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Leben Politik

An der nächsten Straßensperre links abbiegen!

An mei­ner Uni fand ich ein Flug­blatt, das zu einer Infor­ma­ti­ons- und Akti­ons­ver­an­stal­tung gegen den G8-Gip­fel ein­lädt. Ein wenig besorgt war ich schon, als ich sah, gegen wel­chen Gip­fel genau man demons­trie­ren woll­te:

Flugblatt des G8 Bündnis Rhein-Ruhr
(Flug­blatt: G8 Bünd­nis Rhein-Ruhr, Her­vor­he­bun­gen: Cof­fee And TV)

Nicht, dass die Demons­tran­ten hin­ter­her auf Got­land ste­hen oder ver­zwei­felt den Bahn­hof von Heil­gen­damm suchen. Wo die Stu­den­ten von heu­te doch schon öffent­lich um die Ver­le­gung von Klau­sur­ter­mi­nen bit­ten, um ent­schul­digt an Anti­glo­ba­li­sie­rungs­pro­tes­ten teil­neh­men zu kön­nen …

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Musik

Zwischen Indie, R’n’B und Pop-Schlager: Dinslaken, Rock City

Dins­la­ken hat rund 72.000 Ein­woh­ner, von denen schät­zungs­wei­se knapp die Hälf­te Musik machen. Ich hat­te mich hier bereits mehr­fach und über­schwäng­lich zu den Kili­ans geäu­ßert und dro­he hier schon mal für die Zukunft eine lose Serie an, in der ich sämt­li­che loka­len Bands, denen ich Poten­ti­al unter­stel­le, vor­stel­len wer­de.

Zuvor erfor­dert es aber die Aus­ge­wo­gen­heit, noch auf ein paar ande­re … äh: Acts ein­zu­ge­hen, die eben­falls aus der Stadt kom­men, in der ich die wei­tes­ten Tei­le mei­ner Kind­heit und Jugend ver­brach­te:

Urba­ni­ze
Deutsch­spra­chi­ges R’n’B-Pro­jekt, des­sen eine Hälf­te für meh­re­re Jah­re in mei­ner Jahr­gangs­stu­fe war. Schon damals hat er im elter­li­chen Kel­ler eige­ne Tracks zusam­men­ge­baut und hat dafür von sei­nen punk­so­zia­li­sier­ten Mit­schü­lern (also uns) Hohn und Spott geern­tet. Als er an der RTL-2-Cas­ting­show „Teen­star“ (die so sehr in Ver­ges­sen­heit gera­ten ist, dass es noch nicht mal einen Wiki­pe­dia-Ein­trag zu ihr gibt) teil­nahm, war er für 15 Sekun­den der Star auf dem Schul­hof – dann schaff­te er es nicht in die nächs­te Run­de. Aber weder sol­che Rück­schlä­ge, noch die Bos­hei­ten sei­ner Kri­ti­ker konn­ten ihn auf­hal­ten. Mit der Aus­dau­er, mit der er über vie­le Jah­re hin­weg sei­nen Träu­men nicht nur nach­hing, son­dern auch aktiv an ihnen arbei­te­te, erkämpf­te er sich den Respekt der frü­he­ren Spöt­ter.
Mit­te April erschien „War­ten auf dich“ von Urba­ni­ze, eine … nun ja: zeit­ge­mä­ße, ein­ge­deutsch­te Bear­bei­tung von „Right Here Wai­ting“ von Richard Marx. Wer Oli P.s Ver­si­on von „Flug­zeu­ge im Bauch“ gut fand, und auf hoch­g­e­pitch­te Stim­men nicht mit kör­per­li­cher Abnei­gung reagiert, wird auch hier­an Gefal­len fin­den – und dass das nicht eben weni­ge sind, zeigt ein Blick auf die aktu­el­len deut­schen Sin­gle­charts:

Urbanize in den deutschen Singlecharts
(Screen­shot: mtv.de)

