aus einiger Entfernung im Sitzen. Es war netter Pop zwischen Jack Johnson und Jason Mraz, aber ich musste ja eh meine Kräfte sparen.

Ben Folds live on stage

Denn dann kam Ben Folds auf die Bühne. Anders als zu Zeiten seines Trios Ben Folds Five war Folds diesmal tatsächlich zu fünft, um den Sound seines neuesten Albums möglichst originalgetreu auf die Bühne zu bringen. Entsprechend opulent klang das Ganze, dafür gab es – bei knapp fünfzig Minuten Spielzeit kein Wunder – keinerlei Improvisationen und auch keinen einzigen Ben-Folds-Five-Song. Dafür gab es von “Dr. Yang” und “Bitch Went Nutz” je gleich zwei Versionen — einmal die vom neuen Album und einmal die vom Fake-Album, das Folds zuvor über Tauschbörsen verteilt hatte. Es war ein (bis auf gelegentliche Textaussetzer) höchst professioneller Auftritt, und trotzdem fehlte etwas.

Travis live on stage

Dieses Etwas, das wir “Seele” nennen wollen, kam dann mit Travis auf die Bühne. Die rocken ja seit Neuestem wieder und klangen entsprechend stürmisch wie lange nicht mehr. Zwischen die neuen Songs und die umjubelten Hits der mittleren Phase hatten sie ein paar Uralt-Songs ins Set gepackt, darunter “U16 Girls”, das ich noch nie live gehört hatte, und “Falling Down”, das Fran Healy gleich mal inmitten des Publikums sang. Als sie dann im Zugabenblock noch “Flowers In The Window” nur mit Akustikgitarre (und ohne irgendeine Form von Verstärkung) spielten, war die Lagerfeueratmosphäre komplett und ich war mir sicher, das beste Travis-Konzert meines Lebens gesehen zu haben (es war mein fünftes insgesamt). Auch die zwischendurch aufkommende Frage, warum man sich überhaupt noch Livekonzerte (und mit ihnen ein oft nervtötendes Publikum) antun muss, wurde in dem Moment beantwortet, als ich einen älteren Herrn, der mich an meinen früheren Mathelehrer erinnerte, bei Travis strahlend im Takt wippen sah. Sowas sieht man im Fernsehen ja nie.

Vor der Halle wurde ich dann aber wieder von der kalten Essener Realität eingeholt, als ich feststellte, dass der Nachtbus mitnichten an der Haltestelle “Messe/Gruga” abfuhr, an der ich stand, sondern offenbar an einer namensgleichen irgendwo anders. (Es sei hier nur noch einmal daran erinnert, dass das Ruhrgebiet und Essen insbesondere in dreizehneinhalb Monaten “Kulturhaupstadt Europas” genannt werden wollen und Gäste aus der ganzen Welt erwartet werden. Da wäre es natürlich hilfreich, wenn sich auch fremdsprachige Besucher in dieser Katastrophe von Städtebau und ÖPNV bewegen könnten — etwas, was heute nicht mal Anwohnern der Nachbarstädte gelingt.)

Am Wochenende 6./7. Dezember wird die “Rockpalast”-Nacht von gestern im WDR Fernsehen ausgestrahlt.

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Unterwegs

Buchstaben über der Stadt

Ich habe Radiosendungen und Filme darüber gemacht, habe mein Blog und das von anderen Leuten vollgeschrieben. Vermutlich gibt es nur noch eine journalistische Form, in der ich mich noch nicht über Dinslaken geäußert habe: die Bildergalerie.

Dinslaken (Schriftzug)

Und genau das soll heute anders werden, denn ich habe das Wochenende bei den Eltern mal genutzt, um Ihnen Dinslaken von allen Seiten zu zeigen. Danach werden Sie verstehen, warum ich Marl so schön fand.

Bevor wir loslegen, sollten Sie das gigantische Stadtporträt auf der offiziellen Website der Stadt lesen und sich folgenden Satz immer vor Augen halten:

Spektakuläres, Gigantisches oder Dinge mit dem Etikett “Das muss man unbedingt gesehen haben” sucht der Besucher vergeblich.

Und obwohl damit eigentlich alles gesagt ist, geht es jetzt erst los:

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Unterwegs Kultur

Hoffentlich ist es Beton

Ruhr-Uni Bochum

Wenn Menschen verreisen, geben sie viel Geld aus um weit weg zu kommen, dorthin, wo’s schön ist. Wenn sie dann wieder heimkehren, denken sie “Ach, schrecklich, wie das hier aussieht”, und die ganze Erholung ist weg. Warum fahren sie also nicht in die nähere Umgebung, gucken sich dort die Tagebaugebiete, Fußgängerzonen und Gefängnisse an und sind ganz entzückt, wenn sie endlich wieder zuhause sein dürfen?

