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An einem anderen Tag gestorben

Natür­lich fehlt in den Pres­se­be­rich­ten jetzt wie­der jed­we­der Hin­weis dar­auf, dass James Bond in Wat­ten­scheid gebo­ren wur­de. So steht es in der „auto­ri­sier­te Bio­gra­fie von 007“, die John Pear­son, der ehe­ma­li­ge Assis­tent von James-Bond-Erfin­der Ian Fle­ming, 1973 ver­öf­fent­licht hat, und weil die Wattenscheider*innen immer noch nicht dar­über hin­weg sind, dass ihre Stadt seit 1975 zu Bochum gehört, kon­zen­triert sich ihr Stolz eben auf die­sen Fakt. Das Stadt­mar­ke­ting wei­det die­sen Umstand mit einer Hin­ga­be aus, die schon in Essen und Gel­sen­kir­chen (of all places) eher pein­lich berührt zur Kennt­nis genom­men wird: Zum 100. Geburts­tag der Figur im Novem­ber 2020 gab es eine Pla­kat­ak­ti­on, Zei­tungs­an­zei­gen, eine Post­kar­ten-Edi­ti­on und die Bie­re „James Blond“ und „James Dun­kel­blond“ in der Tou­rist­info zu erwer­ben. Eine geplan­te Foto­ak­ti­on mit einem Dani­el-Craig-Dou­ble muss­te pan­de­mie­be­dingt eben­so abge­sagt wer­den wie eine Aus­stel­lung.

Gestor­ben ist der legen­dä­re Geheim­agent, da sind sich die meis­ten Fans sicher, nicht in den letz­ten Sze­nen von „Kei­ne Zeit zu ster­ben“, jenem vom Pech ver­folg­ten letz­ten Dani­el-Craig-Film, des­sen Film­start erst wegen des Abgangs des ursprüng­lich geplan­ten Regis­seurs Dan­ny Boyle („Train­spot­ting“, „28 Days Later“, „Slum­dog Mil­lionaire“) und dann wegen der begin­nen­den COVID-19-Pan­de­mie ins­ge­samt fünf Mal ver­scho­ben wur­de, son­dern am gest­ri­gen Don­ners­tag auf irgend­ei­nem Schreib­tisch, als die bis­he­ri­gen Produzent*innen Bar­ba­ra Broc­co­li und Micha­el G. Wil­son bekannt gaben, die krea­ti­ve Kon­trol­le an der Film­rei­he an Ama­zon MGM Stu­di­os abge­ge­ben zu haben.

Union Jack

Eben­so wie rich­ti­ge Geheim­dienst­ar­beit in der Regel aus der Lek­tü­re und Nie­der­schrift von Berich­ten besteht, ist die Geschich­te der James-Bond-Fil­me min­des­tens genau­so eine von Rech­ten (juris­ti­sche, nicht Nazis) wie von exo­ti­schen Dreh­or­ten und rie­si­gen Sets: Der kana­di­sche Film­pro­du­zent Har­ry Saltz­man und sein US-ame­ri­ka­ni­scher Kol­le­ge Albert R. Broc­co­li hat­ten 1961 die Fir­ma Eon Pro­duc­tions gegrün­det, nach­dem Saltz­man die Film­rech­te der Roman­rei­he von Ian Fle­ming erwor­ben hat­te. Eon ist eine Toch­ter­ge­sell­schaft der Dan­jaq, LLC, die eben­falls von Saltz­man und Broc­co­li gegrün­det wur­de (und nach den dama­li­gen Ehe­frau­en der bei­den benannt ist) und die die Rech­te an der Mar­ke „James Bond“ hält — was etwas ande­res ist als die Urhe­ber­rech­te der Fil­me und die der Bücher. 1975 ver­kauf­te Saltz­man sei­nen Anteil an die Film­fir­ma United Artists, die wie­der­um 1980 von MGM (die mit dem Löwen) über­nom­men wur­de.

