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Seinen oder nicht Seinen

Wir müssen noch mal auf die Nummer mit der gemeinsamen Werbeaktion von Tchibo und Esso unter dem Slogan “Jedem den Seinen” zurückkommen. Zwar hat sie es nicht auf die Titelseite von “Bild” geschafft, aber die mediale Aufmerksamkeit, die die “Frankfurter Rundschau” in bester “Bild”-Manier selbst generiert hatte, hat mich dann doch ein wenig überrascht.

Besonders interessant fand ich die Ansichten, mit denen sich Volker Nickel, der Sprecher des Deutschen Werberats, von der “taz” zitieren lässt:

“Offensichtlich haben alle Filter versagt, weil kein Wissen vorhanden war, dass dahinter irgendetwas anderes stecken könnte.” Er glaubt, dass die fehlgeleitete Kaffeekampagne nur ein Symptom für die gesellschaftliche Entwicklung ist. “In 40 Jahren wissen wahrscheinlich noch weniger Menschen über die Bedeutung solcher Sätze Bescheid”, sagt er. “Deswegen ist es Aufgabe der Schulen und Medien, dass die Ereignisse während des Nationalsozialismus in unseren Köpfen wach bleiben.”

Herr Nickel vertritt damit die gegenteilige Position der Meinung, die hier in den Kommentaren vorherrschte, und wünscht sich offensichtlich eine schwarze Liste der Sätze und Wörter, die seit 1945 und für alle Zeit nicht mehr verwendbar sind. (Oder, wie der große Nazi-Wörter-Experte Johannes B. Kerner sagen würde: die “nicht gehen”. Gar nicht.)

Der großartige und oft übersehene Songwriter Dan Bern hat 2002 die “Swastika EP” veröffentlicht, auf der sich auch der Song “My Little Swastika” (“Mein kleines Hakenkreuz”) befindet. Im Text heißt es unter anderem:

the chinese had it for 20,000 years
the nazis took it and made it spell tears
still has power to hurt a little bit
but now I’m decorating my house with it

Dan Bern darf das: er ist Jude (seine Begleitband heißt The International Jewish Banking Conspiracy), seine Eltern haben den Holocaust knapp überlebt. In einem Interview erklärte er ausführlich, warum er das Hakenkreuz als Symbol umdeuten will und wie dies geschehen soll.

Nun liegt Berns Position ungefähr in der Mitte zwischen “frommer Wunsch” und “etwas weltfremd” und lässt sich auch schlecht verallgemeinern: Natürlich wären die Irritationen berechtigt, die die Bundesagentur für Arbeit auslösen würde, wenn sie morgen “Arbeit macht frei” zu ihrem Slogan erwählte. Und wenn Angela Merkel einmal keine Lust mehr auf ihre ungebrochene Popularität bei den deutschen Wählern haben sollte, müsste sie nur darauf bestehen, fortan als “Führerin” angesprochen zu werden.

Der grundsätzliche Gedanke, dass man sich bestimmte Bereiche des Alltags nicht von irgendwelchen Arschlöchern wegnehmen lassen sollte, ist aber ein kluger. Wer sich ernsthaft an Worten wie “Führerschein” reibt, der bewahrt damit nicht das Andenken der Opfer, sondern der verhilft der Nazi-Bande von damals zum posthumen letzten Sieg — mal ganz davon ab, dass das Verbot oder die Selbstzensur bei bestimmten Begriffen inhaltlich sehr viel näher am Dritten Reich dran wäre als die Verwendung der Begriffe selbst.

Es ist schwer zu überbietender Zynismus, eine antike Gerechtigkeitsformel auf das Tor eines Konzentrationslagers zu schreiben — die Losung aber deshalb zum unzitierbaren bösen Wort ernennen zu wollen, ist ungefähr so dämlich, wie ein Verbot von Totenköpfen, schwarzen Ledermänteln und Pechfackeln zu fordern.

Situationen wie diese erfordern etwas, was dem deutschen Volk (hihihi) seit jeher fehlt: Fingerspitzengefühl. Es muss etwas geben zwischen dem “Schlussstrich”, den manche fordern, und der absoluten Empörung, die noch immer irgendjemand empfindet, wenn ihn ein Journalist anruft und um eine Stellungnahme zu diesem oder jenem “Nazi-Skandal” bittet, von dem der Empörte oft genug in diesem Moment zum ersten Mal hört.

Und damit sind wir wieder bei “Jedem den Seinen”: Eine seltsam altertümliche Formulierung, finden Sie nicht?

Ich finde es viel merkwürdiger als sonst etwas, dass ein solch sperriger Slogan im Jahr 2009 an Tankstellen für Kaffee werben soll. Mich würde wirklich interessieren, wie diese Kampagne ausgesehen hat, was sich die Macher dabei gedacht haben und was mit dem Spruch überhaupt gemeint war. Aber im Internet finde ich nirgends ein Foto von den Plakatmotiven, fast alle Artikel zu dem Thema sind mit dem Tor aus Buchenwald bebildert. Mir fehlt der Kontext um zu entscheiden, ob die Kampagne nun wirklich eine “nicht zu überbietende Geschmacklosigkeit” war, wie Salomon Korn sie (natürlich nur bis zur nächsten, nicht zu überbietenden Geschmacklosigkeit) nannte, ob dahinter eine originelle Idee steckte, oder ob sie einfach nur banal und doof war. Und die Freiheit, solche Urteile selbst fällen zu dürfen, hätte ich als mündiger Bürger eigentlich schon ganz gerne.

