Das war’s. Tour vorbei. Das Abschlusskonzert wurde gestern im Objekt 5 in Halle gegeben, ein wirklich fotogener Club. Fotogen waren hier auch wieder die Bands, die trotz, oder vielleicht erst gerade durch den in Berlin davongetragenen Gehirnzellenverlust noch einmal brillante Shows lieferten.
Als ich Simon nach der Show frage, ob er mit der Tour zufrieden sei, antwortet er “Oh ja, sehr.“
Ob alle glücklich und zufrieden sind, zeigt sich an der Bereitschaft noch eine Woche dranzuhängen. Deshalb bin ich hoch erfreut, gestern Abend ziemlich häufig “Och, ich könnte noch ein paar Tage…“ gehört zu haben. An Horse kommen im Juni für ihre eigene Club-Tour nach Deutschland und alle freuen sich auf ein Wiedersehen. Ich habe den Eindruck, die Pferde sind ein wenig überrascht, wie herzlich und gastfreundlich sie überall empfangen wurden.
Ich aber frage mich, worüber schreibe ich morgen. Ich hatte mir schon überlegt mir einfach weitere Konzerte von Simon auszudenken und einen imaginären Blog weiterzuführen. Für euch stellt sich jetzt natürlich die Frage, ob die Konzerte in Berlin und Halle überhaupt stattgefunden haben…
Auch für uns ist nach dem Spiel vor dem Spiel. Simon den Hartog und Band geben ihr nächstes Konzert am 14. Mai in der Werkstatt in Köln.
Meine Badewanne schreit meinen Namen lauter denn je. Ich werde ihre Rufe erhören und im heißen Schaum von der nächsten Tournee träumen.
Am Frühstückszigarettentisch frage ich: “Morning, when do we leave?“ Kein Australier weit und breit. Wenn wir noch eine Woche länger mit den Pferden unterwegs wären, würden wir wahrscheinlich keinen einzigen deutschen Satz mehr raus bringen. Denn auch bei den anderen bemerke ich eine deutlich erhöhte Schlagzahl an Anglizismen und anderem Cowboyartigem Gebrabbel.
Das gestrige Konzert im Berliner Magnet-Club war einfach unglaublich gut besucht. Mit 250 Zuhörern haben wir auch in Berlin nicht gerechnet.
Also alles sehr erfreulich, auch für An Horse, die Berlin zum ersten Mal besuchten. Daher gab es heute auch eine kleine Sightseeing-Tour durch Berlin. Hier mein Lieblingsauszug dieser fantastischen Rundfahrt: Tourmanager Christian: “In one minute you can see the Brandenburger Tor on the right side.“ Kate: “What is Brandenburger Tor?“ So sieht’s aus Weltstadt, in Australien kennt man noch nicht mal deine Tore.
Heute Abend ist leider schon das letzte Konzert dieser Tour. Wir verlassen gerade Berlin und machen uns auf den Weg ins Objekt 5 in Halle.
Wir überqueren gerade die ehemalige Deutsch-Deutsche Grenze. Auch wenn die Grenze seit über 20 Jahren nicht mehr existiert, wirkt die Grenzstation der Transitstrecke immer noch gruselig. Man hat die ganze Zeit das Gefühl etwas Verbotenes zu tun und gleich dabei erwischt zu werden. Aus der Grenzstation
einen schicken grauen Rasthof zu machen hat auch nicht viel geholfen.
Gestern waren wir in Osnabrück in der kleinen Freiheit, ein liebevoll eingerichteter Club mitten im industriellen Nirgendwo. Die traumhafte Strandbar des Clubs und tonnenweise Sand können bei 4 Grad aber nicht von unseren dicken Jacken ablenken.
Sekunden vor ihrem Auftritt hätte ich Kate und Damon von An Horse fast im Backstage-Raum eingesperrt. Eigentlich hab ich sie sogar eingesperrt, wurde bei meiner niederträchtigen Sabotage aber zum Glück von einem wachsamen Mitarbeiter erwischt.
In Osnabrück passiert es dann endlich, das erste Simon den Hartog und Band Konzert mit der von uns seit Tagen erwarteten Abstemplung und Schubladeneinsortierung. “Die Kilians klingen wie die Strokes und Simon den Hartog klingt wie die Strokes in langsam.“ Und dieser Aussage kann ich nur recht geben, immer wenn ich Lipstick Jungle höre, – zur eigenen Meinungsbildung zu hören auf Simons Seite – muss ich sofort an die Strokes denken, nur eben irgendwie in langsam.
