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Latte niedriger gelegt

heute-online.ch, 7. April:

Flotter Dreier mit Shakira auf Sextape?

orf.at, 9. April:

Shakira: Beim flotten Dreier gefilmt?

nachrichten.ch, 9. April:

Shakira beim flotten Dreier gefilmt?

mtv.de, 9. April:

Sexvideo - Jetzt auch Shakira?

rp-online.de, 9. April:

Erpressung mit Shakira-Sex-Video?

Alle die­se Fra­gen las­sen sich recht ein­fach beant­wor­ten:

NEIN!

Wenn die Men­schen, die die­se Über­schrif­ten in ihre Redak­ti­ons­sys­te­me getippt haben, am glei­chen Com­pu­ter kurz eine Goog­le-Anfra­ge (in etwa shaki­ra sex tape oder art­ver­wand­tes) gestar­tet hät­ten, wären sie even­tu­ell auf die­se neu­see­län­di­sche Nach­rich­ten­sei­te gesto­ßen, auf die­ses Blog bei sfgate.com oder auf die­sen Bei­trag bei popcrunch.com. Sie hät­ten bin­nen Sekun­den her­aus­ge­fun­den, dass die „Gerüch­te“, nach denen „angeb­lich“ ein Video exis­tie­ren „soll“, das Shaki­ra bei einem „flot­ten Drei­er“ zeigt, auf einem April­scherz beru­hen.

Als schwei­zer, öster­rei­schi­sche und deut­sche Medi­en die Geschich­te am Mitt­woch die­ser Woche auf­zu­grei­fen began­nen, war also schon vier bis sechs Tage klar, dass sie nicht stimmt. Bei mtv.de frag­te ein Kom­men­ta­tor bereits am Mitt­woch­abend, war­um man dort einen auf­ge­klär­ten April­scherz ver­brei­te – und erhielt wenig über­ra­schend kei­ne Ant­wort. Die schwei­zer Bou­le­vard-Sei­te 20minuten.ch hat ihre Geschich­te vom Diens­tag ohne einen wei­te­ren Kom­men­tar aus dem Netz genom­men, im Goog­le-Archiv kann man sie aber noch nach­le­sen und sich dar­über wun­dern, dass dem zustän­di­gen Mit­ar­bei­ter bei sei­ner angeb­li­chen Online­re­cher­che nichts auf­ge­fal­len sein soll:

Wie der Online­dienst und wei­te­re Blogs berich­ten, soll das ero­ti­sche Streif­chen ein offi­zi­el­les Beweis­stück in einem Pro­zess sein, den Sanz gegen zwei ehe­ma­li­ge Ange­stell­te füh­re.

Der „Ber­li­ner Kurier“ geht ges­tern (10. April) zwar auf die Zwei­fel an der Geschich­te ein

Pech nur, dass die Pop-Ama­zo­ne und ihre zwei Gala­ne von dem Drei­er gar nichts mit­be­kom­men haben wol­len. Ver­tre­ter des Tri­os sag­ten: „Es gibt kei­ne Mög­lich­keit, dass ein sol­ches Video exis­tiert. Es han­delt sich um ein bös­ar­ti­ges Gerücht ohne Basis.“

schafft aber in der Über­schrift kacken­dreist Fak­ten:

Shakira beim Sex mit zwei Männern gefilmt

Beson­ders beein­dru­ckend ist natür­lich das, was Radio NRJ schreibt, wo man die Mel­dung offen­bar als ers­tes deutsch­spra­chi­ges Medi­um ver­brei­te­te:

Sowohl Shaki­ra als auch Anto­nio de la Rúa und Ale­jan­dro Sanz demen­tie­ren die Berich­te. Von einem April-Scherz ist die Rede…

Ich weiß jetzt einen wei­te­ren Grund, war­um ich April­scher­ze has­se: Weil Jour­na­lis­ten den Blöd­sinn auch nach der Auf­klä­rung noch wei­ter­ver­brei­ten.

[via die Kom­men­ta­re bei Ste­fan Nig­ge­mei­er]

Nach­trag, 16:55 Uhr: Bei RP-Online hat man’s bemerkt und reagiert ent­spre­chend:

RP-Online entschuldigt sich.

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Kurt Beck wird Kanzlerkandidat der SPD

Nen­nen Sie mich humor­los, aber ich has­se April­scher­ze. Ich wer­de jeden, der sich heu­te dar­an ver­sucht, für min­des­tens 15 Minu­ten ver­ach­ten.

Das liegt unter ande­rem an dem Trau­ma, das ich erlitt, als ich vor zehn Jah­ren fest­stell­te, dass es den von der Film­zeit­schrift „Cine­ma“ ange­kün­dig­ten Director’s Cut von James Came­rons „Tita­nic“ (inkl. Gast­auf­tritt von Arnold Schwar­zen­eg­ger als Kell­ner) nie geben wird. Ich stand schon fast an der Kino­kas­se, als ich den „Witz“ bemerk­te.

April­scher­ze funk­tio­nie­ren nach dem Prin­zip „Freu­de plus Fall­hö­he“, bzw. „Ärger plus Fall­hö­he“: Man erzählt eine Geschich­te, bei der sich die Zuhö­rer auf etwas freu­en, das nie kom­men wird, oder sich über etwas ärgern, das nie statt­ge­fun­den hat. Kin­der oder ande­re logisch den­ken­de Wesen wür­den das „Lügen“ nen­nen.

Als Chuck Klos­ter­man heu­te vor zwei Jah­ren das ewig ver­scho­be­ne Guns‑n‘-Roses-Album „Chi­ne­se Demo­cra­cy“ rezen­sier­te, war das schon irgend­wie wit­zig, aber nicht halb so gut wie die letz­te Woche ange­kün­dig­te (offen­sicht­lich ernst gemein­te) PR-Akti­on von Dr Pep­per zum The­ma.

Wenn ich mir so anse­he, wie viel Mühe sich man­che Medi­en mit der Vor­be­rei­tung ihres April­scher­zes gege­ben haben, dann weiß ich auch, wie­so die­se den Rest des Jah­res über so schwach sind. Bei ande­ren wür­de eine wei­te­re Falsch­mel­dung gar nicht auf­fal­len.

Aller­dings muss ich der Fair­ness hal­ber sagen, dass es zumin­dest immer mal wie­der ein paar sehr lie­be­voll durch­dach­te April­scher­ze gab und ver­mut­lich auch geben wird: Das WDR-„Zeitzeichen“ brach­te vor vie­len Jah­ren einen Bericht über die Ein­füh­rung von Säch­sisch als Unter­richts­fach in der DDR und bei Spie­gel Online eines­ta­ges fin­det sich die schö­ne Geschich­te aus dem „Guar­di­an“ von 1977 über die Ent­de­ckung der Insel­re­pu­blik San Ser­rif­fe. Aber wenn ich auf die rein­ge­fal­len wäre, hät­te ich sie ver­mut­lich auch doof gefun­den.