Weil der Regis­seur und Pro­du­zent Kevin McClo­ry wegen eines kom­pli­zier­ten Urhe­ber­rechts­streits die Rech­te an Ian Fle­mings James-Bond-Roman „Thun­der­ball“ und der dort vor­kom­men­den Vebre­cher­or­ga­ni­sa­ti­on SPECTRE besaß, konn­te er 1983 unab­hän­gig von den Eon-Fil­men „Sag nie­mals nie“ dre­hen, ein fak­ti­sches Remake der „Thunderball“-Verfilmung „Feu­er­ball“, in dem Sean Con­nery im Alter von 53 Jah­ren zum aller­letz­ten Mal James Bond spielt. Albert R. Broc­co­li wie­der­um über­trug sei­nen Teil der Fir­ma vor sei­nem Tod 1996 an sei­ne Toch­ter Bar­ba­ra Broc­co­li und sei­nen Stief­sohn Micha­el G. Wil­son, die seit „Gol­de­nEye“ (1995) alle Bond-Fil­me pro­du­zier­ten. (Wil­son hat auch in unge­fähr jedem Film einen Mini-Gast­auf­tritt, was einem nur dann pene­trant erscheint, wenn man viel zu tief drin ist in der Mate­rie.) 2005 wur­den United Artists und MGM von Sony über­nom­men, wo sich die finan­zi­el­le Lage des Stu­di­os bald als so dra­ma­tisch erwies, dass die Pro­duk­ti­on des 23. Bond-Films, der spä­ter „Sky­fall“ wer­den soll­te, zunächst auf Eis lag. Nach einer  erfolg­rei­chen Chap­ter-11-Insol­venz (die gan­ze Num­mer mit den Bond-Ver­leih­rech­ten bei 20th Cen­tu­ry Fox, heu­te Dis­ney, und Uni­ver­sal erspa­re ich uns allen, denn es ist ja jetzt schon kom­pli­zier­ter als jeder John-le-Car­ré-Roman) fusio­nier­te MGM im Jahr 2022 mit Ama­zon Stu­di­os.

Eines der Opfer die­ser gan­zen „Succession“-mäßigen Unter­hal­tungs­in­dus­trie-Wir­run­gen ist James Bond: Nach „Kei­ne Zeit zu ster­ben“, dem letz­ten Film mit Dani­el Craig als Titel­held, soll­te eigent­lich ein neu­er Haupt­dar­stel­ler gefun­den wer­den. Krea­ti­ve Ent­schei­dun­gen hät­ten gefällt wer­den müs­sen: Macht man, wie schon bei Craigs ers­tem Auf­tritt in „Casi­no Roya­le“ einen erneu­ten reboot, also einen Neu­an­fang, der die bis­he­ri­gen Fil­me der Rei­he ver­wirft bzw. in ein Par­al­lel­uni­ver­sum ver­weist? Lässt man die neu­en Fil­me, wie Ian Fle­mings Roman­vor­la­gen, in den 1950er und 60er Jah­ren und damit im Kal­ten Krieg spie­len? Wird James Bond viel­leicht doch eine Frau? Für die­se Ent­schei­dun­gen waren eigent­lich immer Bar­ba­ra Broc­co­li und Micha­el G. Wil­son zustän­dig, bei Ama­zon fan­den sie aber offen­bar kei­ne Ansprechpartner*innen mehr, von denen sie sich aus­rei­chend wert­ge­schätzt fühl­ten: Im ver­gan­ge­nen Dezem­ber berich­te­te das „Wall Street Jour­nal“, dass Wil­son nur Gesprächspartner*innen in unte­ren Hier­ar­chie­rän­gen bekä­me und Broc­co­li die Ama­zon-Leu­te im pri­va­ten Rah­men als „fuck­ing idi­ots“ bezeich­net habe. Vor die­sem Hin­ter­grund liest sich die gest­ri­ge Ankün­di­gung nur zwei Mona­te spä­ter als Kapi­tu­la­ti­on der Denkmalpfleger*innen.