Micha­el Wend­ler
Seit vie­len Jah­ren hän­gen ein­mal jähr­lich Pla­ka­te in Dins­la­ken, die ver­kün­den, dass Wend­ler kom­me. Weil auch mei­ne Begeis­te­rung für Pop- und Mas­sen­kul­tur Gren­zen und blin­de Fle­cken kennt, inter­es­sier­te mich weder, wer „Wend­ler“ war, noch was er wo tue. Aus den Lokal­zei­tun­gen erfuhr ich spä­ter, dass es sich um den „König des Pop-Schla­gers“ han­de­le und die­ser bei sei­nen Kon­zert erst die Stadt­hal­le in Duis­burg-Wal­sum und dann die Are­na Ober­hau­sen mit begeis­ter­ten Fan­in­nen füll­te.
Seit letz­ter Woche hängt im Dins­la­ke­ner Bahn­hof ein Pla­kat, das die Ver­öf­fent­li­chung von Wend­lers Sin­gle „Sie liebt den DJ“ bei SonyBMG ankün­digt (mit Urba­ni­ze und Kili­ans kom­men wir somit auf drei deutsch­land­wei­te Sin­gle-VÖs Dins­la­ke­ner Künst­ler inner­halb von zehn Tagen – dodge this, Oma­ha, Nebras­ka!).
Mei­ne jour­na­lis­ti­sche Gründ­lich­keit erfor­dert es jetzt von mir, dass ich auch in die­sen Song mal rein­hö­re. Geht ja alles ganz ein­fach mit iTu­nes. Aaaal­so, hier und jetzt das 30-Sekun­de-Live-Hör­erleb­nis in einem Nicht-Live-Medi­um: öh, ja – „Pop-Schla­ger“ trifft es wohl ganz gut. Ich per­sön­lich grif­fe für mei­ne Par­ty­be­schal­lung zu The Smit­hs, bei denen der DJ nicht geliebt, son­dern gehängt wird, aber die Zei­ten, in denen ich kate­go­risch ein Ver­bot von allem for­der­te, was mir nicht gefiel, sind (wie all­ge­mein üblich) mit dem Ende mei­ner Puber­tät ver­gan­gen, so dass ich heu­te in aller Gelas­sen­heit sagen kann: „Bit­te, wem’s gefällt und wem es beim Erwerb guter Lau­ne auf Groß­ver­an­stal­tun­gen hilft, der soll bit­te auch sol­che Musik mit der glei­chen Hin­ga­be hören, wie ich gera­de Get Cape. Wear Cape. Fly. Aber bit­te in einer Laut­stär­ke, die kei­ne Nach­bar­schafts­pro­zes­se vor tat­säch­li­chen und TV-Gerich­ten nach sich zieht!“

Und nach­dem wir Dins­la­ken – ver­mut­lich zur gro­ßen Über­ra­schung sei­ner Ein­woh­ner – der­art als Kul­tur­stadt gefei­ert haben, müs­sen wir nur noch raus­krie­gen, wel­che genaue Bedeu­tung eigent­lich das Pro­mi­nen­ten­ren­nen auf der dor­ti­gen Trab­renn­bahn für die ZDF-Sen­dung „Nase vorn“ hat­te …

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Musik Leben

Punch The Button

Ich moch­te die Suga­ba­bes schon immer. Unter allen Girl Groups waren sie die­je­ni­gen mit dem meis­ten Indie Appeal, was sich nicht zuletzt dadurch zeig­te, dass sie im ver­gan­ge­nen Jahr „I Bet You Look Good On The Dance­f­lo­or“ von den Arc­tic Mon­keys cover­ten und sich Star­sail­or am Suga­ba­bes-Hit „Push The But­ton“ ver­grif­fen.

Von daher ist es eigent­lich gar nicht so über­ra­schend, eine Mel­dung wie die­se hier zu lesen:

Sugabes: Pop-Sängerin nach Prügelei festgenommen

(Screen­shot: Spie­gel Online)

Das ist eine Art von Girl Power, zu der nicht mal deren Erfin­der, die Spi­ce Girls, fähig waren.

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Musik Digital

Mehr Abwechslung wagen

Ich will auf kei­nen Fall den Ein­druck erwe­cken, ich hät­te nichts bes­se­res zu tun, als renom­mier­ten Musik­ma­ga­zi­nen ver­gleichs­wei­se neben­säch­li­che Schreib­feh­ler nach­zu­wei­sen. Zum einen ist es bei den Kili­ans, die vor­her The Kili­ans hie­ßen, wirk­lich nicht ganz ein­fach mit dem Namen (bis auf die Tat­sa­che, dass da immer nur ein L im Band­na­men war); zum ande­ren habe ich erst letz­te Woche den Namen von Conor Oberst mal wie­der falsch geschrie­ben. Neh­men wir das nun fol­gen­de also lie­ber als Bei­spiel dafür, wie man durch ver­schie­dens­te Schreib­wei­sen läs­ti­ge Wie­der­ho­lun­gen ver­mei­det und die eige­ne Arbeit auf­lo­ckert.