Ich war also am Dienstag in Marl. Die Innenstadt wurde in den 1960er Jahren am Reißbrett entworfen und war damals sicher visionär: ein Einkaufszentrum amerikanischer Bauart, davon ausgehend verschiedene Wohn-Hochhäuser, ein klar strukturiertes, dabei aber luftiges Rathaus, ein künstlicher See. Wenn man in der Dämmerung durch den Nieselregen schlurft (wie Stefan am Montag), wirkt dieser Ort wie der post-apokalyptische Schauplatz einer Architekturschau längst vergangener Epochen, aber man ahnt, wie begeistert die Macher von ihren Ideen waren, wie durchdacht und modern diese Stadt einmal gewesen sein muss. Nur leben wollen die Leute so nicht und ohne Anzüge und Petticoats wirken sie dort auch seltsam deplatziert.

Es ist das Schicksal mindestens einer Generation deutscher Architekten und Stadtplaner, dass ihre hehren Pläne und Konzepte kolossal gescheitert sind. Wie oft höre ich, die Ruhr-Uni Bochum sei ja “so hässlich”, dabei sieht sie kaum anders aus als die Universitätsneubauten in Düsseldorf, Dortmund, Duisburg, Essen, Bielefeld oder Paderborn. Genau genommen ist die Ruhr-Uni sogar von einer viel höheren Qualität: klar strukturiert, ohne Schnörkel und anheimelnde Gemütlichkeit, nur gebaut, um möglichst vielen Arbeiterkindern die Möglichkeit eines Hochschulstudiums zu bieten. Ein Blick in die hell erleuchteten Zimmer des Nachbarhauses bringt hässlicheres zu Tage.

Christuskirche DinslakenIn Dinslaken wurde im vergangenen Jahr die evangelische Christuskirche abgerissen, weil sie zu nah an den anderen Kirchen lag und ihr Erhalt zu teuer war. Der Betonbau aus den späten 1960er Jahren war immer unbeliebt gewesen: groß, kalt, mit der Ausstrahlung einer Mehrzweckturnhalle. Selbst unter Aufbringung von christlicher Nächstenliebe und kulturellem Verständnis war die Kirche hässlich – und doch war zum Beispiel die Idee, bei der Gestaltung der “Fenster”, die eher kleine farbige Lichtlöcher in Betonelementen waren, völlig auf Motive zu verzichten, eine konsequente bauliche Umsetzung des Protestantismus gewesen. Den Vorschlag, einfach die klassizistische Schwesterkirche abzureißen, hätte nie jemand zu äußern gewagt – mal davon ab, dass diese natürlich unter Denkmalschutz steht und gerade frisch restauriert war.

Und so wird zur Zeit in weiten Teilen Deutschlands eine ganze Epoche der Architekturgeschichte aus den Stadtbildern entfernt: die der Nachkriegsarchitektur. Natürlich hatte damals kaum jemand ahnen können, wie schrecklich nackter Beton im Laufe der Zeit aussehen würde, aber diese Architektur war nicht nur unglaublich funktional, sie hatte dabei auch nicht selten tolle Details und die Kunst am Bau. Diese Gebäude, die ja weißgott nicht alle hässlich sind, gehören zur deutschen Geschichte wie römische Siedlungen, Barockschlösser, faschistische Protzbauten und das Bauhaus. Ihr Verschwinden aus den Stadtbildern verzerrt die Geschichte und endet in einem Revisionismus, der sich zum Beispiel in den Bestrebungen zeigt, das Berliner Stadtschloss wieder aufzubauen – oder auf die Spitze getrieben in den Braunschweiger Schlossarkaden.

AT&T Switching Center, New York

Pathetisch gesprochen stehen Marl und all die Städte, die so ähnlich konzipiert wurden, für eine gescheiterte Utopie. Sie sind betongewordene Sozialdemokratie. Die Menschen wollten nicht in Etagenwohnungen mitten in der Stadt wohnen und auf riesige Betonfläche gucken, sie wollten in die Vorstädte, wo sie bizarrerweise nun Häuser bewohnen, die sich untereinander gleichen wie damals die Wohnungen im Hochhaus. Die Berliner Gropiusstadt und Köln-Chorweiler sind in einer Dimension gescheitert, wie sie nur in der Architektur möglich ist, die Stuttgarter Weißenhofsiedlung und die Berliner Wohnmaschine hingegen gelten immer noch als Vorzeigeobjekte. Woran das nun wieder liegt, kann ich mir auch nicht erklären. Vielleicht ist Brasília auch nicht deshalb so schön, weil es von Oscar Niemeyer entworfen wurde, sondern weil dort so häufig die Sonne scheint.