Broc­co­li und Wil­son hat­ten es mehr­fach geschafft, James Bond zu moder­ni­sie­ren: Mit­te der 1990er Jah­re, als Pier­ce Brosn­ans Bond-Lauf­bahn begann, konn­te ihn sei­ne Che­fin M (Judi Dench) als „sexis­ti­schen Dino­sau­ri­er“ und „Relikt des Kal­ten Krie­ges“ ver­spot­ten und den (aus heu­ti­ger Sicht wirk­lich ver­stö­ren­den) Sexis­mus der alten Fil­me so wenigs­tens werk­im­ma­nent kom­men­tie­ren. 2006, als es mit Dani­el Craig tat­säch­lich zurück auf Anfang ging (irri­tie­ren­der­wei­se immer noch mit Judi Dench als M, aber wer wür­de die­ser Cas­ting-Ent­schei­dung wider­spre­chen wol­len?), ori­en­tier­ten sich die Fil­me an der schrof­fen Ästhe­tik der damals sehr erfolg­rei­chen Jason-Bourne-Fil­me mit Matt Damon. Das wären einer­seits gute Argu­men­te, das Duo wie­der mit einer Neu­erfin­dung der Rei­he zu beauf­tra­gen. Ande­rer­seits ist Wil­son inzwi­schen 83 und bei Ama­zon sit­zen Men­schen, die weni­ger als halb so alt sind, das Ekel­wort „con­tent“ benut­zen und auf­grund von sekun­den­ge­nau­en Aus­wer­tun­gen des eige­nen Strea­ming-Ange­bots genau zu wis­sen glau­ben, was die Leu­te inter­es­siert und was nicht. Das ist ein üble­res Auf­ein­an­der­tref­fen zwei­er Wel­ten als in der Sze­ne mit Bros­nan und Dench.

Außer­dem hat­te die Rei­he nach „Sky­fall“ auch arg ihr Mojo ver­lo­ren: In „SPECTRE“ und „Kei­ne Zeit zu ster­ben“ konn­ten die nach wie vor beein­dru­cken­den set pie­ces von den Dreh­bü­chern nur noch bedingt zusam­men­ge­hal­ten wer­den. Zu drin­gend woll­ten die Macher die Vebre­cher­or­ga­ni­sa­ti­on SPECTRE, deren Rech­te sie gera­de nach den oben ange­deu­te­ten jahr­zehn­te­lan­gen Rechts­strei­tig­kei­ten end­lich erwor­ben hat­ten, in die bereits bestehen­de Geschich­te ein­flech­ten, wes­halb die gan­ze Moti­va­ti­on und der gan­ze Hand­lungs­bo­gen des „Skyfall“-Bösewichts Sil­va (Javier Bar­dem) nach­träg­lich unter den Bus bzw. den ent­gleis­ten U‑Bahn-Wag­gon gewor­fen wur­de. Chris­toph Waltz über­schritt als unge­fähr sieb­te Ite­ra­ti­on des Super­schur­ken Ernst Stav­ro Blo­feld die Gren­zen zur Selbst­par­odie, nur um dann in „Kei­ne Zeit zu ster­ben“ nach einem Kli­schee-Mono­log urplötz­lich abge­murkst zu wer­den. Die Film­rei­he war – wie zuletzt im berüch­tig­ten letz­ten Pier­ce-Bros­nan-Auf­tritt „Stirb an einem ande­ren Tag“ – ein­mal mehr aus der Kur­ve getra­gen wor­den.