Das Dort­mun­der Musik­ma­ga­zin VISIONS hat in sei­nem aktu­el­len E‑Paper u.a. einen Arti­kel über besag­te Dins­la­ke­ner Nach­wuchs­band. Die­ser wird auf visions.de so ange­kün­digt:

visions.de: “The Killians”

Im Inhalts­ver­zeich­nis des E‑Papers erfährt man dann, auf wel­cher „Sei­te“ man den Arti­kel fin­det:

visions-weekly.de: “Kilians”

Und der Arti­kel selbst wird dann so über­schrie­ben:

visions-weekly.de: The Kilians
(Alle Screen­shots: visions.de/visions-weekly.de, Her­vor­he­bun­gen: Cof­fee And TV)

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Politik

Der russische Bärbeiß

Vor­ges­tern erst schaff­te unser guter Freund Wla­di­mir Putin sei­nen ehe­dem tap­si­gen Vor­gän­ger unter die Erde, dem des­sen Eltern den Namen einer fran­zö­si­schen Wod­ka-Sor­te gege­ben hat­ten. Und heu­te sorgt er wie­der für gro­ßen Spaß und Erin­ne­run­gen an den Kal­ten Krieg.

Ihr wisst nicht, was das ist? Tun wir also mal für einen Moment so, als gäbe es die Wiki­pe­dia nicht: Damals, als die Mau­er noch stand und dafür sorg­te, dass die einen Deut­schen Bana­nen essen und BILD lesen konn­ten und die ande­ren Deut­schen nicht, hat­ten die USA noch einen eben­bür­ti­gen Feind. Die Sowjet­uni­on, hier­zu­lan­de auch ger­ne UdSSR abge­kürzt und unsterb­lich im gewor­den Beat­les-Song „Back in the USSR“, hat­te die glei­che Unmen­ge an ABC-Waf­fen (die Kla­mot­ten, die Geor­ge Dab­bel­juh angeb­lich im Irak fin­den woll­te) wie die USA. Und weil die Amis schon damals nur dann Krieg spie­len woll­ten, wenn sie sicher waren, dass sie gewin­nen wer­den und nicht even­tu­ell doch eine Atom­ra­ke­te aufs Haupt bekom­men, mach­ten sie mit den Sowjets eine Art Rasen­schach. Nur ohne Rasen und ohne Schach. Man teil­te die Welt in Blö­cke auf und ver­such­te über­all dort, wo man sich noch kei­nem Block zuge­hö­rig fühl­te, mit Spio­na­ge, Sabo­ta­ge und sons­ti­gen Saue­rei­en Fak­ten zu schaf­fen. „Der Feind mei­nes Fein­des ist mein Freund“, hieß es damals. Alt­mo­disch, gell?

Nun will Putin also wie­der Kal­ter Krieg spie­len. Oder wenigs­tens die Abrüs­tung aus­set­zen. Das sorgt für Sor­gen­fal­ten in Brüs­sel, wo mitt­ler­wei­le sogar ehe­ma­li­ge Sowjet­re­pu­bli­ken mit uns West­lern spie­len, weil Abrüs­tung doch so wich­tig ist. Lus­ti­ger­wei­se bekommt aber die NATO ihre eige­nen Abrüs­tungs­selbst­ver­pflich­tun­gen selbst nicht so recht auf die Rei­he. Und dann wun­dert man sich, wenn die Rus­sen auch nicht wei­ter machen? Bit­te sehr.

Natür­lich gibt’s auch wie­der den übli­chen Dünn­schiss aus Washing­ton, wo man nach neu­er Vor­ga­be „Wer nicht Feind mei­nes Fein­des ist, ist auch mein Feind“ denkt. Con­do­leez­za Rice lässt irgend­wer Sachen sagen wie, dass rus­si­sche Beden­ken gegen ein paar Rake­ten in ihrem Vor­gar­ten „ein­fach aber­wit­zig“ sei­en. Sie hät­te wohl auch kein Pro­blem damit, wenn jemand ein paar Minen auf ihrer Veran­da instal­liert. 

Die ein­zi­gen ver­nünf­ti­gen Gedan­ken hat­te mal wie­der Bun­des­au­ßen­stein­mei­er Frank-Wal­ter: „Die Nach­rich­ten des heu­ti­ges Tages waren kein Ver­gnü­gen.“ Aber sowas von.