Noch 170 Kilometer bis Berlin, Hotelzimmer wurden abbestellt, Partyprogrammplanungen in Auftrag gegeben. Es ist Wochenende und wir mögen Berlin, hoffentlich mag Berlin uns auch. Wenn nicht, kriechen wir heimlich ins Doppelzimmer von An Horse und werden wie treue Fifis am Fußende ihres Bettes
unseren Rock’n’Rausch auschlafen…
Wir sitzen im sonnigen Biergarten und unser Tourmanager runzelt die Stirn, man sieht Zahnräder in seinem Kopf mahlen und er starrt auf den Bildschirm seines Laptops, als wäre es das Aufgabenblatt einer Mathe-Klassenarbeit. Der Grund: Die Gästeliste ist zu lang. Kein Wunder, denn heute ist Heimspiel. Keiner von uns wohnt in Düsseldorf, doch Düsseldorf ist diejenige Stadt dieser Tour, die unseren Heimatstädten am nächsten liegt. Deshalb wird es auch nicht lange dauern, bis es hier von Freunden von uns und Bandkumpanen anderer Musikformationen Simon den Hartogs wimmelt. Da wirkt die Band direkt viel nervöser, denn heute gilt es zu glänzen, sonst muß man sich die nächsten fünf Jahre auf jeder dritten Party den Schwank über das legendäre Düsseldorfer Konzert anhören, über von der Bühne fallende Sänger, vom Hocker fallende Schlagzeuger, aus der Rolle fallenden Bassisten, Tastenheinis und Gitarristen. Die waren wieder mal alle zu besoffen, heißt es dann wieder, und meistens stimmt das ja auch. Aber besoffen oder nüchtern, gestern wurde geglänzt, keiner fiel von irgendwas oder gar aus der Rolle.
Schön, wenn man seinen Liebsten mal zeigen kann, was man den Rest der Woche über eigentlich so treibt.
Deshalb ist das Heimspiel für den Soundmann auch etwas ganz besonderes. In der Heimat wird der Soundmann nämlich auch von hübschen Mädels umringt, als wäre er der Sänger und das Mischpult seine Bühne.
So kam es dann auch, dass ich angeschwipste Mädchen mit 300 PS zurück nach Köln kutschieren durfte. Böse Zungen behaupten, ich wäre der passivste Autofahrer der Welt und wahrscheinlich haben sie recht. Anders kann ich mir die “drück drauf“- und “gib doch mal Gas”-Sprüche meiner Hochgeschwindigkeitsbeifahrerinnen nicht erklären.
Natürlich hab ich mal wieder den größten aller Tourfehler begangen: Beim Verlassen der Wohnung das Bett abgezogen, aber nicht frisch bezogen. Natürlich ist das letzte was man nach fünf anstregenden Tour-Tagen machen möchte, sein Bett beziehen. Dann ist stundenlanges Rumgammeln vorprogrammiert, bis die Müdigkeit die Faulheit besiegt.
Auch wenn morgen der Beginn der Rückrunde besonders hart wird, da ich mein geliebtes Bett, meine Kaffeemaschine und meine Badewanne nach diesem kurzen Intermezzo wieder zurücklassen muss, freue ich mich sehr auf die restlichen drei Shows. Zunächst geht es nach Osnabrück in die kleine Freiheit. Übrigens für den Schlagzeuger Christoph das nächste Heimspiel, der war hier nämlich aufm Gymmi…
Ich hab es geahnt, mir war es gestern schon völlig klar. Ich wache in Wiesbaden auf der gestern erwähnten Couch im Backstage auf. Das ist mir vor einem Jahr schon einmal passiert, als ich mit den Kilians hier war. Nach der Show haben wir uns damals fleißig an besagtem Kühlschrank bedient und sind auf der Couch versackt. Als auch der letzte Kilianer den Weg zu seinem Bett gefunden hatte, bin ich einfach im Sitzen nach links gekippt und hab mich der besoffenen Müdigkeit hingegeben.