Tower Bridge, Frontalansicht

Mei­ne per­sön­li­che Bond-Sozia­li­sa­ti­on begann 1995 in der Licht­burg in Dins­la­ken an der Sei­te mei­nes Vaters mit besag­tem „Gol­de­nEye“. Ich war gera­de zwölf und ent­sprach damit der Alters­frei­ga­be (die Vor­stel­lung, den Film in andert­halb Jah­ren mit mei­nem Sohn zu schau­en, irri­tiert mich gera­de aller­dings sehr), es war mein ers­ter „Erwachsenen“-Film, der Titel­song kam von Tina Tur­ner und der Cha­rak­ter der Xenia Ona­topp (Fam­ke Jans­sen), einer Schur­kin, die Män­ner beim Geschlechts­akt mit ihren Schen­keln ermor­det, sorg­te für ein irri­tier­tes ers­tes sexu­el­les Erwa­chen. Woll­te ich wie James Bond sein? Wohl kaum. Aber ich woll­te sol­che Fil­me machen, wes­halb die meis­ten Heim­vi­de­os, die ich als Teen­ager mit mei­nen Freun­den und Geschwis­tern dreh­te, auch James-Bond-Par­odien rund um unse­rem eige­nen Geheim­agen­ten Johann Bünett waren („James und Johann sind bei­des But­ler-Namen und statt ‚blond‘ ohne L halt ‚brü­nett‘ ohne R“, wie mein Schul­freund Ben­ja­min tod­si­cher aus­ge­führt hat­te).

Mit einer Ener­gie, die nur Nerd-Kin­der ohne Com­pu­ter an den Tag legen kön­nen, ver­schlang ich alle gedruck­ten Infor­ma­tio­nen über die damals schon mehr als 30 Jah­re lau­fen­de Film­rei­he, so dass ich Euch die oben auf­ge­führ­ten juris­ti­schen Pro­ble­me schon mit 13, 14 hät­te refe­rie­ren kön­nen. Da mein Schlag­zeug­leh­rer eben­so gro­ßer Fan war und alle Fil­me auf VHS besaß, war ich nicht zwin­gend auf die Aus­strah­lun­gen im linea­ren Fern­se­hen ange­wie­sen — obwohl „Lizenz zum Töten“ für mich heu­te immer noch ein Weih­nachts-Vor­abend-Film ist, nur weil er zufäl­li­ger­wei­se am 23. Dezem­ber 1997 im Ers­ten gelau­fen war, als mei­ne Eltern im Wohn­zim­mer den Baum schmück­ten und ich den Film des­halb in Papas Arbeits­zim­mer gucken durf­te.

Die Dani­el-Craig-Ära begann im Novem­ber 2006, als ich gera­de für drei Mona­te in San Fran­cis­co leb­te, und tat­säch­lich hab ich bis heu­te kei­nen ein­zi­gen Craig-Bond in deut­scher Syn­chron­fas­sung gese­hen, weil es ab „Ein Quan­tum Trost“ (2008) dann auch in Bochum Film­vor­füh­run­gen im eng­lisch­spra­chi­gen Ori­gi­nal gab. Aber seit 2015 haben die „Mis­si­on: Impossible“-Filme bei mir eh „James Bond“ als liebs­te Agen­ten­film-Rei­he abge­löst.

Und jetzt? Unken die Fans im Inter­net, dass es das natür­lich gewe­sen sei mit James Bond. Ama­zon wer­de das fran­chise aus­schlach­ten und eine Art Mar­vel Cine­ma­tic Uni­ver­se (MCU) dar­aus erschaf­fen mit spin-offs, Fern­seh­se­ri­en, ori­gin sto­ries und ähn­li­chem Schnick­schnack. Gera­de Bar­ba­ra Broc­co­li hat­te bis zuletzt dar­auf beharrt, Bond-Fil­me als sin­gu­lä­re Ereig­nis­se alle zwei bis fünf Jah­re ins Kino zu brin­gen. Ver­glei­che wer­den gezo­gen zum „Star Wars“-Universum, das seit dem Ver­kauf von Lucas­film an Dis­ney auch sei­nen Reiz ver­lo­ren habe. Und da muss man jetzt vor­sich­tig sein: Ich sit­ze den gan­zen „Star Wars“-Fernsehserien auch rat­los gegen­über und fin­de, dass „Der Auf­stieg Sky­wal­kers“, der letz­te „Star Wars“-Film der drit­ten Tri­lo­gie aus dem Jahr 2019 sei­nen unmit­tel­ba­ren Vor­gän­ger „Die letz­ten Jedi“ in ähn­li­cher Wei­se ver­ra­ten hat wie „SPECTRE“ es mit „Sky­fall“ getan hat­te. Anders als vie­le „Star Wars“-Fans, die zumin­dest geis­tig das Arbeits­zim­mer ihres Vaters oder den Kel­ler ihrer Mut­ter nie ver­las­sen zu haben schei­nen, sehe ich das Pro­blem aber nicht in star­ken Frau­en­rol­len oder einem diver­sen cast.