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Musik

Ein Klavier, ein Klavier!

Jetzt betrei­ben wir die­ses Blog seit fast drei Mona­ten und ich habe immer noch kei­nen Satz über Ben Folds ver­lo­ren. Das ist inso­fern skan­da­lös, als Folds mein abso­lu­ter Lieb­lings­künst­ler ist, der gar nicht genug gewür­digt wer­den kann. Wer noch nie etwas von Ben Folds oder sei­ner frü­he­ren Band Ben Folds Five gehört hat, möge sich bit­te erst ein paar Minu­ten schä­men und die­se Bil­dungs­lü­cke anschlie­ßend schlie­ßen.
Der Zustand des Nicht­ge­schrie­ben­ha­bens ändert sich heu­te, denn gleich zwei, nun ja: über­ra­schen­de bis ver­wir­ren­de Mel­dun­gen aus dem Hau­se Folds erblick­ten das Licht der Welt:

Zum einen wird Folds das Solo­de­büt der Dres­den-Dolls-Sän­ge­rin Aman­da Pal­mer pro­du­zie­ren. Zwar bestand wohl nicht ernst­haft die Gefahr, Pal­mers Solo­al­bum könn­te nicht auch ohne Folds gelin­gen, aber so besteht natür­lich beson­de­rer Grund zur Freu­de. Denn Folds‘ letz­te Pro­duk­ti­ons­ar­beit war das klei­ne Meis­ter­werk „Has Been“ von Wil­liam „Cap­tain Kirk“ Shat­ner – und des­sen Vor­gän­ger aus dem Jahr 1969 gilt immer­hin als eines der schlech­tes­ten Alben ever. Wenn Folds also aus einem altern­den Welt­raum­cow­boy nur das Bes­te raus­holt, was soll er dann erst bei Miss Pal­mer machen?

Zum zwei­ten ging heu­te per News­let­ter und MySpace-Blog eine Bot­schaft in die Welt, die am Bes­ten gleich wört­lich zitiert wird:

i need a vaca­ti­on. but i hate vaca­ti­ons becau­se i don’t know what to do with my time. so i stay­ed up all last night dia­l­ing up fri­ends who play music who also want a vaca­ti­on and most of them told me to call back when i was sober and not crying.

i’ll ring them up again today, but my point is that i’d like to get a lot of talen­ted musi­cal artists tog­e­ther in one holi­day moment of glo­ry with pos­si­bly a few come­di­ans and have some kind of magi­cal expe­ri­ence ..MAN.

the idea of pain­ting a lar­ge bus psy­che­de­lic pur­ple, not taking baths for a week and dri­ving around the coun­try jamming out on one chord about the war got shot down quick­ly. ever­yo­ne wan­ted to bring their blackberry’s and sing about their record com­pa­nies, then the­re was an issue becau­se some of the musi­cal acts wan­ted cor­po­ra­te spon­sor­ship on the side of the bus etc. we’ll get ever­yo­ne on board.… soon. my peo­p­le will come up with some­thing and cont­act their peo­p­le who will cont­act your peo­p­le and we’ll make my vaca­ti­on fan­ta­sies come true.

Um eine Phra­se zu ver­mei­den: Man darf gespannt sein.

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Denkmal

Wel­ches his­to­ri­sche Ereig­nis wird hier auf spie­le­ri­sche Wei­se auf­be­rei­tet auf­ge­grif­fen?

Bilderraetsel

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Politik

Der russische Bär

Es gibt erschüt­tern­de Augen­bli­cke. Wie, wenn man abends unver­mu­tet plötz­lich den Dicken aus der Pfalz mit auf­ge­weich­tem Gesicht im TV sieht, obwohl man den doch eigent­lich längst im Alters­heim mit den ande­ren Polit-Zom­bies end­ge­la­gert erwar­tet hät­te. Und das nicht, weil es plötz­lich kei­ne lecke­ren Sau­mä­gen mehr gäbe. Oder weil ihm plötz­lich von all dem Aus­sit­zen damals das umfäng­li­che Gesäß mal so rich­tig schmerz­te. Son­dern weil der net­te, tap­si­ge, aus­schließ­lich Wäs­ser­chen trin­ken­de Ex-Prä­si­dent der Vor­zei­ge­de­mo­kra­tie Russ­land, Boris Jel­zin, ver­stor­ben ist. Schock­schwe­re­not!