Gestern dagegen habe ich dann doch den Weg zum Bett angetreten. Hier erwarten mich U-Boot-artige Dreifach-Stockbetten und geschlossene Fenster auf ziemlich wenigen Quadratmetern. Scheint mir keine gute Mischung gegen Kater am Morgen zu sein. Plötzlich erstrahlt die Couch im Backstage in völlig neuem Glanz, zumal der Backstage jetzt ja irgendwie ein Einzelzimmer ist. Immerhin war ich diesmal clever genug, an Decke und Kissen zu denken…
Eine Studentenstadt wie Marburg in den Semesterferien auf Tournee zu bereisen gehört nicht zu den besten Ideen, dennoch ist das KFZ ganz gut gefüllt. Der deutlich früher als in den anderen Städten angesetzte Konzertstart sorgt für Verwirrung. Dass wir schon um halb elf Feierabend haben dann für noch größere. Aber wir sind erfreut, sowohl über das vielleicht von den Ostertagen äußerst entspannte Publikum, als auch über die uns bevorstehenden acht Stunden Schlaf. Es bleibt aber genug Zeit, trotz eisiger Temperaturen mit An Horse zusammen auf der Terrasse des Hotel Bellevue den Abend ausklingen zu lassen. Leider müssen An Horse wegen ihres Visums für die USA noch einen Ausflug zur Botschaft nach Frankfurt machen. Ich wusste nicht, dass Kate auch Fuck sagen kann, und dann gleich so oft hintereinander.
Dabei hätte sie sich tagsüber fast ein Platzwunde eingehandelt: Ich glaube, es passiert während Simons Soundcheck, als Kate im Backstage beinahe von einem Stein erschlagen wird. Der Backstage liegt schräg unterhalb der Bühne und aus der Decke löst sich durch die Bassvibrationen ein Stein in Größe eines Tischtennisballs und verfehlt Kate nur um Zentimeter. Sollte dies ein heimlich geplanter Anschlag von Simon den Hartog und Band oder gar ein niederträchtiger Plan des Soundmanns gewesen sein, dann müssen alle aber noch kräftig üben. Zum Beispiel heute Abend beim Heimspiel im Zakk in Düsseldorf.
Routine, Routine, die böse Tourroutine klopft kräftig an unsere übermüdeten Köpfe. Die kann sich aber nur einstellen, wenn alles wirklich gut läuft, und das tut es. Deshalb möchte ich hier auch gar nicht meckern, aber auf Tour gleichen sich die Abläufe der Tage wie ein Ei dem anderen.
Leider bekommen wir von den Städten selbst nicht viel mit, sehen meist nur die Clubs und deren Nachbarschaft.
Die Australier von An Horse scheinen überrascht zu sein, wie sehr wir Deutschen uns um Essen bemühen. Bei ihrem Konzert erwähnt Sängerin Kate, sie habe das Gefühl, noch nie so viel gegessen zu haben wie in den letzten drei Tagen. Vielleicht liegt das an den für australische Mägen eher ungewohnten Käsespätzle, die uns in Erlangen bereitet wurden.
Aber recht hat sie, gegessen wird viel und gut, da werden wir gegen Ende der Tour die Gürtel wohl ein bisschen weiter machen müssen.
Ich habe heute zum Abendessen einen Sommersalat mit Feigen bestellt.
Ich finde: Feigen klingt irgendwie gut, ein bisschen exotisch. Unter den neidischen Blicken der anderen bekomme ich dann aber statt Feigen Erdbeeren. Zum Glück die Krone jeglichen mir bekannten Obstes, im
Salat allerdings völlig fehl am Platz und nicht mal halb so exotisch wie Feigen. Um den exotischen Touch des Salates zu erhalten, hat man mir netterweise noch zwei Hände voll Rosinen in den Salat gehauen…
Es gibt einen Song von Simon den Hartog und Band, über den wir in den letzten Tagen viel gewundert haben. Den “Cowboy-Song”.
Erstaunlicherweise hat er nämlich keinen guten Stand bei den Eltern der Musiker. Christians Eltern hörten ihn in Stuttgart und fanden ihn grässlich, Dominics Eltern in Erlangen waren auch nicht gerade
begeistert. Dabei gefällt er uns und dem restlichen Publikum sehr gut und er sticht gar nicht so sehr aus dem restlichen Set heraus. Dass gerade dieser Song ja geradezu elternverhasst ist, leuchtet uns in
keiner Weise ein.
Findet es selbst heraus und kommt bei Simon den Hartog und Band vorbei, zum Beispiel heute im KFZ in Marburg.
“Du freust dich doch jetzt nicht wirklich über den Wecker“ murrt mein Zimmernachbar Christian ungläubig-fassungslos durch unser Kreuzfahrtschiffkabinenzimmer. Er ist der Tourmanager und nicht erfreut, das warme Bett verlassen zu müssen. Je wacher ich werde, desto klarer wird mir, dass wir nicht auf einer Kreuzfahrt sind. Obwohl, irgendwie ja doch ein bisschen…
Aber ich freu mich über den Wecker, denn der bedeutet Frühstück. Hotelfrühstück, so lieblos es meistens auch ist, bringt in vielen Hotels eine in meinem Privatleben nicht gekannte Auswahl an Cerealien, frischem, schon mundgerecht geschnittenem Obst, diversen Säften, verschiedenen Brotsorten und schon fertig gerührtem Rührei.