Das Elend moder­ner Erzähl­wei­sen liegt für mich viel­mehr in dem unend­li­chen Breit­tre­ten von Cha­rak­te­ren und Hand­lungs­bö­gen (Stich­wort „hori­zon­ta­les Erzäh­len“, Stich­wort MCU), weil das teu­er erwor­be­ne intellec­tu­al pro­per­ty so stark wie mög­lich aus­ge­presst wer­den muss — da bin ich dann ganz bei Bar­ba­ra Broc­co­li, ihren event movies und ihrer Ableh­nung des Begriffs „con­tent“. (Die Iro­nie, dass wir hier über Bewegt­bild-Adap­tio­nen von Comic­buch-Rei­hen bzw. geho­be­ne­ren Gro­schen­ro­ma­nen spre­chen, ist mir dabei durch­aus bewusst, dan­ke der Nach­fra­ge!)

Fans, die sich im Inter­net empö­ren, die krea­ti­ve Kon­trol­le über künst­le­ri­sche Pro­jek­te zu über­las­sen, hal­te ich aller­dings für min­des­tens eben­so bescheu­ert, wie die­se Auf­ga­ben an die con­trol­ler abzu­ge­ben, die einem dank irgend­wel­cher Erhe­bun­gen erklä­ren wol­len, wel­che „Inhal­te“ gut „funk­tio­nie­ren“ — die Ergeb­nis­se die­ser Vor­ge­hens­wei­se kann man in den meis­ten Social-Media-Auf­trit­ten ehe­mals seriö­ser deut­scher Medi­en­mar­ken besich­ti­gen. Es gibt immer zwei Sor­ten Nerds: Die, die Musik hören und dann das Bedürf­nis haben, eine Band grün­den (oder fern­se­hen und dann eine Kame­ra in die Hand neh­men), und die, die Ver­kaufs­zah­len oder Ein­schalt­quo­ten stu­die­ren und dann dar­aus ablei­ten zu kön­nen glau­ben, was für Songs oder Fil­me erfolg­reich sein könn­ten. Ich war immer ent­schie­den im ers­ten Team.

Den rau­chen­den, trin­ken­den, schie­ßen­den und durch­aus auch sexu­ell über­grif­fi­gen James Bond der Roma­ne und frü­hen Fil­me könn­te man heu­te allen­falls als peri­od pie­ce insze­nie­ren, auch das ver­mut­lich nur mit irgend­ei­ner Art ein­ord­nen­dem Kom­men­tar. In Zei­ten, wo Typen wie Andrew Tate, Mark Zucker­berg und Joe Rogan ihre eher ver­stö­ren­de, weil unend­lich trau­ri­ge, Vor­stel­lung von Männ­lich­keit unge­fil­tert auf Mil­lio­nen Jun­gen und jun­ge Män­ner los­las­sen kön­nen und gif­ti­ge Männ­lich­keit eher wie­der auf dem auf- als auf dem abstei­gen­den Ast scheint, wür­de einer Judi Dench, die mal ordent­lich auf den Tisch haut, ver­mut­lich „can­cel cul­tu­re“ vor­ge­wor­fen wer­den, aber sie wäre not­wen­dig.