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Leben

Adolf möchte aus dem Småland abgeholt werden

Es gibt so Namen, die möchte man einfach nicht haben. Neben dem ganzen Klischee-Schmonz von Cindy, Mandy und Jacqueline gehört der Name “Adolf” ganz sicher dazu. Wir hatten einen Lehrer namens Adolf an der Schule (nach 1945 geboren) und jeder kann sich die Witze ausmalen, die pubertierenden Menschen dazu einfallen.

Was aber ist mit dem dreijährigen Adolf Hitler aus Holland Township, NJ? Adolf Hitler Campbell, wohlgemerkt, denn “Hitler” ist sein middle name.

Der wird in seinem Leben noch viel Freude haben, wenn er schon zu seinem Geburtstag keine Torte mit Namenszug drauf bekommt.

Und falls Sie gerade einen Marmorblock zur Hand haben, möchten Sie vielleicht folgenden Satz einmeißeln, um ihn bei werdenden Eltern im Freundeskreis (oder gar bei der eigenen Familienplanung) wieder hervorzuholen:

Adolf has two sisters, JoyceLynn Aryan Nation and Honszlynn Hinler Jeannie.

[Mit Dank an Katti für den Hinweis]

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Politik

Vergleichsweise originell

Der Nazi-Vergleich der Woche kommt von Helmut Schmidt, auch wenn es genau genommen keiner ist.

Der Altkanzler hatte der “Bild am Sonntag” gesagt:

Aber wir sehen jetzt in Amerika, wie ein junger Mann, Barack Obama, allein mit Charisma zu einer nationalen Figur wird. Dabei darf man nicht vergessen, dass Charisma für sich genommen noch keinen guten Politiker ausmacht. Auch Adolf Nazi war ein charismatischer Redner. Oskar Lafontaine ist es auch.

Zu sagen, dass drei verschiedene charismatische Redner “charismatische Redner” sind, macht den Absatz nicht zu einem Vergleich. Wenn Schmidt gesagt hätte: “Ich mag meine Frau. Auch Zigaretten mag ich. Die ‘Fünfte’ von Beethoven auch.”, hätte er ja auch nicht Loki mit einer klassischen Symphonie verglichen.

Allerdings gibt es da natürlich noch einen qualitativen Unterschied zwischen Hitler und Beethovens “Fünfter” — letztere ist nicht dafür bekannt, die Tötung von Millionen von Menschen geplant und fremde Länder überfallen zu haben. Zigaretten wiederum dürften, was die Opferzahlen angeht, sogar schlimmer als HitlerTM sein.

Was ich aber eigentlich sagen wollte: Hitlervergleiche sind nicht das schlimmste rhetorische Mittel, aber das langweiligste. Man kann alles und jeden mit Hitler vergleichen (schrieb der Mann, dessen Name mit “H” anfängt und mit “er” aufhört).

Das Dienstleistungsblog Coffee And TV präsentiert stattdessen eine Liste von Leuten, mit denen Schmidt Lafontaine hätte vergleichen können, wenn er ein bisschen origineller hätte sein wollen:

  • Erich Honecker Ebenfalls Saarländer mit Größenwahn und vorgeblich “sozialistischer” Partei.
  • Lyndon Larouche Neben dem frankophonen Namen eint die beiden, dass sie erfolglose Kandidaten für ihre jeweiligen Parteien (SPD und US-Demokraten) waren, dann beleidigt von dannen zogen und sich eine auf sie zugeschnittene Organisation mit merkwürdigsten Zielen aufbauten.
  • Kurt Beck Hätte sich auch besser nie in der Bundespolitik versucht.
  • Rudolf Scharping War auch mal Kanzlerkandidat der SPD, bevor er sich bei einem anderen Verein (Bund Deutscher Radfahrer) vollends lächerlich machte.
  • Wolfgang Schäuble Auch ein Berufspoltiker, der Opfer eines Attentates wurde und sich seitdem merkwürdig benimmt.
  • Kurt Georg Kiesinger War auch mal für dreieinhalb Jahre Vorsitzender einer großen Volkspartei.
  • Hiltrud Hensen Hat sich auch mal besser mit Gerhard Schröder verstanden.
  • Marcel Reich-Ranicki Ist auch kein Freund von Günter Grass.
  • Otto Lilienthal Hat die gleichen Initialen und wollte auch immer hoch hinaus.
  • Karl-Heinz Riedle Hat am gleichen Tag (nämlich heute) Geburtstag, nur in einem anderen Jahr. Riedle passt allerdings nicht so ganz, weil der auch Erfolge hatte (Weltmeister 1990).
  • Brunner & Brunner Haben auch einen Namen mit Wasserbezug.
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Politik

Und ein Haken für Juli …

Gleich drei Vergleiche zum Preis von einem liefert die Büso-Chefin, Anglo-holländische-Verschwörungs-Gegnerin und Atomstromaktivistin Helga Zepp-LaRouche in ihrem aktuellen Kommentar zu Barack Obamas Deutschland-Besuch. Der Führer ist selbstverständlich mit dabei:

Das wirklich erschreckende aber war nicht Obamas Rede, die inhaltlich nichts brachte, was er nicht schon vorher gesagt hätte, von einigen Bezügen auf die Luftbrücke einmal abgesehen, worauf jeder professionelle Redenschreiber kommen mußte. Viel beunruhigender ist, daß die deutschen Massen anscheinend nichts aus der Geschichte gelernt haben, und bei bombastisch aufgezogenen Massenversammlungen offensichtlich eine fatale Neigung haben, in Manien zu verfallen. Dabei scheint es egal zu sein, ob es Hitler in Nürnberg, Gorby auf Deutschlandreise, der Dalai Lama oder eben jetzt das Soufflé Obama ist.