Derart für den Tag gestärkt, werden wir im Tourbus Zeuge einer geradezu unglaublichen Radiosendung.
Aus dem Rock’n’Roll-Himmel werden angebliche Konzerte verstorbener Stars der letzten 50 Jahre übertragen. An sich eine ganz nette Idee, allerdings hapert es deutlich an der Umsetzung. Als der Moderator behauptet, er säße auf einer Wolke – “Huhu, vielleicht können Sie mich von da unten sehen“ – wird nach diversen Lachattacken klar, dass wir bei der Senderwahl alles richtig gemacht haben. Großartig auch, dass nahezu unter die komplette Sendung Stadionapplaus gelegt wird, um die grandiose Live-Atmosphäre des Events hervorzuheben. Hoch erfreut sind alle, als die Doors live aus dem Rock’n’Roll Himmel noch einmal “Light my fire“ spielen. Denn “Die neue 107,7“, ein Stuttgarter Privatradio, ist sich nicht zu schade, die Version inclusive zehnminütigem Orgelsolo zu senden. Das erlebt man ja heutzutage im Radio eher selten. Großes Lob an Stuttgart, und weiter geht’s.
Heute an Tag zwei der Kreuzfahrt wird das Tourleben schon routinierter. Jeder weiß jetzt, wo auf der Bühne was zu stehen hat, und auch diejenigen Musiker in der Band, die nicht ständig auf den Bühnen dieser Welt zu sehen sind, können sich dank schwindender Nervosität hundertprozentig auf das Konzert einlassen.
Spätestens übermorgen sind die “Neuen“ aber auch so abgewichste Vollprofis im Tourneebusiness wie die alten Hasen. Das geht schnell!
Geschickt trennen wir wie Löwen auf der Jagd nach der Show Damon und Kate von “An Horse” voneinander. Da Kate sich schon früh auf den Weg ins Hotel macht, bleibt Damon alleine und von den 7 den Hartogern umzingelt zurück. Ob ihm aber unsere 7-stimmige Backstage-Version von “Aux Champs Elysées” wirklich gefallen hat, werden wir wahrscheinlich nie erfahren.
Vielleicht frag ich ihn heute, beim Konzert im Schlachthof in Wiesbaden. Hier waren Simon und ein paar von uns schon einige Male und haben uns immer sehr wohl gefühlt. Gefährlich ist jeder Besuch im Schlachthof aber jedes Mal, da zwischen der Bühne und unseren Betten nur ein Kühlschrank und ein paar gemütliche Sofas stehen…
Nach mehreren Jahren des Tontechnikerdaseins kenne ich sie alle:
Ich kenne jede Ausrede und jede fadenscheinige Erklärung, warum die Band ausgerechnet dieses Mal leider, leider nicht pünktlich am Auftrittsort erscheinen konnte. Da hört man Geschichten von Stau, Panne, ja sogar Geburtshilfe.
Interessant ist, dass wirklich jede einzelne Band, mit der ich je unterwegs war, am Telefon gelogen hat, wenn sie ein bisschen mehr oder weniger zu spät losgefahren war. Die wahren Gründe des Zuspätkommens sind in den seltensten Fällen aber Stau, Panne oder Geburtshilfe, und der geneigte Leser möge sich an dieser Stelle selber ausmalen, was stattdessen in Frage kommt. Als Tontechniker ist man ein bißchen wie die Tapete: Man kriegt alles mit, aber schweigt stille. Zudem habe auch ich schon oft gelogen, auch wenn ich genau wusste, dass es keine Chance gibt, es noch halbwegs pünktlich zu schaffen. Ist besser für alle Beteiligten.
Gestern war es allerdings überhaupt nicht nötig, kreative Ausreden zu erfinden. Wir waren so was von überpünktlich in Stuttgart, das habe ich noch nie erlebt. Das könnte eventuell auch eine Menge damit zu tun haben, dass ich Simon den Hartog auch noch nie habe sagen hören: “Das ist unser erstes Konzert!”
Es heißt ja immer, wer gut ist, müsste nicht proben. Simon den Hartog und Band haben trotzdem einge Wochen in einem Kölner Proberaum verbracht, und das hat sich deutlich ausgezahlt, wie sich in Stuttgart zeigte:
Das etwa eine Stunde dauernde Konzert wirkte nämlich zu keiner Zeit wie eine Premiere. Sehr auffällig war aber, wenn auch völlig klar, dass keiner der über hundert Gäste mitgesungen hat.