Eine beson­de­re Iro­nie liegt natür­lich dar­in, dass die Zukunft des berühm­tes­ten Geheim­agen­ten jetzt in den Hän­den eines Kon­zerns liegt, des­sen Grün­der so ein­deu­tig eine Check­lis­te der wich­tigs­ten Bond-Böse­wich­te abge­ar­bei­tet zu haben scheint: Er baut Rake­ten wie Hugo Drax („Moon­ra­ker“), besitzt eine wich­ti­ge Zei­tung wie Elli­ot Car­ver („Der Mor­gen stirbt nie“) und ist kahl­köp­fig wie Ernst Stav­ro Blo­feld bei meh­re­ren Auf­trit­ten. Aber wer weiß, viel­leicht will Jeff Bezos den Ant­ago­nis­ten im nächs­ten Film auch ein­fach selbst spie­len.

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Literatur Digital

Geliefert, (fast) wie bestellt

Vor rund zwei Mona­ten hat­te ich mir hier im Blog gewünscht, Ama­zon wür­de – ana­log zum neu­en „Auto Rip“-Angebot, bei dem man die Musik frisch bestell­ter CDs direkt als MP3s her­un­ter­la­den kann – auch die Tex­te gedruck­ter Bücher zusätz­lich noch als Datei aus­lie­fern.

Heu­te hat Ama­zon reagiert und „Kind­le Match­book“ vor­ge­stellt, mit dem man die digi­ta­le Fas­sung von Büchern her­un­ter­la­den kann, die man seit 1995 bei Ama­zon gekauft hat.

Zunächst in den USA.
Für einen Preis zwi­schen 0 und 2,99 Dol­lar.
Falls der jewei­li­ge Ver­lag mit­macht.

Aber ich fin­de, das ist schon mal ein ganz guter Anfang.

[via @Atmos_CH bei Twit­ter]

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Literatur Digital

cmd+F „Nachtigall“

Ver­gan­ge­ne Woche hat der Inter­net­ver­sand­händ­ler Ama­zon (bekannt für den Ver­sand von Inter­neten) in Deutsch­land sein Ange­bot „Auto­Rip“ gestar­tet. Die Idee dahin­ter: Wer bei Ama­zon eine CD bestellt, kann sofort die MP3-Ver­si­on des Albums her­un­ter­la­den, schon bevor der eigent­li­che Ton­trä­ger per Post zuge­stellt wur­de.

Kei­ne ganz neue Idee, aber auch kei­ne schlech­te: Gera­de der ehe­ma­li­ge Com­pu­ter­her­stel­ler Apple ist ja inzwi­schen dazu über­ge­gan­gen, sei­ne Gerä­te ohne CD/DVD-Lauf­wer­ke aus­zu­lie­fern, so dass man die Musik gar nicht mehr ohne wei­te­res auf den Rech­ner, den MP3-Play­er oder das Mobil­te­le­fon bekommt.

Ich habe noch einen rich­ti­gen Com­pu­ter (also einen mit Lauf­werk), wes­we­gen „Auto­Rip“ für mich eher einen theo­re­ti­schen Nut­zen hat. Mir greift das Kon­zept aber auch noch nicht weit genug – ich will das Glei­che für Bücher!

Ich gehe davon aus, dass ich mich nie­mals mit soge­nann­ten E‑Book-Rea­dern und Tablets anfreun­den wer­de. Dafür mag ich Bücher ein­fach zu sehr. Aber Bücher sind lei­der nicht voll­text­durch­such­bar.