Auf eine etwas andere Art witzig (und zugegebenermaßen näher an meinem Humor) ist da der Kommentar von Jon Stewart in der “Daily Show”:

Hier klicken, um den Inhalt von www.thedailyshow.com anzuzeigen

[Direktobama]

Eine unvollständige Liste der schönsten Nazi-Vergleiche seit 1945 finden Sie nach wie vor hier.

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Nicht wütend genug

Auch bevor er seinen Kopf verloren hatte, war der Berliner Wachs-Hitler seit Tagen in der Presse. “Bild” sah mal wieder eine “Empörung in ganz Deutschland” (bei der Abstimmung auf Bild.de sind derzeit 77% der Leser der Meinung, dass Hitler als Wachsdenkmal “o.k.” sei) und Michel Friedman sprang mal wieder über ein Stöckchen, das “Bild” ihm hingehalten hatte.

Wir haben also in den letzten Tagen jede Menge über den falschen Führer in Berlin gehört, gesehen und gelesen. Wie üblich durfte sich jeder, dessen Empörung nur glaubwürdig genug vorgetragen war, zum Thema äußern.

Aber ist Ihnen in den letzten Tagen und in diesem Zusammenhang mal der Name Stephan Kramer begegnet? Stephan Kramer ist Generalsekretär des Zentralrates der Juden in Deutschland und hatte sich bereits vor gut einem Monat im Gespräch mit der “Netzeitung” zu dem Thema geäußert:

Kramer sagte zwar, Hitler solle in Berlin keine Touristenattraktion werden. «Wenn eine solche Ausstellung jedoch dabei hilft, unsere Sicht auf Hitler zu normalisieren und ihn zu demystifizieren, dann sollte man es versuchen.»

Dazu gehört für den Zentralrat auch die Beschäftigung mit der Historie: «Zu versuchen, Hitler aus der Geschichte zu löschen, funktioniert nicht und ist kontraproduktiv», sagte Kramer. Dies mache die Opfer des Holocaust nicht lebendig und beseitige nicht die verursachten Schäden und begangenen Verbrechen.

Klingt einigermaßen moderat, nicht? Und möglicherweise schlicht zu unspannend für die Presse, die ja immer auf den großen Skandal aus ist.

dpa und epd haben Kramers wichtigste Aussagen noch am gleichen Tag getickert, in deutlich verkürzter Form tauchte die Meldung Anfang Juni auch in der Berliner “Bild” auf. Als es jetzt kurz vor der Erinnerung heiß her ging, erinnerte sich kaum noch jemand an Kramers liberale Position.

So stieß ich auf den Namen Stephan Kramer und seine Meinung zum Wachs-Hitler in einem Bericht der BBC über die Köpfung (aus Stephan wurde dort allerdings Stephen).

Dort blieb von der “Empörung in ganz Deutschland” auch nur noch ein Nebensatz übrig:

Despite some criticism in the media, Stephen Kramer, general secretary of the Central Council of Jews in Germany, said he did not object to Hitler being shown, as long as it was done properly.

Eine kurze Recherche bei Google News ergab, dass Kramer in diesen Tagen genau zwei Mal von der deutschen Presse zum Thema zitiert worden war: heute Morgen in der “Märkischen Allgemeinen” und nach dem Übergriff in der “Erlebnis-Community” “Kwick!”

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Digital

Kommunisten bei MySpace?

Schlimm, schlimm, schlimm: Erst vorletzte Woche sollte sich ein “Bild”-Leserreporter mit “hitler” bei der GEZ anmelden, nun steht der nächste Skandal um die sogenannten Captures vor der Tür:

Coffee-And-TV-Leserreporter Wolfdietrich wollte beim social network MySpace einen neuen “Freund” “hinzufügen”. Zur Bestätigung sollte er eine Buchstabenfolge eingeben, die auf “DKP” endete:

DKP bei MySpace

Gibt es bei dem amerikanischen Internetportal etwa heimliche Unterstützer deutscher Kommunisten?

Der Leser-Reporter: “Ich habe das Fenster sofort weggeklickt. So etwas darf doch nicht passieren!” Jetzt hat er einen Freund weniger.

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Leben

Isses schon wieder soweit?

Das ZDF feiert derzeit den “Anschluss” Österreichs vor siebzig Jahren.

Und im Supermarkt hing heute am Regal mit den Mozartkugeln das Schild “Produkte aus unserer Region”.

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Politik Gesellschaft

“Nazi!” – “Selber!”

Beinahe wöchentlich erschüttert ein neuer “Nazi-Skandal” die Öffentlichkeit. Kaum jemand kann noch den Überblick behalten, wer gerade wieder versehentlich oder absichtlich etwas gesagt hat, was “halt nicht geht”.

Das Dienstleistungsblog Coffee And TV hat sich deshalb bemüht, einen historischen Abriss der skandalösesten Skandale und der empörenswertesten Entgleisungen zusammenzustellen, der selbstverständlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben will:

  • 1979 Als Franz Josef Strauß im Wahlkampf mit Eiern und Tomaten beworfen wird, vergleicht sein Wahlkampfleiter Edmund Stoiber das Verhalten der Menschen mit dem der “schlimmsten Nazi-Typen in der Endzeit der Weimarer Republik”.
  • September 1980 In “Konkret” erscheint ein Artikel von Henryk M. Broder, der glaubt, bei einer Artistiknummer im “Circus Roncalli” eine “faschistische Ästhetik” und den Hitlergruß beobachtet zu haben.
  • 15. Juni 1983 Heiner Geißler (CDU) sagt in einer Sicherheitsdebatte im Bundestag: “Ohne den Pazifismus der 30er Jahre wäre Auschwitz überhaupt nicht möglich gewesen.”
  • 15. Juli 1982 Oskar Lafontaine äußert sich über die “Sekundärtugenden” von Bundeskanzler Helmut Schmidt, mit denen “man auch ein KZ betreiben” könne.
  • 25. April 1983 Der “Stern” präsentiert auf einer Pressekonferenz die angeblichen Tagebücher Adolf Hitlers, die sich zehn Tage später als Fälschung erweisen. Die Chefredaktion muss zurücktreten, Reporter Gerd Heidemann und Fälscher Konrad Kujau werden zu Haftstrafen verurteilt.
  • 1985 Alt-Kanzler Brandt sagt, Heiner Geißler sei “seit Goebbels der schlimmste Hetzer in unserem Land.”
  • 15. Oktober 1986 In einem Interview mit “Newsweek” vergleicht Helmut Kohl die PR-Fähigkeiten des sowjetischen Staats- und Parteichefs Michail Gorbatschow mit denen von Joseph Goebbels.
  • 17. Oktober 1988 In einem Artikel in der “taz” bezeichnet der freie Mitarbeiter Thomas Kapielski ein Disco als “Gaskammervoll”. Nach wochenlangen Leserprotesten werden die zuständigen Redakteurinnen entlassen.
  • 10. November 1988 Bundestagspräsident Philipp Jenninger hält eine Rede über das “Faszinosum” des Nationalsozialismus und muss nach öffentlichen Protesten seinen Rücktritt erklären.
  • 10. Dezember 1988 Wiglaf Droste überschreibt einen Artikel in der “taz” über Wolfgang Neuss mit “Trauerarbeit macht frei”. Die Leserbriefe treffen waschkörbeweise in der Redaktion ein.
  • 6. April 1994 Das für den 20. April geplante Fußballländerspiel Deutschland – England im Berliner Olympiastadion wird nach Protesten abgesagt.
  • 10. Februar 1997 In Florida herrscht ein betrunkener Harald Juhnke einen farbigen Wachmann an: “Du dreckiger N[*****], bei Hitler wäre so etwas vergast worden.”
  • Mai 1997 Bei einem Gastspiel in Israel unterschreibt ein Bassist der Deutschen Oper eine Hotelrechnung mit “Adolf Hitler”.
  • Juni 1998 Nokia wirbt mit dem Slogan “Jedem das Seine” für austauschbare Handycover. Nach Protesten wird die Kampagne eingestellt.
  • 11. Oktober 1998 Martin Walser hält in der Frankfurter Paulskirche seine “Moralkeulen”-Rede, für die er von Ignatz Bubis langanhaltend kritisiert wird.
  • Februar 1999 Nach dem Rauswurf von Trainer Horst Ehrmantraut sagt der Eintracht-Frankfurt-Spieler Jan-Age Fjörtoft laut Sportdirektor Gernot Rohr: “Vorher war es Hitlerjugend, jetzt ist es korrekt.”
  • 1. Februar 2001 Nicola Beer, FDP-Abgeordnete im hessischen Landtag, sieht den Unterschied zwischen den “Putzgruppen”, denen Joschka Fischer früher angehört hat, und Neonazis “nur darin, dass die Putztruppen damals mit Turnschuhen im Wald unterwegs waren und dass die heute Springerstiefel anhaben.”
  • 12. März 2001 Bundesumweltminister Jürgen Trittin sagt über den kahlköpfigen CDU-Generalsekretär, dieser habe “die Mentalität eines Skinheads und nicht nur das Aussehen”.
  • März 2002 Jamal Karsli, damals Grünen-Abgeordneter im NRW-Landtag veröffentlicht eine Presseerklärung mit der Überschrift “Israelische Armee wendet Nazi-Methoden an!” Kurz darauf verlässt er die Grünen und wird von Jürgen W. Möllemann kurzzeitig in die FDP-Fraktion geholt.
  • 13. Mai 2002 Im FAZ-Feuilleton schreibt Patrick Bahners über die fehlende Regierungserfahrung des FDP-Kanzlerkandidaten Guido Westerwelle: “Der letzte deutsche Kanzler, den nur das Charisma des Parteiführers empfahl, war Adolf Hitler.” FDP-Generalsekretärin Cornelia Pieper fordert vergeblich eine Entschuldigung.
  • 13. August 2002 Weil er sich vom Rasenmähen seiner Nachbarn belästigt fühlt, bezeichnet der Liedermacher Reinhard Mey diese als “Gartennazis”.
  • 29. August 2002 Wie der “Spiegel” berichtet, habe Helmut Kohl Bundestagspräsident Wolfgang Thierse in einem privaten Gespräch als “schlimmsten Präsidenten seit Hermann Göring” bezeichnet.
  • September 2002 Nach einer wochenlangen Antisemitismusdebatte mit Michel Friedman veröffentlicht Jürgen W. Möllemann wenige Tage vor der Bundestagswahl ein Flugblatt, auf dem er Friedman und Ariel Sharon scharf angreift. Dem Parteiausschluss kommt er im März 2003 durch einen Austritt zuvor.
  • 18. September 2002 Herta Däubler-Gmelin vergleicht die Politik George W. Bushs mit der Adolf Hitlers.
  • 11. Dezember 2002 Roland Koch bezeichnet die Reichen-Kritik von Ver.di-Chef Frank Bsirske als “eine neue Form des Sterns auf der Brust”.
