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Literatur

Der Tag, den es nicht gibt: So werden Karrieren zerstört

„Mor­gen ist es wie­der soweit: es wird über­mor­gen sein.“

Die­ser nur auf den ers­ten Blick etwas abwe­gi­ge Gedan­ke kam mir heu­te Mor­gen, wäh­rend ich im Bett dar­auf war­te­te, dass ich mich dazu auf­rap­peln könn­te, sel­bi­ges zu ver­las­sen. Heu­te Nacht erle­ben wir den sel­tens­ten Tag des Jah­res. Nicht! Rund 55.000 Tau­send Men­schen in Deutsch­land und vier Mil­lio­nen welt­weit wer­den mal wie­der ihren Geburts­tag nicht fei­ern kön­nen, denn sie wur­den am 29. Febru­ar gebo­ren, dem Tag, den es nur alle vier Jah­re gibt (außer in Jah­ren, die ohne Rest durch 100 teil­bar sind – es sei denn, sie sind ohne Rest durch 400 teil­bar, dann han­delt es sich wie­der um ein Schalt­jahr mit 29. Febru­ar).

Und wie ich mich in die­sen Gedan­ken ver­lor, fiel mir auf, dass es in weni­ger als vier Wochen zum nächs­ten Zeit­raub kom­men wird. Gut, in der Nacht zum 25. März wird uns nur eine Stun­de geklaut (und die bekom­men wir im Okto­ber auch noch wie­der), aber ein­mal in Fahrt, sah ich mich schon mit dem nächs­ten Ein­fall kon­fron­tiert: „Gut, dass es im 16. Jahr­hun­dert noch kei­ne Zeit­um­stel­lung gab. Man stel­le sich mal vor, Shake­speare hät­te Romeo und Julia nicht über Nach­ti­gal­len und Ler­chen dis­ku­tie­ren las­sen, son­dern dar­über, ob die Uhr (die es in der uns heu­te bekann­ten Form damals natür­lich auch noch nicht gab) nun eine Stun­de vor- oder zurück­zu­stel­len sei. Die gan­ze roman­ti­sche Stim­mung die­ser Sze­ne, ja: des Dra­mas wäre dahin gewe­sen und wer weiß, ob Shake­speare heu­te noch den bedeu­tends­ten Dich­tern aller Län­der, Epo­chen und Lite­ra­tur­gat­tun­gen zuzu­rech­nen wäre. So kön­nen einen der ver­meint­li­che Fort­schritt und gesetz­lich ver­ord­ne­te Tages­zei­ten schnell den erhoff­ten Platz in der Welt­ge­schich­te kos­ten …“

In die­sem Augen­blick wuss­te ich: egal, wie spät es gera­de ist, ich soll­te bes­ser auf­ste­hen.