Eines der merkwürdigsten Neubauprojekte, das ich aus der Nähe mitbekommen habe, ist die Neue Mitte Oberhausen, ein künstliches Stadtzentrum mitten in einem früheren Industriegebiet. Das ganze Areal wirkt ein bisschen unnatürlicher als Disneyland, wird aber mit großer Begeisterung angenommen. Wohnhäuser gibt es keine, aber das riesige Einkaufszentrum “CentrO” mit angeschlossener Gastronomie-Promenade. Die seelenlose Beliebigkeit eines internationalen Flughafens scheint den Besuchern nichts auszumachen, aber selbst wenn: auf dem Gelände gibt es einen Irish Pub, der das Konzept Irish Pub sklavisch und bis zur Übertreibung einhält. Junge Menschen können sich in einem völlig künstlichen, aber realistischen Gebäude betrinken, das jünger ist als sie selbst, aber nach jahrhundertealter Tradition aussieht.

Und mit der Frage, ob falsche Gemütlichkeit wirklich echter Kälte vorzuziehen ist, möchte ich Sie in die Nacht entlassen. Allerdings nicht, ohne vorher auf restmodern.de hingewiesen zu haben, wo man sich einen schönen Überblick über die Nachkriegsarchitektur in Berlin verschaffen kann.

Hinterhof in Chicago
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Leben

Was kommt

Bochum hat 374.000 Einwohner, aber bis zum letzten Mittwoch gab es in der Innenstadt kein Geschäft, in dem man Audiokassetten, höherwertiges Druckerpapier oder DVDs hätte kaufen können. Am Donnerstag eröffnete dann endlich der neue “Saturn” im alten Kortum-Haus. Zum Verkaufsstart um sechs Uhr morgens kamen sagenhafte fünfhundert Leute, was nicht nur Djure zu der Vermutung bringt, dass das mit dem Verinnerlichen der Metropolregion Ruhr noch einige Zeit dauern wird.

Ich selbst war Donnerstagabend nach der Uni da, was insofern eine unbeschreiblich bescheuerte Idee war, als zur gleichen Zeit der Weihnachtsmarkt eröffnet wurde und die Leute zwischen Glühwein und Bratwurst noch Lust auf Schlangestehen im neueröffneten Elektroniktempel hatten.

In diesem selbst merkt man nicht mehr viel von der Geschichte des Hauses, es sieht aus wie in jedem zweiten “Saturn”-Markt (nämlich in den etwas edleren Ausgaben). Das beeindruckende alte Treppenhaus ist verschwunden, aber man muss davon ausgehen, dass das Haus sonst noch hundert Jahre leer gestanden hätte. Dafür wird deutlich, dass sich die Macher ein paar Gedanken über den Ort gemacht haben: auf den Gegengewichten der verglasten Fahrstühle findet sich die erste Strophe des Steigerlieds.

Auch bei den Eröffnungs-Angeboten bewies “Saturn” ein Gespür für Lokalkolorit: So gab es die DVD der im Kortum-Haus gedrehten Miniserie “Der große Bellheim” für 9,99 Euro und Herbert Grönemeyers Album “4630 Bochum” für 4,99 Euro. Nach dem Ansturm auf dieses 23 Jahre alte Album dürfte die CD jetzt in jedem Bochumer Haushalt zu finden sein. In meinem übrigens auch.

Ansonsten gab es aber nicht allzu viel zum Angucken oder Kaufen, es war einfach zu voll. Schnell noch “The Spaghetti Incident?” von Guns N’ Roses für 4,99 Euro und einen Ein-Gigabyte-USB-Stick für 6,99 Euro (auch der ging geschätzte 374.000 Mal weg) mitgenommen und nach nur fünf Minuten an einer der extra eingerichteten Sonderkassen war ich draußen. Es war voll, es war trotz Weihnachtsmarkt viel zu warm und es war in der Summe unglaublich nervig. Ich stopfte mir meine Ohrstöpsel in die Hörmuscheln, drehte meinen MP3-Player etwas lauter als sonst üblich (und vermutlich auch als schicklich) und stapfte von dannen.

Es ist gut zu wissen, dass ich jetzt Audiokassetten, höherwertiges Druckerpapier und DVDs auch in Bochum kaufen kann und ich noch dazu in den Genuss komme, meine CD-Sammlung mit älteren Tonträgern zu Ramschpreisen komplettieren zu können.

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Unterwegs

Mein Berlin

Weil ich ja eh schon mal mit der Videokamera in Berlin war und in den vergangenen Jahren touristisch schon wirklich alles abgeklappert hatte, was da war, habe ich mir diesmal gedacht: Sei doch ein bisschen altruistisch und gib deinen Lesern, die vielleicht noch nie in Berlin waren, vielleicht nächste Woche hinwollen, auch etwas mit.

Herausgekommen ist ein kleiner Film, der völlig unprätentiös “Mein Berlin” heißt und den man sich bei YouTube ansehen kann. Oder gleich hier:

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