  • 2. Juli 2003 Im Europäischen Parlament schlägt Silvio Berlusconi den deutschen SPD-Abgeordneten Martin Schulz “für die Rolle des Lagerchefs” in einem Spielfilm über Konzentrationslager vor.
  • 3. Oktober 2003 Bei einer Rede zum Tag der deutschen Einheit hantiert der CDU-Bundestagsabgeordnete Martin Hohmann mit dem Begriff “Tätervolk” in der Nähe zu “den Juden” und wird im folgenden Jahr aus der Partei ausgeschlossen.
  • 30. August 2004 Auf dem selbstbetitelten Album der Libertines erscheint ein Song namens “Arbeit Macht Frei”. Da Pete Doherty aber noch nicht der “Skandal-Rocker” und “(Ex-)Freund von Kate Moss” ist, ist dieser Umstand keine Meldung wert.
  • 15. Dezember 2004 In Hessen dürfen Ordnungsämter “Ordnungspolizei” heißen. Da der Begriff schon für die Dachorganisation der Polizei im Nationalsozialismus verwendet wurde, kommt es zu Protesten und schließlich zur Auflösung der Behörde.
  • 6. Januar 2005 Der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner vergleicht Abtreibungen mit den Verbrechen von Hitler und Stalin.
  • 13. Januar 2005 Der britische Prinz Harry erscheint in einer Nazi-Uniform auf einem Kostümball.
  • 13. Mai 2005 Der bayrische Wissenschaftsminister Thomas Goppel bezeichnet nach einer Rede das Verhalten protestierender Studenten als “Hinweis auf die Intoleranz, die uns damals in das Schlamassel gebracht haben”.
  • 12. Juli 2005 SPD-Fraktionsvize Ludwig Stiegler vergleicht den CDU-Slogan “Sozial ist, was Arbeit schafft” mit der KZ-Inschrift “Arbeit macht frei”.
  • 16. September 2005 Weil CDU-Abgeordnete die Rede eines SPD-Abgeordneten mit Zwischenrufen stören, vergleicht Sigmar Gabriel deren Verhalten mit dem der Nazis.
  • September 2005 Dieter Thomas Heck vergleicht Angela Merkels Rhetorik mit der Adolf Hitlers.
  • 24. Februar 2006 Weil er einen jüdischen Journalisten mit einem KZ-Aufseher verglichen hatte, wird der Londoner Bürgermeister Ken Livingstone für vier Wochen vom Dienst suspendiert.
  • 17. August 2006 Bei einem Testspiel in Italien formen kroatische Fußballfans auf der Tribüne ein Hakenkreuz.
  • November 2006 Der StudiVZ-Gründer Ehssan Dariani verschickt eine Geburtstagseinladung im Stile des “Völkischen Beobachters”.
  • 9. Februar 2007 Ein “Bild”-Leser entdeckt in Google Earth den Schriftzug “Nazi Germany” bei Berlin.
  • 9. Februar 2007 Die RTL-Wohnungsverschönerin Tine Wittler erwirkt eine einstweilige Verfügung gegen einen Trailer für die fiktive Sendung “Tine Hitler: Einmarsch in vier Wänden” bei Comedy Central (“täglich von 19.33 Uhr bis 19.45 Uhr”).
  • 14. März 2007 Bei einer internen Untersuchung stellt die Frankfurter Polizei fest, dass sich Personenschützer von Michel Friedman gerne mit Nazi-Symbolen präsentierten.
  • 11. April 2007 In seiner Trauerrede auf Hans Filbinger bezeichnet Günther Oettinger den früheren Marinerichter als “Gegner des NS-Regimes”.
  • 6. September 2007 Bei einer Buchvorstellung äußert sich Eva Herman umständlich und missverständlich über die Familienpolitik im Nationalsozialismus und wird vom NDR gefeuert.
  • 14. September 2007 Im Kölner Dom warnt Joachim Kardinal Meisner: “Dort, wo die Kultur vom Kultus, von der Gottesverehrung abgekoppelt wird, erstarrt der Kult im Ritualismus und die Kultur entartet.”
  • 9. Oktober 2007 Bei einem Auftritt in der Show von Johannes B. Kerner verheddert sich Eva Herman abermals in rhetorischen Fußangeln, als sie von Hitlers Autobahnen spricht. Es ist ihr letzter Fernsehauftritt bis heute.
  • 20. Oktober 2007 Bischof Walter Mixa fühlt sich durch Äußerungen von Claudia Roth “in erschreckender Weise an die Propaganda-Hetze der Nationalsozialisten gegen die Katholische Kirche und ihre Repräsentanten” erinnert.
  • 25. Oktober 2007 In der ersten Sendung von “Schmidt & Pocher” kommt ein “Nazometer” zum Einsatz, das für Proteste sorgt.
  • 7. November 2007 Wolfgang Schäuble sagt im Hinblick auf die Massenklage gegen die Vorratsdatenspeicherung: “Wir hatten den ‘größten Feldherrn aller Zeiten’, den GröFaZ, und jetzt kommt die größte Verfassungsbeschwerde aller Zeiten.”
  • 27. Dezember 2007 Will Smith spekuliert über Adolf Hitlers Morgengedanken.
  • 20. Januar 2008 Guido Knopp fühlt sich durch einen Vortrag von Tom Cruise an die Sportpalast-Rede von Joseph Goebbels erinnert.
  • 23. Januar 2008 “Bild” veröffentlicht ein Video, das DJ Tomekk mit erhobenem rechten Arm und beim Singen der ersten Strophe des “Deutschlandlieds” zeigt.
  • 30. Januar 2008 In der ProSieben-Quizshow “Nightloft” sagt Moderatorin Juliane Ziegler “Arbeit macht frei”. Am nächsten Morgen trennt sich der Sender von ihr.
  • 31. Januar 2008 In Rio de Janeiro verbietet ein Gericht den Einsatz eines Karnevalswagens mit übereinander gestapelten Holocaust-Opfern und eines Tänzers im Hitlerkostüm beim Karnevalszug.