Zwar ist mein Gehirn ganz gut dar­in, sich grob zu mer­ken, was ich wo gele­sen habe – aber die Suche nach der exak­ten Text­stel­le ist häu­fig anstren­gend und nicht sel­ten gar erfolg­los. Wie prak­tisch wäre es da, alle Bücher, die ich im Regal habe, auch noch mal als PDF auf der Fest­plat­te zu haben: Ich müss­te nur noch wis­sen, nach wel­chen Wör­tern ich suchen muss, und könn­te die ent­spre­chen­de Text­stel­le sekun­den­schnell fin­den und die ent­spre­chen­de Pas­sa­ge sogar direkt per Copy & Pas­te wei­ter­ver­ar­bei­ten! Und wenn ich nicht mehr wüss­te, in wel­chem der vie­len Bücher von Dou­glas Adams oder Max Goldt die­se oder jene Stel­le jetzt vor­kam, könn­te ich buch­über­grei­fend danach suchen! Das wäre mir bei Büchern ein bis zwei zusätz­li­che Euro wert!

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Not for sale

Am Sonn­tag­abend schau­te ich mir das auf DVD an, von dem ich annahm, dass es die letz­te Fol­ge „Skins“ sein wür­de: Die zehn­te Fol­ge der sechs­ten Staf­fel, die drit­te Gene­ra­ti­on der Haupt­cha­rak­te­re ist durch. Es war, nach einer schwer ent­täu­schen­den fünf­ten, eine erstaun­lich gute Staf­fel, die Zeit­an­zei­ge näher­te sich der 45-Minu­ten-Mar­ke und dann lief zur gro­ßen Abschluss­mon­ta­ge ein Lied, das ich auf Anhieb lieb­te.

Ich habe noch nicht vie­le Seri­en kom­plett durch­ge­guckt, aber ich erin­ne­re mich noch gut an das Fina­le von „Scrubs“ ((Also das eigent­li­che Fina­le von „Scrubs“, nicht die Unzu­mut­bar­kei­ten der neu­en Fol­gen.)) und wie ich danach tage­lang nur „The Book Of Love“ von Peter Gabri­el hören konn­te.

Wie auch bei „Scrubs“ wird es bei „Skins“ noch wei­ter­ge­hen: Eine fina­le Staf­fel, in der die Cha­rak­te­re aus allen drei Gene­ra­tio­nen auf­tau­chen wer­den, wird im kom­men­den Jahr lau­fen, was ich aber erst hin­ter­her gele­sen habe. Und wie auch bei „Scrubs“ hat­te ich anschlie­ßend das Pro­blem, dass ich die­sen gro­ßen, bedeu­ten­den, magi­schen Song nicht kau­fen konn­te.

„Don’t Go“ der erst 19-jäh­ri­gen Singer/​Songwriterin Rae Mor­ris ist bei War­ner Music UK erschie­nen und bis­her nur im bri­ti­schen iTu­nes-Store und bei amazon.co.uk zu kau­fen – das macht es mir als deut­schem Hörer qua­si unmög­lich, ((Ja, ich weiß: Es gibt Tricks und natür­lich hät­te ich mir bei mei­nem letz­ten Besuch im Ver­ei­nig­ten König­reich ein­fach mal einen bri­ti­schen iTu­nes-Gut­schein kau­fen kön­nen …)) die­sen Song legal zu erwer­ben.

Dabei wäre ich durch­aus bereit, mehr als die 99 bzw. 89 Pence dafür zu bezah­len, ich wür­de glatt zehn Pfund dafür hin­blät­tern, die­ses Lied end­lich auf mei­ner Fest­plat­te zu haben. Aber es geht nicht. Und so bekommt die jun­ge Frau, die die­ses für mich so bedeu­ten­de Lied geschrie­ben hat, jetzt eben kein Geld von mir – oder nur die paar Cent­bruch­stü­cke, die es abwirft, dass ich den Song seit zwei Tagen gefühl­te hun­dert Male auf ihrer Sound­cloud-Sei­te gehört habe.

Rae Mor­ris. · Don’t Go

Die­ser Ein­trag ist womög­lich ein Bei­trag zur Urhe­ber­rechts­de­bat­te.