Des­sen Nach­fol­ger als Prä­si­dent der Vor­zei­ge­de­mo­kra­tie Russ­land, Wla­di­mir Wla­di­mi­ro­witsch Putin, weint bestimmt auch schon Kro­ko­dils­trä­nen. Und wir fra­gen uns, wie lan­ge es noch dau­ert, bis nach Michail Gor­bat­schow und Boris Jel­zin nun auch Putin in die Fla­sche gefüllt wird. Oder hat der net­te Ex-KGB-Chef etwa mit einem Son­der­ur­laub im Kau­ka­sus gedroht, falls jemand so vor­wit­zig sein soll­te?

Nas­tro­v­je, jeden­falls!

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Leben

Bild mal meine Meinung ab!

Wir alle fra­gen uns sicher regel­mä­ßig, wo Umfra­ge­er­geb­nis­se wie „Män­ner fin­den Ursu­la von der Ley­ens neue Fri­sur gut“, „Deut­sche fah­ren im Urlaub nur ungern in die Ukrai­ne“ oder „Wenn mor­gen Bun­des­tags­wahl wäre, wür­de Knut zur sexies­ten Schau­spie­le­rin gewählt“ her­kom­men. Bis­her war mein Grund­ge­dan­ke, dass da eini­ge irre PR-Men­schen in bom­ben­si­che­ren Kel­lern sit­zen und sol­che Zah­len aus­wür­feln. Dann klin­gel­te mein Tele­fon.

Eine Frau mitt­le­ren Alters aus der bran­den­bur­gi­schen Pro­vinz war dran und sag­te, sie rufe für das Mei­nungs­for­schungs­in­sti­tut Emnid an, ob sie bit­te ein Haus­halts­mit­glied über 60 Jah­ren spre­chen kön­ne. Mei­ne Erleich­te­rung, dem Schick­sal noch ein­mal ent­flo­hen zu sein, hielt nicht lan­ge: auch wenn es bei uns kein sol­ches gebe, wür­de sie mir ger­ne eini­ge Fra­gen stel­len, sag­te die Frau. Ich wil­lig­te ein, frag­te aber vor­her selbst nach, wie man bit­te­schön an mei­ne Num­mer, die ich noch nicht mal ken­ne, und die wirk­lich nir­gend­wo ver­zeich­net sei, kom­me. Das mache ein Zufalls­ge­nera­tor, ent­geg­ne­te die Frau und leg­te los. Nach 23:15 Minu­ten war ich fer­tig, hat­te zwei wund­te­le­fo­nier­te Ohren und mei­nen Bei­trag zu einem Hau­fen tol­ler Tor­ten­dia­gram­me in einem Hau­fen hoch­wer­ti­ger Medi­en gelie­fert.

Bei fol­gen­den Sta­tis­ti­ken wer­de ich in den nächs­ten Mona­ten „Mama, ich bin im Fern­se­hen!“ schrei­en dür­fen:

  • betr. der Zufrie­den­heit mit der Bun­des­po­li­tik („Geht so“)
  • betr. der Zufrie­den­heit mit der NRW-Lan­des­po­li­tik („Haben Sie die Opti­on ‚Beschis­sen‘?“)
  • die sog. Sonn­tags­fra­ge
  • betr. des Rauch­ver­bots bzw. des­sen Inter­pre­ta­ti­on durch die NRW-Lan­des­re­gie­rung
  • betr. der Wie­der­auf­nah­me der Ermitt­lun­gen im Mord­fall Buback und der mög­li­chen Begna­di­gung von Chris­ti­an Klar
  • betr. mei­ner Prä­fe­ren­zen für Kar­tof­fel­puf­fer oder Rei­be­ku­chen (in deed: auf die Fra­ge nach mei­ner Mei­nung über poli­tisch moti­vier­ten Ter­ro­ris­mus folg­te eine zu Kar­tof­fel­puf­fern und Rei­be­ku­chen …)
  • betr. mei­nes Geld­in­sti­tuts
  • betr. mei­ner Erfah­run­gen mit Ver­sand­händ­lern („tele­fo­nisch, Kata­log, Inter­net“)
  • betr. mei­ner Erfah­run­gen zu Dienst­leis­tun­gen per Inter­net (inkl. Musik­down­loads)
  • betr. mei­ner Mei­nung und Erfah­rung zu und mit Bio­le­bens­mit­teln
  • betr. mei­nem Geschmack in Sachen Fein­kost­sa­la­te („dar­un­ter ver­ste­hen wir Sala­te, die mit Mayo­nai­se zube­rei­tet wer­den“)
  • betr. diver­ser sta­tis­ti­scher Daten mei­nes Haus­halts

Inter­es­sant. Ich befür­wor­te übri­gens, dass Chris­ti­an Klar mit der Lan­des­re­gie­rung in NRW Kar­tof­fel­puf­fer essen soll – aber nur, wenn sie aus bio­lo­gi­schem Anbau kom­men und mit Apfel­mus ser­viert wer­den.