Mit Dank an Niels W. für die indirekte Anregung und Stefan N. für die Unterstützung bei der Recherche.

Unter Zuhilfenahme von agitpopblog.org, FAZ.net und der Politikwissenschaftler an der FU Berlin.

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Rundfunk Gesellschaft

Hitl, hitler, am hitlsten

So, da hatte also DJ Tomekk, der zunächst wahnsinnig unsympathische, dann aber immer knuffiger werdende Dschungelcamp-Bewohner, vor zehn Tagen in einer australischen Hotelhalle den rechten Arm gehoben und die erste Strophe des Deutschlandlieds (die übrigens nicht “verboten” ist, liebe Viva-Mitarbeiter) angestimmt. Gestern tauchte das Video dann urplötzlich auf und wurde von “Bild.de” veröffentlicht. Dass man die Erstveröffentlichung des Videos mit dem Off-Kommentar “Dieses Skandalvideo schockiert Deutschland!” versehen hatte, spricht entweder für eine Lücke im Raum-Zeit-Kontinuum oder für das Selbstverständnis von “Bild”.

Und “Bild” sollte recht behalten: Schon im eigenen Artikel hatte man die gut geölte Empörungsmaschinerie in Gang gebracht. Gut möglich, dass Dieter Graumann, stellvertretender Vorsitzender des Zentralrates der Juden in Deutschland, weder wusste, wer DJ Tomekk war, noch das Video gesehen hatte, als “Bild” ihn anrief und um einen Kommentar bat. Aber “Wer Hitler feiert, muss geächtet werden”, kann man ja immer sagen.

Nun, es mag sicher einigermaßen geschmacklos sein, als Deutscher im Ausland den Hitler-Gruß zu zeigen, aber … Moment, “Deutscher”? Tomekk wurde als Tomasz Kuklicz in Krakau geboren, sein Mutter ist Polin, sein Vater Marokkaner – für Roland Koch und erst recht für Neonazis macht ihn das wohl zu einem “Ausländer”. Deswegen sind Überschriften wie “Nazi-Skandal im Dschungel-Camp” gleich doppelter Unfug.

Der “Skandal” findet nämlich außerhalb des Camps statt, in lautstark empörten Medien, deren Leser und Zuschauer bis vor zwei Wochen nicht mal wussten, dass es einen DJ namens Tomekk geben könnte. Als wären die deutschen Medienkonsumenten zu doof, Geschmacklosigkeiten selbst zu erkennen, wird ihnen von möglichst vielen Fachleuten für Entrüstung erklärt, warum dieses oder jenes “nicht geht”. Über kurz oder lang kann das allerdings dazu führen, dass die Leute irgendwann eben nicht mehr selbständig wissen, was “schlimm” ist.

Jan Feddersen hat bei taz.de einen sehr interessanten Artikel veröffentlicht, dem ich nicht in allen Punkten zustimmen würde, der aber die Lektüre dennoch lohnt:

In Deutschland geht Nazi gar nicht. Niemals und auf ewig nicht. Ist schlimm. Politisch, ästhetisch, kulturell, unterschichtstrashig. Jeder muss wissen, dass jede semiotische Andeutung mindestens fünf Tanklaster Tränen der Empörung und der Wut und des Abscheus provoziert. Solidaritätserklärungen von Zentralräten, Gewerkschaftskreisen, Zirkeln der Opfer und Vereinen der Auchbetroffenheit in allgemeiner Hinsicht.

Klar, dass das den Lesern sauer aufstößt:

Gerade in der Taz ein Plädoyer für solche völlig unangebrachten “Scherze” zu finden, irritiert mich gerade ziemlich.

Oder:

Ich wusste gar nicht, dass die TAZ das Bildungsfernsehen RTL und ihre trashige-debile Dschungelsenung anschaut!

Und damit wird vielleicht auch die Marschrichtung Intention der ganzen Kampagne angesprochen: “Ich bin ein Star, holt mich hier raus!” ist ja eh “Unterschichtenfernsehen”. Wenn ein dort mitmachender HipHop-Proll (HipHop ist ja eh böse, s. Bushido) also zum Nazi taugt, kann sich das Bürgertum entspannt zurücklehnen und gleich drei Sachen auf einmal scheiße finden. Das ist einfacher, als sich mit den echten Neonazis vor der eigenen Haustür zu beschäftigen.

Die wirklich spannende Frage, die Feddersens Artikel aufwirft, ist die, warum man in Deutschland eigentlich immer noch keine Witze über Nazis machen soll:

DJ Tomekk mag uns der Beweis sein: 75 Jahre nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland darf über den Führer, darf über Goebbels, Hitler, über all das Nazig’schwurbel gelacht und gelästert werden.

Ich bin mir nicht ganz sicher, welche “Witze” man über Nazis machen sollte und welche nicht. Aber werden Verbrechen der Nationalsozialisten etwa “weniger schlimm”, wenn man sich über die Anführer von damals lustig macht? Fast scheint es, als würden diese Arschlöcher heute ernster genommen als je im “Dritten Reich”.

Weiterführende Links
DJ Tomekks Reaktion und Entschuldigung im Wortlaut
Das Hitler-Blog der taz zum Thema

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Digital Gesellschaft

Auf der Palme des elektronischen Frankensteinmonsters

Im Dezember schrieb ich über eine merkwürdige Broschüre, die von der “Bürgerrechtsbewegung Solidarität” (“BüSo”) an der Ruhr-Uni Bochum verteilt worden war.