Die Gelegenheit zum Mitsingen ergab sich aber dennoch, nur etwas später: Zum 23. Geburtstag des Bassisten Nobert Dominic wurde ein kurzes Happy-Birthday angestimmt. Wo sollte denn auch jemand, der auf den Bühnen der Welt zu Hause ist, auch sonst in seinen Geburtstag reinfeiern, wenn nicht im “Keller” in Stuttgart?
Ebenfalls Premiere gestern: Das erste Deutschlandkonzert von An Horse! Die Australier begleiten uns die kompletten acht Tage der Tour als Vorband und stellen ihre gerade erschienene CD vor. Sehr nette, freundliche Menschen, die über die Jahre im internationalen Musikbusiness die Kunst des Smalltalks auf eine mir bisher völlig unbekannte, ja geradezu faszinierende Art erlernt haben. Zum Smalltalk hat man auf einer Tour nämlich vieeeel Zeit. Denn es ist ja so: Die meiste Zeit des Tages besteht aus Warten. Warten auf das Ankommen am Auftrittsort, Aufbauen, Warten auf den Soundcheck, Warten auf den Auftritt. Da kann man über die Jahre ziemlich gut lernen, wie man sich an Theken über Nichtigkeiten unterhält, ohne sich irgendetwas zu sagen, das die Anstrengungen, die man ohnehin schon auf sich nimmt, verstärkt.
Nun aber An Horse: Viele Smalltalkmeister habe ich getroffen, tausende Thekengespräche geführt, aber die beiden sind internationale Champions. Das bleibt wahrscheinlich nicht aus, wenn man über die Jahre so viele Menschen kennen lernt wie die beiden, und das auch noch auf unterschiedlichen Kontinenten! Aber wir werden in den nächsten Tagen schon noch dahinter kommen, wer und wie die beiden eigentlich wirklich sind. Acht Tage auf engstem Raum halten auch internationale Champions nicht im Small Talk aus, da bin ich sicher.
Heute ist immer noch der 4.4. und natürlich feiern wir noch weiterhin Dominics Geburtstag – beim Konzert im E-Werk in Erlangen. Wäre schön, euch dort zu sehen …
Seit den Tocotronic Tourtagebüchern fängt wahrscheinlich jedes dritte Tourblog mit diesem Satz an. Dieses hier dann also auch, dabei sind die Band und ich eigentlich schon Freunde, oder zumindest dicke Kumpels – praktisch für mich und mein quasi nicht vorhandenes Namensgedächtnis, denn als ich das erste Mal mit den Kilianern unterwegs war, habe ich irgendwie gedacht, einer von ihnen würde Norbert heißen. Das fiel beim Soundcheck natürlich eher unangenehm auf. Mittlerweile weiß ich, dass Norbert in Wahrheit Dominic heißt, bei den Kilians Gitarre spielt und nun Bass bei “Simon den Hartog und Band”. Ich werde ihn morgen beim Soundcheck natürlich trotzdem Norbert nennen.
Heute schlafen wir das letzte Mal im eigenen Bettchen, bevor morgen früh das Abenteuer “Simon den Hartog und Band“ startet. Ich hab eher das Gefühl, ich würde morgen früh in den Urlaub fahren als auf Deutschlandtour zu gehen. Abenteuer, oder besser noch Abenteuerurlaub, trifft es tatsächlich ziemlich gut.
Das große Abenteuer ist, dass hier gerade etwas Neues passiert und entsteht, schließlich hat diese Band noch nie ein Konzert gegeben und die meisten Songs, die sie spielen, hat vorher noch nie jemand gehört. Auf Simons MySpace-Seite gibt es drei Titel zu hören, ansonsten lasse auch ich mich überraschen.
Denn das ist das wirklich besondere an dieser Tour: Es geht nicht um Promo für Chartplazierungen, Plattenverkaufszahlen, Plattenfirmen, A&R-Manager, oder die große Kohle. Eine Platte gibt es nämlich überhaupt noch nicht und Geld verdienen wird wohl keiner so wirklich, schon gar nicht Simon. Aber das scheint keinem wirklich wichtig zu sein.
Diesmal geht es nur darum, unterwegs zu sein und Livemusik in die Musikclubs Eures Vertrauens zu bringen. Erstaunlich, aber gerade deshalb scheinen alle ein bisschen aufgeregter als sonst zu sein.
Ich habe mich von vielen so verabschiedet, als wäre ich die nächsten zwei Jahre aus der Welt, dabei werden wir nur 8 Tage unterwegs sein …
Heute Abend also in Stuttgart im Keller: Das erste Konzert von Simon den Hartog und Band!
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