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Musik Literatur

Hör Bücher!

Heu­te ist der Welt­tag des Buches. Aus die­sem Anlass hier eine Lis­te mit den schöns­ten, wich­tigs­ten, bele­sens­ten Lite­ra­tur-Songs. Wie immer so unvoll­stän­dig wie mein Gedächt­nis:

  • Muff Pot­ter – Bis zum Mond
  • Nir­va­na – Scent­less App­ren­ti­ce (über „Das Par­füm“ von Patrick Süß­kind)
  • Maxï­mo Park – Rus­si­an Lite­ra­tu­re
  • Kash­mir – Small Poem Of Old Fri­end
  • Manic Street Pre­a­chers – The Girl Who Wan­ted To Be God (nach einem Zitat von Syl­via Plath)
  • Ryan Adams – Syl­via Plath
  • Jupi­ter Jones – Reiß die Trau­er aus den Büchern
  • The Beat­les – Paper­back Wri­ter
  • Elton John – Good­bye Yel­low Brick Road (bezieht sich auf „The Wizard Of Oz“)
  • Love – My Litt­le Red Book
  • Simon & Gar­fun­kel – Boo­kends
  • Mode­st Mou­se – Bukow­ski
  • The Wea­k­erthans – Our Reti­red Explo­rer (Dines With Michel Fou­cault In Paris, 1961)
  • The Ata­ris – If You Real­ly Wan­na Hear About It … (ers­te Zei­le aus „The Cat­cher In The Rye“)
  • Pie­bald – Hol­den Caul­field (benannt nach der Haupt­fi­gur eben­da)
  • Babysham­bles – À Rebours (benannt nach einem Roman von Jor­is-Karl Huys­mans)
  • Toco­tro­nic – Gegen den Strich (benannt nach dem deut­schen Titel des Huys­mans-Romans)
  • Black Rebel Motor­cy­cle Club – Howl (benannt nach dem berühm­ten Beat­ge­dicht von Allen Gins­berg)
  • Smas­hing Pump­kins – Soma (benannt nach der Dro­ge in „Bra­ve New World von Aldous Hux­ley)

Und hier der gro­ße Ali­ce-im-Wun­der­land-Zuga­ben­block:

  • The Sis­ters Of Mer­cy – Ali­ce
  • Elton John – Mona Lisa And Mad Hat­ters
  • Aimee Mann – Hump­ty Dump­ty
  • Jef­fer­son Air­plane – White Rab­bit
  • Sym­pho­ny X – Through The Loo­king Glass
  • Tra­vis – The Hump­ty Dump­ty Love Song
  • Bright Eyes – Down In A Rab­bit Hole
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Musik

Eine Leiche zum Dessert

Ver­gan­ge­ner Don­ners­tag, Gebäu­de 9. Die ers­te Deutsch­land-Tour­nee führ­te Mur­der By Death aus Bloo­ming­ton, India­na nach Köln. Und die­se Mischung aus düs­te­rem Punk, zicki­gem Rocka­bil­ly und dra­ma­ti­scher Ame­ri­ca­na begeis­ter­te das Publi­kum – trotz bis­wei­len schep­pe­ri­gem Sounds – vom ers­ten Moment. Die Spiel­freu­de der Band, beson­ders der grol­len­de Tenor von Sän­ger Adam Tur­la und das war­me Jau­len von Sarah Bal­liets Cel­lo, schubs­te sich von Höhe­punkt zu Höhe­punkt.