Wie ich erst jetzt feststellte, hat “BüSo”, die umstrittene Politsekte unter Führung des “demokratischen US-Präsidentschaftskandidat” (Quelle) Lyndon LaRouche, “der Ende Juli bekannt gab, daß das Finanzsystem zusammengebrochen sei” (Quelle), schon vor drei Wochen auf meinen Artikel reagiert:

„Steckt der Teufel in deinem Laptop“ treibt die Spielwahnsinnigen auf die Palme

“Spielwahnsinnig”, uiuiui. Gut, dass niemand weiß, dass ich zum letzten Mal vor drei Jahren ein Spiel auf meinem Computer installiert habe: “Sim City 4”.

Aber ich erfahre noch so viel mehr Neues über mich:

Mit Artikeln auf zwei Internetblogs der Universitätenszene, reagierte die „Laßt mein Myspace in Ruhe“-Lobby auf eine kraftvolle Intervention der LaRouche-Jugendbewegung (LYM), bei der Anfang der Woche 1500 Pamphlete der neuen Massenbroschüre „Steckt der Teufel in deinem Laptop?“ an der Universität Bochum verteilt wurden.

Fragen Sie mich nicht, ob es auch Blogs außerhalb des Internets gibt, in dieser Wirklichkeit kenne ich mich ja nicht so aus. Aber dass ich Mitglied der “„Laßt mein Myspace in Ruhe“-Lobby” bin, war mir neu – aber wenigstens ist es nicht die Atomenergielobby. Auch schön ist natürlich die unfreiwillige Komik bei der Verwendung des Begriffs “Pamphlet”, bei dem es sich um einen false friend des englischen “pamphlet” handelt:

(bildungsspr. abwertend)

Beide Artikel zeigen einen tiefgreifenden Ausraster gegenüber dem Frontalangriff der BüSo auf die nicht existente Welt der Spiele. Der Artikel in Hoellendumm spiegelt mehr den Schock über ein besonderes Einsatzlied der LYM mit dem Text „Myspace macht impotent“ wieder. Der andere Artikel bei Coffee and TV ist gegenüber LaRouche etwas gehäßiger.

“Hoellendumm” kannte ich bis gerade gar nicht und ein kurzes Überfliegen des Blogs legt die Vermutung nahe, dass ich kein regelmäßiger Leser werde. Der “Schock über ein besonderes Einsatzlied der LYM” liest sich jedenfalls so:

Was da sang, das waren keine senilen Fest-Fanatiker und auch keine heruntergekommenen Osteuropäer, das war eine Gruppe junger Menschen in bestem Studentenalter, wie sie gerade zu Hunderten die U-Bahn-Treppe raufströmten. Was diese zum Teil farbigen – aber das macht nichts – Jugendlichen vom Rest unterschied, war nicht nur die Tatsache, dass sie sangen, sondern auch, dass sie ihren Altersgenossen Zeitungen in die kalten Hände zu drücken versuchten.

Ich entkam ihren Ambitionen mich zu ihrem Werbeopfer zu machen, hörte im seitlich dran Vorbeigehen einige Worte ihres Gesanges heraus und das, meine Damen und Herren, waren keine Weihnachtslieder. Die Melodie hatte weihnachtliche Anklänge aber oh nein, sie sangen – halten Sie sich fest – „MySpace, MySpace macht impotent!“

Das hätte ich nun wirklich auch gerne gehört. Ich aber schrieb über anderes:

Beider Artikel fühlen sich genötigt, Teile des Pamphlets über „die Zombies aus dem virtuellen Raum“zu zitieren, und Coffee and TV schreibt sogar über die von der BüSo geforderte „Weltlandbrücke“ mit Magnetstrecken auf der ganzen Welt „für die Welt nach dem Finanzkrach“.

Leider nicht zitiert hat dagegen “BüSo” selbst die von mir aufgelisteten sachlichen Fehler des “Pamphlets” (wir erinnern uns beispielsweise an Bill Gates, dessen Firma Microsoft laut Flugschrift unter anderem für “Counterstrike” und “Doom” verantwortlich ist).

Die beiden eher launigen Einträge in zwei doch recht unbedeutenden Blogs (Coffee And TV kommt in den Monatcharts von Wikio auf Platz 76, Höllendumm taucht dort mit seiner Technorati-Authority von 8 gar nicht auf), scheinen die Leute bei “BüSo” so hart getroffen zu haben, dass sie darüber nicht nur auf ihrer deutschen Nachrichtenseite berichten, sondern auch auf der englischsprachigen Seite von Lyndon LaRouche und in der vom LaRouche-nahen “Schiller-Institut” herausgegebenen Wochenzeitung “Neue Solidarität”. Dort findet sich in direkter Nachbarschaft auch ein neuerlicher Aufruf von Lyndon LaRouche gegen alles Digitale:

Die krankhaften Masseneffekte des „Hexengebräus“ aus der Kombination solcher Computerprogramme wie MySpace und Facebook mit Computer-Killerspielen (und verwandten Praktiken) erfordert als Reaktion dringend entsprechende Neuerungen im Recht, bei den Strafverfolgungsmethoden und im Verständnis des Zusammenlebens unserer Gesellschaft im allgemeinen.

Nun kann man es einem 85-Jährigen nachsehen, wenn er den Unterschied zwischen einem Computerprogramm und einer Webseite nicht kennt – er sollte dann nur nicht anfangen, darüber zu schreiben.

Jedem aufmerksamen und kompetenten Psychologen oder Soziologen, der die vorhandenen Indizien betrachtet, sollte klar sein, daß man die Rolle der elektronischen Medien bei der Entstehung dieses tödlichen Phänomens nicht mit Fällen vergleichen kann, in denen Elektronik bei der Kommunikation von Mensch zu Mensch eingesetzt wird.