Und es gab akus­ti­sche Ver­gleichs­ver­su­che im fas­zi­nier­ten Publi­kum: Die einen woll­ten die White Stripes oder den Gun Club her­aus­ge­hört haben, die ande­ren dach­ten an 16 Hor­se­power oder Two Gal­lants, und noch jemand ver­glich Tur­la mit einem Bas­tard von John­ny Cash und Glenn Dan­zig. Stimmt alles, und ist doch kom­plett am Ziel vor­bei. Nicht jedoch so weit dane­ben, wie der immer noch nicht aus­ge­rot­te­te Zusam­men­hang mit dem Gen­red cal­led Emo, der damals ein­zig auf einer Label­zu­ge­hö­rig­keit beruh­te. Album­ti­tel wie „Like the exor­cist, but more break­dan­cing“ und „Who will sur­vi­ve, and what will be left of them“ sind tol­le Vor­bo­ten für noch tol­le­re Musik, und das lose an Dan­te Ali­ghie­r­is Gött­li­cher Komö­die aus­ge­rich­te­te „In boc­ca al lupo“ setzt dem Gan­zen die Kro­ne auf. Das ist das ganz gro­ße Rock’n’Roll-Dra­ma, und quält sich doch wie der Kojo­te aus dem Schwarz­weiß-Wes­tern Dei­ner Wahl. Und wer immer noch zwei­felt, höre ein­fach „Brot­her“ auf der Myspace-Sei­te nach (oder schaue das ent­spre­chen­de Video) – und ver­nei­ge sich inner­lich.

Gera­de ein­mal 10 Euro Ein­tritt für eins der fasznie­rends­ten Kon­zer­te der letz­ten Mona­te. Da mag das Lin­e­up z.B. der dies­jäh­ri­gen Pearl-Jam-Open­airs, die mit eben Pearl Jam, Inter­pol und den Future­heads wuchern dür­fen, „fet­ter“ wir­ken. Aber das Preis­leis­tungs­ver­hält­nis saugt tote Hams­ter durch Stroh­häl­me. Vor eini­gen Jah­ren kam auf der Mai­ling­lis­te Los­t­High­way­Ger­ma­ny anläß­lich einer Neil-Young-Solo­tour mit Ticket­prei­sen über 100 Euro­nen die Theo­rie auf, bei die­sen Prei­sen wäre eine Idio­ten­steu­er mit­in­be­grif­fen, die fäl­lig wür­de, sobald jemand bereit wäre, die­sen Preis zu zah­len. Herr Stein­brück, bit­te mit­schrei­ben!

PS: Die Über­schrift bezieht sich natür­lich auf die groß­ar­ti­ge Neil-Simon-Ver­fil­mung „Mur­der by death“ u.a. mit Peter Falk, David Niven, Alec Guin­ness, Peter Sel­lers, Mag­gie Smith, James Crom­well und Tru­man Capo­te. Gucken. Jetzt.

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Falls ich in Ungnade bei Wolfgang fallen sollte

Zei­chen und Wun­der und so. Da lese ich unbe­darft im deut­schen Rol­ling Stone, und plötz­lich ent­de­cke ich eine Aus­sa­ge des noto­ri­schen Dylan- und Stones-Apo­lo­ge­ten Wolf­gang Doebe­l­ing, der sich gefäl­ligst ein jeder voll­in­halt­lich anzu­schlie­ßen hat. Gab’s das schon mal? Ver­mut­lich: nicht.

Aber wor­um ging es eigent­lich? Das anbe­tungs­wür­di­ge „Fairy­ta­le of New York“ von The Pogues mit der viel zu früh ver­stor­be­nen Kirs­ty Mac­Coll, wird da auf Sei­te 113 der April-Aus­ga­be im „Vinyl“-Kasten behaup­tet, sei der „groß­ar­tigs­te aller Xmas-Tracks“. Nicht nur in Zei­ten, in denen die Tem­pe­ra­tu­ren in Deutsch­land zu Ostern so sind wie sonst auf Mal­le in der Hoch­sai­son, ist das mal die defi­ni­ti­ve Wahr­heit. Und nicht mal die grund­gu­te Cover­ver­si­on der grund­gu­ten Stars, die man als B‑Seite von „Your ex-lover is dead“ im City-Slang-Store käuf­lich erwer­ben kann, wird dar­an etwas ändern. Und Doebe­l­ings Faux­pas, der Song hie­ße „Fairy­ta­le in New York“, schon mal gar nicht. Das alles muß etwas zu bedeu­ten haben. Ver­mut­lich: nichts.

„Fairy­ta­le of New York“ – Video bei You­tube
Herr­lich deran­gier­te Liv­e­fas­sung vom St. Patrick’s Day 1988, eben­falls bei You­Tube