Natürlich wäre es interessant zu erfahren, wer denn bei MySpace oder Facebook miteinander kommuniziere, wenn nicht Menschen. Die Antwort lautet aber nicht etwa “Röhren”, nein, sie ist viel schockierender:

Es ist das Medium der Kommunikation selbst, nicht eine dem Medium angeschlossene Person, das die Befehle des „großen Bruders“ überbringt, der als Leitrechner des verwendeten Mediums operiert.

Hinter allem steckt wie immer Adolf Hitler George Orwell Bill Gates:

Ein Bill Gates hat die Verantwortung für die Person, die das System programmiert, und es ist Bill Gates’ Absicht oder die Absicht einer wo auch immer lokalisierbaren höheren, Gates kontrollierenden Autorität, die zum „Gott ähnlichen“ Adolf Hitler wird und hinter einer den Nürnberger Massenveranstaltungen der 1930er Jahre vergleichbaren Internetversion steht.

Und wenn Sie glauben, noch konfuser könnte ein Text über die Gefahren von Computern nicht werden, dann irren Sie (Sie irren sowieso, sagt Lyndon LaRouche, aber in diesem Fall besonders):

Das Begreifen dieser Art eines elektronischen „Frankensteinmonsters“, zu dem das soziale System der Computer-Killerspiele geworden ist, sollte uns noch einmal an die Studien der Soziologen denken lassen, die nach Durkheim und seinen Schweizer und anderweitigen Nachfolgern kamen und gegen Ende des 19. Jahrhunderts und im 20. Jahrhundert die Prinzipien der Spiele von Kindern zum Thema ihrer Arbeit machten. So erkannten einige unter uns heute mit ähnlicher Wirkung ein pathologisches Potential der auf Wettkampf basierenden Mannschaftssportarten, aber auch die Bedeutung des Konzepts der Auftragsorientierung des älteren Moltke für qualifizierte nachrangige Offiziere und Unteroffiziere oder die Rolle dieses Prinzips bei der siegreichen doppelten Flankenoperation Friedrich des Großen in der Schlacht von Leuthen (im Unterschied zu dem, was Churchills alberner Montgomery der Ersten Armee der nordeuropäischen Flanke Ende 1944 antat, oder was Churchill selbst sich gegenüber den gegen Atatürk kämpfenden Australiern im Ersten Weltkrieg zu Schulden kommen ließ).

Noch Fragen?

Zu diesem äußerst wichtigen Thema muß noch mehr gesagt werden. Dies hier war nur ein Anfang.

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Das Jahr 2008, in dem ich Sie alle recht herzlich willkommen heißen möchte, begann mit der dichtesten Nebelwand, die ich in meinem Leben je gesehen habe. Am sonst so schönen Niederrhein war es derart diesig (wie man hier sagt), dass man die Nachbarn auf der anderen Straßenseite nicht sehen konnte – von den Raketen, die in zwanzig, dreißig Metern Höhe explodierten, ganz zu schweigen. Allerdings wurde der Nebel durch den vielen Feinstaub im Feuerwerk noch dichter, so dass die Sichtweite um 00:15 Uhr noch ziemlich genau zehn Meter betrug (und das ist weder eine Übertreibung noch dem Alkohol oder meiner Kurzsichtigkeit geschuldet).

But now for something completely different: Die Veröffentlichung der schönsten Suchanfragen, mit denen Menschen auf coffeeandtv.de gestoßen sind, hatte im November zu einigermaßen großer Freude geführt.

Da will ich Ihnen die schönsten Suchanfragen für den Dezember 2007 natürlich nicht vorenthalten:

  • advent ankommen weggehen bahnhof
  • alles über bünde im dezember 2007
  • auf dem weihnachtsmarkt
  • bilder da wo vanessa ganz nackt ist
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  • ehemann sitzt immer am pc
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  • geschlechtsakt
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  • größte führer aller zeiten
  • holländisch duschen coffie trinken
  • ich bin dr. jekyll und mr. hyde witzig
  • in der halle wellenreiten
  • interview hintergrundgeräusche
  • kein alkohol und zigarettenverkauf am sonntag
  • kinderspielzeug billig für arztpraxis
  • lebenslauf wolfgang schäuble töchter
  • lied danke für diesen guten morgen umtexten
  • lokaljournalismus nervig
  • mann abschleppen
  • margarete schreinemakers nacktfotos
  • meister prufung machen-ich bin automechaniker
  • “mirjam weichselbraun” zugenommen
  • mmmm mmmm
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  • zusatzzahlen 2007

Und dann sind da noch die Suchanfragen, die wirklich als Fragen an das große Google-Orakel formuliert wurden:

  • interessiert sich heute noch jemand für barockmusik
  • ist vanessa hudgens katholisch?
  • kann ich mir selbst finger brechen?
  • warum läßt man den klodeckel oben?
  • wer hat das advent erfunden
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  • wer hat ostern erfunden?
  • wie lange darf ein elfjähriger täglich vor den computer?
  • wie schreibt man eine gerichtsreportage
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Politik

Größter Nazi-Vergleich aller Zeiten

Es ist alles hergerichtet: Es ist der 9. November, im Bundestag sprechen sie über Autobahnen, nachher wird die Regierungskoalition das Grundgesetz verraten und was macht Wolfgang Schäuble?

Was macht Wolfgang Schäuble?

Innenminister Schäuble provozierte mal wieder, diesmal mit einem Hitler-Vergleich. “Wir hatten den ‘größten Feldherrn aller Zeiten’, den GröFaZ, und jetzt kommt die größte Verfassungsbeschwerde aller Zeiten”, assoziierte er am Mittwochabend vor Journalisten und Richtern in Karlsruhe.

[taz, via Indiskretion Ehrensache]

Was soll man da noch sagen?

Vielleicht “Schäuble, zurücktreten!” rufen. Oder direkt auswandern.